Skip to main content

Full text of "Sämmtliche Sinngedichte;"

See other formats


Google 


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  prcscrvod  for  gcncrations  on  library  shclvcs  bcforc  it  was  carcfully  scannod  by  Google  as  pari  of  a  projcct 

to  make  the  world's  books  discoverablc  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 

to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 

are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  cultuie  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  maiginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  flle  -  a  reminder  of  this  book's  long  journcy  from  the 

publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prcvcnt  abuse  by  commcrcial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automatcd  qucrying. 
We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  ofthefiles  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  files  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  aulomated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machinc 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  laige  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encouragc  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attributionTht  GoogX'S  "watermark" you  see  on  each  flle  is essential  for  informingpcoplcabout  this  projcct  andhclping  them  lind 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  lesponsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can'l  offer  guidance  on  whether  any  speciflc  use  of 
any  speciflc  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  mcans  it  can  bc  used  in  any  manner 
anywhere  in  the  world.  Copyright  infringement  liabili^  can  be  quite  severe. 

Äbout  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organizc  the  world's  Information  and  to  make  it  univcrsally  accessible  and  uscful.   Google  Book  Search  hclps  rcadcrs 
discover  the  world's  books  while  hclping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  icxi  of  ihis  book  on  the  web 

at|http  :  //books  .  google  .  com/| 


Google 


IJber  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Realen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfugbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 
Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nu  tzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.     Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.     Nie htsdesto trotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  veihindem.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 
Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google-MarkenelementenDas  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  fiir  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppcn  zu  erreichen. 
Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter|http:  //books  .  google  .corül  durchsuchen. 


.  /'/.-  •^.  <;?'^/ 


*•    sw^r  «M^u.,  #^  yViv  »mC^  t^  ßmM^, 


^fif^^^  ^r  ^'"^^' 


BIBLIOTHEK 


DES 


LITTERARISCHEN  VEREINS 


m  STUTTGART. 


cxni 


HTLDEBBABI) 
LIBBABT. 


TÜBINGEN. 

OBDBTTCKT  AUF  KOSTEN   DES  LITTEHAHISCBEN  VEREINS. 

1872. 


PROTECTOR 
DES  LITTERARISCHEN  VEREINS  IN  STUTTGART 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


VERWALTUNG: 

Präsident: 
Dr  A.  V.  Keller,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Tobingen. 

Kassier: 
Roller,  universitäts-secretär  in  Tübingen. 

Agent: 
Fnes,  bnchhändler  in  Tübingen. 


GESELLSCHAFTSAÜSSCHÜSS : 

Hofrath  dr  Bartsch,  ordentlicher  professor  an  der  g.  nniversität  in 

.   Heidelberg. 
K.  freiherr  v.  Cotta  in  Stuttgart. 
Oberstudlenrath  dr  Haßler,  conservator  der  vaterländischen  kunst- 

und  alterthumsdenkmäler  in  Ulm. 
Dr  Holland,  professor  an  der  k.  Universität  in  Tübingen., 
Dr  G.  ritter  v.  Karajan,  prüsident  der  k.  akademie  in  Wien. 
Dr  E.  V.  Kausler,   vicedirector  des  k.  haus-  und  Staatsarchivs  in 

Stuttgart. 
Dr  Klflpfel,  bibliothekar  an  der  k.  Universität  in  Tübingen. 
Director  dr  0.  v.  Klumpp  in  Stuttgart. 

Dr  Maurer,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  München. 
Dr  Menzel  in  Stuttgart. 

Dr  Simrock,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Bonn. 
Dr  Waitz,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Göttingen, 


FRIEDRICHS  VON  LOGAU 


SiMMTLICHE  SINNGEDICHTE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


GUSTAV  EITNEB. 


sr»(f  Ä  ■F^' 


FÜR    DEN    LITTEBARISCHEN   VEREIN   IN   STUTTGART 

NACH    BKSCHLU8S    DES    AUBSCnUSSER    VUM    SEPTEMBER    1871 

GEDRUCKT   VON   L.   F.    FUE8   IN   TÜBINGEN 

1872. 

F. 


c^TANFOP! 


^^xv 


u 


RS\ 


\\ 


j=\.  Ä^«7* 


AN  DEN  LESER. 


Günstiger,  geliebter  Leser;  ich  halte  dafür,  daß  diese 
meine  Sinngetichte  viel  fUrredens  oder  fÜrsprechenB  nicht  be- 
dürffen;  denn  ich  werde  alle  Köpffe  unter  meinen  Hut  doch 
nicht  bringen,  nemlich  niemanden  zwingen;  daß  er  meine  Ge- 
danken müsse  gut  heissen.  Allerding  es  nicht  möglich  in 
einem  Garten  zu  verwehren;  daß  auff  die  Blumen  nicht  so  wol 
Spinnen  als  BiencA  fallen.  Ich  gedenke  nur  etwas  weniges 
vom  Reimenmasse;  einmal,  daß  die  Endungen  der  Keime  zu- 
sammenstimmen nur  nach  unserer  Mund- Art;  wo  sie  geschrieben; 
denn,  wie  es  vielleicht  frembden  dannenher  nicht  fUglich  lauten 
möchte,  wie  wir  die  selblautenden  Buchstaben  außsprecheu; 
also  würde  es  auch  in  unsren  Ohren  übel  klingeu;  zu  reden, 
wie  die  frembden  reden,  also  daß  es  nur  nöthig  scheinet;  im  Keime 
sich  deß  einheimischen  Außspruches  zu  gebrauchen.  Nach- 
mals, daß  die  einsylbigen  oder  einigliedrigen  Worte,  welche 
in  der  deutschen  Sprache  fast  das  meiste  außmachen,  ich  bald 
lang,  bald  kurtz  gesetzet;  offters  in  einem  Reime,  nicht  so  wol 
auß  überseheiü;  als  daß  der  Beylaut  im  lesen  und  reden  als- 
denn  so  föUet;  welcher  ohne  dieses  im  Reimschreiben  fast  die 
beste  Richtschnur  ist.  Sonst;  daß  ich  die  Poetischen  Lateini- 
schen 77ameu  behalten;  auch  wol  selbst  eigene  nach  Lateini- 
scher Art  zu  Zeiten  erfanden;  geschiehet  darumb;  daß  jene 
schon  Bürgerschafft  bey  den  Deutschen  gewonnen  und  gar 
geläuffig;  meine  Sachen  auch  schwerlich  so  tieff  unter  den  ge- 
meinen Pöfel  gerathen  werden;  (ehe  unter  diC;  so  der  Poe- 
terey  kündig;)  die  neuen  deutschen  Namen  aber  noch  etwas 
hart,  ungewöhnlich;  jo  wol  mehr  unverständlich  als  die  Latei- 
nischen kommen;  diese  zur  Sache  sich  fUglicher  schicken  wol- 
len,  als   im  Deutschen;    weil   doch  jede  Sprache  ihre  eigene 

i 

Logui.  ^ 


Deß  Enten  Tausend 


DESZ  BESTEN  TAUSEND 

ERSTES   HUNDERT. 

1. 

An  etliche  Lobspreeher  eilies  verstorbenen  Heldens. 

Ihr  klugen;  derer  Faust  die  Feder  embsig  führet, 
Zu  klagen  dessen  Tod ,  der  an  die  Wolken  rühret 
Durch  Thaten  ohne  gleich  ^  durch  Thaten,  die  der  Welt 
Deß  Himmels  kurtze  Gunst  hat  einig  fUrgestellt 

5  Zum  Eigenthum  zwar  nicht,  zum  Wunder  aber  allen, 
So  weit  der  Titan  leucht;  der  Mut  mag  euch  entfallen, 
Daß  diß,  wo  ewig  Ding  genug  zu  schaffen  hat. 
Die  Feder  enden  soll  und  ein  papiemes  Blat. 
Weicht  ab  von  da,  wo  Fleiß  gar  schwerlich  Frucht  gewinnet; 

10  Klagt  nichts  so  sehr  als  diß,  daß  klagen  ihr  nicht  könnet. 

2. 
Hochzeit- Wnntsch. 

So  lebt  nun,  liebes  Paai-,  lebt  zwischen  Krieg  und  morden 
In  dennoch  süsser  Ruh  und  in  dem  schönen  Orden 
Der  lieben  Piinigkeit;  lebt,  daß  deß  Glückes  neiden 
Muß  Euch  und  euer  Thun  stets  fliehen  und  vermeiden ! 


'^^ 


Abweichungen  der  ersten  ausgäbe  von  16^8.  „Erstes  Hundert  Teutscber 
Reimensprücbe  Salomons  von  Golaw.  In  Verlegung  David  Müllers  Buchhandl. 
sei.  Erben  in  Breßlaw.  MDCXXXVllI." 

1.  (I,  3  welche,  offenbar  aus  versehen,  zweimal  vorkommt)  De  Epicedio- 
graphis  nonnullis.  1  Ihr,  derer  kluge  Hand.  7  Daß  diß,  wo  ewigheit. 
10  Klagt  nichts  mehr  alß  nur  diß.  —  2.  (I,  4)  Votum  nubtiale.  1  Lebt, 
lebt,  ihr  wehrtes  Par.       2  Dennoch  in  s.       4  selbst  fl. 


BIBLIOTHEK 


DES 


LITTERABISCHEN  VEREINS 


IN  STUTTGART. 


CXIII 


TULDEBBAHD 
LIB&ABT. 


TÜBINGEN. 

OBDRUCKT  AUF  KOSTEN   DES  LITTERARI8CHRN  VEREINS. 

1872. 


g  Deß  Ersten  Tausond 

4. 

Waffen-Anstand. 

Von  Anstand  und  von  Fried  und  vielen  schönen  Dingen 
Will  Fama  dieser  Zeit  ein  neues  Liedlein  singen ; 
Doch  weiß  ich  nicht;  obs  heu.     Der  Anstand  ist  gar  alt; 
Der  Fried'  ist  auch  fUr  längst  gar  recht,  gar  wol  bestalt. 
5  Was  darff  ein  Anstand  sein,  wo  nie  man  noch  gestritten? 
Da  Waffen  und  ihr  Brauch  nach  dieses  Krieges  Sitten 
Gleichwie  in  einem  Spiel  nur  bloß  zum  Scherz  und  Schein 
Und  daß  sie  nicht  der  Rost  zerfreß;  in  Händen  sein? 
Was  darff  ein  Anstand  sein,  wo  nie  kein  Feind  sich  findet; 
10  Der  zu  bekriegen  steht;  und  wo  man  sich  nur  gründet 
Auf  Meinung;  unser  Land  nach  draußgeschöpfftem  Nutz 
Alsdenn  dem  lieben  Gott  zu  geben  in  den  Schutz? 
Was  darff  ein  Anstand  seiu;  wo  man  die  Erieges-Kinder 
Gar  glimpf-  und  gütlich  meint  und  bloß  die  feisten  Rinder 

15  Sambt  ihrer  jungen  Art  um  etwa  Pferd  und  SchweiU; 
Schaaf;  HuU;  HaU;  EntC;  Gans  last  seine  Feinde  sein? 

Der  Fried'  ist  lange  schon  in  unsre  Gräntzen  kommen. 
Da  jene  viel  zwar  unS;  wir  ihnen  nichts  genommen; 
Indem  wir  uns  bemüht;  (o  eine  feine  Kunst!) 
10  Zu  brechen  ihren  Trotz  durch  unsre  gute  Gunst. 
Es  ist  ja  Fried'  und  Ruh  im  Lande  gantz  die  Völle ; 
Das  Feld  hält  Sabat-Tag;  der  Acker  liget  stille 
Und  duldet  nicht  wie  vor;  daß  ihm  viel  Wunden  schlug 
Deß  Bauers  frecher  Arm  und  ein  tyrannisch  Pflug. 

16  Es  ist  ja  Friede  da ;  man  darf  ja  mehr  nicht  sorgeu; 
Wie  jeder  Hab  und  Gut  flir  Dieben  hält  verborgen 
In  sicherem  Gemach ;  es  bleibt  ja  Gold  und  Geld 
In  festem  Hause  so ;  wie  durch  das  offen  Feld. 

4.  (I,  6)  Induciffi.  Waffen-Anstand.  2  new  Getichte.  3  Ich  haltt  es 
nicht  für  new.  4  gar  recht  und.  5  wo  man  nie  gestr.  7  alß  wie  z. 
Seh.  10  den  man  bekr.  wiel,  da  wo.  11  manches  L.  13  Bellona  Kinder. 
14  Nicht  alß  nur  g.  17  D.  F.  ist  auch  für  längst.  18  In  dem  unß  jene 
viel.  25  Eß  ist  ja  Fried  im  Land;  es  darff  niemand  mehr  s.  26  Wie 
Er  sein  H.      28  So  in  verschlossnem  Hauß  alß  durch  d.  freie  Feld. 


Erstes  Hundert.  7 

Hierum  ungt  Fama  falsch  von  Anstand  und  von  Friede; 
Ihr  Sinn  sei  dieser  denn,  daß,  weil  die  Welt  ist  müde  so 

Der  alten  deutschen  Treu,  nur  mit  Betrieglichkeit 
3Ian  habe  steten  Fried'  und  Krieg  mit  Redligheit. 

5. 

Sehertc  vom  Flaehs-Nutce. 

Gewiß,  der  liebe  Flachs  ist  gar  ein  nutzes  wesen ; 
Der,  der  es  wo  nicht  glaubt ,  mag  diese  Reime  lesen : 
Ein  Mägdlein  gieng  zu  Stuhl  und  thät,  ich  weiß  nicht  was, 
Da  war  das  Hembd  ihr  gut,  sonst  war  sie  noch  wol  naß. 

6. 

Tag  und  ein  Tages- Wiintseh. 

Die  Nacht  ist  nun  dahin;  die  Sonn  ist  wieder  kommen; 

Der  Schlaf,  deß  Todes  Bild,  ist  weg  von  uns  genommen. 

Herr  Gott,  du  reines  Liecht,  laß  ferne  von  mir  sein 

Der  Sünden  finstre  Werk  und  gib  mir  deinen  Schein ! 

Laß  mich  dein  werthes  Wort  irei  öffentlich  bekennen ;  5 

Laß  mich  in  deiner  Lieb  und  meines  Nechsten  brennen ; 

Laß  meinen  Sinn  und  Geist  seyn  wacker  für  und  für 

Zu  thun,  was  mir  gebührt  und  wol  gefallet  dir! 

Und  so  mein  müder  Leib  noch  länger  soll  beschauen 

Das  Unrecht  dieser  Welt  und  dieses  Elend  bauen :  10 

Herr  Gott,  so  gib  Geduld,  verleih'  beständigkeit ; 

Laß  scheinen  deinen  Trost  und  hilff  zu  rechter  Zeit ! 

Laß  mir  mein  Augen  nicht  von  eitlen  Dingen  blenden. 

Nach  köstlich  Ding  der  Welt  von  dir  mein  Hertze  wenden; 

Hilff,  daß  ich  mich  nicht  theil  und  bleibe  gantz  an  dir,  15 

Auff  daß  du,  höchstes  Gutt,  mögst  bleiben  auch  in  mir! 

Wenn  endlich  denn  mein  Liecht  und  Leben  muß  vergehen. 

So  laß  mich  dort  gantz  schön  und  wie  verkläret  stehen 

Da,  wo  du  Sonnenstral,  voll  von  Gerechtigkeit, 

Schön  hell  erleuchten  wirst  die  selig  Ewigkeit!  >o 

29  Dmm  singt  Fraw  F.  30  Es  sey  denn  diß  ihr  Binn.  31  man  mit  Betr. 
32  Hab  einen  st.  —  5.  (I,  7.)  Deß  Flaohß-Nutz.  1  Eß  ist  d.  1.  Flaß  ja  gar 
ein  nutzlich  W.  2  Wer  es  nicht  gl.  wiel.  4  gar  naß.  —  6.  fehlt  in  der 
ersten  ausgäbe  von  1638. 


g  Deß  Ersten  Tansend 

7. 

Nacht  und  ein  Nacbt-Wnntsch. 

Die  Mutter  unsrer  Kuh^  die  Arznei  vieler  Sorgen, 
Die  finstre  Nacht  ist  da;  die  Sonne  geht  verborgen; 
Die  halbe  Welt  ist  schwartz,  ist  traurig  ohne  Liecht, 
Ist  gleichsam  mehr  nicht  da,  lebt  zwar,  lebt  doch  auch  nicht. 
6  Herr  Gott,  du  heller  Glantz,  laß  unser  Herz  und  Sinnen 
Im  Finstren  nimmer  seyn;  gib,  daß  sie  wachen  können 
Auch  mitten  in  dem  Schlaf,  aaff  daß  dein  Göttlich  Schein 
Mög'  unsrer  Seele  Liecht  und  helle  Fackel  seyn! 
Wenn  wir  deß  Kümmers  Last  zu  unsren  Haupten  legen, 

10  So  laß  sich  deinen  Geist  in  unsrem  Geiste  regen 

Und  schaffe,  daß  die  Nacht,  wenn  uns  der  Tag  erweckt. 
Der  Sünden  schnöde  Bürd'  in  allem  hat  verdeckt! 
Laß  deiner  Engel  Dienst  auch  ims  zu  Dienste  kommen! 
Gib,  daß  von  unsrem  Haupt  sey  Schad'  und  Schmach  genommen, 

15  Auff  daß  der  starke  Feind,  der  schwartze  Fürst  der  Nacht, 
Deß  Leibes  süsse  Ruh  uns  nicht  verbittert  macht ! 
Und  so  es  so  soll  seyn,  daß  heut  ich  noch  soll  gehen 
Deß  Todes  finstren  Gang,  so  woUstu  bei  mir  stehen 
Und  gehen  für  mir  her  ins  Leben  durch  den  Tod, 

10  In  Himmel  auß  der  Welt,  zur  Freude  von  der  Noth! 

8. 
Das  Gebete. 

Wenn  die  Welt  mit  Menschen  kriegt, 
Muß  der  Mensch  mit  Gotte  kriegen. 
Weil  die  Noth  uns  gegenliegt. 
Müssen  wir  für  Gotte  liegen 
5  Und  durch  Beten  endlich  siegen. 

9. 
Verleumbder. 

Ich  kenn  ein  höllisch  Volck,  die  Brüder  der  Erinnen, 

Ein  Volck  von  süsser  Zung'  und  von  vergiff*ten  Sinnen, 

* 

7.  fehlt.  —  8.   (n,   3.)   Procatio.       3   Wenn   umb   unß  die   nott   her   1. 
4  umb  Gott  her  1.  —  9.  (I,  10.)  Calumniatores. 


Erstee  Hundert.  9 

Dt8  swiBchen  Mnnd  und  Hertz  ^  das  zwischen  Wort  und  That 

Hat  einen  engen  Raum,  wie  Ost  und  Westen  hat. 

Es  lobt  mich  im  Gesicht;  es  schändet  mich  im  Rücken^  .5 

Es  wil  durch  meine  Schmach  sein  eignes  Laster  schmücken; 

Es  sehnet  sich  empor ,  verachtet  alle  Welt 

Und  hat  genug  an  dem,  daß  ihm  es  selbst  geftdlt. 

Was  ist  mir  denn  zu  thun  ?   Sonst  wil  ich  nichts  ihm  gönnen, 

Als  daß  sein  falsches  Maul  mög^  einen  Stand  gewinnen,  10 

Wo  sonst  durch  holen  Grund  ein  stinkend  Athem  zeucht. 

Der  aoff  die  Fersen  zielt  und  in  die  Nasen  kreucht. 

10. 
Wein-Lust. 

Wer  mit  Bacchus  kämpffen  wil, 
Hute  sich  und  trau  nicht  viel. 
Erstlich  schlägt  er  auff  die  Beine; 
Trifft  er  dich,  so  bist  du  seine. 

11. 

Mein  und  dein. 

Alles  machet  mein  und  dein, 

Daß  man  nicht  kann  friedlich  sejn. 

12. 
Bflcher-lesen. 

Wie  die  Honigmacherinnen 
Auß  viel  Blumen  saugen  kttnnen 
Ihren  süssen  Nectar-Safft: 
So  auch  unsre  Wissenschafft 

Wächst  durch  unverseumtes  lesen  5 

In  ein  gleichsam  Göttlich  Wesen. 

« 

4  Hat  einen  Unterscheid.  6  s.  eigen  L.  8  Und  hat  an  dem  genug, 
das  es  ihm  s.  9  nun  sn  th.  Ich  wiel  ihm  sonst  nichts  g.  11  Da  wo- 
durch h.  —  10.  (I,  8.)  Vini  dolus.  3  Er  schlegt  erstl.  —  11.  (I,  9.)  Meum 
et  tnum.  1  Daß  macht  alles.  2  Daß  Niemand  kann.  —  12.  (I,  U.)  Lectio 
bonomm  antomm.      5  unablttasig  L. 


IQ  Ueß  Ervten  Tausend 

13. 

Brant8chrifft. 

All  ihr  Künstler  in  der  Welt, 

Derer  kühnes  Auge-schauen 

Euch  so  viel  kan  Hänser  bauen 

In  das  blaue  Götter-Feld: 
5  Könnt  ihr  nicht  voran  mir  sagen, 

Was  sich  gutes  zu  wird  tragen, 

Wenn  sich  Mars  zu  Venus  stellt 

In  dem  schönen  Jungfern-Zeichen? 

Tycho  sage,  was  er  wil; 
10  Fehl  ich,  fehl  ich  doch  nicht  viel: 

Kinder  werden  dannen  reichen. 

Die  deß  Vaters  tap£fren  Sinn 

Und  der  Mutter  schönes  Kinn 

Lieblich  werden  abegleichen. 

14. 
Grabschrift  eines  Speise-  oder  Knchelmeisters. 

Der  hier  begraben  liegt,  der  hielt  sehr  viel  vom  essen 
Und  kan  im  Grabe  noch  des  essens  nicht  vergessen ; 
Denn  weil  er  selbst  nicht  mehr  die  Essens-Lust  kan  büssen, 
Gibt  er  sein  eigen  Fleisch  den  Wurmen  zu  gemessen. 

15. 

Von  der  Phyllide. 

Eines  Morgens  schaut  ich  gehen 

Phyllis  vor  den  Rosenstrauch, 

Da  sie  nach  gewohntem  Brauch 

Seine  Zierden  sähe  stehen. 

5  Damals  kont  ich  nicht  vergleichen 

* 

18  (I,  12.)  Prognosticon  Nubtiale.  1  O  ihr  K.  2  D.  kluges.  3  Euch 
kan  80.  4  Sternenfold.  5  Lieber,  köntt  ihr  mier  nicht  s.  6  gutten 
sQgetragen.  8  schönsten  Jungf^aw-Z.  11  daher  r.  14  Werden  1.  —  14. 
(I,  13.)  Epitaphium  oeconomici  Academioi.  —  15,  fehlt. 


f 


Erstes  Hundert.  Xi 

Welches  unter  ihnen  wol, 

Weil  sie  beid  an  Schönheit  voU^ 

Von  dem  Siege  solte  weichen. 

Ob  die  Phyllis  angenommen 

Von  den  Rosen  ihre  Zier^  lo 

Oder  ob  vielleicht  von  ihr 

Solche  solchen  Schein  bekommen. 

War  gar  übel  zu  bescheiden; 

Denn  ich  hatt  in  ihren  Glantz 

Mich  vertieffet  also  gantz,  is 

Muste  nur  die  Augen  weiden. 

Endlich  hab  ich  doch  erfahren, 

Als  der  Sonne  giildnes  Rad 

Traff  den  letzten  Tages-Grad, 

Daß  die  Rosen  Diebe  waren;  >o 

Weil  sie  hatten  wollen  gleichen 

Und  der  Phjllis  stehlen  ab 

Ihrer  Farbe  schönste  Gab; 

Musten  bald  sie  drauff  verbleichen. 

16. 

Hochzeit- Wuntscli . 

Lebt,  liebes  Paar,  mit  Gott;  lebt,  liebes  Paar,  mit  Segen; 
Lebt,  liebes  Paar,  im  Glück,  daß  Neid  euch  könn'  erregen; 
Ich  sage  noch  einmal:    lebt  hin  in  süsser  Ruh, 
Biß  Kindes-Kindeskind  drück  euer  Augen  zu ! 

17. 
Ein  andrer. 

So  lebt  ihr  beide  nun^  lebt  eines  in  der  Liebe; 
Lebt  eines  in  dem  Sinn,  damit  euch  nicht  betrübe 
Deß  Glückes  runde  Macht ;  denn  seine  Tück  und  Neid 
Hat  keinen  andern  Feind  als  Lieb  und  Einigkeit! 

« 

16.  (I,  15.)  Aliud  (sc.  votrnn  imbtiale).  1  Lebt  fort,  Jhr  Liebes  P«r, 
lebt  mit  Gk>tt,  lebt  im  Seegen.  2  Lebt  hien  in  solohem  wol  das  ancb  Neid 
kau  eir^CD.  3  Lebt,  sag  icb  noch  einmal.  4  euch  drückt  die  Augen  su! 
—  17.  (I,   16.)  Aliud.     1  Lebt  nun,  geehrte  Zwey.     4  ftrgem  F. 


12  ^^  Ersten  Tausend 

5  ledooh  woir  Einsamkeit  zur  Einigkeit  nicht  kommen^ 
Noch  eures  Lebens  Brauch  euch  eher  sein  benommen^ 
Biß  daß  sich  denn  zur  Zeit  die  süsse  Zeit  erweist; 
Die  Elter- Vater  euch ;  euch  Elter-Mutter  heist ! 

18. 
Ein  andrer. 

Wie  ihr  verbunden  seid;  so  sey  auch  euch  verbunden 
Der  Segen  und  das  Heil  sambt  langen  Lebe-Stunden! 
Gott  creutzig  euer  Creuz  und  Wasser  sfey  euch  Wein, 
Biß  ihr  das  vierdte  Glied  hört  in  der  Wiege  schreyn. 

19. 
Mist-Juncker. 

Ein  zartes  Mutter-Kind,  das  nie  vom  Haus  entnommen, 
Ist  einem  Ochsen  gleich,  der  nie  vom  Stalle  kommen. 

20. 

Paten-Zettel. 

Du  kommst,  o  liebes  Kind,  ein  Gast  in  diese  Welt, 
Da  gleich  das  Gasthaus  jetzt  zu  Grund  und  Bodem  fallt 
Durch,  in,  und  mit  sich  selbst;  drumb  ist  dir  nun  sehr  gut, 
Daß  dir  der  Himmel  bleibt,  erkaufft;  durch  Christi  Blut. 

21. 
Orabsehrifft. 

Da  ich  solte,  kont  ich  leben; 
Da  ich  solte,  kont  ich  sterben; 
Denn  das  ewig  zu  erwerben, 
Kont  ich  sterblich  leichte  geben. 

« 

5  Doch  woir  auch.  G  genommen.  7  dann  einmal  die  Liebezeit. 
8  Das  man  Großvater  Euch,  und  Euch  Groß-M.  —  18.  (I,  14.)  Votum  nub- 
tiale.  2  Wolfahrt  und  alles  Heyl  samt  vielen.  —  19.  fehlt.  —  20  (I,  17.) 
Ad  infantem  recens  natum.  3  In  sich  und  durch  sich  8.  —  21.  (I,  18.) 
Epitaphium.  2  Konntt  auch  da  ich  solte.  3  Denn  umb  ewigkeit  zu  erben. 
4  Sterbb'gkeit  wol. 


£nteB  Hundart.  13 

22. 

Hofliug. 

Auff  was  gutes  ist  gut  warten, 
Und  der  Tag  konunt  nie  zu  spat. 
Der  was  gutes  iii  sich  hat; 
Schnelles  Glück  hat  schnelle  Fahrten. 

23. 
Brantsehrift. 

An  den  Bräutigam. 

Ich  weiß  nichty  was  man  glaubt;  ich  weiß  nicht,  wem  man  trauet. 

Ich  hätt'  ein  hohes  Schloß,  Herr  Bräutigam,, gebauet 

Auff  eurer  Worte  Grund,  als  wie  auff  Fels  und  Stein; 

Seh'  aber,  daß  die  Welt  nur  wil  betrogen  seyn 

Und  ich  mit  sambt  der  Welt.   Ihr  sprecht:  ihr  seyd  ergötzet,       5 

Daß  euch  deß  Himmels  Gunst  für  Augen  hat  gesetzet 

Den  süssen  Hochzeit-Tag,  und  meinet  doch  die  Nacht, 

Die  euch  zum  Vater  weiht,  die  Braut  zur  Mutter  macht. 

Weil  schwartzes  ihr  nun  meint  und  weisses  dennoch  nennet^ 

So  sej  euch ,  merket  drauff ,  zur  Strafe  zuerkennet,  10 

Daß,  wenn  ihr  meint,  es  soll  das  erst  ein  Söhnlein  sein, 

So  wird  es  E  IB  E,  wie  Mutter  Eva,  schrein. 

24. 
An  die  Braut. 
(Auß  Versetzung  des  Nahmens:  eilff  Knaben.) 

Jungfer  Braut,  in  eurem  Namen 
Find  ich  so  gewiß  als  Amen 
Eurer  Ehe  Einderlein. 
Was  darinnen  von  Eilff  Knaben 
Wo  ist  übrig  an  Buchstaben,  6 

Werden  lauter  Töchter  sein. 

* 

22.  (I,  19.)  Öpes.  —  28.  (I,  20.)  Ad  Sponeum  quondmm  (!).  2  Hauß. 
10  So  ist  euch.  —  24.  (I,  21.)  Ad  Spongam.  Anagr.  4  Denn  was  drin- 
nen. 5  Noch  iflt. 


14  D«^  Enten  Tausend 

25. 
HoehMit-Wniitsch. 

Werthes  Paar!  das  gantze  Leben 

Sej  bej  euch  ein  steter  Ejrieg^ 

So  daß  Bejden  sej  gegeben 

Gleiche  Beot  und  gleicher  Sieg. 
5  Eämpfft  mit  Liebe  gegen  Liebe^ 

Und  mit  Treu  kämpfft  gegen  Treu; 

Daß  euch  Zwiespalt  nie  betrübe^ 

Niemals  auch  der  Eauff  bereu. 

Zwar  es  wird  wol  offt  gescheheu^ 
10  Daß  die  Braut  zu  seiner  Zeit 

Bey  sechs  Wochen  nicht  wird  seheu; 

Wie  die  Wirthschafft  sey  bereit; 

Doch  bedeut  es  nichts  denn  Beute; 

Wenn  das  Ziel  ftirbey  wird  seyn, 
16  Werden  euren  Schatz  die  Leute 

Hören  auß  der  Wiege  schreyn. 

26. 
Eine  SehSB-Heßliche. 

Ich  kenn  ein  Fraueubild,  das  wäre  völlig  schön^ 

Nur  daß  der  Schönheit  Stück  in  falscher  Ordnung  stehn. 

27. 
Eine  SchSne. 

Wenn  Menschen  Gott  sonst  nicht  erschaffen  hätte  wollen^ 
Hätt  eurentwegen  nur  er  diß  nicht  lassen  sollen. 

28. 
Hochzeit-Wimtsch. 

Liebes  Paar^  lebt  so  im  Lebeu; 
Daß  euch  Wolfarth  sey  gegeben 

* 

25.  (I,  22.)  Votum  nubtiale.  7  nicht  betr.  8  Und  keinmal.  —  26.  fehlt 
in  der  ersten  ausgäbe.  —  27.  fehlt.  —  28.  (I,  23.)  Aliud  (sc.  votum  nubtiale). 
1  Tapfres  P. 


Rnt6B  Hundert.  J5 

Wie  zvL  einem  Eigenthnm! 

Lebt,  daß  eurer  Ehe  Buhm 

Für  8OW0I  als  nach  dem  Grabe  s 

Alle  Welt  zur  folge  habe. 

Lebt!  last  sehen ,  daß  ihr  lebt! 

Und  nach  langem  Namen  strebt. 

Daß  nach  yiermal  zehen  Wochen 

Ihr  must  backen  Kindlein-Kuchen.  10 

29. 
Das  höchste  Gut. 

Zum  höchsten  Gut  in  dieser  Welt 
Wehlt  jeder,  was  ihm  selbst  gefällt. 
Gar  im  Schoß  sitzt  der  dem  Glücke, 
Dem  gegeben  sind  vier  Stücke: 

Ein  gütig  Gott,  5 

Ein  liebes  Weib, 

Em  frischer  Leib, 

Em  selig  Tod. 

30. 
Hoheit  hat  Gefahr. 

Auff  schlechter,  ebner  Bahn  ist  gut  und  sicher  wallen; 
Wer  hoch  gesessen  ist,  hat  niedrig  nicht  zu  fallen. 

31. 
Hier  sind  wir;  dort  bleiben  wir. 

Ich  bin,  ich  bleibe  nicht  in  dieser  schnöden  Welt, 
Und  weil  das  bleiben  mehr  mir  als  das  sein  gefallt. 
So  lieb  ich  sterben  mehr  als  leben,  weil  ich  kan 
So  hören  aaff  zu  sein,  zu  bleiben  fangen  an. 

« 

5  Für  und  auch  nach  eurem.  6  Die  Welt  zum  Exempel.  7  L.,  das 
man  sieht.  9  Das  man  nach  yiermal  zehn.  10  Boy  euch  esse.  —  29.  (I,  24.) 
Snmmam  bonura.  2  Nimt  Jeder  jhm.  8  Der  sitzt  gar  im  schoß.  —  30.  fehlt. 
—  31.  (n,  4.)  Hie  sumnsy  ibi  manebimus.  1  und  b1.  2  mir  mehr.  8  80 
liebt  mir. 


16  Deß  Ersten  Taoaend 

82. 
Liebeg-Flanmen. 

Hat  die  Liebe  Feuers-Art^ 
Weil  sie  hitzt  und  brennt^ 
Wie  daß  ihrer  Flammen  Fahrt 
Sich  thalein  denn  wendt? 

33. 
Schönheit. 

Wenn  der  Schönheit  schöne  Frucht 
Wäre  Keuschheit;  Ehr  und  Zucht^ 
Wären  manche  schöne  Wangen 
Nicht  ins  Hurenhaus  gegangen^ 
Manches  krauses  Haar  war  nicht 
Mit  der  Grichen  H  verpflicht. 

34. 
(rlfiek  wftget  die  Freunde. 

Böses  Glück  hat  diese  Gütte^ 
Daß  die  ungewissen  Sachen 
Uns  gewisse  Freunde  machen; 
Daß  man  sich  Air  denen  hütte^ 
Die  nicht  die  sind  ^  die  sie  scheinen. 
Sondern  unser  Gut  nur  meinen. 

35. 
Zagheit. 

Wenn  ein  Harnisch  wäre  gut 
Für  die  Zagheit,  Furcht  und  Schrecken, 
Wenn  ein  Spieß  und  eisern  Hut 
Könnten  Mut  und  Hertz  erwecken: 


32.  (I,  25.)  Amoris  flammse.  —  33.  (I,  26.)  Formositan.  5  Uiind  manch 
schönes.  —  34.  (I,  27.)  Bors  librat  amiciim.  5  Die  nicht  so  s.  6  Und 
nur  unser  Gut  gutt  m.  —  35  fehlt. 


Erstes  iiundert.  ]^7 

IStjy  was  hätten  die  für  Zeit;  5 

Die  ein  solches  Waffen  schlügen? 
Würd  ihr  Gold  doch,  glaub'  ich,  weit 
Alles  Eisen  überwiegen. 

36. 
Gerechtigkeit  des  Neides. 

Keine  Straff  ist  außgesetzet 

Auff  deß  Neides  Gifft; 

Denn  er  ist  zu  aller  Zeit 

Selbsten  voll  Gerechtigkeit; 

Daß  er  meistens  trifft,  e 

Und  sich  durch  sich  selbst  verletzet. 

37. 

Prüfe;  denn  liebe I 

Kenne  vor  und  trau  nicht  bald! 
Trau  wol  hat  das  Pferd  verrieten; 
Kenne  nicht  hat  frembde  Sitten; 
Frühe-zeitig  wird  nicht  alt. 

38. 
An  einen  vortreflnichen  Mann. 

Niemand,  mein  Freund,  hasset  dich; 
Nur  der  Tod  fiihrt  viel  Beschwerden, 
Weil  er  muß  befahren  sich, 
Daß  du  wirst  sein  Meister  werden. 

39. 
An  einen  lieblicben  Poeten. 

Ist  wo  wer,  der  widerspricht. 
Daß  die  Pierinnen  nicht 

* 

36.  (I,  28.)  Invidi«  justitia.  5  Das  er  »ich  Belbst.  —  37.  (I,  29.) 
Probes  antequam  ames.  4  Und  Fru-Zeittig.  —  38.  (I,  30.)  Ad  vinini  prse- 
stontissimnin.  —  39.  (I,  31.)  Ad  Poetam  lepidissimum.  1  Wer  ist  der, 
der  mich  berlcht. 

2 


18  Deß  Ersten  Tausend 

Mit  der  Frau  von  Gnidus  Sinnen 

Einvernehmen  haben  können? 

Was  dein  Mund;  mein  Freund,  bericht, 

Was  nur  deine  Musa  ticht, 

Schaut  man  nicht  vollauff  darinnen 

Lauter  Venus  sich  entspinnen? 

40. 
An  eben  denselbten. 

Daß  die  dreimal  drei  Göttinnen 
Dich  so  herrlich  angenommen; 
Da  du  bist  auff  Pindus  kommen, 
Ist  geschehen,  daß  sie  können 
letzund  für  Bellona  wüten 
Ihren  Stand  durch  dich  behüten 
Und  ein  Haus  in  dir  gewinnen. 

41. 

Grabschrifft. 

Dem  Himmel  war  ich  nur  und  nicht  der  Welt  geboren. 
Was  hab  ich,  sterb  ich  gleich,  durch  sterben  denn  verloren? 

42. 
An  einen  kriegrisehen  Held. 

Als  aus  deiner  Sinnen  Stärcke 
Jupiter  nahm  ein  gemerke, 
Daß  du  durch  so  kühnes  streiten 
Würdest  biß  zum  Himmel  schreiten. 
Sprach  er:    Uns  die  Ehre  bleibe! 
Dannenher  ich  einverleibe 

* 

6  Und  was  deine.  —  40.  (I,  32.)  Ad  eundem.  2  aufigenommen.  5  Auch 
nun  für.  6  In  dier  jhren  stand  b.  7  Und  ein  sichres  H.  g.  —  41.  (I,  33.) 
Epitaphium.  2  Was  hab  ich  denn,  nun  ich  gestorben  bin,  verl.  —  42.  (I,  34.) 
Ad  Heroem  Martium.  3  sieghaff^cs  str.  5  Das  die  Ehr  unß  b1.  6  Schaff 
ich  das  man. 


Erstes  Hundert.  \Q 

Diesen  Held  nach  Himmelfl-Bechte 

In  der  Götter  alt  Geschlechte; 

Denn  er  möcht  anß  eignen  Thaten 

Für  sich  selbst  hierher  gerathen.  lo 

43. 

An  einen  gelehrten  Held. 

Weil  der  Pallas  Jungferschafft 

Ist  der  Keuschheit  so  verhafft: 

Daß  sie  denn  nun  ihre  Pflicht 

letzt  in  deiner  Liebe  bricht? 

Keiner  ist  als  du  so  gar^  5 

Welcher  ihrer  würdig  war. 

44. 
Auf  denselbten. 

Phöbus  ist  nicht  gar  dein  Freund^ 
Weil  du  mehr^  er  minder  scheint. 
Ausser  ihm  der  Phöbe  Liecht, 
Ausser  dir  Glantz  ihm  gebricht. 

45. 
Auf  einen  glflckseligen  Schelmen. 

Dir  sej^  sagst  du^  bald  gewehret; 
Was  du  dir  nur  kanst  gedencken. 
Schade ;  daß  du  nie  begehret. 
Daß  du  mächst  am  Galgen  henken. 

46. 
Hochzeit- Wnntseh. 

Wolfahrt  müsse  ^  liebes  Paar^ 

Euch  wie  ihr  euch  selbsten  lieben. 

« 

9  £b  alß  er  durch.  10  Selbsten  darff.  —  43.  (I,  35.)  Ad  Heroem 
Phoebeani.  1  Weil  Minerra.  3  Wie  daß  sie  denn.  5  Drum  das  vor, 
wie.  6  Niemand  —  44.  fehlt.  —  45.  (I,  36.)  In  scelerat^  felicera.  3  Lieber 
hift  da  nicht  b.  —  46.  (I,  37.)  Votum  nubtiale.  2  Euch  so,  wie  jhr  euch 
Mlbat 

2» 


20  I^eß  Ersten  Tausend 

Glücke  muß  auch  immerdar 
Sich  in  euren  Diensten  üben. 
>  Segen,  Heil  und  Seligkeit 

Muß  euch  in  die  Arme  schliessen, 
So  wie  ihr  zu  seiner  Zeit 
Werdet  Kindes-Einder  kü^en. 

47. 
Ein  andrer. 

Theures  Paar,  seid  so  besüsset 
Mit  der  Liebe  Liebligkeit, 
Daß.  ihr  drinnen  nichts  nicht  wisset, 
Als  von  Fried*  und  Freudens-Zeit, 
Biß  ihr  denn  nach  langen  Jahren 
Schauet  durch  deß  Priesters  Hand 
Euer  Kindes-Kind  sich  paaren 
In  den  süssen  Liebe-Stand. 

48. 
Vertorbene  Kanfmannsschafft. 

Bei  dem  Bäcker  kaufFen  Korn,  bei  dem  Schmiede  kauffen  Kohlen, 
Bei  dem  Schneider  kauffen  Zwirn,  hilfft  dem  Händler  auf  die  Solen. 

49. 
Sparsamkeit. 

Wenn  die  Jugend  eigen  wüste. 
Was  das  Alter  haben  müste, 
Sparte  sie  die  meisten  Lüste. 

50. 
Das  Land  in  der  Stadt. 

Wer  nach  dem  Land  ietzund  wil  auff  dem  Lande  fragen. 
Der  irrt;  Mars  hat  das  Land  längst  in  die  Stadt  getragen. 

47.  (I,  38.)  Aliud.      3  nichts  mehr.      5  Biß  das  jhr.      G  Auch  schawt. 
—  48.  fehlt.  —  49.  fehlt.  —  50.  (I,  40.)  Rns  urbi  datum.     1  wiel  inn  dem  L. 


Erstes  Hundert.  21 

51. 
Zwiespalt  der  Städte  und  deß  Landes. 

Weistu,  wannenher  die  Stadt 
Mehr  und  mehr  das  Land  so  hasset? 
Weil  der  Landmann  mehr  nichts  hat, 
Daß  der  Bürger  an  sich  fasset. 

52. 

Die  ietzigen  Soldaten. 

Sind  Martis  Kinder  nicht  feine,  gesegnete  Leute? 

Was  Gott,  Mensch,  Feind,  Freund  hat,  wird  ihre  tägliche  Beute. 

53. 
Eine  Einignng  zwischen  Jove  nnd  Marte. 

Es  hat  mich  jüngst  ein  Freund  uuß  Pindus  lassen  wissen, 

Daß  Jupiter  und  Mars  weit  einen  Frieden  schliessen : 

So  Mars  hinfort  nicht  mehr  bei  allen  seinen  Tagen 

Nach  Himmel  und  nach  dem,  was  himmlisch  ist,  wil  frugeii, 

Wil  Jupiter  dahin  sich  bindlich  denn  erklären,  ^ 

Dem  Mars  noch  nebst  der  Welt  die  Hölle  zu  gewehren. 

54. 

Kunst  verstummet. 

Daß  ietzund  die  Pierinnen, 

Mars,  für  dir  nicht  reden  können, 

Freu  dich  nicht;  es  ist  ihr  Wille, 

Ungehindert  in  der  Stille 

Sich  mit  Rechte  zu  berathen  5 

Auff  ein  Urtheil  deiner  Thaten. 


51  fehlt.  —  52.  (I,  41.)  In  milites  nostri  tempori«.  2  Alles  was  G. 
M.  F.  F.  h.,  wird  jhre  B.  —  53.  (I,  42.)  Pacificatio  intcr  Jovem  et  Martern. 
1  mich  nächst  ein  Fr.  vom  P.  4  wird  fr.  6  auch  nebst.  —  54.  (I,  45.) 
Mast»  silentes. 


22  I^eß  Ersten  Tausend 

55. 

Untreuer  Krieg. 

Was  sich  reimt  ^  das  schickt  sich  auch^ 
Spricht  der  frische  Landes-Braach. 
Drum  so  schickt  sich  liegen^  triegen 
Auch  so  fein  zu  unserm  kriegen. 

56. 
Zeiten-wandeln. 

Sich  in  sich  und  uns  in  ihr 

Endert  Zeit  nur  für  und  Air; 

Drumb  sind  auß  dem  Landsknecht-Orden 

Lauter  Landes-Herren  worden. 

57. 
Die  Erde  wird  bewegt. 

Daß  der  Himmel  stille  steht^ 
Daß  die  Erde  rumher  geht^ 
Steht  zu  glauben,     unser  Land 
Hat  sich  hinter  sich  gewand^ 
Daß  nunmehr  der  Jungfer  stat 
Diese  Zeit  der  Erebes  hat. 

58. 
Unterscheid  zwischen  Land-Hann  und  Lands-Knecht. 

Unterscheiden  muß  man  recht 
Landes-Mann  und  Landes-Knecht: 
Jener  muß,  wenn  dieser  wil; 
Jener  gibt,  nimmt  dieser  viel; 
Jener  dient,  und  dieser  schafft; 
Jenes  Angst  ist  dessen  Erafft; 
Dieser  raubt  die  gute  Zeit; 
Jenem  bleibt  die  Seligkeit. 

66.  (I,  46.)  Pei-fidia  beUica.  —  56.  (I,  47.)  Tempora  mutantur.  2  Endert 
die  Zeit  f.  —  57.  (I,  48.)  Terra  movetnr.  2  Erd  jetzt  umbhor  g.  —  58.  (I,  49.) 
Differentia  inter  Landmann  und  Landßknecbt.  1  Man  muß  unterscb.  2  Land- 
mann  und  dann  L.       3  wenn  der  nur  w.      4  Der  nimt,  jener  giebet  v. 


Erstes  Hundert.  23 

59. 
Von  einem  emtjselen  Freunde  meiner  Reimen. 

Meine  Musa  hat  kaum  eineo; 
Der  ihr  Phöbos  wil  erscheinen. 
Gar  genug!     Sie  hat  aUeine, 
Was  für  sich  sonst  in  gemeine 
Alle  dreimal  drei  Göttinnen 
Dieser  Zeit  kaum  haben  können. 

60. 
Fleisch-Markt. 

Wer  hier  nur  ist  bekant. 
Der  weiß;  man  kau£Pt  ietzund 
Das  Fleisch  zwar  durch  das  Pfund 
Die  Weiber  nacli  der  Hand. 

61. 
Mars  und  Venus  sind  zugehSrige. 

Wer  Poeten  nennet  Tichter, 
Ist  ein  ungerechter  Richter. 
Heute  kan  man  noch  erfahren^ 
Daß  sich  Mars  und  Venus  paaren; 
Denn  es  ist  ein  Theil  vom  kriegen 
Auff  der  Magd  zu  Felde  liegen. 

62. 
Nicht  zu  hoch! 

Ich  trachte  nicht  nach  hohen  Dingen; 
Ich  geh  gern  auff  der  niedren  Bahn, 
Fing  Clepticus  zu  sagen  aU; 
Da  man  ihn  solt  an  Galgen  schlingen. 

* 

59.    (I,   60.)   Ad  me»  Müsse  amasiom.  —  60.  (I,  51.)    Macellum  Ber- 
Dse  (Bregense?).     1  Wer  bei  unß.       3  Die  Rinder  durch.  —  61.  (I,  52.) 
\n  et  Venus   sunt  connexa.     3  Man  kann  Ja  noch  beutt.  —  62.  (I,  53.) 
Clepiicom.       3  za  scbreyen. 


24  Deß  Erstou  Tausend 

63. 

Die  fressige  Zeit. 

Unsre  Zeit  und  ilir  Gesinde 
Fressen  geitzig  und  geschwinde 
Alles  auff  biß  an  den  Grund. 
Wetten  wil  ich,  daß  ihr  Schlund 
Kürtzlich  rauß  gibt  ungedeuet, 
Was  sie  fressen  ungekeuet. 

64. 

Cogere  mllites,  Soldaten  (7if*!!^: 
°  '  (zwingen. 

Mars  verhönt  nur  das  Latein, 
Muß  doch  selbst  Lateinisch  seyn. 
Wil  er  Völcker  an  sich  bringen, 
Muß  er  vor  die  Knechte  zwingen. 

65. 
Der  Tod  ist  der  Sfinder  und  der  Krieger  Sold. 

Die  Sünder  haben  Sold;  So]d  haben  auch  Soldaten. 
Der  Tod  ist  gleicher  Lohn  auff  ihre  gleiche  Thaten. 

66. 
Damen  und  Chevalliers. 

Die  Damen  wolln  von  nichts  als  Chevalliers  ietzt  wissen. 
Das  macht,  sie  sind  zum  Krieg  auff  Reuterey  beflissen. 

67. 
Unterscheid  der  Wörter  Dame  and  dama. 

Was  Dame  sei,  und  denn  was  dama,  wird  verspüret, 
Daß  jene  Hörner  macht,  und  diese  Hörner  führet. 

63.  (I,  54.)  Tempus  edax.  4  Ich  wiel  wetten.  —  64.  (I,  55.)  Cogere 
milites.  1  M.  holt  wenig  von.  3  Denn  wiel  er  Volk  an  sich.  4  8o 
muß  er  d.  -  65.  (I,  56.)  Mors  Stipendium  peccatorum  et  hellatorum.  — 
66.  (I,  57.)  Les  Dames  et  les  Chevaliers.  1  Die  Dames  w.  —  67.  (I,  58.) 
Differentia  inter  Dame  et  Dama. 


Erstes  Hundert.  25 

68. 
Rosenobel,  der  Soldaten  Winterblnmen. 

Der  Frühling  fodert  Blut,  der  Winter  gibet  Gold ; 
Dmmb  ist  dem  Winter  Mars  und  nicht  dem  Frühling  hold. 
Hier  wachsen  rothe,  dort  entspriessen  Edle-Rosen; 
Wer  wolte  denen  nicht  für  jenen  liebekosen? 

69. 

Anf  den  Tadler. 

Dein  Momus  wil  ich  nicht  sejn,  MomuS;  noch  vernichten 

Dein  Urtheil,  wenn  du  sprichst:  Das  Vers-  und  Reime-Tichten 

Sei  Scfaulenfticfaserei.   Wie  aber,  daß  das  lesen 

Noch  gültig  bei  dir  ist  als  SchuIenfUchsisch  Wesen  ? 

Ej;  Lieber,  lies  nicht  mehr,  sonst  wirst  du  gar  zum  Kinde  5 

Und  darffst,  daß  dir  mein  Reim  noch  eine  Ruthe  binde. 

70. 
Anf  dergleiehen. 

Zoilus  hält  nichts  vom  tichten, 
Pflegt  Poeten  zu  vernichten, 
Daß  nicht  Midas  Eselskopff 
Ihm  wo  auf  die  Achseln  hopff. 

71. 

Die  unartige  Zeit. 

Die  Alten  konten  frölich  singen 

Von  tapffem,  deutschen  Heldens-Dingen, 

Die  ihre  Väter  außgeübet. 

Wo  Gott  noch  uns  ie  Kinder  gibet. 

Die  werden  unsrer  Zeit  Beginnen  » 

Beheulen,  nicht  besingen  können. 

68.  fehlt.  —  69.  (I,  2.)  In  Momnm.  1  Ich  wiel  d.  M.  8  Sey  nur 
Sehnlf.  4  Bcy  dier  noch  gültig  ist  alß  ein  Schulf.  6  Unnd  machest  das 
mein  Verß  dier.  —  70.  (I,  3.)  In  Zoilum.  3  Auf  das  Midas.  4  Ihm  nicht 
anff.  ^71.  (I,  59.)  Degener  Aetas.  4  Wo  G.  Ja  Kinder  nach  unß.  5  mehr 
jetzig  Beg.       6  alß  hes. 


26  I^eß  Ersten  Tausend 

72. 
Von  meinem  Bnche. 

Kündig  ists,  daß  in  der  Welt 
Sich  zum  Guten  Böses  finde. 
Wenn  mein  Buch  nur  war  gestellt^ 
Daß  beim  Bösen  Gutes  stünde! 

73. 
An  die  Leser. 

Dieses  Buch  soll  Monde  seyn^ 
Leser  aber  seine  Sonnen^ 
So  daß  durch  der  Sonnen  Schein 
Auch  der  Monde  sei  entbrunnen. 

74. 
Kunst  von  Oott. 

Daß  der  Musen  alter  Stamm 
Her  vom  Himmel  Anfang  nam, 
Macht;  daß  auch  ein  Edelmann 
Sich  zu  ihnen  freunden  kan. 

75. 

Feste  Stadt,  wfiste  Land. 

Seither  daß  unser  Stadt  verschantzet  und  bewehret, 
Seither  ist  unser  Land  verwüstet  und  verheret. 

76. 

Von  dem  Brauch  der  Nasamonnm  und  Angilarnm. 

Manche  Braut  bleibt  nicht  zufrieden; 
Daß  ietzt  der  Brauch  bleibt  vermieden. 
Daß  nicht  thun  am  Hochzeit-Feste, 
Was  der  Bräutgam  thut,  die  Gäste. 

* 

72.  (n,  1.)  Sunt  mala  mixta  bonis.  1  Man  sieht,  das  in  dieser.  2  Böses 
sich  zum  gutten.  3  O  wann  mein  B.  wer.  —  73.  (11,  2.)  De  lihro.  2  Mein 
B.  s.  der.  2  Und,  Ihr  Leser,  s.  3  Po  wird.  4  sein  enthronnen.  — 
74.  (I,  1.)  Mnsis  genus  ab  Jovc  summo.  2  Biß  vom  Jupiter  her  kam. 
3  Diß  macht  das.  4  Sich  wol  hinn  befr.  —  75.  (I,  60.)  Feste  Stadt,  wüste 
Land.  1  manche  St.  2  alles  Land.  —  76.  (I,  61.)  De  ritn  Nasamonum 
et  Augilarum.  (Alexand.  Sard.  de  morib.  gcnt.  IV.)  1  ist  nicht.  2  D. 
der  Brauch  jetzt.      3  Das  nicht  auch  thun  an  dem  Feste. 


Erstes  Hundert.  27 

77. 
Anff  Yenerillam. 

Vcnerilla  hasset  Schertz; 
Was  sie  meint;  das  ist  ihr  Hertz. 
Wer  an  ihr  was  suchen  wil, 
Such  und  säume  nicht  zu  viel. 
Der  nichts  sagt  und  viel  doch  thut^ 
Ist  für  Venerilla  gut. 

78. 

Anff  den  bellenden  Tadler. 

Wenn  die  Verse  gelten  weiten 
Mir,  wie  sie  dem  Naso  gulten^ 
Hätt  ich  längst  den  Kettenhunden 
Meinen  Momus  bejgebunden. 

79. 
Von  den  Weiber-Brfisten. 

Wie  kommtS;  daß  Frauen- Volk  so  klare  Stimmen  fllhret?     • 
Weil  duppelt  Blasebalg  hart  an  ihr  Lufftröhr  rühret. 

80. 
Von  der  Weiber  Planderey. 

Die  Weiber  reden  laut,  sie  reden  lang  und  offt. 
Den  Athem  oben  zu,  mehrt  unten  aulf  die  Luffl. 

81. 
Von  dem  Gebrauch  der  Balearen. 

Der  Balearen  Brauch  ist  zwar  zu  uns  nicht  kommen: 

Daß  durch  die  Gäste  vor  der  Braut  wird  abgenommen. 

Was  sonst  der  Bräutgam  nimmt.   Doch  hört  man,  mancher  mag 

Thun  vor,  was  erst  man  dort  thät  aufF  den  Hochzeit-Tag. 

77.  (I,  62.)  In  Venerillam.  1  schertzen.  2  meiDt  Sie  von  Hertzen. 
4  Ey  der  BAume  sich  nicht  viel.  5  Der  nicht  viel  ß.,  der  viel  th.  —  78.  (II,  Ö.) 
lo  Homom.  2  goltten.  —  79.  (I,  63.)  Do  mamillis  fceminarum.  1  Wie 
daß  das  F.  V.  8.  helle  Bt.  führen.  2  Weil  ein  Par  BlasehAlg  hin  an  i.  L. 
rfihren.  —  80.  (I,  64.)  De  earundem  loqnacitate.  1  viel,  sie.  2  rauff  die.  — 
81.  (I,  65.)    De  more  Balearico  (Alex.  Sard.). 


28  ^eß  Ersten  Tausend 

82. 
Betriebliche  Hoffnuiig. 

Der  seinen  Segel  hin  nach  Engeland  gewendet, 
Ist  manchmal  durch  den  Wind  in  Holland  angelandet, 
Und  der  durchs  enge  Meer  zu  lauffen  ihm  getrauet, 
Hat  unverhofft  sein  Schiff  in  oflner  See  geschauet. 
&  Wer  manchmals  eine  Nuß  für  gut  hat  angerühret. 
Hat  drinnen  einen  Wurm  und  dran  ein  Loch  verspüret. 
Ob  Jungefrau  zwar  nicht  und  Jungfrau  hoch  entschieden, 
Ist  dem  doch  wol,  der  nam  die,  die  das  E  vermieden. 

83. 

Unterscheid  zwischen  Jungfrau  und  Jnngefrau. 

Was  Junge-Frau  und  dann  was  Jungfrau,  wird  erkant. 
Daß  dieses  Wort  ist  gantz,  und  jenes  ist  getränt. 

84. 
Der  Zeiten  Schauspiel. 

Es  denkt  mich  noch  ein  Spiel  bei  meinen  jungen  Jahren, 
Drinn  ich  ein  König  war,  da  andre  Knechte  waren. 
Da  nun  das  Spiel  war  auß,  fiel  meine  Hoheit  hin, 
Und  ich  ward  wieder  der,  der  ich  noch  ietzo  bin. 
5  Der  heutige  Gebrauch  trägt  gleichsam  ein  Ergötzen, 
Die  Bauern  dieser  Zeit  den  Fürsten  beyzusetzen. 
Schimpff  aber  ist  nicht  Ernst  ,*  und  deß  Saturnus  Fest 
Ist  einmal  nur  deß  Jahrs  zu  Rom  im  Brauch  gewest. 

85. 
Schwanger  seyn  schadet  dem  schSn  seyn. 

Schwanger  seyn  ist  eine  Schande, 
Keine  Schand  in  Buhlschafft  schweben; 
Dannenher  in  unsrem  Lande 
Huren  mehr  als  Mütter  leben.     ^ 

82.  (I,  66.)  Spes  de  virgine  sunt  spes  fallacos.  2  durch  d.  W.  manch- 
mal. 3  getraut.  4  unversehns  s.  S.  i.  o.  8.  geschaut.  7  Jungfraw  und 
Jungefraw  sind  zwar  nicht  groß  entsch.  8  Doch  wol  dem,  der  hekomt  die 
die.  —  83.  (I,  67.)  Discrimen  inter  Jungfraw  und  Junge-Fru  v.  —  84.  (I,  68.) 
Scena  Temporum.  5  die  heutige  Fortun.  6  für  zu  setzen.  —  85.  (I,  69.) 
Snculum  volnptuosum. 


Entes  Hundert.  29 

86. 

Flflehtige  Tugend. 

Die  Tugend  ist  ein  Weib,  so  Mahlem  ist  zu  glauben; 

Druuib  fleucht  sie ;  Monsieur  Mars  möcht  ihr  die  Keuschheit  rauben. 

87. 
Adels-Feinde. 

£delleute  muß  man  lassen 
Von  den  Eselleuten  hassen. 
Wer  nur  gut  ist,  meint  es  gut 
Auf  das  edle  Ritters-Blut. 

88. 
Die  verkoppelte  Freundschafft. 

Der  Freundschafft  keuscher  Stand  war  weiland  voller  Ehren, 
letzt  last  sie  sich  durch  Geld  zum  Huren-Brauch  bethören. 

89. 
Auf  Pudibundam. 

Pudibunda,  wie  sie  spricht; 

Ehret  hoch  deß  Tages  Licht. 

Wer  mit  ihres  Leibes  Gaben 

Noch  fiir  Nachtes  sich  wil  laben^ 

Muß  sich  mühen ;  daß  er  macht;  & 

Wenn  es  Mittag;  Mitternacht. 

Kan  er  sonst  nicht  Bath  erfinden; 

Muß  er  ihr  das  Haupt  verbinden. 

Manchem  kummt  eS;  ders  geneust; 

Daß  sie  selbst  die  Augen  schleust.  k» 

* 

86.  (I,  70.)  Virttis  fagitiva.  1  so  wier  den  M.  gl.  2  sie  von  nnß; 
Mars.  —  87.  (I,  71.)  Boni  omnes  favent  nobiliUti.  1  Man  muß  £.  3  Wer 
gutt  18t,  der  m.  4  Mit  dem  edlen.  —  88.  (I,  72.)  Amicitia  prostituta. 
tOvid.  2.  d.  Pont.  Eleg.  3.)  2  anff  H.  —  89.  (I,  73.)  In  Pudibundam. 
4  Sich  f.  N.  noch.  3  Der  muß  sehen ,  wie.  6  Auß  Mittage.  9  Wie 
wol  mancher  diß  g. 


30  I^eß  Ersten  Tausend 

90. 

Neunerlei  Fragen  nnd  neunerlei  Antwort. 

1.  Wie  kümmt  es,  daß  die  Welt  im  argen  ist  versunken? 
Sie  ließ  den  rechten  Weg  und  gieng  nur  nach  Gedunken. 

2.  Wie  kümmt  es,  daß  die  Zeit  nicht  wil  gebessert  werden? 
Die  Menschen  in  der  Zeit  verbösern  die  Geberden. 

5  3.  Wie  kümmt  es,  daß  die  Last  der  Noth  die  Welt  so  drucket? 

Sie  iflset  ietzund  auß,  was  sie  vor  eingebrocket. 

4.  Wie  daß  uns  Rath  und  That  so  wenig  wil  erspriessen? 
Drum  daß,  wie  wir  von  Gott,  Gott  nichts  von  uns  wil  wissen. 

5.  Wie  daß  sich  die  Fortun  so  plötzlich  hat  gewandelt? 
10      Weil  der,  der  sie  bekam,  sie  übel  hat  gehandelt. 

6.  Wie  kümmt  es,  daß  ietzund  die  Bösen  oben  schweben? 
Wer  höchlich  fallen  soll,  den  muß  man  hoch  erheben. 

7.  Wie  kümmt  es,  daß  ietzund  die  Frommen  unten  liegen? 
Sie  kämpfen  mit  Gefahr,  mit  Ehren  drauff  zu  siegen. 

16  8.  Wie  daß  uns  wil  die  Zucht  zur  Sicherheit  gelangen? 
Dieweil  der  letzte  Tag  die  Welt  wil  ehstes  fangen. 
9.  Eünunt  aber  keine  Zeit,  darin  es  besser  werde? 

Neu  Himmel  ist  nicht  weit,  nicht  weit  ist  auch  Neu  Erde. 

91. 
Die  letzte  Brunst  der  Welt. 

Unsre  Welt  ist  schlägefaul, 
Setzt  sich  wie  ein  stätig  Gaul. 
Wil  sie  Gott  zu  Stande  bringen. 
Muß  er  sie  mit  Feuer  zwingen. 

6  Jene  Welt  ertrank  durch  Flut; 
Diese  Welt  erfodert  Glut. 

92. 
Vom  Kayser  Probns. 

Kajser  Probus  wolte  schaffen. 
Daß  man  dürffte  keiner  Waffen. 
O  wo  ist  bei  unsren  Tagen 
Kayser  Probus  zu  erfragen? 

90  fehlt.  —  91.  (I,  74.)  Muudi  ultima  conflagratio.       3  von  Btaten  br. 
—  92.  (I,  75.)  De  Probo  Imperatore.       4  Ein  solch  Prob. 


Erstes  Hundert.  31 

93. 

Hnreii-Zeit 

Durch  Procolas  geschahS;  daß  zehnmal  zehn  Jungfranen 
Nach  dreimal  fbnffler  Nacht  man  konte  Weiber  schauen. 
Komm  wieder  Procains!   Weil  in  den  Frauen-Orden 
Fast  iede  Jungfirau  wil^  ist  Mars  gar  müde  worden. 

94. 
Rhein-Floß. 

Der  dich  erstlich  nante  Bheju; 
Wolte,  glaub  ich,  sprechen  Wein. 
Der  dich  erstlich  nante  Rhenus, 
Wollte,  glaub  ich,  sprechen  Venus. 
Was  die  Venus  im  Latein 
Ist  uns,  Rhenus,  deutsch  dein  Weiu. 

95. 
Rhein-Wein. 

Reimet  sich  gleich  Wein  und  Rhein, 
Reimt  sich  Wasser  nicht  mit  Wein. 

96. 
Wo  Herren,  da  Narren. 

Ej,  man  muß  dem  Hofe-Leben 
Für  den  andren  Fürzug  geben! 
Denn  bei  großer  Herreu  Tische 
Sind  stets  Has'  und  Stöckelfische. 

97. 
Hofe-Leben. 

Das  Hofe-Leben  ist  ein  rechtes  Hoffe-Leben ; 

Denn  da  verspricht  man  Gunst,  und  Ungunst  wird  gegeben. 

93.  (I,  76.)  Seculum  meretricium.  1  geschachs.  —  94.  (I,  77.)  Rhenus, 
Germanorum  Venus.  —  95.  (I,  78.)  Rhein -Wein.  1  Eß  r.  s.  zwar  W. 
zum  Rh.  3  Wasser  aber  nicht  zum  W.  —  96.  (1,  79.)  1  Man  muß  doch. 
4  8.  B.  Hasen  nnd  Stockfische.  —  97.  (I,  80.)  Vita  aulica. 


Deß  Ersten  TaoMiid 

32 

98. 

Fleiß  bringt  Schweiß,  Schweiß  bringt  Preis. 

lederraann  hat  gerne  Preis; 
Niemand  macht  ihm  gerne  iSchweis. 
Wer  der  Arbeit  Marck  will  nissen; 
Muß  ihr  Bein  zu  brechen  wissen. 

99. 
Auf  eines  Helden  Verleumder. 

Da  du  lebtest;  werther  Held^ 
Ward  dein  Ruhm  bergauff  gestellt. 
Nun  von  uns  du  bist  entwand; 
Wird  dein  Ruhm  kaum  noch  erkannt. 
Nämlich  wenn  der  Low  ligt  tod; 
Ist  er  auch  der  Hasen  Spot. 

100. 

Der  Natur- Weg. 

Wer,  wie  die  Menscheit  geht,  wil  wissen  ihre  Spur, 
Der  wisse:  Sie  geht  von,  durch,  in,  auß  der  Natur. 

98.  fehlt.  —  99.  fehlt.  —  100.  (I,  81.)  Via  natur»  human». 


Andres  Hundert  33 


DESZ  EESTEN  TAUSEND 

ANDRES  Hundert: 

1. 

Die  Warkeit  im  Wein. 

Warheit  steckt  in  dir^  o  Wein! 
Wie  wil  der  denn  scheltbar  sejm, 
Der  die  Warheit  zu  ergründen 
Sich  beim  Bacchus  viel  last  finden? 

2. 
Wein,  der  Poeten  Pferd. 

Ihrer  viel  sind  zwar  beflissen. 
Sich  im  Helicon  zu  wissen. 
Ob  sie  gleich  nun  ziehn  und  ziehn. 
Kommen  langsam  sie  doch  hin; 
Denn  ihr  bestes  Pferd  ist  heuer 
Viel  zu  seltsam  und  zu  theuer. 

3. 

Auf  den  Bibalnm. 

Bibulus  ist  gar  nicht  stoltz; 
Denn  er  trincket  Wein  auß  Holtz, 
Fängt  in  Ziehn  sein  klares  Wasser: 
Ist  er  dannenher  ein  Prasser? 

1.  (I,  82.)  In  Vino  verum.  2  Drum  kan  der  nicht.  —  2.  (I,  83.) 
V'mam  est  instar  equi,  tollit  portatque  Po^tam.  3  Waun  sie.  4  Kommen 
sie  doch  schwerlich.       5  Ihr  liebstes.  —  8.  fehlt. 

3 


34  ^^  Ersten  Tausend 

4. 

Hunger. 

Hunger  ist  der  beste  Koch; 

Dieses  mangelt  ihm  nur  noch; 

Daß  er,  wie  sonst  andre  Sachen^ 

Sich  nicht  selbst  kan  schmackhaft  machen. 

5. 

Jnngflmaseluiilt. 

Jungfrauschafil  ist  zwar  ein  Sieg 
Wider  unsres  Fleisches  Krieg; 
Doch  sind  viel;  die  fUr.  das  siegen 
Lieber  wollen  unten  liegen. 

6. 
Eigenlob. 
Duppler,  nicht  ein  eintzler  Mund; 
Gibt  der  Warheit  ihren  Gnmd. 
Drum  kan  der  nicht  gelten  viel; 
Der  sich  selbst  nur  loben  wil. 

7. 
Auff  Hornntom. 

Hornutus  las :  Was  Gott  Job  habe  weggenommen^ 

Sey  duppelt  ihm  hernach  zu  Hause  wieder  kummen. 

Wie  gut,  sprach  er,  war  diß,  daß  Gott  sein  Weib  nicht  nam, 

Auf  daß  Job  ihrer  zwey  für  eine  nicht  bekam! 

8. 
Von  Jobs  Weibe. 

Wie  kam  es,  daß,  da  Job  hatt  alles  eingebüsset. 
Was  ihm  ergetzlich  war,  daß  er  sein  Weib  nicht  misset? 
Es  steht  nicht  deutlich  da,  warumb  sie  übrig  blieb; 
Allein  ich  schliesse  fast,  er  hatte  sie  nicht  lieb. 

4.  (I,  84.)  Farnes.  —  5.  (I,  85.)  Virginitas.  —  6.  (I,  86.)  Propria  laus. 
2  Auff  Zwey,  unnd  nicht  Einen.       2  Bawt  die.  —  7.  (I,  87.)  In  Hornutum. 

1  las  einmal,  —  hab'  entnommen.       2  Daß  sey  ihm  siebenfach.       3  war  es. 
4  Auff  das  Job  sieben  so.  —  8.  (I,   88.)  De  uxore  Jobi.         1  Wie  kommt. 

2  ihm  lieb  war,  Er  doch  s.  W.  nicht  hat  vermisset?       '6  Es  ist  nicht  auß- 
gedrückt.      4  Ich  haltt  es  für  gewieß. 


Andres  Handelt.  S5 

9. 

Deß  Krieges  BmiMniekt. 

Als  VenuB  wolte  Mars  in  ihre  Liebe  bringen^ 
Hat  sie  ihn  blanck  and  bloß  am  besten  können  zwingen; 
Denn  so  «le,  wie  sie  pflegt;  in  theorem  Schmucke  blieben, 
Hitt  er  sie  dttrffen  mehr  berauben,  als  belieben. 

10. 

Hnmel-Erbe. 

Die  Alten  sind  ietasund  der  Jungen  ihre  Kinder; 

Denn  diese  wissen  mehr,  und  jene  wissen  minder, 

Wol  gut!    Weil  Gott  sein  Reich  den  Kindern  anverspricht, 

Erbt  jene  Welt  allein,  und  diese  Welt  erbt  nicht. 

11. 
Uncbristlieker  Krieg. 

Mars  thut  nicht,  was  ihm  man  thut; 
Nimmet  Gut  und  gibt  nicht  Gut. 
Wer  ist  denn,  der  mich  bescheide. 
Ob  er  Christ  sei  oder  Heide? 

12. 
Vorige  und  ietrige  Kriege. 

Was  taug  der  alte  Krieg?  der  neue  Kri^  ist  besser; 
Denn  jener  war  ein  Feind  der  Menschen,  der  der  Schlösser, 
Und  jener  machte  leer  der  Menschen  Leib  von  Blut, 
Da  dieeer  nur  fegt  auß  der  Kasten  altes  Gut. 

13. 
OiftBials  YoU  macht  endlich  toll. 

Zun£ft  und  Zechen  sind  verwand. 
Eines  zwiefach  nur  genant. 

* 

9.  (I,  89.)  llartis  rapadtu.  2  nackt  und.  4  wol  berauben  mehr 
alA  lieben.  —  10.  (I,  90.)  Hereditas  coeli.  4  So  erbt  anoh  Jene  W.,  und. 
—  11.  (I,  91.)  In  Martern  et  PBeudochristianum.  2  Outt  nimt  Er.  8  iit 
■mi,  d.  entsoheyde.  —  12.  (I,  92.)  Bella  prsBterita  et  prnsentia.  1  d.  altte 
M.  tang  nicfats;  d.  n.  Mars.  4  K.  übrig  QuU.  —  13.  (I,  93.)  Ebriositai. 
2  Und  «in  Dimig  swieÜMb  g. 

3* 


S6  I^  Enten  Tausend 

Drum  wer  anhängt  allen  Zechen; 
Ist  auch  kühnlich  einzurechen 
In  die  tolle ;  wilde  Zunfft 
Bey  das  Volck  der  Unvemunffit. 

14. 
Gehenckter  Judas. 

Der  unser  Brot  gleich  braucht;  der  tritt  uns  doch  mit  Füssen, 
Wil  uns  sowohl  nicht  im-  als  an  dem  Creutze  wissen; 
Allein  es  kümmt  dazU;  daß  endlich  selbst  sein  Fuß; 
Hoch  in  die  Lufil  verstrickt;  vom  Treten  fejem  muß. 

15. 
Frei-Leben,  Gut-Leben. 

Wer  andren  lebt,  lebt  recht ;  wer  ihme  lebt,  lebt  gut, 
Weil  jener  andren  wol;  ihm  übel  er  nicht  thut. 
Wol  dem;  dem  da  zugleich  die  Freiheit  ist  gegeben; 
Bald  recht;  bald  gut;  wenn;  wie  und  wem  er  wil;  zu  leben. 

16. 
Auff  die  demutige  Pertundam. 

Daß  unter  ledermann  Pertunda  fein  sich  schmügen; 
Und  ietzo  da ,  ietzt  dort  wil  willig  unten  liegen. 
Das  thut  sie  dannenher:  sie  hat  zur  Zeit  gehört; 
Wie  Schönheit  um  so  viel  durch  Demut  wird  vermehrt. 

17. 
Auff  eben  Selbte. 

Wer  wil  Pertunda  stoltz ,  hochträchtig  auch  wol  nennen  ? 
Er  gibt  genug  au  Tag,  er  muß  sie  recht  nicht  kennen. 
Heist  dieses  denn  wol  stoltz  ?    Sie  bleibet  unten  an 
Und  duldet  über  ihr  so  leichtlich  iedermann. 

« 

4   Denn    mag   man   auch   k.    rechen.    —    14.    (I,   94.)   Judas  pendulos. 

1  Manch  Mensch  der  unser  Brod   braucht,   tritt.         2   Und  wiel   unß  nicht 
sowol  im  alß  am  Cr.  —  15.  (I,  95.)  Vita  libera  vita  optima.       1  ihm  selbst  1. 

2  Dieweil  Er  a.  w.  ihm  selbst  nicht  übel  th.         3   Drum  wol  dem,   dem  z. 
4  wem,  wie  und  wann.  —  16.  (I,  96.)  In  Pertundam  humilitatis  studiosam. 

3  einsmals  geh.  —  17.  (I,  97.)  In  eandem.         1  Wer  mier   P.  wiel  st.  und 
hochtr.       3  Sie  sey  denn  darumb  st.  das  Sie  bleibt. 


Andres  Hondort.  .37 

18. 

AuS  die  lispelnde  Fututillam. 

0  FututiUa^  groß  und  sehr  groß  ist  der  Schaden, 
Daß  mit  so  schwerer  Zung  ist  dein  schön  Mund  beladen. 
Denn  wenn  du  sagen  solst :  komm  zu  mir  plotz  und  flugs ! 
So  sprichst  du  allemal :  komm  zu  mir  fotz  und  fugs. 

19. 

Stadt-Leite  und  Dtrff-Lente. 

Wer  sind  Bürger?     Nur  Verzehrer. 
Was  sind  Bauern?     Ihr  Ernährer. 
Jene  machen  Kot  auß  Brote, 
Diese  machen  Brot  auß  Kote. 
Wie  daß  denn  der  Bllrger  Orden 
Höher  als  der  Bauern  worden? 

20. 
Welt-Beherrseher. 

Gott;  Fleiß  und  die  Gelegenheit 
BeheiTSchen  Menschen ;  Welt  und  Zeit: 
Gott  ist  in  Nöthen  anzuflehn; 
Gelegenheit  nicht  zu  versehn; 
Der  Fleiß  muß  fort  und  fort  geschehn. 

21. 

Krieges-Oreiphen. 

Man  hat  dem  Plinius  nicht  gerne  wollen  glauben; 
Daß  Greiphe  sind,  die  Gold  ans  tiefer  Erde  rauben. 
Es  zeuget  dieses  Mars^  der  brauchet  solche  Greiphen^ 
Die  alle  Welt  um  Gold  durchwühlen  und  durchstreiffen. 


18.  (II,  6.)  In  F«tutillam  blnsam.  4  fotz  und  fugß.  —  19.  fehlt.  — 
20.  (II,  7.)  Mundi  gobematores.  5  Und  fl.  —  21.  (II,  8.)  Gryphe«  bellici. 
1  dem  PI.  hat  man  Tormalß  nicht  w.  2  tieffster.  3  M.  hat  es  Jetit 
bcMugt,  der  braucht  selbst, 


38  ^^  Braten  Tausend 

22. 

FrantcSsischer  Brauch. 

Daß  mit  einem  Messer  essen  viel  Frantzosen,  ist  zwar  Brauch; 
Männer  thmi  es ;  Weiber  thun  es,  dünkt  mich,  aber  doch  nicht  andi. 

23. 

Hoehzeit-Wimtseh. 

Sejd  glücklich  hier  mid  dort;  seyd  selig  denn  gepreist, 
Ihr^  die  man  heute  Braut  und  Bräutigam  euch  heist! 
Seyd  morgen  Mann  und  Frau,  seyd  Eltern  übers  Jahr; 
So  habt  ihr  denn  erlangt,  was  zu  erlangen  war. 

24. 

Ein  andrer. 

Theures  Paar,  deß  Glückes  Neid 
Muß  euch  nimmermehr  versehren. 
Und  die  Macht  der  Sterbligkeit 
Schade  nimmer  euren  Ehren. 
Gebe  Gott,  daß  übers  Jahr 
In  der  Mutter  Armen  lache 
Das,  was  euch,  o  edles  Paar, 
Nach  dem  Tode  lebend  mache! 

25. 

Bittre  Liebe. 

Lieben  ist  ein  süsses  Leiden, 

Wenns  nicht  bitter  wird  dm'ch  scheiden. 

Bittres  wil  ich  dennoch  leiden, 

Daß  ich  Süsses  nicht  darff  meiden. 

26. 
Mittel  zum  Reichthum. 

Wer,  wie  er  werde  reich,  wil  Weis'  und  Weg  betrachten, 
Der  lerne  Geld  und  Gut  bald  viel,  bald  wenig  achten. 

22.  fehlt.  —  23.  (II,  9.)  Votum  Nubtiale.  4  verriebt,  w.  z.  verrichten. 
—  24.  (II,  10.)  Aliud.  4  keinmal  euren.  —  25.  fehlt.  -^  26.  (I,  98.)  Modus 
diiescendi.      1  ertrachten.      2  bald  achten,  bald  verachten. 


Andres  Uimdttt.  QQ 

27. 
Hoelueit-Wutsdi. 

Liebe,  Friede,  S^en,  Glücke 
Sey  euch,  weil  ihr  selbsten  seyd, 
Biß  daß  euch  empor  entzücke 
Sterbligkeit  zur  Ewigkeit. 

28. 
Nicht  alles,  was  schwer,  dringt  anter  sich. 

Laß  ich  überreden  mich; 
Schweres  Ding  dring  unter  sich? 
Wie  daß  denn  die  Steuer-Lasten 
Über  uns  noch  inmier  rasten? 

29. 

Die  Steuer. 

Daß  mein  Buch  die  theure  Gabe 
Allen  zu  gefallen  habe. 
Glaub  ich  nicht;  doch  wil  ich  hoffen, 
Das,  was  folgt,  sei  gar  getroffen: 
O  es  müsse  höllisch  Feuer 
Fressen  die  verfluchte  Steuer! 

30. 
Oewonheit  und  Recht. 

Gewonheit  und  Gebrauch  zwingt  ofi^t  und  sehr  das  Recht. 
Hier  ist  der  Mann  ein  Herr  deß  Weibes,  dort  ein  Knecht. 

31. 

Dienstag  und  Freytag. 

Es  hat  durch  unser  Land  sich  alles  umgekehret; 

Drum  wundert  mich  der  Brauch,  daß  der  so  lange  wehret, 

27.  (n,    11.)    Aliud  (tc.  vot  nabt).         2   Sey  mit  euch  so   lang  Jhr. 

3  euch  Ton  bier.  —  28.  (Ü,  12.)  Non  omne  grave  tendit  deorsum.  1  Man 
wiel.        2  Was  schwer  ist        4  Immer  über.  —   29.  (II,    13.)   Contributio. 

4  gans  getr.  —  30.  (U,  14.)  Consuetudo  et  Jus.  1  zw.  Billigkeit  und  r. 
—  31.  (II,  15.  Dies  Martis  et  dies  Yeneris  nubentibuB  ominosi.  1  hat  sieh 
m  der  Welt  jetst.       2  mich  daß  noch  bey  uns  so  1, 


40  ^^  Enten  Tausend 

Daß  Dienstags  noch  und  nicht  man  Freytags  Hochzeit  macht, 
Und  mehr  als  göldnes  frey  das  schwere  dienen  acht\ 
6  Es  gienge  zwar  noch  hin  deß  Dienstags  Hochzeit  haben, 
Freytages  aber  doch  bald  tod,  bald  seyn  begraben. 

32. 
Tadler. 

Wem  niemand  xucht  gefclUt,  wer  alles  tadelt  allen, 
Wer  tadelt  diesen  nicht?  und  wem  kan  der  gefallen? 

33. 
Sanmsaal. 

Anfang  hat  das  Lob  vom  Ende. 
Drom  macht  der,  daß  mau  ihn  schände, 
Der  in  allen  seinen  Sachen 
Nimmer  kan  kein  Ende  machen. 

34. 
Tr&gheit. 

Der  kan  ohne  Krieg  und  Waffen 
Seinem  Ruhme  ßuhe  machen, 
Der  nur  wachsam  ist  zum  schlaffen, 
Schläfirig  aber  zu  dem  wachen. 

35. 
Anff  den  Osenm. 

Wo  wer  nach  Ehre  strebt,  da  pfleget  sie  zu  fliehen; 
Wo  wer  die  Ehre  fleucht,  da  pflegt  sie  nachzuziehen. 
Es  weiß  nun  Oskus  diß ;  drum  nimmt  er  einen  Saum 
Und  fleucht,  was  er  nur  kann,  in  Sünden  ohne  Zaum. 

3  Das  man  Dienstages  und  nicht  Fr.  4  schnöde  d.  5  zwar  dieses 
gienge  hin:  D.  tages.  6  Fr.  aber  drauf  bald  Tod  s.  und  begr.  —  32.  (I,  99.) 
In  Momum.  2  Den  tadelt  jeder  auch  und  kan  niemand  gef.  —  33.  (I,  100.) 
Finis  coronat  opus.  —  34.  (II,  16.)  Torpor.  —  35.  (II,  17.)  In  Oscnm  sce- 
leratö  ambitiosum.  1  Wer  nach  der.  2  Und  wer  d.  E.  fl.  dem  pfl.  3  dr. 
faßt  Er  jhme  räum. 


Aüdrefi  Hundert.  41 

36. 
Anir  einen  HSrner-Trftger. 

Der  lieb  ist  nichts  zu  schwer^  pflegt  Comiger  zu  sagen; 
Drom  ist  ihm  aneh  nicht  schwer,  auß  Liebe  Hörner  tragen. 

37. 
VergStternng  der  Helden. 

Es  wolln  ietzund  nicht  mehr  auß  Helden  Götter  werden. 
Das  macht,  ihr  Himmel  ist  hinieden  auff  der  Erden. 

38. 
Fraw,  nmbgekehrt  Warf. 

Die  erste  Fraw  zwar  warf  das  Joch 
Der  Sund'  an  unsem  Hals; 
Doch  sind  letzt  unsre  Frauen  noch 
Was  klüger  dieses  Falls: 
Sie  setzen  manchem  Homer  an, 
Daß  er  sich  nicht  entstreiffi^  kan. 

39. 
Seligmacher. 

Christus,  der  uns  selig  macht. 
Ward  für  uns  ans  Creutz  gebracht. 
O  wie  würden  rieh  bedencken. 
Die  manchmal  das  Seligseyn 
Suchen  nur  durch  frembde  Pein, 
Wenn  sie  selbsten  selten  henken! 

40. 
Stat  geht  fBr  Land. 

Bei  der  Stadt  ist  Stattlichkeit, 
Bei  dem  Dorffe  Dürfftigkeit. 
Isfs  nun  recht,  wenn  gleich  die  Stat 
Statlich  auch  zu  steuern  hat? 

36.  (II,  18.)  In  Cornigenim.  —  37.  (II,  19.)  Apotheosi»  Heroum.  1  Eß 
wollen  jetzt.  —  88.  (II,  20.)  Fraw  per  invenionem  wwrff.  1  warff  zwar. 
6  abstreifren.  —  39.  fehlt.  —  40.  fehlt. 


42  MS  Erefcn  TaaioDd 

41. 

Die  gSldenen  Soldaten. 

Die  Sonne  geht  in  Gold^  so  sprechen  unsre  Bauern. 
Drum  wird  bei  uns  ihr  Licht  nicht  mehr  gar  lange  tauem. 
Mars  starrt  und  rauscht  für  Gold;  ihr  Bauern,  last  das  grämen: 
Die  göldne  Gleißnerei  wil  finstem  Abschied  nehmen. 

42. 
Seligmacherey. 

Selig  machen  kan  nur  einer; 
Sonsten  hats  gelemet  keiner. 

43. 
An  einen  Freond. 

Weil  du  mich,  Freund,  beschenckst  mit  dir, 
So  danck  ich  billich  dir  mit  mir. 
Nimm  hin  deß wegen  mich  fUr  dich; 
Ich  sei  dir  du;  sey  du  mir  ich. 

44. 

Oeitchals. 

Den  Geitzhals  imd  ein  fettes  Schwein 
Schaut  man  im  Tod  erst  nützlich  seyn. 

46. 

Reiehthnm. 

Wer  auff  übrig  Reichthum  tracht, 
Der  wird  sonsten  nichts  erstreben. 
Als  daß  er  noch  bei  dem  Leben 
Ihme  selbst  ein  täglich  sterben 
und  heniachmals  seinen  Erben 
Ein  gewüntscht  Gelächter  macht. 

41.  (II,  21.)  Militi»  ocoMUB.       4  al>8cheid.    —    42.   fehlt.    —  43.  fehlt. 
—  44.  fehlt.  —  45.  (ü,  23.)  Opulenti«. 


Asdres  Handert.  4S 

Wenn  Feyertag  die  Jungen  hilten, 
Wolln  halten  Bete-Tag  die  Alten. 

47. 
Anff  eilen  Bhrgeitiigen. 

Aue  Menschen  günnen  dir,  daß  da  möchtest  Cäsar  werden. 
Doch  mit  dreiondswantzig  Wunden  nieder  liegend  anff  der  Erden. 

48. 
Regimento- Wetter. 

Wer  nicht  glaobt,  daß  Obrigkeiten 
BiUich  sind  und  heissen  Gtötter, 
Der  hab  acht  bei  diesen  Zeiten, 
Was  sie  machen  ftkr  ein  Wetter. 

49. 

Ftrrten. 

Daß  die  Fürsten  über  Menscheaund  nach  Rechten  Herrscher  sejn, 
Doch  nicht  ewig,  möchten  Fürsten  ihnen  täglich  bilden  ein. 

&0. 

Von  Heilen  Beiiiei. 

Sind  meine  Reime  gleich  nicht  aQe  gut  und  richtig. 
So  sind  die  Leser  auch  nicht  alle  gleich  und  tüchtig. 

51. 

Danek  wird  bald  kraiek. 

Danckbarkeit,  du  theure  Tugend^ 
Alterst  bald  in  deiner  Jugend; 
Drum  macht  deine  kurtze  Frist, 
Daß  du  immer  sehsam  bist. 

• 

46.  fehlt.  —  47.  fehlt.  —  48.  Am  rande  steht:  Prinoipes  sunt  Düj  non 
pudern  Ahitonantes,  sed  Imitonaniet.  (II,  24.)  TempestM  Politios.  8  sohaw 
jetzt  bey  nnsren.  —  49.  fehlt  —  50.  (II,  26.)  Aeqna  causa  fsquom  poaoit 
jndieem.  2  die  Richter.  —  51.  (H,  27.)  Nihil  oititts  seneMit  quam  gratia. 
1  die  t.       2  Wird  alt.      3  ihre  k.      4  sie  um  so  seltsam  ist. 


44  I>«A  Ersten  Tausend 

62. 
Weltliehe  Hofftaniig. 

Hoffiiung  ist  ein  faules  Seil, 
Bricht  in  anverhoffter  Eil, 
Daß  uns  Armut  bleibt  zu  theil. 

53. 
Das  Vergaagene. 

Wer  ietzund  berathen  wil  die  vergangne  Sachen, 
Der  wird  junge  Weiber  auch  aus  den  alten  machen. 

54. 
6fate  Wercke. 

Wo  gute  Wercke  selig  machen. 
Bringt  solche  Meinung  gute  Sachen. 
Wie  kan  die  Seligkeit  doch  fehlen. 
Wo  zwene  Jesus  sind  zu  zehlen? 

55. 
Anff  KfthiimiiiideB. 

Kunimundus  giebt  sich  an, 
Manche  Stunde  seinen  Mann 
Zu  bestehen,  das  ist  viel. 
O  es  ist  bedinget  worden. 
Daß  er  weder  selbst  ermorden, 
Noch  ermordet  werden  wil. 

56. 
Frenndschafft  mit  Gott. 

Wenn  ein  Mensch  mit  Gott  gut  steht, 
Der  steht  wol,  wenns  übel  geht; 
Denn  er  kan  die  höchsten  Gaben, 
Vater,  Bruder,  Tröster  haben. 

52.  fehlt  "  53.  fehlt.  —  54.  (II,  28.)  Geminus  Jesus.       2  So  hat  ein 
Bähstier  gutte.        3  die  Seeligkeit  muß  Ihm  nicht  f.       4  Denn  er  kan  zweene 
J.  z.  —  55.  (II,  29.)  In  Cunimundum.       2  Bey  dreystunden.  —  56.  (11,  30.) 
Amicitia  cum  Deo.       1  Ein  Mensch  mit  dem. 


Andre»  Hnndert  45 

57. 
HfigUeh«  ÜBM«gliekkeit. 

Als  Adam  wolte  €k>tt  und  seinem  Wesen  gleichen^ 
Ward  er  ein  sterblich  Mensch  und  must  auß  Eden  weichen. 
Seither  wir  haben  diß^  was  Gott  kan,  künnen  wollen 
Und  nnvermügHch  Ding  doch  mttglich  machen  sollen : 
Seither  ist  unser  Frey  in  Dienstbarkeit  verkehret. 
Die  Haut  ist  abgestreift,  das  Marck  ist  außgezehret. 

58. 
Das  Beste  der  Welt 

Weistu,  was  in  dieser  Welt 
Mir  am  meisten  wolge&llt? 
Daß  die  Zeit  sich  selbst  verzehret, 
Und  die  Welt  nicht  ewig  währet. 

59. 
Oesegnete  Arbeit. 

Daß  unser  Feld  ietzt  nichts  als  Dom  und  Disteln  traget, 
Drum  schwitzet  unser  Leib,  und  unser  Hertze  schlttget. 
Doch  laß  ich  mich  auff  Gott;  der  sehe,  was  er  thut, 
Dieweil  er  dißfalls  spricht :  Wol  dir ,  du  hast  es  gut ! 

60. 
Auff  Jungfer  Nackt-Lieb. 

Cupinuda  klaget  sehr 
Über  Vater  Adams  Fall, 
Drum  daß  niemand  überall 
Darff  ietzund  gehn  nackend  mehr. 

61. 
Welsehlaud. 

Das  welsche  Land  heist  recht  ein  Paradeis  der  Welt, 
Weil  ieder,  der  drein  kummt,  so  leicht  in  Sünden  fällt. 

57.  (II,  31.)  Mögliche  Unmöglichkeit.  4  Und  ein  unmöglich.  6  ab- 
geMhindt.  ^  58.  (II,  32.)  Mundi  optimam.  3  Das  die  Welt.  —  59.  Am  rande 
stdit:  Ps.  128.  (II,  33.)  Labor  benedlctus.  —  60.  (II,  34.)  In  Cupinudam. 
-  61.  fehlt. 


46  DeA  Enten  TaiiMnd 

62. 
Jurist  und  Artet. 

Ein  Jurist  darff  eines  Artztes,  der  ihm  sein  Gehirne  stärke, 
Daß  er  recht,  wasRotheswolle,  und  was  Schwarzes  heiße,  merke. 
Auch  der  Artst  darff  des  Juristen,  der  ihm  seine  Sachen  schmücket, 
Ob  er  etwa  hat  den  Krancken  sammt  der  Eranckheit  fortgeschieket. 

63. 
Auf  Bibnlnm. 

Es  torkelt  Bibulus,  ist  stündlich  toll  und  voll; 

Der  Weg  zur  HöU  ist  breit ;  er  weiß,  er  trifft  ihn  wol. 

64. 
Sommer  and  Winter. 

Daß  iedes  Jahr  vier  Zeiten  hat,  hält  man  mehr  nicht  recht. 
Der  Frühling  ist  deß  Winters,  der  Herbst  deß  Sommers  Eiiecht. 

65. 
Vertrauen  anf  Christnm. 

Was  fragt  ein  edler  Low  nach  eines  Hündleins  Bellen? 
Was  fragt  ein  Fels  im  Meer  nach  Winden  und  nach  Wellen  ? 
Was  Juda  Low  beschützt,  was  Davids  Fels  behält. 
Das  ist  vom  Teuffei  frei  und  sicher  für  der  Welt. 

66. 
Hoihinng  nnd  Oednld. 

Hoffnung  ist  ein  fester  Stab, 
Und  Geduld     ein  Reise-Kleid, 
Da  man  mit  durch  Welt  und  Grab 
Wandert  in  die  Ewigkeit. 

67. 
Die  Stirne. 

Die  Stirn  ist  sonst  der  Thron,  drauff  Ehre  sitzt  empor. 
Was  hat  für  Ehre  der,  der  Haare  henckt  davor? 

* 

62.  fehlt.  —  63.  fehlt.  —  64.  fehlt.  —  65.  (U,  35.)  Fiducia  in  Chri- 
Btnin.  Ein  Edler  Lew  fragt  nichts.  2  Ein  Felß  ins  Meer  gegründt  fr. 
3  Wen  der  Lew  Juda  seh.,  w.  D.  —  66.  (II,  36.)  Spes  et  patientia.  3  Damit 
man.  —  67.  fehlt. 


Andres  Uiindert.  47 

68. 
Hoebceit-Wratieli. 

Werthes  Paar,  lebt  in  die  Wette 
Mit  deß  Glückes  bester  Zeit; 
Biß  daß  euch  die  Ewigkeit 
Von  der  Sterblichkeit  errette! 
Wann  der  neunde  Monat  weicht. 
Hebet  ^eines*  an  zu  zehlen; 
Dieses  muß  euch  nimmer  fehlen, 
Biß  die  Zahl  au£P  zehne  reicht 

69. 
Die  hiuAllige  Welt. 

Ich  bin  zwar  wol  kein  Rath  aus  Gottes  Cautzeley; 
Doch  weiß  ich,  was  daselbst  ietzund  im  Werke  sey. 
Es  wird  der  kranken  Welt  ihr  Leichendienst  bestellet, 
Weil  sie  ie  mehr  und  mehr  in  schwere  Seuchen  fallet. 
Sie  hat  sich  offk  kasteit  durch  Hunger  und  purgirt 
Durch  Pest ;  Mars  hat  ihr  auch  viel  übrig  Blut  entflihrt : 
Noch  dennoch  ists  umbsonst.    Drum  der  sich  ihr  vertrauet. 
Hat  ffar  ein  schönes  Bild  ein  stinckend  Aas  erschauet. 

70. 
Die  Bfteher  Moisis  und  Josnft. 

Wo  Moses  höret  auff,  fangt  Josua  bald  an: 
Oenad  ist  nöthig  da,  wo  das  Verdienst  nichts  kan. 

71. 

David  durch  Hiehal  verborgen. 

Die  Michal  legt  em  Bild  ins  Bett  an  David's  stat 
Und  dann  zu  seinem  Haupt  ein  Fell  von  einer  Zi^en. 
Will  mancher  wie  ein  Bild  im  Bette  stille  liegen. 
So  giebt  man  ihm  gemein  ein  Fell,  das  Homer  hat. 

68.  (U,  37.)  Votum  nubtiale.  1  Liebes  P.  6  So  hebt  eines.  7  Unnd 
dieft  maß  «nch  keinmal.  8  auf  Neune.  —  69.  (II,  38.)  Mundus  cadueus. 
7  Noch  ist  es  gar  umbs.  -^  70.  (II,  39.)  Libri  Moisis  et  über  Jostue.  2  Da 
ist  genade  not.  —  71.  (II,  40.)  Michal  Davidem  occultans.  3  Wiel  einer 
dieser  Zeit.       4  Wie  ein  Bild,  giebt  man  ihm  ein  f. 


48  ^^  Enten  Tausend 

72. 
Der  schrift-kflndi^  Mars. 

Wer  spricht,  daß  unser  Mars  aaff  Gottes  Buch  nicht  fraget? 
Er  hat  genau  gemerckt,  was  König  Saul  dort  saget: 
Wer  mir  nicht  nach  zeucht  auß,  deß  Binder  soll  man  stückeu; 
Und  also  hin  und  her  durch  alle  Gräntzen  schicken. 
6  Drum  ist  nun  alles  Vieh  verschickt,  zerstückt,  vertrieben, 
Daß  uns  von  ihnen  kaum  der  lehre  Stall  ist  blieben. 

73. 
Arm  anf  Erden;  reich  im  Himmel. 

Wer  einen  Reichen  nennet,  hat  alles  dieß  genennt. 
Was  diese  Welt  für  gut,  für  hoch,  fUr  herrlich  kennt. 
Wer  einen  Armen  nennt,  der  hat  von  dem  gesagt. 
Was  aUe  Welt  veracht  und  aller  Unfall  plagt. 
5  Noch  dennoch  tausch  ich  nicht;  ein  Armer  in  der  Zeit 
Ist  fertig,  reich  zu  sein  dort  in  der  Ewigkeit. 

74. 

eedald. 

.   Leichter  traget,  was  er  traget, 
Wer  Geduld  zur  Bürde  leget. 

75. 
Unbesonnene  Sorgen. 

Das  Fleisch  kocht  langsam  gar,  wenn  Blei  liegt  in  dem  Topfe. 
Zu  nichts  ist  der  geschickt ,  dem  Sorge  steckt  im  Kopfe. 

76. 
Erde,  durch  Versetzung :  Rede. 

Ob  eine  Red  uns  schön  und  künstlich  gleich  bedeucht. 
So  ist  sie  doch  ein  Wind,  der  hin  zum  Winde  zeucht. 
Wer  Erde  liebt,  liebt  das,  was  endlich  Angesichts, 
Wann  Gott  gebeut,  zersteubt  und  wird  ein  lehres  Nichts. 

72.  (n,  41.)  Saul  rodivivus.  2  ersehn.  8  Wer  nicht  auß  zeucht  mir 
nach.  —  73.  (II,  32.)  Pauper  in  terris,  divcß  in  ccelo.  2  gut  hellt  unnd 
für  köstlich  kennet.  3  gesaget.  4  plaget.  5  Ich  tausche  g]eichwol  nicht. 
Wer  arm  ist.  —  74.  (II,  43.)  Patientia.  1  der  trägt  1.  —  75.  (11,  44.)  Cur» 
insensats.  1  Ein  Fl.  k.  1.  g.  wu  Bl.  2  der  ist  zu  nichts  gesch.  —  76.  (II,  45.) 
Erde  per  transpositionem :  Rede.  1  Bede  gleich  unß  seh.  u.  k.  deucht.  3  Der 
der  die  £.  1.,  1.  das  was  ang.       4  lauter  nichts. 


Andres  Hundert.  49 

77. 
Die  Welt  ward  nicht  aaß  Sonnen-Stanbe,  sondern  wird  zu 

Sonnen-Stanbe. 

Ich  weiß  nicht,  ob  die  Welt  kan  länger  stehu  und  halten, 

Weil  da  und  dort  ihr  Bau  nimmt  Brüche;  Eisse,  Spalten. 

Gott  scheidet  sich  von  uns;  wir  scheiden  uns  von  Gott. 

Die  Wolfahrt  reumt  das  Land,  und  bleibt  uns  nichts  als  Not; 

Die  Tugend  fleucht  seitab ;  die  alten  Laster  weichen  & 

Der  neuen  Teuff'eley.    Es  künncn  sich  nicht  gleichen 

Der  Unter than  und  Herr,  der  Herr  und  Unterthan; 

Der  Mann  sucht  fi*emdes  Weib ;  das  Weib  sucht  fremden  Mann. 

Der  Himmel  wil  nicht  mehr  der  Erde  Saamen  günncn ; 

Die  Erde  wil  nicht  mehr  wie  vor  gebären  künnen.  lo 

Das  macht,  daß  man  zum  Theil  dem  Epikurus  glaubt: 

Die  Welt  werd  ehstes  das,  was  in  der  Sonne  stäubt. 

78. 
Gezwungene  Soldaten. 

Wer  seuffzend  zeucht  in  Krieg,  ist  kein  gar  gut  Soldat. 
Was  dünkt  dich  nun  von  dem,  den  man  gezwungen  hat? 

79. 
Die  baßfertige  Welt. 

Die  neue  Welt  ist  from  und  frömer  als  die  alte; 

Sie  darflF  nur  acht  Gebot,  die  sie  im  Leben  halte; 

Dem  Ehbruch,  Diebstal  bleibt;  man  hauet  nur  die  Leute 

Und  macht,  was  uns  gefällt,  uach  Krieges  Art  zur  Beute. 

80. 
Glucke  und  Unglücke. 

Das  Glück  ist  abgetlieilt  vons  Ungelückes  Tücke 
Durch  den  Buchstaben  U  und  den  Buchstaben  N; 
So  daß  mau  N  vor  und  U  zuletzte  nenne, 
So  ist  in  einem  NU  Unglücke  bei  dem  Glücke. 

! 

77.  (II,  46.)  Mnnduß  non  ex  atomis  Bed  in  atomoB.  2  Weil  jbr  baw 
dl  und  dort.  6  Sich  können  nicht  vergl.  8  d."  M.  sucht  sonst  ein  W. 
iW.  sucht  einen  M.  12  werd  jetzund  das,  das  in  der  Sonn-  nm])stcnbt. 
-  78.  (U,  47.)  MilitcB  coacti.  1  W.  s.  in  den  Kr.  z.  ist  kein  gut.  2  Wie 
[  i  d.  denn  umb  den.  —  79.  (11,  48.)  Mundus  rcsipiscens.  3  Ehbr.  und 
Diebet  bL      Man  harnet  (sie).  —  80.  (H,  49.)  Glücke  und  Unglücke. 

4 


i 


50  I^eß  Ersten  Tausend 

81. 

Die  hoffärtige  oder  fibersichtige  Welt. 

Die  Welt  acht*  unsrer  nichts;  wir  achten  ihrer  viel. 
Ein  Narr  liebt  den,  der  ihn  nicht  wieder  lieben  wil. 

82. 
Crentze. 

So  bös  ist  schwerlich  was,  es  ist  zu  etwas  gut. 

Das  Creutze  plagt  den  Leib  und  bessert  doch  den  Mut. 

83. 
Elende. 

Man  trage  mit  Geduld  den  Jammer  dieser  Zeit; 
Was  Jammer  erstlich  war,  wird  endlich  Herrlichkeit. 

84. 
Das  Unrecht  der  Zeit. 

Was  frag  ich  nach  der  Zeit?  wenn  der  mir  nur  wil  wol, 
Der  alles  schafft,  was  war,  was  ist,  was  werden  sol. 

85. 
Schlaf y  umgekehrt:  falsch. 

Der  Schlaf  heist  rücklings  falsch ;  denn  er  betreugt  uns  oft, 
Gibt  Gold  im  Traume,  gibt,  wann  wir  erwachen,  Luft. 

86. 
Ich  bin,  wer  ich  bin,  so  bin  ich  deß  Herrn.  (Luth.) 

Begehrt  mich  Gott  nicht  reich  und  sonst  von  hohen  Gaben, 
So  sey  ich,  wie  ich  bin,  er  muß  mich  dennoch  haben. 

87. 
Warheit  im  Weine. 

Sucht  Warheit  wer  im  Wein  und  findet  sie  im  Wein, 
Der  wundre  sich  nicht  mehr,  daß  Deutschen  redlich  sein. 

81.  (n,  50.)  Mondus  supercilioBUs.         2  ist,  der  den  1.,  der  ihn  nicht  1. 

—  82.  (n,    51.)  Crux.        1  Es  ist  so  höse  nichts.  —  83.  (II,  52.)  Mißeri*. 

—  84.  (II,  53.)  Injuria  temporis.  —  85.  (II,  59.)  Schlaf,  per  inversionem 
falsch.  1  Schi,  heist  zurücke  f.  2  Giebt  unß  im  tr.  Gold.  —  86.  (II, 
56.)  Quisquis  sum,  Del  sum.  —  87.  (II,  57.)  In  vino  veritas.  1  Wo  man 
d.  w.  8.  u.  findet  in  d.        2  So  wund,   mich  nicht  sehr  das  Tentsche. 


Andres  Hundert.  51 

88. 
Reich  9  dnreh  Versetzuiig:  Cheir. 

Cheir  heist  Griechen  eine  Hand, 
Stecket  in  dem  Wörtlein  Beich. 
Wer  da  reich  ist,  werde  gleich 
Einer  milden  Hand  erkant. 
Die  da  gibet  und  nichts  nimmt; 
Die  verschenkt  und  nichts  bektUnmt. 

89. 
Laus  lud  Lans. 

^as  Lob  heist  im  Latein  ^  das  hat  im  Deutschen  Füsse; 
Iß  kitselt  dort  und  juckt;  hier  gibt  es  scharffe  Bisse. 

90. 
Henseh,  dnreh  YersetEHiig:  sehmen. 

Wil  der  Mensch  sich  selbst  besehn^ 
Wird  er  leichtlich  keinen  sehmen. 
Schmeh  nicht  bald  und  thu  gemach! 
Jeder  hat  sein  eigne  Schmach. 

91. 
Arm.  Nar. 

Streich  vom  m  ein  Strichlein  auS; 

Dann  wird  dir  ein  n  drauß; 

Thu'  das  n  für  das  a. 

Also  steht  für  Augen  da, 

Wie  da  den  die  schnöde  Welt,  ( 

Welcher  arm  ist,  hat  und  hält. 


SS.  (II,  58.)  Bei^h  per  metathesin  Cheir.  1  Qriechiflch.  2  Und  steckt. 
-  3  Wer  Reich  ist,  der.  6  außtheilt.  •—  89.  (II,  59.)  Laus  und  Laus.  1 
ras  im  Lat.  h.  Lob.  2  Dort  kitzelt  es  und.  — -  90.  (II,  60.)  Mensch  per 
map.  sehmen.  1  ein  Mensch  s.  s.  ansehn.  2  So  wird  er  niemanden. 
I.  (n,  61.)  Arm.  nar.      4  So  hatta  f.      5  Für  Wen  den. 

A* 


52  I>eß  Enten  Tausend 

92. 

Oraby  umgekehrt:  barg. 

Wol  dem^  den  bisher  barg 
Ein  Grab  für  so  viel  Arg. 

93. 
Not,  umgekehrt:.  Ton. 

Die  Not,  die  ist  ein  Ton,  davon  die  Augen  rinnen; 
Nicht  viel  sind,  wann  er  klingt,  die  drüber  lachen  künnen. 

94. 
Die  Welt  ein  Lnmpenhftndler. 

Nicht  handle  mit  der  Welt;  sie  führt  verlegne  Wahren; 

Du  wirst  sonst,  wie  sie  sind,  mit  Schad  und  Schand  erfahren. 

95. 

Lieb,  yersetzt:  Blei. 

Das  Blei  dringt  unter  sich  und  wil  nur  immer  ruhn. 
Wer  dir  sich,  Lieb,  ergibt,  kan  sonsten  wenig  thun. 

96. 
Der  Sonnen  und  deß  Menschen  Untergang. 

Untergehn  und  nicht  vergehn 
Ist  der  Sonnen  Eigenschafft. 
Durch  des  Schöpffers  Will  und  Krafft 
Stirbt  der  Mensch  zum  Aufferstebn. 

97. 
Auff  die  Weiber. 

Wann  ftlr  den  Mann  das  Weib  spricht  in  der  Handelunge, 
So  ists,  wie  wann  den  Sinn  offi:  übereilt  die  Zunge. 

92.  (II,  62.)  Grab,  per  invers.  Barg.  —  93.  (11,  68.)  .Not  per  invers.  Ton. 
1  d.  N.  ist  solch  ein.  —  94.  (II,  64.)  Mundns  veterator.  1.  sie  hat  verl.  — 
95.  (n,  65.)  Liehe  per  anagr.  Blei.  2  der  der  der.  —  9G.  (II,  66.)  Solis  et 
hominis  occasus.  3  UndJ durch  seines.  —  97.  (11,  67.)  In  foeminas  lo- 
quaces.     1  Wann  d.  W.  f,d,  M.  redet  bey  H. 


Andres  Hundert.  53 

98. 

Gottesdienst  ist  ohne  Zwang. 

Wer  kan  doch  durch  Gewalt  den  Sinn  zum  Glauben  zwingen? 
Verlaugnen  kan  zwar  Zwang;  nicht  aber  Glauben  bringen. 

99. 

Eingeborne. 

Wer  alte  Väter  sucht  und  sucht  sie  alle  gar, 
Der  kümmt  zuletzt  auf  den,  der  Anfangs  Erde  war. 
Wer  Gott  zum  Vater  hat,  der  bleibet  wol  geadelt; 
Denn  keiner  hat  den  Stamm  von  Ewigkeit  getadelt. 

100. 

Adel. 

Hoher  Stamm  und  alte  Väter 
Machen  wol  ein  groß  Geschrey. 
Moises  aber  ist  Verräther, 
Daß  dein  Ursprung  Erde  sei. 


98.  fehlt.  —  99.  (II,  68.)  Aborigenes.        2  der  erstlich.        3  ist  und 
bleibt  wol  g.      4  Denn  wer  ist,  der  d.  St.  von  Ew.  her  t.  —  100.  fehlt. 


54  ^^  Enten  Taasend 


DESZ  ERSTEN  TAUSEND 
DRIHES  HUNDERT. 

1. 

Mannes-Bildnliß. 

£m  iedes  Ding  der  Welt  hebt  an,  geht  fort,  ninunt  zu; 
Es  war  schon  eine  Zeit,  da  ich  nicht  war,  noch  du. 
Glaub  aber  mir  gewiß,  wann  dieses  du  wirst  lesen. 
Ein  Mann  ist  mir  bekannt,  der  nie  kein  Kind  gewesen. 

2. 
Von  Cfott  beschert, 
Bleibt  nnverwehrt. 

Der  ungestüm  April  last  dennoch  Veilken  blühen. 

Mir  kan,  was  Gott  mir  günnt,  kein  rauhes  Glück  entziehen. 

3. 

April  und  May. 

April,  der  zömt  zuvor,  eh  Mai  wil  wieder  lachen. 
Zu  jener  Lust  den  Weg  muß  diese  Not  uns  machen. 

4. 
An  mein  väterlich  6nt,  so  ich  drey  Jahr  nicht  gesehen. 

Glück  zu,  du  ödes  Feld!    Glück  zu,  ihr  wüsten  Auen! 
Die  ich,  wann  ich  euch  seh,  mit  Threnen  muß  betauen, 

1.  (n,  69.)  Effigies  Virilis.  2  Und  es  war.  3  doch  glaube  mir  g. 
der  du  wirst  d.  1.  4  Mier  ist  ein  M.  b.  —  2.  fehlt.  —  3.  (II,  70.)  Aprilis 
et  Majus.  1  der  April  zömet  vor,  eh  als  der  M.  wiel.  1.  2  Den  Weg 
8.  j.  L.  —  4*  (H,   71.)  Ad  rura  paterna  per  triennium  non  visa. 


Drittes  Hundert  55 

Weil  ihr  nicht  mehr  sejd  ihr;  so  gar  hat  euren  Stand 

Der  freche  Mord -Gott  Mars  grond  auß  herum  gewand. 

Seyd  aber  doch  gegrüst^  seyd  dennoch  fUrgesetzet  § 

Dem  allem,  was  die  Stat  für  schön  und  köstlich  schätzet. 

Ihr  wart  mir  lieb;  ihr  seyd,  ihr  bleibt  mir  lieb  und  werth; 

Ich  bin,  ob  ihr  verkehrt,  noch  dennoch  nicht  verkehrt. 

Idi  bin,  der  ich  war  vor.    Ob  ihr  seyd  sehr  vernichtet, 

So  bleib  ich  dennoch  euch  zu  voller  Gunst  verpflichtet,  lo 

So  lang  ich  ich  kan  seyn.    Wann  dann  mein  seyn  vergeht, 

Kans  sein ,  daß  Musa  wo  an  meiner  Stelle  steht 

Gehab  dich  wol,  o  Stadt!  die  du  in  deinen  Zinnen 
Hast  meinen  Leib  gehabt,  nicht  aber  meine  Sinnen. 
Gehab  dich  wol!  mein  Leib  ist  nun  vom  Kerker  los;  15 

Ich  darff  nun  nicht  mehr  seyn,  wo  mich  zu  seyn  verdroß. 

Ich  habe  dich,  du  mich,  du  süsse  Vater -Erde! 
Hein  Feuer  gläntzt  nunmehr  auff  meinem  eignen  Herde. 
Ich  geh,  ich  steh,  ich  sitz,  ich  schlaf,  ich  wach  umbsonst; 
Was  theuer  mir  dort  war,  das  hab  ich  hier  aus  Gunst  10 

Des  Herren  der  Natur  um  Habe -Dank  zu  nissen 
und  um  gesunden  Schweiss;  darff  nichts  hingegen  wissen 
Von  Vortel  und  Betrug,  von  Hinterlist  und  Neid, 
Und  wo  man  sonst  sich  durch  schickt  etwan  in  die  Zeit. 
Ich  ess'  ein  selig  Brot,  mit  Schweiß  zwar  eingeteiget,  15 

Doch  daß  durch  Beckers  Kunst  und  Hefen  hoch  nicht  steiget. 
Das  zwar  Gesichte  nicht,  den  Magen  aber  fUllt 
Und  dient  mehr,  daß  es  nährt,  als  daß  es  Heller  gilt. 
Mein  Trinken  ist  nicht  falsch ;  ich  darf  mir  nicht  gedenken. 
Es  sei  gebrauen  zwier,  vom  Bräuer  und  vom  Schenken.  so 

l&r  schmeckt  der  klare  Safft;  mir  schmeckt  das  reine  Naß, 
Das  ohne  Keller  frisch,  das  gut  bleibt  ohne  Vaß, 


3  einen  st.  4  von  grund  auß  orng.  7  Hir  wäret  1.  8  Das  Ihr  verk.  seid, 
dai  hat  mich  nicht  9  bin  noch  der  ich  war:  wie  sehr  ihr  seid  vem.  11  So 
L  ich  kan  sein  ich,  wann  mein  sein  wiel  vergehn.  12  Sei  Musa,  wo  sie 
kiB  a.  m.  8.  Btehn.  16  Und  ich  d.  n.  18  leuchtet  mier  nunmehr  auff  eig. 
20  Was  mir  d.  t.  w.  21  umb  ein  Dank  hab  eu  n.  22  um  ein  wenig  Seh. 
24  Und  wodurch  man  sich  sonst  seh.  26  hefen  nicht  auffst.  27  daß 
das  Ges.  28   mehrt.  29  Trank  ist   ung^lUscht  und  ich  d.  nicht. 


56  Deß  Ersten  Tausend 

Drum  nicht  die  Nymphen  erst  mit  Ceres  dürffen  kämpffen, 
Wer  Meister  drüber  sei,  das  nichts  bedarff  zum  dämpffen, 

86  Weils  keinen  Schweffehrauch  noch  sonsten  Einschlag  hat, 
Das  ohne  Geld  steht  feil,  das  keine  frerle  That 
Hat  den  iemals  gelehrt,  der  dran  ihm  ließ  genügen. 
Der  Krämer  fruchtbar  Schwur  und  ihr  genißlich  Lügen 
Hat  nimmer  Ernt'  um  mich;  der  viel-  geplagte  Lein 

40  Der  muß,  der  kan  mir  auch  anstat  der  Seiden  sejn. 
Bewegung  ist  mein  Artzt.    Die  kräuterreichen  Walde 
Sind  Apotheks  genug.    Geld,  Gold  wächst  auch  im  Felde-, 
Was  mangelt  alsdann  mehr?    Wer  Gott  zum  Freunde  hat 
Und  hat  ein  eignes  Feld,  fragt  wenig  nach  der  Stat, 

46  Der  vortelhafften  Stat,  da  Nahrung  zu  gewinnen. 

Fast  ieder  muß  auff  List,  auff  Tück',  auff  Ränke  sinnen. 

Drum  hab  dich  wol,  o  Stat!    Wenn  ich  dich  habe,  Feld, 
So  hab  ich  Haus  und  Kost,  Kleid,  Ruh,  Gesundheit,  Geld. 

5. 
Erneuertes  Schlesien. 

Der  Krieger  Art  und  Werk  bißher  war  rauben,  stehlen; 
Der  Stäter  Art  und  Werk  erkauffen  und  verholen. 
Es  ist  was  starck  gesagt.    Es  ist  ja  gut  gemeinet, 
Wiewols  von  aussen  nicht,  als  wie  es  solte,  scheinet. 
6  Was  neu  ist,  das  ist  gut;  drum  ist  ihr  Sinn  gewesen, 
Daß  man  bei  allem  soll  das  Renovatum  lesen. 

6. 

Bewegliche  Ofiter. 

Der  Landmann  thut  nicht  recht,  daß  er  so  kläglich  thut 
Um  sein  entwante  Wahr:  es  war  beweglich  Gut. 

* 

33  Darum  d.  N.  nicht  mit.  34  das  man  auch  nicht  darf  d.  35  Weil  es 
nicht  Seh.  37  Hat  jemals  den  g.  der  ihm  dran  1.  39  Hat  keinmal 
40  Muß  mir.  47  drum,  Stat,  geh.  d.  w.  48  Hab  ich  Hauß,  Speise 
Trank.  —  5.  (H,  72.)  Silesia  renovata.  1  das  rauben  war  bißher  gewön- 
lich  und  daß  stehlen.  2  Eß  war  bißher  gemein  auffkauffen  und.  3  daß 
ist  ein  harttes  Wortt!  es  war  ja.  4  Ob  es  von  aussen  gleich  nicht.  — 
6.  (U,   73.)  Mobilia.       1    geltzam.       2  s.  entraubte. 


Drittes  Hundert.  57 

7. 
Wanderschaft  der  Leute  und  der  GSter. 

Man  sagt^  man  lieset  yiel,  wie  daß  für  langen  Jahren 

Zu  Zeiten  ein  gantz  Volk  aus  seinem  Sitz  gefahren 

Und  neues  Land  gesucht.    HinfÜro  wird  man  sagen 

Was  andres:  Wie  man  sah  bei  uns  in  vielen  Tagen 

Vom  Land  Holtz^  Stein,  Ziehn,  Blei,  Gold,  Silber,  Kupffer,  Eisen,  5 

Fleisch,  Brot,  Tranck  und  was  nicht?  hin  in  die  State  reiseu. 

8. 
Soldat,  durch  Versetzan^:  als  tod. 

Soldaten  sind  ein  Volk,  die  durch  behertzte  Thaten 
Der  Welt  und  ihrem  Thim  viel  dienen  und  viel  rathen. 
Wann  aber  ein  Soldat  der  Welt  dient  wider  Gott, 
Der  bleibt,  indem  er  bleibt,  ist,  eh  er  bleibt,  als  tod. 

9. 

Stat,  durch  Versetzung:  Satt. 

Die  Unruh  ist  im  Land,  und  Ruh  ist  in  der  Stat; 
Denn  jenes  leidet  Noth,  und  sie  ist  meistens  satt. 

10. 

Steuer,  durch  Versetzung:  es  reut. 

Es  reut  wol  trefflich  sehr,  was  Steuer  wird  gegeben. 
Weil  fortmehr  nichts  mehr  ist,  als  nur  das  liebe  Leben. 
Allein  es  darff  geschehn;  es  reut  noch,  doch  zu  spat. 
Nicht  den  so  sehr,  der  gab,  als  der  genummen  hat. 

IL 

Überall  Krieg. 

Weil  nunmehr  die  gantze  Welt 
Wider  sich  zeucht  selbst  ins  Feld, 

7.  (II,  74.)  Migrationes  remm.  1  Man  hat  vor  viel  gesagt.  2  Manchmal 
iit  ein  £^antz.  3  Und  ein  new.  L.  g.  Jetzt  wird  man  erst  viel  s.  4  Nach 
nnß,  wie  man  gesehn  bei  unß  und  unsern  T.  6  Und  was  nur  bat  gekondt 
AD  ander*  ortte  reisen.  —  8.  (II,  75.)  Soldat  per  anagr.  als  tod.  4  der  bleibt 
Tod  wann  Er  bl.  —  9.  fehlt.  —  10.  (II,  76.)  Steuei-  per  transpos:  es  reut. 
1  was  man  auß  St.  g.  2  Weil  man  ja  fortmehr  nichts  hat  alß.  3  das  es  reut, 
doch.  4  Den  nicht  so.  — 11.  (11,77.)  UndiqoeBdlom.  1  ietzund.  2  selbst  zeucht 


58  ^eß  Ersten  Tausend 

Ean  der  Glaub  in  solcher  Zeit 
Auch  nicht  bleiben  ohne  Streit. 
r>  Dennoch  führt  er  so  den  Krieg, 

Daß  Geduld  behält  den  Sieg, 
Daß  die  Hoffnung  kriegt  die  Krön 
Und  Bestand  den  rechten  Lohn. 

12. 
Bloße  Warheit. 

Die  Warheit  ist  ein  Weib,  das  zwar  kein  Laster  kennt; 
Doch  weil  sie  nackt  und  bloß,  so  wird  sie  sehr  geschändt. 

13. 

Die  sehamhafftige  Zeit. 

Sie  sey  sonst,  wie  sie  sej,  die  Zeit, 
So  liebt  sie  doch  Verschämlichkeit. 
Sie  kan  die  Warheit  nackt  nicht  leiden; 
Drum  ist  sie  emsig  sie  zu  kleiden. 

14. 

Schale  ist  nicht  Kern. 

Was  aussen  heisset  Schutz, 
Das  heist  von  innen  Nutz.    . 
Diß  lehrten  uns  drej  Jahr, 
Es  sey  gar  eigen  wahr. 
h  Drum  lerne,  Landsmann,  lern. 

Ob  Schale  sey  der  Kern. 

15. 
Lob -Sucht. 

Der  um  Lobes  willen  thut 
Das,  was  löblich  ist  und  gut, 
Thut  ihm  selbsten,  was  er  thut, 
Thut  es  nicht,  dieweil  es  gut. 

6  doch  führt  er  so  seinen.  8  Und  beständigkeit  den  L.  —  12.  fehlt.  — 
13.  (II,  88.)  SfBCulom  verecundam.  1  Eß  sey  sonst,  wio  sie  wiel.  2  schara- 
hftflftigkeit.  —  14  fehlt.  —  15.  (II,  97.)  Amor  laudis.  2  Was  lobwürdig. 
3  Tb.  ihm  eelbit  nur.       4  Und  thut  nichts,  drumb  daß. 


DritteB  Hundert.  59 

16. 
Em  ehrliekas  Leben  und  seliger  Tod. 

Wer  ehrlich  hat  gelebt  und  selig  ist  gestorben^ 
Hat  einen  Himmel  hier  und  einen  dort  erworben. 

17. 
Friede  ist  das  beste. 

Für  großer  Herren  Mund  gehört  das  Allerbeste^ 
Hag  leichte,  wo  sich  von  ein  grober  Bauer  mäste. 
Der  Fried  ist  eine  Kost;  die  köstlich  nährt  und  speist; 
Drum  wird  gemeiner  Mann  davon  letzt  abgeweist. 

18. 
Ordnung  hilfft  Haashalten. 

Es  gehet  diesem  wol,  der  so  sein  Haus  kan  fassen, 

Daß  iedes  drinnen  weiß,  was  thuUch,  was  zu  lassen. 

Drum  gehts  ietzt  auch  so  fein.  Wenn  Ejieg  der  Herr  aufrührt^ 

So  weiß  der  Bauer  schon,  daß  ihn  sein  Beutel  führt. 

19. 
Vermessenheit. 

Zum  Werke  von  dem  Wort 
Ist  offb  ein  weiter  Ort 

20. 
Auf  einen  Fresser. 

Edo  lobt  und  hält  fbr  gut, 
Wann  ein  Mensch  stets  etwas  thut. 
Nichts  thut  er;  doch  thut  er  das, 
Daß  er  isst,  wenn  er  kaum  aß. 

21. 

Sparsame  Zeit. 

Der  Mangel  dieser  Zeit  hat  Sparsamkeit  erdacht. 

Man  tauffet  ietzt  auch  bald,  so  bald  man  Hochzeit  macht. 

16.  fehlt.  —  17.  (II,  86.)  Pax  optima  rerum.  2  wo  Ton  sich.  8  Fr.  ist 
die  beste  K.  4  Jetzt  davon.  —  18.  fehlt  —  19.  fehlt.  —  20.  (II,  91.) 
In  Edonem.  3  Er  thut  nichts.  -*  21.  (II,  89.)  BsBcalum  frugale.  2  Man 
ttofllt  auch  bald  sngleioli« 


60  I>eß  Enten  Tausend 

22. 
Dia  Natur  duldet  nichts  Leeres. 

Der  da  saget:  daß  kein  Leer 
Irgend  wo  zu  finden  war, 
Der  hat  nicht  gesehn  so  weit 
In  die  Beutel  unsrer  Zeit. 

23. 
Kosten -Ordnung. 

Die  Sats^ung,  nach  Gebühr  zu  zehren, 
Ean  keinen  ietzund  mehr  beschweren. 
Man  hört,  daß  der  nicht  viel  verthat. 
Dem  man  benimmt,  was  er  nur  hat. 

24. 

Gesetz  nnd  Evangelion. 

Wenn  mich  Sinai  wil  tödten, 
Hilffb  mir  Sion  aus  den  Nöthen. 

25. 
Hier,  dnrch  Versetzung:  heri. 

Aus  hier  kommt  heri  rauß.    Was  köstlich  heissen  mag 
In  dir  hier,  schnöde  Welt,  ist  wie  ein  gestrig  Tag. 

26. 
Krieg  zwischen  hier  nnd  dort 

Hier  und  dort  sind  Brüder  zwar, 
Doch  ein  gantz  verkehrtes  Paar. 
Hier  führt  wider  dort  viel  Krieg; 
Doch  behauptet  dort  den  Sieg. 

22.  (n,  92.)  Vacmim  in  natura  non  datur.  Excipe  loculos  nostros.  1  der 
gesagt  hat.  2  In  der  Natur  findlich.  —  23.  (II,  93.)  Leges  sumluariae. 
3  Man  hört  nicht  das  d.  y.  7  dem  man  nimmt  alles  was  er  h.  —  24.  fehlt.  — 
25.  (II,  98.)  hier  per  transp.  heri.  2  Hier  in  der  sehn.  —  26.  (II,  87.)  Bellum 
inter  hier  und  dort.      2  zweyspänstig.      4  doch  behelt  d.  Rtäts. 


Drittes  Hundert.  gX 

leder  muß  in  diesen  Zug.  6 

Wer  dem  dort  dient,  der  ist  klug; 
Dort  belohnt  mit  lauter  Gott; 
Hier  bezahlt  mit  lauter  Tod. 

27. 
Der  Hencker  und  die  Gicht. 

Der  Hencker  und  die  Gicht  verschaffen  gleiche  Pein ; 
Nur  er  macht  kleine  lang,  sie  lange  Leute  klein. 

28. 
Soldaten,  Hahler  und  Poeten. 

Tichtem  und  Mahlem  war  weiland  leichte  gegünnet  •  ^ 

Ans  Licht  zu  bringen,  was  nur  ihr  Gehirne  gekUnnet.  W^^-*^'^/    . 

Soldaten  steht  ietzt  durch  sich  selbst  frej, 
Bald  Teuffei,  bald  Gott,  bald  Mensch  zu  seyn. 

29. 
Poetische  und  Historische  Verwandelnng. 

Daß  von  Verwandlung  mehr  kein  Tichter  nichts  bringt  an? 
Ach  sind  doch  derer  mehr  als  iemand  tichten  kan. 

30. 

Brief- Edle. 

Wo  ein  gemahlter  Brieff  und  außgekaufffce  Bullen, 
Wer  Edel  noch  nicht  ist,  erst  Edel  machen  sollen. 
So  kan  wol  eine  Maus  deß  Adels  sich  vermessen. 
Die  einen  solchen  Brieff  hat  unversehns  gefressen. 


7  den  dortt  lohnt.  8  mit  eitell  T.  —  27.  (II,  94.)  CÄrnifex  et 
Podagra.  —  28.  (11,  96.)  BellonsB  famnÜB,  pictoribns  atqae  poetis  quidlibet 
audendi  etc.  2  gehöme  gek.  —  29.  fehlt.  —  30.  (II,  85.)  Nohile»  buUati. 
1  auffgekaufite.  2  den  der  nicht  Edel  ist.  3  auch  eine  Maus.  4  hat 
manchmal  auffgefr. 


62  DeA  Enten  Tansend 

31. 

Redlicbkeit. 

Weil  die  Ehr  und  Redligkeit 
Weicht  und  fleucht  auß  unsrer  Zeit; 
Weiß  ich  nicht,  was  drinnen  sehr 
Fromer  Mann  war  nütze  mehr. 

32. 
Anff  Technieiun. 

Technikus  kan  alle  Sachen: 

Andre  lehren ,  Selbsten  machen/ 

Reiten  kan  er,  fechten,  tantzen, 

Bauen  kan  er  Stät'  und  Schantzen, 
6  Singen  kan  er,  messen,  rechen. 

Schön  und  zierlich  kan  er  sprechen, 

Stat  und  Land  kan  er  regiren. 

Recht  und  Sachen  kan  er  fuhren. 

Alle  Krankheit  kan  er  dämpffen, 
10  Für  die  WaKrheit  kan  er  kämpften. 

Alle  Sterne  kan  er  nennen. 

Bös'  und  Gutes  kan  er  kennen, 

Gold  und  Silber  kan  er  suchen, 

Bräuen  kan  er,  backen,  kochen, 
15  Pflantzen  kan  er,  säen,  pflügen. 

Und  zuletzt:  erschrecklich  lügen. 

33. 
Geraubt  ist  erlaubt. 

Die  Welt  ist  voller  Raub.    Sie  raubet  Gott  die  Ehre 
Und  gibt  sie  ihr  nur  selbst.    Sie  raubt  sein  Wort  und  Lehre, 
Sein  Ordnung  und  Befehl  und  setzt  an  dessen  stat. 
Was  ihr  gevöUter  Wanst  zur  Zeit  getraumet  hat. 

81.  (n,  99.)  Sublata  intogritatc  ex  mundo,  non  est  cor  hominem  in  mundo 
dcsiderem.  4  Ein  from  M.  —  32.  (II,  79.)  In  Technicum.)  2  und  selbst 
machen.  3  Er  kan  r.  Ebenso  steht  in  allen  folgenden  Versen:  „Er  kan** 
am  Anfang.  —  38.  (II,  78.)  Vivitur  ex  rapto.  2  Und  giebet  sie  jhr  a. 
4  manchmal  getr. 


DrittM  Hundert.  g3 

Drauff  raubt  der  Teuffei  nun  das  Olück  und  allen  Segen  & 

Und  pflegt  hingegen  nichts,  denn  Unmut;  zu  erregen. 

Er  raubet  Fried  und  Ruh,  er  raubt  die  gute  Zeit, 

Er  raubet  Scham  und  Zucht,  er  raubt  die  Seligkeit. 

Der  Mensch  beraubt  den  Mensch  an  dem,  das  ihm  gegeben 

Von  Leumut,  Ehre,  Gut,  Gesundheit,  Wolfahrt,  Leben.  lo 

Der  Oberstand  raubt  hin  den  letzten  Bissen  Brot 

Und  last  gemeiner  Schaar  nichts,  als  die  leere  Noth. 

Der  Unterthan  raubt  weg  Gehorsam,  Pflicht  und  Treue, 

Die  Furchte  vor  der  Straff  und  vor  den  Lastern  Scheue. 

Die  Liebe,  die  ein  Christ  zum  Christen  billich  trägt,  15 

Die  ist  durchauß  entraubt,  die  ist  seitab  gelegt. 

Was  macht  denn  der  Soldat?   (Das  Volk  von  fremden  Sinnen, 

Daß  Menschen  man  hinfort  nicht  mehr  wird  achten  künuen.) 

Er  hätte  gar  fUrlängst,  wenns  ihm  nur  war  erlaubt. 

Den  Himmel  und  Gott  selbst  geplündert  und  beraubt.  so 

Was  Kauber  hat  die  Welt!   Doch  mag  ein  ieder  glauben. 
Daß  den,  der  so  geraubt,  man  wieder  wird  berauben. 
Ich  wett,  ob  er  ihm  schon  geraubt  hätt  alle  Welt, 
Daß  er  davon  doch  nichts,  als  Höll  und  Tod,  behält. 

34. 
Der  unartige  Sommer  1637. 

Kalte  Nächte,  heisse  Tage 
Gibt  Gott  dieses  Jahr  zur  Plage. 
Kalter  Glaube,  heisse  Sünden 
Künnen  bessren  Lohn  nicht  finden. 

35. 
Täglicher  Wuntsch. 

Von  aussen  guter  Fried,  und  gute  Ruh  von  innen. 
In  wolgesundem  Leib  auch  wolgesunde  Sinnen,    . 
Deß  Himmels  Freude  dort,  der  Erde  Segen  hier: 
Ein  mehres  weher  nichts  ist  täglich  mein  Begier. 

5  gOckaeUgkeit  und  8.  9  daß,  daß  Jhm  ist  g.  11  die  Obrigkeit. 
16  und  gar  seitab.  17  ein  V.  18  das  man  hienfort  nicht  mehr  vor 
Menschen  nennen  k.  19  der  h.  g.  f.  wenn  es  jhm  w.  22  der  der  geraubet 
h.  dem  wird  man  wieder  r.  —  34.  fehlt.  —  86.  (II,  84.)  Votum  quotidianum. 
4  diß  and  ein  mehreß  n. 


64  ^^  Enten  Tausend 

36. 
Die  Steuer  und  Gottes  Wort. 

Die  Steuer  und  Gott»  Wort  behalten  ewig  Stelle ; 
Das  Uimmelreicli  ist  dieß;  und  jenes  ist  die  Hölle. 

37. 
Reichthnm. 

Ich  wäre  gerne  reich;  denn  daß  ich  reich  nicht  bin, 

Drum  wil  man  uiich  dazu  noch  zu  der  Strafe  *  ziehn. 

Ich  wäre  gerne  reich;  wer  arm  mich  uicht  kan  leiden, 

Der  mag  mir  tausend  Pfund  und  noch  so  viel  bescheiden. 
.  r.  Ich  hab  ein  Ungrisch  Gold  nicht  Ungern  im  Beschluß; 

Nicht  haben,  haben  nicht,  das  bringet  mir  Verdruß. 

Wer  Gold  nicht  geben  wil,  der  mag  mir  Silber  geben; 

Das  Silber  nehm  ich  auch.    Ich  wil  gar  friedlich  leben 

Mit  dem,  der  dieses  bringt;  ein  Schelme,  der  ihn  schlägt, 
10  Ob  mir  wer  Jahr  und  Tag  solch  Ding  zu  Hause  trägt. 

Drum  mangelt  mir  nun  nicht  die  Hand,  die  Eeichthum  nimmet; 

Mir  mangelt  nur  die  Haud,  von  der  mir  Reich thum  kümmet. 

Und  kümmts,  so  ist  es  gut;  wo  nicht,  was  liegt  mir  dran? 

Reich  ist,  wer  ehrlich  hier,  dort  selig  leben  kau. 

38. 
Der  beste  Soldat. 

Ich  halte  nicht  dafür,  daß  der  Soldat  sei  gut, 
Der  nicht  ein  Sänger  ist  und  kan  das  re-sol-ut. 

39. 
Hochzeit  -  Wuntsch. 

Das  Glücke,  theures  Paar,  sey  zinsbar  eurem  Willen 
Und  muß  euch  Haus  und  Hof  mit  Heil  und  Segen  füllen; 
Mit  Segen,  der  da  bleibt,  wenn  alle  Zeit  verlaufFt, 
Mit  Segen,  den  man  da  erst  nennt,  wenn  man  ihn  taufft. 

* 

36.  (II,  83.)  die  Steuer  und  Gottes  Wort.  2  den  dis  iste  H.  und  jenes.  — 
37.  (II,  80.)  Divitias.  2  Wiel  man  nüch,  *  ncbmiich  durch  Steucrcxccution 
(Anm.  Logaus).  3  Wer  ich  doch  g.  r.  Wer  mich  nicht  Arm.  5  denn  ich  hab. 
6  das  haben  nicht,  das  nicht  haben  bringt.  7  Wer  nicht  G.  8  Ich  w.  nicht  strittig. 
9  der  den  schl.  10  der  niier  ein  gantzes  Jahr  s.  13  docli,  komt  es  so  ists 
gut:  komts  nicht,  so.  —  38.  (II,  82.)  Optimus  milos.  2  Cantor  ist.  — 
39.  (n,  81.)  Votum  nubtiale.       1  schHtzbar  eurem. 


Drittes  Hundert.  65 

40. 

Steuer. 

Wenn  bo  ofEl  an  Gott  man  dächte; 
Als  man  an  die  Steuer  denckt; 
War  unS;  glaub  ich;  längst  zu  rechte 
Fried  und  Ruh  von  Gott  geschenckt. 

41. 

Rflekknnfft  vom  Freunde,  Ankunft  rar  Freundin« 

Da;  wo  ich  ietzund  war;  da  war  mir  hertzlich  wol ; 
Wol  wird  mir  wieder  sejU;  wohin  ich  kommen  sol. 
Gunst  ohne  Falsch  war  hier;  dort  ist  Lieb  ohne  List; 
ffier  ward  ich  sehr  geehrt;  dort  werd  ich  schön  geküst. 
Beym  Freunde  war  ich  ietzt;  zur  Freundin  kumm  ich  nun; 
ffier  that  der  Tag  mir  guts;  dort  wird  die  Nacht  es  thun. 

42. 
An  einen  Freund,  über  gestrige  Bewirthung. 

Der  Morgen;  treuer  Freund;  entdecket  unsre  SchuldeU; 
Dadurch  wir  deine  sind;  für  so  viel  reiche  HoldeU; 
Die  uns  dein  Abend  gab.    Es  bleib  uns  danckens  Krafft; 
Bifi  daß  der  letzte  Tag  ins  letzte  Bett  uns  schafft  I 

43. 
Vom  Jahr  1638. 

Da  Von  nichts,  la  fVr  Die  Todten 
SteVem  WVrDen  aVßgeboten. 

44. 
Hoehieit-Wuntflch* 

Der  Fried  ist  nan  gemacht;  die  Einigkeit  verpflichtet; 
Die  Treu  ist  nun  verknüpfft;  die  Freundschafft  angerichtet. 
Der  diesen  Bund  gestiffl);  erhalte  diesen  Bund; 
Daß  er  besteh  zuletzt;  wie  er  von  Anfang  stund  1 

Logfto.  ^ 


66  I>oA  Enten  Tausend 

6  Die  Welt  mag,  wie  sie  wil,  sich  kochen  oder  braten, 
Muß  euch  doch  alles  arg  zu  lautrem  wol  gerathen, 
Biß  daß  ihr  kummt  ins  wol,  das  wol  bleibt  flir  und  fUr, 
Und  last  denn  hinter  euch,  was  heissen  kan  wie  ihr. 

45. 
Abschied  eines  Verstorbenen. 

Nun  gehabt  euch  alle  wol 
Derer  Augen  Thronen  voll 
Hin  mir  in  mein  Grab  nachsehen! 
Weil  ihr  weint,  so  muß  ich  flehen: 

5  Lieber  fasset  wieder  Mut; 

Was  euch  kränckt,  das  ist  mir  guti 
Lobt  den  Tod,  der  mich  für  Leiden 
Hat  zum  Frieden  abgescheiden! 
Lobt  den  Tod,  der  mir  bringt  Lust, 

10  Die  kein  schmertzlich  Ende  kost! 

Lobt  den  Tod,  der  mich  für  Jammer 
Schleust  hinfort  in  sichre  Kammer! 
Lobt  den  Tod,  der  mir  für  Zeit 
Schenckt  die  Unvergänglichkeit! 

16  Lobt  den  Tod,  durch  den  gelungen. 

Daß  voll  rühmens  meine  Zungen! 
•  Lobt  den  Tod,  ders  so  gemacht. 

Daß  mein  Mund  nichts  thut,  als  lacht! 
Ihr,  die  ich,  —  ihr,  mich  die  lieben, 

10  Lasset  weinen,  stillt  betrüben! 

Mir  ist  wol,  das  günnet  mir. 
Gebe  Gott,  daß  nun  auch  ihr. 
Biß  ihr  kummt  zu  meinen  Freuden, 
Sicher  sejd  fUr  Angst  und  Leiden! 

46. 
Wunder -Werck  der  Welt. 

Man  sagt  und  hat  gesagt  von  grossen  Wunder- Wercken, 
Die  wol  zu  mercken  sind  und  waren  wol  zu  mercken ; 
Noch  ist  ein  größres  kaum ,  als  daß  ein  fromer  Mann 
Bej  dieser  bösen  Zeit  from  sejn  und  bleiben  kan. 


Drittes  Hundert.  67 

47. 
Glaube. 

Bin  Bau  von  Stahl  ^  von  Stein  und  Eichen 
Darff  langer  Zeit  nicht  leichtlich  weichen; 
£in  BaU;  der  auff  dem  Glauben  steht. 
Vergeht,  wenn  Ewigkeit  vergeht. 

48. 

Auf  Blandulam. 

Blandula  schwert  gar  nicht  gerne; 
Doch  verschwert  sie  Haut  und  Haar, 
Wißenschafft  sey  von  ihr  ferne, 
Wenn  sie  eine  Jungfer  war. 

49. 

Aoff  Anniam. 

Diese  muß  man  mir  mit  nichten 
Als  ein  alte  Magd  berüchten. 
Weil  sie  kaum  noch  dencket  dran, 
Da  ein  Floh  war  schon  ihr  Mann. 

60. 
Ein  Kuß. 

Der  Mund  ist  ein  Altar,  das  Opfer  ist  das  küssen; 
Das  Priesterthum  allhier  wil  iederman  genissen. 

51. 
Schlesien,  durch  Versetrang:  is  Schleen. 

b  Schleen,  Schlesien!  sie  ziehn  zusammen  sehr; 
Was  Yormals  du  vermochst,  vermagstu  nun  nicht  mehr. 

62. 
TentseUandy  versetzt:  Schenland. 

Ein  Scheoland  bist  du  ietzt,  O  liebes  Teutschland,  worden 
Durch  Zorn,  Neid,  Krieg,  Gewalt,  durch  rauben  und  durch  morden ; 
Ein  ieder  scheut  sich  nun  in  dich  zu  bauen  ein. 
Weil  mehr  kein  Mensch  in  dir,  nur  lauter  Teuffei  seyn. 

5» 


68  I>6ß  Enten  Tavaend 

53. 
Anff  Petnleam. 

Der  Keuschheit  Schloß  wol  zu  yen7ahren; 
War  an  Petulca  ein  begehren. 
Sie  sagte:  Fleiß  wil  ich  nicht  sparen; 
Wann  nur  nicht  so  viel  Schlüssel  wären. 

54. 
Jnngfran,  versetzt:  rif  genan. 

Der  ietzund  Jungfrau  rufft,  der  rif  gar  sehr  genau; 
Er  hätte  bald  geruffl,  viel  fehlt  nicht ,  Junge -frau. 

55. 
Femdlicher  Freund. 

Ich  kan  nicht  mehr  wol  Deutsch  und  muß  es  frey  bekennen, 
Dieweil  ich  spreche  Feind,  wenn  ich  den  Freund  soll  nennen; 
Der  Freund  ist  selbsten  Schuld,  weils  seine  That  beweist, 
Und  ihn  ein  hündisch  B.  als  Feind  zu  achten  heist. 

56. 
Feind. 

Wer  ist  Feind?    Der  mir  nicht  günnet. 
Was  mir  Gott  und  Glücke  schenckt, 
Der  bej  Tag  und  Nachte  sinnet, 
Wie  er  Hertz  und  Sinn  mir  kränckt, 
6  Der  nach  meinem  Leben  trachtet. 

Der  nach  meiner  Wolfahrt  strebt. 
O,  wird  der  für  Feind  geachtet. 
So  ist  Feind,  wer  immer  lebt. 

57. 
Dentsche  Sprache. 

Das  Deutsche  Land  ist  arm;  die  Sprache  kan  es  sagen. 
Die  ietzt  so  mager  ist,  daß  ihr  man  zu  muß  tragen 
Auß  Franckreich,  was  sie  darff,  imd  her  vom  Tiber -Strom, 
Wo  vor  Latein  starb  auch  mit  dir,  Unrömisch  Rom! 
»  Zum  Theil  schickts  der  Iber.    Das  andre  wird  genummen. 
So  gut  es  wird  gezeugt  und  auff  die  Welt  ist  kummen 


Drittes  Hundert.  69 

Durch  einen  Geme-EIag;  der,  wenn  der  Geist  ihn  rtirt, 

letzt  dieses  Prale- Wort,  ietzt  jenes  rauß  gebiert. 

Die  Musen  würckten  zwar  durch  kluge  Tichter-Sinnen, 

Das  Deutschland  solte  Deutsch  und  artlich  reden  künnen ;  lo 

Mars  aber  schafft  es  ab  und  hat  es  so  geschickt, 

Daß  Deutschland  ist  Blut -arm;  drum  geht  es  so  geflickt. 

58. 
Parole,  versetzt:  0  Prale. 

0  prale,  Landsmann,  pral,  in  fremder  Sprache  Schmucke! 
Da  pralst  in  fremder  Sprach  und  fremd  in  deinem  Rocke. 

59. 
Grabschrifft  eines  Schneiders. 

Hier  ligt  ein  Schneider  in  der  Ruh, 
Der  manche  Löcher  flickte  zu. 
letzt  kan  er  ihm  die  Haut  nicht  flicken, 
Die  ihm  die  Würmer  gantz  zerstücken. 

60. 
Gereisete. 

Die  Deutschen  zohen  starck  in  Franckreich,  acht  zu  geben. 
Auff  dieser  Sprache  Laut  und  auff  der  Leute  Leben. 
Frantzosen  ziehn  ietzt  starck  in  unser  Deutschland  auß. 
Zu  rauben  unser  Gut,  zu  nemen  unser  Haus. 

61. 

Hans -Wesen. 

Viel  erdulden,  nichts  nicht  fechten; 

Schaden  leiden,  doch  nicht  rechten; 

Andre  vollen,  sich  entleeren; 

Lohnen,  doch  den  Dienst  entberen; 

Lnmer  geben,  nimmer  nemen;  5 

Nimmer  lachen,  immer  grämen; 

Herrschen,  gleichwol  dienen  müssen; 

Viel  verwenden,  nichts  genissen; 

Wenig  haben,  oSte  geben; 

Selbsten  fallen,  andre  heben;  lo 


70  I^  Enten  Taasend 

Wann  dann  Gut,  Blut;  Marck  und  Eräfften 
Liegen  für  so  viel  Geschafften, 
Wie  der  alte  Hund  den  Knüttel; 
Dulden  den  Rebellen -Tittel: 
X6  Dieses  bringt  die  Wirthschafft  mite. 

Lobt  sie;  lieben  Leut;  ich  bite! 

62. 
CNitt  und  Krieg. 

Was  nicht  ist;  dem  rufft  Gott  zum  sejn  und  zum  bestehn. 
Was  ist;  dem  rufft  der  Krieg  zum  nicht  seyn,  zum  vergehn. 

63. 
Gott  ffiget,  wie  gnfiget. 

Ich  weiß,  wie  ietzt  mirs  geht;  wies  aber  gehen  werde, 
Weis  der;  der  mich  gewust;  eh  Himmel  war  und  Erde. 
Nach  seinen  geh  mein  Gang  und  nicht  nach  meinen  Sinnen; 
Mir  gnüget  redlich  hier,  dort  selig  leben  künnen. 

64. 
Ich  hoffe  was  beßres. 

Herrscht  der  Teuffei  heut  auff  Erden, 
Wird  Gott  morgen  Meister  werden. 

65. 
Wolfeihlkeit. 

Wolfeihl  Brot  bey  dieser  Zeit 
Machet  theure  Seligkeit. 

66. 
Gottes  und  deß  Tenffels  Wort. 

Es  hat  Gott  durch  sein  Wort  diß  rimde  Haus  gebauet, 
Und  was  man  drinnen  merckt,  und  was  man  aussen  schauet. 
Der  Teuffei  hat  ein  Wort,  dadurch  er  Fürsatz  hat 
Zu  tilgen,  was  Gott  schuff,  und  dieses  heist:  Soldat. 


Drittes  Hundert.  71 

67. 

Beute. 

Frantzoaen  tragen  Schuld;  daß  so  siC;  wie  sie  schreiben, 
Nicht  reden  auch;  dazu  so,  wie  sie  Worte  treiben, 
Gar  selten  sind  gesinnt.    O,  Deutschland  kan  e^  auch! 
Sih  an  das  Wörtlein  Beut  und  seinen  frischen  Brauch. 
Was  Feinden  wird  entwandt,  daß  heisse,  meinstu,  Beute? 
Nein,  was  der  Bauer  hat,  und  was  die  Edelleute, 
Anff  Strassen  was  man  stielt,  auß  Kirchen  was  man  raubt; 
Diß  hat  das  Wörtlein  Beut  an  Freund  und  Feind  erlaubt. 

68. 
Cavallier. 

Ein  Cavallier  heist  ietzt,  was  weiland  hieß  ein  Held. 

Dort  macht  es  Hertz  und  Mut;  hier  macht  es  Gunst  und  Geld. 

69. 

Ein  Rittersmann. 

Ein  Rittersmann  riet  vor  in  Krieg,  berühmt  zu  werden. 
Man  reitet  ietzt  in  Krieg,  dem  Namen  nach,  nach  Pferden. 

70. 

Redlicher  Leute  schelten  gilt  für  loser  Leute  loben. 

Wann  mir  ein  böser  gut,  ein  guter  böse  wil. 
So  acht  ich  gutes  nichts,  hingegen  böses  viel. 

71. 

Deß  Diogenis  Leuchte. 

Diogenes  ist  tod;  wann  dieser  lebte  heute, 
Er  leuchtete  sich  tod,  eh  als  er  fUnde  Leute. 

72. 
From  seyn  ist  schwer. 

Das  gute  thnn  ist  schwer,  leicht  aber  böse  leben. 

Drum  weil  die  Welt  ist  alt  und  kan  nicht  schwer  mehr  heben, 

So  pflegt  sie  sich  zu  dem,  was  leicht  ist,  zu  begeben. 


72  I^  Enten  TMsend 

73. 
Ein  iedes  Werck  fodert  einen  gantzen  Henseben. 

Wer  etwas  hat  zu  thnn  und  täglich  thun  wil  künneD; 
Muß  gäntzlich  seyn  dabej  mit  Leib  und  auch  mit  Sinnen. 
Im  Kriege  kan  man  diß:  Man  wagt  Fleiß,  Schweiß,  Rath,  That; 
Man  waget  Seel  und  heSb,  zu  stehlen,  das  man  hat. 

74. 

Eitstand  deß  Hertzens  und  der  Zunge. 

Das  Hertz  und  Zung  ist  wie  vermählt; 
Die  zeugen  Kinder  ungezählt. 
Wenn  beyde  sie  nicht  eines  sind, 
Wird  iedes  Wort  ein  Huren- Kind. 

75. 
Kriegs -Schneider. 

Samson  machte  Feyer- Kleider 
Von  den  Feinden  den  Philistern, 
Aber  unsre  Ejrieges- Schneider 
Von  den  Freunden  und  Geschwistern. 

76. 

Geitzhälse. 

Wer  das  sinnen -lose  Gold 
Achtet  mehr  als  Menschen-Hold, 
Der  ist  werth,  daß  alle  Welt 
Ihn  für  Kot  und  Unflat  hält. 

77. 
Unordentliche  Liebe. 

AuflF  dieser  Welt  ist  nichts,  das  stärckcr  wird  getrieben, 
AuflF  dieser  Welt  ist  nichts,  das  billich  mehr  war  blieben. 
Als  außgezeumte  Brunst  und  ungeordnet  lieben. 

78. 
Zweyerley  Leben. 

Wer  nach  der  Seele  lebt,  der  lebt  ein  Göttlich  Leben; 
Wer  nach  dem  Leibe  lebt,  lebt  wilden  Thieren  eben. 


Drittes  Hundert.  73 

79. 

Anir  den  Prahlmund. 

Die  seinen  pflegt  Mars  wol  zu  f&ttem 
Und  endlich  reichlich  zu  begüttem; 
Was  lieget  zwischen  Schoß  und  Mund, 
Ist  alles  Pralimundens  Grund. 

80. 
Die  anffgeweckte  Chimaera. 

Ihr  Heliconisch  Volck,  euch  ist  zu  viel  geschehen, 

Dieweil  man  nie  geglaubt,  drum  daß  maus  nie  gesehen, 

Wa8  ihr  was  habt  gesagt,  wie  Lycus  armes  Land 

Chimsera  hat  erschreckt,  verwüstet  und  verbrant. 

Von  vomen  war  sie  Low,  war  Zieg  am  Bauch  und  Bücken;         » 

Hur  letztes  muste  sich  zu  einem  Drachen  schicken ; 

Dur  Maul  war  voller  Glut;  ihr  Leib  war  voller  GiflRt, 

Biß  daß  Aleides  Eeul  auff  ihr  Gehirne  trifft; 

Trifft  aber  nur  so  weit,  daß  damals  sie  entschlaffen 

Und,  ietzund  nun  erweckt  durch  unsre  Deutsche  Waffen,  lo 

Tobt  nutten  unter  uns,  an  Form  und  Namen  alt. 

An  Eräfften  aber  neu  und  ärger  an  Gewalt. 

Es  ist  der  tolle  Krieg;  der  seinselbst  eigne  Wiege 
Hat  um  und  um  gestürtzt,  daß  unten  oben  liege; 
Es  ist  der  törchte  Krieg,  der  sonsten  nichts  ersiegt,  i& 

Denn  daß  er  sagen  mag:  noch  haben  wir  gekriegt! 

Zum  ersten  war  er  Low,  verübte  kühne  Thaten, 
Hilt  höher  auff  die  Faust,  als  tückisches  verrathen. 
Und  Deutschland  war  noch  Deutsch;  man  schlug  noch  ernstlich 

drauff. 
Sah  auff  deß  Krieges  End  und  nicht  auff  fernem  Lauff.  so 

Da  nun  der  süsse  Brauch,  zu  machen  fette  Beute 
Anß  allem  ^  was  Gott  selbst  gehabt  und  alle  Leute, 
An  stat  deß  Soldes  kam,  so  wuchs  dem  Krieg  ein  Bauch, 
Drauß  wie  von  einer  Zieg  ein  schädlich  dürrer  Bauch 
Für  Kraut  und  Bäume  fuhr.    Die  Nahrung  ward  vertrieben ;       «6 
Der  Ochsen  saure  Müh  ist  unvergolten  blieben; 
Ein  andrer  nam  es  weg;  es  hieß,  der  Wirth  ins  Haus 
Laß  alles,  was  er  hat,  und  geh  auff  ewig  rauß. 


74  ^^^  Enten  TauBend 

Drauff  ward  man  nun  bedacht;  den  Krieg  weit  hin  zu  spieleD, 

'in  Nicht  auff  den  Feind  so  wol,  als  auflf  den  Freund  zu  zieleu; 
Der  noch  in  gutem  Land  in  seinem  Schaten  saß 
Und  sein  genilglich  Brot  mit  süßem  Frieden  aß. 
Zu  diesem  drang  man  eiu;  wann  Titan  gleich  noch  stunde. 
Wo  sonst  der  heisse  Low  bläst  Flammen  auß  dem  Munde; 

S5  Noch  must  es  Winter  seyn;  noch  nam  man  da  quartier, 
Und  alles,  was  man  fand,  war  schuldige  Gebür. 
Als  wie  der  scharffe  Zahn  der  Ziegen  auch  die  Binden, 
An  Blättern  nicht  vergnügt,  von  Bäumen  pflegt  zu  schinden: 
So  war  es  nicht  genug  zu  fressen  unser  Gut; 

40  Man  gunt  uns  in  dem  Leib  auch  kaum  das  letzte  Blut. 
Der  Feind  blieb,  wo  er  war,  und  wolt  er  wo  nicht  bleiben, 
Biß  daß  man  vom  Quartier  kunt  überall  vertreiben 
Das  viergeftiste  Volck,  so  mocht  er  immer  hin 
In  sein,  in  unser  Land  nach  gutem  düncken  ziehn. 

45  Weil  er  ein  Cavallier,  so  stund  es  zu  verführen. 
So  ihm  man  Hesse  zu  auch  was  zu  prosperiren; 
Er  mochte  plündern  dort,  wir  plünderten  allhier. 
Daß  gleichwol  der  Soldat  hätt  immer  etwas  für. 

Drauß  kümmet  nun  der  Drach;  das  Ende  wird  zur  Schlange. 

50  Der  Krieg,  der  aller  Welt  bißher  piacht  ängstlich  bange, 
Wird  ärger  noch  als  arg,  kreucht  gar  ins  Teuffels  Art, 
Wird  rasend,  so  ein  Mensch  noch  wo  gefunden  ward. 
Der  Gott,  der  Ehre,  Zucht  und  Recht  wüntscht  nachzustreben, 
Wil  gar  nicht,  daß  ein  Mensch  auff  Erden  mehr  sol  leben, 

55  Der  nicht  Soldate  sey  und  ihm  sich  ähnlich  macht 

Und,  was  nm*  menschlich  ist,  verwirfft,  verbannt,  veracht. 
Sein  Gifft  schont  keinen  Stand,  Amt,  Würde,  Freundschafft,  Ehre; 
Was  lebt,  lebt  darum  noch,  daß  er  es  gantz  verstöre. 
Biß  daß  nichts  übrig  sey,  und  niemand  mehr  nichts  hat; 

60  Drauff  braucht  er  alle  Macht,  drauff  sucht  er  allen  Bath. 
Sein  Gifft  ist  so  vergifft,  daß  er  sich  selbst  vergifftet 
Und  ihm  sein  eignes  End  auß  eignem  rasen  stifftet. 
Und  wie  der  Scorpion  in  sich  zu  letzte  sticht. 
Wann  Feuer  umb  ihn  her  wird  etwan  angericht, 

65  Und  wie  es  Schlangen  geht,  daß  ihnen  ihre  Jungen 
Zu  einer  schönen  Bach  auff  so  vergiffte  Zungen 


Hundert  75 

Zerreiflsen  ihren  Bauch,  anff  daß  deß  Krieges  Frucht 

Der  Mutter  Hencker  sey.    Was  diese  nicht  vermocht, 

Wird  Alezicacus  Aleides  auß  der  Höhe, 

Für  dem  der  gantzen  Welt  durch  Krieg  entstandenes  Wehe        70 

Erbarmen  hat  erlangt,  mit  Ehren  richten  auß 

Und  binden  diesen  Wurm  ins  heisse,  tieffe  Haus. 

Da,  da  ists  ihm  vergunt  zu  fechten  und  zu  schmeisseu, 

Den  Ebias-Wirth  abzuthun,  das  Haus  in  Grund  zu  reisseu; 

Dann  raube,  plttnder  er;  dann  wehr  er  seinen  Mann,  75 

Zu  weisen,  was  sein  Low,  was  Zieg  und  Drache  kan. 

81. 
Schlachten. 

Es  bleibt  in  keiner  Schlacht  letzt  viertzig  tausend  Mann; 

Was  Hannibal  gekunt,  ist  keiner,  der  es  kan. 

Es  ist  ja  unser  Mars  im  schiessen  abgericht. 

0,  schiessen  kan  er  zwar,  stehn  aber  wil  er  nicht. 

82. 

Hans -Regiment. 

Em  ieder  ist  Monarch  in  seines  Hauses  Ffalen, 

Es  wj  denn  daß  sein  Weib  sich  neben  ihn  wil  zehlen. 

83. 

Hftrs  nngefärlich  from. 

War  etwa  Mars  wo  from,  so  kehrt  es  ihm  zu  gute; 
Es  ist  gewiß  geschehn  auß  unverdachtem  Mute. 

84. 
Anff  Vitom. 

!  Gleich  da  seinem  fromen  Weibe 

Lag  ein  andrer  auff  dem  Leibe, 
Sah  es  Veit  und  sprach  zu  ihr: 
E7  nun  harr!   steckt  das  in  dir? 

85. 
Völlerey. 

Wer  täglich  in  dem  Weine  schwimt, 
Schwimt,  biß  er  endlich  Schieffbruch  nimt. 


76  I>«A  Enten  Tausend 

86. 

Der  Weiber -Calender. 

Wann  die  Flöh  die  Weiber  necken, 
Wil  die  Lufft  bald  Näß  erwecken; 
Wann  sie  sticht  der  böse  Wurm, 
Folgt  gewiß  ein  Hagel-Sturm. 

87. 
Hars,  ein  Ketzer. 

Mars  last  sich  als  ein  Ketzer  mercken: 
Er  hält  nicht  viel  von  guten  Wercken. 

88. 

Des  Tenffels  Ernte. 

Alles  ist  letzt  wol  gerathen, 
Auch  deß  Teuffels  seine  Saaten, 
Weil  ihm  nun  bey  Schocken  kümt. 
Was  er  sonst  zu  Garben  nunt. 

89. 
Anff  Carponem. 

In  der  Muttersprache  tichten 

Pfleget  Carpo  zu  vernichten. 

Ey,  daß  da  er  doch  nicht  lebte. 

Da  der  Römer  Maro  schwebte! 

O,  er  hätt  ihn  künnen  zwingen 

Deutsch,  und  Römisch  nicht,  zu  singen. 

90. 

Die  ELretze  dieser  Zeit. 

Die  Kretze  ward  wie  Gott  geehrt  bey  manchen  Heyden, 
Damit  sie  ihre  Pein  nicht  etwa  dürfften  leiden. 
Ein  Rauber  und  ein  Dieb  wird  darum  ietzt  geschätzt, 
Nicht  daß  er  uns  gefällt,  nur  daß  er  nicht  verletzt. 


DrittoB  Hundert.  77 

91. 

Jungfern  •  Threnen. 

in  Wasser  ist  mir  kund,  das  den^  der  drein  nur  blickt^ 
[ehr  als  der  stärckste  Wein  in  Unvemunffit  verzückt: 
fer  Liebsten  Threnen  sind,  die  offfc  den  klügsten  Manu 
lethören,  daß  er  schwartz  von  weiß  nicht  sondern  kau. 

92. 
Wein-  Frenndschafft 

Die  Freundschafft,  die  der  Wein  gemacht, 
Würckt,  wie  der  Wein,  nur  eine  Nacht. 

93. 
Tranen. 

Einem  trauen  ist  genug; 
Keinem  trauen  ist  nicht  klug; 
Doch  ists  besser  keinem  trauen, 
Als  auff  gar  zu  viele  bauen. 

94. 
Hartis  Treu. 

Niemand  wag  es,  der  verneine. 

Daß  es  Mars  nicht  treulich  meine. 

Weil  er  niemals  Winters  halben 

Weichet  wie  die  falschen  Schwalben, 

Sondern  bleibt  auff  unsrer  Erde, 

Weil  da  wehrt  Geld,  Brot,  Küh,  Pferde. 

95. 
Hartis  Drechsler -Ennst. 

Daß  auß  einem  Bauren  ietzt 
Mars  bald  einen  Herren  schnitzt. 
Warum  nicht?    Es  wird  gebrochen 
Manche  Pfeiff  auß  Esels -Knochen. 

96. 
Der  Christen  Bätzel. 

Heil  erfolgte  durch  die  Wunde; 
Eranckheit  diente  zum  Gesunde; 


78  I>eA  Enten  Twitend 

Freude  wnchs  anß  Traurigkeit, 
Stärcke  von  Gebrechligkeit; 
5  Sterben  brachte  zu  dem  Leben, 

Und  das  fallen  zum  erheben. 

97. 
Hoffertige  Gerechtigkeit. 

Da  man  hieng  die  Dieb  ans  Holtz, 
War  das  Becht  niemanden  stoltz. 
Nun  man  Räuber  henckt  in  Gold, 
Ist  dem  armen  Becht  nicht  hold. 

98. 
Sicher  Armut 

Ein  Armer  hat  es  gut;  er  ftirchtet  selten  sehr, 
Dieweil  er  mehr  nichts  hat,  daß  er  verliere  mehr. 

99. 
FrOIicher  Tod. 

Es  ist  ein  frölich  Ding  um  eines  Menschen  sterben; 
Es  freuen  sich  darauff  die  gerne -reichen  Erben. 
Die  Priester  freuen  sich,  das  Opffer  zu  genissen; 
Die  Wurme  freuen  sich  an  einem  guten  Bissen; 
5  Die  Engel  freuen  sich,  die  Seele  nauff  zu  fLlhren; 
Der  Teuffei  freuet  sich,  wenn  sie  wil  ihm  gebühren. 

100. 
Wolthat. 

Die  Wolthat,  übel  angewand, 
Wird  Uebelthat  gar  wol  genant 


Viordtes  Hnndert.  79 


DESZ  BESTEN  TAUSEND 
VIERDTES  HUNDERT. 

1. 

Die  Faste. 

So  gute  Fische  häuffig  essen^ 

So  ohne  Maß  den  Wein  vermessen 

So  viel  als  fasten  heissen  sol^ 

So  fastet  der  so  gut  und  wol, 

Der,  wann  er  wil  ein  Hun  verzehren, 

Nur  meint,  als  wann  es  Fische  wären. 

2. 
Elendes  Reichthnm. 

Ein  Reicher  hat  es  arg,  ist  keine  Zeit  nicht  frey, 
Daß  morgen  er  vielleicht  der  AUerärmste  sey. 

3. 
Anff  Hopsiim. 

Mopsus  ist  von  zartem  Stanunen; 
Seine  Väter  all -zusammen 
Speyten  nur  am  Sonntags -Licht 
Auff  die  Erde,  sonsten  nicht. 

Anff  Simonem. 

Simon  wtintschet,  daß  sein  Weib 
Eine  Moschkowitin  wäre; 
Wann  er  ihr  gleich  bleut  den  Leib, 
Daß  sie  uch  doch  nicht  beschwere. 


gO  DdS  Enten  Tausend 

Aber  weil  sie  deutsch  gesinnet. 
Schaut  sie;  wie  sie  sich  erwehrt, 
Wie  sie  Oberhand  gewinnet 
Und  die  Stube  mit  ihm  kehrt 

5. 
Anff 


Piger  kan  nicht  müssig  gehn; 
Müssig  kan  er  aber  stehn. 

6. 

Anff  Faulinnm. 

Faulinus  ist  ein  Mann,  es  ist  ein  rüstig  Mann; 
Die  Arbeit  hat  er  lieb  da^  wann  sie  ist  gethan. 

7. 

Geenderte  Zeit. 

Der  Pabst  hat  alte  Zeit  zu  neuer  Zeit  gekehret ; 
Wer  ist;  der  alte  Zeit  für  neue  mir  gewehret? 

8. 
Herr  und  Knecht. 

Wer  andren  dient;  ist  Herr,  so  fern  er  from  sich  hält; 
Wer  andrer  Herr  ist;  dient;  wann  sündlich  er  sich  stellt. 

9. 
Geld. 

Der  Menschen  Geist  und  Blut  ist  ietzund  Gut  und  Geld; 
Wer  diß  nicht  hat,  der  ist  ein  Todter  in  der  Welt. 

10. 

Sparsamkeit. 

Wer  von  ferne  samlet  ein, 
Kan  von  nahem  lustig  seyn. 


Yierdtes  Hundert.  gl 

11. 

Recht-Reiek. 

Nicht  wer  Gold  zu  Golde  trägt, 
Ist  für  reich  bald  außzuschrejen; 
Wer  den  Lüsten  abelegt; 
Dem  kan  alles  wol  gedeyen. 

12. 
Anff  Aulnni. 

Aulus  rühmt  sich  weit  und  ferne, 
Daß  er  Leuten  diene  gerne. 
Ja  er  dient;  doch  nimt  er  Lohn 
Grösser;  als  sein  Dienst,  davon. 

13. 

Gold  ist  bleich. 

Das  Gold  ist  bleich  auß  Furcht;  es  mercket  gantz  Armeen, 
Die  seiner  Farbe  nach  durch  Licht  durch  Finster  gehen. 

14. 

Geld. 

Wozu  ist  Geld  doch  gut? 
Wers  nicht  hat,  hat  nicht  Mut; 
Wers  hat,  hat  Sorgligkeit; 
Wers  hat  gehabt,  hat  Leid. 

15. 
Zulässiger  Wucher. 

Ein  Wucher  bringet  nicht  Gefiirde, 
Den  Wirthe  treiben  mit  der  Erde. 

16. 
Ein  fauler  Knecht. 

Wann  selten  stielt  ein  Dieb  und  nie  ein  Knecht  nichts  thut. 
So  halt  ich  den  für  bös,  und  jenen  mehr  für  gut. 

6 


g2  I^  Enten  Tausend 

17. 

Auf  PraBdonem. 

Prsßdo  wil  noch  lieber  henckeu^ 
Als  sich  iu  die  Wirthschafft  sencken. 
Weil  ihm  dort  ein  Stündlein  schwer^ 
Hier  das  gantze  Leben  war. 

18. 

Verbösepte  Welt. 

Im  argen  lag  die  Welt,  ietzt  liegt  sie  nun  im  ärgsten; 

Dann  Gottes  Theil  ist  schwach,  deß  Teuffels  ist  am  stärcksten. 

19. 
Anff  Pfttim. 

PaBtus  lobt  der  Keuschheit  Gaben; 
Dann  es  wil  ihn  keine  haben. 

20. 
Die  vernenerte  Welt. 

Gott  wird  den  Himmel  neu  und  schaffen  neu  die  Erde; 
Was  soll  die  alte  Welt?    Sie  wird  zur  Hölle  werden ; 
Sie  ist  die  Hölle  schon ,  in  ihr  ist  lauter  Pein, 
Weil  Krieg  wie  Feuer  brennt,  weil  Menschen  Teuffei  seyn. 

21. 
Amadis- Damen. 

Die  Damen,  die  von  Lieb  und  derer  heissem  Leiden 
Zu  wissen  sind  gelehrt,  zu  sagen  sind  bescheiden, 
Die  kUnnen  noch  wol  was,  die  wissen  noch  wol  mehr: 
Wie  ihre  Glut  man  loscht,  im  Fall  sie  brennt  zu  sehr. 

22. 
Christen. 

V^on  Christus  heissen  Christen  wir; 
Die  Tbat  ist  weg,  der  Nam  ist  hier. 
W^as  Christus  heist,  was  Christus  lehrt, 
Wird  nicht  gethan,  wird  kaum  gehört; 
Nur  da  sind  wir  deß  Namens  werth. 
Wann  uns  für  Friede  kümt  das  Schwerdt. 


"^erdtes  Hundert.  83 

23. 
Saltz  und  Crentz. 

Das  Crentz  und  anch  das  Saltz  sind  bejde  gleich  und  gut; 
Das  faule  Fleisch  dämpfft  diß  und  jenes  frechen  Mut. 

24.      . 
Ordentlicher  und  unordentlicher  Verterb. 

Unordnung  wirfft  uns  hin,  und  Ordnung  last  uns  liegen; 
Das  Steuern  schaffet  diß^  und  jenes  schaffet  Kriegen. 

25. 

Die  gute  Sache. 

Wo  diese  Sach  ist  falsch  ^  die  etwa  übel  gieng^ 

War  Christus  Sache  falsch;  die  ihn  ans  Creutze  hing. 

26.     • 
Der  Krieger  Nutz  ist  unser  Trotz. 

Das  nehmen  und  das  geben 
Ist  zwar  der  Krieger  Leben, 
Doch  andrer  Leute  Sterben 
Und  aller  Welt  Verterben. 

27. 
Der  Weg  in  Himmel. 
Wer  nach  dem  Himmel  zu  den  Weg  hat  flirgenummen, 
Hat  keinen  beßren  Weg;  dann  der  vom  Himmel  kummen. 

28. 
Die  Sünden. 

Die  Sünden  scheiden  Gott  von  uns  und  uns  von  Gott; 
Ach,  dii  wo  Gott  nicht  ist,  ist  lauter  HöU  und  Tod. 

29. 
Die  Zeiten. 

Wer  sagt  mir,  ob  wir  selbst  so  grund-verböste  Zeiten 
Verböse rn,  oder  ob  die  Zeiten  uns  verleiten? 
Der  Tag,  daran  ein  Dieb  dem  Hencker  wird  befohlen, 
Hätt  ihn  wol  nicht  gehenckt,  hätt  er  nur  nicht  gestolen. 

6» 


34  I^eß  Ersten  Tausend 

30. 

Anff  Timonem. 

Daß  deine  Mutter  dich  neun  Monat  hat  getragen, 

Ist  viel.    letzt  duldet  dich  niemand  nur  bey  neun  Tagen. 

31. 

Anff  Nngilnm. 

Wann  deine  Lügen  Hasen  wären, 
Wer  wolte  jene  mehr  beschweren? 
Die  andren  Hasen  würden  los; 
Dann  deine  wären  mächtig  groß. 

32. 

Gifickseligkeit. 

Man  sagt  mir  viel  vom  Glück  und  dessen  Seligkeiten, 
Und  war  und  ist  und  wird  doch  keiner  aller  Zeiten, 
Der  glücklich  sey  durchauß.    Dann  ist  das  Glücke  rund, 
So  steht  es  morgen  nicht;  als  wie  es  heute  stund, 
ft  Wo  Phönix  etwa  wohnt,  wohnt;  glaub  ich,  auch  das  Glücke, 
Von  dem  man  nach  dem  Ohr  und  nichts  weiß  nach  dem  Blicke, 
ledoch  ich  weiß  den  Ort,  wo  Glücke  macht  Bestand, 
Den  aber  niemand  kennt;  biß  dieser  wird  verbrant. 

33. 
Vom  Kriege. 

Mars,  wie  es  scheint,  hat  nur  vier  Sinnen, 
Dieweil  er  nicht  wil  fühlen  künnen, 
Wann  er  die  Welt  so  gar  verheeret, 
Daß  er  sein  eignes  Fleisch  verzehret. 

34. 

Auf  Fanniam. 

Fannia  meint:  Huren -Leben 
Sey  ihr  mehr  als  Ehstand  eben. 
Weil  die  Kinder  im  gebären 
Dort  nicht  so,  wie  hier,  beschweren. 


Vierdtes  Hundert.  gg 

35. 
Der  Welt  Anfang  und  Ende. 

E7,  i«t  nicht  alles  gut,  da  Welt  den  Anfang  nimt? 
Ey,  ist  nur  was  noch  gnt  nun,  da  ihr  Ende  ktimt? 

36. 
Anrnm  et  anra.    Gold  und  Lnfft. 

Der  Mensch  hebt  Gold  so  sehr. 
Und  darff  die  Lufft  doch  mehr. 
Ein  Dieb,  der  diß  bedenckt. 
Wird  selten  auffgehenckt. 

37. 
Von  einem  Trunkenbold. 

Wann  einen  Bacchus -Knecht  ich  voll  von  Weine  schau, 
Ist  solche  Sau  halb  Mensch  und  solcher  Mensch  halb  Sau. 

38. 

Trunckenheit. 

Wer  vielleichte  soll  ertrinckcn, 
Darff  ins  Wasser  nicht  versincken, 
Alldieweil  ein  Deutscher  Mann 
Auch  im  Glas  ersauffen  kan. 

39. 
Deß  Ehstandes  Schirm. 

Wie  feste  pflegt  man  ietzt  den  Ehbuud  zu  verwahren, 
Damit  ihm  ja  kein  Leid  mög  irgend  widerfahren ! 
So  macht  das  Weib  sich  rauch  ums  Haupt  als  wie  ein  Beer, 
Der  Mann  setzt  Homer  auff  und  stellt  sich  wie  ein  Stehr. 

40. 
Der  Ärtzte  Glflcke. 

Ein  Artzt  ist  gar  ein  glücklich  Mann. 

Was  er  berühmtes  hat  gethan. 

Das  kan  die  Zeit  selbst  sagen  an; 

Sein  Irrthum  wird  nicht  viel  gezehlet; 

Dann  wo  er  etwa  hat  gefehlet,  1 

Das  wird  in  Erde  tieff  verholet. 


36  I>cß  Ersten  Tausend 

41. 
Die  beste  Artzney. 

Freude;  Massigkeit  und  Ruh 
Schleußt  dem  Artzt  die  Thüre  zu. 

42. 

Alter  und  Hochzeit. 

Hochzeit  haben ;  lange  leben 
Wünscht  ihm  ieder  sein  gegeben. 
Viel  gelebt,  Hochzeit  gehabt, 
Kränckt  weit  mehr  offfc,  als  es  labt. 

43. 

Orane  Haare. 

Wann  graues  Haar  dir  wächst,  sprich:  Heu  wird  dieses  seyn, 
Das  auff  dem  Kirchhoff  neclist  der  Tod  wird  sammlen  ein. 

44. 
Der  Krieg  und  die  Künste. 

Wie  daß  doch  die  Pierinnen 
Nicht,  wo  Mars  ist,  bleiben  künnen? 
Da  doch  Mars  und  seine  That 
Ohne  sie  kein  Leben  hat: 
ft  Darum  daß  er  nicht  kan  leidcu. 

Wann  iemand  kennt  seine  Kreiden. 

45. 
Von  Gilvo. 

Albinus  saß  voll  Mut  mit  singen  und  mit  lachen. 
Da  Gilvus  dieses  sah,  du  hast,  sprach  er,  gut  machen; 
Du  nimmst  das  dritte  Weib;  die  erste,  die  mir  lebt. 
Die  hat  auch  noch  nicht  Lust,  daß  mir  man  sie  begräbt. 

46. 

Über  den  Tod  eines  lieben  Freundes. 

Mein  andrer  Ich  ist  tod!    O  Ich,  sein  andrer  Er, 
Erwlintschte,  daß  Ich  Er,  Er  aber  Ich  noch  war. 


Yierdtes  Hundert.  g7 

47. 
Eine  Helden -That. 

0  That,  die  nie  die  Welt,  dieweil  sie  steht,  gesehen! 

0  Thaty  dieweil  die  Welt  wird  stehn,  wird  nie  geschehen! 

0  That,  die  Welt  in  Ertzt  und  Cedem  billich  schreibt, 

Und  wie  sie  immer  kan,  dem  Alter  einverleibt! 

0  That,  für  der  hinfort  die  allerkühnsten  Helden,  5 

Was  iemals  sie  gethan,  sich  schämen  mehr  zu  melden! 

Für  der  Achilles  starrt,  für  der  auch  Hector  stutzt, 

Und  Hercules  nicht  mehr  auff  seine  Keule  trotzt! 

Hört!  seht!  und  steigt  empor!  macht  alle  Löcher  weiter: 

Dort  fliehen  Helden  her,  dort  laufien  dreissig  Keuter,  lo 

Die  greiffen  kühnlich  an  ein  wüstes  Gärtner-Haus 

Und  schmeissen  Ofen  ein  und  schlagen  Fenster  auß. 

48. 
Damen.    f( 

Theils  Damen  haben  solche  Sitten: 
Sind  oben  zwar  nicht  zu  erbitten. 
Sind  willig  aber  in  der  mitten. 

49. 

Oewissenhaflter  Krieg. 

Mars  ist  ein  Gewissens -Mann, 
Der  sich  nimmt  der  Menschheit  an; 
Schlägt  er  Menschen  häuffig  nieder. 
Zeugt  er  Menschen  häuffig  wieder. 

50. 
Der  gesegnete  Krieg. 

Mars  ist  nicht  gantz  verflucht  noch  völlig  durch  zu  ächten. 
Wie  manchen  dünckt;  er  ist  der  Same  der  Gerechten; 
Nach  Brote  geht  er  nicht,  er  kan  nach  Brote  reiten, 
Und  muß  wol  noch  dazu  das  Fleisch  das  Brot  begleiten. 

51. 

Ochsen  fressen  Ochsen. 

Der  Winter  ist  gar  scharff,  wann  Wölffe  Wölffe  fressen ; 
Kein  Winter  darff  es  seyn,  wann  Ochsen  Ochsen  essen. 


88  I^eß  Ersten  Tausend 

52. 
D^ß  Pharaonis  Tranm. 

Was  Pharaoni  träumt,  wie  sieben  magre  Binder 
Verschlungen  sieben  fett;  ereignet  sich  nicht  minder 
£ey  uns  und  in  der  That;  dann  mancher  Hunger-leider 
Ist  fett  vom  Raube -Brot  und  gläntzt  durch  fremde  Kleider. 

53. 
Friede  und  Ruh. 

Die  Ruh  hat  guten  Fried  und  Friede  gute  Ruh; 
Die  Welt  laufft  immer  noch  dem  Kriege  weiter  zu. 

54. 
Wnnderwerck. 

Ein  Soldat  kan  durch  verzehren 
Sich  ernähren? 

Und  ein  Landmann  durch  erwerben 
Muß  verterben? 

55. 
Gewalt  ist  nicht  Tapferkeit. 

Wann  ihrer  drey  gleich  einen  schlagen^ 
So  hat  Geschlagner  nichts  zu  klagen; 
Solls  sejU;  daß  er  geschlagen  sey. 
So  schlagen  mehr,  als  einer,  drej. 

56. 
Festemacher. 

Ein  fester  Leib  hat  weiche  Sinnen, 
Die  leichtlich  Blut  nicht  sehen  künnen; 
Li  weichem  Leib  ein  fester  Mut 
Ist  mehr,  als  alles  feste  Gut. 

57. 
Eben  die. 

Waffen -weich  und  Ehren -feste 
War  im  Kriege  vor  das  beste; 
Ehren -weich  und  Waffen -feste, 
Ist  im  Krieg  ietzund  das  beste. 


Vierdtes  Handert.  99 

58. 

Eben  selbig. 

Fürs  Vaterland  sein  Blat  Tergissen 
Hat  weiland  man  zu  rühmen  wiBsen; 
Das  Blut  dem  Vaterland  ersparen, 
Ist  ietzt  ein  Ruhm  bey  unsren  Jahren. 

59. 
Miüse  -  Handwerek. 

Kein  Handwerek  hat  üst  mehr  (resell^ 
Als  wo  in  Küh-  und  Pferde -StäUen 
Das  Meister-Urtel  ist  zu  fsLllen. 

60. 

Auff  ThmsoneiL 

Thraso  preiste  seine  Wunden, 

Die  er  im  Gesicht  empfunden, 

Da  er  nämlich  wie  ein  Held 

Sich  für  seinen  Feind  gestellt. 

"Ey,  sagt  einer,  daß  dir  nicht  s 

Dieses  mehr  schimpfft  dein  Gericht, 

So  enthalt  dich,  ob  du  fliehest, 

Daß  du  nicht  zurücke  sihest 

61. 

Auf  filorilui  oder  Ribarieben. 

Ihr  rühmt  die  kühne  Faust;  ej,  rühmt  den  schnellen  Fuß, 
Den  mir,  sagt  Glorilus,  die  Faust  erhalten  muß! 

62. 

Auff  Fngipodem  oder  Lauff-FißlenL 

Eine  Schlacht  solt  ietzt  betreten 

Fugipus,  da  wolt  er  beten. 

Sprach:  O  Gott,  ach  mache  mir. 

Wie  dort  David  rühmt  von  dir, 

Hirschen -Fuß  und  flihr  mich  ehe  ^ 

Weit  von  hinnen  in  die  Höhe! 

63,  4.     Ps.  18.  y.  34. 


90  Deß  Enten  Tausend 

63. 

Listige  -  Anschl&ge. 

WeistU;  was  ein  Anschlag  heist? 
Wann  man  weißlich  sich  befleißt 
Seinem  Feind,  eh  ers  wird  innen, 
Schand  und  Schaden  anzuspinnen? 
s  Nein,  es  ist  was  beßres  noch. 

Gilt  auch  mehr  als  noch  so  hoch: 
Stehlen  heißt  es  Ktih  und  Pferde, 
Daß  es  niemand  innen  werde. 

64. 
Christus  ist  der  Weg,  die  Warheit  und  das  Leben. 

Ich  kumm  in  diese  Welt,  hindurch  dort  nauff  zu  reisen; 
Weil  Christus  ist  der  Weg,  so  wird  er  mich  wol  weisen. 
Ich  kan  in  dieser  Welt  viel  Kedligkeit  nicht  schauen; 
Weil  er  die  Wahrheit  ist,  mag  ihm  ich  wol  vertrauen. 
5  Hier  muß  ich  zwischen  Tod  und  Nöthen  stündlich  schweben ; 
Weil  er  das  Leben  ist,  so  kan  durch  ihn  ich  leben. 
Was  wil  ich  weiter  mehr?    Laß,  Herr,  nur  dich  mich  haben. 
So  acht  ich  keine  Welt  mit  allen  ihren  Gaben. 

65. 
Der  blinde  Sinn. 

O  Blinder  Menschen  Sinn!  du  achtest  Gott  so  klein 
Und  kanst  doch  ohne  Gott\iicht  einen  Blick  nur  sejn. 
Du  wärst  nicht,  thäte  Gott,  und  aber  thäte  Gott, 
So  wärstu  lang  ein  Raub  dem  Teuffei  und  dem  Tod. 

66. 
Der  Teuffei  sucht  und  wird  gesucht. 

Man  sucht  den  Teuffei,  der  doch  selbst  sucht  zu  verschlingen, 
Und  der  zu  holen  pflegt,  dem  pflegt  man  sich  zu  bringen. 

67. 
V«Uerei. 

Besser  ist  es  tod,  als  voll; 
Jener  thut  noch  arg  noch  wol, 
Dieser  nichts  nicht,  was  er  soll. 


Yierdtes  Hundert.  9]^ 

68. 

Anders. 

Besser  ists  in  Sarck  begraben, 
Als  den  Bauch  zum  Vasse  haben. 
Dorte  wird  man  Sünden  los; 
Hier  erwächst  sie  noch  so  groß. 

69. 
Von  einer  Wittib. 

Trost  mich;  tröst  mich;  arme  Frau, 
Die  ich  meinen  Mann  tod  schau. 
Aber  nicht  mit  Turteltauben! 
Sperlinge  wil  ich  erlauben. 

70. 
Eine  Pferde -Tugend. 

Wann  ich  wüntschen  solt  ein  Pferd, 
Das  deß  wüntschens  wäre  werth, 
Seit  es  sejn,  wann  mirs  nur  bliebe, 
Kurtz  gewand,  wie  Frauen-Liebe. 

71. 
Die  Worte  gelten  wie  Geld. 

Worte  gelten  in  der  Welt, 
Viel  und  wenig,  wie  das  Geld. 
Was  für  Zeiten  schelmisch  hieß, 
Heisset  ehrlich,  bringt  Genieß. 

72. 

Was  seltsam,  ist  werthsam. 

tV'as  seltsam  ist,  ist  lieb;  auß  Orient  ein  Stein, 

Der  seltsam  ist,  muß  mehr,  als  liebes  Brot,  lieb  sejn. 

73. 
Das  Jahr  1640. 
}Ieb,  gleb,  O  gleb  Vns  FrIeD,  O  FrleDe  gleb  Vns,  Gott! 
VIeD  Ist  Vns  la  so  nVtz,  aLs  etWa  Liebes  Brot. 


92  ^^  Enten  Tansend 

74. 

Ein  Kuß. 

Ich  weiß  nicht,  was  ein  Kuß,  ihr  Jungfern,  auff  sich  hätte? 
O,  wer  auffs  küssen  kümmt,  der  ktttnmt  auch  gern  ins  Bette. 

75. 

Eine  Gralschrift. 

Begraben  liegt,  doch  lebt  nunmehr  in  stoltzem  Friede, 
Der  deiner  Wütterey,  O  schnöde  Welt,  ist  müde. 
Wer  müd  ist  und  zuletzt  wil  stoltzen  Friede  haben, 
Muß,  hab  ich  Sorge,  nur  sejn  auch  wie  er  begraben. 

76. 
Eine  nachdenckliche  Sache. 

Wann  Mannes -Mäuler  sich  und  Weiber -Mündlein  paaren, 
Gibts  zehnden  Monat  drauff  was  junges  zu  erfahren. 

77. 
Ehrbarkeit  vollanf. 

Unsre  Welt  und  diese  Zeit 
Steckt  voll  Ehr  und  Redligkeit, 
Weil  der  Sünden  gantzer  Stamm 
Neulich  Adels -Brieffe  nam. 

78. 
Ein  Feigenbaum  im  Capitolio  zn  Rom. 

Zu  der  Zeit,  da  in  Jovis  Schlosse 
Zu  Rom  ein  Feigenbaum  entsprösse, 
Fing  Keuschheit  an  von  dar  zu  weichen. 
Ich  weiß  nicht,  ob  nicht  dessen  gleichen 
Bey  uns  geschieht.    0,  wie  ich  träume. 
Sind  alle  Bäum  ietzt  Feigenbäume. 

79. 
Das  Hertz  anff  der  Zange. 

Wers  Hertz  auff  seiner  Zunge  fUhrt, 
Der  muß,  wann  er  die  Zunge  rührt, 
Bedachtsamkeit  sich  wol  befleissen, 
Sonst  möcht  er  ihm  das  Hertz  abbeissen. 


Vierdtes  Hundert.  93 

80. 

Bnßfertigkeit. 

Ich  lobe  Wanckelmut;  ich  lobe  WMerBpruch, 
Ich  lob  auch  Unbestand;  ich  lobe  Bundes -Bruch. 
Gott;  gib;  dass  nimmermehr  ich  halte  keine  Treu 
Dem  Teuffel  und  der  Sund  und  leb  in  steter  Reu ! 

81. 
Auf  deft  Oen^mid. 

Gengmundus  lobt  sich  selbst;  es  lobt  ihn  auch  die  Welt; 
Wann  Wort  er  führet  Er,  siC;  wann  er  stille  hält. 

82. 
Ein  Lobsprecher. 

Wer  andre  loben  wil;  muß  selbsten  löblich  seyn; 
Sonst  trifft  das  Loben  leicht  mit  schänden  überein. 

83. 
Gute  Wcreke. 

Daß  Gott  mir  durch  sein  Werck  in  mir  den  Glauben  stärcke. 
Für  diß  Werck  gelten  nichts  viel  tausend  meiner  Wercke. 

84. 

An  den  wolthätigen  Gott 

0  Gott;  wo  nem  ich  Danck;  der  ich  so  viel  genummen 
Von  Wolthat;  die  mir  ist  zu  Hause  häuffig  kummen 
Durch  deine  Gütigkeit?   Thust  du  nicht  mehr  hier  wol. 
So  weiß  ich  keinen  Bath;  wie  recht  ich  dancken  sol! 

85. 
Anff  den  Banerstoltzen  Grollnm. 

Der  hoch  zwar  wil  hinauß;  hat  Grollus  einen  Geist; 
Doch  ist  sein  Kopff'  was  schwer;  der  ihn  herunter  reist. 

86. 

Nicht  zn  mntig,  nicht  zn  forchtsam. 

Noch  frech  wagen. 
Noch  weich  zagen 


94  I^eß  Enten  Ttnsend 

Hat  iemals  gar  viel  Nutz  getragen; 
Wol  bedacht^ 
5  Frisch  verbracht 

Hat  offt  gewonnen  Spiel  gemacht. 

87. 

Die  Liebe  Gottes  und  deß  Neehsten. 

Dem  Nechsten  nütze  seyn,  den  Höchsten  recht  verehren, 
Kan  geben  dorte  Heil  und  hier  den  Segen  mehren. 

88. 
Die  Welt. 

Die  Welt  ist  wie  das  Meer:  ihr  Leben  ist  gar  bitter; 
Der  TeufFel  machet  Sturm,  die  Sünden  Ungewitter; 
Drauff  ist  die  Kirche  ein  Schiff  und  Christus  Steuer -Mann; 
Sein  Segel  ist  die  Reu,  das  Creutze  seine  Fahn; 
ft  Der  Wind  ist  Gottes  Geist,  der  Ancker  das  Vertrauen, 
Dadurch  man  hier  kan  stehn  und  dort  im  Port  sich  schauen. 

89. 
Feinde  der  Redligkeit. 

Hass,  Liebe,  Furcht,  Gewinn  sind  vielmal  Schuld  daran, 
Dass  redlich,  wie  er  soll,  nicht  ieder  wandeln  kan. 

90. 

Weiber,  versetzt:  bei  Rew. 

Offt  wohnt  die  Weiber -Treu 
Zu  aller  nechst  bei  Reu. 

91. 
Laster  sind  zu  straffen,  Personen  sind  zu  schonen. 

Personen  gar  nicht  auß  zu  rüchten. 
Die  Laster  aber  zu  vernichten. 
Hat  ieder  mügen  Reime  tichten. 

92. 
Anff  Jungfrau  Mammsßam. 

Mammaea  funckelt  her  an  Schönheit  wie  die  Sterne, 
Doch,  welches  seltsam  ist,  weicht  Hoffart  von  ihr  ferne; 


Vierdtes  Hundert.  95 

Dann  daß  sie  gar  nicht  sich  als  andre  besser  deucht, 

Das  macht,  daß  Fleisch  und  Blut  sie  auch  im  Busem  reucht. 

Dahin  nun  grieff  ein  Freund  gar  unbedachten  Mutes, 

Da  fand  er  zwar  viel  Fleisch,  Milch  aber  stat  des  Blutes. 

93. 

Armut  und  Blindheit 

Ein  blinder  Mann  ist  arm,  und  blind  ein  armer  Mann, 
Weil  jener  keinen  siht,  und  keiner  den  siht  an. 

94. 

Gesehmfinekte  Weiber. 

Die  Damen,  die  sich  gerne  schmüncken, 

Die  lassen  sich  wol  selbst  bedüncken, 

Daß  wo  Natur  an  ihren  Gaben 

Muß  etwas  übersehen  haben ; 

Drum  wo  man  Schmuck  und  Schmüncke  schauet, 

Thut  thörlich,  wer  der  Farbe  trauet. 

95. 
Englische  Tracht 

Die  Jungfern,  die  das  geile  Rund, 
Das  zu  der  Liebe  legt  den  Orund, 
So  frech  ans  Lichte  stellen  auß. 
Die  sind  ein  rechtes  Ballen -Haus, 
Da  stets  der  Ballen  liegen  viel 
Und  warten  dem,  der  spielen  wil. 

96. 

Wille  für  That 

Ob  wollen  sonst  gleich  offt  als  künnen  pflegt  zu  gelten, 
So  gilts  bey  Weibern  doch  gar  nie  so  oder  seltei^. 

97. 

Von  dem  Pravo. 

Es  schrieb  ihm  Pravus  an  sein  Haus: 
Hier  geh  nichts  böses  ein  und  auß. 
Ich  weiß  nicht,  soll  sein  Wuntsch  bestehen, 
Wo  Pravus  auß  und  ein  wird  geben. 


96  l>efi  Enten  Tausend  Yierdtes  Hundert. 

98. 

Eine  Mansvete  Joiij^an. 

^>K.  Ein^  Jl??:  ^*  °^"'  "^^^^ÄD*; 

Deutsch  ist  Zung  und  Vaterland; 
Wann  sie  redet ,  muß  dazwischen 
Halb  Latein  sich  untermischen; 
Drum  ihr  Name;  solls  so  seyn. 
Halb  muß  Deutsch  seyn,  halb  Latein. 
Daß  man  mag  ihr  Art  erkennen^ 
Wil  ich  sie  Man-sueta  nennen. 

99. 
Wissenschafft. 

Das  Gold  gilt  da  und  dort,  und  die  Geschickligkeit, 
Die  schickt  sich  hin  und  her  und  taug  in  alle  Zeit. 

100. 

Von  einem  Pfarrer. 

Kummet  her  und  kauffet  ein 
Gar  umsonsten  Milch  und  Wein! 
Pflegt  ein  Dorff-Pfarr  stets  zu  sagen; 
Wolte  gleichwol  sich  beklagen. 
Wann  ihm  nicht  daflir  kam  ein 
Fette  Milch  und  edler  Wein. 


Fünffiea  Hundert  97 


DESZ  ERSTEN  TAUSEND 

FÜNFFTES  DÜNDERL 

1. 

Wissenschafft. 

Besser  ist  es  betteln  gehen^ 
Als  nichts  wissen^  nichts  verstehen. 
Armen  kan  man  Geld  wol  reichen. 
Weißheit  aber  nicht  deßgleichen. 

2. 
Bficher. 

Es  ist  mir  meine  Lust  bei  Todten  stets  zu  leben. 

Mit  denen  um  und  um,  die  nicht  sejm,  seyn  gegeben, 

Zu  fnigen,  die  sind  taub,  zu  hören,  die  nichts  sagen. 

Und  die,  die  haben  nichts,  sehr  viel  hingegen  tragen, 

Zu  halten  lieb"  und  werth.    Ich  bin  auff  die  beflissen,  5 

Die  mir  viel  gutes  thun  und  doch  von  mir  nichts  wissen; 

Ich  halte  diese  hoch,  die  mich  nur  an  nicht  sehen; 

Die  manchmal  mich  mit  Einst  verhöhnen,  schelten,  schmähen, 

Sind  meine  beste  Freund.    Und  solt  ich  die  begeben. 

Eh  geb  ich  alle  Welt,  eh  geh  ich  auch  das  Leben.  10 

3. 
Poeterey. 

)Ian  hält  mir  nicht  für  gut  die  Poesie  zu  üben ; 
Das  Jülich,  das  grosse  Buch,  darinnen  auffgescliricben 
Der  Kömer  langes  Recht,  solt  eher  meine  Hand 
Durchsuchen^  daß  darauff  sich  gründe  mein  Verstand. 

LofM.  4 


gg  Deß  Ersten  Tausend 

6      Ists  etwan  ungesund,  aufF  Speisen,  die  da  nähren^ 
Zu  Zeiten  frisches  Obst  erquicklich  zu  verzehren? 
Die  edle  Poesie  ermuntert  Sinn  und  Geist, 
Daß  er  grcifft  an  mit  Lust,  was  schwer  und  wichtig  heist. 
Das  nöthigst  ist  das  Brot;  doch  last  man  gleichwohl  gelten 

10  Die  weit  gereiste  Würtz  und  sonsten,  was  da  selten 
In  unsre  Küchel  kummt;  man  giinnet  auch  der  Lust, 
BedarfF  es  nicht  Natur ;  zu  Zeiten  eine  Kost, 

Der  heilsame  Verstand,  daß  einer  züchtig  lebe, 
Niemanden  Schaden  thu  und  iedem  gleiches  gebe, 

i!s  Ist  nöthig,  als  wol  was;  doch  steht  es  gleich wol  frey. 
Zu  salzen  Kunst  und  Witz  durch  die  Poeterey. 

Weil  Recht  ein  Knecht  ietzt  ist,  dem  Frevel  hat  zu  schaffen, 
Weil  eignen  Willens  Zaum  pflegt  frey  verhenckt  zu  schlaffen. 
Weil  Mars  das  Rothe  stellt  und  auch  das  Schwartze  setzt, 

20  Weil  er  Gesetz  erklärt,  wann  er  den  Degen  wetzt, 
Dieweil  er  Urtheil  fällt,  nach  dem  der  Sieg  gefallen, 
Weil  grober  Stücke  Knall  und  holen  Ertztes  schallen 
Viel  klagens  nicht  gestehn :  So  sey  es  mir  vergunt, 
Axxff  daß  der  Zeiten  Weh,  darinnen  wenig  Grund 

25  Zum  from  deyn  übrig  ist,  ich  etwas  mag  besüssen 
Durch  das,  was  ieder  Zeit  für  ein  gerühmtes  wissen 
Geschätzet  war  und  wird.    Man  lasse  mir  die  Lust, 
Die,  wo  sie  wenig  bringt,  noch  weniger  doch  kost. 
Sie  wird  mir  nützer  seyn,  als  Mägden  zu  gefallen, 

30  Als  in  der  geilen  Brunst  der  Üppigkeiten  wallen, 
Als  eingeschrieben  seyn  in  frevlen  Raube-Bund, 
Der  durch  gebrauchten  Trotz  der  Welt  hilfft  auff  den  Grund, 
Als  daß  mein  Sinn  im  Wein,  und  Wein  schwümm  in  dem  Sinne, 
Als  daß  der  Spieler  Dank,  der  schlecht  ist,  ich  gewünne, 

3n  Als  daß  icli  mich  beilicss'  auif  Hunds-Philosophey 
Und  trieb,  als  eine  Kunst,  ein  bäurisch  Feldgeschrey. 

So  fühl  ich  auch  nicht  Hitz  auif  Hofegunst  zu  schnappen ; 
Ich  biege  keine  Knie  und  rücke  keine  Kappen 
Für  auffgeputzter  Ehr  und  angestrichner  Gunst, 

40  Die  mancher  sucht  mit  Müh  durch  schnöde  Schmeichel-Kunst. 
Genug,   wann  ich  mir  selbst  im  Friede  kan  befehlen 
Und  darff  zu  fremder  Pflicht  nicht  Tag  und  Stunden  zehlen. 


Fanfftes  Hundert  99 

Ein  König  bin  ich  so,  mein  Haus  ein  Königreich, 

Da  weder  Hold  noch  Gram  mich  roth  macht  oder  bleich. 

Der  Himmel ,  hat  mir  der  vertraut  und  was  gegeben,  «6 

So  geb  ich  dieses  dem,  der  bey  mir  wohnt  daneben; 

Ich  diene,  wem  ich  kan,  bin  eines  ieden  Knecht, 

Doch  daß  mir  über  mich  bleibt  unverrückt  mein  Recht. 

Hierzwischen  laß  ich  nun  zur  Zeit  mit  unterlauffen 

Die  viel^fiisten  Keim  und  führe  sie  zu  Hauifen  50 

Für  gute  Freunde  hin;  gefallen  sie.  Gar  wol! 

Wo  nicht,  was  liegt  mir  dran?  Es  ist  kein  nöthig  sol 

Gefallig  allen  seyn.    Ein  iedermag  es  machen. 

Daß  über  seinem  Thun  die  Engel  selbsten  lachen,. 

Und  daß  die  Weißheit  sich  selbst  drob  verwundem  kan;  u 

Der,  dem  ich  wo  nicht  taug,  der  seh  mich  nur  nicht  an. 

4. 

Anff  Volvinnm. 

Volvinus  ist  gelehrt  und  gibt  materi  her; 
Sein  Weib,  die  concipirt,  so  wachset  ohngefehr 
Ein  richtiger  Context,  der,  wann  er  ist  für  voll, 
Kan  sagen  alsdann  selbst,  wie  man  ihn  nennen  soll. 

5. 
Anff  Hamminm. 

Es  theilet  Mumm  sein  Reich  mit  seinem  lieben  Weibe ; 
Tags  liegt  sie  ihm  im  Haar,  Nachts  er  ihr  auff  dem  Leibe. 

C. 

Deß  Krieges  Zagpferde. 

Bastant,  Succurß,  Courage, 
Quartier,  Recniten,  Gage: 
Kan  Mars  nicht  diese  Sechs  anspannen, 
So  weicht  er  keinen  Schritt  von  danncn. 

7. 
Leiehte  Wahren. 

Wer  Kriegsvolk  führt,  kan  schleunig  fahren; 
Daun  was  er  führt,  sind  leichte  Wahren. 


100  ^^  Enten  Tausend 

8. 

Deß  Krieges  Sieg. 

Es  kriegt  ihm  Mars  ietzt  selbst;  und  das,  was  er  erkrieget, 
Ist,  daß  er  fällt  die  Welt  und  selbst  mit  ihr  erlieget. 

9. 

Abgezwungene  Jungfransehafft. 

Ihr  Jungfern,  euer  Leib,  den  wo  Gewalt  verletzet, 
Wird  Ehren- lose  nicht  mit  Billigkeit  geschätzet. 
Cunninna  weiß  es  wol ;  wer  an  um  Gunst  sie  spricht, 
Dem  gibt  sie  die  und  schreyt:  0  nun,  O  nein,  O  nicht! 

10. 

Poeterey. 

Es  bringt  Poeterey  zwar  nicht  viel  Brot  ins  Haus; 
Das  drinnen  aber  ist,  das  wirfft  sie  auch  nicht  auß. 

11. 

Gewerbs- Mittel. 

Daß  nicht  Justinian  uns  allewege  zeiget. 
Wodurch  man  was  erwirbt  und  viel  davon  verschweiget. 
Geschah  vielleicht  auß  Neid,  vielleicht  auß  unbewust, 
Vielleicht  auß  Überdruß,  dieweil  es  Müh  gekost, 
f»  Mars  aber  ist  so  treu,  so  klug,  so  unverdrossen 
Zu  öffnen  alles  das,  was  sonsten  heist  verschlossen; 
Er  suchet  alles  auß,  er  weiset  allen  Grieff 
Zu  nähren  sich  bey  Tag,  und  wann  man  sonsten  schlieff. 

12. 
Der  Jungfern  grSste  Schmaeli. 

Was  ists,  worüber  mehr  die  Jungfern  so  entbrennen, 
Als  wann  mau  sie  pflegt  alt  und  ungeetalt  zu  nennen? 
Darm  Jugend  dient  zur  Zucht  und  Schönheit  zum  verthun ; 
Sind  diese  bcyde  weg,  so  last  man  sie  wol  ruhn. 


101 


IS. 
ImM  fwwdnL 

Weiber  anrftmiUt: 
getrau,  TOD  andrer  er  ge<qiiih: 

grün:  die  andere  isl  ihm  hoM; 
ich  nidit :  die  ander  heisl  GreduM. 

14. 

Alf  die  sekiM  PmhIsm. 

Pomnla  hat,  wie  man  spricht^ 
Ab  dn  Apffd  «n  Greacht; 
Dafi  in  ihr  sted^t  eine  Made 
lille  im  ApflFel,  das  ist  schade! 

15. 

Der  TerfMhteie  Krieg. 

Mars  darff  keinen  Advocaten, 

Der  ihm  außführt  seine  Thateu; 

Keinem  hat  er  nichts  genummen. 

Wo  er  nichts  bei  ihm  bekiimmen. 

Keinem  hat  ar  nichts  gestohlen;  5 

Dann  er  nam  es  unverholen. 

Keinen  hat  er  ie  geschlagen. 

Der  sich  ließ  bej  zeiten  jagen. 

Was  er  von  der  Strasse  klaubet, 

Ist  gefunden;  nicht  geraubet.  10 

HauB;  Hof;  Scheim  und  Schopff  gßleeret 

Ist:  ein  Stücke  Brot  begehret. 

Stat;  Land;  Mensch  imd  Vieh  vcriHchtet 

Ist:  deß  Herren  Dienst  y errichtet. 

Huren,  sauffen,  spielen,  fluchen  ir 

Ist:  dem  Mut  Erfrischung  suchen. 

Mehr  kein  Mensch  seyn  an  Geberden 

Ist:  ein  braver  Kerle  werden. 

Letzlich  dann  zum  Teuffei  fahren 

Ist:  den  Engeln  Müh  ersparen.  «^ 


102  ^^^  Ersten  Tausend 

16. 

Hnßtlieü. 

Daß  Mußthell  hcist  man  diß;  was  nach  deß  Mannes  sterben 
Die  Frau  von  Rittersart  muß  theilen  mit  den  Erben. 
Ein  Mußtheil  machet  drauß  anß  allem ;  was  man  hat; 
Wo  er  es  nicht  nimmt  gar^  ein  raubrischer  Soldat. 

17. 

Anff  Virnalam. 

Es  achtet  in  der  Welt  nichts  Vimula  so  sehre, 

Wie  billich ,  als  die  Zucht  und  angeboren  Ehre ; 

Damit  sie  ihr  mit  Macht  nicht  etwa  werd  entnummen^ 

So  hat  sie  nechst  ein  Freund  von  ihr  geschenckt  bekummen. 

18. 
Deß  Krieges  Adelschafft. 

Den  Adel  suchet  Mars  und  hasset  doch  den  Adel; 
Er  mercket;  daß  sein  Grund  zum  edel  seyn  hat  Tadel; 
Sein  WaflFen  zwar  das  taug;  weils  billich  ihm  gebührt, 
Daß  einen  Greiff  imd  Wolff  er  in  dem  Schilde  ftihrt. 

19. 
Ehre  nähret  Künste. 

Weil  guter  Lehr  und  Kirnst 
Niemand  gibt  Ehr  und  Gunst, 
So  künmit  die  Unvernunfft 
letzt  in  der  Ehre  Zunfft. 

20. 
Verständiger  Krieg. 

Mars  wil  gewiß  sein  Volck  gar  klug  und  wirthlich  ziehen ; 
Er  wirbt  die  Jungen  ietzt  bey  Schulen  und  bei  Kühea. 

21. 
Gott  mitniir. 
Mein  Haus  ist  voller  Gott, 
In  dem  es  voller  Noth. 


103 


Ist  Gott  nim  gern  am  mich, 
Warom  dam  woh  aadi  icli 
Midi  TOD  der  Xoth  entzieim  ^ 

Und  Gottes  beysejD  ffiehn? 

22. 
LeWms-Satiug. 

Leb  ich,  90  leb  ich! 
Dem  Herren  hertsUch, 
Dem  Fürsten  treolicfa, 
Dem  Xecbsten  redlich. 
Sterb  ich,  so  sterb  ich! 

23. 

Gottes  ud  deß  Tenfels  Bothea. 

Geht  hin  in  «He  Welt  und  Idiret  alle  Völcker; 
Greht  hin  in  alle  Welt  und  leeret  alle  Völcker. 
Der  Tenffel  schaffet  diß,  Gott  schaffte  jenes  vor; 
Noch  fi^et  Gottes  Wort,  deß  Teuffels  schwebt  empor. 

24. 
Deß  Landes  Leiehendienst. 

Das  Land  ist  leider  tod;  drum  wird  es  mm  begraben. 
Die  Städte  sind  der  Pfarr,  die  zum  Gcdächtnüß  haben 
Die  Spolien  davon.    Soldaten  sind  die  Erben, 
Die  erben,  eh  man  stirbt;  ihr  Erb  ist  unser  sterben. 

25. 
Kennzeichen  der  wahren  Kirche. 

Der  mit  dem  Beutel  gieng,  hieß  Judas ;  Der  zu  legen 

Sein  Haupt  nicht  hatte  Raum ,  heist  Christus.    Zeitlich  Segeu 

Ist  lange  lange  nicht  die  rechte  Lieverey, 

Zu  kennen,  wer  ein  Christ  in  Christus  Kirche  sey. 

26. 

BSse-from  nnd  from-bSse. 
Wer  keinem  Böses  nie  und  auch  nie  gutes  thut, 
Heist  der  gut-böse  dann,  heist  der  dann  böse-gut? 


104  ^^  Ersten  TauBond 

27. 
Anff  Schwollinm. 

Der  Praler  Schwollius  wil  gar  nicht  wohnen  enge; 
Sein  Hauß  muß  sein  geräumt,  gewaschen  alle  Gänge; 
Nicht  wunder!  ihn  verdruß,  da  er  erst  ward  ein  Kind, 
Beschlossen  seyn  dahin,  wo  lauter  Nächte  sind; 
5  Drum  brach  er  bald  herfür,  wo's  eng  und  unrein  wäre. 
Ob  seine  Mutter  gleich  war  Frau  vom  Viertel-Jahre. 

28. 
Krieg  und  Wein. 

Soldaten  und  der  Wein,  wo  die  zu  gaste  kummen. 
Da  ist  Gewalt  und  Recht  dem  Wirthe  bald  bcnummcn. 
Der  Wirth  kan  diesen  zwar  zum  Hause  treiben  auß; 
Jen'  aber  räumen  weg  den  Wirth  und  auch  sein  Haus. 

29. 
Leichtes  steigt  fiber  sich. 

Das  leichte  steigt  empor; 
Drum  geht  bey  unsrer  Zeit 
Die  leichte  Sinnligkeit 
Der  Bedligkeit  weit  vor, 

30. 

Tränme. 

Die  Träume  sind  wol  werth,  daß  sie  man  manchmal  achte; 
Die  Frau  im  Traume  ward,  ward  Mutter,  da  sie  wachte. 

31. 

Fiusternfiß. 

Wann  zwischen  Menschen  Hertz  und  zwischen  Gottes  Liebe 
Der  Erde  Schatten  fiillt,  so  wird  es  schädlich  trübe; 
Dann  Gottes  Trost  vergeht,  der  doch  allein  erfreut, 
Drum  bleibt  dem  Hertzen  nichts,  als  Welt,  das  ist:  nur  Leid. 


Fünfftes  Handort.  105 

32. 
Gesclinifiekte  und  gesclimfiiickte  Jungfern. 

Die  Jungfern ;  die  sich  gern  am  Tage  zierlich  schmücken, 
Die  liegen  gerne  bloß  des  Nachtes  aiiff  dem  Rücken, 
Und  die  mit  Schmüncke  sich  verpurpem  und  bekreiden. 
Die  wollen  ihre  Brust  mit  Männern  gerne  kleiden. 

33. 

Wittfl)scliafll 

Als  Pallas  weg  von  Troja  ward  genummen, 
Ist  dessen  Heil  bald  zum  Verterben  kummen. 
Ein  Haus,  darauß  ein  redlich  Weib  verschieden, 
Bleibt  von  dem  Glücke  mehrentheils  vermieden. 

34. 

Der  Tod. 

Ich  (tirchte  nicht  den  Tod,  der  mich  zu  nemen  kümmt; 
Ich  fürchte  mehr  den  Tod,  der  mir  die  Meinen  nimmt. 

35. 
Schalcks- Narren. 

Ein  Herr,  der  Narren  hält,  der  thut  gar  weißlich  dran. 
Weil,  was  kein  Weiser  darff,  ein  Narr  ihm  sagen  kan. 

36. 

Weg  zu  beyderley  Leben. 

Nur  ein  Weg  ist  zur  Welt,  zum  Himmel  auch  nur  einer; 
Auff  jenem  gehen  all,  auff  dem  von  zehnen  keiner. 

37. 
Zungendreseher. 

Kein  grösser  Unrecht  wird  Juristen  angethan. 

Als  wann  ein  ieder  Recht  erweiset  iederman, 

Weil  ihnen  Unrecht  recht.    Wann  Unrecht  wo  nicht  war. 

War  zwar  ihr  Buch  voll  Recht,  ihr  Beutel  aber  leer. 


106  De5  Enten  Tausend 

38, 

Genieß -Herren  dieser  Zeit. 

Bey  dieser  tummen  Zeit  hat  seinen  besten  Nutz 
Der  Bauern  starrig  Grob,  der  Krieger  toller  Trotz. 

39. 
Verkehrte  Welt. 

Niemand  thut,  was  er  sol,  ein  ieder,  was  er  wil; 
Wer  thun  wil,  was  er  sol,  der  taug  und  gilt  nicht  viel. 

40. 

Uans-Uhr.     ' 

Der  Ehstand  ist  zur  Zeit  dem  Uhrwerck  zu  vergleichen, 
Das  nach  dem  Wetter  offt  von  rechter  Spur  wil  weichen.' 
Die  Unruh,  die  keinmal  sol  stehen ^  ist  das  lieben. 
Die  vom  Gewichte  doch  deß  Glückes  wird  getrieben; 
5  Der  Hammer  ist  der  Mann-,  die  Glock  ist  seine  Frau, 
Die  schlagen  sonsten  nicht,  als  wann  das  Wetter  rau; 
Sie  schlagen  gleich  nun  zwey,  drey,  minder  oder  mehr, 
So  ist  doch  dieser  Klang  gantz  schädlich  dem  Gehör. 

41. 

Anff  Nigellam. 

Wo  Lieb  als  Feuer  brennt,  so  sag  ich  unverholen: 
Nigella  hat  den  Ruhm,  sie  sey  deß  Amors  Kohlen. 

42. 
Anff  Flaviam. 

Mit  Gold  und  nicht  mit  Bley  hat  Amor  dich  geschossen; 
Das  ist  nun ,  Flavia,  durch  Hitz  in  dir  zerflossen ; 
Es  dringt  zu'n  Augen  rauß  und  sonsten  dort  und  da. 
Daß  du  so  billich  heist  die  göldne  Flavia. 

43. 

Anff  Rnbellam. 

Rubella,  dein  Gesicht  hat  Amor  außgerüst, 
Daß  wie  ein  Pharos  du  fUr  seine  Fackel  bist. 


Fünfftes  Hundert  107 

44, 

Auf  Albellam. 

Albella,  wärest  du  gleich  nur  ein  kalter  Stein, 
Würd  ein  Pygmalion  dein  Buhler  dennoch  seyn. 
Du  lebst  und  bist  so  klar,  was  solt  es  wunder  seyn, 
Wann  ein  Pygmalion  durch  dich  wird  selbst  ein  Stein. 

45. 
Anff  C^riam,  die  so  leichte  sündiget. 

An  keinen  schweren  Fall,  den  sie  begangen  hätte, 
Denkt  Cypria;  sie  feilt  offt,  aber  nur  ins  Bette; 
Sie  ist  sonst  schweren  Fall  bemüht  zu  tibergehen; 
Fällt  nicht  ins  Bette  sie  und  feilt,  geschieh ts  im  stehen. 

46. 
Weiber  sind  HeBschen. 

Weil  irren  Menschlich  ist,  ktimmt  klärlich  an  den  Tag, 
Daß  Weiber  man  nur  auch  ftir  Menschen  rechnen  mag. 
Es  irrte  Grunnia  zum  tügen  menschlich  nu: 
Sie  solte  gehn  zum  Mann  und  gieng  zum  Knechte  zu. 

47. 

Mit  wenigem  viel. 

Dieweil  der  sechste  Sinn  schleust  in  sich  alle  Sinnen, 
Wolt  alle  Sinnen  gern  in  einen  bringen  ktinnen 
Die  schlaue  Gellia;  driun  nimmt  sie  stündlich  an, 
Was  ihr  den  sechsten  Sinn  nur  immer  üben  kan. 

'  48. 

Steuer. 

Die  sterbens-freye  tausend-Steuer 
Ist,   dünkt  mich,  übersichtig  heuer; 
Sie  siht  nur  auff  das  Haupt,  das  steht, 
Nicht  aber,  aufif  was  Fül^  es  geht. 


108  I^ft  Enten  Tausend 

49. 

Deß  Krieges  Bnchstaben. 

Kummer;  der  das  Marck  verzehret; 
Baub;  der  Hab  und  Gut  verheret, 
Jammer ;  der  den  ßinn  verkehret, 
Elend,  das  den  Leib  beschweret, 
Grausamkeit,'  die  unrecht  f ehret: 
Sind  die  Frucht,  die  Krieg  gewehret. 

50. 

Des  Todes  Bachstaben. 

Deß  Todes  Anfang  zwar  bringt  mit  ein  hartes  T; 
Das  Ende  zeucht  nach  sich  alsdann  ein  lindQS  D ; 
Das  Mittel  ist  ein  O :  es  ist  ein  Augenblick, 
So  kümmt  für  harte^  Pein  ein  Immer  sanfftes  Glück. 

51. 
Tod,  Trost  oder  Durst. 

Als  Lazarus  verstirbt,  wird  oben  er  getröstet; 
Sobald  der  Beiche  stirbt,  wird  unten  er  geröstet; 
Wer  übel  stirbt,  fUhlt  Durst  aufFs  Teuffels  heissem  Rost, 
Wer  selig  aber  stirbt,  in  Abrahams  Schoß  Trost. 

52. 

In  der  Welt  ist  niehts  als  Wandersehafft,  Eitelkeit,  Leid 

und  Tod. 

Unsres  Lebens  Eigenthum 

In  der  Welt  ist  Wanderschafft; 

Unsres  Wesens  ganzer  Ruhm 

Ist  der  Eitelkeit  verhafft. 

Auff  das  Leid  in  tausend  Nöthen 

Folgt  zuletzte  gar  das  tödten. 

53. 
Die  viehisclie  Welt. 

Ein  rinderner  Verstand  und  kälberne  Geberden, 

Dabey  ein  wolffisch  Sinn  sind  bräuchlich  ietzt  auff  Erden. 


FfinfRes  Himdert  109 

Das  Rind  versteht  sich  nicht;  dann  nur  anff  Stroh  und  Gras; 
Ein  Mensch  lau£Ft,  rennt  und  schwitzt  bloß  um  den  vollen  Fraß. 
Ein  Kalb  schertzt^  gumpt  und  springt ^  das  Messer  eh  es  fühlet;  5 
Ein  Mensch  denckt  nie  an  den^  der  stündlich  auf  ihn  zielet. 
Der  Wolff  nimmt,  was  ihm  kümmt,  ist  Feind  für  Wild  und  Vieh; 
Was  Mensch  und  menschlich  ist,  ist  frej  für  Menschen  nie. 

54. 
Die  Zeiten  deß  Jahres  und  deß  Christenthumes. 

Im  Lentzen  glaubt  man  Brot;  Brot  hofft  man  in  dem  Sommer; 
Im  Herbste  nimmt  man  Brot ;  Der  Winter  stillt  den  Kummer. 
•  Ein  Christ  lernt  glauben  erst;  nach  diesem  lernt  er  hoffen; 
Die  Hoffiiung  macht  ihn  starck ;  im  Tod  ist  alles  troffen. 
SoDst  ist  es  lieblich  erst ,  ein  Christ  genennt  zu  werden ;  5 

Wann  aber  Hitze  kümmt^  Müh;  Sorgen  und  Beschwerden, 
Da  geht  es  schwitzig  her;  doch  folgen  drauff  viel  Früchte, 
Biß  letzlich  uns  der  Tod  die  volle  Gnüge  richte. 

00. 

Anff  Vacerram. 

Vacerra  wird  zum  Tischler  tügen; 
Er  kan  die  Fabeln  zärtlich  fügen. 

56. 

Anff  Elsulam. 

Elsula,  die  alber  ist, 
Ist  in  deme  gar  kein  Hase, 
Daß  sie  ihre  Buhlen  kiest 
Nicht  nach  Ohren,  sondern  Nase. 

57. 
Wer  anff  viel  zu  sehen,  kans  leichte  versehen. 

Portia  gibt  Antwort  drum. 

Daß  sie  nicht  den  Mann  kan  achten; 

Wer  nüt  vielen  gehet  um, 

Kan  auff  eines  nicht  nur  trachten. 


110  Deß  Ersten  Tausend 

58. 
Wer  nfltzliches  mit  Instigem  vermenget,  der  triflts. 

Wer  Nutz  und  wer  Ergötz  recht  scheidet  und  recht  mengt; 
Verdienet;  daß  man  ihn  mit  Lob  und  Ruhm  beschenkt. 
Lobt  Passerilla;  lobt!  zum  Nutz  ist  ihr  der  Mann^ 
Der  Nachbar  zum  Ergetz,  und  wer  nur  immer  kan. 

59. 

Wunder. 

Wann  bey  der  Römer  Zeit  man  sah  mit  Milche  triffen 
Den  Himmel,  sah  man  auch;  wie  furchtsam  hin  sie  liffeu 
Zum  Sybilliner-Buch  und  stellten  überall 
Viel  Wallen  und  Proceß  durch  reiner  Jungfern  Zahl 
5  Auß  Vesta  Kloster  an.    Was  sollen  wir  bereiten^ 
Wann  von  den  Jungfern  selbst  treufft  Milch  bei  unsren  Zeiten? 

60. 
Marter -Frage. 

Man  recket  sonst  den  Dieb,  der  andren  wolte  stehlen. 
Der  Dieb  reckt  ietzund  den,  der  was  für  ihm  wil  höhlen. 

61. 

Steuer. 

Wo  Venus  weiland  saß  und  den  Adonis  küste, 
Wuchs  Gras  und  Blumen  auff,  ob  gleich  der  Ort  war  wüste. 
Wo  Bacchus  weiland  zoh,  da  wuchsen  lauter  Reben, 
Und  aller  dürrer  Strauch  müst  eitel  Trauben  geben, 
5  Kans  nicht  die  Steuer  auch?  Ein  wolversteuret  Grund 
Soll  geben  her  iemehr,  iemeh  er  wüste  stund. 
Wer  weiß,  ob  jenes  wahr?  Wer  weiß,  ob  diß  kan  seyn? 
Dort  glaube,  wer  da  wil!  hier  gibts  der  Augenschein. 

62. 

Ein  thätiges  Christenthnm. 

Daß  glauben,  lieben  und  das  leiden 
Die  lassen  sich  nicht  gerne  scheiden; 
Der  diese  drey  begehrt  zu  trennen,. 
Den  darfF  man  keinen  Christen  nennen. 


Ffinfltes  Hnndert.  m 

Dann  der^  dem  leiden  ist  verdrießlich^  5 

Bey  dem  ist  auch  das  glauben  mißlich; 

Wo  Glauben  nicht  daheime  wohnet, 

Ist  auch  dem  lieben  abgelohnet. 

Drum  kümmts,  daß  viel  vom  Glauben  weichen, 

Damit  sie  gute  Tag  erreichen,  lo 

Und  daß  sie  den  so  mördlich  hassen, 

Der  Glauben  hält,  den  sie  verlassen. 

63. 
Vergebung  der-  Sfinden. 

Vergeben  heist:  umsonst  vergebens  was  erlassen. 
Soll  »Schuld  vergeben  seyn,  wie  kan  ich  dann  nun  fassen, 
Daß  sie  verdienet  sey  ?  Was  abgedient  soll  seyn, 
Drum  darif  ich  allererst  nicht  bitten  um  vcrzeihn. 

64. 

Armut. 

Die  Armut  ist  mit  dem  insonderheit  begabt, 

Daß  sie,  wohin  sie  kümmt,  hat,  was  sie  hat  gehabt. 

65. 

Wunderwercke. 

Daß  kein  Christ  ietzt  Wunder  thut, 
Macht,  der  Glaub  ist  nicht  recht  gut; 
Drum  ist  rechter  Glaub  ietzunder 
Für  sich  selbst  ein  grosses  Wunder. 

66. 
Gott  gut,  der  Mensch  bSse. 

Gott  segnet  stiiiullich  uns;  Wir  fluchen  stündlich  Gott; 
Drum  ist  von  ihm  das  Heil ,  von  uns  Fluch ,  Noth  und  Tod. 

67. 

Deß  Bardi  Traum. 

Bardus  träumt,  er  war  ein  Pfarr; 
Wachend  war  er  sonst  ein  NaiT; 
Ob  ihm  träumt,  er  war  ein  Narr, 
Würd  er  wachend  doch  kein  Pfarr. 


112  Deß  Ersten  Tausend 

68. 

Deß  Corydonis  Traum. 

Was  Tages  offt  man  deuckt ,  träumt  einem  Nachtes  offte. 
Als  einen  süssen  Traum  von  Phyllis  demnach  hoffte 
Der  Buhler  Corydon,  (trau  mehr  auff  Träume,  trau!) 
Träumt  ihm  von  Phyllis  nichts,  träumt  ihm  von  einer  Sau. 

69. 
Von  der  dentschen  Poesie. 

Was  ist  ein  deutscher  Beim?  Deutsch  kan  hier  iederman; 
Drum  ist  mir  lieb ,  daß  ich  kan  auch ,  was  ieder  kan. 
Doch  kan  mein  Reim  noch  was,  das  Zoilus  nicht  kan, 
Daß  meinen  Reim,  wie  ihr,  besticht  nicht  ledermann. 

70. 
Von  meinen  Sinn-(retichten. 

Daß  meine  Reime  klar,  rund,  klug  nicht  fallen  künnen, 
Ist  nicht  der  Sprache  Schuld;  die  Schuld  ist  meiner  Sinnen. 
Ist  löblich  Qtwa  nicht,  was  ich  hier  schreibe  das, 
Ist  löblich  etwa  doch,  daß  ich  versuche  was. 

71. 
Ein  gläubiger  Schuldner. 

Veit  ist  mein  Gläubiger  und  Schuldner  ftir  und  für: 
Den  Glauben  hält  er  ihm ;  die  Schuld ,  die  last  er  mir. 

72. 
Eine  statliche  Mitgifft. 

Deß  Weibes  grosse  Gifft  ist  recht  deß  Mannes  Gifft, 
Die  nicht  den  Leib  so  sehr ,  als  seine  Freiheit  trifft. 

73. 
Geschmünckte  Weiber  sind  willige  Weiber. 

Wiewol  es  noch  nicht  Brauch,  daß  Wittwen,  daß  Jungfrauen 
Sich  Selbsten  bitten  an  und  fragen  ums  Vertrauen; 
ledocli,  wil  gleich  der  Mund  sieh  noch  in  etwas  schämen. 
Fragt  Schmuck  und  Schmüncke  doch :  Ey,  wil  mich  niemand  nemen? 


FOnfites  Hundert.  113 

74. 
Glanbens- Zwang. 

Den  an  Apostels  stat  bekehren  die  Pistolen^ 

Glaubt  anders  offenbar;  glaubt  anders  dann  verholen. 

75. 
AbfaU. 

Es  ist  ein  Wunderding;  der  durch  zehn^  zwantzig  Jahre 
Und  länger  nicht  gewust,  was  rechter  Glaube  war, 
Wann  der  vom  ersten  trit  und  nimmt  den  andren  an. 
Daß  der  bald  alles  weiß  und  andre  lehren  kan. 
Mich  dünckt  Gunst,  Ehre,  Macht,  Geraach  und  gute  Bissen 
Die  stärcken  ihm  das  Hirn,  nicht  aber  das  Gewissen. 

76. 

Glaube  und  Wereke. 

Der  Glaub  auff  Christus  Werck,  der  Glaub  auff  meine  Wereke 
Was  jener  oder  der  zum  Tröste  hat  für  Stärcke, 
Hiervon  zeugt  zwar  die  Schrifft,  doch  frag  auch  den  um  Rath, 
Der  letzt  das  Kummt  und  Geht  im  sterben  für  sich  hat. 

77. 
Eine  Hagd  deß  Herren. 

Stella  weiß  nicht  gar  genau. 
Ob  sie  Magd  sey  oder  Frau. 
Soll  sie  rechten  Grund  dir  sagen, 
Muß  sie  vor  den  Herren  fragen. 

78. 
Von  meinem  Buche.  n^I 

Wird  nicht  mein  Buch  wol  abegehn, 
Wie  sichs  zu  Nutz  gebühret. 
Wird  sichs  auff  gehen  nicht  verstehn. 
Wird  wollen,  daß  maus  führet. 

Logan.  B 


114  Deß  Enten  Taugend 

79. 
Diebe. 

Das  stehlen  ist  gemein  ^  noch  kan  der  Hencker  ruhn? 
Das  stehlen  ist  zu  groß^  der  TeuiFel  hat  zu  thun. 
Die  Dieb  in  alter  Zeit  gehören  in  die  Lufft; 
Die  Dieb  in  dieser  Zeit  gehören  in  die  EluiFt. 

80. 
Anff  den  Fried -h&ssigen  Veit. 

Der  Friede  henckt  die  Dieb;  und  Krieg  beschenckt  die  Diebe; 
Daher  kummt  Friedens  Haß  dir,  Veit;  und  Krieges  Liebe. 

81. 
Der  Assyrier  Gebranch. 

Es  wäre  Schand;  ob  wo  auß  Assurs  geilen  Händen 
Ein  schönes  Weib  kam  weg  mit  Ehren  ohne  schänden. 
Es  ist  noV^h  heute  Brauch  ^  daß  der  zu  Schanden  küipmt; 
Der  sich  zu  Ehren  hält  und  nicht  zu  Schanden  stimmt. 

82.   . 

Holofernes. 

Was  Holofernes  hat  der  Krieg! 
Bey  denen  der  gewüntschte  Sieg, 
Wann  sie  von  nah  und  feme-holen 
Und  achten  nichtS;  was  nicht  gestohlen. 

83. 

Der  Welt  J&gerey. 

Ist  irgend  Tugend  wo,  ist  irgend  wo  ein  Ehre, 
Jagt  der  die  Welt  frisch  nach,  biß  daß  sie  sie  zerstöre; 
Ist  irgend  eine  Schand,  ist  irgend  eine  Schmach, 
Die  hat  bey  unsrer  Welt  hoch  Acht  und  gut  Gemach. 

84. 
Das  Gesetz  Hoisis.  ^ 

Mars  trüget  Stiefeln,  die  als  Schuh  was  fester  stecken; 
Drum  ist  er  stets  bereit  auff  Saamen  zu  erwecken 
Dem  Bruder  durch  sein  Weib,  der  Schwester  und  der  Magd, 
Damit  man  spöttisch  nicht  Barfüßler  zu  ihm  sagt. 

* 

1  Deut.  25,  V.  9. 


Fünfftes  Hundert  115 

85. 
Anff  Simpeln. 

Simpel  iat  deß  Weibes  Weib; 
Sie  ist  ihres  Mannes  Mann; 
Ist  dann  wol  zu  zwejfFeln  dran? 
Zwey,  die  machen  einen  Leib. 

86. 
Eine  anßgefibte  Sache. 

Von  Sachen^  die  nicht  vor  sind  wo  schon  außgeübet^ 
Nimmt  keine  Simon  an^  wie  viel  man  ihm  gleich  gibet. 
Mich  dünckt^  (es  ist  nicht  weit;  biß  daß  er  Hochzeit  mache^) 
Die  Braut;   die  bring  ihm  auch  ein  außgeübte  Sache. 

87. 
Anff  Bavinm. 

Es  wolte  Bavius  sein  Weib  Lateinisch  lehren, 
Doch  wolt  er  Cornu  nicht  beym  decliniren  hören ; 
Auff  Amo  da  es  kam,  gestund  er,  Ego,  Tu; 
Das  Ille  strich  er  auß  und  ließ  es  ihr  nicht  zu. 

.  88.   . 
Ein  znsetzlich  nnd  eigenständig  Wort. 

Was  Adjectivum  sey,  was  Substantivum  heist, 
Hat  Mann ,  Weib,  Ding  dir  bald  mit  leichter  Müh  geweist: 
Ein  substantivisch  Ding  ist,  was  beym  Manne  steht; 
Ein  adjectivisch  Ding  ist,  was  das  Weib  begeht. 

89. 
Eitelkeit. 

Es  gilt  ictzt  nichts  so  hoch,  als  nichts;  die  Eitelkeit 
Hat  an  sich  alle  Welt,  Geschaffte,  Leute,  Zeit, 
Daß  gegen  Nichts  ist  nichts  die  reiche  Seligkeit.      .   • 

90. 
Anff  einen  Stern  -  Frennd. 

Es  darfF  nicht,  was  da  Mars  noch  stifften  wird  ftir  Jammer, 
Am  Himmel  Lingus  sehn;  er  seh  in  seine  Kammer. 

8* 


116  Deß  Enten  Tansend         i 

91. 

Ehescheiirmg. 

Von  einem  bösen  Weib  um  Spot 
Ist  schwer  sich  scheiden  müssen; 
Von  einem  frommen  Weib  im  Tod 
Ist  schwerer  seyn  gerissen. 

92. 

Anff  Ubonem. 

Ubo  wil,  daß  er  verscheide, 
AuiF  gut  deutsch  auff  grüner  Heide, 
Da  es  doch  nun  ziemlich  lang, 
Daß  er  ist  frantzösisch  kranck. 

93. 

Anff  Bonnam. 

Wie  daß  sich  unten  schürtzt  und  oben  Bonna  deckt? 
Weil  ihr  das  schön  ums  Knie  und  nicht  in  Augen  steckt. 

94. 

Spieler. 

Spielen  soll  Ergetzung  sejn; 
Dieses  wil  mir  doch  nicht  ein; 
Wie  daß  der,  der  einbüst  viel, 
Glauben  kan,  es  sey  ein  Spiel. 

95. 
Lebe -Kunst 

Wer  lange  leben  soll,  der  schlafe  nicht  zu  viel; 
Dann  viel  lebt  ja  nicht  der,  der  lange  schlafen  wil. 

96. 

Schlaf. 

Der  Schlaf  hat  diesen  Brauch,  daß  ihn  nicht  sehen  kan, 
Wer  siht,  und  daß  ihn  der,  der  nicht  siht,  sihet  an. 


Füofftes  Hundert.  117 

97. 
Schlaf  und  Tod. 

Schlaf  und  Tod,  der  macht  vergleich 
Zwischen  Arm  und  zwischen  Reich, 
Zwischen  Fürst  und  zwischen  Bauer, 
Zwischen  Biedermand  und  Lauer. 

98. 
Hoffnimg. 

Hoffnung  wird  manchmal  geacht 
Als  ein  Traum  bey  dem,  der  wacht. 

99. 
Hoffnung. 

Der  nichts  hat,  dem  ist  noch  Rath, 
Weil  er  Hofiuung  nur  noch  hat. 

100. 
Tod  und  Schlaf. 

Tod  ist  ein  langer  Schlaf;  Schlaf  ist  ein  kurtzer  Tod ; 
Die  Noth  die  lindert  der,  und  jener  tilgt  die  Noth. 


11g  Deß  Ersten  Tausend 


DESZ  EBBTEN  TAUSEND 
SECHSTES  HUNDERT. 

1. 

Schlaf. 

Es  sitzt  der  Schlaf  am  Zoll;  hat  einen  guten  Handel; 
Sein  ist  der  halbe  Theil  von  unsrem  gantzen  Wandel. 

2. 
Die  Nachfolge  Christi. 

Es  ist  ein  schlechtes  Ding;  dahin  mit  Christus  gehen; 
Wo  Wein  an  Wassers  stat  muß  in  den  Krügen  stehen; 
Wo  Blut  an  Schweisses  stat  von  ihm  zur  Erde  fällt; 
Da  lob  ich  den  alsdann ;  der  stand  bey  Christus  hält. 

3. 

Alamode- Sporne. 

Die  Ehre  führet  grossen  Sporn; 
Drum  hat  der  Krieg  den  Ruhm  verlorn, 
Weil  sein  Geschlecht  bey  diesen  Tagen, 
Für  Sporne  Spörnlein  pflegt  zu  tragen. 

4. 
Krieg  und  Friede. 

Die  Welt  hat  Krieg  geführt  weit  über  zwantzig  Jahr. 
Numehr  soll  Friede  seyn,  soll  werden,  wie  es  war. 
Sie  hat  gekriegt  um  das,  O  lachens-werthc  That! 
Daß  siO;  eh  sie  gekriegt;  zuvor  besessen  hat. 


Sechstos  Hundert.  X19 

5. 
Landskttt  und  Liebe,  Gr&ntz-St&dte  in  Schlesien. 

Wer  seine  Gräntzen  wol  für  Einfall  wil  bewahren, 
Mag  alle  Kosten  nur ,  mag  Bau,  Volck,  Fürsicht  sparen; 
Was  sind  Besatzung,  Wacht,  Schloß,  Mauren,  Wall  und  Schut? 
Bey  Gott  und  Nachbarn  Lieb  ist  rechte  Landes-Hut. 

6. 

Ein  Grieliiselier  Brane|i. 

Der  Hunger  wurde  bey  den  Grieben 
Hinauß,  das  Beichthum  eingestrichen. 
Der  Hunger  wird  bei  unsren  Tagen 
Hinein,  das  Beichthum  außgeschlagen. 

7. 

Lebens -Bednrfft.  ' 

Was  thut  und  duldet  nicht  der  Mensch  um  gut  Gemach, 
Wiewohl  er  mehr  nicht  darff,  als  Wasser,  Brot,  Kleid,  Dach! 

8- 
Finsternflß. 

Ob  die  Sonne  finster  wird,  wird  es  dennoch  wieder  lichte; 
Ob  die  Warheit  finster  wird,  findet  sich  das  Licht  mit  nichte. 

9. 

Tränme. 

Auß  nichts  hat  der  ihm  was  gemacht. 
Der  Träume,  die  so  nichts  sind,  acht. 

10. 

Ont-  nnd  bSse  Gewässer. 

Ein  gutes  Wasser  ist,  das  von  der  Büß  entspringet; 

das  Zucht  vom  Knaben  bringet; 
das  unsre  Kost  bestellt; 
das  AertÄten  bringet  Geld, 
da  Menschen  drinn  ersauflfen; 
das  so,  wie  Wein,  zu  kauften; 
das  auß  der  Noth  man  trinckt; 
das  Grimm  auß  Augen  zwingt. 


Ein  gutes  Wasser  ist 
Ein  gutes  Wasser  ist 
Ein  gutes  Wasser  ist 
Ein  böses  Wasser  ist 
Ein  böses  Wasser  ist 
Ein  böses  Wasser  ist 
Ein  böses  Wasser  ist 


120  ^eß  Eraten  Tausend 

11. 

Christi  Verdienst  am  mich  Unverdienten. 

Christus,  der  für  mich  gab  sich, 

Wil  für  sich  nichts  mehr  als  mich. 

Lieber  Gott!  wann  an  der  Zahl 

Ich  wer  ich  viel  tausend  mahl, 
5  War  mein  Werth  doch  nimmer  werth, 

Daß  mich  Christus  nur  begehrt. 

Wie  solt  ich  dann  seine  Gunst 

Lassen  seyn  an  mir  umsonst? 

Drum  laß,  Jesu,  mich  nicht  mir, 
10  Sondern  nim  mich  eigen  dir. 

12. 
Dame,  durch  Versetzung:  Made. 

-Prangt  nicht  so,  ihr  stolzen  Damen! 
Seht  vor  recht  auff  euren  Namen; 
Denn  die  Made,  die  darinnen. 
Wird  euch  kürtzlich  fressen  künnen. 

13. 
Das  Blut  Christi. 

Der,  den  das  thcure  Blut  deß  Lammes  hat  besprenget. 
Wird  von  den  WölfFen  zwar  geängstet  und  bedränget ; 
Doch  herrscht  er  mit  dem  Lamm  in  immer  süssen  Freuden 
Und  schauet  seine  Wölff  in  ewig-heissem  Leiden. 

14. 

Der  Rhein  ein  Ehren -Richter. 

Wann  der  Rhein  hielt  ietzt  Gerichte 
Über  Eh-  und  Ehren-Früchte, 
Lieber,  welche  fette  Fische 
Würden  kummen  drauß  zu  Tische! 

15. 

Die  Welt  und  der  Kasten  Noah. 

Deß  Noah  Wunder-SchifF  ist  ähnlich  unsre  Welt, 
Weil  mehr  sie  wilde  Thier,  als  Menschen,  in  sich  hält. 


Seohstes  Hundert.  121 

16. 

[hwyerley  Tod:  deß  Fleisches,  deß  Leibes,  deß  Lebens  und 

der  Seele. 

Wer  nicht  eh  stirbt ,  als  er  stirbt, 
Der  vertirbt,  wann  er  vertirbt. 

17. 
Übereiltes  Freyen. 

Leichte  fallt  es,  Lieb  bekummen; 
Leichte  jßLllts,  ein  Weib  genonunen. 
Lieb  bekummen  bald  zur  Stunde, 
Gar  genummen  ohne  Grunde, 
Heist:  zur  Reue  Lieb  bekummen, 
Heist:  zur  Straffe  gar  genummen. 

18. 
Deutschland. 

Deutschland  bey  der  alten  Zeit 
War  ein  Stand  der  Redligkeit; 
Lrt  ietzt  worden  ein  Gemach, 
Drinnen  Laster,  Schand  und  Schmach, 
Was  auch  sonsten  auß-man  fegt. 
Andre  Völcker  abgelegt. 

19. 
eednld. 

Jener  Zeit,  die  ietzt  die  alte, 
Hilt  man  Deutschland  viel  zu  kalte. 
Daß  daselbst,  wie  ieder  wolte. 
Die  Geduld  erwachsen  solte. 
Nun  nur  aber  die  sind  kummen. 
Die  den  Bau  recht  fiirgenummen, 
Ist  kein  Bodem  weit  und  ferne, 
Wo  Geduld  wächst  also  gerne. 

20. 
Anff  den  Lflgner  Lnllnm. 

Wie  gut  war  LuUus  doch  zu  einem  BrUlen-Glas! 
Er  macht  das  kleine  großp  auß  nichtes  macht  er  was. 


122  ^^  Enten  Tausend 

21. 

Freyen  ist  Yerselien. 

Da  Adam  wacht  und  sucht;  wo  findet  er  ein  Weib? 
Da  Adam  liegt  und  schläft^  gibt  ihm  ein  Weib  sein  Leib. 
Ein  fromes  Weib  gibt  Gott,  die  Vorsicht  thut  es  nicht; 
Rührt  Gott  das  Hertze  nicht,  irrt  Ohr,  und  fehlt  Gesicht. 

22. 
Die  gSldene  Zeit. 

Wann  war  die  göldne  Zeit?  Welt  hat  ja  allezeit 
Geklaget  über  Krieg,  Noth,  Sund  und  Sterbligkeit. 

23. 
Dreyerley  VWcker.  * 

Ich  bin  von  Hertzen  feind  den  runden  Samarittem, 
Die  ietzund  warm ,  ietzt  kalt,  ietzt  klar,  ietzt  trübe  wittern. 
Ich  bin  von  Hertzen  feind  dem  Philistiner-Stamm, 
Der  ihm,  wo  Recht  gebrach,  das  Schwerdt  zu  Händen  nam. 
5  Am  gramsten  bin  ich  noch  den  tollen  Sichemiten, 
Die  sicher  in  dem  Sinn  und  frevlisch  sind  an  Siten. 

24. 

Geitziges  ReicMhnm. 

Wer  Geld  nicht  braucht,  doch  hat,  warum  dann  hat  er  Geld? 
Drum,  daß  er  etwas  hat,  das  ihn  in  Marter  hält. 

25. 

Geschmfinckte  Frenndscluifft. 

Hände  küssen,  Hüte  rücken, 
Knie  beugen,  Häupter  bücken, 
Worte  schrauben,  Rede  schmücken, 
Wer,  daß  diese  Gauckeley, 
5  Meinet,  rechte  Freundschafiik  sey, 

Kennet  nicht  Betriegerey. 

1  Sir.  60,  y.  27. 


Sechstes  Hundert.  123 

26. 

Hic  mimdiis,  die  Welt. 

Auff  deutsch  ist  Welt  ein  Weib^  lateinisch  ist  sie  Mann; 
Drum  siht  man^  wie  ietzt  Mann,  ietzt  Weib  ihr  buhlen  kan. 

27. 

Steuer. 

Wie  weise  sonsten  gleich  ward  Salomo  geachtet^ 
So  bat  er  doch  in  dem  nicht  edles  recht  betrachtet: 
Daß  derer  Dinge  Zahl,  die  niemals  werden  satt, 
Die  Steuer  er  nicht  auch  noch  bejgesetzet  hat. 

28. 
Anff  Vamam. 

Von  Trost  steckt  Vama  voll;  ihr  Mann  ist  jüngst  gestorben, 
Da  spricht  sie:  Ob  er  tod,  doch  ist  er  nicht  vertorben; 
Der  meine  Wolfahrt  war,  der  ist  gar  wol  gefahren ; 
Drum  mag  auch  ich  mich  nun  mit  neuer  Wolfahrt  paren. 

29. 

Freundes -Chnr. 

Niemand  sey  dir  erkiest, 
Der  Freund  ihm  selbst  nicht  ist; 
Der  Freund  ihm  selbst  nur  ist, 
Sey  niemand,  dir  erkiest. 

30. 
Vau  diesem  Buche.     //?/ 

Daß  mein  Buch,  sagt  mir  mein  Mut, 
Noch  gantz  böse,  noch  gantz  gut. 
Kummen  drilber  arge  Fliegen, 
Wird  gesund  es  bleiben  liegen. 
Und  das  faule  leiden  an; 
Klimmen  aber  Bienen  dran. 
Wird  das  faule  seyn  vermieden. 
Und  gesundes  recht  beschieden. 


124  l>eß  Enten  TaoBend 

31. 

Glückseligkeit. 

Was  macht  die  Menschen  arg?  Was  hat  viel  Volck  empöret? 
Was  hat  manch  Land  geschwächt?  Was  hat  manch  Reich  zerstöret? 
DaS;  was  die  gantze  Welt  noch  dannoch  allezeit 
Von  Hertzen  wüntscht  und  sucht :  deß  Glückes  Seligkeit 

32. 
Die  anflrfilirisclie  Dinge. 

Suspect;  Despecty  Bespect  sind  solcher  Stücke  drej; 
Dadurch  die  gantze  Welt  wird  voll  von  Meuterey. 

33. 
Anfi  Tityrum. 

Tityrus  war  der  Betrübste 
Unter  allen  Bauer-Knechten; 
Dann  der  Teuffei  holt  das  liebste, 
Sprach  er;  Nisa  starb  mir  nachten. 

.    34. 
Änff  Celerem. 

Celer  lieff  nun  auß  der  Schlacht; 
Dann  es  kam  ihm  gleich  zu  Sinne, 
Daß  er,  würd  er  umgebracht, 
Nachmals  mehr  nicht  fechten  künne. 

35. 

Anff  Fongnm. 

Dem  Nechsten  so  wie  Gott  wil  Fungus  voller  Treuen 
Zu  dienen  feste  stehn;  drum  singt  er  ohne  scheuen: 
Deß  Nechsten  Nutz  zu  seyn,  das  muß  mich  ewig  reuen. 

36. 

Die  Fnhrmans- Sprache. 

Wer  mit  Pferden  reden  wil, 
Darff  den  Amadis  nicht  viel. 


fiecbstos  Hundert  |2ö 

Hotte  ^  stoh^ 

Tschwüid  und  O! 

Wer  es  kan  mit  Fuß;  Hand,  Mund;  5 

Kan  der  Sprache  meisten  Grund. 

37. 

Ocliseii. 

Welch  eine  Zeit  ist  ietzt!    Man  spannt  die  Drescher  an 
Und  friaset  den  wol  gar,  der  mehr  nicht  arbten  kan. 

38. 

Zuwachs  der  Sfinde. 

Klette ;  Nessel;  Distel;  Dom 
I  Sind  der  Sünde  bestes  Korn; 

l  y^ihf^        Thäte  sonsten  Gottes  Güte, 
u.  ^.ru^Uu  ^^  Machte  dieses  schlecht  Geblttte. 

Krieg  und  Hanger. 

Krieg  und  Hunger ;  Kriegs  Genoß; 

Sind  zwey  ungezogne  Brüder; 

Die  durch  ihres  Fusses  Stoß 

Treten;  was  nur  stehet;  nieder. 

Jener  führet  diesen  an;  6 

Wann  mit  morden ;  rauben ;  brennen; 

lener  hat  genug  gethaU; 

Lernt  man  diesen  recht  erst  kennen; 

Dann  er  ist  so  rasend  kühn ; 

So  ergrimmet  und  vermessen;  10 

Daß  er;  wann  sonst  alles  hin; 

Auch  den  Bruder  pflegt  zu  fressen. 

40. 

Heilige  Leute.  ' 

Die  Heilgen  in  der  Welt;  Herr;  haben  abgenummen; 
Dann  from  sejn  bat  nunmehr  die  Pestilentz  bekunimen. 

1  Fb.  12. 


126  ^^  Enten  Tausend 

41. 

Ffirnehme  Lente.  ^ 

Die  Höchsten  in  der  Welt,  Herr,  haben  abgenummen; 
Dann  FUsse  sind  zum  Haupt,  und  Haupt  zu  Füssen  kummen. 

42. 
Anff  Bloscnm. 

Seh  ich  recht,  so  kummt  mir  für, 
Bloscus  sey  ein  Wunderthier. 
Augen  hat  er,  keine  Stirne, 
Einen  Kopflf  und  kein  Gehirne, 
Einen  Mund  und  keine  Zunge, 
Wenig  Hertzens,  viel  von  Lunge; 
Wilstu,  ob  er  sey,  so  schau, 
Mensch,  Ochß,  Esel  oder  Sau. 

43. 

Göttliche  und  Weltliche  Gesetze! 

Wer  Zehn  Gebot  nicht  hält,  ob  der  wol  halten  wil, 
Was  weltlich  Recht  gesetzt,  als  unermeßlich  viel? 

44. 
Biebel,  durch  Versetzung:  bleibe. 

Man  bleibe  hier,  daß  dort  man  bleibe,  bey  der  Biebel; 

Was  Gott  sagt,  glaubt  sich  gut;  was  Menschen,  glaubt. sich  übel, 

45. 

Biebel,  durch.  Versetzung:  Belieb. 

Die  Biebel,  Gottes  Wort,  ist  mein  Belieb  im  Leben; 
Sie  kan  mir  Trost  in  Angst,  und  Bath  in  Nöthen  geben. 
Die  Biebel,  Gottes  Wort,  ist  mein  Belieb  im  sterben; 
Wo  sie  mich  weiset  hin,  da  kan  ich  nicht  verterben. 

46. 
Ehre,  durch  Versetzung:  Rehe. 

Die  Ehr  ist  wie  ein  Reh, 
Fleucht,  als  sie  kümmt,  viel  eh. 

1  Esa.  24. 


Sedurtas  Hnndeit.  127 

47. 

Weiby  dnreli  Versetiu^:  bei-w. 

Nam  ihm  ein  Mann  ein  Weib;  der  wohnt  bej  dnem  W; 
Dann  Weh  ist  täglich  Brot  anch  bej  der  besten  Eh. 
Ein  ieder  hat  sein  Weh;  doch  wann  ein  Mann  ihm  nam^ 
So  weist  sich ,  daß  zum  Weh  ein  nenes  bei-W  kam. 

48. 
BfldStirm«r. 

Wil  Kirchen-Bilder  wer  zum  Ergemüß  anziehn, 
Den  ärgern  Bilder  nicht^  die  Augen  ärgern  ihn; 
Drum  laß  er  jene  stehn  und  reisse  diese  hin. 

49. 
Anßgezogene  Banern  machen  angezogne  Krieger. 

Hosen-Zeug  und  Kleider- Wahren 
Kan  man  leichtlich  ietzt  gelosen ; 
Mars  der  trägt  bej  diesen  Jahren 
Meistens  außgezogne  Hosen. 

50. 
Ein  Gerichte. 

Ein  Kläger  kam  und  sprach:  Herr  Richter^  ich  bekenne, 

Beklagter  soll  mir  thun,  so  viel  als  ich  benenne. 

Der  Richter  sprach:  So  schau  und  gibs,  Beklagter,  hin, 

Daß  dn  von  Schulden  los,  und  ich  vom  richten  bin. 

Beklagter  sprach :  Ich  kan  zwar  keine  Schuld  gestehen,  i 

Doch  geb  ich  halbes  hin ,  dem  zancken  zu  entgehen. 

Wer  besser  richten  kan,  der  richte  drüber  frey. 

Wer  unter  dreyen  hier  der  AUerklügste  sey. 

51. 
Ein  alter  Bnhler. 

Bekummt  ein  junges  Weib  ein  Alter  an  die  Seite, 
So  ist  ein  Klepper  da,  drauff  er  zum  Grabe  reite. 


128  I>eß  Enten  Tausend 

52. 

Der  Catholisehe  Mars.  « 

Unser  Will  ist  letzt  gebunden^ 
Krieger- Wille  der  ist  frey; 
Mars  beweiset  alle  Stunden^ 
Daß  er  gut  Catholisch  sej. 

53. 
Weltliche  Olfiekseligkeit. 

Das  Glücke,  die  Siren,  die  Welt,  das  Crocodil, 
Wil  arg  ein  iedes  dem ,  dems  gleich  zum  besten  wil. 

54. 

Der  säumige  Mars. 

Der  Krieg  geht  langsam  fort;  die  Pferde  sind  dahin; 
Drum  muß  er  sein  Geräth  ietzund  mit  Ochsen  ziehn. 

55. 
Räuber,  versetzt:  bräuer. 

Räuber  sind  gar  schlechte  Bräuer; 
Was  sie  brauen,  kummt  gar  theuer; 
Aber  gut,  daß  sie  beym  schlissen, 
Selbst  die  Hefen  sauffen  müssen. 

56. 
Der  Ruchlosen  Freuden -Lied. 

Weil  das  Leben  bey  uns  bleibt,  brauchen  wir  das  Leben; 
Kummen  wir  in  Himmel  nicht,  kummen  wir  daneben. 

57. 
Auf  den  Wittiber  Marcum. 

Marxs  hat  ihm  die  Sinnen  in  Ordnung  gestellet: 
Er  dencket,  wann  er  sich  zum  Bette  gesellet, 
Deß  Abends  an  seine  verstorbene  Frau, 
Deß  Morgens,  wie  er  ihm  ein  andre  vertrau. 


Bechstos  Hundert.  129 

58. 

Das  Jalir  1642. 

GeLLt!  ob  aVCh  rVh,  O  toLLe  WeLt; 
FäLLt;  Wie  sle^MensChen  Wahn  besteLt! 

59. 
Hans  und  Cfrete. 

Hansen  dienet  keine  Magd 
Ausser  seiner  alten  Greten^ 
Weil  es  keine  mit  ihm  wagt; 
Die  sich  scheut  für  Eindes-Nöthen. 

60. 
Ein  Ehrgeitziger. 

Wer  viel  Ampter  wil  genisseu; 
Muß  in  sich  viel  Gaben  wissen; 
Oder  muß  auff.  Vortheil  geheu; 
Oder  muß  sie  nicht  verstehen. 

61. 
Die  Geburt  Christi. 

Dabist  ein  reiner  Mensch;  O  Jesu  Christ;  geboren; 
Daß  ich  verdammter  Mensch  durch  dich  sey  unverloren. 
Hiiff ;  daß  auch  ich  nun  dich  behalte  für  und  ftU*; 
Dir  nicht  verliere  mich;  noch  dich  verliere  mir! 

62. 

Amt,  versetzt:  mat. 

Ohne  mat  seyn  kan  mit  nichteu; 
Wem  es  Ernst;  sein  Amt  verrichten. 

63. 

Nicht  zu  viel. 

Ein  rasches  Pferd  nur  immer  jageu; 
Ein  saubres  Kleid  nur  immer  tragen; 
Den  nützen  Freund  nur  immer  plagen 
Hat  niemals  langen  Nutz  getragen. 


130  I^eß  Enten  Tausend 

64. 

Ein  Artzt  und  ein  Baner. 

Ein  Artzt  führt  offte  Mist;  Mist  führet  offt  ein  ßauer; 
Wie  daß  man  jenen  dann  heist  Doctor;  diesen  Lauer? 

65. 
Mann  und  Weib. 

Daß  der  Mann  sein  Weib  vertraget, 
Daß  das  Weib  trägt  ihren  Mann, 
Dieses  richtet  Frieden  an. 
Wann  sich  gleich  ein  Streit  erreget. 

66. 
^y-  Beim-Tiehterey. 

So  ich  Reime  wo  geschrieben; 
Schrieb  ich  mir  sie,  mich  zu  üben; 
So  sie  andren  wo  belieben^ 
Sind  sie  andren  auch  geschrieben. 

67. 

Auf  Fuseum. 

FuBcus  lachet  seiner  Sachen, 
Lachet  nicht,  wann  andre  lachen; 
Drum  macht  er,  nicht  seine  Sachen, 
Wann  die  andren  seiner  lachen. 

68. 

Orabsehrifft  ftber  ein  Brantbette. 

In  die  Lust  liegt  hier  begraben 
Eine  Magd  mit  ihrem  Knaben, 
Die  einander  gantz  ergeben, 
Dieser  Welt  wie  mehr  nicht  leben. 
Die  mit  Armen  umgewunden. 
Wie  in  einen  Sarck  gebunden. 
Die  sich  mit  sich  selbst  bedecken, 
Die  in  kurtzem  Würmer  hecken. 


Sechstes  Hundert.  X31 

69. 

Auf  Fletelinm. 

Fletel;  der  die  Mägdeschoß 
Pfleget  lieb  und  werth  zu  haben. 
Scheut  sich,  daß  man  ihn  soll  bloß 
In  der  Mutter  Schoß  begraben. 

70. 
Eine  mißstimmige  Ehe. 

Veit  schonet  seinen  Leib,  schont  aber  nicht  sein  Gdd, 
Da  doch  sein  liebes  Weib  von  beyden  w&iig  hält. 
Er  soll  seyn  sparsam  hier ;  dort  soll  er  ofiifc  und  viel 
Gebrauchen  seinen  Leib  zu  ihrem  ^  wan  sie  wil. 

71. 
Mann  nnd  Weib. 

Nicht  Wander,  daß  so  gern  an  Männern  Weiber  liegen; 
Die  Ribbe  mag  sich  frey  zu  ihrer  Licke  fügen. 

72. 
Die  heilige  Cfenießligkeit. 

Prosperitas  regirt  an  Teuffels  stat  die  Hölle ; 
Der  Lucifer  verlast  den  Scepter  und  die  Stelle. 
Was  Liucifer  nicht  kunt  auß  seiner  Macht  verführen, 
Das  wird  nunmehr  verführt  um  blosses  prosperiren. 

73. 
Klein-  nnd  grosse  Welt. 

Ob  die  kleine  Welt  die  grosse 
Dieser  Zeit  darnieder  stosse, 
Oder  ob  die  grosse  Welt 
letzt  die  kleine  nieder  fallt, 
Wüst  ich  gerne.    Weil  man  fühlt, 
Wie  die  klein  in  grosser  wühlt, 
rhirffte  gross'  in  kurtzen  Tagen 
Fallen  und  die  klein  erschlagen. 


132  I^  Enten  Tausend 

74. 

Sflsse -bittres. 

In  einem  Weiber-Rocke, 
In  einem  Bienenstocke 
Steckt  Schaden  und  Genieß, 
Ergetz  und  auch  Verdrieß. 

75. 
Anff  Nivnlam. 

Nivula  ist  wieb  ein  Schnee, 
Der  kaum  ietzt  fiel  auß  der  Höh. 
Wie  auch  ihre  Redligkeit 
Ist  wie  Schnee  zu  Mertzens-Zeit, 
5  Der,  wie  neu  er  ist  geacht, 

Immer  trübes  Wasser  macht. 

76. 
Kfinfftige  Barbarey. 

Wie  sparsam  werden  seyn  nach  uns  die  Künste-Künner, 
Wie  ietzt  so  sparsam  sind  bey  uns  die  Ktinste-Günner! 

77. 

Quid  juris?    Quid  rnris?    Quid  fliris? 

Für  spöttisch  Ding  hält  Mars,  quid  juris  etwa  künnen; 
Quid  furis  aber  ist  ein  ehrenreich  Beginnen. 
Noch  dannoch  wirds  geschehn,  daß  Mars  um  einen  Bissen 
Wird  endlieh  noch  wol  gar  quid  ruris  lernen  müssen 
5  Und  dem  quid  juris  dann  sich  neigen  zu  den  Füssen! 

78. 
Pest  nnd  Ehrgeitz. 

Die  Pest,  die  Ehronsucht  sind  beyde  strenges  Gifft, 
Daß  die  nur  meistens  hoch,  und  jene  nieder  trifft. 
Der  Ehre  henckt  man  nach ;  die  Pest  fleucht  iederman. 
Ob  die  der  Welt  gleich  nicht,  wie  jene  schaden  kan. 


Sechstes  Hundert.  133 

79. 

Die  Geburt  ist  der  Tod;  der  Tod  ist  die  Oeburt. 

Der  Tod  ist  nicht  der  Tod;  der  Tod  ist  die  Geburt. 
Durch  diese  kam  ich  kaum ;  so  must  ich  wieder  fort. 
Der  Tod  ist  nicht  der  Tod;  er  ist  das  rechte  Leben, 
Drauß  ich  mich  mehr  nicht  darff  in  Ewigkeit  begeben. 

80. 

Deß  Menschlichen  Lebens  Wege -Lagerer. 

Ehre,  Geitz,  Leid,  Wein  und  Liebe 
Sind  deß  Menschen  Lebens-Diebe. 

81. 

Das  Cfegenw&rtige ,  Vergangene  nnd  Znkfinfltige. 

Was  ist,  wie  lange  wehrts?    Was  war,  was  hilfft  michs  wol? 
Was  werden  wird ,  wer  weiß,  obs  mir  und  wem  es  sol? 
Was  hier  ist,  war  und  wird,  ist,  war  und  wird  ein  Schein; 
Was  dort  ist,  war  und  wird,  ist,  war,  wird  ewig  seyn. 

82. 
Erfahrnng. 

Wer  hinterm  Ofen  her  wilvon  der  Eölte  schlissen. 
Wer  auß  dem  Keller  rauff  wil  viel  von  Hitze  wissen. 
Wer  eines  Dinges  Art  nie  recht  erfahren  hat, 
Wil  ordnen  aber  dran,  wil  geben  Rath  und  That: 
Dem  kümmt  die  Schande  früh,  die  Reue  viel  zu  spat. 

83. 

Die  Vemnnfft. 

Gott  gab  uns  die  Vernnnffi;,  dadurch  uns  zu  regiren; 
Wir  brauchen  die  Vernunfft,  dadurch  uns  zu  verführen. 
Ein  Mensch  hat  zwar  Vernunfft,  lebt  aber  wie  ein  Vieh; 
Ein  Vieh  hat  nicht  Vernunfft ,  lebt  menschlich  gegen  sich. 

84. 
Alles  anff  seinen  Anfang. 

Lsufft  mancher  gleich  in  Krieg,  er  muß  gleich  wol  noch  hin. 
Wo  Ochsen  fomen  an  und  Flegel  hinten  ziehn. 


134  ^^^  Enten  Tausend 

85. 
Die  graie  Trei. 

Weil  man  schone  bej  den  Alten 
Reine  Treu  für  grau  gehalten, 
Waa  iats  Wunder  dieser  Zeit, 
Daß  sie  schon  im  Grabe  leit? 
Daß  nicht  Erben  nach  ihr  blieben, 
Drüber  ist  sich  zu  betrüben! 

86. 

Unverhofft  kommt  offt. 

Es  kummt  offt  über  Nacht,  was  sonst  kam  kaum  auffis  Jahr; 
Es  brachte  heut  ein  Kind,  die  gestern  Braut  noch  war. 

87. 
BUder. 

Wo  Bilder  in  der  Kirch  ein  Ergemüß  gebären. 

So  muß  man  Kirchen-gehn  auch  schönen  Weibern  wehren. 

88. 
Unverfreyter  Wein. 

Den  Ehstand  lob  ich  zwar;  nicht  aber  lob  ich  Wein, 
Der  da  mit  Wasser  wil  zu  Zeiten  ehiich  seyn. 

89. 

Brot. 

Das  Brot  flLr  diese  Welt,  das  mag  man  täglich  essen; 
Das  Brot  flir  jene  Welt,  das  wil  man  bald  vergessen. 
Das  Brot  für  jene  Welt  gibt  Brot  für  diese  Welt; 
Wie  daß  man  dann  nun  Brot,  als  Gott,  viel  werther  hält? 

90. 
Egyptische  Dienstbarkeit. 

Jacobs  Stamm  klagt  alter  Zeit 

..  

Über  schwere  Dienstbarkeit. 


Seohstes  Hundert.  ]^35 

Steht  es  dann  ja  so  übel; 

Wo  man  Fleisch  hat,  Knobloch ,  Zwiebel? 

Unsre  Leut  in  dieser  Zeit  5 

Hielten  es  fUr  Herrligkeit. 

91. 

Voll  Hertsog  Frantz  Albreehten  zu  Sachsen,  K&jserl.  General 

in  Schlesien. 

Krieg  war  auß  dem  Krieg  entlanffen 

Zu  dem  tollen  Frevler-Hauffen, 

Der  in  seines  Freundes  Blute 

Ehre  suchte  seinem  Mute. 

Lobt  den  Held,  der  mit  Bedacht  s 

Krieg  zum  Kriege  wieder  bracht! 

Daß  nun  Sieg  und  Krieges  Zucht 

Wieder  unser  Land  besucht. 

Merckt  und  rühmt  die  edle  Baute; 

Neiget  euch  für  ihrem  Ejraute,  lo 

Daß  für  so  viel  Landes-Gifften 

Kan  so  heilsam  Artzney  stifften! 

92. 

Cfalgenstraffe. 

Ists  recht ,  daß  man  die  Müntz  an  Müntze  wieder  zahle. 
Stiehlt  den  ein  Rabe  recht,  der  wie  ein  Rabe  stähle. 

93. 
H-ars. 

Mars,  der  guter  Lehr  und  Kunst 

Trägt  viel  Haß  und  wenig  Gunst, 

Trägt  die  Kirnst  in  seinem  Namen. 

Eh  noch  wenig  Jahre  kamen, 

Dürffte  M  bleiben  stehn,  6 

Ars  hingegen  fomen  gehn. 


136  ^^^  Enten  Tausend 

94. 

Ehre  nnd  Ansehen.  | 

Die  Ehr  ist  zwar  der  Tugend  Sold; 
Doch  ist  die  Ehr  auch  gleichwol  Schuld^ 
Daß  eines  eintzlen  Menschen  Ehre 
Manchmal  ein  gantzes  Land  zerstöre. 

95. 
Der  Neid. 

Eines  oder  andren  neiden 
Wil  ich;  kan  ich^  besser  leideU; 
Als  daß  da  und  dort  wo  einer 
Spreche:  Gott  erbarm  sich  seiner. 

96. 
Deß  Krieges  Ungelegenheiten. 

Krieg  ist  die  allerschärffste  Zucht^ 
Womit  uns  Gott  zu  Hause  sucht; 
Dann  unter  seinen  sauren  Nöthen 
Ist  noch  die  süste  Noth:  das  tödten. 

97. 

Eitele  Würde. 

Titel-groß  und  Bullen-edel 

Reicht  nicht  weiter^  als  der  Zedel. 

98. 

Die  Sfinden. 

Menschlich  ist  eS;  Sünde  treiben; 
Teuflisch  ists,  in  Sünden  bleiben; 
Christlich  ist  es,  Sünde  hassen; 
Göttlich  ist  es,  Sund  erlassen. 

99. 

SeUesier. 

Soll  den  Eliser-Felden 
Diß  Land  sich  gleiche  melden, 
Muß  dannen  diß  gerathen, 
Daß  drinnen  sind  nur  Schaten. 


SeohsteB  Hundert  137 

100. 

esttliche  Hülfe. 

Gott;  der  David  das  erwehren 
Gab  vom  Löwen  und  vom  Beeren^ 
Gab  ihm  auch  durch  einen  Stein^ 
Deß  Philisters  Mann  zu  sejn. 
Gott,  der  uns  vom  Höllen-Bachen 
Gab  das  Mittel  los  zu  macheU; 
Gibt  auch  wohl,  daß  Menschen  macht 
Schafft  nichts  mehr;  als  daß  man  lacht. 


138  I^  Enten  Tausend 


DESZ  BESTEN  TAUSEND 
SIEBENDES  HUNDERT. 

1. 

Wunderwerck. 

Zuvor  ists  auch  geschehn  und  darff  auch  mehr  geschehen^ 
Ich  hab  es  selbst  gesehen^  begehrs  nicht  mehr  zu  sehen^ 
Daß  auff  gepflügtem  Feld^  in  dem  es  Gerst  empfangen. 
Sind  Pferde  nachmals  da  in  kurtzem  auffgegangen. 

2. 
Deß  Krieges  Alter. 

le  toller  wird  der  Krieg,  iemehr  er  krieget  Jahr. 
Ey,  Leute,  die  sehr  alt,  die  werden  wunderbar. 

3. 
Massigkeit. 

Mein  Tisch  der  dar£f  mich  nicht  um  Übersatz  verklagen ; 
Der  Gurgel  ess'  ich  nicht ;  ich  esse  nur  dem  Magen. 

4. 

Auff  efellnlam. 

Was  Gellula  verspürt  an  Thaten  und  an  Wercken, 
Das  geht  ihr  lieblich  ein,  den  Glauben  dran  zu  stärcken. 
Von  Zeichen  hält  sie  nichts;  vom  Wesen  hält  sie  hoch; 
Ist  vielfach  eine  Frau  und  geht  im  Krantze  doch. 
6  Ob  Pabst,  ob  Luther  ihr,  ob  ihr  Calvin  gefalle, 
Ist  unklar;  ist  mir  recht,  gefallen  sie  ihr  alle. 


Biebendes  Hundert.  139 

5. 
Knust- Tichter. 

Viel  Helden  hat  es  ietzt;  so  hats  auch  viel  Poeten; 
Daß  jene  nun  die  Zeit  nicht  wie  der  Tod  mag  tödten^ 
Darzn  sind  diese  gut.    Wiewol  es  auch  gemein^ 
Wo  viel  Poeten  sind^  daß  auch  viel  Tichter  seyn. 

6. 

Aiiff  Rosului. 

Bosula  ist  eine  BosC; 
Aber  doch  nicht  Domen-lose; 
Hat  sie  sonnten  keine  Dömer; 
Braucht  sie  ihres  Mannes  Homer. 

7. 
Steuer -Calender. 

Im  Steuer -Almanach  ist  keine  rothe  Schrifft; 

Sie  fejert;  weil  die  Welt  steht,  keine  Stunde  nicht. 

8. 
Das  andere  Leben. 

Wäre  gleich  in  jener  Zeit 
Keine  größre  Herrligkeit, 
Als  daß  steuren  uns  und  stehlen 
Nicht  wie  hier  mehr  dttrffe  quälen, 
Wolt  ich  dessentwegen  noch 
Hin  mich  sehnen  eben  hoch. 

9. 

Todten-Schmnck. 

Der  nackt  kam  in  die  Welt,  der  nackend  ist  getaufft, 
Der  nackt  ans  Creutzes  Holtz  um  Christus  Blut  erkaufft, 
Der  nackt  in  Himmel  soll,  wie  daß  man  den  den  schmücket, 
Und  das,  waa  ilim  nicht  bleibt;  mit  ihm  von  hinnen  schicket? 


140  I>eß  Ersten  Tausend 

10. 

Der  Cfeitz. 

Wer  vom  Hertzen  Gott  entachlenst^ 
Wer  hingegen  Gold  drein  geust^ 
WU  gewiß  zu  Himmel-neben 
Einen  Alchimisten  geben. 

11. 

Soldaten -Zucht. 

PescenniuS;  ein  Römisch  Käyser; 
Der  Kriegs -Zucht  ernster^  Unterweiser, 
Bey  dem,  als  etwa  neun  Soldaten 
Dem  Bauren  einen  Hahn  verthaten, 

6  Da  ließ  er  sie  bey  vielen  Wochen 

Als  Brot  und  Wasser  nichts  versuchen, 
letzt  schadets  nichts,  ob  ein  Soldate 
Neun  Bauren  gleich  sied  oder  brate; 
Eh  als  er  trucknes  Brot  solt  essen, 

10  Möcht  er  ein  gantzes  Dorff  voll  fressen. 

12. 

Reiche  Verwüstung. 

Da  dieses  Land  war  reich  für  Jahren, 
Da  glaubten  wir,  daß  Bettler  waren; 
Nun  dieses  Land  durch  langes  kriegen 
Bleibt  Menschen -leer  und  wüste  liegen, 
5  Ist  Steuer  gar  nicht  zu  bereden. 

Man  sey  nun  arm  von  so  viel  Schäden. 

13. 

Rebe,  durch  Yersetznng:  Bere,  Eber,  Erbe. 

Ob  gleich  die  Rebe  trägt  dem  Eber  Haß, 
Macht  dannoch  gleichwol  ihrer  Bere  naß. 
Daß  mancher  Mensch  deß  Ebers  Namen  erbe, 
Toll  und  voll  lebe,  Säuisch  endlich  sterbe. 


Siebendee  Hundert.  X41 

14. 

Rechts -Lernnng. 

Wann  einer  wil  das  Recht  studlren^ 
So  muß  fünff  Jahr  er  dran  verlieren. 
Das  Rechte  das  Krieg  ietzt  eingeftlhret; 
Wird  bey  ftinff  Tagen  außstudiret. 

15. 
Anffiriehtigkeit. 

Ja  soll  ja,  und  nein  soll  nein^ 
Nein  nicht  ja^  ja  nein  nicht  seyn; 
Der^  der  anders  reden  kan^ 
Ist  noch  Christ;  noch  Biederman. 

16. 
Das  tmnckene  Deutschland. 

■"I I   — — —        — 

Um  Deutschland  stund  es  noch  so  wol^ 
Da  Deutschland  nur  war  gerne,  voll; 
Als  da  es  triegen^  buhleu;  beuten 
Gelemet  hat  von  fremden  Leuten. 

17. 

Erbschafft. 

Vor,  wann  nahe  Freunde  sterben, 
Erbten  wir,  was  sie  erworben. 
Wer  da  wolle,  sterbe  heuer, 
Erbt  man  nichts  als  seine  Steuer. 

18. 

Mit  Worten  spielen. 

Ist  es  gut  mit  Worten  spielen? 
Schad  und  Nutz  kan  nicht  vervielen; 
Wer  gewinnt,  der  wird  betrogen; 
Wer  verleuret,  hat  gelogen. 


142  I>eß  Enten  Tausend 

19. 

MenseUicli  Angesiehte. 

leder  Mensch  hat  sein  Gesicht; 
Keiner  wie  der  andre  nicht; 
Dannoch  findet  Neid  an  allen^ 
Das  ihm  nicht  wil  wol  gefallen. 

20. 
Die  Warheit. 

Andre  Weiber  hätten  Spot, 
Wann  sie  solten  nackend  gehn; 
Wahrheit  aber  färbt  sich  roth; 
Wann  sie  soll  in  Kleidern  stehn. 

21. 
Eisen. 

Das  Eisen  dörfft  ich  mehr^  das  Gold  viel  minder  preisen. 

Ohn  Eisen  kümmt  nicht  Gold;  Gold  bleibt  auch  nicht  ohn  Eisen. 

22. 
Renterey. 

Die  schwartze  Reuterey  war  alter  Zeit  die  beste; 

Die  beste  Reuterey  ist  dieser  Zeit  die  feste. 

Zwar  wäre  sie  dort  schwartz  von  Farben,  nicht  von  Sinnen; 

Zwar  ist  sie  hier  nicht  schwartz  von  aussen,  doch  von  innen. 

23. 

Poeten -CfStter. 

Poeten,  die  sollen  die  Götter  nicht  nennen. 
Die  Christen  verlachen,  die  Hey  den  bekennen; 
Wird  ihnen  man  Venus  und  Bacchus  nur  schencken, 
Sie  werden  der  andren  nicht  leichte  gedencken. 

24. 
Ärtzte  nnd  Räthe. 

Ein  Artzt  hilfft  kranckem  Leib,  ein  Weiser  krancker  Zeit; 
Der  erst  ist  noch  zur  band,  der  ander  ist  gar  weit. 


Siebendes  Hundert.  143 

25. 
DentecUiuid. 

Ungerocheil  hat  für  Zeiten 
Niemand  Deutschland  kunt  bestreiten; 
Unbereichert  wird  mit  nichten 
lemand  ietzt  den  Zug  verrichten. 

26. 
letzige  Freyg&bigkeit. 

Wir  haben  ein  frejes  und  grosses  GemütC; 
Ein  edle,  rechtschaffene,  löbliche  Güte. 
Ein  Krieger,  hat  dieser  was,  das  er  verrichte, 
Der  geht  wol  nicht  traurig  von  unsrem  Gesichte. 

27. 
Die  Welt. 

Pralen,  schnarchen,  schnauben,  fluchen. 
Dringen,  zwingen,  dräuen,  pochen 
Ist  der  Welt  ihr  Amadis, 
Drauß  sie  heuer  buhlen  ließ. 

28. 
Die  einfältige  Bedligkeii 

Andre  mögen  schlau  und  witzig. 
Ich  wil  lieber  redlich  heissen; 
Kan  ich,  wil  ich  mich  befleissen. 
Mehr  auff  glimpfflich  als  auff  spitzig. 

29. 

Das  untreue  VermSgen. 

Wie  schelmisch  ist  das  Geld !    Ein  ieder  sinnt  auff  Geld, 
Daß  dem  doch,  der  es  hat,  nach  Leib  und  Seele  stellt. 

30. 

Auff  Vitnm. ' 

Kein  König  ist  zwar  Veit  von  Gerar,  hat  auch  nicht. 
Daß  Abraham  fUr  ihn  Gebet  und  Segen  spricht ; 
Je  dennoch  ist  sein  Haus  an  Müttern  auffgeschlossen. 
Daß  seiner  guten  Art  hat  Frau  und  Magd  genossen. 

1  Genes.  20,  v.  17. 


144  I>eß  Ersten  Tausend 

31. 

eott68  Wort. 

Der  Hammer,  Gottes  Wort,  schlägt  auff  der  Hertzen  Stein; 
letzt  aber  wil  der  Stein  des  Hammers  Hammer  sejn. 

32. 

Die  yerbrennliche  Welt 

Wie  so  wil  Gott  die  letzte  Welt  wegzünden? 
Drum  daß  sie  steckt  toU  Sodomiter- Sünden. 

33. 
Die  Stein -Kranckheit. 

Daß  ein  Mensch  zu  seinem  Grabe 
Eigne  Stein  im  Leibe  habe. 
Dieses  Vortel  kan  ich  leiden, 
Wil  auch  keinen  drüber  neiden. 

34. 
~  (ifeld- Lehnen. 

Wer  viel  Geld  hat  weg  zu  leihen, 
Muß  der  Freundschafft  sich  verzeihen; 
Dann  der  Tag  zum  wieder -geben 
Pflegt  die  Freundschafft  auffzuheben. 

35. 
Rechts -Bildungen. 

Das  alte  Recht,  das  schläft;  was  neues  etwa  tichtet. 
Nach  dem  wird,  weil  es  schläft,  das  alte  Recht  gerichtet. 

36. 
Der  Capemaitische  Hauptmann.  ^ 

Es  war  ein  Mensch,  es  war  kein  heutig  Cavallier, 
Der  zu  Capemaum  den  Knechten  stunde  für. 
Der  Obrigkeit  war  er,  Ejiechf  ihm,  gar  unterthan; 
Drum  gilt  er  ietzt  bei  uns  kaum  als  ein  Gauckelmann ; 
6  Dann  Glaube,  Liebe,  Zucht  geht  unsren  Krieg  nicht  an. 

1  Mattb.  8,  y.  5. 


ßicl)en<lcs  Hundert.  146 

37. 
Auff  Harpacem. 

Harpax  stähle  ^  was  ihm  kamc^ 
Lieff  in  Krieg  für  Kett  und  Strange; 
War  auch  da  wol  nicht  gar  lange^ 
Thäte  nicht  sein  ehrlich  Nähme. 

38. 

Dfirfftigkeit. 

Ist  man  arm^  was  hilfft  die  Jugend? 
Ist  man  arm^  was  hilfft  die  Tugend? 
Ist  man  arm^  was  hilfFet  schön? 
Ist  man  arm,  was  hilfft  verstehn? 
Dieser  sey,  dem  Welt  soll  weichen, 
Reich  im  Armen,  arm  im  Reichen. 

39. 
Nichts  neues  unter  der  Souuen. 

Wie  letzt  die  Zeiten  sind,  so  waren  vor  die  Zeiten; 
Dann  Salomo  sah  auch  auflf  Pferden  Knechte  reiten 
Hingegen  Fürsten -Volck  zu  Fusse  gehn  wie  Knechte,  * 
Nur  daß  die  Grube  noch  niclit  ist  gemacht  zu  rechte. 

40. 
Eiu  Honig- süsser  Schlaf. 

Ein  Honig  ist  der  Schlaf;  als  diesen  Honig  aß, 

Geschahs,  daß  was,  ich  glaub  ein  Bienlcin  etwa,  saß 

Auff  Libitilla  Haut ;  sie  hats  nicht  achten  wollen, 

Doch^  wie  man  nunmehr  mcrckt,  so  ist  sie  sehr  zerschwollen. 

41. 
Lebens -Lauff. 

• 

Es  mühet  sich  der  Mensch,  auff  daß  er  was  erwerbe. 

Und  was  er  dann  erwirbt,  soll,  daß  er  wo  nicht  sterbe. 

Und  wann  er  nun  nicht  stirbt,  so  sol  er  drum  nur  leben, 

Auff  daß  er,  was  er  wirbt,  zur  Steuer  müsse  geben. 

Dann  bringt  ihm  weiter  nichts  das  mühen  und  erwerben  i 

Und  alles,  was  er  gibt,  als  so  nur  eher  sterben. 

1  Eccl.  10,   V.  3. 
LogAO.  10 


J46  ^^  Ersten  Tausend 

42. 

Menschen  sind  bOse. 

Guten  Friede,  gute  Rechte, 
Gute  Tage,  gute  Nächte, 
Gut  Gewitter,  gute  Zeiten, 
Gut  zu  meicken,  gut  zu  reiten, 
6  Lauter  Gut  und  gute  Gaben 

Wolln  die  Menschen  hsiufHg  haben. 
Denen  doch  an  Leib  und  Mute 
Selbsten  mangelt  alles  gute. 

43. 

Mittelbare  Thaten. 

Der  an  Jahren  schwer  gleich  traget, 
Viel  an  Kräfften  abgeleget. 
Wann  er  nur  ist  frisch  von  Rathe, 
Ist  noch  doch  ein  gut  Soldate. 
6  Wer  nichts  mehr  vermag  von  Thaten, 

Ob  er  viel  vermag  im  rathen. 
Mag  nur  bey  den  Buhlereyen 
Dieses  Nahmens  sich  verzeihen. 
Eigner  Mut  und  fremder  Degen 
10  Künnen  zwar  noch  Ruhm  erregen; 

Aber  mit  geborgtem  Leibe 
Fühlt  man  nicht  das  süß  am  Weibe. 

44. 

Der  Redligkeit  Aderlässe. 

Deß  Nero  Meister  nam  die  Flitte 
Sein  Leben  hin  wie  sein  Geblüte. 
All  Adern  schlägt  bey  dieser  Zeit 
Die  freche  Welt  der  Redligkeit. 
5  Niemand  wil  mehr  ftlr  Schand  erröthen; 

Drum  liegt  die  Zucht  in  Todes -Nöthen. 


Siebendes  Hundert.  147 

45. 
Anff  Porcam. 

Ist  nicht  Porca^  wie  man  sagt; 
Eine  Magd?    Und  trägt  ein  Kind? 
Schau ;  wie  arg  die  Leute  sind! 
Ist  sie  dann  nicht  Einder-Magd? 

46. 

Diebe  menselilicben  VermSgens. 

Wercke  stehlen  uns  die  Zeit; 
Fälle  die  Vermögligkeit, 
Sorgen  stehlen  uns  das  Leben; 
Was  dann  bleibt  uns  auffzuheben? 
Was  der  Seele  Gott  gegeben. 

47. 
Durch  mähen,  nicht  durch  schmeicheln. 

Redlich  wil  ich  lieber  schwitzen; 
Als  die  Heuchler-Banck  besitzen. 
Besser  harte  Fäuste  strecken; 
Als  von  fremdem  Seh  weisse  lecken. 
Besser  was  mit  Noth  erwerben, 
Als  gut  leben ;  furchtsam  sterben. 

48. 
Die  Zukunft  Christi. 

Christus  hat  durch  erstes  kummen 
Ulis  deß  Teuffels  Reich  benummen; 
Kümmt  er  ehstes  nicht  herwieder. 
Kriegt  der  Teuffei  meistes  wieder. 

49. 
Eine  Lock-Fincke. 

Nicht  zu  weit  von  meinem  singen 
Liegen  Netz  und  falsche  Schlingen; 
Die  für  mir  hier  hat  gelogen. 
Hat  mich,  wie  ich  euch,  betrogen. 

10  • 


148  I>eß  Ersten  Tansetid 

5  Ich;  die  ich  gefangen  sitze^ 

Bin  nur  meinem  Herren  nütze. 
Die  da  wil,  die  mag  verfliegen, 
Die  nicht  wil,  die  laß  sich  kriegen; 
Wann  nur  ich  die  Kost  erwerbe, 
10  Gilt  mirs  gleiche,  wer  verterbe. 

50. 
Der  Frühling. 

Da  der  göldne  Sonnen -Wagen 
Frühlings -Zucker  bringt  getragen. 
Daß  die  süssen  Zwillings -Küsse 
Tag  und  Nächte  machen  süsse, 
»  Da  der  Himmel  gütig  lachet. 

Da  die  Erde  Schmüncke  machet, 
Da  sich  Feld  und  Wiesen  mahlen, 
Da  der  Bäume  Häupter  pralen. 
Da  die  Brunnen  Silber  gissen, 

10  Da  mit  funckein  Bäche  flissen. 

Da  die  Vogel  Lieder  singen, 
Da  die  Fische  Sprünge  springen. 
Da  für  Freuden  alles  wiebelt. 
Da  mit  gleichem  gleiches  liebelt: 

15  O.  so  muß  für  trübem  kräncken 

Bloß  der  Mensch  die  Stirne  sencken! 
Weil  zumal  bey  Frühlings -Lüsten 
Mars  erfrischet  sein  verwüsten, 
Da  er  diß  für  Lust  erkennet, 

20  Wann  er  raubet,  schändet,  brennet. 

51. 
Ver  Mensch,  ein  Gras. 

Unsres  Lebens  beste  Kost 
Ist  von  erstem  zartes  Gras. 
Unser  Leben  selbst  ist  djis 
Samm  der  Ehr  und  aller  Lust. 


Siebendes  Hundert.  ]^49 

Brächte  jenes  nichts  von  Früchten,  5 

Bliebs  im  Felde  leichtlich  liegen. 
Menschen  würden  wenig  tügen. 
Wann  sie  nicht  in  Himmel  tüchten. 

52. 
Vergebene  Arbeit. 

Einen  Mohren  weiß  erwaschen, 

Trincken  auß  geleerten  Flaschen, 

Einen  Esel  nackt  beschehren, 

Eine  Sackpfeift'  abehären, 

Einen  Peltz  im  heissen  baden,  5 

Mit  dem  Siebe  Wasser  laden, 

Einem  Tauben  Lieder  singen, 

Sand  in  ein  Register  bringen. 

In  den  Wind  und  Wasner  schreiben, 

Flugwerck  ohne  Flügel  treiben,  10 

Aufi*  den  Sand  Paläste  bauen, 

Weibern  ayff"  die  Tiicken  schauen. 

Wind,  Lufft,  Lieb  und  Bauch  verhalten. 

Jünger  machen  einen  Alten, 

Einen  dürren  Wetzstein  mästen,  is 

Osten  setzen  zu  dem  Westen, 

Allen  Leuten  wol  behagen. 

Allen  was  gefallig  sagen: 

Wer  sich  deß  wil  unterstehen, 

3Iuß  mit  Schimpff  zurücke  gehen.  20 

53. 

Das  lieblichste  Thier. 

Solt  ich  Wahl  und  Wandel  führen 

Unter  aller  Orte  Thieren, 

Sollte  mir  kein  liebers  seyn. 

Als  deß  Natans  Schäfelein. 

Dieses  leg  an  meiner  Brust,  5 

Nem  auß  ineinen  Händen  Kost; 

Wolle,  die  es  sonsten  trüge. 

Gebe  Tuch  in  eine  Wiege. 


150  ^^^  Ersten  Tausend 

54. 
Deß  Krieges  letzter  Wille. 

Mars  befihlet  seinen  Erben^ 
Wann  er  endlich  werde  sterben, 
Solt  man,  wann  mau  ihn  begrübe, 
Machen,  daß  nichts  übrig  bliebe. 
Weil  sich  doch  von  seiner  Habe 
Schwerlich  erster  Erbe  labe. 

55. 
Straff-  Buchstaben. 


IP 

IK 

IH 

2  e 

2  r 

2  u 

3    8 

3  i 

3  n 

4  t 

4  e 

4  g 

5g 

5  e 

6  r 

Wen  Gott  nicht  mit  Vier,  FünflF,  Sechs  Zeichen 
Kan  auß  dem  A.  B.  C.  erweichen. 
Der  wird  nicht  weich  (ist  glaublich)  eh, 
10  Biß  ihn  bezwingt  der  Höllen  W! 

56. 
Auff  Lychnobinni. 

Lychnobius  lebet  viel  Jahre,  viel  Wochen, 
Noch  lebt  er  die  Woche  nicht  eintzigen  Tag. 
Deß  Nachtes,  da  schlemmt  er,  so  viel  er  vermag, 
Deß  Tages,  da  steckt  er  im  Bette  verkrochen. 

57. 

A.    E.    L    0.    ü. 

A.  ist  derer,  die  nicht  wollen. 

E.  ist  derer,  die  nicht  sollen. 

I.  ist  derer,  die  da  zagen. 

O.  ist  derer,  die  da  klagen, 

ft  U.  ist  derer,  die  da  plagen. 


Siebendes  Hundert.  151 

58. 
Johannes  der  T&uffer. 

Nicht  recht!  nicht  recht!  wtird  immer  schreyn 
Johannes^  solt  er  wieder  seyn; 
Doch  kam  er^  rieth  ich^  daß  er  dächte^ 
Wie  viel  er  Köpff  in  Vorrath  brächte. 

69. 
Anff-  nnd  niedersteigende  Liebe. 

Wann  die  Liebe  steiget  auff^ 
Hält  die  Chloris  etwas  drauff; 
Wami  die  Liebe  steiget  nieder^    ^ 
Ist  sie  Chloris  gnntz  zu  wider. 

60. 

Der  Welt  Erbe. 

Freu  dich,  Welt-Kind,  auff  das  erben! 
Deine  Mutter  wird  bald  sterben; 
Was  das  Feuer  nicht  verzehret, 
Ist  mit  Hauffen  dir  gewehret. 

61. 

Auferwecknng  von  Todten. 

Kan  Frösche,    Fliegen,  Schwalben,  Wurme,  Schnecken, 
Die  kaltes  sterbte,  warmes  wieder  wecken, 
0,  so  kau  der,  der  alles  diß  kunt  machen, 
Noch  wol  so  viel,  daß  Todte  wieder  wachen. 

62. 

Der  laehende  Gott.  ^ 

Mir  nicht!    daß  ich  solte  machen. 
Daß  Gott  meiner  müsse  lachen; 
Dann  sein  lachen  wil  erwecken 
Zornig  reden,  grimmig  schrecken. 

1  FmI.  2. 


152  ^^^  Ersten  Tansond 

63. 
Anff  Smeccelinm. 

Smcckel  ktintc  wol  sein  lauffen 
Fürsten -Kammern  hoch  verkauffen, 
Waim  sein  Fuß  sich  künte  regen, 
Wie  sich  kan  sein  Zahn  bewegen. 

64. 

Ein  Schauspiel. 

Von  Marcus  Curtius  imd  seiner  tieffen  Klufft 

Kan  Gulo  schönes  Spiel,  das  spielt  er  viel  und  offt. 

Ein  Ochs  ist  Curtius;  die  KluflFt  ist  Gulo  Bauch; 

Wann  jener  springt  in  die,  so  stillt  sich  Flamm  und  Bauch. 

65. 
Ein  Krieges -Hand  redet  von  sieh  selbst. 

Hunde,  die  das  Vieh  behüten, 
Hunde,  die  am  Bande  wüten, 
Hunde,  die  nach  Wilde  jagen, 
Hunde,  welche  stehn  und  tragen, 
6  Hunde,  die  zu  Tische  schmeicheln, 

Hunde,  die  die  Frauen  streicheln: 
Diese  Hunde  gar  zusammen 
Kuinmcn  nur  auß  faulem  Stannnen. 
Aber  ich  bin  von  den  Hunden, 

10  Die  sich  in  den  Krieg  gefunden. 

Bleibe  nur,  wo  Helden  bleiben. 
Wann  sie  Küh  und  Pferde  treiben. 
Habe  Bündnüß  mit  den  Dieben, 
Trag  am  rauben  ein  Belieben, 

16  Pflege,  bin  ich  in  Quartiren, 

Gans  und  Hüner  zuzuführen, 
Kan  die  schlauen  Bauern  suchen, 
Wann  sie  sich  ins  Holtz  verkruchen; 
Wann  sie  nach  den  Pferden  kummen, 

«0  Die  mein  Herr  hat  wo  genummeu, 

Kan  ich  sie  von  dannen  hetzen. 
Daß  sie  Hut  und  Schuh  versetzen. 


Siebendos  Hundert.  153 

Kau  durch  Schaden  ^  kan  durch  Zehren 

Helffen  Haus  und  Hof  verheeren. 

Cayalliers^  die  kan  ich  leiden;  ss 

Bauren  müssen  mich  vermeiden; 

Bin  nun  drum  in  meinem  Orden 

Hunde -Cavallier  geworden. 

66. 
Der  Daumen. 

Wann  der  Daume  wird  zu  nichten^ 
Kan  die  Hand  nicht  viel  verrichten. 
Wann  man  schwächt  den  Wirthschaffts-stand, 
Da  besteht  nicht  lang  ein  Land. 

67. 
1.  AetiTnm.    2.  Passivnm.    3.  Deponens.    4.  Neutrum. 

5.  Defectivum; 

Was  ists,  was  wir  nicht  thunV   Was  ists,  was  wir  nicht  leiden? 
Durch  1 .  Steuern  und  durch  2.  Baub  wird  Mars  nicht  eines  3.  meiden^ 
Wvtd  kürtzlich  4.  noch  zu  thun,  noch  was  zu  leiden  bleiben^ 
Und  Mars  wird  auß  der  Welt  5.  Die  Welt  und  sich  vertreiben. 

68. 
Ein  thierischer  Mensch. 

Lupula  wil  keinen  lieben^ 

Der  Vernunfft  zu  sehr  wil  üben, 

Weil  ihr  besser  der  gefUllt, 

Der  sich  etwas  thierisch  stellt. 

Der  da  kan  wie  Tauben  hertzen,  5 

Der  da  kan  wie  Spatzen  schertzen, 

Der  wie  Hanne  buhlen  kan, 

Ist  für  sie  der  rechte  Man. 

69. 
Niemand  ist  zu  verachten.  ^ 
D  Rabe  wil  Noha  zum  Bothen  nicht  tügen; 
»ch  bringt  dem  Elias  ein  Habe  vergnügen, 
r  Himmel  kan  morgen  vil  Gunsten  verleyen 
m  schlechsten,  den  heute  die  Grossen  verspejen. 

1  GenM.  8,  V.  7.  3.  Keg.  17,  V.  6. 


154  ^^^  Ersten  Tausend 

70. 
ledes  Glficke  hat  sein  Glficke. 

GrIUcke  hat  sein  Ungelücke, 
Daß  bey  seinem  Freuden -Blicke 
Menschen  dannoch  beßres  wehlen. 
Ungelücke  hat  sein  Glücke^ 
Daß  bey  seiner  Wandel -Tücke 
Christen  nimmer  Trost  darff  fehlen. 

71. 

Seelen- Wandelung. 

Daß  eine  fremde  8eel  in  fremden  Cörper  kriche, 

Das  glaube;  wer  es  wil;  es  sind  nicht  Biebel- Spräche. 

Diß  aber  ist  gewiß ,  daß  ietzt  ein  fremder  Leib 

Fährt  offliers  auff  und  in  ein  fremdes  Pferd;  Kleid ^  Wrib. 

• 

72. 
Helden-Tod. 

Es  rieten  ihrer  zwey  nach  Rossen; 
Darüber  ward  der  ein  erschossen. 
Der  andre  sagte  mit  betrüben: 
O;  welch  ein  ehrlich  Carl  ist  blieben! 

73. 

Schädliche  Liebe. 

Lieben  last  nicht  lange  leben; 
Lange  leben  last  nicht  lieben. 
Wer  dem  Leben  ist  ergeben. 
Muß  das  lieben  sparsam  üben; 
Wem  das  lieben  wil  behagen, 
Muß  dem  Leben  abesagen. 

74. 

(fSttliehe  Barmhertzigkeit. 

Nach  dem  grossen  Sünden -Flusse 
Setzte  Gott  den  Gnaden -Bogen. 
Wann  auflF  Straffe  folget  Busse^ 
Ist  er  uns  wie  vor  bewogen. 


SieY>endes  Handert.  155 

75. 
Wiederbrachte  Jnn^anschafft. 

Der  die  Jungferschafft  benummen^ 
Kan  sie  wieder  da  bekummeD^ 
Wann  es  ihr  vielleicht  gelingt, 
Daß  sie  eine  Tochter  bringt. 

76. 

DSrffer. 

Vom  dürffen,  kümmt  mir  für,  sind  Dörffer  her  genant; 
Dann  Dörffem  ist  ietzt  nichts  als  Dürfftigkeit  bekant. 

77. 

Schlesier  Eselsfiresser. 

Daß  Schlesier  haben  den  Esel  gefressen^ 
Ist  entweder  nichts  oder  bleibet  vergessen; 
Sonst  würden  die  fremden  sich  eigen  gewehnen, 
Nach  Schlesischem  Futter  sich  nimmer  zu  sehnen. 

-   78. 

Finsternuß. 

Wann  zwischen  Beutel  und  das  Geld 
Die  Contribution  sich  stellt^ 
Tritt  Finsternüß  gemeinlich  ein 
An  Goldes -Glantz  und  Silber -Schein. 

79. 

Von  der  Nachtigal. 

Von  fernem  bistu  viel^  von  nahem  meisten  nichts^ 
Ein  Wunder  deß  Gehörs ;  ein  spotten  deß  Gesichts. 
Du  bist  die  Welt,  die  Welt  ist  du,  o  Nachtigall 
Zum  ersten  lauter  Pracht,  zu  letzt  ein  blosser  Schall. 

80. 

Huren. 

Im  Friede  Hure  seyn  ist  ehrlich ,  nicht  im  Kriegen ; 
Dann  jene  kan  im  Bett,  auff  Stroh  muß  diese  liegen. 


156  ^^^  Ersten  Tausend 

81. 

Der  Schamhafftigkeit  Farbe. 

Carmesin-roth  hält  man  werth; 
Keines  Weiß  wird  offl  begehrt; 
Purpur  hat  nicht  schlechten  Ruhm; 
Gold  begehrt  das  Eigenthum; 
Billich  aber  wird  geacht 
Farbe ;  die  die  Tugend  macht. 

82. 
Ein  hfiltzernes  Pferd. 

In  der  Achiver  langem  Weiber-Kriege 
Halif  letzllch  noch  ein  höltznes  Pferd  zum  Siege. 
Was  gilts,  ob  Krieg  ietzt  auch  nicht  wehren  werde, 
Biß  sonst  kein  Pferd  mehr  bleib ,  als  Kinder -Pferde? 

83. 

Ein  Rath,  wie  der  Feind  zu  schlagen. 

Man  hat  den  Feind  auifs  Haupt  geschlagen ; 
Noch  hat  Fuß  Haupt  hinweg  getragen. 
Man  schlag  ihn,  rath  ich,  auff  den  Fuß, 
Auff  daß  er  liegen  bleiben  muß. 

84. 
Ein  Knß. 

Jungfern,  wann  deß  Liebsten  Mund 
Sich  zu  eurem  Munde  schicket. 
Haltet  still!   es  ist  der  Grund, 
Drauff  die  Lieb  ihr  Siegel  drücket. 

85. 

Ein  Sehmetzrichen. 

Der  zum  ersten  sagte;  Kllssen, 
Wolte,  glaub  ich,  sagen:  Süssen: 
Dann  den  süssen  Honig -Thau 
Gibt  deß  Mündleiiis  Rosen- Au. 


Siebendeit  Hundert.  ^67 

86. 
Anßtrit  der  Zuge. 

)ie  Zunge  wohnt  mit  Fleiß  im  weißen  Bein-Gehäge; 
)aDn  diß  ist  ihre  Gräntz,  in  der  sie  sich  bewege; 
buchst  aber  wo  die  Zung  und  steiget  über  Zaun, 
)er8elbten  traue  du!  ich  wil  ihr  nimmer  traun. 

87. 
Yergnftgiuig.  ' 

Wie  das  Kind  im  sanfften  wiegen^ 
So  beruh  ich  im  begnügen; 
Pursche  sonst  mit  Kedliglceit 
Hin  zu  bringen  meine  Zeit, 
Wann  ich  werde  sejn  begraben, 
Werd  ich  beßres  Glücke  haben. 

88. 
Von  einem  Gescheneke  an  die  Liebste. 

Beßres  was  solt  euren  Ehren, 
Edles  Bild,  zu  dienen  kummen; 
Aber  wo  wird  das  genummen. 
Daß  sie  möcht  um  etwas  mehren? 
Das,  was  kummt,  ist  kaum  zu  nennen; 
Der  es  schickt,  ist  drum  zu  schelten. 
Muß  auch  billich  solches  gelten, 
DariF  sich  auch  nicht  lassen  kennen. 

89. 

Paten- Zettel. 

Es  ist  sehr  gut, 

Durch  Christus  Blut 

Das  Ewig-seyn  im  Himmel  erben; 

Dann,  was  die  Welt 

Zum  höchsten  hält, 

Ist  täglich  Tod  und  endlich  sterben. 


158  I^eß  Ersten  Tausend 

90. 

Oerade  Stfieke. 

Im  Opplischen  Fürstenthum  (ist  es  nicht  schade?) 
Hat  Jungfer  noch  Fraue  nie  keine  Gerade. 

91. 
Hofe-Kflnste. 

Künste^  die  zu  Hoff  im  Brauch^ 
Wolt  ich;  dünckt  mich,  klLnnen  auch; 
Wann  nur  eine  mir  wolt  ein, 
Nämlich:  unyerschämt  zu  sejn. 

92. 
Das  Hofe -Leben. 

Durch  Landes  und  Placentz,  stracks  flir  Veron  fürbey 
Muß,  wer  nach  Hofe  wil  und  wil  willkumen  seyn. 

93. 

Thorheit. 

Ein  Reiß  vom  Narren -Baum  trägt  ieder  an  sich  bey; 
Der  eine  deckt  es  zu,  der  ander  trägt  es  frey. 

94. 

Thorheit. 

Wann  Thorheit  thäte  weh,  o,  welch  erbärmlich  schreyn 
Wtird  in  der  gantzen  Welt  in  allen  Häusern  seyn ! 

96. 
Sitten  der  Jagend. 

Die  Fincken,  die  im  Lentz  nicht  singen. 
Die  bringens  auff  den  Herbst  dann  ein; 
Der  muß  dann  alt  erst  rasend  seyn, 
Der  jung  es  kunte  nicht  verbringen. 

96. 
Begräbnfiß  -  Kosten. 

Ists  Christlich,  Christen- Volck,  dem  Gott  den  Himmel  schenck^ 
Daß  dich  nicht  obn  entgelt  man  in  die  Erde  senckt? 


SiebendoB  Hundert.  159 

97. 
Die  Zeit  vertreiben. 

Daß  der  Tod  uns  übereile^ 
Lasse  man  die  Klage  bleiben; 
leder  sucht  ja  kurtze  weile ; 
leder  wU  die  Zeit  vertreiben. 

98. 
Verleumder.  ^ 

Wer  schmäht  und  Schmähung  hört^  dem  sey  zur  Straff  erkoren^ 
Daß  jener  an  der  Zung  und  dieser  henck  an  Ohren. 

99. 

Adel. 

Die  Tugend  alleine  gibt  tüchtigen  Adel; 

Das  Waffen -Gemäld 

An  Helm  und  an  Feld 

Bedecket  vergebens  den  inneren  Tadel. 

Die  Wiege  deß  Cyrus  wie  Irus  ist  Thon; 

Ein  leeres  Geklänge, 

Ein(  gläsern  Gepränge 

Sind  Ahnen,  wo  Tugend  ist  ferne  davon. 

100. 

Anfang  und  Ende. 

Der  Anfang 

Seh  auff  den  Außgang; 

Der  Außgang 

Macht  gut  den  Anfang. 

*     1  Plwtt. 


130  I^eß  Ersten  Tausend 


DESZ  ERSTEN  TAUSEND 
ACHTES  HUNDERT. 

1. 

Ein  enges  Hertze. 

Wer  den  Himmel  wenig  acht, 
Wer  mit  Erde  saat  sich  macht, 
Hat  ein  Hertze,  drinnen  kaum 
Leeres  nichts  hat  Stell  und  Raum. 

2. 
6ewaffiieter  Friede. 

Krieg  hat  den  Harnisch  weg  gelegt,  der  Friede  zeucht  ihn  au; 
Wir  wissen,  was  der  Krieg  verübt;  wer  weiß,  was  Friede  kanV 

3. 
}[iß8chweren. 

Es  braucht  ein  böser  Mensch  das  schweren  wie  ein  Tuch, 
Damit  zu  flicken  auß  Zucht-  Ehr-  und  Tugend -Bruch. 

4. 
Friede  nnd  Krieg. 

Ein  Krieg  ist  köstlich  gut,  der  aufladen  Frieden  dringt; 
Ein  Fried  ist  schändlich  arg,  der  neues  kriegen  bringt. 

5.  % 

Der  weichende  Krieg. 

Mars  macht  es  gar  zu  arg,  Mars  tobt  ietzt  gar  zu  sehr: 
Der  Teuffei;  wann  er  weicht,  so  stinckt  er  desto  mehr. 


Achtes  Hnndert.  161 

6. 
Das  beste  in  der  Welt. 

Das  beste;  das  ein  Mensch  in  dieser  Welt  erlebet, 
Ist;  daß  er  endlich  stirbt;  und  daß  man  ihn  begrübet. 
Die  Welt  sey,  wie  sie  wil;  sie  hab  auch;  was  sie  wil. 
War  sterben  nicht  dabey,  so  gilte  sie  nicht  viel. 

7. 
tirabmahl  eines  redlichen  Mannes. 

Weil  Welt  die  Bedligkeit  verjagt  und  duldet  nicht; 

So  sey  du ;  der  du  hier  fürüber  gehst;  bericht; 

Daß  nicht  ein  schlechter  Theil;  daß  grosser  Schatz  von  ihr 

Hat  unter  diesen  Stein  sich  wie  verborgen  hier. 

Wofern  du  redlich  bist;  so  seuffzC;  daß  ein  Stein 

Soll  würdiger;  als  wir;  diß  Gut  zu  haben  seyn. 

8. 
W-ehe-W. 

Die  Ehe  heist  fUr  sich  und  hinter  sich  die  EhC; 
Dieweil  sie  niemand  trennt,  als  nur  das  bittre  Wehe. 
Soll  W  bey  Ehe  seyn ,  so  bringt  W  hinten  her 
Als  daß  von  foruen  an  weit  nicht  so  viel  beschwer; 
Soll  W  bey  Ehe  seyu;  ists  besser;  man  begrabet 
Ein  firom  Weib;  als  daß  dic;  die  bös  ist;  immer  lebet. 

9. 

Mars  ein  Roßtänscher. 

Wann  ein  Pferd  Mars  ein  wil  kauffen. 
Fragt  er  bald,  obs  wol  kan  laufFen. 
Wil  er  eine  Wette  wagen? 
Neiu;  nach  sich  den  Feind  her  jagen. 

10.' 

Weg  deß  Lebens. 

Bey  dem  Tag  in  einer  Wolckc; 
In  dem  Feuer  bey  der  Nacht 
Gieng  Gott  herftlr  Jacobs  Volcke, 
.  Biß  er  in  ihr  Land  sie  bracht. 

Logau.  I  l 


162  ^^  Ersten  Tausend 

6  Christus  geht  für  seinem  Volke^ 

Daß  er  sie  durch  heisse  Pein^ 
Daß  durch  trübe  Jammers- Wolcke 
Er  sie  führ  in  Himmel  ein. 

11. 
Mittel  zu  verarmen. 

Ich  möchte  wissen ;  wie  es  kämC; 

Daß  unser  Haab  und  Gut  zuneme. 

Was  nicht  auß  Pflicht  wir  geben  müssen^ 

Soll  Höfligkeit  zusammen  schissen; 
&  So  was  fürs  Maul  noch  übrig  blieben^ 

So  bleibt  es  doch  nicht  für  den  Dieben; 

Was  gleich  die  Todten  schuldig  waren, 

Das  büssen  wir  mit  unsren  Haaren; 

Was  wir  gehabt  und  nicht  mehr  haben^ 
10  Davon  erheischt  man  Schoß  und  Gaben: 

Ich  möchte  wissen^  wie  es  käme^ 

Daß  Gut  wo  einen  HaufFen  neme. 

12. 
Reime  anßm  Stegereiff. 

AufF  einem  Fusse  stehn  und  hundert  Verse  schmieden 
Das  hab  ich  nie  gekunt  und  bins  auch  wol  zufrieden^ 
Daß  ich  es  noch  nicht  kan.    Ein  Piltz  wächst  eine  Nacht; 
Die  andre  fällt  er  hin ;  drum  wird  er  schlecht  geacht. 
ft  Deß  Bacchus  süsser  Safft,  dai'aufF  Poeten  pochen, 
Muß  werden  zam  durch  Sonn  und  Zeit  und  muß  woi  kochen; 
Das  Waßer,  das  mit  Macht  da,  dort  herausser  quillt, 
Hat  seinen  Nutz  zwar  auch,  nur  daß  es  wenig  gilt. 

13. 
Soldaten  -  Fre yheit. 

Muß  man  euch  dann,  ihr  Soldaten,- 
Lassen  gehen  alle  Thaten? 
Sündern,  die  da  sterben  sollen. 
Gibt  man,  was  sie  haben  wollen. 


Achtes  Hundert.  163 

14. 

Brautschrifft. 

Auff  deiuen  Hochzeit  Tag,  mein  Freund,  dir  was  zu  machen, 

Hast  du  mich  angesucht.    Ich  bin  zu  diesen  Sachen 

So  willig  als  verpflicht;  nim  du  für  lieb  nur  an 

Dißy  was  nicht,  wie  es  soll,  ist,  aber  wie  es  kan. 

So  wird  dann  auch  die  Braut,  was  du  ihr  möchtest  machen,  b 

So  gut  es  immer  ist,  belieben  und  belachen. 

Das,  was  ich  dir  gemacht,  hat  Füsse  nur  allein; 

Schau  aber  du,  daß  dort  bei  Füssen  Hände  seyn. 

15. 
Hure,  versetzt:  ruhe. 

Eine  Hure  hat  wol  Ruhe, 
Daß  ihr  Seligkeit  nichts  thue. 

16. 
Wolfeiler  Frauen -Stand. 

Man  darff  daselbst  nicht  viel,  was  wenig  kan  erlangen. 
Wil  eine  Magd  sein  Fraw,  so  darff  sie  viel  nicht  prangen ; 
Sie  wird  zur  Hure  nur,  so  ist  die  Kirchenfahrt 
Und  aller  Hochzeit  Pracht  erhalten  und  erspart. 

17. 
Deß  Jepht»  Tochter. 

Was  müssen  doch  die  Mägd  ietzt  meinen. 
Daß  Huren  sie  so  häuffig  werden? 
Sie  wollen  meiden  die  Beschwerden, 
Wie  Jephta  Kind  nicht  auch  zu  weinen. 

18. 
Deß  Tenffels  Feyer-Fest. 

Der  Teuffei  ruht  sonst  nicht,  nur  ietzund  hebt  er  au. 
Weil  ihn  die  letzte  Welt  so  wol  vertreten  kan. 

19. 
Das  Hans -Leben. 

Ist  Glücke  wo  und  was,  so  halt  ich  mir  für  Glücke, 
Wann  ich  mein  eigen  bin,  daß  ich  kein  dienstbar  Ohr 

11* 


164  I^  Enten  TaoMBd 

Um  weg  yerkaLoSie  Pflicht  darfi*  recken  hoch  empor 
Und  horchen  aaff  Befehl.    Daß  mich  der  Neid  berQcke, 
»  Da  bin  ich  Sorgen -los:  die  schmale  stQrtze- Brücke, 
DaranfTnach  Gunst  man  zeucht,  die  bringt  mir  nicht  Gefiihr; 
Ich  stehe,  wo  ich  steh  und  bleibe,  wo  ich  war. 
Der  Ehre  scheinlich  Gifft,  deß  Hofes  Meisterstücke 
Was  gehen  die  mich  an?    Gut!  daß  mir  das  vei^gnfigen 
10  Für  grosse  Würde  gilt!  mir  ist  ja  noch  so  wol, 

Als  dem  der  Wanst  zerschwüllt,  dieweil  er  Hoffart  voll; 
Wer  biegen  sich  nicht  kan,  bleibt,  wann  er  fidlet,  liegoi. 
Nach  Purpur  tracht  ich  nicht;  ich  neme  weit  dafbr, 
Wan  Gott  ich  leben  kan,  dem  Nechsten  und  auch  mir. 

20. 
Braatschrifft. 

Bey  so  wildem  wü^en  Wesen, 

Da  fast  niemand  kan  genesen, 

Da  die  Wolfahrt  gar  verfahret. 

Da  das  Heil  sich  abezehret, 
5  Wil  von  ihren  besten  Sachen 

Ordnung  eine  Jungfer  machen. 

Nämlich  alle»  Hebe  Ding, 

Das  sie  auch  zum  Erb  empfing, 

Wil  sie  eiucm  Freunde  geben, 
10  Weil  sie  noch  fühlt  Wärmd  und  Leben. 

Nun,  die  Testamenterin 

Frisch  von  Leibe,  frisch  von  Sinn, 

Führt  ihr  volles  Wolbelieben 

In  dem  Busem  auffgesclirieben, 
j5  Hat  aufF  Jungfern -Pergament 

Erb  und  Erben  selbst  benent, 

Sagt:  Hierinne  steckt  mein  Wille, 

Bittet  aber  in  der  Stille, 

Daß  erjt  morgen  aufF  die  Nacht 
vü  Dieser  Brieff  werd  aufFgemacbt; 

Dann  sie  schämt  sich,  daß  bey  Lejjen 

Dieses  Ding  sie  aufF  soll  geben. 


Achtes  Hundert.  j[gf) 

Wil  auch;  daß  kein  andrer  nicht 

Ihres  Willens  Siegel  bricht 

Als  der  Erbe^  den  zu  nennen  s-. 

Sie  erröthet;  doch  zu  kennen 

Tückisch  richtet  einen  Blick 

Hin  aufF  Nachbar  Ludewig. 

Merckt,  ihr  Zeugen ;  daß  der  Erbe 
Um  bedenck-Zeit  gar  nicht  werbe,  oo 

Wil  das  Erbe  treten  an, 
Wann  er  soll,  und  wann  er  kan. 
Nur  er  dingt  ihm  auß  zu  lachen, 
Wie  der  Erben  Brauch;  wil  mache«, 
Daß  auch  sie  dann  lachen  soll,  $» 

Wann  sie  spürt,  es  thu  so  wol. 
Wann  man  siht  noch  für  dem  sterben, 
Wie  so  danckbar  sind  die  Erben. 
Denn  der  Erbe  bleibt  bedacht. 

Wie  es  so  werd  außgemacht,  lo 

Daß  man  steifFes  Wolbeginnen 
Mercke  nicht  sehr  weit  von  hinnen. 
Daß  die  liebe  Danckbarkeit 
Jährlich  auß  der  Wiege  schroyt. 

21. 

Herren -Dienst. 

Was  dem  Schemhamphoras  die  Juden  zugeschrieben, 

Dadurch  man  hat  gekunt  nach  Willen  alles  üben, 

Ein  roehres  noch  als  diß,  vermag  durch  seine  Kraift 

Der  freye  Herren -Dienst;  der  schaflft,  was  Gott  nicht  schafft, 

Und  löset  aufT,  was  recht  Lieb ,  Ehr,  Eyd,  Treu  verhafFt.  r, 

22. 
Freygebige  Herren -Diener. 

Wann  Diener  Herren  schencken. 
So  mügen  Herren  dencken. 
Daß  sich,  was  auff  sie  fleust. 
Von  ihnen  vor  ergeust. 


166  Deß  Ersten  Tausend 

23. 
Soldaten- Wuntseh. 

Daß  den  Teuftel,  sich  zu  holn,  Krieger  fleissig  ruffen  an, 
Macht,  weil  Pferd  und  Ochsen  weg,  daß  sie  dürffen  Ftirgespan. 

24. 
Anff  Honoratnm. 

Obs  recht,  obs  ehrlich  sey,  was  Honoratus  thnt, 

Da  fragt  er  wenig  drum ;  er  hält  nur  diß  für  gut, 

Was  gut  zu  sclimausen  bringt.    Ey!  darif  man  doch  wol  sagen, 

Im  Maule  steh  sein  Uecht;  sein  Ehre  wohn  im  Magen. 

25. 

Gottes  Wort. 
Das, 
Was 

Gott  heist, 

Wers  leist, 
5  Der  besteht, 

Wanns  gleich  geht 

Arg  überauß, 

Tumm,  krumm  und  krauß. 

Er  lacht  nur  dazu, 
10  Was  inimennehr  tliu 

Der  Teufiel  mit  blasen. 

Die  Welt  mit  viel  rasen. 

Der  Tod  mit  Zähne -wetzen, 

Das  Fleisch  mit  dem  entsetzen. 
15  Er  last  ihm  diß  genugsam  seyn, 

Ist  seine  Kraft't  gleich  schwach  und  klein, 

O,  dem  er  dient,  dem  er  vertrauet. 

Dem  hat  für  keinem  noch  gegrauet; 

Was  ist  ihm  als  zu  wincken  mehr  zu  thun? 
20  So  fallt  dahin  in  einem  schnellen  nun 

Das,  was  da  ist,  wie  das,  das  vormals  wäre. 

Der  steh  auff  Gott,  der  stehn  wil  für  Gefahre! 

Er  steht  viel  fester  noch,  als  feste  Cedem  stehn. 

Die  Regen,  Thau,  Heiff,  Schnee,  Frost,  Hitze  wird  angehn; 


Achtes  Hundert.  167 

Er  stebt  viel  fester  noch,  als  auff  den  Bergen  Schlösser,         2r> 

Als  Felsen  im  Gehöltz,  als  Klippen  im  Gewässer. 

Wer  aber  seinen  Sinn  auff  Eitelkeiten  stellet, 

Von  Gotte  sich  entzeucht,  von  seinem  Worte  fället, 

Der  gibt  sich  auff  das  Eiß,  der  nimmt  ihm  einen  Grund, 

Der  schlipffrig  ist,  der  hoch,  der  schwanckend  ist  imd  rund,  so 

Das,  was  er  hat,  bleibt  vielmals  nicht  biß  morgen. 

Wird  leer  von  Hab  imd  reich  an  Angst  und  Sorgen. 

Daß,  dem  er  dient,  das  weiß  ihm  selbst  nicht  Rath; 

Sein  eigne  Witz  hat  keine  Krafft  noch  That. 

Das,  was  er  darff,  wo  soll  ers  suchen?  s.s 

Wann  man  ihn  drängt,  was  soll  sein  pochen? 

Wem  klagt  er  Hohn?^  Wem  klagt  er  Noth? 

Wer  zehlt  die  Threnen?    Rächt  den  Spot? 

Und  deckt  ihn  mit  dem  Schaten? 

Wann  er  nun  soll  entrathen  40 

Deß  Lebens  im  sterben. 

Was  hat  er  zu  erben? 

Das  ewige  Weh, 

Da  nimmer  vergeh 

Der  Wurm  und  Schmertz  45 

An  Leib  und  Hertz, 

Da  sein  Gut 

In  der  Glut 

Wird  bloß 

Hülff-Ioß  Äo 

Pein 

Sejm. 

26. 
Schirm  der  Leichtfertigkeit. 

Schmähen,  schweren,  läugnen,  lügen, 

Liebe -kosen,  schmeicheln,  schmügen 

Ist  der  Schild,  der  Schelmereyen 

Fttr  der  Warheit  soll  befreyen. 

27. 
Olnckliche  Unbesonnenheit. 

Kühnheit  mit  Vermessenheit 
Bringt  es  offters  noch  so  weit, 


168  Deß  Ersten  Tausend 

Als  bedacht  und  Witzigkeit. 
Was  aiifF  keinen  Grund  gericht 
Und  auß  Zufall  nur  entbricht, 
Ist  plump  Ding;  man  acht  es  nicht. 

28. 

Colax  &  Corax. 

Daß  Schmeichler  und  die  Raben 
Fast  einen  Namen  haben, 
Kümmt  daher,  wil  Ich  glauben, 
Weil  beyde  sie  berauben 
Theils  die  am  Hanife  hanget^ 
Theils  die  in  Ketten  prangen. 

29. 
Hofe -Diener. 

Ich  weiß  nicht,  ob  ein  Hund  viel  gilt. 
Der  allen  schmeichelt,  keinem  billt. 
Ein  Diener,  der  die  AufTsicht  flLhrt 
Und  Augen  nur,  nicht  Zunge  rührt, 
Thut  nicht,  was  seiner  Pflicht  gebührt. 

30. 
Tisch -Freundschafft.  ^ 

Vermeinstu  wol,  daß  der  ein  treues  Hertze  sey. 
Den  dir  zum  Freunde  macht  dein  oflfte  Gasterey? 
Dein  Austern  liebt  er  nur,  dein  Wilprät,  gar  nicht  dich; 
Auch  mein  Freund  würd  er  bald,  wann  so  wie  du  lebt  ich. 

31. 

Hochzeit-Wnntsch. 

Da  gleich  das  Jahr  ietzund  ist  kummen  in  die  Wochen 
Und  trägt  uns  gütig  auff  Confeckt  und  gute  Kuchen, 
So  viel  der  Unfall  ließ,  da  habt  ihr,  liebes  Paar, 
Gleich  euren  Hochzeit-Tag.    Gott  laß  mich  sagen  wahr! 

1  Martiftl. 


Achtes  Hundert.  169 

Das  Heil  muß  alle  Tag  euch  in  den  Wochen  liegen 
Und  füllen  euer  Haus  mit  Segen  und  Vergnügen. 
Und  ihr  thut  wie  das  Jahr  und  mehret  alle  Jahr^ 
Wo  nicht  mit  einem  Paar^  mit  einem  euer  Paar. 

32. 

Aaff  Ranenm,  einem  beliebten  Hofmann. 

Runcus  ist  recht  eckicht  grob^ 
Hat  doch  lauter  Gunst  und  Lob. 
Recht!  es  müssen  starcke  Gaben 
Schwache  Liebe  ja  nicht  haben. 

33. 

JSofe- Leute. 

Schwartzer  Ursprung,  fleckicht  Leben 
Kan  sich  hoch  bey  Hofe  heben; 
Wo  kein  Licht  ist  und  kein  weisses 
Darff  die  Ehre  schlechten  Fleisses. 

34. 
Staffeln  der  Klugheit. 

Wer  guten  Rath  selbst  finden  kan, 
Wer  guten  Rath  kan  nehmen  an, 
Wer  beyden  recht  zu  brauchen  weiß, 
Hat  eines  klugen  Mannes  Preis. 

35. 

Wurtzel-Kwfft. 

Ein  Mägdlein ,  dem  ein  Traum  hat  etwas  warm  gemacht. 

Den  sie  auch  kunte  nicht  bald  bringen  aus  der  acht, 

Ging  Morgens  früh  hinauß  spatziren  in  das  Gras, 

Da  spritzt  ihr  dessen  Thau  hinaüff  aufF  diß  und  das. 

Sie  sprach:  Es  mag  wol  seyn,  daß  Kräuter  würcken  sehr; 

le  dennoch,  wie  mich  dünckt,  so  künnen  Wurtzeln  mehr. 

36. 
Heutige  Sitten. 

Wozu  soll  doch  sein  Kind  ein  Vater  aufFerziehn 
Bej  so  bewanter  Zeit?    Er  darff  sich  nur  bemühn, 
Daß  sein  Sohn  keine  Scheu  und  kein  Gewissen  hat. 
So  ist  schon  alles  gut,  so  ist  schon  allem  Rath. 


170  ^cß  Ersten  Tausend 

37. 

Weiber  Lob-sfichtig. 

Wer  ist,  der  Geld  für  Worte  gibt? 
Ein  Weib;  dem  Lob  so  sehr  beliebt. 
Daß  manche  man  für  schön  schrey  auß; 
So  wagt  sie  dran  ihr  Hof  und  Haus. 

38. 

AUengefallenheit. 

Daß  allen  er  gefallen  kan^ 

Geht  schwerlich;  glaub  ich,  iedem  an 

Als  dem ,  bey  dem  hat  gleichen  Preis 

Gott,  TeufFel,  Becht,  krumm,  schwartz  und  weiß. 

39. 
Feste -macher.  ^ 

• 

Als  Csenis  hieß  Csenis,  da  war  sie  ein  Weib, 
Da  lidte,  da  thäte,  was  weibisch,  ihr  Leib; 
Da  Casnis  hieß  Casneus,  da  war  sie  ein  Mann, 
Dem  Schwerter  nichts  hatten,  dem  Spiesse  nichts  an; 
6  Der  gleich  eine  Mämm,  eh  er  feste  wird,  heist, 
Der  wird,  wann  er  feste  wird,  Ritter  gepreist. 

40. 
Dem  Fürsten  gebühret  ttut  und  Blat. 

Daß  man  sey  der  Obrigkeit  schuldig  Gut  und  Blut; 
Diese  Regel  spannt  man  hoch,  zwar  sie  ist  auch  gut; 
Wann  nicht  wider  Gut  und  Blut  der  bedrängten  Unterthanen, 
Sondern  ftlr  ihr  Gut  und  Blut  Obrigkeit  last  fliegen  Fahnen. 

41. 
Käyserl.  Dienst. 

Was  ist  es  für  ein  Ding,  der  Kay  serliche  Dienst? 
Der  Bauern  ihr  Verterb,  der  Krieger  ihr  Gewinst; 
Der  Bauer  thut  den  Dienst,  der  Krieger  sagt  davon; 
Noch  strafft  man  jenen  noch,  und  diesem  gibt  man  Lohn. 

* 

1   Ovid.  Metam.  1.  12,  fab.  5. 


Achtes  Hundert.  171 

42. 
Wilsti  seyn  bey  Hofe  da?    Ey,  so  lerne  sprechen  Ja! 

Viel  Sprachen  reden  künnen^  ziert  einen  Hofeman; 
Wer,  was  der  Esel  redet,  der  ist  am  besten  draiu 

43. 

Hofe-Warheit. 

'         Wer  um  Warheit  Gunst  wil  kauiFen, 
Muß  von  Hofe  bald  entlauffen. 

44. 
Hofe -Scham. 

Der,  welcher  bey  Hofe  mit  Röthe  wil  handeln, 
Der  spielet  banqrot  oder  muß  sich  verwandeln. 

45. 

Anff  Kitzlignndam. 

Eitzligunda  Jungferschafft  wolt  ihr  einmal  dampfRg  werden^ 
Weil  sie  nie  kam  in  die  Lufft,  blieb  nur  immer  bey  der  Erden; 
Drum  so  hat  an  einen  Nagel  sie  sie  neulich  auifgehenckt, 
Klagt  nur,  daß  so  viel  sie  Nägel  nicht  kan  haben,  als  sie  denckt. 

46. 

Anzeigungen  deß  Sieges. 

Ey  lustig,  ihr  Krieger,  ihr  werdet  nun  siegen! 

Es  wolte  die  neue  Verfassung  dann  lügen. 

Die  Waffen,  um  euere  Lenden  gebunden. 

Sind  neulich  auß  Häuten  der  Bauren  geschunden ; 

Die  Mittel  zu  Stiefeln,  Zeug,  Sattel,  Pistolen  5 

Sind  ritterlich  neben  der  Strasse  gestohlen ; 

Die  Grelder,  zur  Pflegung  vom  Lande  gezwungen. 

Sind  rüstig  durch  Gurgel  und  Magen  gedrungen ; 

Die  Pferde,  vom  nützlichen  Pfluge  gerissen, 

Deß  Brotes  die  letzten  und  blutigen  Bissen,  10 

Die  fuhren  und  fUllen  viel  tausend  der  Wagen, 

Die  Huren  und  Buben  zu  Felde  mit  tragen. 

Daß  Reuter  sind  wieder  ein  wenig  beritten, 

Sind  Adern  und  Sehnen  dem  Lande  verschnidten. 


172  I^eß  Ersten  Tausend 

15  Ein  Fürstenthum  ist  in  die  Schantze  gegeben^ 
Ein  Hand-voll  von  Reutern  in  Sattel  zu  heben. 
Drauif  folget  nun  seuffzen-,  drauff  quällen  die  Thronen, 
Ktimmt  Klage  von  Nöthen,  nach  Brote  das  sehnen. 
Um  Straffe  das  wüntschen,  um  Rache  das  flehen. 

20  Seyd  lustig,  ihr  Krieger!  ihr  werdet  es  sehen, 
Daß  solcherley  Segen ,  daß  solcherley  Sprllche, 
Daß  solcherley  Wtintsche,  daß  solcherley  Flüche, 
So  wtircklich  und  kräfftig  zum  Feste  sind  machen. 
Daß  manchem  im  Leibe  das  Hertze  wird  krachen ! 

85  Nun  must  ihr  die  Feinde  zum  Lande  uauß  schmeissen. 
Sonst  wird  euch  der  Teuffei  zu  letztf  bescheissen. 

47. 
Ein  guter  Koch,  ein  guter  Rath. 

Bey  Hofe  kan  ein  guter  Koch  auch  seyn  ein  guter  Rath ; 
Er  weiß,  was  seinem  Herren  schmeckt,  und  was  er  gerne  hat; 
Er  trägt  verdecktes  Essen  auff  und  Essen  nur  zu  schau, 
Geust  Söder  auff  und  Senff  daran,  die  dienlich  für  den  grau; 
5  Auffs  bittre  streut  er  Zucker  her;  das  magre  würtzt  er  wol; 
Dem  Herren  werden  Ohren  satt  und  ihm  der  Beutel  voll; 
Die  Kammer  geht  zur  Küche  zu ,  die  Wirthschafft  in  das  Faß, 
Die  Cantzeley  hält  Fasten-Zeit,  der  lechzend  Untersaß 
Mag  lauffen,  kan  er  sitzen  nicht:  Die  gantze  Policey 
10  Wird  Heucheley,  Betriegerey  und  Küchen-Meisterey. 

48. 
Auff  einen  Groß- Wanst. 

Gastro,  wo  er  geht  und  steht,  trägt  den  Watsack  ftlr  sich  her; 
Ob  er  gleich  nun  strutzend  voll,  nimmer  oder  selten  leer, 
Hab  ich  doch  noch  nie  gehört,  daß  ihn  etwa  ein  Soldat, 
Wann  er  gleich  wo  außgelegt,  ie,  wie  Brauch,  geplündert  hat. 

49. 
Auff  Jungfer  Wnnderfein. 

Seht,  wie  ist  unsre  Wunderfein  so  elementisch  schön! 
Der  Rachen  blaset  starcke  Lufft,  die  Nas  ist  Feuer-roth; 
Auß  Augen  weist  sich  Wasserflut,  auff  Zähnen  Erd  und  Koth; 
Seht,  wie  kan  so  ein  enger  Raum  so  voller  Schönheit  stehn! 


Achtee  Ilandert.  X73 

50. 
Weiber-Verheiß. 

Wer  einen  Aal  beim  Schwantz  und  Weiber  fast  bey  Worten, 
Wie  feste  der  gleich  hält,  hält  nichts  an  beyden  Orten. 

51. 
Sehmeicheley. 

Wer  Ohren  macht  mit  Lobe  reich,  wil  machen  reich  sein  Haus; 
Der  wil  ihm  emdten  eignen  Nutz,  der  fremdes  Lob  sät  auß. 

52. 

Weiber -Schmuck. 

Die  Weiber  schmücken  sich  zum  meisten  um  die  KöpiTe ; 
Oar  gut!  ihr  böser  Wurm,  der  nistet  um  die  Zöpffe. 

53. 

Anff  Nigrnni. 

Daß  Niger  edel,  mußt  du  wissen; 
Ein  Keiger  hat  ihn  außgeschissen. 

54. 

Schmutziger  Sieg. 

Wer  mit  Kothe  ringt. 
Ob  ihm  viel  gelingt, 
Eümmt  ihm,  daß  er  stinckt. 

55. 
Oeitzige  Huren. 

Wer  Hund  und  Huren  wil  zu  Freunden  haben. 
Der  muß  sich  riUten  mit  Geschenck  und  Gaben. 

56. 
Hofe -Leute  Brot -Wurme. 

Bej  Hofe  lernt  man  mercken,  daß  die  die  besten  seyn, 
Die  sonst  nichts  thun  noch  küunen,  als  schlucken  auß  uud  ein; 
Vieh,  das  man  bald  soll  schlachten,  das  pflegt  und  hält  man  wol; 
Uao  mag  ihn  lassen  prassen,  der  endlich  darben  soll. 


X74  ^^^  Emten  Tansend 

57. 

Friede  wird  geglaubt,  wann  er  wird  geffihlt. 

Der  Fried  ist,  wie  man  sagt,  ietzunder  in  der  Feder; 
Der  Krieg  liegt  aber  noch  dem  Bauer  auff  dem  Leder. 
Das  Ohr  weiß  nur  vom  Fried  und  sonst  kein  einig  Sinn; 
Weiß  fühlen  nichts  davon  ^  so  ist  es  weit  noch  hin. 

58. 

Hoffart  und  Demut. 

Auß  Hoffart  wächst  Verterb  empor; 
Auß  Demut  kümmt  das  Heil  hervor. 

.  59. 

Frieden  -  Hindernftß. 

Ey,  es  wird  bald  Friede  seyn ;  freue  dich,  dit  deutscher  Man! 
Miß-vertraun  und  Eigen-nutz ;  ein  Paar  Wörtlein  ^  stehn  nur  an. 

60. 

Auff  den  Plnmpart. 

Plumpart  meint;  er  hat  die  Künste,  daß  ihn  niemand  sehen  kan; 
Wann  ihm  gleich  nun  zwantzig  Fäuste  Maul  und  Nase  treffen  an. 
Traut  er  dennoch  seinen  Künsten,  die  da  so  sind  eingericht. 
Daß  sie  nur  gehn  auff  das  sehen,  auff  das  fühlen  aber  nicht. 

61. 
Selig  sind  die  Todten. 

Sterben  war  wol  immer  lieb,  dem,  der  dorte  sucht  zu  leben, 
Der  da  wüste,  daß  die  Welt  ihm,  und  er  nicht  ihr,  gegeben. 
Daß  Gast  Er,  und  Sie  sey  Wirth,  daß  auch  seiner  Wohlfahr  Lauff 
Hier  im  Thale  neme  Ruh,  weiter  aber  geh  Berg-auff. 

5  Sterben  wird  nun  noch  so  lieb  dem,  der  recht  nur  wil  bedencken. 
Wie  der  Wirth  zumSchelmcn  wird  und  dieGäste  pflegt  zu  kräncken. 
Daß  er  auß  dem  Hause  jagt  den,  der  ihn  nicht  betet  an; 
Der  vom  from-seyn  abzustehn  übers  Hertz  nicht  bringen  kan. 
Der  noch  glaubet,  daß  ein  Gott,  der  noch  etwa  dran  gedachte, 

10  Was  für  Alters  Tugend  hieß,  der  noch  etwas  wo  verbrachte, 
Daß  nach  Bieder-wesen  reucht,  der  nicht  Dienst  wil  nemen  an, 
Wil  nicht  wider  Recht  und  Zucht  treten  auff  den  Frevler-Plan: 


Achtes  Hundert.  175 

Dieser^  dieser  hat  verdient^  daß  man  ihn  mit  Hunden  hetze 
Zu  dem  grossen  Thore  zU;  biß  er  Gut  und  Bhit  versetze! 

Drum,  wann  Gott  die  blaue  Burg  öffnet  und  ihm  beut  die  Hand^  15 
Freyt  ihn  von  der  Trotzer  Trotz,  setzt  ihn  in  den  Friedens-stand, 
Rettet  ihn  auß  Sund  und  Noth  vom  Verterben  zum  genesen. 
Nimmt  ihm  die  Vergängligkeit,  schencket  ihm  ein  ewig- Wesen: 
Ejf  wer  war  so  unbedacht,  daß  er  diesen  lasse  nicht 
Hin,  wo  dieser  Welt  ihr  Grimm  seine  freche  Hörner  bricht!  so 

Allzuweit  ist  nicht  von  hier,  biß  der  tolle  Schanden- winckel, 
Drinnen  blinder  Willen  herrscht  und  ein  tauber  Eigen-dünckel, 
Fühlt  den  letzten  Donnerschlag,  der  ihn  schlägt  in  einen  Kloß, 
Drückt  zu  Grunde  den,  der  drückt,  machet  die  gedrückten  los. 

Wol  indessen  dem,  der  dort  lacht  und  schaut  die  Emsen-Hauffen,  25 
Drinnen  um  das  eitle  nichts  krichen,  steigen,  dringen,  lauffen 
Unbedachte Menschen-Sch wärme!  wol  auch  dem, der,  was  ihm  lieb. 
Da  hat^  wo  für  Bosheit,  Noth,  Drang  und  Zwang  es  sicher  blieb! 

62. 
Anff  Sehliffelu. 

Schliffel  hat  zwar  eine  Seel,  aber  was  ist  solche  nütze? 

Saltz  ist  sie,  daß  nicht  sein  Leib  lebend  wird  zu  fauler  Pfütze. 

63. 
Von  den  Brüsten  der  Nivnlse. 
Ein  Schnee  ist  mir  bekannt,  der  mehr  als  Feuer  hitzt. 
Wann  Nivula  entblöst  mit  freyen  Brüsten  sitzt. 

64. 
Hofe  -  (innst. 

Kein  begehrtes  nie  verwiederu. 
Kein  verwiederts  nie  begehren, 
Macht  bey  Hohen,  daß  dann  Niedren 
Hofe-Gunst  mag  lange  wären. 

65. 
Sarcksehrifften  eines  lieben  Ehegattens. 

Zun  Hanpten. 

Gott  sey  Danck!  mir  ist  erlaubt, 
Daß  wie,  Jesu,  du  mein  Haupt, 
Ich,  dein  Glied,  mag  triumphiren 
Und  den  Tod  gefangen  führen. 


176  ^«^  Ersten  Tausend 

66. 

Ziu  Fflssen. 

Gott  sey  Danck !  daß  meinen  Füssen 
Sich  nun  unterwerffen  müssen 
Noth,  Gefahr,  Pein,  Creutz  und  Leid, 
Das  uns  schafft  die  Eitelkeit. 

67. 

Zur  rechten  HanAi 

Was  unverweslich  war,  das  hab  Ich  angezogen, 
Und  was  verwesUch  war,  wird  kürtzlich  seyn  verflogen 
Wie  Asch  und  leichter  Staub.    O,  meine  lange  Qual 
Ersetzt  deß  Himmels  Gut  viel  tausend  tausend  mal. 

68. 

Zur  lincken  Hand. 

Mann,  Eltern,  Kind  und  Freund,  und  was  bey  Lebens-Zeiten 
Mir  mehr  von  liebem  Volck  stund  lieblich  an  den  Seiten, 
Das  war  mein  bestes  Theil,  daß  ich  der  Welt  verließ; 
Doch  geh  ich  nur  voran,  sie  folgen  mir  gewiß. 

69. 
Abschied  von  einem  verstorbenen  Ehegatten. 

Treues  Hertze,  du  zeuchst  abe 

Auß  der  Welt  und  gehst  zu  Grabe, 

Ein  zu  nemen  Freud  und  Ruh, 

Die  der  Hinunel  richtet  zu. 
5  Mir  und  andreu  deinen  lieben 

Ist  an  deiner  Stelle  blieben 

Bey  so  sonst  gehäuffter  Noth 

Hertzens  Leid  um  deinen  Tod. 

Doch  die  hier  die  Zeit  verletzet, 
10  Wird  bald  haben  dort  ergötzet 

Ewigkeit,  die  ohne  Ziel 

Uns  auffs  neue  treuen  wil. 

Mir  wird  seyn  mein  Sarck  gemessen, 

Eh  dein  Lob  ich  kan  vergessen. 


Würdig  bi^ta,  daß  dein  Sohm  15 

Bleibt;  weil  bleibt  das  Meuachenthuni. 

Habe  Danck  fiir  deine  Liebe, 

Die  beständig  war,  wanns  trübe 

So,  wie  wann  es  helle  war, 

So  in  Glück  als  in  Gefahr!  to 

Habe  Danck  für  deine  Treue, 

Die  stets  bliebe  frisch  und  neue! 

Habe  Danck  fürs  werthe  Pfand, 

Das  du  last  in  meiner  Hand! 

Habe  Danck  für  Müh  und  Sorgen,  t& 

Die  biß  Abends  an  vora  Morgen 

Deine  weisse  Redligheit 

Pflöge  mir  zur  Nutzbarkeit! 

Habe  Danck,  daß  deine  Tugend, 

Habe  Danck,  daß  deine  Jugend,  30 

Ob  wol  eine  kurtze  Zeit, 

Mir  so  viel  gab  Gnügligkeit! 

Fahr  im  Friede!  Gott  wils  haben; 

Aber  lasse  deine  Gaben 

Demo,  daß  zum  Tröste  mir  S5 

Übrig  blieben  ist  von  dir. 

Fahr  im  Fried!  ich  kans  nicht  wenden, 

Bin  zu  schwach  deß  Herren  Händen; 

Du  zeuchst  weg,  wo  ich  ietzt  bin, 

Ich,  wo  du  bist,  kumme  hin.  4u 

70. 

Ein  Vertriebener  redet  nach  seinem  Tode. 

Was  mir  nie  war  vergunt  bey  meinem  meisten  Leben, 
Das  hat  mir  nun  der  Tod  nach  meinem  Sinn  gegeben. 
Ich  mein  ein  eigen  Haus,  darauß  mich  mehr  kein  Tod, 
Kein  Teuffei,  kein  Tyrann  vertreibt  und  keine  Noth. 

71. 
Ein  schSnes  Weib. 

Hat  nicht  der  das  halbe  Brot,  der  ein  schönes  Weiblein  hat? 
Freylich;  wer  im  Magen  nicht,  nur  an  Augen  wil  scyn  sat; 
Schönes  Weib  ist  Fleisch,  nicht  Brot,  daß  die  Sinnen  speist  mit  Lust, 
Darff  Brot  selbst  und  darffauch  Fleisch,  weil  es  viel  zu  mästen  kost. 

Log.iu.  1  <■ 


178  ^eß  Ersten  Tausend 

72. 
Auff  Qnadratnm. 

Quadratus  ist  der  Welt  viel  nütz:  er  gibt  viel  Schaten; 
War  übel,  wann  er  stürb,  im  Sommer  zu  entrathen. 

73. 

Die  Oberstelle. 

Es  müht  sieh  mancher  hoch ,  zu  sitzen  oben  an. 
Da  doch  der  Mann  den  Ort  ziert,  nicht  der  Ort  den  Mann; 
Es  ist  ein  schlechter  Ruhm,  der  sitzt;  ein  Ruhm  ,  der  geht 
Durch  tapffrer  Leute  Mund  in  alle  Welt,  besteht. 

74. 
Henchler. 

Kirchen-gehen ,  Predigt-hören, 

Singen,  beten,  andre  lehren, 

Seuffzen  und  gen  Himmel  schauen. 

Nichts  als  nur  vom  Gott-vertrauen 
5  Und  vom  glauben  und  vom  lieben 

Und  von  andrem  Guts-verüben 

Reden  führen:  ich  wil  meinen. 

Die  es  thun,  Gott    sind  die  deinen. 
O,  noch  lange  nicht!  im  Rücken 
10  Schmutzen  und  von  fernen  schmücken, 

Seinen  Nechsten  hassen,  neiden, 

Dessen  bestes  stets  vermeiden. 

Dessen  Nachtheil  emsig  stifften, 

Zungen-Honig,  Hertzens-Gifften, 
15  Jenes  aussen,  dieses  innen 

Lieblich,  tückisch  führen  künnen: 

Meinstu,  daß  dem  Christen-Leben 

Beydes  ähnlich  sey  imd  eben? 
Gott  hat  neben  sich  gesetzet 
«0  Auch  den  Nechsten;  wird  verletzet 

Durch  den  Dienst,  der  ihn  gleich  liebet 

Und  den  Nechsten  übergibet; 

Halbe  Christen  sind  zu  nennen. 

Die  da  Gott  und  Nechsten  trennen. 


Achtes  Hnndert.  179 

75. 
Das  mifke  redet. 

Ich  werde  stets  Terschmächt ,  kan  keiuen  recht  vergnttgen. 
Ich  mach  es^  wie  ich  wil,  so  mag  ich  keinem  tügen: 
Doch  bin  ich  ausser  Schuld^  weil  durch  sich  selbst  vertirbt, 
Wer  ihm  ein  Glücke  ticht  und  nicht  ein  Glück  erwirbt. 

76. 

Die  blinde  Liebe. 

Ist  Liebe  dann  wol  blind?    Wann  ich  sie  recht  seh  an, 

So  siht  sie  offtmals  mehr,  als  iemand  sehen  kan. 

Und  ftlhrt ,  was  nirgend  da,  noch  dennoch  auif  die  Bahn. 

77. 
Das  Cferfiehte. 

Mit  Verlast  deß  guten  Namens  einen  guten  Freund  erkauiFen, 
Eignet  nicht  den  weisen  Leuten,  nur  dem  blinden  Pöfcl-Hauffen. 

78. 
Anff  Zweifligandam. 

Zweifligunda  gieng  zur  Beicht, 
Und  im  trauren  gleich  vielleicht, 
Als  der  Pfarr  fragt  ohngefehr, 
Ob  sie  eine  Jungfer  war, 
Sprach  sie:  Ja,  ich  armes  Kind, 
Aber  wie  sie  heuer  sind. 

79. 
Anff  Sordalmn. 

Zu  etwas  grossem  noch  wird  Sordalus  wol  werden ; 
Dann  seinerley  Geburt  ist  nicht  gemein  auflf  Erden; 
Es  ist  ihm  selbst  bewust,  (man  denckt  ihm  auch  sehr  dran) 
Die  Matter  hat  ihn  bracht  und  hatte  keinen  Mann. 

80. 
Mixtins,  von  sich  selbst. 

Meine  Mutter  war  zu  Hoff  ein  glatte  Kammer- Magd, 
Die  der  Fürst  hat  etwa  selbst  an  der  Jungferschafft  geplagt; 
Drum  die  mir  (Glück  hat  doch  Neid!)  dannenher  gehässig  sind, 
Nennen  mich:  „Du  Huren-Sohn!*  und  ich  bin  ein  Fürsten-Kind. 

12» 


180  Deß  Ersten  Tausend 

81. 

Hofe-Ffichse. 

Der  Balg  verkaufft  den  Fuchs ,  der  sonst  zu  Felde  wohnt. 
Der  her  zu  Hofe  drabt;  den  macht  der  Schwantz  belohnt. 

82. 

Anff  Filzinm. 

Hastu  einen  Rausch  gehabt?  Geh  zu  Filtzen  nur  zu  gaste; 
Dann  auff  einen  starcken  Rausch  nützet  eine  strenge  Faste. 

83. 

Die  Treu. 

Man  mercket  in  gemein  ^  daß  diß  die  stärckste  Treu^ 
Die  ein  Verbrecher  würckt  auflf  seines  Fehlers  Reu. 

84. 
Aaff  Nivnlam. 

Nivula  brennt  ihrer  viel; 
leder,  der  sie  siht,  der  wil 
Diß  und  das  an  sie  verwagen; 
Was  dann  wird  es  Nutzen  tragen? 
Was  sie  gab^  das  bleibt  ihr  doch; 
Wer  es  hatte,  sucht  es  noch. 

85. 
Graiie  Haare. 

Kein  Künstler,  glaub  ich  ist,  der  schwartzes  fiii-be  weiß. 
Das  Alter  kan  die  Kunst:  färbt  schwartze  Haare  greiß. 

86. 

Ehrgeitz. 

Der  Ehren  heisse  Sucht  verlescht  uns  durch  entzünden, 
Erleuchtet  uns  ofFt  so,  daß  wir  dadurch  verschwinden. 

87. 
W&scherey. 

Der  kan  bald  ein  Echo  machen,  der  nur  redet,  was  er  wil; 
Als  er  etwa  reden  möchte ,  wird  er  hören  noch  so  viel. 


Aditfs  Hundert.  1$| 

88. 

BaM  Tersag«!  ui4  kal4  gebe a. 

Wer  bald  mir  was  Teram^,  der  gibt  mir  dennoch  was; 
Wer  bald  mir  gibt,  der  gibt  zweymal,  was  er  gibt,  das. 

89. 

Yallkwmene  FreaB^sehafft. 

SoU  Freimdschafft  feste  sejn?    Nicht  mach  sie  mit  der  Zeit; 
Mach  aber,  bista  klug,  sie  mit  der  Ewi^eit. 

90. 
All  einen  Freand. 

Deine  Tugend ,  Redligkeit  und  Kunst 
Macht;  daß  ich  dir  trage  treue  Gunst. 
Deine  Tugend,  Redligkeit  und  Kunst 
Weiß,  warum  du  mir  trägst  treue  Gunst. 

91. 

Beschencken  macht  Bedencken. 

Das  brüllende  Metall  der  grausamen  Canonen 
Schont  nichts;  es  kan  auch  nichts  für  seinem  Grimm  sich  schonen. 
Nein,  Gold,  das  kan  noch  mehr:  es  kan  Canonen  zwingen, 
Daß  sie  nicht  brüllen  mehr  und  nur  zur  Freude  singen. 

92. 
Anff  Gallnm  nnd  Gallam. 

Gallus  sagte,  wie  ihm  Galla  einen  starcken  Brand  erwecket; 
Lege,  sprach  sie,  dich  mir  oben,  daß  man  diesen  Brand  erstecket. 

93. 

Anff  Petalcam. 

Petulca  war  jüngst  hin  von  ihrem  Manne  entgangen, 
Sprach :  Denckt  ein  wenig  nach,  woraufF  es  angefangen! 
Ein  Acker  ist  das  Weib,  der  Mann,  der  ist  ein  Baum; 
Wann  dieser  wurtzelt  nicht,  was  soll  ihm  dann  sein  Baum? 


182  I^eß  Ersten  Tausend 

94. 

Von  dem  Ffirstlichen  Piastisclieii  Stamm. 

Von  Anfang  wie  es  war^  nun  und  zu  aller  Zeit 
Sey  wächsig  dieser  Stamm  biß  zu  der  Ewigkeit. 

95. 

Von  denen  dreyen  Briegischen  Ffirsten. 

(1)  George,  (2)  Ludwig,  (3)  Christian, 

Was  zeiget  dieses  Kleeblatt  an? 

(1)  Viel  Segen  ftir  das  Vaterland, 

(3)  Viel  Heil  für  Christus  Kirchen-Stand, 

5  (2)  Viel  Trost  und  Lust  für  iederman. 
Der  Schateu  drunter  haben  kan. 

(1)  Haus,  (3)  Kirch  und  auch  die  (2)  Cantzeley, 
Die  Drey  hat  Nutz  durch  jene  Drey. 

96. 
An  eine  Briegisehe  Herteogin. 

Heldin,  daß  man  euren  Namen  hier  in  meinem  Buche  liest, 
Macht,  daß  nunmehr  auch  darinnen  Liebligkeit  und  Weißheit  ist. 

97. 

An  einen  Frennd,  über  dem  Tode  seines  SSlinleins;  in  Person 

deß  Kindes. 

Als  wie  in  dieser  Stund  ein  Freund  zum  Freunde  kümmt 
Und  dann  in  jener  Stund  auch  wieder  Abschied  nimmt. 
So  habt  ihr  mich,  ich  euch^  O  Vater!  nur  begrtist. 
So  habt  ihr  mich ,  ich  euch  gehabt  und  auch  vermist 

6  Gar  inner  kurtzen  Zeit ,  da  Titans  göldnes  Rund 
Noch  nicht  zu  meinem  Jahr  auff  halbem  Wege  stund. 

Wie  kummts?  Ein  zartes  Kind  hat  keinen  sichren  Raum, 
Wo  da  ein  brünstig  Hengst  laufft  frey  von  Stang  und  Zaum. 
Die  Welt  rast,  tobt,  schaurat,  strampflFt;  der  Laster  Sprung  und 
10  Ist  nicht  ein  Ding  für  mich,  die  Engel  sind  mir  gleich;  [Streich 
Der  Himmel  ist  ein  Land  flir  mich  und  meinen  Geist, 
Der  mich  dem  frechen  Volck  der  Sund  entweichen  heist, 
Eh  als  den  stillen  Sinn  das  tibergoldte  Giflft 
Und  dessen  arge  Krafft  mein  zartes  Hertze  trifft. 


Achtes  Handert.  133 

Ich  bin,  ich  Ueibe  nicht,  in  £eser  tollan  Welt,  n 

Und  weil  das  bleil>en  mir  mehr  als  das  seyn  gefidlt. 
So  Hebt  mir  sterben  mehr  als  leben ,  weil  ich  kan 
Dann  boren  anff  an  sevn,  zu  bleiben  £uigen  an. 

98. 

Am  eben  deiselbten,  aber  der  Gebort  eines  SSlinleiis. 

Seither  deß  Eri^es  Arg  das  Gute  fast  vertrieben, 

So  ist  uns,  wabrar  Freund,  diß  einig  überblieben^ 

Das  lieblich  heissen  mag:  wir  zeugen  Kind  auff  Kiud^ 

Ein  Denckmahl  hinter  uns,  das  wir  gewesen  sind. 

Gut,  gut!  was  kan  uns  sonst  auß  Wermut  Zucker  machen^  5 

Als  wann  das  liebe  Kind  mit  kürmein  und  mit  lachen 

An  unser  Haupt  sich  drückt,  uns  lieber  Vater  nennt 

Und  macht,  daß  man  in  ihm  sich  wie  im  Spiegel  kennt. 

Sie  sind  die  andren  wir;  wir  leben  nach  dem  Leben 

In  ihnen ;  unser  seyn  ist  darurab  uns  gegeben^  10 

Daß  sie  so  künnen  seyn,  wie  wir  von  denen  sind. 

Von  welchen  wir  ererbt  den  süssen  Namen  Kind. 

Wolan!  wolan  mein  Freund!  so  muß  man  dann  nur  dämpiFen 

Den  Rauch  der  bittren  Zeit;  so  muß  man  lernen  kämpffen 

Mit  dieser  Sterbligkeit ,  auff  daß  ihr  strenger  Krieg  ir 

Nicht  über  uns  erhält  so  gar  geschwinden  Sieg ! 

Gott  gebe  dieses  nur ,  daß  kein  Kind  uns  mag  gleichen 

Und  nämlich  nicht  wie  wir  für  solcher  Noth  erbleichen! 

Nach  dem,  so  wüutsch  ich  mir,  daß  nach  uns  so  dein  Kind 

Und  mein  Kind,  wie  auch  du  und  ich,  vertreulich  sind. 


HO 


99, 
An  die  Fichte  anff  meinem  Gnte. 

Als  offlt  ich  sagen  kan ,  daß  ich ,  du  edle  Fichte, 
Deß  Sommers  meinen  Gang  zu  deinem  Sehaten  richte. 
So  offle  muß  ich  mir  auch  beichten  meine  Schuld, 
Daß  ich  dich  nicht  geehrt,  wie  billich  ich  gesolt. 
Der  Attes  wirstu  seyn,  den  Jupiter  geneidet, 
Den  Rhea  lieb  gehabt  und  hat  in  dich  verkleidet ; 
Die  hat  dich,  wo  du  stehst  so  hoch,  so  frey  gesetzt, 
Auff  daß  sie  nah  und  fern  an  dir  ihr  Aug  ergetzt. 


184  ^<*ß  Ersten  Tansend 

Da,  wo  das  schöne  Kind,  vom  Vratislav  geboren, 

10  Der  alte  Guttalus  hat  seiner  Seit  erkoren, 
Da,  wo  das  theure  Blut,  das  uns  Piastus  gab, 
Hat,  weil  es  lebt,  sein  Haus  und,  wann  es  stirbt,  sein  Grab, 
Am  reichen  Oder-Strom ;  auch  wo  in  einen  Namen 
Für  Zeiten  Monden,  Stern  und  Berg  zusammen  kamen 

16  Und  nanten  eine  Stadt,  da,  wo  Zabothus  Hand 
Zeigt  an,  was  Juno  meint  auff  uns  und  unser  Land, 
Wo  Roy-de-vall  sein  Haus  den  Wolcken  beygesetzet, 
Wo  sich  Tuiscons  Reich  mit  Lechus  Kindern  letzet, 
Da,  wo  deß  Chzechus-Stamm  mit  Bergen  sich  gegürt, 

so  Da,  wo  das  reinste  Gold  den  Deutschen  nützlich  wird. 
Und  ihr  so  lieber  SafFt  am  stärckstcn  wird  geschmecket. 
Wo  unser  Land  sein  Haupt  den  Marcomannen  recket: 
Dahin  nun  und  so  weit  ist  fUr  dein  krauses  Haupt 
Zu  strecken  dein  Gesicht  ein  offner  Paß  erlaubt 

25  Auß  Ordnung  und  Befehl  der  Mutter  aller  Götter. 
Dein  Fuß  ist  so  gesetzt,  daß  jiEolus  sein  Wetter 
Zu  schänden  an  dir  wird ;  ein  harter  Fels  und  Stein 
Muß  dir  in  seinen  Leib  zu  bauen  zinsbar  seyn. 

Pan  ist  dir  auch  geneigt,  und  unter  deinen  Aesten 

80  Hat  er  das  liebe  Volck  der  Nymphen  offt  zu  Gästen ; 
Kein  unter  ihnen  ist,  die  iemals  um  dich  war, 
Die  heimlich  nicht  gedächt:  O,  wären  wir  ein  Paar! 
Dir  aber  liebet  nicht  das  unbefreyte  Freyen, 
Und  deiner  selbst  zu  seyn,  wilstu  dich  nicht  verzeihen; 

36  Du  hast  genug  an  dem,  wann  dein  Thnn  der  gefällt, 
Die  da  dich,  wo  du  bist,  hat  ehrlich  hingestellt. 
Zu  mehren  derer  Preis,  die  deine  Kräfften  mehret, 
Steht  eintzig  nur  dein  Sinn;  drum  ist  dir  auch  verehret 
Zum  Zeichen  deiner  Treu  das  immer-grüne  Kleid, 

40  Das  seinen  Schmuck  behält,  das  nimmer  nie  bestreit 
Noch  Boreas  sein  Eiß,  noch  Sirius  sein  brennen. 
Dadurch  du  den  machst  roth,  der  schwerlich  wil  bekennen. 
Wie  er  so  gröblich  irrt,  wann  er  den  Mantel  schickt, 

Wann  Jupiter  zörnt  so,  und  so  wann  Phoebus  blickt, 

* 

9  Vratislavia.     1 0  Viadnis.     1 1  Brega.     1 4  Monstorberga.    1 6  Zobtenberg. 
17  Rübenzal-Bcrg.      18  Polonia,      19  Bohemia.     20  Hungaria.     22  Morari«. 


Achtes  Hnndert.  185 

Der  von  Bestand  nicht  weiß^  der  sich  von  allen  Zeiten,  is 

Wohin  man  ihn  beehrt  nnd  ihm  nur  winckt,  ISst  leiten. 

Ein  solcher  Monden-Sohn  ist  weit  noch  unter  dir: 

Da  stehst  ihm  oben  an  und  gehst  ihm  billich  fiir; 

Das  macht  Beständigkeit.    Der  fireye  Mut  dergleichen 

Schafft^  daß  dein  Bnhm  wie  du  muß  an  die  Wolcken  reichen,    »o 

Mit  dir  ist  frejer  Tag,  du  scheuest  nicht  das  Licht 
Der  Sonne;  du  stehst  da,  ftlr  iedermans  Gresicht; 
Kein  Berg  ist,  der  dich  birgt,  kein  Wald,  der  dich  verstecket, 
Und  dein  gerader  Leib  bleibt  immer  auffgerecket, 
Kennt  keine  Krümme  nicht.    Mars  hat  dir  of{%  geflucht,  55 

Wann  du  von  fernen  hast  dem ,  der  dich  hat  besucht, 
Sein  Häufflein  nutzbar  Vieh  filr  dessen  Hinterlisten, 
Wo  gäntzlich  nicht  bewahi*t,  doch  vielmals  helffen  fristen: 
Dann  dir  gefiel  niemals  und  niemals  war  dir  lieb 
Ein  diebischer  Betrug  und  ein  betrieglich  Dieb.  «o 

Zwar  hastu  müssen  sehn,  wie  sehr  es  dich  verdrossen. 
Wie  ietzt  bey  unsrer  Zeit  man  hielt  für  Kinder-Possen 
Treu,  Liebe,  Glaube,  Pflicht.    Wie  die  verkauff^e  Schaar 
Hat  gantz  gemacht  zu  nichts,  was  vormals  herrlich  war. 
Das  hastu  auch  gesehn  und  drüber  viel  geweinet,  65 

Daß  noch  der  Threnen  Gold  an  deinem  Rock  erscheinet: 
ledoch,  was  so  geschah,  kan  nicht  seyn  nicht  geschehn; 
Wann  du  nur  sihst  nicht  mehr,  was  vormals  du  gesehn. 
So  sej  das  alte  dann  in  dessen  Schoß  vergraben. 
Der  drüber  seinen  Kerb  wol  halten  wird  und  haben.  70 

Lidessen  bin  ich  froh,  wann  mir  vergünt  die  Zeit, 
Daß  du  habst  Preis  durch  mich,  daß  ich  durch  dich  mein  Leid, 
Das  allgemeine  Leid ,  in  etwas  mag  verschieben, 
(Vertrieben  wird  es  nicht.)    Wann  Unmut  mich  wil  üben 
In  seinem  engen  Kreiß,  so  nem  ich  ihm  den  Zaum  75 

Und  suche  mir  für  mich  imd  mein  Gemüte  Raum. 
Ich  pflege  mich  dir  bey  in  frejes  Blau  zu  paaren 
Und  lasse  meinen  Sinn  hin  mit  den  Augen  fahren; 
Die  purschen  weit  und  breit,  erforschen  diß  und  das 
L\l  haben  ihre  Lust  an  Himmel,  Wasser,  Gras,  »o 

An  Waiden,  Berg  und  Thal,  an  Felden  und  an  Auen, 
Vnd  was  Natur  noch  sonst  hat  künstlich  künnen  bauen. 


IQß  Deß  Ersten  Taasend 

Dann  bin  ich  nicht  daheim^  und  die  Melaucholey 
Muß  warten ,  biß  ich  sonst  zu  Haus  und  müssig  sey. 

^5      Wann  offt  der  heisse,Hund  mit  seinen  dürren  Flammen 
Und  Phoebus  göldne  Glut  dann  feuren  starck  zusammen, 
So  komm  ich  auch  zu  dir,  da  hab  ich,  was  ich  wil; 
Da  lab  ich  mich  bey  dir  durch  ein  erquicklich  Spiel, 
Daß  stets  um  deinen  Raum  Astraeus  Kinder  spielen. 

90  Wann  Ceres  sehnlich  wüntscht  sich  wieder  abzukühlen 
Durch  ein  gedeylich  naß,  und  Jupiter  verzeucht. 
So  seh  ich  bald  bey  dir,  was  den  Silenus  deucht, 
Ob  ihm  sein  Haupt  behüllt  mit  einer  feuchten  Hauben, 
Und  ob  er  mir  voran  zu  sagen  woU  erlauben, 

95  Ein  Regen  zeucht  herauff.     Wann  dann  die  feuchte  Schaar 
Der  Wolcken  rückt  ins  Feld  und  mehr,  als  nöthig  war. 
Den  nassen  Zug  erstreckt,  so  gibstu  mir  zu  kennen. 
Ob,  oder  auch  wie  bald,  ihr  Ordnung  wird  zertrennen 
Der  Sonnen  heisse  Macht;  so  klärlich  stellstu  dar, 

100  Theils  was  noch  fem  und  weit,  theils  was  noch  gar  nicht  war. 
Drum  wärestu  nun  werth,  hoch  auff  Parnassus  Höhen 
Und  da,  wo  Daphne  steht,  zu  wui*tzeln  und  zu  stehen, 
Auff  daß  der  Musen  Rey  um  dich  heg  ihren  Tantz, 
Und  brauche  dich  ihr  Fürst  für  seinen  Lorbcr-Krantz. 

105  Indem  du  aber  dir  last  meinen  Grund  gefallen, 
£y,  so  gefällt  mir  auch,  daß  dieser  andren  allen 
Von  dir  bleibt  fÜrgesetzt.    Im  Fall  ich  was  vermag 
An  Heliconer-Gunst,  so  soll  kein  neidisch  Tag 
Bezwingen  deinen  Ruhm ;  du  sollst  betagten  Eichen 

110  Und  derer  festem  starck  mit  nicht en  dürfien  weichen; 
Der  Lorbeerbäume  frisch,  der  Cedern  Ewigkeit, 
Und  was  noch  mehr  macht  stumpff  den  argen  Zahn  der  Zeit, 
Soll  nicht  dein  Meister  seyn.    0,  daß  dich  nicht  verletze 
Deß  Jupiters  Geschütz!  0,  daß  nicht  an  dich  setze 

115  Noch  Muleibers  sein  Grimm,  noch  Aiohis  sein  Trotz, 
Noch  sonst  ein  freches  Beil !  es  leiste  dir  den  Schutz 
Die,  die  dich  hat  geliebt,  die,  die  dich  hergestellet, 
Die  halte  deinen  Fuß,  daß  dieser  nimmer  fallet, 

92  Zobtenberg. 


Achtes  Hundert  187 

Daß  du,  weil  dieser  Grund  bleibt;  bleibest  flir  und  für 

Sein  Wächter,  sein  Prophet,  sein  Nutz,  sein  Spiel  und  Zier,     iso 

100. 

> 

Nfitze  und  Ehrlieh. 

Was  nützlich  offfcers  ist,  ist  allemahl  nicht  ehrlich; 

Was  bäurisch  etwa  nützt,  nützt  allemal  nicht  herrlich. 

Was  zeihen  sich  dann  die ,  die  einem  Fürsten  rathen, 

Zu  richten  so  den  Nutz,  wie  kaum  die  Bauren  thaten? 

Den  Nutz  bekummen  sie ;  der  Fürst  bekümmt  zu  nemen,  & 

Weil  wenig  Ehre  bleibt,  gemeiniglich  das  schämen. 


Igg  Deß  Ersten  Tausend 


DESZ  BESTEN  TAUSEND 

NEÜNDES  HUNDERT. 

1. 

Am  ersten  Sontag  deß  Advents. 

Wer  einen  Herren  hat,  darlf  keinen  mehr  begehren. 
Sonst  wird  er  Ehr  und  Leib  mit  Schmach  und  Pein  beschweren. 
Die  Welt  hält  mich  in  sich ;  doch  ist  nur  Christus  mein, 
Und  solt  ich  tausendmal  der  Welt  Rebelle  seyn. 

2. 

Am  andren  Sontage  deß  Advents. 

Die  Kranckheit  wandelt  sich,  wann  Neu-Licht  mit  dem  alten 
Am  Monden  Wechsel  hält.    Wann  Wechsel  werden  halten 
Die  Ewigkeit  und  Zeit,  wird  dort,  dem  hier  auff  Erden 
War  übel,  werden  wol,  dem  wol  war,  übel  werden. 

3. 

Am  dritten  Sontage  deß  Advents. 

Wie  thörlich  handeln  doch,  die  manchmal  so  erwarmen 
Auff  unser  Blut  und  Gut !  sie  machen  uns  zu  Armen, 
Auff  daß  so  Gottes  Reich  und  Evangelium 
Von  ümn,  den  Reichen,  weg  zu  uns,  den  Armen,  kumm. 

4. 
Am  vierdten  Sontage  deß  Advents. 

Wer  weiche  Kleider  trägt ,  taug  schwerlich  in  die  Wüsten ; 
Wer  für  dem  Creutze  weicht,  taug  übel  unter  Christen. 
In  Dömer,  Heck  und  Pusch  gehört  ein  ledern  Kleid; 
Noth,  Trübsal,  Angst  und  Tod  erheischt  Beständigkeit. 


Neundes  Hundert.  Ig9 

5. 
Am  H.  Cliristtage. 

Aoff  meiner  Väter  Blut  kan  keinen  Buhm  ich  gründen ; 
Anff  meines  Bruders  Blut;  da  kan  er  Stelle  finden ; 
Durch  diesen  bitt  ich  Trotz  Welt,  Hölle,  Sund  und  Tod. 
Hein  Bruder  ist  zugleich  mein  Bruder  und  mein  Gott. 

6. 
£in  andres. 
Da  von  Abrahams  Stamm  das  Scepter  ward  verloren, 
Ist  kflrtzlich  Christus  drauff  in  diese  Welt  geboren. 
Nun  aber  Christus  Wort  uns  Christen  \nrd  genummen, 
Dttrfft  auch  nicht  Christus  drauff  wol  ehstes  Mrieder  kummen? 

7. 
Ein  andres. 
Niemand  hat  noch  iemals  sein  eignes  Fleisch  kunt  hassen ; 
Soh  uns  dann  Qottes  Sohn  zu  lieben  unterlassen? 
Sein  Fleisch  ist  unser  Fleisch;  drum  wird  er  unser  Freund, 
Daß  er  es  so  mit  uns,  wie  mit  ihm  selbsten  meint. 

8. 
Am  Stephans-Tage. 
Wann  unsre  Feind  auff  uns  ein  Maul-voll  Zähne  wetzen, 
Wolln  Esaias  Kind  an  unser  stat  wir  setzen ; 
Wann  dieses  für  uns  trit,  so  wird  ein  ieder  Stein, 
Womit  man  nach  uns  stürmt,  ein  Klapff  an  Himmel  seyn. 

9. 
Am  Johannis-Tage. 

Ein  ieder  seh  auff  sich  und  auff  sein  eignes  bleiben ; 
Wozu  ist  gut,  um  die,  um  jene  Kummer  treiben? 
Wen  Christus  heist  und  wil,  daß  solcher  bleiben  sol. 
Ein  solcher  bleibt  gewiß,  man  last  ihn  bleiben  wol. 

10. 
Am  Sontage  nach  dem  Christtage. 
Die  Wärmde  zeucht  empor,  was  vor  der  Frost  verdeckte ; 
Verfolgung  gibt  an  Tag,  was  Sicherheit  versteckte; 
Drum ,  sey  Verfolgung  gleich  so  schädlich  als  sie  wil, 
Ist  diß  doch  gut;  sie  ist  deß  Christenthums  April. 

8,  1  Em.  9. 


190  ^^^  Ersten  Tausend 

11. 

Am  Neien  Jalirs-Ta^. 

Ein  ieder  Tag  erträgt  sein  eigne  Plag  und  Sorgen ; 
Der  Abend  leistet  nicht;  was  offt  versprach  der  Morgen; 
Drum  wttntsch  ich  diesen  Tag;  der  nach  sich  zeucht  ein  jatu*; 
Das  nimmer  Ende  ninmit  und  bleibet  ^  wie  es  war. 

12. 
Am  H.  Drey  KSnige  Tag. 

O  Gott!  dein  Wort  und  Reich  gieng  erstlich  auff  vom  Morgen 
Biß  unsrer  Gräntzen  zu;  hilff^  daß  wir  falsch  besorgen; 
Daß  nicht  von  uns  hinweg  dein  Wort  imd  dein  Altar 
Sich  wende  wieder  hiu;  wo  er  von  erstem  war. 

13. 
Am  ersten  Sontage  nach  Epiphan. 

Weil  Christus  ist  in  dem,  das  seines  Vaters  heist; 

So  ist  er  auch  in  uns;  wann  Trübsal  sich  erweist; 

Und  Christus  ist  in  unS;  so  ist  er  mit  im  Leiden. 

Wol  dem;  der  ihn  behält;  weh  dem;  der  ihn  last  scheiden! 

14. 

Am  andern  Sontage  nach  Epiphan. 

Der  klare  Wein  ist  auß ;  die  Hefen  smd  in  Fassen ; 
Es  hat  die  gute  Zeit  uns  grosses  Leid  verlassen. 
Kan  Christus  nicht  bey  unS;  was  er  zu  Cana  kan? 
Schweig!  thu;  was  er  dir  sagt;  biß  seine  Zeit  kümmt  an. 

15. 
Am  dritten  Sontage  nach  Epiphan. 

Hilff  Gott;  daß  mir  geschieht;  als  wie  ich  glaub  und  traue; 
Daß  noch  mein  Auge  Lust  an  deinen  Siegen  schaue! 
Im  Fall  du  wilst;  gehört  ein  eintzig  Wort  dazU; 
So  hat  der  Frevler  Pein,  so  hat  der  Frome  Ruh. 

16. 
Am  vierdten  Sontage  nach  Epiphan. 

Stürmt  Sünde;  Teuffei;  Welt;  Tod,  wisst  ihr,  daß  im  Schiffe 
Der  Herr  der  Herren  ist  und  stellt  sich;  ob  er  schliffe: 
Was  fehlt,  als  daß  man  ihn  durch  wahre  Büß  erwecke? 
So  lieget  Sturm  und  Streit  und  aller  Trotz  im  Drecke. 


Nenndes  Hundert.  jgj 

17. 
Am  fünfiteii  Sontege  naeh  Epiphan. 

Wer  uns  für  Unkraut  hält  und  wil  uns  bald  vertreiben, 
Thut  nichts ,  als  daß  er  sich  sam  uns  noch  auff  wird  reiben ; 
Er  warte  biß  zum  Äugst,  da  wird  man  deutlich  kennen, 
Wer  tttglich  sey  zur  Emt  und  würdig  zum  verbrennen. 

18. 

Am  Sontage  Septnages. 

Mein  Arbeit  ist  gering;  ich  kan  nicht  viel  gewinnen ; 
Gott  muß  durch  sich,  was  mir  soll,  ohne  mich  mir  günnen; 
Doch  wil  ich  auch  nicht  gar  am  Marckte  müssig  stehn, 
Solt  ich  in  Gottes  Berg  gleich  mit  den  letzten  gehn. 

19. 
Am  Sontage  Sexages. 

Uns  Acker  sind  ietzt  nichts  als  Wege,  Steine,  Hecken; 
Sorg,  Abfall,  Sicherheit  wil  uns  wie  gar  erstecken. 
Gib,  Gott,  daß  Korn  im  Feld,  in  uns  dein  Wort  bekleibe, 
Daß  wir  theils  haben  Brot  der  Seele,  theils  dem  Leibe! 

20. 
Am  Sontage  Qninqnages.    Este  mihi. 

Was  frag  ich  nach  der  Welt?  Sie  winckt,  flucht  oder  dräut. 
Wann  mein  Mund  Gottes  Sohn  rufft  an  imd  sie  nicht  scheut. 
Die  Welt  ist  willig  blind;  drum  hilfft  sie  keinem  Blinden; 
Ich  aber  suche  Rath,  wo  Rath  in  Noth  zu  finden. 

21. 

Am  Sontage  Qnadragesim»  oder  Invocavit. 

Das  Wort  gehört  zum  Brot  und  auch  das  Brot  zum  Worte; 
Es  kümmt  uns  bejdes  zu  herab  auß  einem  Orte. 
Gott,  der  du  beydes  gibst,  wend  ab  deß  Wortes  Noth, 
So  mangelt  uns  auch  nicht  die  Nothdur£ft  an  dem  Brot. 

22. 
Am  Sontage  Reminiscere. 

Wer  ist  so  starck  wie  Gott?    Der,  der  an  ihn  sich  reibet 
Durch  Zuversicht  und  stets  an  ihm  behangen  bleibet. 
Der  alles  sonsten  zwingt,  den  zwingt  ein  solcher  Geist, 
Der  sich  auff  Glauben  nur  und  auff  Geduld  befleist. 


192  ^cß  Ersten  Tausend 

23. 
Am  Solltage  Oculi. 

Herr,  sollen  wir  dein  Wort  recht  hören  und  bewahren, 
O;  80  bewahr  es  auch  für  böser  Geister  Schaaren, 
Als  Feinden  deines  Reichs!  erhalte ;  was  wir  halten, 
Laß  nicht  das  Wort  von  uns  und  uns  vom  Worte  spalten! 

24. 
Am  Sontage  Laetare. 

Gibt  mehr  Gott  als  genug,  auff  daß  uns  nichts  verterbe, 
So  hebe  man  es  auff  und  samml  es  in  die  Körbe. 
Gibt  nicht  Gott  stets  genug,  so  wil  er  diß  doch  geben, 
Das,  hat  man  ja  nicht  Brot,  man  kan  von  Brocken  leben. 

25. 
Am  Sontage  Judica. 

Wer,  Gott,  dein  Wort  nicht  hat,  dem  mag  fUr  sterben  grauen; 
Gott,  der  dein  Wort  nur  hat,  der  wird  den  Tod  nicht  schauen, 
Und  der,  der  Glaub  und  Wort  durch  Steine  meint  zu  fidlen. 
Dem  wird  sein  eigner  Stein  auff  eignen  Schedel  prellen. 

26. 
Am  Palm-Sontage. 

Wie  daß  der  Herre  Christ  den  Esel  wil  beschreiten. 
Und  Grosse  dieser  Welt  wolln  schöne  Hengste  reiten? 
Ein  sanfftes  Thier  gehört  auff  einen  engen  Steg; 
Ein  tummelhafftig  Gaul  auff  einen  breiten  Weg. 

27. 
Den  ersten  Oster  Feyertag. 

Kein  Creutz,  kein  Grab,  kein  Stein,  kein  Siegel  und  kein  Hiitter 
Wehrt,  daß  der  Herre  Christ  nicht  sey  ein  siegend  Bitter 
Deß  Teuffels,  Sund  und  Tod;  drum  bleibts  auch  noch  dabey, 
Daß  diß,  was  ihm  gehört,  ihm  unbenummen  sey. 

28. 
Ein  andres. 

Der  Tod  deß  Todes  hat  dem  Tode  seine  Todten 
Vom  Tode  durch  den  Tod  genummen  und  geboten, 
Daß  du,  o  Tod,  hinfort  zwar  heissen  sollst  der  Tod, 
Sollst  aber  seyn  ein  Weg  zum  Leben  hin  mit  Gott. 


NeundcB  Hnndert.  193 

29. 
Ein  andres. 

Daß  unsres  Lebens  Haupt  ist  auß  der  Erden  Staube 

Ins  Himmels  Glantz  erhöht,  das  stärckt  mich,  daß  ich  glaube, 

Daß  dann  zu  seiner  Zeit  vergünnet  wird  dem  Leibe, 

Daß,  wo  sein  Haupt  verbleibt,  auch  er  daselbst  verbleibe. 

30. 

Den  andren  Oster  Feyertag. 

Du  stellst  dich  iremd,  o  Herr,  als  küntestu  nichts  sagen 
Von  dem,  was  sich  begibt  bey  uns  und  unsren  Tagen;' 
Drum  Öffn  uns  Schrifft  und  Hertz,  aufF  daß  wir  seyn  bereit. 
Durch  Leiden  einzugehn  in  deine  Herrligkeit. 

31. 

Den  dritten  Oster  Feyertag. 

Wir  müssen  Haus  und  Hof  auß  Furcht  und  zittern  schlissen ; 
Man  günnt  uns  wenig  Lufft  und  wil  uns  nirgend  wissen. 
Wann  da  wir  künnen  seyii,  wo  Christus  sagen  kan: 
Mein  Friede  sey  mit  euch!  liegt  sonsten  wenig  dran. 

32. 
Am  Sontage  Qnasi  modo  geniti. 

Wer  seiner  Bünden  Schuld  durch  eignes  Werck  kan  büssen, 
Darff  von  Vergebung  nichts  in  Christus  Namen  wissen. 
Ein  solcher  bringt  es  weit;  er  muß  in  Himmel  ein, 
Dieweil  er  ihm  kan  selbst  sein  eigner  Christus  seyn. 

33. 
Am  Sontage  Misericordias  Domini. 

Ein  guter  Hirt  ist  der,  der  seinen  Leib  und  Leben 

Von  freyem  Willen  wil  flir  seine  Schafe  geben. 

Wer  ist  nun  aber  der,  der  durch  Gewalt  und  List, 

Zum  Theil  die  Schafe  schindt,  zum  Theil  die  Schafe  frist? 

34. 
Am  Sontage  Jnbilate. 

Was  Gott  recht  rechnet  auß,  was  Gott  wol  misset  abe, 
Steht  nie  so  recht  und  wol,  das  Tadel  nichts  dran  habe; 
Dann  Adams  zartes  Fleisch,  das  nie  nichts  leiden  wil. 
Hält  klein  fiir  groß,  nennt  kurtz  lang,  heisset  wenig  viel. 


194  ^^^  Ersten  Tansend 

35. 

Am  Sontage  Cantate. 

Daß  Gott,  der  Tröster,  strafft,  daß  Gott,  der  Straffer,  tröstet, 
Ist  bejdes  heilsam  Ding;  wann  uns  das  Creutze  röstet, 
So  ist  Erfrischung  noth ;  wann  Glück  erhebt  den  Mut, 
So  ist  Erinnrung  nütz ,  und  Züchtigung  sehr  gut. 

36. 
Am  Sontage  Exaudi. 

Man  thut  uns  in  den  Bann,  man  tödtet,  man  verjaget 
Und  meint,  man  diene  Gott  iemehr,  iemehr  man  plaget. 
Ein  blinder  thut  als  blind,  und  der,  der  Gott  nicht  kennt, 
Der  kan  nicht  anders  thun,  noch  anders  seyn  genennt. 

37. 

Am  ersten  Pflngst-Feyertage. 

Wer  seines  Hertzens  Haus  wil  hoch  und  wol  vermieten. 
Der  darff  es  schmücken  nicht,  der  darff  es  feil  nicht  biten; 
Er  liebe  Gott;  er  thu,  was  sein  Wort  in  sich  fast. 
So  wird  die  Gottheit  selbst  sein  Hausgenoß  und  Gast. 

38. 
Ein  andres. 

Der  Geist  von  Gott,  Gott  selbst,  kummt  wie  ein  starcker  Wind, 
Stüi'tzt  die,  die  trotzig,  labt  die,  die  beängstet  sind. 
Was  denckt  ihr  dann  die  Spreu  und  denckt  zu  widerstreben? 
Was  thut,  wer  Trost  nicht  sucht,  wo  Trost  doch  wird  gegeben? 

39. 
Ein  andres. 

Was  Gott  der  Heiige  Geist  in  Mund  auff  Zunge  leget, 
Soll  frey  geredet  seyn,  wiewols  Gefahr  erreget; 
Sein  Wort  ist  Flamm  und  Glut,  erleuchtet,  wer  es  acht; 
Verzehret,  wers  verfolgt;  verbrennet,  wers  verlacht. 

40. 
Am  andren  Pflngst-Feyertage. 

Gott  hat  sich  so  der  Welt  in  ihre  Lieb  ergeben, 
Daß  nicht  sein  Sohn,  eh  sie  nicht  lebte,  muste  leben. 
Wie  liebt  die  Welt  dann  Gott?   Sie  hasst  ihn  und  den  Sohn, 
Und  der,  der  ihn  noch  liebt,  hat  Noth  und  Tod  davon. 


Ncnnclcs  Hundert.  J95 

41. 
Am  dritten  Pflngst-Feyertage. 
Ein  Mörder  und  ein  Dieb  ist  der,  der  neue  Thürcn 
Und  nicht  die  alten  sucht,  die  Schaf  in  Stall  zu  führen. 
Wie  nenn  ich  dann  nun  den ,  der  für  sich  selbsten  kümmt 
Und,  nicht  wie  Christus  wil,  durch  ihn  die  Thürc  nimmt. 

42. 
Am  Sontage  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Wer  neu  geboren  wird  durch  Wasser  und  den  Geist, 
Ob  der  ins  Feuer  darlf,  drein  mancher  ihn  verweist? 
Wen  Christus  rother  Schweiß  und  kostbar  Blut  besprenget, 
Darflf  sonsten  keine  Glut,  die  ihn  befegt  und  senget. 

43. 
^Am  1  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Wofür  man  dort  nicht  kan  ein  Tröpfflein  Wasser  kauffen, 
Draufif  leg  ich  hier  nicht  Müh  und  scharr  es  nicht  zu  hauffen. 
'  Geld  reimt  sich  in  die  Welt ;  dort  in  Abrahams  Schoß 
Gilt  mehr  ein  eitrich  Schwer,  als  wol  ein  göldner  Kloß. 

44. 
Am  2  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Der  Wirth  ist  mild  und  gut;  der  Mangel  liegt  an  Gästen, 
Daß  sie  nicht  wollen  fett  in  Lust  die  Seele  mästen. 
Wen  Acker,  Ochse,  Weib  hier  in  der  Welt  macht  saat, 
Der  schau,  daß  er  nicht  dort  den  dürren  Mangel  hat. 

45. 
Am  3  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 
Der  Herrc  Christ  geht  um  mit  Zöllnern  und  mit  Sündern; 
Der  Phariseer  Art  taug  nicht  zu  Gottes  Kindern; 
Drum  der  sich  heilig  dünckt  und  uns  fUr  Ketzer  schilt. 
Seh  zu,  daß  Ketzerey  für  Heihgkeit  nicht  gilt. 

46. 
Am  4  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Die  Kinder  Gottes  sind,  sind  wife  ihr  Vater  gütig, 
Die  Satans  Kinder  sind,  sind  wie  ihr  Vater  wütig. 
Weß  Kinder  sind  dann  die,  die  aufFso  manche  l*cin 
Befliessen,  nur  mit  Lust  der  Christen  Hencker  seyuV 

13* 


196  ^eß  Ersten  Tausend 

47. 

Am  5  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Wer,  wie  die  Welt  wil,  fischt,  fischt  listig  in  der  Nacht, 
Und  wann  er  viel  verbringt,  so  hat  er  nichts  verbracht; 
Wer  dann,  wie  Gott  wil,  fischt,  fischt  redlich  an  dem  Tage 
Und  fängt  auch,  daß  sein  Schieff  den  Fischzug  kaum' ertrage. 

48. 
Am  6  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Die  mit  uns  halten  Zorn,  die  zu  uns  Racha  sagen. 
Die  wie  die  Narren  uns  vexiren,  schlagen,  jagen, 
Die  lasse  so  man  sejn  und  habe  nur  Geduld ; 
Es  trifft  sie  schwer  genug  zu  zahlen  Gottes  Schuld. 

49. 
Am  7  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Von  alle  dem,  das  war,  ist  nichts  dann  Mangel  blieben 
In  dieser  wüsten  Zeit!  was  soll  mich  diß  betrüben? 
Ich  weiß  mir  Rath  bey  dem,  bey  dem  viel  hundert  Mann 
Ein  Brot,  daß  noch  ein  Korb  bleibt  übrig,  speisen  kan. 

50. 
Am  8  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Es  schickt  sich  nicht,  daß  der  ein  iriedlich  Schäflein  heisset. 
Der  raubet,  mordet,  würgt  und  um  sich  reisset,  beisset. 
Der  Peltz  zwar  deckt  den  Mann,  macht  aber  keinen  Mann; 
Der  Wolff  bleibt  WollF,  ob  er  ein  Schafskleid  gleich  zeucht  an. 

51. 
Am  9  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 
Geld  gilt,  und  Geld  ist  gut,  wanns  wol  nur  wird  erworben 
Und  wird  auch  wol  gebraucht;  ein  Dieb  ist  und  vertorben 
Und  hat  deß  Herren  Gut  verschwendisch  umgebracht, 
Der  Gottes  Freund  ihm  nicht  damit  zu  Freunden  macht. 

52. 

Am  lU  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Es  trachten  ihrer  viel  uns  mördlich  umzubringen. 
Daß  wir  nicht  ihrem  Thun  und  ihres  Sinnes  Dingen 
Verpflichtet  sind  wie  sie.    O,  dulde  dich!  das  Ziel 
Ist  nahe;  Gott  wird  doch  wol  machen,  was  er  wil. 


Neondes  Hundert  X97 

53. 
Am  11  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Mein  fasten^  mein  kasteyn^  mein  Zehnd-  imd  Almos  gebeo; 
Und  was  noch  mehr  gehört  zu  einem  fromen  Leben, 
Vermag  so  viel  bey  Gott  mit  nichten;  als  vermag 
Ein  Seuffzer  um  Genad  und  auf  die  Brust  ein  Schlag. 

54. 
Am  12  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Der  Herr  macht  alles  wol;  er  dämpffet  unsre  Sünden, 
In  dem  sich  da  und  dort  viel  Plagen  an  uns  finden. 
Der  Herr  macht  alles  vvol ;  er  pflegt  in  aller  Pein, 
Man  fleh  ihn  nur  drum  an,  auch  wieder  Artzt  zu  seyn. 

55. 
Am  13  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Viel  Mörder  pflegen  uns  im  Wandel  zu  umgeben, 

Zu  rauben  Gut  und  Blut,  zu  rauben  beydes  Leben. 

Deß  Samariters  Wein  und  heilsam  Oele  macht, 

Wiewol  wir  sind  verwund,  daß  wir  nicht  sind  vorschmacht. 

56. 
Am  14  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Gott  ist  ein  gütig  Gott,  der  zehnfach  Hülffe  sendet. 
Eh  einmal  sich  der  Mensch  zu  seinem  Dancke  wendet ; 
Doch  schau,  daß  dich  nicht  wo  der  Welt  ihr  Brauch  bethört, 
Daß,  zehnmal  wann  du  ruiFst,  nicht  einmal  Gott  dich  hört. 

57. 

Am  15  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Hat  Gott  mich  ohne  mich  gebracht  in  dieses  Leben, 
Wird  Gott  mir,  was  mir  fehlt,  mir  ohne  mich  auch  geben. 
Ein  Heydc  sorgt  zu  viel ;  ein  Christ  traut  seinem  Gott, 
Der  sein  Geschöpff  erhält  in  Glück  und  auch  in  Noth. 

58. 
Am  16  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Der  zu  dem  Todten  sagt:  Steh  auff  und  lebe  wieder! 
Der  kan  auch  sagen  dem,  der  lebt:  Geh,  leg  dich  nieder! 
Was  trotzet  dann  ein  Mensch,  der  sterblich  ist  wie  wir? 
Es  ist  nur  um  ein  Wort,  so  ist  er  mehr  nicht  hier. 


198  ^eß  Ersten  Tausend 

59. 

Am  17  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Ob  gleich  Beruff  und  Stand  pflegt  Sabath-Tag  zu  halten, 
Soll  dennoch  stets  sein  Amt  das  Christenthum  verwalten. 
Den  Lastern  ist  geschafft  zu  halten  Feyertag; 
Der  Tugend  ist  vergunt  zu  würcken,  wann  sie  mag. 

60. 
Am  18  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Gott  soUstu  mehr  dann  dich,  wie  dich  den  Nächsten  lieben; 
Wann  eine  Liebe  bleibt,  so  sind  sie  beyde  blieben; 
Dann  Gott  und  Nechsten  sind  verknüpfft  in  eines  Band, 
Wer  da  sich  hat  getrennt,  der  hat  sich  dort  getränt. 

61. 
Am  19  Sontage  nach  der  h.  Drej'faltigkeit. 

Wer  Kranckheit  nicht  so  sehr  als  ihren  Ursprung  heilet, 

Ein  solcher  Artzt  heilt  wol  und  heilet  unverweilet; 

Wer  nicht  mit  Sünden  kämpfft  und  nur  mit  Kranckheit  kärapffit, 

Der  hat  sie  mehr  gestärckt  und  weniger  gedämpfft. 

62. 

Am  20  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Die  Welt  hat  Lust  für  sich ;  sie  höhnet  und  bestreitet 

Der  Hochzeit  reine  Lust,  die  Gott  der  Herr  bereitet. 

Die  Welt  mit  ihrer  Lust  ist  Gottes  Lust  nicht  werth; 

Drum  wird  sie,  eh  sie  meint,  mit  Schwerdt  imd  Brand  verzehrt. 

63. 

Am  21  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Der  Glaub  ist  vielmal  schwach  und  sehnet  sich  nach  Zeichen 
Und  wil,  was  er  nicht  siht,  durch  hoffen  nicht  erreichen. 
Man  Glaube  nur  dem  Wort;  man  geh  und  inercke  drauff; 
Die  Stunde,  welche  hilfft,  ist  schon  iu  vollem  Lauff. 

64. 
Am  22  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Zehn  tausend  Pfund?  ja  wol!  weit  mehres  sind  wir  schuldig 
Dem  Schöpffer  dieser  Welt;  doch  ist  er  so  geduldig 
Und  scheucht  uns  alles  gar.  Ein  Schalck,  der  dran  nicht  denckt. 
Und  seinen  Mitknecht  noch  um  hundert  Groschen  kränckt. 


Nenndes  Hundert.  199 

65. 
Am  23  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Zwey  Theil  hat  ieder  Mensch^  und  ledes  Theil  sein  Leben: 
Der  Obrigkeit  ist  hier  der  Leib  zu  Dienst  ergeben^ 
Die  Seele  bleibet  Gott;  dort  hat  Gott  beydes  gar; 
So  hat  dann  ieder  hier  und  dort^  was  seine  war. 

66. 
Am  24  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Was  darff  ich  Haab  und  Gut  mit  Aertzten  gar  verzehren? 
Sie  kräncken  manchmal  mehr^  als  sie  gesund  gewähren. 
Der  Glaube  macht  gesund,  nimmt  Gott  die  gantzc  Krafft^ 
Daß  er  uns  spricht  gesund  und  vollen  Friede  schafft. 

67. 
Am  25  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Man  weist  uns  Herre  Christ  in  dieser  Zeiten  Jammer 
Bald  da,  bald  dort  herum  zur  Wüsten,  zu  der  Kammer, 
Als  sejstu  dort  und  da;  wir  aber  glaubens  nicht; 
Wir  glauben  aber  fest  und  hoffen  dein  Gericht. 

68. 
Am  26  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Die  Böcke  nemen  zu ;  die  Schafe  müssen  weichen 

Und  auff  den  letzten  Zug  von  ihrem  stossen  keichen. 

Kumm,  kumm,  Herr  Jesu,  kumm!  mach  Ordnung  und  theil  ein 

Die  Schaf  in  deine  Lust,  die  Bock  ins  Teuffels  Pein. 

69. 

Am  27  Sontage  nach  der  h.  Dreyfaltigkeit. 

Die  Welt  fault  in  sich  selbst,  und  ihre  Sitten  stincken; 
Ihr  Haus  steht  auff  dem  Fall  und  hebt  schon  an  zu  sincken; 
Wo  dich;  Herr  Christ,  man  kan  im  Glantz  und  Klarheit  schauen, 
Da  ist  es  gut  zu  seyn  und  Hütten  auff  zu  bauen. 

70. 
Namen  ohne  Sache. 

Was  hat  doch  wol  fUr  Stärcke 
Ein  Glauben  ohne  Wercke? 
Wozu  sind  doch  die  Titel, 
Bey  welchen  keine  Mittel? 


200  D«ß  Ersten  Tausend 

71. 
Heutige  Welt -Kunst. 

Anders  seyn  und  anders  scheinen^ 

Anders  reden ^  anders  meinen^ 

Alles  loben;  alles  tragen^ 

Allen  heucheln ;  stets  behagen^ 
»  Allem  Winde  Segel  geben, 

Bös-  und  Guten  dienstbar  leben; 

Alles  Thun  und  alles  Tichten 

Bloß  auf  eignen  Nutzen  richten: 

Wer  sich  dessen  wil  beflcissen, 
10  Kan  politisch  heuer  heissen. 

72. 

Hofe -Gunst. 

Wer  treu  bey  Hofe  dient,  verdient  doch  lauter  Haß, 
Wie  so?  Wem  viel  man  soll,  fUr  diesem  wird  man  blaß. 

73. 

Demnt. 

Vom  niedren  steigt  man  hoch,  vom  hohen  steigt  man  nieder 5 
Wer  nur  in  Demut  steigt,  steigt  füglich  hin  imd  wieder. 

74. 

Augen,  Ohren,  Mund. 

Aug  und  Ohren  sind  die  Fenster,  und  der  Mund  die  Thtir  ins  Haus; 
Diese,  wann  sie  wo!  verwahret,  geht  nichts  böses  ein  und  auß. 

75. 
Hofe-Regel. ' 

Fürsten  wollen  keinen  Diiener,  der  da  wil,  daß  Tranck  imd  Essen 

Soll  nach  Ordnung  und  Vermögen  seyn  getheilt  und  abgemessen. 

Fürsten  wollen  keinen  Diener,  der  da  wil  voran  verkünden, 

Was  auff  ihr  vcrkclu'tes  Wesen  für  Verterben  sich  wird  finden. 

5  Fürsten  wollen  keinen  Diener,  der  da  wil,  daß  ihr  Gewissen 

Sich  von  allem  arg  Beginnen  kehren  soll  zu  ernstem  Bussen. 

* 
1  Non  mihi  sit  servus  Medicus,  Propbeta,  Sacerdos. 


Neundes  Hundert.  201 

76. 
Von  Orpheo  und  Enrydice. 

Niemand  um  ein  todtes  Weib  fahrt  zur  Höll  in  unsren  Jahren ; 
Aber  um  ein  lebend  Weib  wil  zur  Hölle  mancher  fahren. 

77. 
Endening  deß  Sinnes. 

Es  ändern  sich  die  Leut;  es  ändert  sich  die  Zeit; 

Zum  trauren  dienet  diß;  zur  Freude  jenes  Kleid. 

Man  andre  gleich  den  Pfeil ^  wann  nur  verbleibt  das  Ziel;  . 

Wann  dieses  wird  erreicht,  der  Pfeil  sey,  wie  er  wil. 

78. 
Vorzug  anter  Rechtsgelehrten  und  Ärtzten. 

Weil  tödten  fUr  dem  stehlen  in  Zehngeboten  steht; 

Ists  recht,  daß  dem  Juristen  ein  Artzt  drum  oben  geht? 

79. 

Vorzug  zwischen  Laus  und  Floh. 

Der  Vorsitz  ist  den  Läusen  für  Flöhen  wol  erlaubt, 
Die,  wie  die  Flöh,  im  Busen  nicht  wohnen,  nur  ums  Haupt. 
Schmarotzer,  die  bey  Hofe  credentzen  fUrstlich  Gut, 
Sind  für  gemeinen  Heuchlern  befreyt  zu  größrem  Mut. 

80. 

Von  Veits  gehorsamen  Weibe. 

Wann  Veit  schreyt  in  seiner  Gicht: 
O,  daß  mich  der  Tod  nicht  hellt! 
Kummt  sein  treues  Weib  und  spricht: 
Ljieber  Mann!  ja,  was  ihr  wollt. 

81. 
Mfissiggang. 

Der  faule  Müssiggang  ist,  Venus,  dein  Agent. 
Ein  groBoes,  was  du  hast,  hat  er  dir  zugewendt. 


202  I^eß  Ersten  TaiiMnd 

82. 
Gestorbene  Redligkeit. 

Man  lobt  die  Bedligkeit;  siht  aber  keine  nicht. 
Die  Todten  ist  man  auch  zu  loben  noch  verpflicht. 

83. 

FrantzSsisehe  Kleidung. 

Diener  tragen  in  gemein  ihrer  Herren  Lieverey; 

Solls  dann  seyn^daß  FranckreichHerr,Deut8chland  aberDiener  sey? 

Freyes  Deutschland  schäm  dich  doch  dieser  schnöden  Enechterey ! 

84. 
ledem  gefAUt  das  Seine. 

ledem  Thoren  reucht  sein  Wust,  wie  die  beste  Pomerantze; 
Aber,  Franckreich,  dein  Geruch  schmeckt  auch  durch  die  deutsche 

Grantze. 

85. 
Hofe-Lente. 

Bey  Hofe  haben  die  gemein  den  besten  Sold, 
Die  Bonsten  doch  nichts  thun,  als  fressen  nur  und  sauffen. 
Fürwahr,  wer  Seele  soll  imd  soll  Gesund  verkauflPen, 
Dem  ist  kein  Silber  nicht  genug  und  auch  kein  Gold. 

86. 

Aoff  Pappnm  nnd  Zizam. 

Fappus  sagt,  er  sey  die  Sonn,  und  Frau  Ziza  sey  der  Mon; 
Wann  der  Mon  nicht  stets  ist  voll,  macht  er  eine  Hömer-Kron. 

87. 
Von  der  Hedsea. 

Medsa  hat  vermocht  die  Männer  jung  zu  kochen ; 
Was  Weiber  würden  sie,  wann  sie  noch  lebte ,  suchen! 


Neondes  Hundert.  203 

88. 

Hand  und  Finger,  ein  Vorbild  brfiderlicher  Einigkeit. 

leder  Finger  an  der  Ebnd 

Hat  sein  Maß  und  seinen  Stand; 

leder  hilfft  dem  andren  ein ; 

Keiner  wil  sein  eigen  sejn. 

Brüder,  die  deß  Blutes  Pflicht  * 

Hat  in  einen  Bund  gericht; 

Was  dann  woUn  sich  diese  zeihn, 

Wann  sie  eigennützig  seyn? 

Wann  sie  das  gemeine  Heil 

Messen  ab  nach  eignem  Theil?  *® 

Wann  ein  ieder  drauff  nur  denckt. 

Wie  der  ander  sey  gekränckt? 

Wann  der  andre  steigen  wil 

Hin  auff  dem,  der  nieder  fiel? 

Wetten  wil  ich,  daß  ihr  Thun  " 

Gantz  auff  Mißgrieff  wird  beruhn. 

89. 
Anfli*ichtigkeii 

Wer  wenig  irren  wil,  er  thu  gleich,  was  er  thu. 
Der  Bchweiffe  weit  nicht  um,  er  geh  gerade  zu. 

90. 
Nenernng  geftbrlich. 

Das  böse,  wol  gestellt,  laß  steiien,  wie  es  steht; 
Es  ist  noch  ungewiß,  wie  neues  abegeht. 

91. 

BeyseUaff. 

Der  bey  einer  Jungfer  schläft,  ist  der  Straffe  werth  geacht; 
Aber  der  hat  offtmals  Lohn,  der  bey  einer  Jungfer  wacht. 
Ist  es  billich?  Ja;  man  frag'  eine  Jungfer  selbst  davon; 
Gebt  dem  faulen,spricht  sie,(hört!)  Straffe  t  gebt  dem  wackren  Lohn! 


204  IM  Eftten  TMuend 

92. 

Oednld. 

Geduld  itt  zwar  die  Kost;  dayon  sich  Arme  nähren; 
«Doch  wird  kein  fetter  Wanst  sich  sehr  davon  beschweren. 

93. 
Der  Hencker  nnd  das  Gewissen. 

Den  Hencker  scheut  fast  iederman,  fast  niemand  sein  Gewissen^ 
Da  jener  doch  nur  Augenschuld;  diß  Hertzensschuld  macht  büssen. 

94. 

Friede. 

Fried  ist  besser  als  das  Becht; 
Dann  das  Recht  ist  Friedens  Knecht. 

95. 
Die  Ost -See,  oder  das  balthische  Meer« 

Alle  Flüsse  gehn  ins  Meer; 

Alle  kunmien  dannen  her. 

Zwar;  daß  in  die  Osten-See; 

Ist  gewiß;  die  Oder  geh; 
ft  Ungewiß;  daß  ihre  Flut 

Unsrer  Oder  kummt  zu  gut. 

Ost-SeO;  uusreu  Schmuck  und  Gold 

Hastu  iwar  uns  weggeholt; 

Aber;  was  du  wiederbracht; 
10  Sey  dir  hier  und  dort  gedacht. 

96. 

Sied  9  eil  ug^ekrter  <iett;  Deis. 

Daß  die  Sueden  beissen  Götter, 
Bleibt  wol  wahr;  sie  machten  Wetter, 
Und  mit  ihren  Donnerkeilen 
Kunten  Deutschland  sie  lertheileu. 
1^  Götter  sind  sie»  nicht  zum  schützen, 

Aber  kräfflig  zum  beschnitzen; 
Ciötler  sind  sie,  die  die  Christen 
Weai|^  iMttten,  sehr  renrlaten; 


Neundes  Hundert.  205 

Götter  sind  sie;  ihr  berauben 

Soll  man  noch  fUr  Wolthat  glauben;  lo 

Götter  sind  sie;  ihre  Plagen 

Sollen  seyn  ein  Liebe-schlagen; 

Götter  sind  sie;  wahrem  Gotte 

Als  zu  Ehren ;  mehr  zu  Spotte. 

97. 

Der  angebende  Friede. 

Die  Waffen  sind  verknüpfft  in  eine  Friedens-Pflicht; 
Die  Schulden  aber  noch^  die  Steuer  nimmer  nicht. 

98. 

Genieß -Leute  deß  Friedens. 

Wer  wird,  nun  Friede  wird,  bey  solch erley  verwüsten 
Zum  ersten  kummen  auff?  die  Henckcr  und  Juristen. 

99. 
Artzney  wider  die  Leiebtfertigkeit. 

Was  flir  Wurtzel  wird  doch  heilen  rauben,  prassen,  huren,  balgen. 
Das  uns  mit  bey  diesen  Jahren  Krieg  hat  angesteckt?  Der  Galgen. 

100. 

Der  Friede. 

Wir  haben  Friede  nun,  was  trug  der  Krieg  uns  ein? 
Durch  Krieg,  was  ohne  Krieg,  sind  wir,  wir  solten  seyn. 


206  ^efi  Ersten  Taasend 


DESZ  BESTEN  TAUSEND 
ZEHENDES  HUNDERT. 

1. 

Fremde  Hfllffe. 

Was  fremde  Hülfie  sey,  das  fühlstu,  Land,  allhier; 
Die  Hülffe  halff  ihr  selbst;  das  fremde  ließ  man  dir. 

2. 
Grabmal  einer  redlicben  Frauen. 

Fremder;  wilstu  Nachricht  haben. 
Wer  für  dir  hier  liegt  begraben? 
Ach,  ein  Schatz,  den  Sterbligkeit 
Mir  vergante  kurtze  Zeit! 

6  Eine  Perle  von  der  Tugend, 

Eine  Rose  von  der  Jugend, 
Gold  von  ungefUschter  Treu, 
Purpur  von  der  Scham  und  Scheu, 
Ein  Christall  von  recht  Beginnen, 

10  Ein  Smaragd  von  keuschen  Sinnen, 

Ein  Rubin  von  Ehe-Gunst, 
Ein  Opal  von  Hause-Kunst, 
Eine  klare  Weiber-Sonne, 
Eine  reiche  Mannes-Wonne, 

15  Ein  verwahrter  WirthschaflPts-Zaun, 

In  Gefahr  ein  Wol-Vertraun, 
Eine  Hand  im  Nahrungs-Fleisse, 
Eine  Lufft  im  Sorgen-Sch weisse, 
Zucker  in  der  bittren  Zeit, 

so  Artzney  wider  Harm  und  Leid, 


Zeh^ndes  Hundert,  207 

Freondschafft  in  den  höchsten  NötheU; 
Beystand  gar  biß  an  das  tödten. 

Lieber  Leser!  0,  wie  viel 
(Mehr,  als  ich  bekennen  wil,) 

Hat  man  mir  nach  Gottes  Willen  »• 

Müssen  in  das  Grab  verfüllen! 
Steh  und  dencke  weiter  dran. 
Wie  der  Tod  so  arg  gethan! 
Fragt  dich  wer,  was  du  gelesen, 
Der  nicht  bald  dabej  gewesen,  so 

Sprich:  Von  hinnen  nicht  gar  weit   .. 
Steht  ein  Sarckvoll  Bedligkeit. 

3. 
Weiber. 

Wer  ohne  Weiber  künte  sejm,  war  frey  von  vielerley  Beschwerden ; 
Wer  ohne  Weiber  wolte  se)m,  war  aber  nicht  viel  nütz  auff  Erden. 

4. 

Der  Mann  deß  Weibes  Hanpt. 

Der  Mann  ist  seines  Weibes  Haupt; 
Wer  weiß,  ob  Vima  solches  glaubt? 
Sie  spricht:  Was  solin  zwey  Haupter  milr? 
Ich  war  ja  sonst  ein  Wunderthier. 

5. 
Das  Jahr  1649. 

Gott,  Der  DV  hast  gegönnt,  Daß  WIer  so  haben  können 
Von  a Vasen  gVte  RVh,  aCh  gib  sie  nVn  Von  Innen. 

6. 
Paten -Zettel. 

Für  Leid,  Creutz,  Noth  und  Tod,  die  dir,  O  liebes  Kind! 
In  dieser  schnöden  Welt  zu  dulden  etwa  sind, 
Ist  Jesu  Christi  Blut  dein  aller-bestes  Heil: 
Dadurch  der  Himmel  dir  Tenr 


208  ^^^  Ersten  Tausend 

7. 

ünablescliliclie  Schnld. 

Deß  Vaterlandes  Heil 
Und  seines  Weibes  Theil 
Macht;  daß  ein  ieder  Mann 
Nie  gar  bezahlen  kan. 

8. 
An  einen  gnten  Frennd. 

Es  bleibt  noch  immer  so  ^  daß  unser  bejder  Glücke; 

O  Freund;  geschwistert  ist.    Deß  Bettes  kalte  Lücke, 

Wozu  mich  vor  und  dich  hernach  deß  Himmels  Satz 

Um  Schuld  verurtelt  hat;  Ist  ein  ergäntzter  Platz 
5  Bey  mir  zuvor;  bey  dir  hernach.   Was  noch  nicht  gleiche; 

Das  darflF  drey  Viertel- Jahr;  biß  daß  es  diß  erreiche, 

Worinnen  ich  geh  vor.   Der  ersten  Liebe  Pfand 

Küst  dir  noch  deines ;  mir  noch  meines  Theils  die  Hand; 

Da  sind  wir  wieder  gleich.   Mich  dünckt;  ich  sehe  schone 
10  Bey  dir;  und  wüntsche  sO;  vom  süssen  Namen  Sohne 

Ein  kürmelnd  Exemplar;  darinnen  dieses  steht; 

Daß  dessen;  der  es  hat;  sein  Namen  nicht  vergeht; 

Dann  sind  wir  wieder  gleich.   Wil  mehres  was  beschlissen 

Das  obre  Regiment;  das  gleichlich  zu  genissen 
15  Uns  beyden  stehe  für:  o  Gott;  so  gib  uns  Theil 

Am  Friede  dieser  Welt  und  an  deß  Himmels  Heil! 

9. 
Auf  Lindum. 

Lindus  ward  in  einem  Glach  offt  mit  Worten  angestochen ; 
Gleichwol  aber  hat  er  sich  noch  mit  Wort  noch  That  gerochen; 
Gieng  zur  Stuben  endlich  auß;  als  er  wieder  kam  hinein; 
Sprach  er:  Ich  hielt  mit  mir  Rath;  ob  ich  wolte  böse  seyn. 

10. 

Tmnekenlieit. 

Es  saufft  sich  voll  für  sich  kein  unvemünfftig  TIrier; 
0;  hätten  sie  Vernunfft;  sie  trüncken  auch  wie  wir. 


Zehendes  Hundert.  209 

11. 

Ein  Tnmckeiier. 

Einen  Greiner,  einen  Schreyer, 

Einen  Praler,  einen  Dräuer, 

Einen  Buhler,  einen  Zäncker, 

Einen  Balger,  einen  Stäneker, 

Einen  Herren,  einen  Narren,  ^ 

Einen  Richter,  einen  Pfarren, 

Einen  Doctor,  einen  Simpel, 

Einen  Witzel,  einen  Gtimpel, 

Einen  Täntzer,  einen  Singer, 

Einen  Schläfer,  einen  Springer,  ,0 

Einen  Mörder,  einen  Stehler, 

Einen  Wäscher,  einen  Höler, 

Einen  Lügner,  einen  Trieger, 

Einen  Schmeichler,  einen  Rüger, 

Einen  Flucher,  einen  Beter,  u 

Aller  Laster  einen  Thäter 

Hat  in  dem  man  zu  erkennen, 

Den  man  kan  versoffen  nennen. 

12. 
Anff  Udnm. 

Als  Udus  Morgens  gieng  herfÜr, 
Stand  dieser  Spruch  an  seiner  Thür: 
Es  steht  diß  Haus  in  Gottes  Hand; 
Versoffen  ists  und  nicht  verbrant. 

13. 

Auf  Cordicunnom. 

Ein  innerliches  Weib,  ein  äusserlicher  Mann 

Ist  Cordicunnus;  ey,  obs  wahr,  obs  seyn  auch  kan? 

bn  Hertzen  steht  ihm  ja,  was  Weibern  unten  an. 

14. 
Adels -Feinde. 

Was  hasset  doch  den  Edelmann  der  Bürgersmann  so  viel? 
Er  neidet  das,  was  er  nicht  ist  und  gerne  werden  wil. 

Logaa.  14 


210  ^^  Enten  Taniend 

15. 

es-Seliftde. 


Hat  Land  durch  diesen  Krieg;  hat  Stadt  mehr  außgestanden? 
Schau,  wo  der  beste  Tisch  und  gröste  Schmuck  verhanden. 

16. 

Nnts  und  Gewinn. 

Wie  kummtS;  daß  Eigennutz  ietzt  mehr  als  Ehre  gilt? 
Die  Welt  ward  durch  den  Krieg  ein  unvemünfffeig  Wild 
Daß  sonsten  mehr  nicht  sucht;  als  wie  es  sich  nur  yöllt. 

17. 
Scherüs  und  Schimpff. 

Flut;  die  nicht  ersäufft;  nur  badet, 
Schimpff  und  SchertZ;  der  keinem  schadet, 
Glut;  die  wärmt  und  nicht  verbrennet, 
Zucht,  die  rühret  und  nicht  nennet: 
Wer  nicht  diese  mag  erdulden. 
Gibt  Verdacht  von  sondren  Schulden. 

18. 

eöttliche  Bache. 

Man  sucht  die  Unterthanen,  die  bej  der  Krieges-Zeit 
Verkrochen  und  verlauffen  sich  haben  weit  und  breit; 
Die  durch  den  Krieg  getreten  auß  Gottes  Ejd  und  Pflicht, 
Solt  er  wol  diese  lassen  und  eifrig  forschen  nicht? 

19. 

An  eine  flertzogin  rom  Brieg. 

Fürstin,  der  geht  blind  davon,  der  die  Sonne  sihet  an; 
Der  verzückt,  der  Euren  Sinn  bej  der  Schönheit  sehen  kan. 

20. 
An  eben  I.  F.  0. 

Eure  Schönheit  ist  der  Himmel,  Eure  Tugend  ist  die  Sonne, 
Dannenher  auff  unsre  Länder  filllet  Segen,  Licht  und  Wonne. 


Zehendes  Hundert.  211 

21. 
Deß  Hofes  Widerscliall. 

Bey  Hof  ist  lustig  Leben ;  manch  Spiel  wird  da  verbracht 

Hit  zierlichen  Personen ;  ein  ieder  ticht  und  tracht 

Sich  also  zu  geberden ^  daß  seiner  wird  geacht.  (Echo:  gelacht.) 

22. 
Nutz  von  grosser  Herren  Freundschafft. 

Gut  Trincken  und  gut  Essen, 
Deß  Unrechts  gantz  vergessen, 
Sich  Selbsten  nimmer  schonen, 
Nie  dencken  ans  belohnen: 
Diß  sind  die  eignen  Gaben, 
Die  Herren-Freunde  haben. 

23. 
Von  einem  falschen  Frennde. 

Du,  guter  Freund,  bist  du,  der  andre  du  dein  Freund; 
Er  aber  ist  nur  er,  ob  er  wie  du  gleich  scheint. 

24. 

Dränungen. 

Ein  Fluß  verräth  durch  rauschen  sich,  daß  er  sehr  tieff  nicht  laufft; 
Ein  Bothe,  daß  er  müde  sej,  wann  er  sehr  schwitzt  imd  schuaufft. 
Wer  allzusehr  mit  Worten  pocht,  gibt  leichtlich  an  den  Tag, 
Daß  seine  Lunge  ziemlich  viel,  das  Hertze  nichts  vermag. 

25. 
Tom  Pyasto,  dem  Stamm-Herren  Liegnitzischer  und  Briegiseher 

Fürsten. 

Dein  Meth-Faß,  o  Piast,  das  iedem  kunte  flissen. 
Gab  dir  die  Polsche  Krön.   Dein  Stamm  pflegt  zu  besüssen 
Noch  inuner  unser  Land  mit  Gut  und  Freundligkeit; 
Krönt  diesen  nicht  die  Welt,  so  thuts  die  Ewigkeit. 

26. 
Auff  Rappinum. 

Bappinus  schenckt  dem  Herren,  was  er  ihm  vor  entwand; 
Er  nimmt  es  mit  der  Uncken,  gibts  mit  der  rechten  Hand; 
Drum  wird  er  treuer  Diener,  nicht  schlimmer  Dieb  genant. 

14* 


219  T>^A  Kritmi  TMiiend 

27. 

Wiederver^eltnng. 

V[\r  ((iit  tilolit  gtttOM  gobon,  int  oixio  böse  That; 
KOr  bOMOM  b^M^M  goban,  int  ein  vorkehrter  Rath; 
VWv  gtiiOH  hi\nt>n  goboii|  int  RchKiidlichcr  Beginn; 
l^'Ur  gtitoM  gtitoi«  geben,  gebühret  froinom  8inn; 
it  VWv  bOiiefi  gutei«  geben,  int  recht  nnd  wol  gethan; 
t  ^nnn  ilran  wini  «o  erkennet  ein  rechter  Christen-Maim. 

28, 

Auf  Zimi. 

/liitn  meint «  nie  ney  der  llimmeK  und  die  Bnhler  ihre  Sterne; 
IMe  der  einölen  l)r\4W  heilWn  und  CometeD,  hat  sie  gerne. 

Alt  4if  abuiiMlistlif  H^riaiaB. 
NaoU  der  hkhW  KttHlem  filkren« 

• 

NV^  der  wixhW  Gli<^dor  rOhrai. 
Na<4i  dfMT  WKvl«  $p««$ic  nejnen« 
N«v^  ^W  modc  Kleider  tkranen« 

N^K^Ji  ^  »Hsle  Meiksdieii  B^mh, 
X^>li  ^er  YVHNie  Irott  verehreatt, 

<"^  ^^hi*iVk  Sor^  «IT  I^rwij:  tmc  Herrhcien  noch  meiir! 


vi« 


F.  hriict. 
1'  emütip 


Zehendes  Hundert.  213 

Ein  Freund,  der  Freund  sejn  soll;  soll  seyn  zugleiche  frey^ 

Daß  sagen  er  dir  darff^  was  dir  zu  sagen  sej. 

Ein  Freund;  der  Freund  sejn  soll;  der  soll  dich  redlich  meinen; 

Soll  innen  seyn  nicht  so  und  so  von  aussen  scheinen. 

Em  Freund,  der  Freund  seyn  soll,  soll  ehrlich  seyn  für  sich,       :> 

Damit  er  nicht  zugleich  beschäme  sich  und  dich. 

Ein  Freund,  der  Freund  seyn  soll,  der  soll  seyn  unverdrussen, 

Daß  du  habst  seiner  so,  wie  deiner  selbst  genussen. 

Ein  Freund,  der  Freund  seyn  soll,  soll  namhafft  gleichwol  seyn; 

Dann  deines  Freundes  Ruhm  hilfft  deinem  Namen  ein.  lo 

Ein  Freund,  der  Freund  seyn  soll,  der  soll  der  Demut  pflegen 

Und  deinen  Pfennig  dir  so  hoch  wie  seinen  legen. 

Wer  solchen  Freund  bekümmt,  hat  keinen  schlechten  Freund; 

Er  wird  nicht  viel  gehabt;  er  wird  nur  offt  vermeint. 

32. 
Orabmahl  eines  TSpffers. 

Der  hier  liegt,  der  war  von  Thon,  machte  nachmals  selbst  auß  Thone 
Viel  GefÜsse,  die  man  braucht,  theils  zu  Ehren,  theils  zu  Hohne. 
Er  auß  Thon  ist  wieder  Thon,  was  auß  Thon  er  macht,  ist  Thon; 
Dieser  bleibt;  er  aber  steigt  zu  der  Herrligkeit  davon. 

33. 
Grabmal  eines  WebiBrs. 

Ein  Weber  liegt  allhier;  sein  Faden  ist  zerrissen, 
Weiß  keinen  Weber-KnopfF,  denselbten  außzubüssen. 

34. 
An  eine  Briegische  Fflrstin. 

Fürstin,  da  von  Euch  zu  schreiben  mir  erkühnte  nechst  mein  Sinn, 
Als  so  himmlisch  Thun  ich  spürte,  fiel  mein  irrdisch  Witz  dahin. 

36. 
Leid  nnd  Freude. 

Ist  ein  Böser  wo  gestorben, 
Traure!  dann  er  ist  vertorben. 
Ist  ein  Fromer  wo  verschieden. 
Freu  dich!  dann  er  ist  im  Frieden. 


214  l^eß  Enten  Tansend 

36. 

Gelt;  dnrcli  Versetzung:  Legt. 

Gelt  legt  nieder  dem  den  Mut;  der  Geld  darff  und  hat  nicht  Geld ; 
Gelt  legt  nieder  dem  den  Mut;  der  es  hat;  und  der  es  hält. 

37. 
Welt  anß  niclits. 

Kinder  lieben  ihre  Mütter;  als  die  Väter  noch  so  sehr; 
DrumliebtWelt  dasnichtS;  dieMutter,auchalsGott,  denVater,mehr. 

38. 

Von  deß  Marei  TSclitern. 

Seyd  lustig;  seyd  lustig;  sprach  Marcus ;  ihr  Kinder! 
Seyd  lustig;  wie  ich  euer  Vater,  nicht  minder! 
Ey  Vater!  ey  wisset,  das  beste  Gelächter 
Ist;  daß  ihr  uns  Männer  gebt;  sprachen  die  Töchter. 

39. 

Auff  Vitnm. 

Man  sagt:  Gibt  Gott  ein  Kind; 
So  gibt  er  auch  ein  Bind. 
Veit  gieng  und  kaufft  ein  Rind; 
Da  warb  sein  Weib  ein  Kind. 

40. 

Wer  kennt  sein  Olfieke. 

So  du  wilst  glücklich  seyn,  so  bitte ;  daß  dir  gibt 
Gott  selten;  was  du  wilst  und  dir  zu  sehr  beliebt. 

41. 

Liebe  brennt. 

Die  Fische  lieben  auch;  mag  Wasser-Liebe  brennen? 

Kein  Fisch  bin  ich;  und  sie  sind  stumm;  wer  wils  bekennen? 

42. 

Mißgelart  der  Jungfrauen. 

Mancher  Jungenfrau  gehts  übel;  wann  sie  ihr  nam  einen  Mann; 
Mancher  Jungfer  geht  es  übel;  wann  sie  keinen  haben  kan. 


Zehendes  Hundert.  215 

43. 

Richter. 

leder  Eichter  heist  gerecht  und  auch  ungerecht  hinwieder; 
Dem  gerecht;  der  obgesiegt^  ungerecht  dem^  der  liegt  nieder. 

44. 

Hofe -Diener. 

Deß  Fürsten  Diener  sind  also,  wie  sie  der  Fürst  wil  haben; 
Sie  arten  sich  nach  seiner  Art,  sind  Affen  seiner  Gaben. 

45. 

flofe- Hunde. 

Heuchler  und  Hunde  belecken  die  Teller; 
Jene  sind  Schmeichler ,  und  diese  sind  Beller; 
Diese  bewahren ,  bej  denen  sie  zehren; 
Jene  verzehren  die,  welche  sie  nähren. 

46. 

Von  der  Polla. 

Cupido  zielte  nechst  und  meint,  es  würde  glücken, 
Auff  Polla  Hertze  zu ;  sie  wandte  sich ;  im  Bücken 
Bestund  der  heisse  Pfeil;  das  macht,  daß  sichs  begibt. 
Daß  nimmer  nichts  wird  drauß,  sie  liebe,  wen  sie  liebt. 

47. 

Soldaten. 

Soldate  kümmt  vom  Sold ;  die  außgeübten  Thaten, 
Die  sie  auff  freyer  Straß  in  Hof  und  Haus  verübet. 
Verdienten  schlechten  Sold.   Was  noch  sich  ietzt  begibet, 
Bringt  Sold,  dadurch  sie  sind  Galgaten  und  Radaten. 

48. 

Von  der  Pyrinna. 

Pyrinna  ist  ein  Licht;  sie  ist  ein  theures  Licht; 

Ein  Buhler,  der  nicht  schenckt,  dem  brennt  sie  leichtlich  nicht. 


216  l^eß  Ersten  Tansend 

49. 
Finsterniiß. 

Die  Finstemtiß  ist  gut,  weil  sie  viel  Sünden  stillet; 
Die  Finsterniiß  ist  arg,  weil  sie  viel  Sünden  hüllet. 
Ein  iedes  Ding  ist  gut^  bös  ist  ein  iedes  Ding 
Nich  für  sich  selbst  ^  nach  dem  ein  ieder  mite  gieng. 

50. 

Anff  Yitnm. 

Veit  ist  die  kleine  Welt;  das  meist  in  ihm  ist  Meer; 
Von  Wasser  kummt  es  nicht,  vom  Weine  kummt  es  her. 

51. 

Wein. 

Wein  ist  der  Erde  Wasser,  das  Sonn  im  Stocke  kocht; 
Das  mag  ich;  was  im  Fasse  wächst,  hab  ich  nie  gemocht. 

52. 

FUhe. 

Wann,  Jungfern,  eure  Flöh,  die  ihr  habt  zu  Haus-innen, 
Was  sie  gehört,  gesehn,  vermelden  selten  kiinnen, 
Wie  mancher  fragte  sie,  der  Lust  zu  freycn  hat. 
Eh  als  den  besten  Freund,  um  einen  treuen  Bath. 

53. 
Treu  im  Topffe. 

Durch  fressen  und  dm'ch  sauffen  kaufTt  mancher  ihm  die  Treu; 
Er  schau ,  daß  nicht  zu  letzte  sie  fressen  dann  die  Sau. 

54. 

Anff  Pnlchellam. 

Es  meide  wie  das  Feuer  dich,  der  nicht  brennen  wil, 
Wiewol  das  Feuer  minder,  dich  aber  noch  so  viel. 

55. 

Anff  Pnlcliriprobam. 

Dreyerley  macht  dich  vergöttert :  daß  du  bist  so  wundor-schön 
Und  so  wunder-keusch,  daß  beyde  letzlich  auch  beysammen  stehn. 


Zehendes  Hundert.  217 

56. 
Kea8cUieit# 

Die  Keaschheit  macht^  daß  Weiber  werden 
Zu  klaren  Engeln  äuff  der  Erden; 
Doch  ist  es  so  gar  seltsam  nie; 
Manch  Lucifer  steckt  auch  allhie. 

57. 
Die  HSUe. 

Die  HöU  ist  schwartz  und  kalt  und  brennet  doch  darinnen? 
O,  nicht  auff  das!  wie  man  entgeh;  ist  drauff  zu  sinnen. 

58. 
Der  Himmel. 

Der  Himmel  ist  das  Haus  der  reichen  Ewigheit; 
Noch  liebt  man  doch  so  sehr  das  Haus  der  Eitelkeit. 

59. 
Welt-Liebe. 

Wie  kindisch  ist  der  Mensch!  er  sehnt  sich;  daß  er  liege 
Nicht  dort  ins  Vaters  Schoß;  nur  hier  im  Wust  der  Wiege. 

60. 

Anff  Helampsyclinm. 

Der  Himmel  geust  nicht  leicht  auff  einen  alle  Gaben ; 
Daß  derer  dann  so  viel  Melampsychus  kan  haben? 
Durch  Kirche ;  Schule,  Hof,  durch  Rent-  und  Cantzeley, 
Land;  Wirthschafft,  RathhauS;  Stadt  geht  sein  verordnen  frey. 
Mich  dünckt;  (man  mercke  drauff!)  es  wil  mir  also  scheinen; 
Melampsychus  sein  Weib  und  Kinder  werden  weinen. 

61. 

Ungestrafte  TodscUäge. 

Man  weiß;  wann  Menschen-Blut  ein  Artzt  wil  distillireu; 
Was  ftir  Geruch  dabey  wird  seine  Nase  rühren. 
Vergossen  Menschen- Blut  nicht  rächen ;  sondern  decken. 
Was  wird  für  Gottes  Thron  diß  für  Geruch  erwecken 


218  I^A  Enten  Tausend 

62. 

Anff  Coqiiiiiam. 

Freunde  nicht  von  gutem  Sinn^  Freunde  nur  von  gutem  Magen 
Darff  CoquinuB;  dann  er  kan  sonsten  nichts ;  als  au£f  nur  tragen. 

63. 
Morgen-  und  Abend -Stern. 

Weil  die  Venus  Abend-Stern  und  auch  Morgen-Stern  verbleibt, 
Wie  daß  sie  die  gantze  Nacht  ihre  Würckung  dann  nicht  treibt? 
Also  wird  gefragt  ein  Mann,  der  sich  neulich  hat  beweibt. 

64. 

Die  Sehrifft. 

Wann  Tinte,  Feder  und  Papier  beschliessen  einen  Rath, 
Verändert  offt  die  meiste  Welt  den  gantzen  alten  Stat. 

66. 

Mehr  trauriges  als  Instiges. 

Der  Trogloditen  See  wird  dreymal  süsse  täglich 
Und  herbe  dreymal  auch.    Was  in  der  Welt  ist  kläglich, 
Eümmt  immer  eh  und  mehr,  als  das,  was  lieblich  heist. 
Daß  bittres  dreymal  sich,  eh  einmal  süsses,  weist. 

66. 

An  einen  Geistlichen,  Martinns  Nentwieg;  versetzet:  Sey  gnt 

mit  wamnen. 

Deß  Herren  Schwerdt,  das  schmeisst,  der  Zorn  des  Herren  brennet; 
Wir  sind  schon  um  und  um  von  seinem  Heer  berennet 
Zur  Bache  schnöder  That  und  ungezählter  Schuld, 
Die  ihm  mit  Macht  verwehrt,  daß  er  uns  nicht  sey  hold. 

5  O  Zeit!   O  hohe  Zeit!  daß  wir  auf  Knien  Hegen, 
Daß  wir  die  freche  Stirn  zur  Erden  abwerts  biegen 
Und  bitten  um  verzeihn  und  beichten  rund  und  frey : 
Herr,  dein  erbarmen  machts,  daß  nicht  man  gar  nichts  sey! 
Wer  aber  glaubt  es.wol,  daß  Gott  so  zörnen  könne? 

10  Wer  nimmt  ihm  Gottes  Grimm  und  seine  Schuld  zu  Sinne? 


Zehendes  Hundert.  219 

Zur  Büß  ist  alle  Welt  Stein-fest  ietzund  gemacht; 

Der  Donner  Sinai  wird  kaum  so  hoch  geacht; 

Als  wann  ein  thönend  Ertzt  vom  Hammer-Schlage  schallet; 

Und  ein  gebrechlich  Menscli  mit  seinen  Fingern  schnallet. 

Was  Gott  last  sagen  ietzt,  was  Gott  mis  schreiben  ließ,  is 

Hat  Glücke,  wann  man  denckt,  es  sey  vielleicht  gewiß. 

Du  werther  Mann,  dein  Amt,  dein  Stand,  muß  drüber  klagen. 
Die  Mühe,  die  dich  drückt,  die  sauren  Moises-Plagen 
Was  richten  diese  wol?   Das,  was  die  Sonne  rieht. 
Wann  Wachs  sie  findet  nicht  und  hin  auiF  Leimen  sticht;  so 

Ihr  Glantz  bleibt  aber  rein.    Dein  Ruhm  wird  auch  verbleiben, 
Und  Gott  wird  deinen  Schweiß  in  sein  Register  schreiben. 
Du  sagtest,  was  Gott  wil;  was  Gott  wil,  sage  noch; 
Wer  Gott  und  dir  nicht  folgt,  der  trage  dann  sein  Joch! 
Mit  wamnen  warstu  gut;  sey  ferner  gut  mit  wamnen,  s5 

So  wirstu  dorte  Glantz  und  Segen  hier  erarnen ; 
So  schlechtlich  gehts  nicht  ab;  dein  wamnen,  das  so  gut. 
Setzt  manchen  auß  Gefahr  in  Gottes  Hold  und  Hut. 

67. 
Wucherer. 

Der  Hase  setzet,  nährt,  empfangt  fast  eine  Zeit; 

Ein  Geitzhals  gibt,  nimmt,  heischt  ein  mehres,  als  er  leiht. 

68. 

Von  einem  fromen  Manne. 

Sind  Ainffe  nur  noch  from  in  Sodoma  zu  finden? 
So  bist  der  erste  du  und  stillst  deß  Himmels  zünden. 

69. 

Oasterey. 

Gemässige  Trachten, 

Vermiedene  Frachten, 

Bekante  Gesellen, 

Berühgiiche  Stellen, 

Vertreuliche  Schwäncke,  ft 

Belieblich  Geträncke 

Sind  Stücke,  die  Gäste 

Befinden  fürs  beste. 


220  .  ^®ß  Ersten  Tausend 

70. 

Deß  Bileams  Esel. 

Wann  Esel  sich  solten  noch  heute  beklagen; 
Wie  man  sie  wil  wieder  Gebtihrnüsse  plagen^ 
So  trete  Schaf,  Ochse,  Pferd,  alles  Vieh,  bey 
Und  führten  auff  Krieger  ein  mächtig  Geschrey. 

71. 

Die  sichtbare  Kirche. 

Wo  viel  höh'  Augen  sind,  wo  viel  von  Pracht  und  Scheine, 
Da  ist  ja,  meint  die  Welt,  die  sichtbare  Gemeine. 

72. 

An  I.  F.  G.  Hertzog  Ludwigen  zum  Brieg.    Ludewig,  durch 

Theilung  der  Sylben:  Lud  ewig. 

Der  redliche  Piast,  begabt  mit  fromer  Güte, 
Gerechtigkeit  und  Treu,  lud  alles  Volcks  Gemüte 
Durch  Wolthat  ihm  zur  Gunst  und  trug  die  Polsche  Krön 
(Vielmehr,  was  ewig  ist,  unsterblich  Lob)  davon. 
5  Mein  Hertzog  folgt  ihm  nach ;  das  erbliche  Geblüte 
Erweckt  ihm  Bedligkeit,  Gerechtigkeit  und  Güte 
Nicht  minder  gegen  uns;  nicht  minder  lud  er  ein 
Dadurch  hier  Fürstlich  Lob,  dort  ewig  benedeyn. 

73. 
Auff  Halprobum. 

Malprobus  ist  ein  Schelm  und  nam  ihm  eine  Hure;     . 
Ey,  recht!  sagt  alles  Volk,  daß  diß  ihm  widerführe. 
Der  TopiF  bekam  also,  wie  schicklich,  eine  Stürtze; 
Geborgtes  ward  gezahlt;  drum  hat  er  keine  Kürtze. 

74. 

^.  Von  meinen  Reimen. 

Mein  Reim  ist  oflft  was  frey ;  noch  freyer  ist  mein  Mut 
AufF  das,  was  lasterhafft,  von  deme,  was  nicht  gut. 
Ich  rede  frey  von  dem,  was  Schande  heist  und  bringt; 
Vielleicht  ist  wer,  den  Scham  von  Schanden  abezwingt. 


Zebendes  Hundert.  221 

75. 
Anff  Hnminiiim,  ein  Banckkind. 

wolbenamtes  Voick  sind  gleichwol  Hurenkinder. 
Bey  Baoren  heist  man  sie  zwar  so  nichts  desto  minder, 
Bey  Bürgern  besser  noch  Banckhart  und  im  Geschlechte 
Der  Edlen  Bastarten  und  Bejschlag,  auch  Unächte 
Bey  Fürst-  und  Königen.    Mumm  wil  sich  zwar  bekennen, 
Wohin  man  immer  wU,  wann  Bauern  ihn  nicht  nennen. 

76. 
*  Ein  redlieker  Mann. 

Für  einen  guten  Mann  sind  alle  Zeiten  gut; 
Weil  niemals  böses  er,  und  böses  ihm  nichts  thut; 
Er  führt  durch  beydes  Glück  nur  immer  einen  Mut. 

77. 
Die  Welt. 

Wen  Erde  kan  laben, 
Darff  Himmel  nicht  haben. 

78. 
Anff  Leynlnm,  'einen  Feder -Hans. 

Du  Vogel,  Levulus,  wie  daß  du  dich  bewegest, 

Du  Vogel,  wann  man  spricht?  Da  Federn  du  doch  tragest. 

79. 

Von  einer  Franen. 

Ettstmich,  Mann!  sagt  eine  Frau;  küst  michofFt!  eineintzlerKuß 
Macht  nichts  auß,  macht  recht  nicht  satt,  bringet  Hunger,  gibt 

Verdruß. 

80. 

Unbeständige  Arbeit. 

Wer  nimmer  nichts  verbringt  und  dennoch  viel  fangt  an. 
Wird  in  Gedancken  reich,  im  Werck  ein  armer  Mann. 

81. 

Anff  den  glfiekseligen  Sntrinnm. 

Glück  hat  zu  seinem  Kinde  Sutrinum  außgekiest 

Und  Ifist  ihm  nichts  nicht  mangeln  als  das,  was  redlich  ist. 


-222  ^A  Ersten  Tausend 

82. 

Anff  Potinam. 

Potina  ist  frisch ^  frey  und  sonst  von  guten  Dingen; 
Sie  ist  vielleicht  weit  her?  Man  saget  von  Flissingen. 

83. 

Von  Caconio. 

Caconius  hat  Schelmen ^  hat  Diebe  bey  sich  her; 
Drauß  soll  man  nun  erkennen,  wie  viel  sey  besser  Er. 

84. 
Ein  ehrlicli  Weib. 

Die  Ehre  ziert  das  Weib,  ein  ehrlich  Weib  den  Mann; 
Wer  diesen  Schmuck  bekümmt,  seh  keinen  andren  an. 

85. 
Eheweiber,  versetzt:  Ehre  bey  We. 

Daß  We  im  Ehstand  ist,  weiß  ieder  viel  zu  schwätzen; 
Die  Ehre  bei  dem  We  kan  alles  Leid  ersetzen. 

86. 
Leid -Trost. 

Wie  glücklich  ist  doch  der,  der  seines  Kummers  wüten 
Kan  einem  treuen  Freund  in  seinen  Busen  schüten! 
O,  welch  ein  Glück  hat  der,  dem  gar  liegt  in  der  Schoß 
Ein  Freund,  dem  sich  ein  Mann  kan  kühnlich  geben  bloß. 

87. 
Hofe -Heiligen. 

Ist  unser  Hof  dann  reformirt?   Catholisch  ist  er  auch? 
Daß  ieder  einen  Heiligen  sucht,  ist  aller  Höfe  Brauch. 

88.. 
Wechsel  aUer  Dinge. 

Auff  das  aller -gröste  Leiden 
Folgen  aller- gröste  Freuden; 
AufF  die  aller -grösten  Freuden, 
Folgt  das  aller  >  gröste  Leiden. 

82,  2  Flisf Ingen  quasi  Fleschingen. 


Zehendes  Hundert.  223 

89. 
Der  Welt  Sfisse- bittres. 

Welt  gibt  Olren  Hoclizeit-Gästen  erstlich  gerne  gaten  Wein 
Und  zu  letzte  sauren  Lauer^  wann  sie  nun  bethöret  seyn. 

90. 
Von  Liyido. 

Lividus  ist  tödlich  kranck;  wil  er  leben  ^  sol  er  baden 
Auß  den  Threnen^  die  er  guß;  über  eines  andren  Schaden. 

91. 

Wollust  und  Schmertz. 

Das  letzte  von  der  Hitze  gibt  Anfang  auff  den  Frost; 
Den  Anfang  auiF  das  trauren  das  letzte  von  der  Lust. 

92. 

Stein -Hfilffe. 

Gestern  fuhr  der  Doctor  weg;  wie  die  Leute  sprechen, 
Soll  er  in  der  Nachbarschafft;  (hört  doch!)  Steine  brechen. 

93. 

Sorgen. 

Bey  wem  bleibt  Kummer  gerne;  zeucht  auch  am  liebsten  ein? 
Bey  denen,  die  ihn  warten  und  fleissig  bej  ihm  seyn. 

94. 

Dreyerley  lachen,  der  Natur,  der  Thorheit  nnd  der  Bosheit 

Lachrich  lacht  so  gern;  ist  es  dann  natürlich? 

ist  es  wol  hasirlich? 
was  dann  soUs  bedeuten  ? 


Lachrich  lacht  so  gern 
Lachrich  lacht  so  gern 


Höhnisch  lacht  er  auß  alles  Thun  bey  Leuten. 

95. 

Anff  den  Geitzhals  Gmnnnm. 

Grunnus  ist  ein  karger  FiltZ; 
Hat  doch  einen  milden  Miltz, 
Dann  er  dich;  du  Thaler -Sack; 
Lachet  an  den  gantzen  Tag. 


-   224  ^^  Ersten  Tausend  Zehendes  Hundert. 

96. 

Gebete. 

Gott  Vater,  hör  mich  beten!  Gott  Sohn,  o,  lehre  mich! 
Gott  Heilger  Geist,  hilfF  beten!  so  werd  erhöret  ich. 

97. 
Von  der  Spnrca. 

Von  iedem  ließ'  ein  eintzles  fahren. 
Was  an  ihr  Spurca  hat  zu  paaren. 
Wann  ihr  nur  würde  zugelassen. 
Mit  zweyen  Männern  sich  zu  fassen. 

98. 
Lfigen  und  Lfigen  sagen. 

Ein  Fromer  hütet  sich,  daß  leichtlich  er  nicht  lüge. 
Ein  Weiser,  daß  er  sich  mit  Lügen  nicht  betriege. 

99. 
Anff  Cnriosnm. 

Curiosus  grämt  sich  sehr,  was  ein  andrer  hat  zu  leben; 

Curiosus  grämt  sich  sehr,  was  ein  andrer  hat  zu  geben; 

Curiosus  grämt  sich  sehr,  was  ein  andrer  fUhrt  für  Lehre; 

Curiosus  grämt  sich  sehr,  was  ein  andrer  hat  fUr  Ehre; 
5  Curiosus  grämt  sich  nichts;  hat  nicht  wol  das  Brot  zu  leben; 

Curiosus  grämt  sich  nichts;  hat  viel  Schuld  und  nichts  zu  geben; 

Curiosus  grämt  sich  nichts;  glaubt  von  Gotte  keine  Lehre; 

Curiosus  grämt  sich  nichts;  hat  viel  Schmach  und  wenig  Ehre; 

Eignen  Kummer  schickt  er  fort,  kan  ihn  nicht  im  Hause  leiden ; 
10  Fremden  Kummer  hält  er  an,  kan  ihn  keine  Stunde  meiden. 

100. 

Von  meinen  Tausend  Beim -Sprächen. 

Bißher  gab  mein  Papier  wol  tausenderley  Sachen, 
Die  dem,  der  drüber  kümmt,  bald  bringen  Ernst,  bald  Lachen; 
Doch  bitt  ich  den,  der  kümmt,  daß  Ernst  und  Lachen  nicht 
Sey  allemal  mit  Ernst  und  Lachen  bald  gericht. 


225 


SALOMONS  VON  GOLAW 

DEUTSCHER 

SI  NN-GETIC  HTE 

ANDRES  TAUSEND. 

Petr.  Gregor.  Tholos.  d.  ßepubl.  lib.  17.  cap.  5.  v.  4.  pag.  1173. 

Die  Poetische  Rede  liat  diese  EigcnschafH; ,  daß  sie  mit  wenigem  viel 
berühre  und  angebe,  zu  eines  iedweden  grösseren  Anncmligkeit. 

Martin.  Anton.  Delrius  ad  Syntag.  Tragoed.  Latin,  in  Pr«fat. 

Zwar  diese  (nftmlich  die  Wissenschafft  dessen,  was  von  den  Poeten 
weislich  außgesprochcn  worden)  scheue  ich  mich  nicht  auch  denen,  welche 
die  Heilige  Schrifft  studlrcn,  angenem  zu  machen;  fürclite  mich  auch  nicht, 
daß  etliche,  so  anderer  Meinung  sind,  auff  mich  möchten  unwillig  werden. 
Zwar  80  sie  hierüber  die  Nase  rümpffen  und  die  Stimo  runtxcln  wolten,  wil 
ich  zwar  sehen,  wie  ich  ihnen  entgehe;  ich  wil  ihnen  aber  entgegen  setzen 
Tiel  sieghaffte  Kitter  auß  ihrem  eigenen  Heer;  nicht,  daß  es  mir  an  guten 
Gründen  und  Ursachen  mangele,  sondern  weil  diese  bey  Jenen  allemal  viel 
an  gelten  pflegen. 

Worauflf 
Gemeldter  Delrius  Sechzehen  auß  der  alten  Väter  Anzahl  beniomot,    welche 
theila  die  Poeten  fleissig  gelesen ,  theils  selbsten  außerlesene  Poeten  gewesen. 

Schönb.  Polit.  lib.  3.  cap.  43.  pag.  357. 

Die  Poesie  hat  eine  grosse  Verwandschafft  mit  anderen  Wissenschafften 
und  Künsten,  auch  mit  der  Rechts -Lehre. 


Logau.  1 0 


226  Andres  Tausend 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 

ERSTES  HUNDERT. 

1. 

Sparsamkeit. 

Wer  Geld  und  Gut  denckt  zu  erlangen, 
Muß  erstlich  von  dem  Maul  anfangen. 

2. 
Ein  Geitziger. 

Das,  was  in  der  Erde  wurtzelt,  nicht,  was  gegen  Himmel  steigt, 
Frist  ein  MaulwurfF,  und  der  Geitzhals  ist  zu  gleicher  Kost  geneigt. 

3. 
Von  den  Steinen  der  Pyrrh»  und  Dencalionis. 

Die  Pyrrha  und  ihr  Mann  gestreut,  was  waren  diß  für  Steine? 
Den  Kießlingstein  warff  sie  und  er  den  Sandstein,  wie  ich  meine ; 
Dann  dieser  dient  mehr  zuni  Gebrauch  und  jener  mehr  zum  Scheine. 

4. 
Die  Angen. 

Sonn  und  Monden  sind  die  Augen  an  dem  Cörper  dieser  Welt, 
Der  das  ein  auiFs  lichte  richtet,  und  das  ein  aufFs  finstre  stellt. 
Wann  manchMensch  nur  seinGesichte,theils  in  8ich,theil8  ausser  sich 
Wolte  richten,  würd  er  richten,  so  geschwinde  sich  als  mich. 

5. 
Eopff- Straffe. 

Die  Haare  sind  ein  Wald,  der  einen  Berg  bedeckt; 
Die  Sinnen  sind  das  Wild,  das  drunter  sich  versteckt; 
Die  wüten  manchmal  so,  daß  dann  ein  Jäger  kümmt, 
Der  Wild,  der  Berg  und  Wald  aufF  einen  Streich  hinnimmt. 


Erstes  Hundert.  227 

6. 

Witwen -Trost, 

Meinen  Mann  hat  Gott  genummen,  den  er  gab,  wie  ihm  beliebt; 
Ey,  ich  wil  ihm  wieder  nemeu,  wo  er  mir  noch  einen  gibt 

7. 

WissenschaflL 

Dem  Fleiflse  wil  ich  sevn  als  wie  ein  Knecht  verhaffl. 
Damit  ich  möge  seyn  ein  Herr  der  Wissenschaft. 

8. 
Vergeben-  and  Vergessenheit. 

Gedencken  lehrte  Krieg,  und  Friede  lehrt  vergessen; 
Was  hier  am  leichsten  sej^  ist  leichte  zu  ermessen. 

9. 

Hofe -eicht.  ^ 

Unser  Hof  hat  solche  Gicht;  da  von  Händen  und  von  Füssen 
Sich  die  Nerven^  nicht  von  Nerven  Hand  und  Füsse  leiden  müssen. 

10. 

Der  Anßgang. 

Wol  berathen,  gut  gerathen,  macht  den  Rath  geehrt  und  hold; 
Wol  beratheo;  mißgerathen^  setzt  den  Rath  doch  ausser  Schuld. 

11. 

Schiffen. 

AufF  dem  blauen  Saltze  reiten 
Und  ein  höltznes  Pferd  beschreiten, 
Last  sich  thun;  doch  hats  Bedenckon, 
Daß  mans  nicht  zu  tieiF  darff  träncken. 

12. 

Anffstehen. 

Steht  man  da  aufF,  wann  man  hat  ietzt  zu  sitzen  aufFgehört? 
Oder  wann  man  zu  dem  stehn  sich  hat  erstlich  auflfcmpörtV 

1  Manus  et  Pedes  ministri.    Nervi  roditus. 

15» 


228  Andres  Tausend 

13. 
Von  dem  nassen  Jahre  1649. 

Was  meint  der  Himmel  doch  mit  so  gehäufftem  Regen? 
Wil  von  deß  Krieges  Schmutz  befleckte  Welt  er  fegen? 
Bedeut  es  wol  hinfÜr  viel  Heil  und  reichen  Segen  ? 
Mich  dünckt;  er  traure  so  und  giesse  milde  Zehreu 
5  Um  das,  was  Sicherheit  der  Welt  wil  noch  gewehren, 
Die  Friede  brauchen  wil,  den  Himmel  zu  gefahren. 

14. 
Das  Weib  schweige. 

Weiber-Lippen  sind  geschafi^en 
Mehr  zum  küssen  als  zum  klaffen. 

15. 
Ein  Koss. 

Die  süsse  näscherey^  ein  lieblich  Mündlein-Kuß 
Macht  zwar  niemanden  fett;  stillt  aber  viel  Verdruß. 

16. 
Der  Tod. 

Der  Tod  ist  unser  Vater,  von  dem  uns  neu  crapföngt 
Das  Erdgrab,  unser  Mutter,  und  uns  in  ihr  vermengt; 
Wann  nun  der  Tag  wird  kummen,  und  da  wird  sejn  die  Zeit, 
Gebiert  uns  diese  Mutter  zur  Welt  der  Ewigkeit. 

17. 
Isis  nieht  gut,  so  wirds  gut. 

Böse  Leute  mögen  trotzen,  frome  Christen  stille  leben; 
Schafes- Wolle  kummt  im  Hinunel,  Wolffes-Locken  nur  daneben. 

18. 
Das  Hertze. 

Gott  gibt  uns  an  Leib  und  Seele  so  viel  Schätze,  so  viel  Gaben; 
Wil  für  Gaben,  wil  für  Schätze  bloß  nur  unser  Hertzen  haben. 
Wir  zwar  nemen  Schätz  und  Gaben,  lassen  aber  Schatz  und  Gaben 
(Nicht  der  Schätz  und  Gaben  Geber,)  unsre  gantze  Hertzen  haben. 


3Ä> 
19. 

Frome  Weiber  sind«  ihr  Wekcken,  gar  voUaiiff  bey  each  verluuul<m; 
Dmnn  die  Keuschheit  Hegt  rerwahret  stets  in  iSchlo«!8em  luid  in 

Banden. 

20. 
Am  eiie  Firstliehe  Person. 

Fürstin,  Enre  Himmels-Gaben, 
Die  Ihr  habt,  wie  Ench  sie  haben, 
Sind  Terfast  und  spielen  weit 
Durch  das  Gold  der  Frömigkeit 

21. 
Über  einen  FirstUehen  Namen. 

Wann  den  Namen  Christian  ich  gleich  hin  und  her  versetse, 
Kummt  mir  nimmer  doch  nichts  raiiß,  das  ich  domo  gleiche  schätie, 
Was  der  Namen  selbsteu  gibt;  dann  ein  walu^s  Christonthum 
Ist  dem  Fürsten  gar  gewiß  nur  der  allerbeste  Buhm. 

22. 

An  ein  andre  Fürstliche  Person. 

Daß  mit  dem,  was  Venus  schenckte,  nicht  sej  alles  gar  gothan, 
Zeigt  die  süsse  Zunge,  Fürstin,  und  der  schariFe  Witz  noch  au. 

23. 

Hofe -Lied. 

Daß  was  gehet  auff, 
SauiFet  tapffer  draufF! 
Leicht  ist  zu  gedencken, 
Magen  muß  man  träncken; 
Wo  da  ist  ein  Fürst, 
Ist  auch  wer,  den  dürst. 

24. 
Jnnger  Rath. 

Bey  Hofe  gilt  der  junge  Rath  als  wie  ein  junger  Wein; 
Wiewohl  er  Darmgicht  gerne  bringt,  noch  geht  er  lieblich  ein. 


230  Andres  Tausond 

25. 
Witwen -Klage. 

Wie  soll  ich,  armes  Weib,  mein  Ding  recht  greifFen  an? 
Ein  Weib  ist  doch  ein  Weib ;  ein  Mann  ist  doch  ein  Mann ; 
Und  wo  kein  Mann  nicht  ist,  da  kan  es  übel  seyn, 
Daß  sich  so  tielF  ein  Weib,  als  Mann,  kan  lassen  ein. 

26. 

Spiegel  -  Gerichte. 

Ein  ieder  lobet  meinen  Spruch,  nur  alte  Mägde  nicht; 

Weil,  daß  ihr  Schein  ietzt  tunckel  sey,  mein  Glas  das  Urtheil  spricht. 

27. 

Nemen. 

Wann  das  Weib  ihr  einenMann,  wann  derMann  ein  Weib  ihm  nimmt, 
Weil  sie  beyde  nemcn  so,  wer  dann  ist,  der  was  bektiramt? 
Ey,  das  Weib !  dann  die  empfangt,  traget  Bürden  ohne  Scheue, 
Leget  abe,  kummet  wieder,  holet  mehr  und  trägt  aufFs  neue. 

.28. 

Onnst  für  Recht. 

Kein  Corpus  juris  darff  man  nicht. 
Wo  Gunst  und  Ungunst  Urthel  spricht. 

29. 

Hofe-Worte. 

Complimenta  sind  ein  Wind,  da  sich  ein  Chamseleon, 
Der  von  Lufft  zu  leben  pflegt,-  machet  voll  und  satt  davon. 
Hertzen,  da  nicht  Witz  daheim,  haben  an  der  Schmeichel-Lust, 
Wie  die  Kinder  an  dem  Brey,  ihre  Lieb  und  ihre  Kost. 

30. 
Hofe-Worte. 

Wo  die  CompHmcnten  sind,  mangelt  was  gewiß  am  Willen; 
Sonsten  dörfften  Worte  nicht,  wann  nicht  Mangel,  was  ervöUen. 


Erstes  Hundert  231 

31. 

Rechts -Händel. 

Wer  in  Händel  ein  sich  last,  wer  sich  einlast  in  ein  Spiel, 
leder  muß  hier  setzen  auff,  welcher  was  gewinnen  wil; 
Doch  geschiehts,  daß  mancher  auch  nichts  gewinnt  und  setzt  doch 

viel. 
32. 
Dfirfitigkeit. 

Ein  Schade  sey  so  hoch  er  wil,  ist  dem  doch  keiner  gleich, 
Den  dieser  hat,  der  nie  nichts  hat;  dann  der  ist  selten  reich. 

33. 
Ein  bSser  Zahler.  ' 

Der  mir  funfftzig  Gülden  soll,  waget  zwantzig  Gülden  hin, 
Daß  er  meine  Zahlung  nur  möchte  länger  noch  verziehn. 
Schaut!  wie  ist  der  gute  Mann  abgerichtet  auff  Gewin! 

34. 
Vergnfigligkeit. 

Glücke  kan  nie  recht  betriegen, 
Wer  ihm  immer  last  genügen; 
Alles  falle  wie  es  wil; 
Das  vergnügen  ist  sein  Ziel. 

35. 
Neidische. 

Wie  ich  essen  soll  und  trincken,  wie  ich  mich  bekleiden  soll, 
Wie  ich  sonst  mein  Thun  soll  richten,  sind  die  Leute  Kummers  voll; 
Wann  ich  nicht  zu  trincken,  essen,  noch  mich  zu  bekleiden  hätte, 
Sonsten  auch  gar  viel  nicht  gilte ,  gilt  es  eine  starcke  Wette, 
Ob  nur  einer  findlich  wäre,  der  nur  einmal  sorgt  um  mich:  ft 

Immer  dünckt  mich,  wie  auß  Neide,  nicht  auß  Gunst  sie  kümmern 

sich. 

36. 

Pöfel- Gerichte. 

Wann  ich  also  solte  seyn,  wie  mich  ieder  haben  wil, 
Wtird  ich  also  seyn  wie  der,  dessen  ieder  lacht  im  SpieL 


232  Andres  Tausend 

37. 
Schutz-Rede  einer  Jnngfran  über  die  spielenden  Augen. 

Ihr  Schwestern,  lacht  ihr  nicht  der  albe^-klugen  Lappen, 
Die  Damen  sperren  ein  ak  wie  in  blinde  Kappen 
Und  halten  gar  für  schön,  wann  unsre  schönste  Zier, 
Der  schönen  Augen  Liecht,  steht  selten  für  der  Thtir? 

5  Ach  denckt  doch,  denckt  doch  nach!  durch  finstres  sauer  sehen 
Ist  Liebe  nie  gestifft,  und  nie  kein  Bund  geschehen; 
Dann  Damen  steht  es  zu,  daß  ihrer  Auglein  Schein 
Soll  wie  das  Firmament  frey  zu  beschauen  seyn 
Von  iedem,  der  da  \Vil.   Was  dienen  uns  die  Strahlen 

10  Der  Sonne  bey  der  Nacht?  Wer  lobt  deß  Künstlers  mahlen. 
Dafür  ein  Umhang  schwebt?  Soll  die,  die  lebt  und  lacht. 
Noch  für  der  rechten  Zeit  deß  Sterbens  schwartze  Nacht 
Ihr  ins  Gesichte  ziehn?  Kans  dann  Natur  auch  leiden. 
Das  so  man  schänden  soll  und  soll  zu  brauchen  meiden, 

16  Was  sie  zu  brauchen  gab?  Wer  munter  um  sich  schaut. 
Der  gibt  von  sich  an  Tag,  daß  er  ihm  selbsten  traut 
Und  gut  Gewissen  hat,  das  sich  für  nichts  entsetzet 
Und  nicht  zu  fliehen  denckt,  die  weil  es  nicht  verletzet. 
Ein  Auge,  das  nicht  kan  ein  fremdes  Auge  sehn, 

so  Weiß,  was  geschehen  ist,  weiß,  was  soll  noch  geschehn. 
Das  nicht  zu  rühmen  ist.   Nein!  nein!  soll  dieses  gelten, 
Die  allerbeste  Kunst  zu  tilgen  und  zu  schelten, 
Wodurch  sich  Damen  sonst  fein  spielen  ein,  mit  List 
Bezaubern  einen  Sinn,  der  sonst  noch  hatte  Frist? 

85  Das  muß  mit  nichten  seyn!  der  Augen  klare  Blicke 
Sind  unsre  stärckste  Ejrafft,  sind  unsre  Band  und  Stricke, 
Dadurch  uns  fällt  ins  Garn  ein  Wild ,  das  uns  gefällt 
Und  sonst  zu  unsrer  Gunst  sich  etwa  flüchtig  stellt, 
letzt  decken  wir  sie  zu;  ietzt  lassen  wir  sie  schissen, 

so  Nach  dem  wir  diesen  schnell  und  jenen  langsam  wissen ; 
Hier  brauchen  wii*  den  Sporn ;  dort  brauchen  wir  den  Zaum ; 
Wir  halten  jenen  an  und  geben  diesem  Raum. 
So  jener  sich  was  scheut,  wil  uns  imd  ihm  nicht  trauen, 
So  öfihen  wir  das  Licht  durch  fretmdlich  gegen-schauen. 


Erstes  Hundert.  233 

Erleuchten  seinen  Sinn,  entzünden  ihm  ein  Heiss,  ss 

Dadurch  in  ihm  zerschmelzt  der  Zagheit  kaltes  Eiß; 

Wer  eifirig  seiner  Brunst  halb  wütig  nach  wil  hencken, 

Muß  blitzlich  seinen  Mut  auf  Ehrerbittung  lencken. 

Wann  unsrer  Augen  Glantz  mit  Wolcken  überzeucht, 

Und  für  den  göldnen  Strahl  ein  finster  Unmut  leucht.  40 

Doch  lassen  wir  nicht  gar  in  kalter  Nacht  ihn  zagen; 

Wir  blicken  einsmals  auft'  und  lassens  wieder  tagen, 

Zwar  so,  ob  das  Gesicht  ein  kiirtzes  Schrecken  gibt, 

Er  Anlaß  dennoch  nimmt,  daß  er  sich  mehr  verliebt. 

Durch  Feuer  und  durch  Eiß,  durch  fürchten  und  diurch  hoffen     46 

Hat  Liebe  Ziel  und  Zweck  zum  meisten  glücklich  troffen. 

Hat  aber  diese  Kunst  und  dieser  Buhlers-Fund 

Den  Augen  bloß  vertraut  und  ihrer  Art  vergunt. . 

Durch  diese  Waffens-Macht,  durch  diese  List  wir  fangen 

Und  manchen  Liebes-Knecht  in  unser  Zelt  erlangen ;  so 

Durch  dieses  Meisterstück  ist  manches  Glück  erwacht. 

Das  sonsten  etwa  noch  schlieff  in  der  tieffsten  Nacht. 

Manch  Schiffer  hat  gezörnt,  wann  trübe  Wolcken-Decken 

Ihm  haben  Cyiiosur  mid  Heiice  verstecken 

Und  also  seinen  Lauff  in  Irrthum  wollen  ziehn,  »* 

Daß  er  nicht  kunte  fort  da,  wo  er  wolte  hin. 

Ihr  tapffren  Cavaliers ,  die  ihr  in  Lieb  und  Waffen 

Zu  leben  euch  begehrt,  auch  drinnen  ein  zu  schlafen, 

Ey,  maintenirt  die  Sach  und  stürmt  eh  alle  Welt, 

Als  braven  Damen  soll  das  Kunst- Werck  seyn  gefSUt,  «0 

Mit  Augen,  euch  zu  Trost  und  Gunst,  nicht  frey  zu  funckein 

Und  eurer  Liebe  Fahrt  so  irrsam  zu  vertunckeln! 

Wir  sind  ja  darum  da,  auff  daß  ihr  wissen  künnt. 

Wo,  wie,  wann  euer  Schiff  den  sichren  Aufruhr  findt. 

Wem  ist. die  Fackel  gut,  die  sich  nur  selbst  verbrennet  66 

In  einer  tieffen  Grufft,  dadurch  niemand  erkennet 

Weg,  Steig,  Berg  oder  Thal?  Was  nützet  ein  Gesicht, 

Daß  sich  nicht  auff  sich  selbst,  dem  auch  kein  andrer  nicht 

Verlassen  dartt'und  traun?  Nicht  uns  smd  wir  geboren 

Auch  nicht  zur  Einsamkeit;  wir  sind  dahin  erkoren,  ^^ 

Gesellschafft  einzugehn.   Drum  schaut  nur  frisch  herum, 

Ihr  Augen ,  ob  nicht  bald  an  warme  Seite  kumm 


234  Andres  TanBend 

Der,  der  für  uns  geweiht,  und  welchem  wir  gehören! 
Last  euch  das  alte  Lied  vom  schämen,  nicht  bethören. 
75  Ein  gar  zu  blödes  Aug,  als  ofFtmals  ist  geschehn. 

Hat  das,  was  ihm  gesollt,  versäumt,  verschämt,  versehn. 

38. 
Schutz-Bede  einer  Jungfrau  über  die  gänge  Zunge. 

Nechst  ^gt  ein  alter  Greiß :  lemehr  die  Jungfern  schweigen, 
lemehr  künn  ohne  Wort  ihr  Preis  gen  Himmel  steigen; 
Die  stille  frome  Zucht,  die  Eingezogenheit, 
Die  Rede,  wann  sie  schweigt,  bringt  eitel  Liebligkeit. 
5  Schweig,  Vater!  Alter,  schweig  von  so  verrosten  Sprüchen, 
Du  woUst  dann  seyn  belohnt  mit  alamode  Flüchen! 
Du  hast  den  Amadis,  drauß  wol  man  discurirt. 
Nie  oder  nicht  genug  gelesen  und  studirt ; 
Drum  gilt  dein  Kram  nicht  viel ;  die  Ethic  ist  vermodert, 

10  Die  deiner  Zeit  gieng  um;  was  mehres  wird  erfodert, 
Daß  Damen  lieget  ob.    ,jNein,  Ja,  ich  weiß  es  nicht,^ 
Hat,  wie  für  alter  Zeit,  diß  Ding  nicht  außgericht. 
Es  muß  was  höhers  seyn,  daß  Damen  müssen  wissen. 
Wo  sie  nicht  wolln  den  Buhm  der  braven  Damen  missen 

16  Und  Mägden  gleiche  seyn.   Für  Zeiten  war's  genug, 
Wann,  was  da  gab  die  Kuh,  und  was  erwarb  der  Pflug, 
Die  Jungfern  zählten  her;  die  Junckern  gi engen  seichte; 
Sie  waren  nicht  weit  her  und  zu  erreichen  leichte. 
Wanns  höflich  wo  gieng  zu,  so  klang  ein  Reuters-Lied: 

20  Der  grünne  Tannenbaum  und  dann  der  Linde-Schmied. 
Die  Helden-Zeit  ist  ietzt;  letzt  herrschen  solche  Sinnen, 
Die  nicht  im  Grase  gehn,  die  auff*  den  hohen  Zinnen 
Der  würde  stehn  voran,  in  denen  Mut  und  Geist 
Den  Mund  nichts  als  von  Krieg,  Sieg,  Mannheit  reden  heist, 

25  Und  dann  von  courtoisie  und  süssem  caressiren 
Der  Damen,  die  es  wehrt,  und  sie  verobligiren 
Zu  dicnstlicliem  faveur,  durch  schönen  Unterhalt 
Und  lieblichen  Discours,  die  nicht  sind  kahl  und  kalt 
An  Worten  wie  ums  Maul,  die  nicht  wie  stumme  Götzen 

30  Sind  in  die  Kirche  nur,  nicht  an  den  Tisch  zu  setzen, 
Und  die  man  billich  heist  ein  höltznes  Frauen-Bild, 
Das  nur  zum  schauen  taug  und  nicht  zum  brauclien  gilt. 


Erstes  Hundert.  235 

Es  hört  Don  Florisel  der  Helena  befehlen; 

Das  Fräulein  Sydera  hat  Dienst  und  Gunst  zu  zehlen, 

Die  ihr  Don  Rogel  trägt,  und  Oriana  hat  35 

Den  tapffren  Amadis  und  alle  seine  That 

Zu  ToUem  Brauch  und  Pflicht.    Es  last  sich  übel  paaren 

Die  Erde  zu  der  Lufft;  dann  die  wil  oben  fahren, 

Und  jene  sinckt  in  sich;  drum  geht  es  nach  Gebühr, 

Wann  sich  zusammen  hält  ^ladam'  und  dann  ^lonsicur,  «** 

Und  gleiches  gleiches  sucht.  Die  nur  mit  stummen  Sitten 

Und  Siegel-festem  Mund  ihr  Angesicht  erbitten, 

Wie  Larven  ohne  Hirn,  die  tügen  nicht  hieher. 

Und  ihres  Bettes  halb  bleibt  billich  kalt  und  leer. 

Die  Zunge  muß  es  thun,  soll  wer  die  Purpur-Rosen  ** 

Deß  Mündleins  laclieu  an  und  ihnen  Liebc-kosen! 

Die  Zunge  muß  es  thun!  sie  streut  die  Blumen  hin^ 

Drauß  liebe  Cavalliers  die  süssen  Kräffte  zichn 

Zu  ihrem  Auffenthalt;  sie  muß  die  süssen  Trauben, 

Die  auflF  den  Lippen  stehn,  verbieten  und  erlauben,  r.o 

Nach  dem  es  ieder  wehrt.    Soll  ein  ergetzlich  Kuß 

Sejm  besser  angewehrt,  als  aufFdes  Pabstes  Fuß, 

So  muß  ein  lieblich  Wort,  so  muß  ein  freundlich  kürmeln 

Bej  süssen  schmätzerlein  dem  lächeln  und  dem  murmeln 

Sich  artig  mischen  ein,  wodurch  der  Liebste  merckt,  sä 

Sein  Thun  sey  wol  getan  und  seine  Thurst  gestärckt. 

Wer  aber  nicht  geweiht,  deß  Mündleins  Liebe-spielen, 

Deß  Geistes  Nectar-SaiFt  zu  nissen  und  zu  fühlen, 

Dem  muß  sie  schliessen  zu  die  Corallinen-Pfort 

Durch  ein  entsetzlich  Pfuy!  und  durch  ein  bittres  Wort.  00 

Die  Zunge  muß  09  thun,  solin  Cavalliers  erlernen 

Discreter  Damen  Witz ;  solln  sie  sich  nicht  entfernen 

Von  ihrer  Seite  weg,  so  muß  die  Zung  es  thun; 

Die  macht  den  Helden  LufFt  und  ein  erquicklich  ruhn. 

Gibt  ihnen  neue  Kraflft,  bringt  ein  verguntes  rasten  65 

Vom  Eifer  ihres  Muts  und  ihrer  Waffen  Lasten, 

Macht,  daß  ein  kühnes  Hertz  um  auß  der  Dame  Mund 

Ein  angenemes  Wort  sich  Thaten  unterstund, 

Die  biß  an  Himmel  gehn,  macht,  daß  auch  kalte  Simien 

Zur  Kühnheit  werden  warm.   Sie  weiß  gleich  gut  zu  künnen        70 


236  Andres  Tausend 

TjrtsßUB  muntre  Kunöt;  als  wol  ein  Grichisch  Mann^ 
Der  durch  ein  hitzig  Lied  auff  seinen  Feind  entbran. 
Die  Zunge  muß  es  thun  und  durch  die  Waflfen  dringen, 
Ein  Martialisch  Hertz  hin  in  die  Schranken  zwingen 

75  Idalischer  Gesetz  und  schaffen,  daß  sich  bückt 
Für  einer  Dame  der,  auff  den,  wann  er  nur  blickt. 
Sonst  tausend  Cavalliers  genaues  mercken  geben 
Und  setzen,  wann  er  wil  in  Tod  ihr  frisches  Leben. 
Die  Zunge  muß  es  thun,  daß  einer  Dame  Mund 

80  Gekunt  hat,  was  ein  Schwerdt  und  Scepter  hat  gekunt. 
Die  Zunge  hats  gethan,  daß  niedriges  Geblüte 
Auff  hohen  Stühlen  sitzt  und  gehet  in  der  Mitte 
Und  fährt  mit  Sechsen  her,  verachtet  Fürsten-Blut, 
Und  mangelt  ihm  sonst  nichts,  als  daß  es  alles  gut 

85  Zu  zehlen  nicht  vermag,  daß  theils  durch  blosses  wincken 
Sich  findet  über  Nacht,  theils  durch  deß  Degens  blincken 
Mit  summen  lauffet  ein.   Die  Zunge  hats  gethan. 
Daß  eiuer  Dame  Wort  kan,  was  niemand  nicht  kan. 
Daß  sie  sich  edel  kan,  schön,  reich  und  ehrlich  machen, 

90  Ob  sie  es  vor  nicht  war,  daß  sie  in  allen  Sachen/ 
Recht  hat  und  recht  behält,  wiewol  sie  unrecht  thut, 
Und  was  sie  thut,  gethan,  ist  löblich,  herrlich,  gut! 

39. 

Von  einem  Br&ntigam,  Braut  und  Pfarr. 

Braut  und  Bräutgam  ward  getraut;  eh  ein  iedes  nun  empfing 
Ihrer  Pflichten  offnes  Pfand,  wie  gebräuchlich,  einen  Ring, 
Ward  die  Braut  noch  fertig  eh,  als  damit  der  Bräutigam  war; 
Dann  der  Ring  war  etwas  eng,  und  der  Finger  dicke  gar. 
5  Tugendsame  Jungfer  Braut,  haltet  euer  Zeichen  an. 
Biß  der  Bräutgam,  sprach  der  Pfarr,  seines  fertig  haben  kan. 

40. 

Belohnnng  nnd  Straffe. 

Einen  Acker  wol  durchpflügen,  einen  Acker  wohl  betüngen, 
Macht,  daß  Unkraut  muß  verwelcken  und  das  Land  muß  Früchte 

bringen. 
Lasterhafftes  Wesen  straffen,  tugendhafftes  Thun  belohnen, 
Macht,  daß  Unheil  ausser  Landes,  inner  Landes  TI  eil  muß  wohnen. 


Entes  Handert.  237 

41. 

Raelie. 

"Ej,  ich  wils  ihm  ein- noch  reiben ;  dieses  Ding  muß  sejn  gerochen! 
Einer  hat  mich^  spricht  Pennina^  spöttisch  unlängst  angestochen. 

42. 

Beraubter  Gemein -Kasten. 

Daß  das  aUgemeine  Heil 
Keinen  Abbruch  darff  erfahren^ 
Wil  davon  ein  ieder  Theil 
Nehmen  und  bey  sich  bewahren. 

43. 
Wissensehafft  auß  Bernhardo. 

Theils  sucht  man  Wissenschaft  nur  bloß  zu  schlechtem  wissen; 

und  dieses  dient  dahin  den  Fürwitz  nur  zu  btlssen; 

Theils  sucht  man  Wissscnschafft;  damit  man  sej  geehrt^ 

Und  dieses  thun  nur  die^  die  Eitelkeit  bethört*, 

Theils  sucht  man  Wissenschaft^  damit  mau  was  verdiene;  6 

Und  dieses  schlägt  nur  auß  zu  schändlichem  Gewiene ; 

Theils  sucht  man  Wissenschaft;  dem  Nechsten  zum  Genieß; 

Und  dieses  ist  ein  Werk;  das  wahre  Lieb  uns  hieß; 

Theils  sucht  man  Wissenschaft;  sich  selbsten  zu  versorgen; 

Und  diß  dient;  daß  man  so  nicht  fremde  Witz  darff  borgen.        lo 

44. 

Ein  reicher  Oeitzwanst. 

Verres  ist  ein  lastbar  Esel;  aber  nicht  ein  reicher  ManU; 

Weil  nur  bloß  zum  Säcke  tragen;  Glück  ihn  hat  genummen  an. 

46. 
Nutz. 

Der  ergreifft  nicht  leichtlich  Gunst;  der  da  ist  im  Seckel  blind; 
Weil  die  Gunst  tritt  meistens  hiu;  wo  Genieß  und  Vortheil  sind. 

46. 
Hnrerey. 

Juden  hatten  harte  Hertzen,  mochten  drum  viel  Weiber  nemen ; 
Was  für  hartes  haben  Christen;  die  viel  Huren  sich  bequemen ! 


238  Andres  Tausend 

47. 
Hnrer. 

Wen  man,  wie  man  spricht,  ergreiflFt  auff  einem  fahlen  Pferde, 
Der  verdient,  daß  seine  Treu  gar  schwartz  geachtet  werde; 
Den  man,  wie  gemein,  ergreifft  auflf  einer  falben  Dame, 
Diesen  trifft  (warum  auch  nicht?)  ein  tapffer  Käysers-Name. 

48. 
Die  goldene  Zeit 

letzt  ist  die  göldne  Zeit;  wer  ietzt  kein  Gold  nicht  hat, 
Hat  keine  gute  Zeit  und  ist  ihm  auch  kein  Bath. 

49. 
Vergleich,  da  man  etwas  behält  und  etwas  naehl&st 

Wann  Mann  und  Weib  sich  zanckt,  ist  Sühne  recht  bestellt, 
Wann  dieser  was  räumt  ein,  hingegen  sie  was  hält. 

50. 
Weiber  •  Herr  schafft. 

Gehorchen  sollen  Weiber,  befehlen  aber  nicht. 

Wie  reimt  sich  das?    Gesetze,  wer  unten  lieget,  spricht. 

51. 
Auff  Vimam. 

Virna  sagt:  Ihr  Morgenstern  sey  ihr  Mann;  ihn  anzublicken 
Und  ihm  ins  Gesicht  zu  sehn,  legt  sie  sich  gern  auff  den  Kücken. 

52. 

Ein  Welt-Mann. 

Was  heist  politisch  seyn?  Verdeckt  im  Strauche  liegen, 
Fein  zierUch  führen  um  und  höflich  dann  betriegen. 

53. 
Silber,  der  Monden. 

Ist  das  Silber  auch  ein  Monden,  wie  Chimisten  etwa  meinen, 

Wie  daß  mir  dann  dieser  Monden  nie  wil  an  der  Völle  scheinen? 

* 
47,  4  Von  Carjo  dem  Großen,  ein  tapffrer  Kerle. 


Erstes  Hundert.  239 

54. 
Oold,  die  Sonne. 

Ist  das  Gold  ein  andre  Sonne ;  wie  Chimisten  wil  bedüncken^ 
Wie  daß  sie  mir,  wie  im  Winter,  wil  nur  stets  zur  Seite  blincken? 

55. 

Gnte  und  B5se. 

Die  Bösen  haben  Hinmiel,  die  Guten  hier  die  Hölle; 
Gut,  warte  biß  dort  oben!  da  wechselt  man  die  Stelle. 

56. 
Friedens -Krieg. 

Der  durch  Waflfen  überwunden, 
Hat  noch  lange  nicht  gesieget; 
Friede-machen  hat  erfunden, 
Daß  der  Sieger  unten  Heget. 

57. 
Welt- Glauben. 

Treu  und  Glauben  ist  zerrissen, 
Dran  die  Welt  zusammen  hing; 
Dieses  macht,  daß  so  zu  bissen 
Aller  Länder  bestes  ging. 

58. 

Krieg. 

Moises  kunte  Staub  und  Aschen  von  dem  klaren  Golde  machen. 

Krieg  hat  gar  gemacht  zu  nichte  Gold  und  Gut  und  alle  Sachen. 

59. 
Tugend  hinter  dem  Oelde. 

Das  Reichthum  ist  die  Frau;  die  Tugend  ist  die  Magd; 
Der  mit  der  Magd,  der  triffts,  es  ftlr  die  Frau  gewagt. 

60. 
Bedligkeit. 

Wer  schläft,  der  schnarcht  wol  oflft,  beist  aber  dennoch  nicht; 
Die  Redligkeit  verlacht,  was  ihr  Verfolger  spricht; 
Ein  Biedermann  steht  stets,  nicht  lang  ein  Bösewicht. 


240  Andres  Tansend 

* 

61. 
Obrigkeit  nnd  ünterthanen. 

Ob  die  Untren  von  den  Obren ,  ob  der  Untren  Obre  wegen, 
Fragstu,  sind?  Frag:  Ob  am  Hirten  ohne  Heerd  ist  viel  gelegen? 

62. 

Anff  Rbombnm. 

Rhombus  spielt  im  Frauenzimmer  neulich  um  Discretion; 
Ist  mir  recht,  sie  ist  verspielt,  daß  nichts  übrig  mehr  davon. 

63. 
Anff  ASriuni. 

Wer  kennt  Aerium,  und  wo  sein  Haus  er  hält? 
Sein  Haus  hat  keine  Thtlr:  es  ist  die  gantze  Welt. 

64. 
Anff  Foratam. 

Forata  spricht:  ich  schlage  den,  der  mich  denckt  zu  küssen. 
Was  mehr?  Sie  hat  kein  Eisen,  sie  sind  schon  abgeschmissen. 

65. 
Anff  Theanam. 

Eine  Göttin  ist  Theana,  wie  die  blinden  Buhler  dünckt. 
Immer  hiul  ists  aber  göttlich,  daß  sie  wie  die  Böcke  stincktV 

66. 
Die  Gelegenheit  Enropse. 

Europa,  wie  es  liegt,  siht  einer  Jungfer  gleich; 
Das  Kleinod  auflf  der  Brust  ist  Czechus  Königreich ; 
Nach  diesem  grieff  Mars  erst  und  lernte  rauben  dran,' 
Daß  mehr  kein  Kleinod  sie,  gar  kaum  ein  Hemd  hat  an. 

67. 

Abführe  der  Soldaten.  ^ 

Deutschland  soll  ietzund  purgiren 
Und  deß  Krieges  Wust  abführen. 

1  EyacoAtio. 


Erstes  Hnndert.  241 

Wer  doch  glaubt,  was  diese  Wust 
Wol  für  Müh  und  Mittel  kost? 
Wer  hierzu  nicht  gab  das  Leben, 
Muß  das  andre  Blut  doch  geben. 

68. 
Die  Weiber. 

Mag  man  Weiber  Gänse  nennen,  da  sie  doch  nicht  künnen  fliegen, 
Kan  es  sejm,  theils  wann  sie  schnaddern,  theils  in  Giinse-Fedem 

liegen. 

69. 

Die  H.  SchriiFt. 

Die  Schriflft,  die  ist  ein  Fluß,  dadurch  ein  Elephant 
Muß  schwimmen,  und  ein  Schaf  geht  sicher  an  das  Land. 

70. 
Neuerung. 

Altes  Übel  wol  gestellet,  ist  nicht  leichtlich  aufFzurühren; 
Neues  wol,  als  altes  Übel,  ist  viel  ärger  offt  zu  spüren. 

71. 
Ein  begnadeter  Diener. 

Gunstart,  dient  so  manches  Jahr,  hatf  und  hat  doch  keinen  Sold ; 
Ey,  wie  unrecht!  O,  er  nam  und  bekam,  was  er  gewolt. 

72. 

Anff  Fnscam. 

Fusca  ist  zwai'  mächtig  schön,  pfleget  aber  flirzunehmen  • 

Sachen,  die  ihr  schönes  Weiß  ziemlich  schwärtzcn  und  beschämen; 
Schöner  kummt  ein  schönesBild,wann  es  steht  in  schwartzenRämen. 

73. 
Die  Bficher  Hoises. 

Wie  hat  Moises  künnen  wissen,  was  von  Anfang  ist  geschehn? 
Wie  er  das,  was  künff*tig  wäre,  deutlich  hat  voran  gesehn. 

Logan.  l  O 


242  Andres  Tausend 

74. 

Das  geschriebene  Wort. 

Die  Schrifft,  die  ist  ein  Brieflf  von  Gottes  ernstem  Willen, 
Geschrieben  an  die  Welt,  denselben  zu  ervöUen; 
Wie  daß  er  liegen  bleibt,  und  niemand  an  ihn  nimmt? 
Weil  seinen  Titul  er  nach  Willen  nicht  bekümmt. 

75. 
Gfittliehe  Wunder-Werke. 

Daß  die  Welt  auß  nichts  erschaffen,  wer  nur  dieses  glauben  kan, 
Wie  er  billich  soll,  wir  d  zweiffein  nichts,  was  sonst  dieSchrifft  zeigt  an . 

76. 
Brieg,  versetzt:  Begir. 

Brieg,  du  warst  für  allen  Nimpffen, 
Die  am  Oderstrome  schimpffen. 
Lange  Zeit  her  ftlr  und  fiir 
Aller  Cavalliers  Begir. 

5  Alle  liebten  dein  Vermtigen, 
Keiner  aber  dein  Vergnügen. 

77. 
Gesetz  nnd  Evangelinm. 

Ist  Gesetz  ein  Spiegelglas,  das  die  Sünde  fUr  uns  bildt, 
Ist  das  Evangelion  eine  Decke,  die  es  hüllt. 

78. 
Die  H.  Schrillt. 

Die  Schrifft  die  ist  ein  Licht,  den  Gang  uns  recht  zu  weisen; 
Die  Schrifft  die  ist  die  Kost,  die  Seele  wol  zu  speisen; 
Die  Schrifft  die  ist  das  Kraut,  Gebrechligkeit  zu  dämpffen; 
Die  Schrifft  die  ist  das  Schwerdt,  die  Feinde  zu  bekärapffen ; 

6  Die  Schrifft  die  ist  die  Salb  auff  deß  Gemütes  Wunden ; 
Die  Schrifft  die  ist  die  Zucht,  drinn  ewig  Heil  wird  funden. 


Die  Mclistf  WeifJieit. 
Cron  tmd  sici  im  iTTmide  keni)<ün, 
Isi   die  bÖch>te  Witz  zu  nennen; 
Viele-n  ist  viel  AViu  peg-eben, 
I>iese  selten  noch  daneben. 

AbuüiI  der  Prende. 

Wer  Tiel  Freunde  rühmt  zu  haben,  hat  gewiß  gar  wenig  Sinnen: 
ADc  Sinneii  fehlen  ofiters,  eineÄ  Freund  zu  finden  ktlnnen, 

81. 

Heuehel-Lente.  falsehe  Leite* 

Lieber  Gotr^  was  hastu  Affen,  die  auß  iiicht;^  woUn  machen  viell 
Mancher  trügt  mir  lauter  hassen,  sagt  mir  doch  von  vielem  lieben. 
Lieber  Gott,  was  hastu  Affen!  W;is  gesagt,  ist  allen  blieben. 
Weil  man  ietzt  auß  viel  verheischen  wieder  gar  nichts  machon  wiL 

82. 
Poeterey  mindert  das  Ansehen. 

Ey,  so  laß  ich  den  nicht  bleiben, 
Was  ich  schrieb,  noch  mehr  zu  schreiben? 
Erbarkeit  hats  bald  verdrossen, 
Wann  sie  um  soll  gehu  mit  Possen. 
Ist  mir  recht,  Verdruß  zu  mindern, 
Kiudeln  Männer  offt  mit  Kindern; 
Auch  so  bringt  man  ernste  Sachen 
Ftiglich  an  und  ein  durch  lachen. 

83. 
Die  Erde  wird  bewegt. 

Daß  die  Erde  sich  bewegt  und  niemals  nie  stille  stund, 

Mag  wol  seyu;  was  ecklcht  war,  wird  fortmehr  ja  alles  rund. 

84. 
Langes  Leben. 

Langes  Leben  ist  ein  Segen,  der  den  Seinen  gibct  (Jott; 
leder  wüntschet  ihn  zu  haben,  da  er  doch  ist  voller  Spot. 

16* 


244  Andres  Tansend 

86. 

Weises  Mißtrauen. 

Ein  Ehren-loses  Weib,  das  iedem  wird  zu  Willen, 
Trägt  selten  eine  Frucht,  pflegt  nur  die  Brunst  zu  stillen: 
Wer  aller  Treu  sich  traut  und  Glauben  trägt  so  feil. 
Gibt  seineu  Theil  zwar  auß,  nimmt  aber  keinen  Theil. 

86. 

Der  Mensch. 

Neun  Monden  wird  eni  Mensch  zum  Leben  zubereitet, 
Dar£f  einen  Augenblick,  der  ihn  zum  Tode  leitet. 

87. 

Mütterliche  Liebe. 

Die  Mutter  trägt  im  Leibe  das  Kind  drey  Viertel-Jahr; 

Die  Mutter  trägt  aufF  Armen  das  Kind,  weils  schwach  noch  war; 

Die  Mutter  trägt  im  Hertzen  die  Kinder  immerdar. 

88. 

Das  Crentze. 

Fleucht  der  TeufFel  für  dem  Creutze,  wer  ist  so  der  Teuffei  nicht? 
Weil  von  Trübsal  und  von  Creutze  ieder  sich  so  gern  entbricht. 

89. 
Himmel  und  Erde. 

Der  Mann  soll  sejm  der  Himmel ;  das  Weib  wil  seyn  die  Erde, 
Daß  Erde  von  dem  Himmel  umfangen  immer  werde. 
Daß  Erde  von  dem  Himmel  sich  stets  gewärmet  wisse, 
Daß  Erde  von  dem  Himmel  den  Einfluß  stets  genisse. 

90. 

Anff  Vindam. 

Liebet  Vinda  gleich  frisch  Brot,  frischen  Tranck,  frisch  Fleisch, 

frisch  Geld, 
Ist  doch  nur  ein  frischer  Mann,  was  am  besten  ihr  gefallt. 


Erstes  Hnndert.  245 

91. 
Der  Plantinische  Teller -Lecker. 

Meine  Mutter  war  der  Hunger;  seit  sie  mich  auß  sich  geboren, 
Hat  sie  sich  bey  keinem  Tage  noch  zur  Zeit  auß  mir  verloren. 
Zwar  zehn  Monat  trug  sie  mich,  und  zehn  Jahre  trag  ich  sie; 
Keines  hat  für  diese  Last  andrem  noch  gedancket  ie. 
Ich  war  klein,  da  sie  mich  trüge ;  sie  ist  mächtig  groß  zu  tragen ;  & 
Drum  entstunden  ihr  gar  kleine,  mir  gar  grosse  Kindes-PIagen. 
Ich  auch  Aihle  fort  und  fort  grosse  Schmertzen,  grosses  Weh; 
Doch  vermerck  ich,  daß  so  bald  sie  von  mir  nicht  weg  noch  geh. 

92. 
Sehläge.  ^ 

Eine  Glock  und  eine  Nuß  und  ein  Esel  und  ein  Knecht 
Thun  nicht  leichtlich  ohne  Schlag,  was  sie  sollen  iemals  recht. 
Jene  schweiget;  die  verharrt;  jener  steht,  und  dieser  liegt; 
Wann  das  Eisen  und  das  Holtz  ihnen  recht  wird  angefügt. 
Klinget  jene,  diese  bricht;  jener  geht,  imd  dieser  eilt;  » 

Drum  was  iedem  zugehört,  sey  auch  iedem  zugetheilt. 

93. 
Schädliche  Ehe. 

Wann  sich  mit  Gewalt  Unverstand  verfreyt, 
Wird  geboren  drauß  tolle  Wütigkeit. 

94. 
Lästerer. 

Wann  ein  Böser  Gute  schmäht,  wann  ein  Kind  den  Wind  verbläst, 
Gilt  es  gleich,  ob  unten  diß,  jener  oben  Athem  last. 

95. 

Gottlose  Schwälgerey. 

Häuffig  saufFen  Schweiß  und  Blut  armer  Christen-Leute, 

Drüber  führen  guten  Mut,  ist  gebräuchlich  heute; 

Was  muß  drinnen  wol  ftir  Lust,  für  Vergnügen  stecken? 

Ey!  zum  Truncke  diese  Kost  pflegt  wie  Saltz  zu  schmecken; 

Weil  auch  dort  der  reiche  Mann  Wasser  nicht  kan  haben,  6 

Ist  es  Zeit,  daß  hier  voran  guter  Trunck  mag  laben. 

* 
1  Heidf.  in  Sphin.  Coroll. 


246  Andres  Tausend 

96. 

Betrieben. 

Menschen  sind  als  Teuffei  ärger,  weil  der  Teuffei  nirgend  schwur; 
Dann  er  weiß,  daß  er  ein  Lügner  und  betrieglich  immer  fuhr. 
Aber  Menschen  schweren  frechlich,  wann  sie  sich  gleich  Selbsten 

fühlen; 
Dann  sie  dencken  durch  das  schweren  zu  gewinnen,  wie  durch 

spielen. 

97. 
Eine  Maoltasehe. 

Eine  Maultasch  ist  ein  Ding,  zwar  nicht  schädlich  an  dem  Leben, 
Ausser  daß  sie  dem  Gehör  Abbruch  wil  und  Nachtheil  geben. 

98. 

Ruchlosigkeit. 

Welt  stellt  sich  ietzt,  als  war  kein  Teuffei  und  kein  Gott; 
Ey,  warte,  biß  dirs  weist,  der  schwartze  Gast,  der  Tod! 

99. 
Warheii 

Frome  Leute  klagen  sehr,  daß  die  Warheit  sey  verloren; 
Suche,  wer  sie  suchen  wil,  aber  nicht  in  hohen  Ohren. 

100. 
Glauben. 

Luthrisch,  Päbstisch  und  Calvinisch,  diese  Glauben  alle  drey 
Sind  vorhanden;  doch  ist  Zweiffei,  wo  das  Christen thum  dann  sey. 


Andree  Hundert.  247 


DESZ  ANDEEN  TAUSEND 

ANDRES  HUNDERT. 

1. 

Der  Weg  zu  Gnnsten. 

WÜBtu,  daß  man  dich  bey  uns  wol  verehr  und  deiner  dencke^ 
Stelle  Gastereyen  an^  sprich  stets  ja  und  gib  Geschäncke. 

2. 
Gesnndlieit. 

Gesundheit  wil  bey  Armen,  als  Reichen^  lieber  stehn; 
Wie  so  ?  Sie  hasset  prassen  und  stetes  miissig  gehn. 

3. 

Neu- Jahrs -Wontsch  an  Eine  Fürstliche  Person. 

Treue  Fürstin,  unsrer  Welt 

Ist  aufis  neue  zugestellt 

Von  der  Sonn  ein  edler  Bing, 

Wie  sie  iedes  Jahr  empfing. 

Ach!  es  wolle  diesem  Binge  6 

Seyn  verpflichtet  diß  Gedinge: 

Daß  er  steh  zu  sichrem  Pfände 

Eurem  Glück  und  Segens-Stande, 

So  wie  Ihr,  Ihr  Fürsten-Gold, 

Haupt  und  Gliedern  Heil  und  Hold  lo 

Gabt  durch  den  Vermählungs-Bing, 

Den  mein  Printz  von  Euch  empfing! 

Krieg,  weich  ab  und  neme  Scheue 

Für  deß  Friedens  fromer  Treue! 


248  Andres  Tausend 

16  Böse  Ttick  und  Triegligkeiten 

Lauffen  für  den  Redligheiten! 
Altes  Arg  sterb  alles  hin, 
Neues  Wol  blieb  immer  grün! 
Altes  Unrecht;  alter  Drang, 

to  Geh  zur  Hölle  schnellsten  Gang! 

Heldin,  Euren  tapfeen  Sinnen 
Fehle  nimmer  kein  Beginnen! 
Eurem  Willen  müsse  lachen, 
Was  sich  sonst  pflegt  ernst  zu  machen! 

25  Eurem  schaffen  müsse  stehn, 

Was  von  dannen  sonst  wil  gehn! 
Eurem  wincken  kumme  her. 
Was  sonst  blieben  sonst  wo  war! 
Ach,  daß  Eure  reine  Schöne 

80  Keine  Schwachheit  nie  verhöhne! 

Daß  stets  Eure  Liebligkeiten 
Opffer  nemen  von  den  Zeiten! 
Daß  stets  Eure  Frömigkeit 
Sey  ein  Gifft  für  Haß  und  Neid! 

85  Daß  der  ungefälschte  Mut 

Sey  für  List  und  Vorthel  gut! 

Was  Euch  sonsten  ist  bescheiden 
Von  dem  Himmel,  müsse  neiden 
leder,  der  auß  schwartzer  Tücke 

40  Nagt  deß  andren  redlich  Glücke. 

Frölich  müssen  drüber  seyn, 
Die  sich  Hessen  schreiben  ein 
In  den  Biedermannes  Bund, 
Da  kein  Dupelman  nie  stund! 

45  Lange,  lange  müssen  laben 

Meinen  Herrscher  Eure  Gaben! 
Lange,  lange  müst  ihr  leben. 
Diese  Gaben  außzugeben, 
So  daß  die  gepaarte  Treu 

50  Immer  bleibe  frisch  und  neu! 

Biß  Piastus  alter  Baum 
Wieder  kiunm  in  ersten  Baum, 


Andres  Hundert.  249 

Daß  er  mit  gevielteu  Zweigen 

Mtige  biß  zun  Sternen  steigen, 

Daß  er  unser  Land  bebreite  55 

Mit  deß  Schatens  grüner  Weite, 

Daß  der  lechzend  Unterthan 

Drunter  sich  erfrischen  kan, 

Daß  er  kan  von  seiner  Frucht 

Niessen,  was  er  darff  und  sucht!  60 

Ich,  so  ich  mich  darff  vermessen, 
Meiner  selbst  nicht  zu  vergessen, 
Wüntsche  mir  zu  meinem  Theile: 
Daß  mir  ietzt  und  alle  weile 

Meine  Herrschafft  traue  zu,  ^       es 

Daß  ich  nimmer  spar  und  ruh, 
Ohne  Buhm  und  ohne  Schein 
Treuer  Unterthan  zu  seyn. 

4. 
Triegereyen. 

Krummes  mag  man  wol  verstehn; 
Krummes  aber  nicht  begehn. 

5. 
Selbst-Erkäntnflß. 

Wilatu  fremde  Fehler  zählen,  heb  an  deinen  an  zu  zöhlen; 

Ist  mir  recht,  dir  wird  die  weile  zu  den  fremden  Fehlern  fehlen. 

6. 

Heucheley. 

Die  Bedligkeit  ist  Gold ;  die  Heucheley  ist  Erde  5 

Zu  suchen  jcn'  auß  der,  darff  Kunst  und  hat  Gefiihrde. 

7. 
Yerheurathete  Weine. 

Lustig,  ihr  Brüder  und  Ohmen  deß  Weines! 
Hoffet  was  gutes  und  wartet  ein  kleines; 
Schnaltzct  und  lecket  mit  lustigen  Zungen, 
Unsere  Weine,  die  werden  bald  jungen! 


250  Andres  Tausend 

Ungrische  haben  auß  Mähren  verschrieben 
Item  auß  Österreich  Weine  zum  lieben; 
Weil  sie  nun  täglich  mit  ihnen  sich  paren. 
Lieber,  was  wird  man  nicht  tauffen  erfahren! 

8. 
Auf  NoYulam. 

Novula  hat  gar  nicht  gerne,  was  auch  andre  Weiber  haben, 
Daß  sie  dann  braucht  noch  die  Nase  samm  den  andren  finstren 

Gaben, 
Dran  ein  ieder,  auch  ein  Bauer,  sich  gemeinlich  pflegt  zu  laben. 

9. 
Kleider. 

Gesundheit  ist  der  beste  Schmuck;  den  wirfft  man  über  Hauffen 
Durch  Geilheit,  Mutwill,  Mtlssiggang,  durch  fressen  und  durch 

sauffen 
Und  meint,  es  sey  dann  außgericht  durch  schöner  Kleider  kauffen. 

10. 
Auf  eine  ungenante  Person. 

Ach,  mir  ist  ein  treuer  Freund  von  dem  Glücke  zugewand! 
Sagt  ein  Weib,  sein  gantzes  Hertz  hab  ich  mir  in  meiner  Hand. 
Dieses  hört  ein  andrer  Freund,  sähe  drauff,  schwur  ohne  Danck, 
Was  er  in  der  Hand  gesehn,  sey  kein  Hertz,  es  sey  zu  lang. 

11. 
Ehebruch. 

Man  hält  es  für  gewiß,  daß  ietzt  Ehbrecherey 

Bey  uns  so  gar  gemein  und  nur  ein  Possen  sey. 

Was  hilffts?  Frantzösisch  ists,  daß  diß,  was  war  zerstückt. 

Bleib  immer  lieber  so,  als  daß  man  es  sehr  flickt. 

12. 

FrantzSsische  Art. 

Daß  man  Deutschen  hat  flir  redlich  allezeit  zuvor  gehalten 
Und  Frantzosen  für  was  leichte,  findet  man  bey  vielen  Alten; 
Aber  ietzt  solls  sträflich  seyn,  wann  man  nicht  nach  Redligkeit, 
Sondern  nach  der  leichten  Art  richtet  Sinn,  Geberd  und  Kleid. 


$^^ 


Treffen  «c*  mir.  iw  ac-  s^effac .  «äotfricaAir  im£  ^h9l<'  XV^. 

Dm  wir  iDe^  zDclas  caniH»  Itt^KOL  wolkm  wir  1^^ 

16. 
Alf  BtaMflL 

£do  sammlet  allen  Schatz,  was  er  m  vxki  du  kan  tn^^^n. 
Unter  ein  gedupeh  Schloß,  unter  Banch  nml  inner  MajTf'n. 

17. 

Alf  NigTUi* 

Als  sein  Ohren  auflf  den  Marckt  Niger  schickte ,  kaufiien  sie 
Einen  Titel:  Daß  kein  Schelm  ärger  war  als  Kiger  ie. 

18, 

Weibfr-Zantk. 

Weiber-Händel,  die,  wie  bräuchlich,  unter  ihnen  stets  entstehn, 
Pflegen  endlich  auff  ein  sagen  und  auff  niclits  mehr  außaugehu. 
Jene  sagte  dieses  neulich,  imd  es  sagte  jenes  die; 
Dieses  hat  sie  nicht  gesaget;  jene  sagte  solches  nie. 
Eine  sagte,  das  da  sagte  diese:  jene  sagte  das;  § 

Nein!  sie  sagte,  daß  sie  sagte  dieses  nicht,  nur  sonston  wan. 
O,  ich  weiß  wol,  was  sie  sagte;  wil  sie,  sagt  ihr,  sugoii  nicht, 
Was  sie  sagte,  wil  ich  sagen,  was  sie  sagte,  frejr  ans  Licht; 


252  Andres  Tausend 

Ey,  sie  sage,  was  ich  sagte;  eh  ich  sagte;  sagt  sie  vor; 
in  Sagt  nur,  daß  sie  solle  sagen,  was  sie  mir  sagt  in  ein  Ohr. 
Dieses  sagen  vril  nun  wehren;  weil  das  Leder  wehrt  ums  Maul; 
Dann  zum  sagen  und  zum  plaudern  sind  die  Weiber  selten  faul. 

19. 
Schlecht  und  recht.  ^ 

Schlecht  und  recht  behüte  mich;  Tück  und  Vorthel  aber  nicht! 
Folge  du  der  Welt  und  ich  dem,  was  Gottes  Geist  hier  spricht. 

20. 

-       Menschliche  Thorheit. 

Öfters  denck  ich  dran  und  nach;  was  doch  Menschen  sind  für  ThoreU; 
Die  da  wissen;  daß  die  Welt  durch  den  Tod  wird  gantz  verloren ; 
Wagen  dennoch  alles  drauiF  und  sich  selbstcn  auch  wol  draU; 
Daß  ein  ieder  destomehr  dergestalt  verlieren  kan. 

21. 

ündanck. 

Treuer  Thaten  Nachklang 
Ist  gemeinlich  Undanck. 

22. 

Der  Welt  Wi*«rthoii. 

Was  ists,  worauff  ihr  Ziel  gesetzt  hat  alle  Welt? 
Befrag  ein  @dui  drum;  was  sagt  sie?  Höre!  Geld. 
Was  ist  dann  wol  das  Geld;  das  solche  Liebe  stiiFt? 
Geh!  frag  ein  Echo  drum;  was  sagt  sie?  Höre!  Gifft. 
5  Ach  ja!  wer  diese  Gifft  ninmit  unbesunnen  ein. 
Wird  ehstes  Seelen-arm  und  Sinnen-lose  seyn. 

23. 

Deß  Menschen  Alter. 

Ein  Kind  vergist  sich  selbst;  ein  Knabe  kennt  sich  nicht; 
Ein  Jüngling  acht  sich  schlecht;  ein  Mann  hat  immer  Pflicht 
Ein  Alter  nimmt  Verdruß;  ein  Greiß  wird  wieder  Kind: 
Was  meinstU;  was  doch  diß  fUr  Herrligkeiten  sind! 

1  Psal.  25,  Y.  31. 


Andres  Hundert.  2&3 

24. 
Ein  versoffen  Weib. 

Ein  Weib,  das  gerne  trinckt^  speyt  unversehens  anß 
Ihr  Ehr,  ihr  gut  Gerücht,  auch  endlich  Haab  und  Haus. 

25. 

Auf  Cornutnm. 

Comutus  und  sein  Freund  bestehn  auff  einem  Willen, 
So  daß  die  wahre  Pflicht  der  Freundschafft  sie  ervöllen: 
Ob  jener  liebt  sein  Weib,  liebt  dieser  die  nicht  minder; 
Ob  jener  etwa  denckt,  denckt  dieser  auch  auff  Kinder. 

Von  der  Fmcht-bringenden  und  Frucht-tilgenden  Gesellschaft 

Frucht-tilgende  Gesellschafft  hat  viel  bißher  vernichtet; 
Frucht-bringende  Gesellschaft  hat  viel  bißher  verrichtet; 
Frucht-tilgende  Gesellschafft  nam  Deutschland  manche  Zier; 
Frucht-bringende  Gesellschaffit  gab  derer  viel  herfÜr; 
Frucht-tilgende  Gesellschafft  hat  ihren  Stoltz  geleget;  6 

Frucht-bringende  Gesellschafft  hat  fernem  Preis  erreget; 
Frucht-tilgende  Gesellschafft  wird  kürtzlich  mehr  nicht  seyn; 
Frucht-bringende  Gesellschafft  vermehret  stets  den  Schein; 
Frucht-tilgende  Gesellschafft  war  wenig  deutsch  gesinnet; 
Frucht-bringende  GeseUsqhafft  hat  reiche  Frucht  gegünnet.  lo 

Ich  mache  mir  Gedancken,  daß  Deutschland  immerdar, 
Es  tobe,  wer  da  wolle,  wird  bleiben,  was  es  war. 
Im  Fall  mit  fremden  Schanden  die  deutschen  Kedligkeiten, 
Vielmehr  mit  deutschem  Hertzen,  wir  bessern,  nicht  bestreiten. 

27. 

Das  neue  Jahr. 

Abermals  ein  neues  Jahr!  immer  noch  die  alte  Nothl 
O,  das  alte  ktiinmt  von  uns,  und  das  neue  kümmt  von  Gott. 
Gottes  Gut  ist  immer  neu;  immer  alt  ist  unsre  Schuld; 
Neue  Reu  verleih  uns,  Herr,  und  beweis  uns  alte  Holdl 


254  Andres  Tansend 

28. 

Das  vergangene  Jabr. 

Gott  sey  Danck!  das  alte  Jahr  ist  auffs  neue  nun  verstrichen. 
Gott  sej  Danck!  viel  arges  Ding  ist  mit  solchem  hingewichen! 
Herr^  vergieß;  was  wir  gethan;  daS;  was  du  uns  zugemessen, 
Wollen  wir,  wir  warens  werth,  nimmer  zehlen,  gar  vergessen; 
6  Arges  Thun  bracht  argen  Lohn;  was  uns  gutes  wird  geschencket; 
Kam  von  deiner  Gut  und  ist  würdig,  daß  man  dran  gedencket. 

29. 
Bttssen. 

Anff  finstres  folget  Licht;  auff  Nächte  folgen  Tage; 
Wie  kummts,  daß  nimmer  Kuh  sich  finden  wil  auff  Plage? 
Wie  kummtS;  daß  nimmer  Keu  sich  finden  wil  auff  Sünden? 
So  würde  sich  das  Heil  auff  Straffe  leichtlich  finden. 

30. 

Vergangenes  Übel. 

Es  gieng  gleich;  wie  es  gieng,  doch  hat,  was  uns  gegunt 
Der  Gott-  und  Menschen-Feind,  zu  thun  noch  nie  gekunt. 
Es  gieng  gleich,  wie  es  gieng,  noch  gieng  es  also  doch, 
Daß  Gott  noch  steht  bey  uns  und  wir  bey  Gotte  noch. 

3L 

Die  Stunden. 

Mensch!  vertraue  keinen  Stunden,  weil  sie  nimmer  stille  stunden; 
Dulauffst.mit  und  hast  dich  blitzlich  deinem  End  entgegen  funden. 

32. 

Ein  fromer  Edelmann. 

Mag  dann  auch  ein  Rittersmann 
Redlich,  from  und  ehrbar  seyn? 
Dünckt  mich  doch,  es  steht  schlecht  an, 
Gibt  auch  einen  feigen  Schein. 
5  Ein  Bericht  ist  noth:  Ob  der, 

Der  ein  Rittersmann  sonst  heist, 
Bloß  gehör  ins  Teuffels  Heer; 
Dann  so  hat  sichs  selbst  geweist. 


Andres  Hundert.  265 

33. 
Versehnng. 

Tst  mein  Erwelimg  wol  durch  Gottes  Schluß  geschehn? 
Werd  ichs  nur  nicht  versehn,  so  bin  ich  wol  versehn. 

34. 

Der  Neid. 

Die  Ehr  ist  wie  ein  Thum,  der  Neid  die  Wetterfahn; 
Wanns  auff  die  Spitze  kümmt,  so  geht  das  wenden  an. 

35. 

Beharren. 

Der  Ofen  wärmt  die  Stube,  thut  solches  unbereut, 

Ob  gleich  ein  alte  Mutter  die  Hinter-Stim  ihm  beut. 

Wer  recht  geht,  gehe  weiter  und  frage  nichts  darnach. 

Ob  Hasser  oder  Spötter  braucht  List,  Verleumdung,  Schmach. 

36. 

Eigen -Liebe. 

Buhler  sind  gemeinlichBlinden ;  wer  ihm  selbst  buhlt,  der  istBlinder ; 
Dann  der  Buhler  buhlt  dem  Buhler,  buhlt  und  wird  gebuhlt  nicht 

minder. 

37. 
Erkäntnfiß  seiner. 

Der  Schaten  pflegt  zu  stehn,  nach  dem  die  Sonne  steht; 
Niemand  ist,  wann  sie  scheint,  der  ohne  Schaten  geht; 
Niemand  ist,  dem  nicht  was  von  Thorheit  folgte  bey; 
Der,  dem  der  Sinn  ist  klar,  der  merckt,  wie  groß  sie  sej. 

38. 
Vergängliche  Gesellsehafft. 

Ein  guter  Freund,  ein  reiner  Wein  und  dann  ein  klares  Glas, 
Die  waren  necbst  in  ein  bey  mir;  diß  laß  mir  gelten  was! 
Hör  aber,  was  geschiehet  drauff:  Das  klare  Glas  zerbricht; 
Der  reine  Wein  verraucht ;  derFreundfUlt  schmertzlich  in  die  Gicht. 


256  Andres  Tausend 

39. 
Belohnmigen. 

Den  Thaten  alter  Zeit  sind  ietzige  nicht  gleich; 
0,  dieser  Zeit  Vergelt  ist  nicht  wie  jener  reich. 

40. 
Fleiß  zur  Tagend. 

Der  Tugend  theure  Wahr,  wer  was  von  dieser  hält, 
Der  kauffe  sie  um  Müh;  sonst  gilt  kein  ander  Geld. 

41. 

CfrabschrifFt  einer  BnUerin. 

Die  hier  liegt,  ist  allen  nichts,  die  vor  allen  alles  war; 
Ihrer  Buhler  grosse  Keih  ist  ietztund  der  Würmer  Schaar. 

42. 
Ewiger  Lentz,  an  eine  Fürstliche  Person. 

Herr,  ob  ietzt  begraben  liegt  Lust  und  Zierde  der  Natur, 
Weil  der  graue  Flockenmann  drüber  fiihrt  die  raue  Spur, 
Gleichwol  haben  Euer  Augen,  Euer  Mund  und  Eure  Sinnen 
Immer  Frucht  und  immer  Blumen,  immer  Labsal  zu  gewinnen; 
5  Dann  deß  Himmels  reiches  Gut  ward  so  gütig  Euch  und  hold, 
Daß  Euch  in  die  Armen  fällt  Euer  Frühling,  wann  ihr  wollt. 

43. 

Über  deß  nackten  Cnpidinis  Bildnfiß,  welchen  seine  Mutter 

zflchtiget* 

Was  hat  doch  verbrochen  der  liebliche  Knabe, 
Daß  ihme  so  ernstlich  die  Mutter  streicht  abe? 
Er  hat  sich  gesäumt,  daß  gepaarten  in  Orden 
So  langsam  Ghlorindis  ist  einverleibt  worden. 

44. 
Über  ein  Fürstliches  Bildnfiß. 

Fürstin,  wann  nechst  Eurem  Bild  Eure  Schönheit  stille  steht. 
Bringt  sie  leichtlich  Lrthum  dem,  der  sie  zu  verehren  geht. 


Andres  Hundert.  257 

45. 
Auff  Mammosam. 

Mammosa  hat  den  Berg  Parnassus  auff  der  Brust ; 

Dann  dem,  der  drauff  entschlieff;  ist  mehr  als  mir  bewust, 

Wann  ihm  vielleicht  geträumt,  was  ihm  fiir  Regung  kam, 

Auch  ob  er  seinen  Weg  zum  Ritter-Bronnen  nam, 

Und  was  er  da  gewürekt.   Mich  dünckt,  er  hat  geticht,  » 

Was  auff  drey  Viertel- Jahr  erst  kummen  wird  ans  Licht. 

46. 

Grabschrifft  einer  flure. 

Hier  liegt,  die  gerne  lag; 

Hat  immer  Nacht  für  Tag, 

Weil  als  der  Tag  die  Nacht 

Ihr  mehr  Belieben  bracht. 

Nur  diß  ist  ihr  Beschwer:  5 

Die  Armen  sind  ihr  leer. 

Der  Tod  liegt  ihr  am  Arm 

Und  macht  ihr  doch  nicht  warm; 

Die  so  geliebte  Schoß 

Deckt  ietzt  ein  Erdenkloß.  lo 

47. 
Der  Mensehen  Unbeständigkeit. 

Sein  Eigenschafft  und  Art  bekam  ein  iedes  Thier,  , 

Und  wie  sie  einmal  war,  so  bleibt  sie  für  und  für: 

Der  Low,  der  bleibt  behertzt ;  der  Hase,  der  bleibt  scheu ; 

Der  Fuchs,  der  bleibet  schlau;  der  Hund,  der  bleibet  treu; 

Der  Mensch  nur  wandelt  sich,  vermummt  sich  immerdar,  5 

Ist  diese  Stunde  nicht  der,  der  er  jene  war. 

Was  dient  ihm  dann  Vernunfft?  Sie  hilfft  dahin  ihm  ein. 

Daß  er  kan  mit  Vernunfft  recht  unvemünfftig  seyn. 

48. 
Schweine. 

Sau  sind  Sau,  so  weit  sie  leben. 
Machen  Koth  und  fressen  Koth, 
Wollen  erst,  nach  diem  sie  todt, 
Gute  Wurst  und  Braten  geben. 

Logau.  i  • 


258  Andres  Tausend 

49. 
Poetinnen. 

Ob  Weiber  mügen  Verse  schreiben? 
Diß  Ding  zu  fragen  lasse  bleiben^ 
Wer  Sinnen  hat;  dann  solten  Sinnen 
Nicht  auch  die  Weiber  brauchen  künnen? 

50. 
Von  meinen  verlornen  Reimen  oder  Getichten. 

Nun  der  Frieden  über  Krieg 

Endlich  hat  erkriegt  den  Sieg, 

Pfleg  ich  gleichwol  nachzudencken, 

Wie  mich  pflegte  Krig  zu  kräncken. 
6  Was  er  brachte  für  Beschwer, 

Dient  zu  sagen  hier  nicht  her; 

Was  in  meiner  Jugend  Mayen 

Von  der  Venus  Kindeleyen 

Ich  gezeichnet  auflF  Papier, 
10  Dieses  auch  entführt  er  mir. 

O,  ich  wolt  ihm  wol  verzeihen, 

Wann  bey  diesen  Lappereyen 

Die  gepächte,  krumme  Hand 

Ferner  sich  hätt  abgewand! 
15  Aber  doch  es  wird  nicht  funden, 

Was  die  Wölffe  vor  verschlunden. 

Hat  dir  Mars  nun  was  geweist, 

Venus,  wie  ich  dich  gepreist. 

So  behalts,  kan  dichs  vergnügen; 
10  Aber  mir  wils  nimmer  tügen; 

Was  dem  Mars  kam  in  die  Hand, 

Hält  den  Fluch  gantz  unverwandt. 

51. 
Die  Knnst-Gttttinnen  sind  Weibspersonen. 

Sind  die  keuschen  Castalinnen  Frauen-Bilder,  wie  sie  sind? 
Ey,  so  kümmt  euch  her  von  Weibern  alles,  was  ihr  Tichter  künnt. 


Andres  Handelt.  259 

52. 

Poetinnen. 

I  Wann  Weiber  Reime  schreiben,  ist  dupelt  ihre  Zier; 
j  Dann  ihres  Mundes  Böse  bringt  nichts  als  Kosen  fiLr. 

53. 
Vergunte  Trunckenheit.  ^ 

Ich  habe  Lust  zu  trincken  bey  dem,  der  voll  schenckt  ein 
Barmherzigkeit  und  Güte ;  da  kan  ich  lustig  seyu. 

54. 
Die  H.  Sehriflrt,  der  beste  Schatz. 

Wo  eure  göldne  Frucht,  Hesperides,  ietzt  stehet. 

Wo  wer,  Alcinous,  in  deinen  Garten  gehet. 

Wo  Argo  und  sein  Held  nach  Gold  in  Colchos  schifft. 

Weiß  keinen  ich,  der  ietzt  dahin  die  Wege  trifft. 

Was  Pelops,  Attalus,  was  Croesus  schwangre  Kasten  b 

Von  Golde,  Geld  und  Gut  für  Zeiten  in  sich  fasten, 

Nützt  nur  so  viel,  daß  der,  der  gar  zu  viel  drauff  denckt. 

Den  Leib  gemein  an  Baum ,  die  Seel  an  Nagel  henckt. 

Deß  Tagus  reicher  Sand,  Pactolus  göldnes  flissen 

Bringt  mehres  uns  nicht  ein,  als  daß  davon  wir  wissen;  lo 

Was  sonst  die  reiche  Welt  in  ihrem  Busem  hält, 

Ist  irrdisch-schweres  Gut,  kümmt,  bleibt,  geht  mit  der  Welt. 

Ein  iedes  ist  doch  Wind,  Rauch,  Schaten,  Schlaf  und  Träume; 

Die  Zeit  reist  alles  hin,  sie  leidet  keine  Zäume; 

Was  kummen  war,  das  geht;  was  ist,  das  bleibet  nicht ;  i5 

Der  Abend  läugnet  offt,  was  vor  der  Tag  verspricht. 

Drum  weg,  nur  immer  weg  mit  diesen  Nichtigkeiten! 
Mit  diesem  armen  Gut  und  diesen  runden  Zeiten 
Deß  taumelnden  Gelücks!  nur  weg,  du  gelber  Koth, 
Der  alle  Welt  befleckt,  erwecket  alle  Noth!  «o 

Was  beßres  ist  mir  kund,  war  werthers  ist  zu  finden, 
Darauff  sich  meine  Seel  in  Nöthen  starck  kan  gründen, 
Dem  alle  Welt  nicht  gleicht,  für  dem,  was  gilt,  nicht  gilt, 
Daß  hier  die  Erd  erhält  und  dort  den  Himmel  völlt. 

1  Psal.  23,  V.  5.  6. 

17* 


260  Andres  Tausend 

25  Ich  weiß  den  edlen  Grund ,  icli  weiß  den  theuren  Garten, 
Ich  weiß  die  göldne  Frucht,  ich  weiß  die  reichen  Fahrten, 
Da  was  man  darff,  man  hollt;  ich  weiß  das  schöne  Geld, 
Das  unsren  Leib  fiir  Noth,  für  Tod  die  Seel  erhält. 
^ch  weiß  daß  frische  Quall,  drauß  göldne  Ströme  flissen, 

30  Die  unsren  Sinn  und  Hertz  mit  Freud  und  Trost  begissen ; 
Ich  weiß  das  reine  Gold,  dem  Zeit  nicht  schaden  thut, 
Daß  schmeltzen  auch  nicht  wird  deß  letzten  Tages  Glut. 

Dein  Wort,  dein  Wort,  o  HErr!  gilt  mir  für  alle  Schätze; 
Dein  Wort,  HErr,  ist  das  Gold,  damit  ich  mich  ergetze; 

35  Dein  Wort,  HErr,  ist  mein  Gut,  drauff  meine  Seele  traut, 
DrauiF  sich  mein  Mut  gesetzt ,  drauff  sich  mein  Leben  baut. 
Daß  ich,  der  ich  bin,  bin,  und  daß  ich  nachmals  werde 
Deß  Lebens  durch  den  Tod,  deß  Himmels  von  der  Erde, 
Macht  alles,  HErr,  dein  Wort.    Dein  Wort  und  deine  Hold 

40  Deckt  meine  Mängel  zu,  vertilget  meine  Schuld; 

Dein  Wort  ist  meine  Krafft:  ich  darff  nicht  unter  liegen; 
Ich  darff  mich  keinem  Glück  an  seine  Ftisse  biegen. 
Dein  Wort  is  meine  Macht,  Helm,  Harnisch,  Schwerdt  und  Schild, 
Darwider  Teuffei,  Welt,  Tod,  Sünde,  Fleisch  nicht  gilt; 

45  Dein  Wort  ist  meine  Freud  auch  mitten  in  dem  Leiden; 

Dein  Wort  ist  auch  mein  Heil,  wann  Leib  und  Seele  scheiden; 
Dein  Wort  nimmt  mich  der  Welt  und  bringt  mich  auß  der  Noth, 
Schenckt  mir  die  Ewigkeit ,  gibt  mir  dich,  dir  mich,  Gott! 

55. 
Undanck. 

Dem,  der  Undanck  trägt  davon,  diesem  trau  ich  gerne  zu, 
Daß  er  redlich  sich  verhält  und  mit  Treuen  alles  thu. 

56. 
Lob -Sprecher. 

Meistens  lobt  man  alle  Fürsten,  wie  sie  leben,  weil  sie  leben; 
Sind  es  dann  nicht  Heucheleyen  ?  Nein ;  es  ist  gar  recht  und  eben, 
Daß  man  ihre  Laster  theils  nicht  verhaster  etwa  macht. 
Daß  man  sie  erinnert  theils,  wo  sie  sonst  nicht  drauff  gedacht. 
5  Also  kan  man  dann  die  Pillen,  die  sonst  bitter  wollen  schmecken, 
Scheinlich  machen  und  vergolden  und  diePflicht  ins  Lob  verstecken. 


Andres  Hundert.  20 1 

57. 
Gerechtigkeit. 

In  einer  hat  das  Schwerdt,  in  andrer  Hand  die  Schaleu 
Gerechtigkeit:  dann  so  siht  man  sie  meistens  mahlen. 
Wie  80  ?  Weil  sich  zur  Wag  ein  Schwacher  gerne  kehrt, 
Ein  Starcker  aber  nichts  der  gerne  fast  das  Schwerdt. 

58. 

Kleinmütigkeit. 

Hoch  kümmt  schwerlich  der^  der  doch 
Wenig  achtet,  wann  er  hoch. 

59. 

Welt-Gunst. 

Die  Welt-Gunst  ist  ein  See, 
Darinnen  untergeh, 
Was  wichtig  ist  und  schwer; 
Das  leichte  schwimmt  daher. 

60. 

Fürsten  und  Herren. 

Daß  Fürsten  Menschen  sind  als  andre  Menschen  mehr. 
Das  glaubt  gemeine  Scliaar  gar  willig  und  gar  sehr; 
Es  hält  gemeine  Schaar  sie  spöttlich  wieder  auch, 
Wann  spöttlich  sie  begehn  gemeiner  Leute  Brauch. 

61. 

Obrigkeit  und  Unterthanen. 

Beyde  sollen  fürchten  recht  Obrigkeit  und  Unterthan, 
Dieser  jen,  und  jene  Gott;  so  geht  iedes  seine  Bahn. 

62. 

Leibes-GrSsse. 

Als  sich  Saul,  der  lange  König,  so  nicht  hielte,  wie  er  solte, 
That  der  kurtze  König  David  besser,  was  der  Höchste  wolte. 


262  Andres  Tansend 

63. 
Ein  ESnig  und  Tyrann. 

David  war  ein  fromer  Hirte,  Nimrod  ein  gewaltsam  Jäger. 
Fürsten  sollen  seyn  deß  Volckes  nicht  Zersteuer,  sondern  Hager. 

64. 

Ein  perfecter  Cavallier.  ^ 

Büstig,streitbar,auch  verständig^schön^mit  dem  der  HERR  auch  ist; 
Wann  ein  solcher  Held  sich  findet,  ist  er  von  Gott  selbst  erkiest. 

66. 
Zutrit  bey  hohen  Hauptern. 

Ohne  Gaben  soll  man  nie  hin  für  grosse  Herren  stehen; 
Ohne  dancken  soll  man  nie  weg  von  grossen  Herren  gehen. 

66. 

Euren -Kinder. 

Banckarte  sind  tapfire  Leute;  wannen  kümmt  doch  dieses  her? 
Weil  sie  Lieb  und  gegen-Liebe  fleissig  zeugt,  nicht  ohngefehr. 

67. 
Der  Tugend -Lohn. 

Durch  die  Ehr  und  reichen  Lohn  kan  die  Tapffrigkeit  erwachen; 
Aber  Ehr  imd  reicher  Lohn  kan  die  Tapfirigkeit  nicht  machen. 

68. 
Begierden. 

Wann  Begierd  und  nicht  Vernunfft  lieben  wil,  so  liebt  sie  wol 
Selten,  was  sie  lieben  mag,  meistens,  was  sie  hassen  sol. 

69. 
Bficher  und  Kinder.    Libri  et  Liberi. 

Wann  Priester  versterben. 
Was  findt  sich  zu  erben? 
Viel  Bücher,  viel  Kinder, 
Gar  selten  viel  Rinder. 

1  1.  Sam.  16,  y.  18. 


Andres  Hundert.  263 

70. 
An  einen  guten  Frennd  über  dem  Abschiede  von  seiner  Liebsten. 

Freund,  da  ieder  sich  ietzt  freut,  daß  mit  dieses  Winters  Frösten 
Auch  daß  langen  Krieges  Eiß  werde  schmeltzen  und  den  Lüsten 
Nechsten  Frühlings  sich  die  Zier  auch  deß  Friedens  mischen  ein, 
O,  so  seh  ich  dein  Gesicht  trübe,  blaß,  naß,  kräncklich  sejm. 

Wolte  Gott!  noch  dir  noch  mir  war  die  Ursach  also  kündig!         5 
Mir  zwar  ist  sie  in  dem  Sinn,  aber  dir,  dir  ist  sie  fündig, 
Wo  du  hin  gehst,  sihst  und  stehst,  was  du  denckest,  was  du  thust; 
Drüber  mangelt  leider  dir  deine  Friedens-Frühlings-Lust. 
Deine  Friedcn-Frühlings-Lust  hat  deß  Krieges  raues  stürmen 
Offt  geblast,  doch  nie  gestürtzt;  aber  ach!  deß  Grabes  Wurmen  10 
Gab  der  Tod  zum  Opffer  sie,   ohngeacht  das  halbe  Theil 
Deiner  dran  verbunden  hing,  auch  wol  gar  dein  sterblich  Heil. 

Weder  Schatz,  wie  groß  er  sey,  ist  uns  Männern  so  ersprießlich, 
Weder  Freund,  wie  gut  er  sey,  ist  uns  Männern  so  genißlich, 
Als  der  uns  in  Armen  schlieff ;  dann  die  angetreute  Treu  15 

Herrschet  über  Leid  und  Zeit,  wird  durch  alt  seyn  immer  neu. 

Wem  ist  mehr  als  mir  bewust,  wie  die  Jugend  eurer  Liebe 
Erstlich  wuchs  und  weiter  wuchs?  Aller  Grund,  worauff  sie  bliebe. 
War  die  Treu  und  Eedligkeit.   Anders  was  das  tauret  nicht ; 
Was  sich  auff  vergänglich  Ding  stützet,  das  verfällt  und  bricht;  so 
Was  die  Tugend  baut,  das  steht.  Wann  ich  dencke  mehr  zurücke 
Auff  die  nun  verrauchte  Zeit,  auff  mein  mir  begrabnes  Glücke, 
Denck  ich  auch  zugleiche  fort  auff  der  Freundschafft  Schwester- 
schafft, 
Drinnen  dein  und  meine  Lust  unverbrüchlich  war  verhafft. 
Wie  sich  dein  und  meine  Lieb  unter  sich  so  lieblich  liebten,  n 

Auch  deß  Blutes  nahe  Pflicht  durch  vertraute  Sinnen  übten. 
Als  der  Tod  mein  erste  Treu  gleich  verbarg  in  frischen  Sand, 
Dennoch  hat  das  liebe  Mensch  ein  vertrautes  Freundschaflfts  Band 
Auff  die  Meinen  unverfälscht  immer  fort  und  fort  erstrecket, 
Biß  nun  auch  deß  Todes  Neid  ihr  das  letzte  Ziel  gestecket.  so 

Sey  gesichert,  treuer  Freund,  daß  dein  Augen  nicht  allein, 
Sondern  mir  und  meinem  Haus  in  Gesellschafft  wäßrig  seyn. 
Welcher  das  gemeine  Falsch,  das  die  Welt  für  Witz  verhandelt. 
Kennt  und  hasst,  dem  wird  sein  Hertz  auff  betrübten  Mut  gewandelt, 


264  Andres  Tausend 

»5  Wann  ein  redlich-fromer  Christ  hin  sich  sichert  in  den  Sarck, 
Weil  das  From  geschwächt  dadurch  und  verstärcket  wird  das  Arg. 
Nun  was  hilffts?  Es  muß  so  seyn!  in  der  Welt  von  Kindes  Beinen 
Hat  man^  daß  der  Mensch  verstarb,  hören  klagen,  sehen  weinen ; 
Nun  sie  auff  der  Gruben  geht,  wird  es  anders  wol  nicht  seyn, 

40  Als  daß  iederman  in  ihr,  sie  auch  kürtzlich  selbst  geht  ein. 
Ey  gar  gut!  was  dlinckt  uns  wol,  wann  wir  stetig  solten  leben, 
Selten  stets  der  Teuffeley  dieser  Welt  seyn  untergeben? 
Nemen  wir  noch  eine  Welt  und  bestünden  noch  einmal. 
Was  bißher  uns  dreissig  Jahr  zehlten  zu  an  Noth  und  Qual? 

45  In  der  Welt  sey,  was  da  wil,  find  ich  doch  nichts  beßres  drinnen, 
Als  daß  fromes  Bieder- Volck  selig  endlich  sterben  künnen, 
Destomehr  weil  nun  die  Welt  wie  ein  kindisch-alter  Greiß 
Beissig;  garstig,  satsam  wird,  bloß  auch  nur  zu  nuseln  weiß. 
WeicheGott  und  rechtemSinn,wertherFreund,und  dich  zusammen 

60  Sey  zu  sammlen  nur  bemüht!  was  dir  Gott  zu  deinem  Stammen 
Vor  an  lieben  Kindern  gab,  wie  daß  er  sie  wieder  nam? 
Daß  die  Mutter,  wüst  er  wol,  ihnen  bald  hemacher  kam. 
Auch  den  Sohn,  der  eher  starb,  eh  er  anfing  hier  zu  leben. 
Der  mit  finstrer  Nacht  beringt,  sich  zum  Grabe  vor  gegeben, 

65  Eh  er  sich  ans  Licht  begab,  hieß  der  HERR  gehn  nahe  vor, 
Daß  die  Mutter  er  sagt  an  oben  in  der  Engel  Chor. 

Weil  nun  Gott  die  Mutter  nam,  o,  so  wird  sich  noch  wol  zeigen. 
Wo  sich  Gottes  weiser  Rath  dir  zum  besten  hin  wird  neigen. 
Deine  Friedens-Frühlings-Lust  hat  deß  Todes  Tuch  verhüllt; 
60  Aber  sind  wir  wol  gewiß ,  daß  sich  gäntzlich  setzt  und  stillt 
Alles  Unfalls  zornig  Meer;  ob  sich  Fried  im  Frühling  finde, 
O,  wer  ist,  der  dieses  glaubt?  Wer  es  glaubt,  der  wird  zum  Kinde. 
Welt  wird  immer  bleiben  Welt,  ist  deß  bösen  so  gewohnt. 
Daß  sie  dem,  der  nicht  wie  sie  raset,  spöttisch  abelohnt. 

66  Gibt  der  HERR  den  Frieden  gleich,  o,  es  wil  mich  immer  düncken. 
Wie  ich  noch  seh  seinen  Arm  außgestreckct,  uns  zu  wincken, 
Weil  so  sicher  wir,  verstockt,  ja  so  wenig  danckbar  seyn! 
Wissen  wir,  was  wir  von  Brot  künfi'tig  werden  sammlen  ein. 
Weil  der  Himmel  fast  ein  Jahr  so  gar  reichlich  wollen  weinen? 

70  Wissen  wir,  ob  Mensch  und  Vieh  sich  wird  sicher  künnen  freyen 
Für  der  Seuchen  schneller  Gifi%?  O,  wer  weiß,  was  sonst  für  Joch 
Uns  der  Unfall  unversehens  sonsten  wo  kan  schnitzen  noch! 


Andres  Hundert.  265 

Weil  der  Teuffei  nun  forthin  wird  vom  kriegen  mtlssig  werden, 
Wird  er  sonst  gar  wirtlich  seyn  uns  zu  kochen  viel  Beschwerden. 
Was  die  Welt  schätzt  also  gut,  daß  man  Hab  und  Gut  erwirbt,  75 
Lieber,  wem  ist  dieses  gut?  O,  durch  welchen  man  vertirbt. 
Diesem  lohnt  man  miete  noch.     Wie  die  Honig-Meisterinnen, 
Wie  das  Wollen-Träger- Volck,  was  sie  sammlen,  sanmiilen  künnen 
Ihnen  selbst  nicht:  So  auch  wir  müssen  lassen  machen  Preiß, 
Drüber  auff  dem  Maule  lag,  auch  wie  Wasser  man  goß  Schweiß,  so 

Drum  so  bleibt  nur  dieses  gut :  Wen  der  Tod  hat  weggenummen. 
Dieser  ist  gestorben  nicht;  dieser  ist  zum  Leben  kummen; 
Dann  hier  ist  der  sichre  Port  aller  Unvergängligkeit; 
Dann  hier  ist  die  feste  Burg  aller  stoltzen  Sicherheit. 

71. 

Großmut  and  Hochmnt. 

Großmut  gilt  und  Hochmut  nicht. 

Jener  steht,  und  dieser  bricht; 

Dieser  pflegt  sich  selbst  zu  fallen; 

Jener  pflegt  sich  hoch  zu  stellen; 

Jener  schaffet,  was  er  wil,  » 

Dieser  schaffet  selten  viel. 

72. 
Yennnmte  Tagend. 

Manches  Laster  thut  so  viel,  als  die  Tugend  manchmal  thut; 
Wer  die  Müntze  recht  nicht  kennt,  dem  ist  ieder  Groschen  gut. 

73. 

Thätligkeit. 

Wer  nimmer  nichts  versucht,  der  weiß  nicht,  was  er  kan; 
Die  Übung  würckt  ims  auß;  Versuch,  der  führt  uns  an. 

74. 

Der  Liebe  Honigtham. 

Die  Buhler  sind  Bienen;  die  Jungfern  smd  Rosen; 
Gedancken  sind  Honig,  zum  schmeicheln  und  kosen. 


266  Andres  Tausend 

75. 
Eines  Fürsten  Amt. 

Ein  Fürst  ist  zwar  ein  Herr;  im  Fall  er  herrschet  recht, 
So  ist  er  seinem  Volck  als  wie  ein  treuer  Knecht; 
Er  dient  zu  ihrem  Heil;  er  müht  sich,  daß  er  schwitzt. 
Daß  sein  vertrautes  Volck  gedieg-  und  rühglich  sitzt; 

ft  Er  wacht,  damit  sein  Volck  fein  sicher  schlafen  kan; 
Er  stellt  sich  für  den  Rieß,  nimmt  allen  Anlauff  an, 
Ist  Nagel  an  der  Wand,  daran  ein  jeder  henckt. 
Was  ihn  beschwert  und  drückt,  was  peiniget,  was  drängt; 
An  Ehren  ist  er  Herr,  an  Treuen  ist  er  Knecht; 

10  Ein  Herr,  ders  anders  meint,  der  meint  es  schwerlich  recht. 

76. 
Gott  dient  allen;  wer  dient  ihm? 

Gott  schaflFt,  erzeucht,  trägt,  speist,  tränckt,  labt,  stärckt,  nährt, 

erquickt, 
Erhält,  schenckt,  sorgt,  beschert,  vermehrt,  gewehret,  schickt. 
Liebt,  schützt,  bewahrt,  erlöst,  beschattet,  benedeyt. 
Schirmt,  sichret,  führt,  regirt,  errettet,  hilfft,  befreyt, 
6  Erleuchtet,  unterweist,  erfreut,  sterbt  und  erweckt. 
So  daß  sich  fort  und  fort  sein  Heil  auff  uns  erstreckt. 
Mit  allem  dienstu,  Gott,  uns  allen!  ist  auch  wol, 
Der  dir  dient,  einer  nur  und  dient  dir,  wie  er  sol? 

77. 
Heuchler.  ^ 

Heuchler  thun  mutwillig  arg,  sind  gantz  frech  zu  frevlen  Thaten. 
Schweig!  ihr  Thun  wird  wie  ein  Kind,  das  nicht  zeitig  war,  gerathen. 

78. 
Ehrgeitz. 

Kein  Regiment  ist  ie  so  gut,  das  allen  möchte  tügen. 
Begiren  selbst,  das  wil  mehr,  als  regiret  seyn,  vergnügen. 

1  Psal.  58. 


Andres  Himdert.  267 

79. 
Fflrsten- Diener. 

Wann  diener  löblich  ratbeo; 
So  sinds  der  Herren  Thaten; 
Wann  Herren  größlich  fehlen, 
Ists  Dienern  zuzuzehlen. 

80. 

Fromer  Herr;  schlimme  Diener. 

Ist  gleich  em  Herr  gerecht, 

Ist  aber  arg  sein  Knecht, 

So  wird  der  Herr  doch  ungerecht, 

Dieweil  er  hegt  den  argen  Eaiecht. 

81. 

Ein  6nad- seliger  Diener. 

Fürsten  werflfen  offt  auff  einen  alle  Sach  und  alle  Gunst; 
Wann  nun  dieser  hat  gefehlet,  ist  Verbesserung  umsonst. 
Alles  kan  verrathen  einer;  einer  kau  nicht  allem  ratheu; 
Gut  ist,  was  viel  Augen  lobten;  leicht  ist,  was  viel  Hände  thaten. 

82. 

Hoheit  nnd  Wflrde. 

Worauff  steigt  doch  ein  Fürst  auff  einen  hohen  Thron? 
Was  weltlich  Thun  betrifft,  ists  Reputation. 

83. 

Ansehen. 

Das  Ansehn  wird  geboren,  erzogen  und  gespeist, 
Wann ,  wie  sich  ihm  gebühret,  ein  ieder  sich  erweist. 
Wann  Eauffleut  Edelleute,  und  Pfaffen  Krieger  spielen, 
Wird  Ansehn  keinem  kummen,  weil  sie  den  Zweck  verzielen. 

84. 
Bosheit. 

Die  Bosheit,  die  fllr  sich  in  keinem  Wesen  steht, 
Befleist  sich,  daß  sie  stets  auff  etwas  gutes  geht. 


268  Andres  Tausend 

85. 

Friede  auf  den  Frfihling. 

Man  verhofft  des  Friedens  Lust  mit  der  nechsten  Frühlings-Lust; 
O,  daß  wo  nicht  kumme  drein  etwa  noch  ein  Mäyen-Frost! 

86. 
Der^oßnabrngische  Friede.    Zj^jk. 

Den  Oßnabrug  gebar ;  der  Fried  ist  wie  ein  Beer: 

Zu  Nürnberg  formt  man  ihn  und  kehrt  ihn  hin  und  her. 

87. 

Der  dentsehe  Friede. 

Was  kostet  unser  Fried?    O,  wie  viel  Zeit  und  Jahre! 
Was  kostet  unser  Fried?    O,  wie  viel  graue  Haare! 
Was  kostet  unser  Fried?    O,  wie  viel  Ströme  Blut! 
Was  kostet  unser  Fried?    O,  wie  viel  Tonnen  Gut! 
6  Ergetzt  er  auch  dafür  und  lohnt  so  viel  veröden  ? 
Ja;  wem?  Frag  Echo  drumm;  wem  meint  sie  wohl?  [Echo.]  den 

Schweden. 

88. 
Der  Leute  Gesundheit ,  der  Ärtzte  Kranckheit. 

Wem  ich  ein  gesundes  Jahr  wüntsche,  weiß  mir  ieder  Danck; 
Nur  der  Doctor  wil  nicht  dran:  andrer  frisch  das  ist  sein  kranck. 

89. 
Das  Mittel. 

Wann  das  beste  nicht  zu  haben^  neme  man  für  gut  das  gute. 
Auch  flir  lieb;  ist  nicht  ein  tapffrer^  dennoch  mit  dem  fromen  Mute. 
Wem  die  Flügel  nicht  gewachsen,  kan  die  Wolken  nicht  erreichen ; 
Wer  nicht  hat  deß  Adlers  Augen,  muß  der  Sonne  Stralen  weichen. 

90. 
Ein  Rath. 

Wann  ein  Rath  nicht  kennt  den  Fürsten,  und  der  Fürste  nicht 

den  Rath, 
Ruth  sichs  übel,  folgt  sichs  übel,  und  der  Rath  hat  keine  That. 


Andres  Hundert.  269 

91. 

Ffirsten-  und  PSfel- Regiment. 

Ein  gutes  Fürsten -Regiment  gibt  mehr-  und  beßres  frej, 
Als  wol  deß  leichten  Pöfel-Volcks  verwirrte  Policey, 
Die  stets  auff  blindem  Willen  geht,  übt  freche  Tyranney. 

92. 
Auff  den  eigensinnigen  Witzel. 

Witzel  ist  der  Buhler  Paris,  seine  Meinung  Helena; 

Diese  liebt  er,  diese  schätzt  er,  ob  gleich  Krieg  ist  drüber  da. 

93. 
Oegenw&rtiger  nnd  vergangener  Znstand. 

Glücke  kennt  man  nicht,  drinne  man  geboren; 
Glücke  kennt  man  erst,  wann  man  es  verloren. 

94. 

Beyspiele. 

Wilstu  Fürsten  Regeln  geben. 
Gib  der  andren  Fürsten  Leben; 
Heb  sie  über  Bös  empor. 
Zeuch  nicht  ihnen  Beßre  vor. 

95. 

Yersnehen. 

Wer  hoch  zu  steigen  denckt,  kümmt  der  nicht  auff  die  Spitze, 
Kümmt  doch  durch  steigen  mehr  er  fort,  als  ob  er  sitze. 

96. 

Gewaltsame  Herrschafft. 

Wer  durch  Eisen  wird  ein  Herr,  muß  sich  an  das  Eisen  halten; 
Sonsten  wird  das  Eisen  selbst  ihn  nicht  leichtlich  lassen  alten. 

97. 

Anff  Fnsenm. 

Bey  sieden,  kochen,  braten 
Wirbt  Fuscus  ihm  Soldaten; 


270  Andres  Tausend 

Die  Drommel  sind  die  Teller; 
Bezahlang  gibt  der  Keller; 
Der  Krieg  ist  schmeicheln,  schmausen/ 
Schmarotzen,  bttbeln,  mausen. 

98. 

Aufferstehnng  der  Todten. 

Wer  nicht  glaubt  das  Aufferstehn,  dem  ist  femer  wol  erlaubt^ 
Daß  er  glaube,  was  er  wil,  wann  er  auch  gleich  nichts  nicht  glaubt. 

99. 

Reichthnm. 

Viel  haben  nicht,  nicht  viel  bedürffen  machet  reich; 

Was  ists,  was  ich  nicht  dariF,  wann  ichs  nicht  habe  gleich? 

100. 
Zuwachs  der  Diebe. 

Diebe,  die  der  Krieg  gesäet,  last  der  Friede  reichlich  finden, 
Und  der  Hencker  meit  sie  abe,  wird  in  Hanff  die  Garben  binden. 


Drittes  Hundert  271 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 

DRITTES  HUNDERT. 

1. 

Der  Tod. 

Ob  uns  gleich  der  Tod  reist  hin,  ist  von  uns  doch  nichts  nicht  seine. 
Unsre  Seele  kümmt  ihm  nicht;  unser  Haut;  Fleisch  und  Gebeine 
Wird  uns  schöner  und  verklärt  sam  der  Seele  wieder  geben 
Jene  Zeit;  die  ohne  Zeit  uns  auffs  neue  heisset  leben. 

2. 
Das  Fegefeuer. 

Ist  ein  Fegefeuer  wo?    DarflF  doch  dieses  keiner  dulden^ 

Der  ein  böses  Weib  hat  hier^  Armut;  Darmgicht;  grosse  Schulden. 

3. 

Paneken. 

Manmissa  ftihrt  zwej  Paucken,  die  regen  Blut  und  Mut; 
Hier  thut  es  sehn  und  ftihleU;  was  sonsten  hören  thut. 

4. 

Die  ftieht. 

Die  Gicht  verbeut  den  Wein  zu  trincken; 
Sonst  mustu  liegen  oder  hincken. 
Mich  dtinckt;  es  sey  ein  groß  Verdruß; 
Wann  über  Maul  regirt  der  Fuß. 

5. 

Dentsehe  Treu. 

Wie  daß  Glaub  und  Treu  ietzund  nur  wie  Rauch  man  achten  mag? 
Sehen  wir  nicht;  daßDeutschenietztgemetrinckenRauch-Tabaok? 


272  Andres  Tausend 

6. 

Einname  und  Außgabe. 

Drey  Heller  kummen  ein;  sechs  Heller  gehen  auß; 
Wann  Wirthschafft  geht  also,  so  geht  sie  durch  das  Hans. 

7. 
Die  blähende  deutsche  Sprache. 

Deutschen  sind  so  alte  Leute, 
(     Lernen  doch  erst  reden  heute.       iL  ^)i  ^ 
Wann  sie  lernen  doch  auch  weiten, 
Wie  recht  deutsch  sie  handeln  selten! 

8. 

Eines  Fiirsten  Bewnst  von  den  l  ^  ^     ' 

\  Schweinen. 

Ist  deßFürstens  gröste  Tugend,  daß  er  die  kennt,  die  sind  Seine? 
Ist  deß  Fürstens  gröste  Tugend,  daß  er  kennt  die  wilden  Schweine  ? 
Jenes,  wil  ich  feste  glauben,  sey  deß  Fürstens  eigne  Pflicht; 
Dieses,  glaub  ich,  sey  deß  Försters,  sey  deß  Fürstens  eigen  nicht. 

9. 
Anff  Stintiam. 

Stintia  wehrt  ihrer  Ehren ;  wer  ihr  was  wil  muthen  an, 
Ey,  der  muß  es  schwer  entgelten,  sie  erzeigt  sich  als  ein  Mann; 
Dann  sie  greifft  bald  zum  Gewehre,  wer  entwerden  kan,  ist  froh ; 
Doch  wer  etwas  mehr  ist  witzig,  stehet  still;  es  ist  nur  Stroh. 

10. 

Schoen,  versetzt:  0  Sehne. 

Wie  Schoen,  wie  weiß  ist  Sehne!    O,  biß  die  Sonne  sticht; 
Und  Schoen  hat  alt  und  kranc]^  auch  leichtlich  hingericht. 

11. 

Regir-  oder  Welt -Kunst. 

Die  Welt -Kunst  ist  ein  Meer;  es  sey  Port  ober  Höhe, 
Ist  doch  kein  Ort,  da  nicht  ein  Schiff  wo  untergehe; 
Wo  dieser  segelt  fort,  fährt  jener  an  den  Sand; 
Also  wie  der,  der  fremd,  irrt  der,  der  gleich  bekannt. 


Drittes  Hundert.  273 

12. 
Kleider. 

Pferde  kennt  man  an  den  Haaren; 
Kleider  künnen  offenbaren, 
Wie  deß  Menschen  Sinn  bestellt, 
Und  wie  weit  er  Farbe  hält. 

13. 

Fruchtbringende  Oesellschafft.     j^j? 

Ich  bin  zwar  auch  ein  Theil  und  denen  Veygestellet, 

Die  ihres  Geistes  Hoch  zusammen  hat  gesellet 

Zu  treffen  einen  Bund,  zu  würcken  tapfire  Frucht, 

Daß  deutsches  Hertz  und  Mund  von  neuem  auffgesucht 

Und  seiner  Wtird  und  Zier  sey  wieder  tibergeben,  6 

Und  dürffe  ferner  nicht  ein  armer  Sclave  leben 

Der  fremden  PraJerey. .  Das  Miltzkraut  soll  ich  seyn ; 

Verkleinern  soll  ich  stets,  soll  helffen  treiben  ein 

Den  auffgeschwollnen  Miltz ,  die  Art  der  stoltzen  Sinnen, 

Die  sich  in  ihnen  selbst  beherbergen  nicht  ktinnen,  lo 

Und  denen  viel  zu  eng  ihr  deutsches  Vaterland. 

Sie  lassen  eignen  Werth  und  wehlen  fremden  Tand, 

Erkiesen  Glas  für  Gold  und  wollen  nichts  beginnen. 

Was  diesem  ist  gemäß,  was  etwa  ktimmt  von  hinnen. 

So  wie  in  Kleidern  sie  nunmehr  sind  Deutschen  nicht,  15 

So  soll  auch  nicht  mehr  deutsch  seyn,  was  die  Zunge  spricht. 

Wie  muß  das  Hertze  seyn?    Ich  wil  zwar  nicht  ermüden. 

Daß  stets  an  ihren  Orth  sey  meine  Pflicht  beschieden; 

Daß  ich.  Verkleinernder,  verkleinre  nicht  den  Stand, 

Den  mein  Kraut  unverhofft  in  diesem  Garten  fand,  a« 

Wo  30  viel  Cedem  stehn  und  reiche  Palmen  prangen. 

So  aber,  was  ich  soll  und  wil,  nicht  zu  erlangen. 

So  neme  man  f[ir  gut,  ob  Saamen  ich  nicht  zieh. 

Daß  ich  doch  blüh,  das  ist:  mich  inunerdar  bemtih. 

14. 

Raitnngen. 

Die  Einnam  ist  das  Weib ;  die  Außgab  ist  der  Mann. 
Wann  beyde  treffen  ein,  ist  Rechnung  bald  gethan, 
Wiewol  es  besser  ist,  es  sey  ein  IJberschuß. 
Nur  daß  kein  Rest  verbleibt;  dann  dieser  gibt  Verdruß. 

Logaa.  '  IB 


274  Andres  Tausend 

15. 
Fastnacht. 

Fastnacht  ist  die  schnöde   Nacht  ^    die   das  Christenthum   fast 

schwärtzet, 
Drinnen  sich  die  geile  Welt  mit  dem  schwartzen  Buhler  hertzet. 

16. 

Auf  Splendnlam. 

Splendula^  dein  Roth  und  Weiß  hat  es  offt  gemacht^ 
Daß  es  wurde  lichter  Tag  mitten  in  der  Nacht. 

17. 

In  Fnscnlam. 

Fuscula;  dein  Gelb  und  Schwartz  hat  es  offt;  gemacht; 
Daß  eS;  wann  es  Mittag  war^  wurde  Mittemacht. 

18. 
Tag  und  Nacht:  Leben  und  Tod. 

Wann  auff  Tag  nicht  käme  Nacht;  würden. wir  gar  bald  erliegen; 
Auch  der  Tod  geht  darum  vor^  daß  wir  rechter  leben  milgen. 

19. 
SchSnheit. 

Wann  schöne  Weiber  bitten ;  so  heist  es  schaffen  doch; 
Da  bitten  schöne  Weiber,  in  dem  sie  schweigen  noch. 

20. 

Von  der  Urania. 

Ist  Urania  der  Himmel?   Ja;  ihr  Buhler,  glaubt  es  gerne! 
Dann  die  Milchstraß  ist  verbanden  und  die  zweyGeschwister-Stöme, 
Die  den  Segel  spannen  auff  und  ihn  heissen  pflügen  fort 
Durch  das  tieffe,  nasse  Saltz  in  den  flirgehabten  Port. 

21. 
Der  Sitzer,  Anus. 

Der  Sitzer  und  ein  altes  Weib  (wie  muß  doch  dieses  kummen?) 
Sind  auff  lateinisch  einerley ,  weil  beyde  gerne  brummen. 
Jedoch  ob  diß  bedencklich  ist,  geschiehts  vielleicht,  dieweil 
Das  garstig  Alter  billich  ist  der  Jugend  Hintertheil. 


Drittes  Hundert  275 

22. 

Hofe -Leute,  versetzt:  hohe  Tenfel. 

Hofe-Leute,  hohe  Teufel;  ist  es  nicht  zu  viel  gesaget? 
Nein,  weil  mancher  arme  Leute  sehrer  als  der  Teuffei  plaget. 
Falschheit  und  Betriegligkeiten,  Hinderlist,  Verleumdung,  Lügen 
Sind  deß  Hofes  Meisterstücke,  öind  deß  Teuffels  sein  Vergnügen. 

23. 

Der  rasende  David.  ^ 

Wer  bey  Achis  denckt  zu  leben,  wer  bey  Welt  denckt  fortzu- 

kummen. 
Muß  bald  haben  Narren-Kappe,  Doctors-Hut  bald  angenummen. 

24. 
Anff  Vitnm. 

Veit  gab  seine  Treu  zu  pfände ;  die  hat  längst  schon  sich  verstanden ; 
Weil  sie  niemand  denckt  zu  kauffen,  bleibt  sie  Gläubigem  in 

Händen. 

25. 

Auf  Hyellam. 

Der  Hebe  Frühling  hat  Hyella  nie  gemocht; 

Der  liebe  Sommer  hat  Hyella  nie  gesucht; 

Der  liebe  Winter  hat  Hyella  stets  verflucht; 

Sie  liebt  der  liebe  Herbst,  das  ist:  der  Liebe  Frucht. 

26. 
Anff  Dnplimi. 

Duplus  hat  nicht  duple  Stärcke,  da  er  doch  hat  duples  Hertze; 
Dann  er  führet  duple  Sinnen:  sagt  im  Ernste,  meint  im  Schertze. 

27. 

Ein  Tyrann. 

Ein  Tyranne  denckt  dahin:  hat  er  nicht  der  Leute  Willen, 
Daß  er  seinen  Willen  doch  mit  den  Leuten  mag  erfüllen. 
Wenig  Hegt  ihm  auch  daran,  ob  er  Liebe  gleich  nicht  hat, 
Wann  in  dem  nur,  was  er  wil,  ieder  seinen  Willen  that. 

1  1  Sam.  21,  y.  13. 

18* 


276  Andres  Tausend 

28. 

Ein  ^tiger  Abschlag. 

Nimmt  er  gleich  nicht;  was  er  wil,  ist  ein  gütig  abeweiscn 
Dennoch  flir  den  armen  Mann  an  den  Hohen  noch  zu  preisen. 

29. 

Redligkeit. 

Wer  gar  zu  bieder  ist,  bleibt  zwar  ein  redlich  Mann, 
Bleibt  aber,  wo  er  ist,  kümmt  selten  höher  an. 

30. 
Die  Welt. 

Die  Welt  ist  wie  ein  Meer;  ein  ieder  geht  und  fischt, 
I^^ur  daß  den  Walfisch  der,  den  Stockfisch  er  erwischt. 

31. 

Dentschtond^-Wieder.  Dentgchland. 

Das  Eisen  zeugt  ihm'  selbst  den  Rost,  von  dem  es  wird  verzehret; 
Wir  Deutschen  haben  selbst  gezeugt  die,  die  uns  ietzt  verheeret. 

32. 
Anff  Bardnm. 

Bardus  ist  nur  darum  da,  daß  er  da  ist;  o,  es  wollte, 

Da  er  ward,  sein  Vater  nicht,  nur  die  Mutter,  daß  er  solte. 

33. 
Die  Begierden. 

O,  die  Käthe,  die  sich  kleiden  in  deß  Fürsten  Kleid  und  Zierden, 
Leiden  selten  andre  Räthe;  wer  dann  sind  sie?    Die  Begierden. 

34. 

Der  Argwohn. 

Dieses  kau  man  zwar  wol  thun,  daß  mau  leichtlich  nimmer  traue; 
Nur  daß  nicht,  das  man  nicht  trau,  leichtlich  an  uns  iemand  schaue. 

35. 
Man  wags. 

Wer  nichts  auflF  Glücke  wagt,  stellt  alles  nur  auff  Rath, 
Irrt  offt  so  sehr,  als  der  gewaget  alles  hat. 


Drittes  Hundert.  277 

36. 

Die  Vernimfft. 

Besser  haben  keine  Hand; 

Als  ein  Hertz  und  nicht  Verstand. 

37. 
Der  Bart. 

Man  fleist  sich  ietzt  den  Bart  vom  Maule  zu  gelosen 

Und  meint;  es  kumme  her;  ich  glaubs  auch;  von  Frantzosen. 

38. 
Bart-Wachs. 

Die  Deutschen  heissen  sonst  Garmänner;  und  der  Bart 
(Hilt  weiland  man  dafür)  vermehret  männlich  Art. 
letzt  scheren  wir  den  Bart  so  völlig  ab;  so  rein; 
Ey,  wollen  wir  vielleicht  Garweiber  lieber  seyn? 

39. 

Weiber-Schmnck.  ^ 

Der  Schmuck  der  zarten  Frauen  steht  nicht  im  Haare  flechten; 
Drum  lassen  sie  sie  fliegen  zur  lincken  und  zur  rechten. 

40. 

Hofe -Stellungen. 

Es  stecket  Ja  im  lincken ,  im  rechten  Backen  Nein ; 
Ja- nein ;  das  wil  bey  Hofe  vermischet  immer  seyn. 

41. 

Der  beste  Wechsel. 

Das  verwesen 
Bringt  genesen; 
Das  verzehren 
Kan  verklären 
Uns  gewehren. 

1  1  Potr.  3,  V.  3. 


278  Andres  Tausend 

42. 
Ein  Sehmarotzer. 

Bej  Hof  ist  meistens  der  ein  tapfirer  Edelmann, 
Der  Beinkens  Hintertheil  im  Wapfen  weben  kan. 

43. 
Ffir  sten  -  Frenndsehafft. 

Fürsten  sind  genädig  zwar;  selten  sind  sie  rechter  Freund; 
Wer  es  glaubt;  glaubt^  was  nicht  ist;  glaubet  das  nur^  was  da  scheint. 

44. 

Von  einem  Kdhler. 

Ein  Köhler  starb  und  stund;  wie  must  es  zu  dann  gehn? 
Er  fiel  nie;  dann  er  glaubt  auch  nie  das  aufferstehn. 

45. 

Bis,  wer  dn  wärest. 

Wer  eine  Tugend  einmal  übt, 
Eh  er  sie  leichtlich  übergibt. 
So  geb  er  eher  hin  sein  Leben; 
Sonst  muß  er  doch  den  Namen  geben. 

46. 

Ein  menschlich  Vieh. 

Mancher  kan  nichts,  weiß  VemunflFt  rühmlich  nicht  zu  weisen, 
Suchet  drum  durch  Unvemunfft,  daß  man  ihn  soll  preisen. 

47. 

Ein  yemflnfftig  Weib. 

Wer  nach  einem  Engel  freyt,  trifft  offfc  einen  Teuffei  an. 

Alles  trifft,  wer  nur  Vemunfft  an  die  Seite  haben  kan; 

Dann  Vemunfft  schmückt  trefflich  schön;  dann  Vernunfft  macht 

alles  gut, 
Und  ein  Engel  wird  das  Weib,  wann  sie  wie  ein  Engel  thut. 


Drittes  Hundert.  ,  271) 

48. 

Fiirsten-Befebl. 

Sachen;  die  bequemlich  seyn,  wolln  die  Herren  selbst  befehlen; 
Sachen ;  die  gefahrlich  seyn,  solin  die  Diener  selbst  crwehlen. 
Nicht  umsonst;'  es  ist  zu  thun^  daß  sie  mügen  Mittel  finden^ 
Diener  ihnen;  aber  nicht  sich  den  Dienern  zu  verbinden. 

49. 

Ein  alt  Weib. 

Alte  Weiber  sind  die  Sträuche^  drauff  für  Zeiten  Rosen  stunden ; 
Ob  die  Bösen  sind  verblichen,  werden  doch  die  Dömer  funden. 

50. 
Käthe -Wahl. 

Einen  treuen  Rath  zu  wehlen,  darff  der  Fürste  treuen  Rath; 
Selbst  der  Rath  darff  reiffes  rathen,  eh  er  Rath  versprochen  hat. 

51. 
Hofe -Leben. 

Von  deß  Hofes  Hofe-Leben  hab  ich  manchmal  viel  gelesen. 
.0;  das  lesen  ist  nur  besser,  als  daß  Selbsten  da  gewesen. 

52. 
Hofe -Leben. 

Es  werden  viel  Füchse  bey  Hofe  gefressen ; 
Noch  sind  sie  doch  häuffig  daselbsten  gesessen; 
Das  machet,  sie  wissen,  mit  waserley  Namen 
Die  Schwäntze  von  ihnen  zur  Herrligkeit  kamen. 

53. 

BefSdernngen. 

Was  bringt  den  Mann  zum  Amte?   Vermutlich  seine  Kunst? 
Gar  selten;  was  dann  anders?   Gemeinlich  Geitz  und  Gunst. 

>#;.        54.      3^ 

Der^chweden^Ai^  50. 

Die  Schweden  ziehen  heim;  daheime  wann  sie  blieben, 
War  Deutschland  auch  daheim  und' nicht  wie  ietzt  vertrieben. 


280  Andres  Tausend 

55. 

Der  ietzige  Friede.     '>73. 

Elin  Trojaiiisch  Pferd  scheinet  unser  Friede  seyn: 
Stecket  voller  Groll,  reisset  viel  Verfassung  ein. 

56. 

Hofe-fifmist. 

Hofe-Gunst  kan  um  so  viel,  wer  sonst  Lust  hat,  ihm  vermehren, 
Wer  sich  fleisset  auch  das  Arg,  wie  das  Gut,  so  hoch  zu  ehren. 

'57. 

Jungfern- Wangen. 

Poeten  steht  was  frey,  ihr  Jungfern!  eure  Wangen, 
Worauff  die  Schönheit  spielt,  die  Charites  so  prangen 
Und  Flora  Wohnung  hält,  die  ehr  ich.    Die  Natur 
Hat  reichlich  bracht  hieher  in  einer  vollen  Spur 

5  Die  Gaben  ihrer  Kunst.    Euer  sind  die  linden  Höhen, 
Für  denen  Hybla  blast,  für  denen  traurig  stehen 
Psßstanische  Gewächs  und  Lilien  nichts  sind 
Und  Helffenbein  nicht  taug  und  Purpur  wie  verblind. 
Hier  ist  der  runde  Zweck,  drauff  mit  viel  tausend  Küssen 

10  Uns  derer  Werth  mahnt  an  zu  zielen  und  zu  schissen 
Auß  Ehrerbittung  bloß;  (wiewols  der  Brauch  verbeut 
Und  deutsche  Zucht  nicht  wil,  die  auch  den  Argwohn  scheut.) 
Hier  ist  das  klare  Feld,  drauff  Tugend  hin  ins  lichte 
Streut  auß  die  edle  Scham,  zu  tragen  reine  Früchte, 

15  Die  so  schön  röthlich  bltlhn,  die  weit  ein  mehres  werth. 
Als  was  die  rothe  See  ie  von  Corall  beschert. 
Hier  ist  der  zart  Altar  von  weissen  Marmor-Stücken, 
Drauff  jungferliche  Zucht  pflegt  reines  Blut  zu  schicken 
Ziun  Opffer  keuschem  From.    Hier  ist  das  flache  Bund, 

so  Drum  Zephyrus  spielt  her,  drauff  offt  Gupido  stund 
Und  sich  um  einen  Weg  für  seinen  Pfeil  umsähe 
Und  dachte,  wie  ein  Wild  für  seine  Küch  er  fahe 
Mit  seinem  Purpur-Zeug.    Hier  lag  er  offt  im  Halt, 
Mit  Rosen  wol  verhägt,  wann  er  die  Jagt  bestalt. 

15  Hier  trägt  Pomona  für  Vertumnus,  ihrem  Schatze, 

Die  roth  und  weisse  Frucht,  das  schönste  Paar  vom  Platze, 


Drittes  Hundert.  281 

Den  ihre  Müh  gepflantzt.    Hier  brennt  die  nütze  Glut 

Deß  Pharos,  der  im  Meer  den  Schiffen  Bahn  und  Mut 

Zu  sichrem  Ufer  gibt.    Hier  scheint  das  keusche  Feuer, 

Das  mehr  als  Vesta  Flamm  ist  zu  verehren  theuer;  30 

Das  bringt  den  klaren  Tag  hin  in  die  finstre  Nacht ; 

Drauß  merckt  man,  obdaschlieff,  draüßmercktman,  ob  da  wacht 

Die  Scham  der  Eedligkeit,  (in  derer  Port  zu  landen, 

Wer  redlich  anders  buhlt,  sein  Schiff  pflegt  hin  zu  wenden 

Und  sonsten  nirgend  wo,  er  sey  dann  so  gesinnt,  S6 

Daß  bejr  ihm  Ehr  und  Schmach  vergleichten  Außschlag  findt;) 

Hier  hebet  sich  entpor,  hier  breitet  seine  Wellen 

Der  Tugend  Haupt-Panier;  hier  lacht  sie,  wann  sie  lacht; 

Hier  ist  ihr  eigner  Schmuck ;  hier  ist  ihr  eigner  Pracht. 

58. 
Jungfrauen; 

Ihr  Jungfern,  hört  mir  zu;  doch  fasset  die  Geberden 

Und  meint  durch  meinen  Euhm  nicht  stöltzer  wo  zu  werden! 

Die  Jungfern  sind  ein  Volck,  sind  imter  uns  gestellt 

Als  Engel  in  der  Zeit,  als  Wunder  in  der  Welt; 

Sie  sind  ein  kurtz  Begrieff  von  allen  Zierligkeiteu,  6 

Der  Menschheit  höchster  Schmuck,  ein  Vorbild  jener  Zeiten, 

Wo  alles  klar  wird  seyn,  ein  Muster  erster  Art, 

Eh  uns  der  Sünden  Schmach  in  Eden  erblich  ward. 

DieJTugend  hat  sie  lieb,  last  gern  um  sie  sich  finden; 

Die  Ehre  krön  sie  schön;  ihr  ßuhm  bleibt  nicht  dahinden,  10 

Geht  mit  dem  Himmel  um,  rührt  biß  an  Himmel  an ; 

Ein  ieder  preist  sie  hoch,  wer  preisen  immer  kan. 

Ich  wüste  nicht,  wer  der,  und  wannen  er  entsprossen, 

Und  was  für  wilde  Milch  sein  erster  Mund  genossen. 

Der  ernstlich  hier  nur  siht,  der  fröhlich  hier  nicht  lacht,  if 

Wann  ihm  deß  EUmmels  Gunst  die  Augen  würdig  macht 

Zu  schauen  diesen  Glantz,  zu  mercken  diese  Sonnen, 

Wodurch  der  Menschheit  Werth  den  höchsten  Stand  gewimnen 

Und  so  erleuchtet  ist.    Er  ist  nicht  werth  so  gar. 

Daß  seine  Mutter  selbst  ie  eine  Jungfer  war,  20 

Der  sein  Geberde  nicht  zur  Ehrerbitung  neiget. 

Sein  Haupt  zum  tieffsten  bückt,  den  Fuß  in  Demut  beuget 


282  Andres  Taiuend 

t 

Und  gibt  sich  pflichtbar  hin  Air  einen  eignen  Knecht 
Für  ein  so  liebes  Volck  und  himmlisches  Geschlecht. 
25      ledoch  merckt  gleichwol  drauff^  ihr  lieblichen  Jungfrauen! 
Ich  meine  die,  wo  mehr  auff  That  als  Wort  zu  bauen; 
Und  habt  mir  nur  für  gut^  ich  mein  auch  meistens  die^ 
Wo  Winter  nicht  verbot,  daß  Frühling  mehr  nicht  blüh. 

69. 

Amadis-Jnngfern.  ^ 

Pfui  euch,  die  ihr  euch  rühmt  der  geilen  Buhler-Lügen 
Deß  frechen  Amadis,  die  dahin  deutlich  tügen, 
Wo  Circe  machte  Sau,  wo  Messalina  gieng 
Und  für  den  schnöden  Sieg  der  Wette  Lohn  empfing! 
5  Die  Zunge  schärfl^  er  zwar ;  allein  er  stümpfft  die  Sinnen, 
Wil  das,  was  ihr  sollt  thun,  euch  überreden  künnen 
Durch  das,  was  nie  geschehn,  durch  das,  was,  wanns  geschehn, 
Die  Ehre  gantz  verdammt,  die  Tugend  nicht  mag  sehn. 
Der  Worte  göldner  Glantz  hat  Gifi%  zu  seinem  Grunde 

10  Und  Operment  steckt  drinn;  es  schadet  zum  Gesunde; 
Es  sterbt  die  Einfalt  hin,  erweckt  ein  solches  Klug, 
Dafür  ein  keuscher  Sinn  Entsatz  und  Grauen  trug. 

Nicht  mir  den  weisen  Mund,  den  Amadis  gelehret! 
Ob^unge  laufibt  gut,  ist^inn  doch  gantz  versehret, 

15  Und  ist  ihm  kündig  diß,  was  Oriana  spricht. 
So  weiß  er  auch,  was  sonst  bey  Mireflor  verriebt. 
Weiß,  wie  das  feste  Schloß  ward  endlich  noch  errungen, 
Weiß,  wie  es  letzlich  noch  nach  vieler  Müh  gelungen. 
Daß  so  beliebter  Gart,  im  Anfang  unerbaut, 

so  In  kurtzem  kümmt  zum  Bau  und  seine  Früchte  schaut. 
Er  weiß,  wie  Florisel  mit  vielen  kühnen  Streichen 
Ein  königliches  Bett  imd  Buhlschafft  kan  erreichen; 
Er  weiß,  wie  viel  der  Held  damals  der  Lantzen  hat 
Gebrochen,  weil  es  Tag,  und  nachmals,  da  es  spat. 

95      Ein  solcher  Sinn  gewohnt,  daß  Ehre  drauß  soll  kummen, 
Unehrlich  seyn  voran,  daß  vor-  wird  an-genummen 

1  Epigramma  est  broyis  Satyra;  Satyra  est  longam  Epigramma.    ^iT^^^  f. 


Dritte«  Hundert.  283 

Aoff  Hoffidung  zum  Erlaub ,  was  nimmer  noch  erlaubt; 

Daß  Eltern  ihre  Pflicht  im  Winckel  wird  geraubt^ 

Daß  Lieb  imd  ihre  Brunst  mag;  was  sie  wil^  beginnen, 

Obs  gleich  laufffc  wider  Gott,  Zucht,  Ehr  und  irome  Sinnen;       so 

Daß  Matter  eh  als  Braut  man  etwa  werden  mag, 

Hag  Braut  bey  Nachte  scyn  und  Jungfer  auff  den  Tag. 

So  viel  erlernt  der  Sinn  vom  Meister  geiler  Lüsten! 
Für  dessen  Schüler  ich  mir  wüntsche  zuzurüsten 
Ein  Schiff  nach  Tomos  hin,  auff  daß  der  Liebe  Schweiß  35 

Zu  leschen  Mittel  sey  durch  ein  erfrischlich  Eiß, 
Wie  Naso  vormals  thät,  der  nach  geschriebner  Liebe 
Vom  Pontus  Klage-Brief  und  Trauer-Bücher  schriebe 
Und  hätte  wol  gewolt,  er  hätte  nie  gekost, 
Und  niemals  auch  gelehrt  die  Lieb  und  ihre  Lust.  40 

Ihr  Jungfern,  glaubt  es  nur,  daß  euch  das  Wort  zu  fUhren 
So  firech  und  so  gefach  gar  schwerlich  wil  gebühren ; 
Das  Becht  und  ein  Gebrauch,  die  habens  so  gericht, 
Daß  immer  iemand  ist,  der  eure  Worte  spricht. 
Wo  nützlich  und  wo  noth.    O,  wie  crschrackt  ihr  Väter!  45 

0,  wie  befahrt  sich  Rom  auff  grosses  Unfalls- Weter, 
Da  einmal  für  Gericht  ein  freches  Weib  aufftrat. 
Selbst  Sach  und  Klage  fKihrt  und  um  die  Rechte  bat! 
Man  firagte  drüber  Rath,  schlug  auff  Sybillen  Bücher 
und  bat  die  Götter  drum,  daß  diese  That  sej  sicher  50 

Für  allgemeines  Heil;  so  seltsam  war  diß  Ding! 
Mehr  als  da  eine  Red  einsmals  ein  Of^hs  anfing. 

bt  Scham  und  Ehr  in  euch,  so  redet  stillc-schweigen 
Genüg  von  euch  für  euch;  so  kan  die  Hertzen  neigen 
Zu  eurem  Schutz  und  Gunst  ein  sitsam  Angesicht,  65 

Das  ieden  von  sich  selbst  zu  Hold  und  Dienst  verpflicht. 
Die  Tugend,  die  ihr  führt,  ist  Königin  der  Sinnen; 
Die  schaffetSy  die  befihlts,  daß  anders  wir  nicht  künnen, 
Als  euch  nnr  wollen  wol;  die  Zucht,  die  zeucht  und  zwingt. 
Daß  nnser  Will  in  uns  euch  volle  Folge  bringt.  eo 

Deß  Goldes  lieber  Preis  darff  keinem  Advocaten 
Auff  seine!  theore  Zung  in  feilen  Mund  gerathen : 
Es  lobt  sich  durch  den  Glantz;  es  lobt  sich  durch  die  Krafft, 
An  welcher  Erde,  Lafflt,  Glat,  Flut  nichts  thut  und  schafft. 


284  Andres  Tausend 

65  Der  Rosen  rothes  Schön ;  wann  sie  anß  grünem  Bette 
Früh -morgens  lächeln  rauß  imd  spielen  in  die  wette, 
Leucothoö,  mit  dir,  ist  Selbsten  seine  Pracht, 
Die  keine  Zunge  mehr  noch  minder  zierlich  macht. 
Die  Augen  sind  verblendt,  die  helle  Diamanten 

70  Für  Glas  und  fiir  Cristall  nicht  unterschiedlich  kanten, 
Da  erst  zu  schweren  ist:  das  ist  der  theure  Stein,  , 
Der  nur  von  Blut  und  sonst  wil  nicht  bezwinglich  seyn. 
Solls  erst  die  Zunge  thun,  die  Jungfern  werth  zu  machen, 
So  ists  gor  schlecht  bestellt,  so  sind  der  Tugend  Sachen 

7*  Auffs  schlipfirige  gesetzt,  und  ihre  Würde  steht, 
Nach  dem  die  Zunge  schwer,  nach  dem  sie  fertig  geht. 
Solls  viel  Geschwätze  thun,  so  muß  den  Papageyen 
Ihr  Preis  noch  mehr  als  sonst  ins  hohe  nauff  gedeyen. 
So  kümmt  auch  hoch  die  Schwalb,  und  ein  gemeiner  Heer 

80  Gilt  einer  Jungfer  gleich,  wie  schön  sie  immer  war. 

Fürwahr,  ihr  redet  oflFt,  viel,  prächtig,  frey  und  lange, 
(Thuts  euren  Ohren  wol,  thuts  fremden  doch  gedrange) 
Und  wann  es  dann  ist  auß,  wird  billich  noch  gefragt, 
Ists  auß?   Was  wil  sie  dann?   Was  hat  sie  dann  gesagt? 

85  Die  Bohsne  lachet  oift,  und  sauer  siht  die  Tjber, 
Die  Elbe  rümpflft  sich  selbst,  die  Augen  gehen  über 
Dem  armen  Priscian,  wann  euer  strenger  Mund 
So  bitter  plagt  ein  Wort,  das  ihr  doch  nie  gekunt. 
Die  Sprache  würgt  und  kränckt,  zermartert,  krüpelt,  stümmelt, 

90  So  lächerlich  damit  lallt,  stockert,  stammelt,  tummelt 
Und  so  tjranmsirt  und  wider  Willen  zwingt. 
Daß  so  sie  gelten  soll,  wie  sie  durch  euch  nur  klingt. 

Ein  Bach,  ein  Begen-Bach,  vom  Himmel  Her  gestärcket. 
Wann  er,  was  er  so  sey,  und  was  er  künne,  mercket, 

ssLaufft  über  Thamm  und  Band,  scheust  über  Schütz  und  Wehr, 
Bricht  da  und  dort  herauß,  ergeust  sich  hin  und  her. 
Mischt,  was  er  in  sich  hat,  treibt,  was  er  führt  zu  Hauffen, 
Daß  Fisch,  Frosch,  Holtz  und  Schlamm  hin  mit  einander  laufFen, 
Biß  daß  die  Wolcke  weicht,  die  ihm  gab  kurtze  Krafft; 

100  Dann  bleibt  das  eine  da,  das  andre  dort  verhafFt. 
Ihr  Damen  so  genant,  die  krausen  Complimenten, 
Die  euch  das  leichte  Volck  der  tollen  Liebs-Studenten 


Drittes  Hundert.  285 

In  eure  Sinnen  geust^  die  schwellen  euren  Mut^ 

Weil  euch  das  heucheln  wol,  das  loben  sanffte  thut. 

Sie  werffen  sich  euch  hin  zu  euren  zarten  Füssen^  105 

Sie  wollen  sonst  von  nichts  als  nur  von  KnechtschafiFt  wissen; 

Sie  küssen  euer  Hand ;  sie  küssen  wol  den  Grund, 

Wo  euer  Fuß  trat  hin,  wo  euer  Schaten  stund; 

Sie  stelin  auflf  euer  Wort  das  Urthel  ihres  Wesens, 

Deß  Lebens  Auffenthalt,  die  Artzney  deß  Genesens;  110 

Ihr  seyd  der  Seele  Seel,  und  ausser  euch  sind  sie, 

Als  wären  sie  nicht  mehr  und  vor  gewesen  nie. 

Die  Sonne  dieser  Welt  hat  nie  so  schön  gebrunnen 

Als  eurer  Augen  Licht,  das  göttliche  paat*  Sonnen, 

Der  Wangen  Lilien,  mit  Bösen  untermengt,  115 

Ist  ihre  Frühlings-Lust,  daran  ihr  Hertze  hengt; 

Der  theure  Mund -Bubin,  wem  dieser  kümmt  zu  küssen. 

Der  mag  sich  einen  Gott  Und  keinen  Menschen  wissen 

Und  düncken  mehr  als  Mars,  auch  als  Adonis  mehr, 

Die  Venus  Mund  geküst,  der  vor  berühmt  war  sehr,  i«o 

Eh  ihr  kamt  aufF  die  Welt,  und  ietzt  von  eurem  funckein, 

Wie  von  der  Sonn  ihr  Stern  am  Himmel  muß  vertunckeln, 

Und  daß  ihr  in  der  Welt  die  Welt  noch  etwas  acht: 

Das  ist  ihr  gröstes  Heil,  das  sie  noch  rühmlich  macht. 

So  saust  der  Buhler- Wind  und  schwellt  euch  die  Gedancken ;  125 
Die  bleiben  nicht  daheim  in  ihren  alten  Schrancken; 
Ihr  Haus  ist  viel  zu  eng  und  suchen  dann  ein  Thor 
Am  nechsten,  wo  es  ist;  da  brechen  sie  hervor 
Zum  Munde  meistens  auß,  der  wil  sich  lassen  mercken, 
Wil  sejn  gegüntes  Lob  nicht  mindern,  sondern  stärcken,  iso 

Sagt  her,  wie  er  vermag,  gibt  rauß,  was  er  nur  kan 
Und  meint,  daß  Peitho  selbst  hat  nie  kein  Wort  gethan, 
Das  lieblicher  geschallt.   Allein  es  wird  leicht  Amen; 
Der  Nachdruck  bleibt  daheim;  es  mangelt  an  dem  Saamen 
Erfahrung  und  Verstand,  der  fruchtbar  pflegt  zu  seyn  i»6 

Und  nichts,  was  ungeschickt  zum  reden,  gibet  ein. 
Es  gilt  euch  alles  gleich,  geschickt  und  ungeschicket. 
Gereimt  und  ungereimt,  gesticket  und  geflicket, 
Gemengt  und  abgetheilt,  halb  oder  außgeflihrt. 
Und  ist  euch  gar  genug,  wanns  nur  heist  discurirt.  uo 


286  Andres  Tausend 

Was  nicht  wil  seyn,  das  bleibt;  kümmts  nicht;  so  mag  es  stecken^ 
Es  scheint  nicht  höflich  sejn,  was  schlafet;  aufi^zuwecken; 
Genug,  wann  nur  der  Berg  sich  groß  und  schwanger  stellt. 
Wann  endlich  gleich  herftlr  nur  wo  ein  Mäußlein  schnellt. 

145  Doch  daß  nur  niemand  lacht!    O  nein;  ich  muß  nur  klagen. 
Und  daß  man  eurer  sich  erbarmen  solle,  sagen, 
Weil  euch  von  Perlen  träumt,  und  werden  Thronen  drauß. 
Weil  ihr  nach  Ehren  greifi%  und  ziehet  Spot  ins  Haus. 
Viel  plaudern  hat  noch  nie  viel  Nutzen  heim  getragen; 

150  Viel  schweigen  hat  noch  nie  viel  Schaden  zu  beklagen; 
Ein  wol  geschloßner  Mund  verwahrt  ein  weises  Hertz; 
Ein  ungebimdnes  Maul  bringt  ihm  und  andren  Schmertz. 

Ihr  irrt,  so  euch  bedünckt,  ihr  wäret  angenemer, 
Wann  ihr  nur  viel  sagt  her.    Ich  halt  es  viel  bequemer 

155  Zu  aUer  Menschen  Gunst,  wann  dieses  ihr  nur  sagt. 
Daß  der  euch  mercke  from ,  der  euch  um  was  gefragt. 
Man  rühmet  Jungfern  nicht,  die  allzuweit  gereiset; 
Ein  Weib,  das  als  ein  Weib  weiß  mehr,  wird  nicht  gepreiset. 
Die  Jungfern,  die  so  wol  im  lieben  sind  geübt, 

160  Die  übt  man  zwar  noch  mehr,  nur  daß  man  sie  nicht  liebt. 
Als  wie  der  Zeit- Verdruß  mit  Schach-Bret,  Karten-spielen 
Biß  weilen  wird  gestillt  bey  denen,  die  nicht  zielen 
Auff  Gold  und  auff  Gewinn:  wann  nun  das  Spiel  ist  auß, 
So  liegt,  so  gilt  nichts  mehr  der  König  und  das  Taus. 

166  Und  also  gehts  mit  euch;  deß  Schlafes  sich  zu  wehren. 
Den  Unmut  abzuthun,  die  Weile  zu  verzehren, 
Hört  mancher,  was  ihr  sagt,  sagt,  was  ihr  gerne  hört. 
Biß  daß  er  dann  ist  sat,  ihr  aber  sejd  bethört; 
Dann  hat  der  schlaue  Fuchs  den  Raben  bracht  zum  singen ; 

170 Dann  hört  man,  wie  das  Faß  sey  leer  und  künne  klingen; 
Dann  merckt  und  nimmt  man  ab,  daß  eure  Fablerey 
Ein  Wiederhall,  vielleicht  noch  weniger  was  sey. 
Es  machts  nur  Phantasos,  der  durch  die  blancke  Pforte 
Euch  bringet  einen  Wahn,  der  gleich  ist  eurem  Worte, 

175  Das  ihr  für  Glücke  schätzt,  das  euer  Mund  gebiert, 
Wann  einer,  wer  weiß  wer?   Euch  mit  zu  Bette  führt. 
Dann,  wann  nun  dieser  Stand  von  euch  ist  so  errungen, 
Und  euch  ist  so  und  so  ein  freyer  Sprung  gelungen 


\ 


Drittes  Hundert.  287 

Ins  weiche  Feder-Feld;  ey,  lieber,  sagt  mir  doch, 

Braucht  ihr  den  Amadis  und  discnrirt  dann  noch?  isc 

Wann  euer  Eind  ihr  putzt,  wann  manchmal  eure  Backen 

Fttnff  Finger  euch  zur  Zucht  biß  auff  das  schwellen  zwacken? 

Wann  ihr  in  Eühstall  geht,  wann  ihr  die  Suppe  kocht, 

Wann  ihr  den  Stockfisch  bleut,  wann  euch  der  Prügel  pocht? 

Ach  ja!   Eind,  Knecht  und  Magd,  die  stehen  imd  verstarren;    iss 

Die  Schweine  sehn  empor;  Eüh,  Kälber,  Ochsen,  Farren 

Und  alles  Feder- Vieh  hört  mit  verwundren  drauff, 

Wie  ihre  kluge  Frau  gibt  einen  guten  Kaufi^ 

Am  Zuwachs  edler  Wort;  allein  es  wil  noch  fehlen. 

Daß  sie  nicht  werden  sat,  noch  so  die  Worte  zehlen,  i9q 

Wie  Müntze  wird  gezehlt.    Drum  weg  mit  eurer  Kunst, 

Die  einmal  kaum  nur  gilt  und  weiter  ist  umsonst! 

Die  stille  Frömigkeit,  das  eingezogne  Wissen, 

Was  gut,  was  selig  sey,  darff  nimmermehr  vermissen 

Sein  Lob  und  seinen  Nutz;  es  gilt  für  alle  Welt  195 

Und  bleibet  immer  stehn,  wann  diese  letzlich  fslUt. 

60. 
Beute  anßm  deutschen  Kriege. 

Was  gab  der  deutsche  Krieg  für  Beute? 
Viel  Grafen,  Herren,  Edelleute. 
Das  deutsche  Blut  ist  edler  worden. 
Weil  so  geschwächt  der  Bauer-Orden. 

61. 

Tüchtige  Wahr. 

• 

»  Die  Wahren,  welche  vomen  an 

^  In  einem  Laden  liegen, 

Die  kaufft  nicht  gern  ein  iederman; 

Sie  pflegen  nicht  zu  tügen. 

Die  Jungfern,  welche  zu  dem  freyn  6 

Die  Freyer  selbst  wie  laden. 

Wo  diese  nicht  verlegen  seyn. 

So  haben  sie  doch  Schaden. 


288  Andres  Tausend 

62. 
Jnngfern- Sorge. 

Wann  Jyngfem  wollen  freyn  und  ändern  ihren  Titel, 
Ist  ihre  meiste  Sorg  um  ihres  Buhlers  Mittel 
Zu  ihrem  Unterhalt;  daß  sie  nicht  dürffen  sorgen 
Und  das,  was  ihnen  noth,  beym  Nachbar  etwa  borgen. 

63. 
Der  vereinigte  Glauben. 

Ein  Beichstag  ist  nicht  weit. 
Da  aller  Glaubens -Streit 
Wird  gantz  beschieden  werden, 
Wann  Gott  hier  von  der  Erden 
Wird  haben  alle  Welt 
Für  seinen  Thron  gestellt. 

64. 
GemeinschafFt  bringt  Verachtung,  sonderlich  Fürsten. 

Wo  viel  Gemeinschafft  ist,  ist  Ansehn  nicht  gemein; 
Wo  Ansehn  mehr  nicht  ist,  wil  auch  nicht  Folge  seyn; 
Wo  Folge  reisset  auß,  kan  Ordnung  nicht  bestehen; 
Wo  Ordnung  nicht  besteht,  muß  Wolfahrt  untergehen. 

65. 
Hofe-Werth. 

Ich  nehm  ein  Quintlein  Glück  und  kauffe  Hofe-Gunst; 
Ob  dir  es  so  beliebt,  nim  einen  Centner  Kunst: 
Die  leichte  Müntze  gilt,  die  schwer  ist  hier  umsonst. 

66. 

Ein  Fttrsten-Rath. 

Wer  ist,  der  seinen  Bath  dem  Herren  redlich  gibt. 

Der,  den  sein  Fürst?    Nein;  der,  der  seinen  Fürsten  liebt. 

67. 
Der  Zorn. 

Der  Zorn  ist  eine  volle  Bach, 
Ist  aber  trucken  von  gemach. 


Drittes  Hundert.  289 

68. 

Die  fifenade. 

Daß  warm  ist  Menschen  mehr  als  kaltes  angeboren. 
Dem  Fürsten  sey  die  Gut  als  Schärflfe  mehr  erkoren ! 

69. 
Der  Neid. 

Neiden  und  geneidet  werden 
Ist  das  meiste  Thun  auiF  Erden. 

70. 
(ilegenwärtige  und  verlohrene  Tngend. 

Tapffre  Leute  pflegt  der  Neid  gerne  sehn  begraben, 
Außgegraben ;  wann  er  sie  nun  nicht  mehr  kan  haben. 

71. 
Elender  Znstand  der  Ffipsten. 

Fürsten  haben  zwar  mehr  Gut  als  vielleicht  gemeine  Leute, 
Haben  aber  derer  viel,  denen  sie  stehn  stets  zur  Beute. 
Fürsten  haben  zwar  viel  Dienst,  müssen  aber  viel  ernähren, 
Künnen  auch  für  sich  nicht  mehr  als  ein  eintzler  etwa  zehren. 

72. 
Ein  unrnhig  Gemfite. 

Ein  Mühlstein  und  ein  Menschen-Hertz  wird  stets  herum  getrieben; 
Wo  beides  nicht  zu  reiben  hat^^  wird  bojdes  selbst  zerrieben. 

73.  , 

Verstellnng. 

leder  schilt  das  Hofe-Leben,  wann  er  nicht  darinnen  ist; 
leder  nimmt  das  Hofe-Leben,  wann  er  nur  wird  drein  erkiest. 

74. 
Der  Feind  nieht  zn  yerachten. 

Mit  dem  Feinde  soll  man  fechten,  für  dem  fechten  ihn  nicht  schmähn; 
Viel,  die  schmähten  ungefochten,  hat  man  fechtend  lauffen  sehn. 

Lof^u.  1 9 


290  Andres  Taiuend 

75. 
Anff  Blincam. 

Blinca,  wann  sie  ferne  steht,  kan  sie  Liebe  leicht  erwecken; 
Blinca,  wann  sie  nahe  steht,  kan  sie  Liebe  leicht  erstecken. 

76. 

Beyfall. 

Wer  Unrecht  bilHch  hält,  ob  Unrecht  er  nicht  thut, 
So  thut  er  doch  nicht  recht,  daß  böses  er  heist  gut. 

77. 
Anff  Psetmn. 

Psetus  bat  mich  nechst  zu  gast,  und  ich  gieng  nicht;  ich  war  sat 
Noch  von  dorne,  wie  er  mich  längst  vorhin  casteyet  hat. 

78. 
Das  VergangeAe  nnd  Kfinfftige. 

Was  weg  ist,  lasset  Beu; 
Was  kummen  soll,  macht  Scheu. 
Die  Jugend  die  zerran; 
Das  Alter  dringt  heran. 
Drum  dencke  man  dahin. 
Wo  Jugend  stets  bleibt  grün, 
Wo  Alter  immer  steht, 
Wo  Leben  nie  vergeht. 

79. 

Anff  die  männliche  Virosam. 

Wie  daß  Virossa  dann  noch  keinen  haben  kan? 

Ein  Mann  bedarff  ein  Weib ;  ein  Mann  darfF  keinen  Mann. 

80. 
Vom  ersten  April. 

Wir  üben  im  April  die  Leute  durch  vexiren 

Und  pflegen  sie  im  SchimpfF  herum-  und  an  zu  führen; 

Man  öffnet  so  den  Witz,  daß  er  sich  thu  herfür. 

Wie  diese  Zeit  schleust  auff  der  Welt  Lust,  Nutz  imd  Zier. 


Örittcs  Hundert.  291 

81. 
Anff  Vitnm. 

Ey,  sihatu  nicht,  wie  Veit  für  Weibern  sich  verstecke? 
Ja!  aber  wo  dann  hin?  Ey,  unter  ihre  Decke. 

82. 
Von  einer  Fliege. 

Eine  Fliege  war  so  kühn^ 
Setzte  sich  vermessen  hin 
Auff  deß  Mündleins  süsses  Both; 
Chloris  schlug  und  schlug  sie  tod. 
Florus  sprach:  O,  wann  nur  ich 
Dürffte  so  erkühnen  mich! 
Dieser  Schlag,  hielt  ich  dafür, 
Diente  mehr,  als  schadte,  mir. 

83. 
Von  einer»  Biene. 

Phjllis  schlieff;  ein  Bienlein  kam, 
Saß  auff  ihren  Mund  und  nam 
Honig,  oder  was  es  war, 
Corydon,  dir  zur  Gefahr; 
Dann  sie  kam  von  ihr  auff  dich. 
Gab  dir  einen  bittren  Stich; 
Ey,  wie  recht,  du  fauler  Mann! 
Soltest  thun,  was  sie  gethan. 

84. 

Bficher-Stnbe. 

Dieses  ist  ein  Todten-Grab ,  dessen  Todten  reden  künnen, 
Sagen  das,  was  weit  hindan,  zeigen  das,  was  noch  von  hinnen. 

85. 

An  Blandnlam.       ^ 

Blandula,  die  göldne  Sonne  zwischen  deinen  weissen  Brüsten 
Macht,  daß  die,  die  beydes  sehen,  gerne  recht  zu  schlissen  wüsten. 
Ob  der  reine  Schnee  der  Brüste  von  der  Sonnen  Glantz  ensteh, 
Oder  ob  den  Glantz  der  Sonne  kläre  deiner  Brüste  Schnee. 

19* 


292  Andres  Tausend 

86. 

Rathen. 

Wer  andren  gibet  Bath ,  gibt  wider  sich  den  Rath ; 
Dann  Zorn  erfolgt  für  Danck,  wann  Rath  gefehlet  hat. 

87. 

Frühling  and  Herbst. 

Der  Frühling  ist  zwar  schön ;  doch  wann  der  Herbst  nicht  war, 
War  zwar  das  Auge  sat,  der  Magen  aber  leer. 

88. 
Anff  den  verlogenen  Varillnm. 

Varillus  ist  das  Jahr;  sein  Will  ist  immer  rund, 
Daß  morgen  Winter  steht,  wo  heute  Sommer  stund; 
Nur  wann  ein  Schalt-Jahr  ist,  kUmmt  Warheit  wo  mit  ein; 
Sonst  wil  ein  iede  Stund  ein  eigne  Lüge  seyn. 

89. 
Verheischnngen. 

Das  Ja  soll  seyn  ein  Pfand,  bey  dem  sich  sicher  weiß. 
Wer  uns  sein  Trauen  lehnt  auff  unseren  Verheiß. 

90. 
Edelgesteine  und  Perlen. 

Was  macht  die  edlen  Stein  und  klare  Perlen  werth? 
Ihr  Werth  nicht,  sondern  das,  daß  man  sie  so  begehrt. 

91. 
Das  Glficke. 

Das  Glücke  richtet  auff;  das  Glücke  stösset  nieder ; 
O,  Glücke  thut  es  nicht!  nach  dem  sich  stellt  ein  ieder. 
Nach  deme  stellt  sich  Glück.    Ein  Sinn,  dem  stets  gefallt. 
Was  Gott  gefällt,  steht  stets,  weil  Zuversicht  ihn  hält. 


Drittes  Hundert.  293 

92. 

Das  bürgerliche  Recht. 

Das  Bürgerliche  Recht  gilt  sehr  ietzt  in  der  Welt, 
Weil  Vorthel^  Nutz,  Gewinn  für  recht  ein  ieder  hält, 
Was  ehr-  und  christlich  ist,  weit  hinten  aber  stellt. 

93. 

Der  fiirnemste  Kammer. 

Für  den  Bauch  und  für  den  Kasten 
Trägt  man  alles  Kummers  Lasten. 

94. 
Aoff  Calvnm. 

Es  kümmt  zu  euch  nicht  Calvus,  ihr  Hann,  in  eure  Rey; 
Er  kümmt  zu  euch,  ihr  Hennen!  sein  Kopff  der  ist  ein  Ej. 

,  95. 

Der  Glauben. 

Mich  dünckt,  Religion  sey  schlecht  Religion, 

Wann  mehr  nicht,  als  nur  diß  man  glauben  soll  davon. 

Was  die  VernunfFt  erlaubt;  wie  wil  doch  dieser  eiu, 

Daß  Gott  ohn  Ort  und  End,  und  Welt  auß  nichts  soll  seyn? 

96. 
Jahr -Zeiten. 

Im  Lentzen  prangt  die  Welt  mit  zarter  Jungferschafft; 
Im  Sommer  ist  sie  Frau,  mit  schwanger-seyn  verhafft. 
Wird  Mutter  in  dem  Herbst,  gibt  reiche  Frucht  herauß, 
Ist  gute  Wirthin,  hält  im  Winter  rathsam  Haus. 

97. 

Eine  Wnnder-Glocke.  * 

Die  Glocke  deß  Virgilius,  wann  diese  weiland  klang 
Bey  deß  Atturus  Hofestat,  so  sah  man,  wie  da  sprang 

92,  1  Dann  der  Stadt-Handel  beruhet  meistens  auflf  Vorthel.         1  Achill. 
Panop.  BurggravI.  s.  76. 


294  Andres  Tausend 

Und  stürtzte  sich  ins  Wasser  ein,  wer  ihm  nur  war  bewust 
Von  schändlicher  Ehbrecherej  und  andrer  Huren-Lust. 
6  Wie  gut;  daß  diese  Glock  ietzund  bey  unsrer  Zeit  nicht  klingt; 
Sie  zwinge  größres  Volck  in  Tod,  als  das  GeschtUze  zwingt. 

98. 
Der  Sieg. 

Wer  durch  das  Eisen  siegt;  hat  ritterlich  gesiegt; 
Betrieglich  hat  gekri^^  der  durch  das  Geld  gekriegt. 

99. 

Reimen. 

Freude,  die  gezwungen  ist,  geht  in  schwerer  Fahrt; 
Keime,  die  gezwungen  sind,  haben  wenig  Art. 

100. 

Anff  Cerinnam. 

Cerinna  ist  wie  zartes  Wachs  so  weiß,  so  zart  gezieret; 
Drum  hat  in  sie  ein  schönes  Kind  ein  Künstler  nechst  bossiret. 


Vierdtes  Hundert.  295 


DESZ  ANDBEN  TAUSEND 

VIERDTES  HUNDERT. 

1. 

Alamodisten.  ^ 

Almodad  kam  vom  Sem  herab,  vom  Japhet  Ascenas; 

Daß  dami  dem  Alamode-Stamm  der  Deutsche  so  trägt  Haß? 

2. 
Soldaten -Brauch. 

Starck  an  Köpffen  ins  quartier, 
Aber  starck  zu  Feld  an  namen, 
Kamen  immer  vor  lierfür 
Unsre  Krieger,  wann  sie  kamen. 

3. 

»er  Tod  Christi. 

Da  das  Leben  gieng  und  starb ,  fing  das  sterben  an  zu  leben ; 
Dann  der  Tod  hat  durch  den  Tod  in  den  Tod  sich  müssen  geben. 

4. 
Lebens -Regel. 

m 

Bis,  wer  du  bist;  laß  ieden  auch  für  dir  seyn,  wer  er  ist; 
Nicht,  was  du  nicht  kanst,  was  du  kanst,  sey  dir  zu  seyn  erkiest. 

5. 
Das  Leiden  Christi. 

Uns  zu  Liebe  wolte  Christus  Marter,  Schmach  und  Tod  erleiden; 
Ihm  zu  daucken  wollen  Christen  Marter,  Schmach  und  Tod  ver- 
meiden. 

Wann  nun  aber  Christus  wird  kummen  in  der  Herrligkeit,    , 
Wird,  wer  weit  vom  Leiden  blieb,  auch  von  Freuden  bleiben  weit. 

1  G«ne0.  10,  V.  26. 


296  Andres  Tausend 

6. 
Die  Liebe  deß  Vaterlandes. 

Man  liebt  das  Vaterland  deß  Vaterlandes  wegen? 
Nein,  weil  an  dessen  Heil  uns  selbsten  viel  gelegen. 
Wann  wo  das  Vaterland  nicht  manchen  ehrt  und  liebt. 
Ein  schlechtes  nimmt  er  drum,  daß  er  es  gantz  begibt. 

7. 

Erbarmang  nnd  Barmhertzigkeit. 

Eines  andren  Pein  entfinden,  heisset  nicht  barmhertzig  seyn; 
Recht  barmhertzig  seyn,  wil  heissen:  wenden  eines  andren  Pein. 

8. 

Anff  Porniam. 

Keine  Schand-,  ein  Ehren-Hure  soll  man,  Pomia,  dich  nennen; 
Weil  dich  nicht  verachte  Leute,  sondern  die  geehrten  kennen. 

9. 

Anff  PsBtnm. 

Psßtus,  du  und  auch  dein  Weib  lebet  stets  in  einem  Willen; 
ledes  wil  das  andre  sehn  ehstes  in  das  Grab  vervöUen. 

10. 

Die  Crentzignng  nnd  Anfferstehnng  Christi. 

Was,  Ev  und  Adam  ihr,  vom  Holtze  näschig  nisset. 
Das  ists,  was  Christus  drauflf  am  Holtze  bitter  büsset; 
Was  vor  im  Garten  fiel,  steht  ietzund  aufl^  im  Garten: 
Die  Flucht  vom  Paradeis  wird  so  zu  Himmelfahrten. 

.    11. 

Anff  Phorbantem. 

Phorbas  gieng  zu  seinem  Lieb;  als  er  kam  für  derer  Thür, 
Zittert  er  als  wie  ein  Laub,  wüste  gleich wol  nicht,  wo  tiir, 
Hilt  sich  sonst  für  einen  Mann,  biß  er,  als  er  dachte  nach, 
Ey,  mein  Hertze  gab  ich  ihr,  und  sie  gab  mir  ihres,  sprach. 


Vierdtcs  Hundert  297 

12. 
Dreyerley  Aofferwecknng  von  Todten. 

Zu  Hause;  fUr  dem  Thor  und  auß  des  Grabes  Klufft 
Wird  von  deß  Todes  Schlaf  ins  Leben  auffgerufft 
Jairus  Kind^  der  Sohn  zu  Naiu^  Lazarus; 
Hertz ;  Mund  und  Werck  in  uns  soll  aufferstehn  zur  Büß. 

13. 

Von  einer  Witfrau. 

Eine  Witfrau  gieng  zur  Trau^  nam  ietzund  den  vierdten  Mann. 
Als  die  Zeit  zuni  schlafen  gehn  auch  nun  endlich  kam  heran^ 
Ach!  sprach  sie^  ach!  ach!  hätt  ich  vor  an  dieses  Ding  gedacht; 
Niemand;  niemand  hätt  es  mir  nimmermehr  mehr  eingebracht! 
Doch  sie  gieng;  war  gar  getrost;  und  das  Kind;  das  sie  gebar    5 
Kaum  in  zwantzig  Wochen  drauff;  wieß;  wie  sie  vergeßlich  war. 

14. 

Die  Liebe. 

Nenne  mir  den  weiten  Mantel;  drunter  alles  sich  verstecket: 
Liebe  thutS;  die  alle  Mängel  gerne  hüllt  und  fleissig  decket. 

15. 
Drey  sch&dliehe  Dinge. 

Spiel;  Unzucht  und  der  Wein 

Lässt  Beich;  Starck;  Alt  nicht  seyn. 

•■ 

16. 
Ein  frachtbares  Weib. 

Wann  sie  gebiert,  wie  sichs  gebührt; 
Dadurch  wird  eine  Frau  geziert. 

17. 

Liebe  nnd  Geitz. 

Lieb  und  Geitz  sind  solche  Brüllen,  welche  dem,  der  auff-sie  stellt, 
Macheu,  daß  das  dickste  Schwartze  für  das  zartste  Weiß  erhellt. 


298  Andres  Tausend 

18. 
Neigungen. 

Wer  an  Gaucklern  und  an  Narren  Beine  Lust  und  Labial  hat^ 
Ean  sie  an  sich  selbsten  haben^  wann  er  braucht  der  Lüste  Bath. 

19. 

Ein  kostbares  Hans. 

Wer  ein  schönes  Haus  ihm  baut^ 
Hat  ihm  selbst  nicht  recht  getraut^ 
Daß  er  sey  gar  groß  geschaut. 

20. 

Lflgen. 

Ob  Lügen  sind  der  Warheit  gleich,  sind  drum  sie  bald  ihr  Kind? 
Die  Kinder  sind  offt  einem  gleich,  von  dem  sie  doch  nicht  sind. 

21. 

Warheit  nnd  Lfigen. 

Die  Warheit  ist  ein  Oel,  die  Lügen  Wasser;  schwimmt 
Doch  endlich  oben  auff,  wie  viel  man  Wasser  nimmt. 

22. 

Anff  Mornm. 

Monis  klagt,  daß  seine  Frau  an  der  Frauen-Kranckheit  liege, 
Daß  dafür  noch  Teuffels-Koth,  Biebergeil,  nochFeigbohn  ttige; 
Ob  man  Mauß-Ohr-,  weisser  Lüg-,  auch  Melissen-Wasser  narae, 
HilfFe  nichts,  auch  Anis-,  Lein-  und  auch  nicht  der  FenchelrSaame ; 
5  Von  dem  Schwertel  gelb  und  blau,  von  Bahpontick  und  dergleichen, 
Costus  nicht,  auch  Moly  nicht  künne  diese  Noth  erweichen; 
Keine  Wurtzel!  mich  bedünckt,  daß  ich  etwa  wo  gelesen, 
Zapffen-Kraut,  so  viel  genug,  macht  von  dieser  Sucht  genesen. 

23. 
Anff  Lingnm. 

Lingus  solte  für  den  Hust  brauchen  Loch  de  Farfara; 
Diß  verstand  er  so  und  so,  brauchte  Loch  de  Barbara. 


Yierdtes  Hondert.  299 

24. 
Anff  Pimplam. 

Pimpla  hat  das  Jungfern-Feber;  Rage-Kraut  und  Stendel-Wurtz 
Kan  es  dämpffen^  ist  zu  brauchen  nicht  zu  sparsam^  nicht  zu  kurtz. 

25. 

Ffirsten  und  Festungen. 

Eine  Festung  und  ein  Fürst  sehn  mich  an  f&r  eine  Sache; 

Die  da  stets  darffVorrath,  Geld,  Mannschafft  und  bestellte  Wache. 

26. 
Zahlnngs*  Fristen. 

Noch  Hauptgut;  noch  die  Zinsen  darffietzt  ein  Schuldner  gelten; 
Es  stehn  zwar  so  die  Schulden,  der  Glauben  aber  selten. 

27. 
Die  Tugend. 

Tugend  ist  so  trefflich  schön;  daß  sie  dann  die  Welt  nicht  liebet? 
Weil  sie  alt,  so  schämt  sie  sich,  so  sie  sich  auff  lieben  gibet. 

28. 
Redligkeit. 

Wer  die  Bedligkeit  wil  ireyen,  mag  sich  kühnlich  lassen  ein; 
Leichtlich,  dann  sie  ist  verächtlich,  wird  er  wol  kein  Hahnrey  seyn. . 

29. 

4 

Braut  ffir  Weib.  ^ 

Die  Braut  wird  flir  das  Weib  bey  Rechten  offt  geacht; 
Sie  dencken  auff  den  Tag,  nicht  aber  auff  die  Nacht. 

30. 

Das  Wasser. 

Ob  das  Wasser,  wird  gefragt,  die,  die  Wasser  trincken,  nähret? 
Nährt  es  nicht,  so  ists  doch  gut,  daß  es  auch  wie  Wein  nicht  zehret. 

1  L  Jol.  d.  Adolt. 


300  Andres  Tausend 

31. 

Anff  Jungfer  Dubiosam. 

Dubiosa  ist  sehr  schön,  reich,  geschickt  und  sonst  von  Gaben; 
Nur  der  Juden  Hohe-Priester  künte  sie  nicht  ehlich  haben. 

^     32. 

Rath  oline  That. 

Anschlag,  der  nicht  Fortgang  hat, 
Ist  ein  Wagen  ohne  Bad. 

33. 

Der  Namens -Tag. 

Einen  schlechten  Namen  hat,  dessen  Namen  durch  das  Jahr 
Einen  Tag  und  sonsten  nie  kündig  und  geehret  war. 

34. 

Der  May/J 

Dieser  Monat  ist  ein  Kuß,  den  der  EUmmel  gibt  der  Erde, 
Daß  sie  ietzund  seine  Braut,  künfftig  eine  Mutter  werde. 

35. 
Anff  Umbriam. 

Umbria  ist  zwar  nicht  schön;  doch  sie  ist  der  Schönheit  Schimmer, 
Wann  sie  etwa  gehet  her  hinter  schönem  Frauen-Zimmer. 

36. 
Hand-Prophecey. 

Wer  unsrer  Welt  sah  in  die  Hand, 
Was  ist  es,  das  er  drinnen  fand? 
Raub,  Mord,  Trug,  Schinderey  und  Brand; 
Ihr  ist  das  letzte  Becht  erkant. 

37. 
Tausend  gfildene  Jahre. 

Ehstes  wird  die  böse  Zeit  kummen  auff  die  Bahre ; 

Ehstes  werden  werden  jung  tausend  göldne  Jahre; 

Wie  es  scheint,  kans  auch  wol  seyn;  dann  solch  Gold  zu  kochen. 

Hat  zu  Kohlen,  Stadt  und  Dorff  Krieg  schon  abgebrochen. 


Vierdtes  Hundert.  301 


38. 


An  die  Sehweden.   2^y 

Alles  Inselt  von  dem  Vieh^  das  ihr  raubtet  durch  das  Land; 
Asche  von  gesammtem  Ort;  den  ihr  setztet  in  den  Brandy 
Gebe  Seiffe  nicht  genug;  auch  die  Oder  reichte  nicht 
Abzuwaschen  innren  Fleck;  drüber  daa  Gewissen  rieht; 
Fühlt  es  selbsteu;  was  es  ist;  ich  verschweig  es  ietzt  mit  Fleiß;  s 
Weil  Gott;  was  ihr  ihm  und  uns  mitgespielet,  selbsten  weiß. 

39. 

Beredsamkeit. 

Ein  beredter  Mund 
Hat  offt  viel  gekunt; 
Manchmal  zum  verrichten; 
Manchmal  zum  vernichten. 

40. 
Steigender  nnd  fallender  Nutz. 

Garten-Nutz  von  Frauen-Aepffeln  wird  in  Anschlag  nicht  gestellt; 
Weil  es  ist  ein  solcher  Nutzen;  welcher  steigt  und  welcher  fiillt. 

41. 

Die  nene*Welt. 

Weil  der  Krieg  die  alte  Welt  hat  zerstöret  und  verheeret; 
Werden  neues  Land;  Stadt;  Becht;  Brauch  und  Siten  uns  gewehret. 

42. 
SchSnheit. 

Schönheit;  die  man  hält  so  werth; 

Schönheit;  die  man  so  begehrt; 

Ist  gar  sparsam  eingericht; 

Meistens  unters  Angesicht; 

Wann  die  Menschen  giengen  bloß;  f^ 

War  sie  vielmals  nicht  so  groß; 

Schmuck  und  Kleider  helffen  eiu; 

Machen  Anmut;  geben  Schein. 


302   '  Andres  Tausend 

43/ 

Unbestand. 

Daß  im  Circkel  eine  Vierung  sey  zu  finden^  ist  wol  klar; 
Aber  daß  auff  runder  Erde  kein  Bestand;  bleibt  dennoch  wahr. 

44. 
Ergetdigkeit. 

Ej;  wie  schad  ists  um  die  Zeit;  die  mit  Reimen  ich  verspiele! 
Übler  würde  reimen  sichs^  wann  mit  nichts  thun  sie  verfiele. 
Eine  Kuh  für  Leib  und  Sinn  ist  gelassen  iedem  zu; 
leder  ruhe  wie  er  wil;  ich  beruh  in  dieser  Buh. 

45. 
Ruh  im^  MitteljPnnci 

Die  Ruh  fiUlt  in  den  Mittel-Punct^  bei  Lupa  aber  nicht; 

Wer  hier  kümmt  her  und  sucht  zu  ruhu;  wird  schändlich  außgericht. 

46. 

Ein  Ranseh. 

Kümmt  Rausch  vom  rauschen  her?   Berauschte  sind  nicht  stille: 

Im  gissen  rauscht  der  Trunck^  der  Magen  auf  die  völle^ 

Die  Blase  mit  sam  ihm^  (wann  übrig  ein  was  kümmt;) 

Last  rauschen;  was  zu  viel^  last  rauschen ^  daß  es  schwimmt. 

•47. 

Anff  Fcemininum. 

Aller  Unfall;  der  da  kümmt;  macht;  daß  Fcemininus  weine; 
Macht  alsO;  daß  er;  man  glaubt;  sey  nicht  einer;  sondern  eine. 

48. 

Die  christliche  Liebe. 

Weiland  war  die  Lieb  ein  Feuer,  wärmen  war  ihr  nützer  Brauch; 
Nun  sie  aber  ist  erloschen;  beist  sie  nur  als  wie  der  Rauch. 

49. 

Frennde. 

Freunde  pflegt  man  zu  erwehlen 
Nur  nach  wägeu;  nicht  nach  zehlen. 


Vierdtee  Hundert.  303 

50. 

Anff  Psendonem. 

% 

Mir  sagt  Pseudo  halb  sich  zU;  einem  andren  auch  so  viel^ 
Und  das  Hertze  hält  er  ihm;  nem  ihn  gar,  wer  immer  wil! 

51. 
Anff  Levnliim. 

Levulus  ließ  Treu  und  Glauben  seiner  Buhlschafft  auffzuheben; 
Nachmals  hat  er  Treu  und  Glauben  ihr  für  eine  Nacht  gegeben. 
Wer  ein  älter  Brecht  drauff  führet,  muß  Beweis  und  Grund  erfinden. 
Treu  und  Glauben  einer  Hure  wieder  auß  Besitz  zu  winden; 
Levulus  mag  nachmals  stehen  foiiien  dafür  oder  binden.  6 

52. 
Anff  den  unveFschimten  Calvnm. 

Calvus  hat  so  grossen  Schedel  und  noch  dennoch  kein  Gehirne  ; 
Voller  Stirn  ist  auch  sein  Schedel ;  dennoch  hat  er  keine  Stime. 

53. 
Anff  Palponem. 

Du  brauchest  deine  Zung  als  wie  der  Fuchs  den  Schwantz; 
Ach,  daß  du,  Palpo,  so  sie  müssest  brauchen  gantz! 
Weil  seinen  Schwantz  der  Fuchs  mit  Wasser  offb  befeucht, 
Daß  ihn  zwar  viel  nicht  kost,  zum  besten  doch  nicht  reucht. 

54. 
Hoffart,  Hochfahrt. 

Als  Lucifer  fuhr  gar  zu  hoch, 
Da  fuhr  er  ab  ins  Höllen-Loch. 
Was  gar  zu  hoch,  wird  umgekahrt. 
Und  Hochfahrt  wird  zur  Niederfahrt. 

55. 

Nacht -Rah. 

Ob  sich  deß  Beruffes  mühen 
Gar  biß  an  die  Nacht  verziehen, 
Ist  uns  doch  vergünt  die  Nacht, 
Die  davon  uns  müssig  macht. 


304  Andres  Tausend 

66. 
Tage-Wepck. 

Weil  die  Nacht  uns  unsre  Sorgen 
Wolte  biß  auff  heute  borgen, 
Soll  man  heute  billich  dran, 
Abzuzahlen,  was  man  kan. 

57. 

Bauern. 

Die  Banem  sind  so  listig  und  sind  gleichwol  so  grob? 
Sie  sinnen  stets  auff  eines  .und  halten  auch  darob. 

58. 
Stadt-Cfewerb. 

Wodurch  wird  doch  ein  Bürger  reich?  Ihr  Bauern,  fült  das  Urthel: 
Er  schätzt  ihm  Selbsten  seine  Wahr,  braucht  überall  ein  Vorthel. 

59. 
Auff  Bibalnm. 

Bibulus  sorgt  für  sein  Thun  und  bestellet  so  sein  Haus, 
Daß  der  Magen  nimmet  ein,  und  die  Blase  gibet  auß. 

60. 
Land -Leute. 

Bauers-Leute  sind  der  Magen,  der  das  gantze  Land  ernähret; 
Dennoch  ist  am  allerschlechsten  das,  wo  von  er  selbsten  zehret. 

61. 

Schmarotzer. 

Der  Bäume  Blätter  wenden  sich,  wann  Sonne  wieder  wendet; 
Der  Heuchler  Sinnen  folgen  nach,  wohin  ihr  Günner  lendet. 

62. 
Auff  Dnleicnlam. 

Dulcicula  Hebt  ihren  Mann,  denckt  nicht  nach  ihm  zu  leben; 
Zu  sterben  endlich  unter  ihm,  nicht  vor  ihm,  war  ihr  eben. 


Vierdte«  Hundert.  306 

63. 
Anff  önophilnm. 

Der  Hering  ist  Onophilus;  das  Meer,  das  ist  der  Wein; 
Dann  jener  kan  nicht  einen  Tag  von  diesem  trucken  scyn. 

64. 

Hofe -Gunst  gegen  einem. 

Wann  der  Fürst  nur  einen  liebet 
Und  die  andren  übergibet, 
Wird  in  vielen  viel  vergeben, 
Was  nur  einer  nicht  kan  heben. 

65. 
Heuchler. 

In  Kranckheit  pflegt  ihm  Rath  zu  schaffen 
Ein  Low  durch  Fleisch  von  einem  Affen: 
Viel  würden  ihnen  Heil  verhafften, 
Wann  Fürsten  Heuchler  abeschafften. 

66. 

Gesang  auß  BmoU. 

Daß  sein  Gesang  auß  lindem  B 
Und  nimmer  nicht  auß  hartem  geh. 
Muß  machen;  wer  bey  Hofe  singt 
Und  wil,  daß  alles  lieblich  klingt. 

67. 

Aufl  Crudum. 

Crudus  thut  nie  nichts  umsonst,  weil  er  lebt,  wil  dennoch  haben 
Daß  man  ihn,  wann  er  nun  tod,  (billich!)  soll  umsonst  begraben. 

68. 
Der  singende  Schwan. 

Gläubstu,  daß  für  ihrem  Tode,  wie  man  schreibt,  die  Schwanen 

singen? 
Ja,  wo  du  mir  einen  möchtest,  der  es  selbst  gehöret,  bringen. 

Logan.  20 


306  Andres  Tausend 

69. 

Anff  Kasatum. 

Nasatus^wie  ein  grosserHeiTySchickt^eh  erkümmt,vor  insQuaf  tier — 
Laquey  und  Trompter  ist  es  nicht:  dieNase  kümmt  weit  fUr  ihm  flir. 

70. 

Anff  Chrysophiliim. 

Sehr  reich  bistu  und  auch  sehr  kärg^  Chrysophilus;  mich  dünckt; 
Das  Gold;  wann  es  gefangeji  liegt;  nicht  mehr  als  Eisen  bringt. 

71. 
Geitz. 

Wer  Gold  Gott  nicht  zu  Dienst  und  ihm  zum  Brauche  nützet; 
Hat  daS;  was  hat;  wer  Gold  im  Stollen  noch  besitzet. 

72. 
Anff  yalpianam. 

Vulpiana  ist  selbander  (was  doch  ietzt  fUr  Fälle  sind!) 

Bey  zehn  Jahren;  meide  sorgen!  dann  ihr  Mann;  der  ist  ein  Kind. 

73. 
Falsch  im  niedren,  falscher  im  hSheren. 

Wer  in  geringen  Sachen  bübelt;  die  nicht  viel  sondres  tragen  ein, 
Wird  mehr  in  denen  Sachen  vortheln,  die  mehr  genißlich  wollen 

sejn. 

74. 

Anff  Mollinm. 

Mollius  kan  noch  im  trauren;  noch  in  Freuden  Threnen  meiden ; 
Freut  er  sich  dann  in  dem  trauren^  trauret  er  dann  in  den  Freuden. 

75. 

Weiher-Glanben. 

Beten  werden  leichtlich  meideU;  singen  und  auch  Eirchen-gehn 
Weiber;  wil  man  reformireu;  aber  nicht  beym  Spiegel-stehn. 


Vierdtes  Hundert.  307 

76. 
Die  Hofe-Cassandra. 

Was  Cassandra  propheceyte, 
Ward  gehört  und  nicht  geglaubt. 
Falschheit  ist  bey  Hof  erlaubt; 
Warheit  treibt  man  auff  die  Seite. 

77. 

Seyn  und  nicht  scheinen. 

Wo  viel  ZungC; 

Da  viel  Lunge; 

Wo  viel  Schein, 

Da  kein  seyn; 

Wo  wol  meinen,  5 

Da  kein  scheinen; 

Wo  viel  Hertz, 

Da  kein  Schertz. 

•  78. 
Acht-monatliche  Oebnrt. 

Im  achten  Monden  bracht  ein  Kind  Sirona,  und  die  Leute  zehlen; 
Weil  Buch  sie  selbst  gehalten  hat,  so  frag  auch  sie !  ihr  wird  nichts 

fehlen. 

79. 

Schmähliche  Feigheit. 

Den,  der  sich  nicht  wehren  wil,  holst  man,  wie  man  heist  dasTheil, 
Dag  deß  Hundes  Weib  so  frcy  pflegt  zu  brauchen  und  so  geil. 
Wie  so  diß  ?  Weil  iederHund  dran  sich  macht,  dran  reibt,  dran  reucht, 
Und  also  den  feigen  Mann  icder  braucht,  wie  ihn  nur  deucht, 
Oder  weil  die  deutsche  Welt  weiland  einen  Hund  band  auflf  5 

.  Dem,  der  auß  der  Schlacht  entgieng,  nicht  durch  Gegenwehr, 

durch  Lauff. 

80. 

Schneekcin. 

Bruder,  kumm  und  iß  mit  mir;  Haud  und  Wirth  soll  für  dir  stehn ; 
Doch  iß  nur  den  Wirth;  das  Haus  möchte  nicht  am  Halse  g^hn. 

20* 


308  Andres  Tausend 

81. 

WeintraubeB. 

Bruder,  kumm  auffeinen  Trunck;  doch  das  süsse  Bacchus-Naß 
Mustu  mir  besclieiden  thun,  sag  ich  dir,  mit  sani  dem  Faß. 

82. 
Der  Krebs. 

Der  Krebs,  der  schwartze  Curassirer, 
Geb  einen  guten  Kriegs-Fourirer; 
Zu  machen  immer  gut  Quartier, 
Gieng  er  ietzt  hinter  sich,  ietzt  für. 

83. 
Die  VerlenrnduBg. 

Wann  uns  die  Verleumdung  schlägt,  heilen  letzlich  gleich  die 

Wunden, 
Wird,  wie  viel  man  Pflaster  legt,  immer  doch  die  Narbe  funden. 

84. 
FIfichtige  Zeit. 

Wer  die  Zeit  verklagen  wil,  daß  so  zeitlich  sie  verraucht. 
Der  verklage  sich  nur  selbst,  daß  er  sie  nicht  zeitlich  braucht. 

85. 
Das  Glficke. 

Ist  unser  Glücke  schwer,  drückt,  beugt  und  macht  uns  müde? 
Geduld!  wir  schlugens  selbst  in  unsrer  eignen  Schmiede. 

86. 
Die  Liebe. 

Wer  in  der  Liebe  lebt,  ist  bey  Vemunfft  doch  toll; 
Wer  in  der  Liebe  lebt,  ist  nüchtern  dennoch  voll. 

87. 

Auff  Lupam. 

Lupa  bleibet  immer  lustig,  geht  in  steter  Mummerey; 
leder  meint,  daß  ihr  Gesichte  eine  rechte  Larve  sey. 


Yierdtes  Hundert.  309 

88. 

Anff  Cascam. 

Cascaist  so  teufflischbös,  und  ihr  Mann  spricht  doch:  Mein  Schatz? 
Dencke ;  daß  der  Teuffei  gern  hat  hej  alten  Schätzen  Platz. 

89. 

Ewige  Jugend. 

Ist  die  Welt  der  grosse  Mensch  ?  Ist  der  Mensch  die  kleine  Welt? 
Wie  daß  dieser  dann  kein  Lentz  sich  auff  ihren  Winter  stellt? 
Welt- Verliebte  klagen  so ;  Himmel-Buhlen  ktimmet  ein, 
Jene  Zeit,  da  immer  Lentz,  nimmer  nie  wird  Winter  seyn. 

90. 

Henschliches  Elende. 

Alsbald  ein  neues  Kind 
Die  erste  Lufft  entfindt, 
So  hebt  es  an  zu  weinen; 
Die  Sonne  muß  ihm  scheinen 
Den  viermahl  zehnden  Tag, 
Eh  als  es  lachen  mag. 
O  Welt,  bey  deinen  Sachen 
Ist  weinen  mehr  als  lachen! 

91. 
Auff  P»tnm. 

Pätus  ließ  ihm  neulich  tauffen  einen  lieben  jungen  Erben ; 
Diesen  wolt  er  bald  von  Jugend  lernen  handehi,  lernen  werben; 
Auffzubringen  erste  Schantze,  (heilig  Geld  muß  wol  gerathen!) 
Bat  er  funffzig  ihm  Gevattern,  seinem  Kinde  treue  Paten. 

92. 
Ein  (ileifziger. 

Ein  Geitziger,  der  reich,  der  ist  ein  Betler  doch; 
Wie  viel  er  immer  hat,  begehrt  er  mehres  doch. 

93. 
Massigkeit. 

Wer  stat  deß  Bacchus  ihm  last  lieben  eine  Bach, 
Bleibt  immer  bey  sich  selbst  und  lescht  viel  Ungemach. 


310  Andres  Tansand 

94. 
Hofe-fied&clitnfiß. 

Was  bey  Hofe  wird  gefehlet; 
Das  wird  lange  da  gezehlet; 
Morgen  denckt  man  kaum  daran^ 
Was  man  heute  wol  gethan. 

95. 

Hofe-Lente. 

Esel  sinds;  es  sind  auch  AffeU; 
Diener ;  denen  Fürsten  schaffen; 
Jene  braucht  man  Last  zu  tragen; 
Diese  braucht  man  zum  behagen; 
Diese  pflegt  man  zart  zu  halten; 
Jenen  wird  das  Mahl  gespalten; 
Jene  solin  den  Danck  nicht  wissen; 
Diese  haben  ihn  zu  nissen. 

96. 

Bflder. 

Bey  Bildern  nieder  knien  ^  das  gelte  ^  wo  es  gilt; 
So  gilt  es  da  und  dort  doch  für  ein  Frauen-Bild. 

97. 

Nfirrenbergische  Handelnng. 

Was  zu  Nürnberg  wird  gehandelt; 
Wird  gewiß  was  gutes  sejni; 
Dann  gut  Ding  darff  gute  Weile. 
Wo  es  sich  zum  ärgsten  wandelt 
Und  mit  Hoffnung  nicht  trifft  ein, 
Gebe  niemand  Schuld  der  Eile. 

98. 

Thenre  Roh. 

Deutschland  gab  ftinff  Millionen, 
Schweden  reichlich  zu  belohnen. 
Daß  sie  uns  zu  Bettlern  machten, 
Weil  sie  hoch  diß  mühen  achten. 


Viordtcs  Hundert.  311 

Nun  sie  sich  zur  Buh  gegeben 
Und  von  unsrem  dennoch  leben, 
Muß  man  doch  bey  vielen  malen 
Höher  noch  die  Ruh  bezahlen. 

99. 
Anff  Curvnin. 

Curvus,  du  gekrümmter  Mann,  wüntschest  wieder  jung  zu  werden 
Bista  doch  zuvor  ein  Kind  so  an  Sinnen  als  Geberden. 

100. 
:    Mißtrauen. 

Man  darff  niemanden  trauen;  drum  trau  auch  mir  nicht  ich, 
Der  ich  manchmal  zum  trauen  laß  überreden  mich. 


312  Andres  Tausend 


DESZ  AISDBEN  TAUSEND 
FÜNFFTES  HUNDERT. 

1. 

Anff  Qnadrnncani. 

Quadmncus  sticht  gemein  gelehrte  Männer  an* 
Auß  diesem  hör  ich  wol^  daß  dr  gewiß  nichts  kan. 

2. 

Ein  geraubter  Kuß. 

Man  meint  ^  ein  abgestohlner  Kuß  sej  minder  angeneme. 

Der  Kuß  wird  süsser;  wann  man  schaut^  wie  sie  so  schön  sich  schäme^ 

Und  was  man  leichtlich  haben  kan,  ist  selten  gar  bequeme. 

3. 

Franckenthal  Friedens-Hindernfiß. 

FranckenthalzeuchtFriedenauff^daßernichtkümmtauffdenBerg; 
Sinnenthal;  nicht  Franckenthal;  dünckt  mich;  hindert  dieses  Werck. 

4. 

Alte  Jungfern  Zanckeisen. 

Alte  Jungfern  sind  ein  Stock;  da  noch  Wachs  noch  Honig  innen; 
Ihre  Sinnen  würcken  nichts ;  ausser  daß  sie  stechen  künnen. 

5. 

Dieselbten. 

Alte  Jungfern  böse  Jungfern;  dieses  macht  die  Ungeduld, 
Daß  Gott  ihnen  nicht  legt  abe  einen  Mann,  die  klare  Schuld. 


Fün£ftes  Hundert.  313 

6. 
Der  ietzige  Friede.    j$o, 

Dreissig  Jabr  und  drüber  noch  hat  gewehrt  das  deutsche  kriegen; 
Wehrt  der  Friede  dreissig  Jahr^  last  ihm  ieder  wol  genügen. 

7. 

Eise  Braut  zu  ihren  Gästen. 

Ihr  Grast;  ihr  seyd  mir  lieb;  biß  daß  die  Nacht  bricht  ein^ 
Da  darff  ich  keinen  Giutt;  selbander  wil  ich  sejn. 

8. 

Ein  rechtschaffener  Friede. 

Der  Fried  ist  nun  gewiß;  Buchlosigkeit  gewisser-, 
Viel  Frevler  hat  es  noch  und  wenig  rechte  Büsser. 
Ist  Friede  da  mit  Gott,  wird  Friede  Friede  seyn; 
Ist  Friede  nicht  mit  Gott;  ist  Friede  nur  ein  Schein. 

9. 
Der  Bauch. 

Der  Bauch;  der  ist  der  Beutel-,  drein  legt  man  alles  Gut; 
Man  thut  nur  ihm  zum  besten  das  meiste;  das  man  thut. 

10. 

Menschlicher  Znstand. 

Der  Mensch  bringt  nichts  davou;  wie  lang  er  immer  lebt; 
Als  daß  man  ihn  vergist;  gleich  wie  man  ihn  begräbt. 

11. 

Anff  Cacnm. 

Gacus  war  ein  junger  Schelm;  ist  ein  alter  fromer  Mann; 
Daß  er  anders  ist;  als  war;  macht;  daß  er  letzt  nimmer  kan. 

12. 

Degen  nnd  Schild. 

Welch  WaflFen  hat  mehr  NutZ;  der  Degen  oder  Schild? 
Ob  schützen,  frage,  mehr,  ob  mehr  verletzen  gilt? 
Verletzen  dämpfft  den  Feind  und  schützen  sichert  mich ; 
Wann  nur  der  Feind  gedämpfft;  bin  sicher  schon  auch  ich. 


314  Andres  Tausend 

13. 
Das  Wort  Cfottes. 

Gott  schuff  die  Welt;  Gott  baut  die  Kirche  durch  das  Wort; 
Wo  dieses  nun  nicht  ist;  da  ist  der  Höllen  Ort. 

14. 
Vernfinfftige  Unvernunfft. 

Menschen  sind  Thiere/  vemünfflige  Thiere, 

Aber  nicht  alle;  was  wilden  gebühre^ 

Pflegen  vemtinfftigo  gerne  zu  treiben; 

Hohe  sind  Löwen  und  dienen  den  Leiben, 
5  Wollen  nur  herrschen  und  ihren  Geschafften 

Machen  Gesetze  nach  Willen  und  Kräfften; 

Edle  sind  Hunde ;  verpflichtet  den  Lüsten; 

^eger  sind  Wölffe  zum  rauben  und  wüsten; 

Bürger  sind  Füchse  zum  schleichen  und  schmügen, 
10  Vortheln,  berücken,  finantzen  und  lügen; 

Buhler  sind  Affen  zu  tollen  Geberden ; 

Bauern  sind  Esel  zu  lauter  Beschwerden. 

15. 
Anff  eine  geputzte  Frau. 

Sie  pflegt  sich  hier  zu  Schmuck  und  Schmüncke  zu  bequemen, 
Was  wird  sie  dorte  thun?  Sie  wird  sich  ewig  schämen. 

16. 

Weiber  •  Eerrschnng. 

Haus,  Dorff,  Stadt,  Land  und  Beich  wird  Wolfahrt  bald  gelosen. 
Wo  Männer  tragen  Bock,  und  Weiber  tragen  Hosen. 

17. 

Schein  der  Freyheit. 

Die  Freyheit  ist  der  Strick,  damit  man  Freyheit  fangt; 
le  mehr  man  sie  verdrückt,  le  mehr  man  ihrer  denckt. 

18. 

Hofe-Gnnst. 

Daß  seine  Tugend  lobt,  die  Laster  niemand  schilt. 
Gehöret  diesem,  der  durch  Gunst  bey  Hofe  gilt. 


Fünflftcs  Hundert.  315 

19. 

Eofe-Lanscber. 

Bey  Hof  ist  kein  Volck  stärcker 
Als  schlaue;  schlimme  Mercker. 

20. 

Ein  niuBflehtiger  Balg. 

Ein  ieder  ist  besorgt ^  was  er  fUr  Nahrung  treibe; 
Die  Höre  nährt  den  Leib  auch  wieder  mit  dem  Leibe. 

21. 
Zweiffelhaflte  Renschheit. 

Ein  Bieder- Weib  im  Angesicht,  ein  Schandsack  in  der  Haut 
Ist  manche ;  geiles  liegt  bedeckt  und  fromes  wird  geschaut. 

22. 
Urthel  anff  Klage. 

Wann  die  Klage  wird  zum  Urthel, 
Hat  die  Unschuld  mehr  kein  Vorthel. 

23. 
Menschliche  Irrthfimer. 

Daß  ich  irrC;  bleibt  gewiß ,  alldieweil  ein  Mensch  ich  bin; 
Der  nun  mehr  ist  als  ein  Mensch,  mag  mich  durch  die  Hechel  ziehn. 
Sonst  werd  ich  ihn  von  mir  weg  an  sich  selbsten  weisen  hin. 

24. 

Sterbligkeit. 

Wann  nie  Niemand  auß  meinem  Haus  als  sonst  auß  andren  stürbe, 
Wo  wolt  ich  mit  dem  Gelde  hin,  das  ich  darauß  erwürbe? 

25. 

Anff  Peninnam. 

Wann  man  sagt  von  Frauen-schwächen,  lacht  Feninna  dieser 

Wercke; 
Was  den  andren  bringet  Schwilche,  dienet  ihr  zu  einer  Stärcke. 


316  Andres  Tausend 

26. 
Galgen -Straffe. 

Am  Galgen  und  am  Strang  erworgen^  ist  nicht  ehrlich ; 
O;  ehrlich  oder  nicht,  wanns  nur  nicht  war  geföhrlich! 

27. 
Diebs -Striek. 

Der  Strick,  daran  ein  Dieb  erhing,  hilfft  für  deß  Hauptes  Weh, 
Gebunden  um  den  krancken  Kopff;  o,  um  den  Hals  viel  eh! 

i 

28. 
ArtschAckeii. 

Nicht  ieder  hat  zu  Rom  Artschocken  dürffen  essen; 
Daß  dieser,  der  sie  aß,  war  schwach,  ist  zu  ermessen. 

29. 

Kocli-Kiinst. 

Ist  kochen  eine  Kunst,  so  kan  ich  mich  vermessen, 

Ich  habe  viel  von  Kunst,  drum  künn  ich  viel,  gefressen. 

30. 
BathscUäge. 

Die  Vögel  fangt  man  so,  nach  dem  man  auff  sie  stellt; 
Der  Außschlag  fällt  nach  dem,  nach  dem  der  Anschlag  fsült. 

31. 

Eigen -Lob  und  Eigen -Schmach. 

Sich  Selbsten  schelten, 
Sich  Selbsten  loben 
Thun  kluge  selten, 
Thun  die,  die  toben. 

32. 
Von  einem  Landstreicher. 

Ein  Künstler  war  nechst  hier,  der  suff  nur  Wasser  ein, 
Gab  wieder  doch  herauß  gebraut-  und  rothen  Wein 
Und  Wasser  von  Anis,  von  Ziemet  und  Violen, 
Von  Rosen,  andrem  mehr,  gantz  frey  und  unverholen. 


Pünfftes  Hundert.  317 

Natürlich  war  es  nur;  es  war  nicht  Zauberej;  5 

Ea  blieb  doch  Wasser  nur;  List,  Kunst  war  bloß  dabej. 

Also  Bind  derer  mehr^  die  zwar  die  Warheit  nennen. 

Befinden  und  verstehn,  gar  selten  doch  bekennen, 

Wo  was  Verlust  dabey.    Um  Nutz,  um  Ehr,  um  Gunst 

Geht  Warheit  hinten  nach,  geht  vor  Betrug  und  Dunst.  10 

Man  redet  lieblich  Ding,  was  gerne  wird  gehöret; 

Man  stellt  sich  knechtisch  ietzt;  man  stellt  sich  als  bethöret; 

Man  ^bt,  wie  maus  bedarff,  nimmt  alle  Farben  an, 

Macht,  daß  man,  wie  man  soll,  nur  bloß  gefallen  kan. 

Was  klar  und  wahr,  taug  nichts.    Man  laß  es  immer  gehen,         15 

Wanns  um  und  um  dann  kümmt,  bleibt  Warheit  doch  bestehen. 

33. 

Hofe -Lehre. 

Wer  bey  Hofe  dienen  wil,  wil  daselbst  Genad  erringen. 
Wie  muß  der  sich  stellen  an,  recht  zu  rathen  seinen  Dingen? 
Ist  er  treu  und  redlich  gleich,  dennoch  ist  es  gar  verloren: 
Alles  ist  gewonnen  dann,  wann  er  dienet  nur  den  Ohren. 

34. 
Wetten. 

Wer  Lust  zu  wetten  traget,  mag  kühnlich  drüber  wetten, 
Daß  Jungfern  gerne  Männer  und  Weiber  Kinder  hätten. 

35. 
Danckbarkeit. 

Rechter  Danck 
Wird  nicht  kranck, 
Pflegt  im  dancken 
Nie  zu  wancken. 

36. 
Menschliche  Thorheit. 

Wann  keine  Thorheit  mehr  wird  seyn. 
So  wird  die  Menschheit  gehen  ein. 


318  Andres  Tausend 

37. 
Höfe-Verdienst. 

Wer  diß'bey  Hofe  hat  gethan, 
Was  man  ihm  nicht  verdancken  kan^ 
Der  geh  hej  Zeiten  selbst  davon; 
Der  Haß  ist  sonst  gewiß  sein  Lohn. 

38. 

Irrdische  Gftter. 

Die  Guter  dieser  Welt  hat  nimmer  keiner  gar^ 
Und  das,  was  einer  hat,  bleibt  nimmer,  wie  es  war. 

39. 

Vom  Mißbranch  der  Sing -Kunst.  * 

Was  denckstu,  lieber  Gott,  wann  ietzund  deine  Christen 
In  deinem.  Hause  dir  nach  ihres  Ohres  Lüsten 
Bestellen  Sang  und  Klang?  Die  krause  Melodey 
Wird  angestimmt  zum  Tantz  und  süsser  Buhlerey ; 

.^  Die  Andacht  acht  man  nicht.    Der  geilen  Brunst  Gefieder 
Erwächst  und  steigt  empor  durch  unsre  freche  Lieder; 
Der  stille  Geist  ersitzt:  Wir  hören  viel  Geschrey; 
Die  Einfalt  weiß  nicht  viel^  obs  süß,  obs  sauer  sej, 
Obs  Thier,  obs  Menschen  sind,  die  ohne  Sinn  so  klingen, 

10  Ob  seuffzen  einer  soll,  ob  einer  so  soll  springen. 
Man  wiegert  den  Discant;  man  brüllet  den  Tenor; 
Man  billt  den  Coutrapunct;  man  heult  den  Alt  hervor; 
Man  brummt  Jen  tieffen  Bass,  und  wann  es  wol  soll  klingen, 
So  klingt  es  ohne  Wort,  wil  keine  Meinung  bringen; 

15  Man  weiß  nicht,  ob'  es  Danck,  man  weiß  nicht;  ob  es  Preis, 
Man  weiß  nicht,  obs  Gebet  und  was  es  sonsten  heiß. 
Was  denckstu,  lieber  Gott,  wann  wir  so  sehr  uns  regen 
Und  sagen  doch  gar  kaum,  was  uns  ist  angelegen? 
Wir  höhnen  dich  nur  mit,  daß  wir  zu  dir  so  schreyn 

80  Und  wollen,  was  es  sey,  doch  nicht  verstanden  seyn. 

1  Cernel.  Agrip.^.  Vanit.  Scient.      ^^J^- 


Fünflft68  Hundort.  319 

40. 

Anff  ein  Zweiffei -Kind. 

Dn  sejBt  dem  Vater  gleich;  da  sagt  der  Vater:  nein; 
Die  Matter  saget:  ja;  der  Mutter  stimm  ich  ein. 

41. 

Loben. 

Thorheit  ist  es^  alles  loben;  Bosheit  ist  es ^  nichts  nicht  preisen; 
Mich  wirdThorheit  schwerlich  treffen ;  Bosheit  wird  sich  eher  weisen . 

42. 
Das  kraneke  Alter. 

Weil  Alier  eine  Eranckheit  ist^  so  kan  man  dem  vergeben^ 
Der  nns  den  Tod  hat  angewüntscht  und  nicht  ein  langes  Leben. 

43. 
Cfekrdnte  Poeten. 

• 

Einen  zum  Poeten  krönen; 

Hält  man  heute  für  verhöhnen; 

Gebet  ihnen  fiir  das  kräntzen. 

Was  im  Beutel  pflegt  zu  gläntzen; 

Dieses  bringt^  ihr  hohen  Leute!  s 

Euch  viel  Namen  ^  ihnen  Beute. 

Lorber-Blätter  künnen  schmücken^ 

Aber  nicht  gar  hoch  entzücken; 

Rosenobel  künnen  zieren 

Und  den  Geist  zum  höchsten  fUhren.  lo 

44. 

Poetische  Entzückung. 

Wo  Poeten  dm-ch  entzücken 

Sich  zu  guten  Reimen  schicken. 

Hat  es  allenthalben  Hasen," 

Hat  es  Leute,  die  da  rasen; 

Hat  auch  denmach  keine  Nöthen  5 

An  den  Reimen  und  Poeten. 


320  Andres  Tausend 

45. 

Weibliche  Gestalt 

Ihr  Schönen,  seyd  nicht  stoltz!  ein  häßlich  Weiber-Thier 
Nimmt  eher  Lust;  als  wol;  ihr  schönsten  Engel ,  ihr. 

46. 
Hoheit  und  Demnt. 

Man  siht  gemeine  nicht,  daß  Ehr  und  Demut  gleiche; 
Vielmehr,  wann  jene  steigt,  daß  diese  meistens  weiche. 

47. 

Ehre  und  Hoffart. 

Mancher  meinet.  Ehr  und  Würde  scheine  nicht  an  ihm  hervor. 
Wann  sie  nicht  steh  außgestellet  auff  der  Hoffart  Berg  empor. 

48. 
Bescheidenheit. 

Wodurch  wird  Würd  und  Glück  erhalten  lange  Zeit? 
Ich  meine,  durch  nichts  mehr  als  durch  Bescheidenheit. 

49. 
Sitsamkeit. 

le  heller  Feuer  brennt,  ie  minder  Feuer  raucht; 

le  mehr  bey  einem  Witz,  ie  mehr  er  Glimpff  gebraucht. 

50. 

Hofe -Verdacht. 

Wann  unter  redlich  thun  schon  Argwon  mit  laufft  ein, 
So  scheint  es  nicht  mehr  gut,  bey  Hofe  lange  seyn. 

51. 

Hofe -Folge. 

Alsbald  der  Herr  mir  lacht,  so  lacht  mir  iederman; 
Siht  sauer  er  mir  zu,  siht  ieder  so  mich  an. 
Die  Pupen  machens  so,  die  fremde  Faust  regirt; 
Sie  stellen  sich  nach  dem,  nach  dem  sie  einer  führt. 


Fünffte«  Hundert.  321 

52. 
Verehrimgen. 

Wer  mit  Gaben  kämpffen  wil  und  wil  haben  Sieg  und  Glücke, 
Schiesse  nicht  mit  kleinem  Loth,  schieß  auß  einem  groben  Stücke. 

53. 
EngeläBder  Königs  -  Mörder. 

König  Carl  in  Engeland 
Ward  der  Krone  quit  erkant; 
Daß  er  dürfTe  keiner  Krone, 
Machten  sie  ihn  Köpffes  ohne. 

54. 

Auff  Vitum. 

Man  sagt,  daß  Veit  sein  Pfund  ofi't  da  und  dort  vergrabe; 
le  mehr,  sagt  er,  ich  grab,  ic  mehr  ich  Wucher  habe. 

55. 
Anff  Runcnm. 

Buncus  ist  ein  Edelmann, 
Nimmt  sich  nur  deß  Ackers  an, 
Wil  sich  sonst  auff  nichts  befleissen, 
Wil  ein  Edler  Bauer  heissen. 

56. 
Der  Franen-Acker. 

Weiber  sind  Acker  zum  ruhen  mit  nichten ; 
Weiber  sind  Acker  zum  bauen  und  fruchten. 

57. 
Vom  Opitig. 

Der  deutschen  Tichter  Helena,  deß  Opitz  seine  Leyer, 
Hat  zwar  viel  Buliler  stets  gehabt  und,  wie  man  meint,  auch  Freyer. 
Mich  dünckt,  daß  ihre  Jungferschafft  noch  richtig  sey  und  rein, 
Und  der,  der  ihr  gehören  wird,  wird  noch  von  danneu  seyn. 

Logaa.  2 1 


322  Andres  Tausend 

58. 

Anff  Gampertum. 

GampertuB  nimmt  ein  schönes  Mensch  und  ist  gewaltig  froh ; 
O,  lieber  Gümpel;  freu  dich  sacht!  es  ist  gedroschen  Stroh. 

59. 
Abgedanckte  Soldaten. 

Was  werden  die  Krieger,  gewöhnet  zum  wachen, 
Nun  Friede  geschlossen,  ins  künfftige  machen? 
Sie  werden  deß  wachens  nicht  abe  noch  gehn. 
Sehn,  wie  es  zu  Nachte  bej  Schläfern  wird  stehn. 

60. 

Baß-Gebete. 

Gebete,  welches  Wind  und  welches  Wasser  hat. 

Das  Thren-  und  seuffzen  führt,  schafft  gern  in  Nöthen  Rath. 

61. 

Fürstliche  Kleidung.  ^ 

Gerechtigkeit,  das  Kleid,  xmd  Recht,  den  Fürsten-Hut, 
Der  diese  beyde  trägt,  derselbe  Herr  steht  gut. 

62. 

Gewaltsame  Herrschung. 

Zu  herrschen  ist  das  meiste  Muster 
Durch  Waffen,  nicht  durch  Pater  noster. 

63. 

Gate  und  BSse. 

Bös  und  Gute  lässt  GOTT  wallen 
Auff  deß  Lebens  krummer  Brücke, 
Nicht  daß  jen  ihm  wol  gefallen. 
Daß  er  sie  zur  Busse  locke. 
Wir,  die  wir  fUr  Ketzer  schätzen. 
Wollen  wir  vom  Leben  jagen. 
Nicht  mit  Lehren  an  sie  setzen. 
Noch,  wie  uns  Gott,  sie  vertragen! 

1  Job.  29,  Y.  14. 


FOnilites  Hnndert.  323 

64. 

Zweyfiissige  Esel. 

Daß  ein  Esel  hat  gespracht,  warum  wundert  man  sich  doch? 
Geh  auflfs  Dorff,  geh  aufF  den  Marckt:  o,  sie  reden  heute  noch. 

65. 

Hofe- Ranch. 

Wer  Hofe-Gunst  geneust  und  nimmt  Taback  in  Brauch, 
Dem  bleibt  zum  meisten  Asch,  und  was  er  neust,  ist  Eauch. 

66. 

Taback. 

Wie  viel  hat  ein  Loth  Tabac  Bauch?  Die  Asche  kanstu  wiegen; 
Was  dir  mangelt,  ist  gewiß  an  dem  Bauche  weg  gestiegen. 

67. 

Anff  Jungfer  Hanlieb. 

Manlieb  hasset  fremde  Namen,  die  man  ihr  gleich  nennet  für, 
Weil  ihr  keiner  doch  gefallen;  Hartman,  der  gefallel^ihr. 

68. 

Anff  Varilliim. 

In  Klngheit  ist  er  Narr;  in  Narrheit  ist  er  klug. 
Ein  Kluger  und  ein  Narr  hat  an  Varillum  fug. 

69. 

Die  Warheit. 

Ob  Warheit  sich  verkrochen, 
Die  Zeit,  die  wird  sie  suchen; 
Sie  wird  sie  wol  auch  finden; 
Sie  bleibet  nicht  dahinden. 

70. 
Die  dicht. 

Die  Gicht  zeucht  weg  vom  Haupt  und  Brust,  was  schädlich,  in  die 

Füsse; 
Mich  dünckt,  daß  selbst  sie  diesen  Weg  zu  letzt  zurücke  wisse. 

21* 


324  Andres  Tausend 

71. 
Das  schädliche  JL. 

Last;  List;  Lust  und  Leid 
Frisset  uns  und  Zeit. 

72. 
Anff  Bollatom. 

Bullatus  sprach,  gefragt,  wo  her  er  edel  war? 

Mein  Adel  kummt  vom  Haupt  und  nicht  vom  Bauche  her. 

73. 
Verstorbene  Freunde. 

Solte  Krieg  nicht  alles  fressen,  musten  bißher  feste  Plätze 
(Selten  hat  es  viel  geholfFen)  sichren  unsre  beste  Schätze; 
Nun  der  Friede  triumphiret,  holen  wir  die  besten  Sachen, 
Daß  wir  sie  zu  unsrem  Brauche  wieder  künnen  nütze  machen. 
5  Unsre  Freund  und  unsre  Kinder,  Schätze,  die  wir  Gott  gegeben, 
Lassen  in  der  blauen  Feste  billich  wir  bey  Gotte  leben; 
Friede,  wann  er  gleich  der  schönste,  kan  die  Welt  doch  nimmer 

stifffcen. 
Daß  er  frey  sey  von  dem  sterben  und  von  tausend  Unfalls- Gifften. 

74. 

In  Person  eines  guten  Freundes,  welcher  seinem  Hanse  den 

Grund  legte  und  dieses  begehrte  beyznlegen. 

Ich,  der  ich  Haus  und  Stadt  im  Kriege  hulffe  stürmen, 
Bau  ietzund  hier  ein  Haus:  so  sieget  Zeit  und  Wurmen 
Mein  Namen  ziemlich  ob.    Nach  viermal  fiinfl'tem  Jahr, 
Da  deutsch  und  schwedisch  Haupt  nun  wieder  friedlich  war, 
5  Ward  dieser  Grund  gelegt;  die  Müntze  beyder  Parten 
Liegt  zum  Gedächtnüß  bey.   Geh,  wilstu  mehr  nicht  warten. 
Der  du  hieher  gelangt:  hier  steht  ein  Glas  voll  Wein, 
Trinck,  bilde  dir  dabey,  was  dir  beliebet,  ein! 

75. 
Die  Lfigen.  ^ 

Daß  mehr  als  Hurerey, 
Daß  Lügen  Sünde  sey, 

1  Nevizan.  in  Syl.  Nubl.  lib.  4,  n.  24. 


S 


Fünfftcs  Hundert.  325 

Eümmt  her,  weil  dieses  fuhr 

Gar  wider  die  Natur, 

Und  jenes  in  gemein  5 

Natürlich  pflegt  zn  sejn. 

76. 
Die  Welt,  ein  Garten. 

Ein  Garten  ist  die  Welt  (der  Mensch,  der  ist  ein  Kraut), 
Drinn  Unkraut  man  vielmehr,  als  nütze  Kräuter  schaut 

77. 
Vorreden. 

Ein  schönes  Thor  und  Giebel 
iSteht  an  den  Häusern  übel, 
Drinn  alles  ohngefehr 
Steht  oder  ist  ja  leer. 

78. 

Jnngfranschafft. 

Ein  glüend  Eisen  in  der  Hand, 
Der  unverletzte  Jungfern-Stand, 
Ist  leichtlich  nicht  zu  tragen  allen; 
Man  lasset  beydes  gerne  fallen. 

79. 

An  eine  fürstliche  Person  aber  I.  F.  (}.  Geburts-Tag. 

Fürstin!  Ihr  gabt  dieser  Welt  eure  Zier  und  euer  Xicbeii, 
Da  den  Engeln  gleicTi  ihr  Fest  pflegt  die  Christenheit  zu  geben ; 
Dann,  ihr  soltet  wie  ihr  seyd,  durch  der  Schönheit  reinen  Schein, 
Durch  die  Tugend,  durch  die  Gunst,  unsres  Landes  Engel  seyn. 

Engel!  diesem  Engel  dient,  den  uns  Gottes  Treu  verehret,       » 
Dem  hier  Würde,  Leben,  Heil  und  dort  Ewigkeit  gehöret; 
Engel!  diesen  Engel  schützt  durch  der  Flügel  sichres  Dach, 
Führet  volles  Gnügen  zu,  führet  weg  all  Ungemach. 

80. 
Merckzeichen  deß  Gemütes. 

Was  an  dem  Manne  sey,  weist  seiner  Augen  Schein, 
Sein  Amt,  ein  Beutel  Geld  und  dann  ein  Becher  Wein. 


336  Andres  Tausond 

81. 
Krieg. 

Der  Krieg  macht  Sinnen  voller  Lüste, 
Die  Länder  aber  öd  und  wüste; 
Wann  aber  dieses  nur  nicht  war: 
Er  machet  auch  den  Himmel  leer. 

82. 
Die  Seele. 

Zvoy  Ohren  und  xwey  Aug,  auch  so  viel  Hand  und  Fü 
8chuflf  an  dem  Menschen  Gott.  daß.  so  er  eines  misBe, 
l^»  andre  rnn^h  sev  da:  die  Seel  ist  nur  allein: 
Wer  diese  sterben  last,  muß  gantz  gestorben  seyn. 

Alf  eiiem  Selbgerilnta. 

Dein  Kukm  pflegt  auff  zu  gdm  wie  Sterne  ber  der  Xacht: 
^ur  die«<$  i^  uichi  gut .  daß  damals  niemand  vmcht. 


IVin  Rahm  pde^  wie  ein  Stein  im  £3^«anai  auf  zn  gdm. 
Ist  Toii  derselbten  An.  die  in  dein  Cv^sen  ssdon. 

I^  Wmler. 

Ww  sact,  &  W<c:  j^fv  ftiisci^  Hiena:  ciciar:  Bewefe: 


Ffinfftes  Hundert.  327 

87. 
Gerade  zn. 

Ich  bin  nicht  wol  gewandt;  ich  muß  nnr  bleiben  stehn 
Da,  wo  ich  nicht  vermag  gerade  zuzngehn. 

88. 
Ein  Welt-Bfirger. 

Wer  in  die  grosse  Stadt,  die  Welt,  wil  werben  ein. 
Muß  überall  zu  Haus  und  allen  alles  sejn. 

89. 

Hofe-eificke. 

Ein  Glücks-Topff  steht  bey  Hof,  in  welchem  Zettel  liegen 
Zum  meisten,  welche  leer,  ziun  minsten,  welche  tügen. 

90. 

Anff  Magnuliun. 

Die  Fackel  unsrer  Zeit  wird  Magnulus  genennt; 
P,  welche  nur  von  Pech  und  nie  noch  hat  gebrennt. 

91. 
Die  Stadt. 

Der  Sack,  worein  der  Krieg,  was  er  gestohlen  hat, 
Hat  alles  eingepackt,  wo  war  er?  In  der  Stadt. 

92. 
Anff  Vannin,  der  mit  grosser  Hfihe  nichts  th&t. 

Herr  Vanus  ist  ein  Mann,  der  nimmer  nicht  kan  ruhn; 
Er  müht  sich,  daß  er  schwitzt,  im  leeren  nichts  nicht  thun. 

93. 
Eigen -Lob. 

Die  Zeugen  haben  den  verlassen. 
Der  eignes  Lob  muß  abefassen. 


328  Andres  Tausend 

94. 
Deß  Franenzinmiers  Vogelfang. 

Der  Herd,  drauff  Frauenvolck  ihr  Vögel- Wilprät  fangen^ 
Ist  ihr  gerader  Leib,  Stirn,  Augen,  Mund  und  Wangen; 
Die  Locker  sind  die  Wort,  und  süsses  küß-  und  blicken 
Sind  Körnung;  Armen  sind  das  Netze  zum  berücken. 

95. 

Anff  Asimnm. 

Wo  immer  er  gleich  ist,  so  ist  er  unverloren; 
Man  kennt  Asinium  gar  leichtlich  an  den  Ohren. 

96. 

Anff  Leporinum. 

Leporinus  reit  mit  Hunden  Vetter  Hasen  nachzusetzen; 

Inmier  dünckt  mich,daß  dieHunde  würden  ihn  noch  selbsten  hetzen. 

97. 

Anff  Vnlpiam. 

'  Vulpia  weint  um  den  Mann,  weinet  Tag  und  weinet  Nacht; 
Nur  daß  ihrer  SeuflFzer  Wind  bald  die  Threncn  trucken  macht. 

98. 

Das  Glficke. 

Wer  aufFTugend  nichts  nicht  wagt,  wilauff  Glücke  blöslichharren, 
Lrt,  weil  Glücke  fomen  lacht,  hinten  aber  sticht  den  Narren. 

■  • 

99. 
Ein  geschmücktes  Weib. 

Wie  mancher  nimmt  ein  schönes  Kleid, 
Findt  drunter  lauter  Garstigkeit. 

100. 

Fliegen. 

Einem  träumt,  er  künte  fliegen;  Morgens  stieg  er  aufFdie  Banck, 
Streckte  von  sich  beyde  Hände,  flog,  so  breit  er  war  und  lang; 
Warlich,  er  war  tiefi*  geflogen,  wo  der  Bodcm  nicht  gethan, 
Der  empfing  auß  Maul  und  Nase  sein  Geblüt  und. manchen  Zahn. 


Sechstes  Hundert.  329 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 

SECHSTES  HUNDERT. 

1. 

Von  einer  krancken  Alten. 

Ein  altes  Mütterlein  ^  die  hatt  ein  hitzig  Fieber. 
Der  Tod,  der  war  ihr  lieb;  das  Leben  war  ihr  lieber. 
Sie  fuhr  im  Geiste  fort;  im  Leibe  blieb  sie  hier; 
Sie  aß  noch  gerne  gut,  tranck  lieber  Wein  als  Bier. 

2. 

(iflfieke  und  Neid. 

Die  das  Glücke  stürtzcn  wil,  hat  es  gerne  vor  erhoben; 
Den  der  Neider  schwärtzen  wil,  pflegt  er  gerne  vor  zu  loben. 

3. 
Von  einer  Hure.        , 

Eine  Jungfrau  ward  zur  Hur;  ey,  was  mehr?  Der  gröste  Hohn 
Ist,  sie  soll  nun  Busse  thun;  dann  sie  last  doch  nicht  davon. 

4. 
Über  das  Feber  einer  fBrstlichen  Person. 

Unsre  Fürstin  lieget  kranck;  Venus  hat  ihr  diß  bestellt, 
Die,  so  lange  jene  blaß,  sich  fUr  schön  nun  wieder  hält. 

5. 
An  dieselbte  ffirstliehe  Person. 

Fürstin,  Euer  reines  Schön  hat  ein  Fieber  ietzt  verhöhnet; 
Aber  Schönes  ruhet  nur,  daß  es  nachmals  schöner  schönet. 


330  Andres  Tausend 

6. 

An  die  Br&nte. 

Es  ist  ein  Wunder-Ding,  ihr  Braut;  um  eine  Nacht, 
Die,  was  da  war,  zu  nicht  und  das,  was  nicht  war,  macht, 
Macht,  daß  die  Tochter  erst  der  Mutter  gleiche  sey, 
Macht  ungleich  sie  ihr  selbst  und  macht  auß  zweyen  drey. 

7. 

Wasser  und  Wein. 

Es  kan,  wer  Wasser  trinckt,  kein  gut  Getichte  schreiben; 
Wer  Wein  trinckt,  kriegt  die  Gicht  und  muß  erschrecklich  schrey  en ; 
Es  sey  nun,  wie  ihm  wil;  eh  mag  das  tichten  bleiben. 
Eh  daß  ich  soll  so  tieff  in  Gichten  hin  gedeyen. 

8. 

Anff  Macrnm. 

Macer  hat  nichts  Fettes,  aussen  nicht,  nur  innen; 
Ist  von  Leibe  mager,  aber  fett  von  Sinnen. 

9. 

Hofe-Lente. 

Der  zu  Hause  sog  die  Klauen,  wil  bey  Hofe  völlig  prassen; 
Die  noch  wieder  hungern  werden,  muß  man  sich  nur  vollen  lassen. 

10. 

Ein  Alter. 

Ein  alter  Mann  wird  zwar  veracht, 
Der  aber  doch  der  jungen  lacht, 
Die  ihnen  selbst  ein  Lied  ertichten, 
Das  man  dann  auch  auff  sie  wird  richten. 

IL 

Vom  h.  Martins -Fest. 

Hier  mag  auff  St.  Martin  gar  ungescheuter  Sachen 
Ein  iedes  Weib  dem  Mann  ein  paar  von  Hörnern  machen; 
Um  diese  Zeit  und  Tag  sind  Homer  hier  gesund, 
Sind  sonst  das  gantze  Jahr  mit  wissen  nicht  vergunt. 


BechsteB  Hundert.  331 

12. 
Treue  Hofe -Diener. 

Der  den  Herren  um  hilfft  stosBen^  dieser  ist  ein  treuer  Diener; 
Der  den  Herren  auff  hilflft  heben^  dieser  gilt  nicht  einen  Wiener. 

13. 

Ein  polscher  Brauch. 

Pokehe  Pferde  gehen  baar;  polsche  Leute  gehn  beschlagen; 
Wer  wil  acht  auff  seinen  Fuß  als  deß  Pferdes  mehr  nicht  tragen? 

14. 
Hofe -Narren. 

Daß  gern  ein  Fürsten-Hof  an  Narren  fruchtbar  sey, 
Bleibt  wahr ;  doch  sind  daselbst  von  solchen  meistens  zwey : 
Der  eine,  den  der  Fürst  nach  Willen  stets  vexirt, 
Der  andre,  der  nach  Lust  den  Fürsten  rumher  führt. 

15. 
Ffirsten  •  Freundschafft. 

Weil  Fürsten  Menschen  sind,  die  doch  der  Menschheit  Bestes, 
Die  Freundschafft,  kennen  nicht,  weil  Herrschafft  nicht  viel  Festes 
Von  Bund  und  Treuen  hegt,  so  ists  natürlich  Ding, 
Daß  auch  ein  Fürsten-Sinn  nach  diesem  Guten  hing. 
Am  wehlen  fehlt  es  nur;  sie  pflegen  die  zu  kiesen. 
Die  mit  gemahltcr  Zung  und  krummem  Knie  sich  wiesen; 
Bey  welchen  freyes  Wahr,  der  Freundschafft  Seele,  wohnt, 
Der  bleibt  von  ihrer  Gunst  gar  sicher  und  verschont. 

16. 

Schwinden. 

Für  Schwinden  ist  sehr  gut  ein  Gurt  von  Menschen-Haut ; 
Wie,  wann  man  ihm  ein  Weib  und  gantze  Haut  vertraut? 

17. 

Auff  eeUiam. 

Gellia  ist  stoltz  im  Bocke;  wann  der  Bock  nun  ist  hinweg, 
Beicht  die  Hoffart  nicht  auffs  Hemde ;  dann  davon  ist  nicht  ein  Fleck. 


332  Andres  Tausend 

18. 

Hofe -Monden. 

Der  Monden  ist  ein  Haupt-Planet^ 
Der  oben  an  bey  Hofe  steht. 

19. 

Anff  Fon^m. 

Fungus  legt  sich  nicht  aufF  viel, 
Weil  er  eins  recht  künnen  wil; 
Dann  er  legt  sich,  wie  man  sagt, 
Inuner  nur  zu  einer  Magd. 

20. 
Die  St&rcke. 

Wo  hat  der  Mensch  die  meiste  Stfircke? 
Man  hat  nicht  einerley'  Gemercke; 
So  viel  nnch  dünckt  und  mir  bewust, 
Das  Weib  an  Creutz,  der  Mann  an  Brust. 

21. 

Der  Offenbarung  Johannis  Propheeey. 

Wann  man  noch  fünff  Jahr  wird  von  hinnen  zehlen, 
Soll  die  Welt  nicht  mehr  Gottes  Barche  quälen.    • 
Ey,  ich  gebe  zu  flinff  und  noch  ftinff  Jahr, 
Bin  gar  wol  vergnügt,  so  es  dann  wird  wahr. 
5  Ob  es  Gott  geliebt,  war  der  beste  Handel, 
Daß  sich  hier  in  dort  ehstes  frölich  wandel. 

22. 
Das  eiücke. 

Es  blüht,  dorrt,  scheint  und  bricht;  ey  lieber,  sage:  was? 
Das  Glück,  ietzt  wie  em  Gras,  das  Glück,  ietzt  wie  ein  Glas! 

23. 
Anff  Elsnlam. 

Diß  und  jenes  schneidt  man  auff  von  der  Hochzeit  ersten  Nacht. 
Mich,  sagt  Elsa,  schreckt  es  nicht,  werde  brünstig  nur  gemacht, 
Unter  Augen  dem  zu  gehn,  was  mir  letzlich  kummen  soll; 
Der,  was  ihm  verordnet  ist,  fliehen  wil,  der  thwt  nicht  wol. 


Sechstes  Hundert.  333 

24. 

Gott,  ein  Sehnldner. 

Gott  ist  ledern  Mann  ein  Weibs-,  iedem  Weib  ein  Manns-Haupt 

schuldig; 
Nur  die  Gläubger,  einer  mehr  als  der  ander,  ist  geduldig. 

25. 

Die  dicht. 

Die  Gicht  bricht  grob  genug,  bey  wem  sie  ankümmt,  ein, 
Wil  zart  und  höflich  doch  für  sich  gehandelt  seyn. 

26. 
Der  Beylaut  in  den  Worten  ist  die  beste  Reim -Kunst. 

Deutscher  Reim-Kunst  meistesWerck  steht  imBeylaut  oderSchalle, 
Ob  der  Sylben  Außspruch  kurtz,  lang,  und  wo  er  hin  verfalle. 

27. 
Das  gewandelte  Deutschland. 

Deutsche  Sinnen  sind  gefallen,  deutsche  Beden  sind  gestiegen;  /: 
Scheint  also,  man  laß  an  Worten  mehr  als  Thaten  ihm  genügen. 

28. 
Worte. 

Der  Mensch  hat  zuvor  auß  für  andren  Thieren  allen, 
Daß  er  kan  sagen  her  das,  was  ihm  eingefallen. 
Fürwahr  wir  brauchen  ietzt  rechtschafl*en  diese  Gabe, 
Daß  unser  gantzes  Thun  als  Worte  nichts  nicht  habe. 

29. 

Hofe -Leute. 

Hofe-Leute  halten  viel  vom  stoltziren,  prangen,  pralen, 
Wann  ihr  Beutel  nur  nicht  selbst,  wann  der  Herr  nur  muß  bezahlen. 

30. 
Irrthnm. 

Pica  nam  ihr  einen  Gärber;  selten  gärbt  er  oder  nie. 
Trieb  vielmehr  als  wie  ein  Bütner  Stab  und  Prügel  über  sie. 


334  Andres  Tausend 

Sie  besprach  das  Mittel  drum^  daß  er  Handwercks  Recht  nicht  hielte^ 
Daß  er  Gärber  solte  seyn,  aber  als  ein  Btitner  gUte; 
5  Doch;  so  sey  er^  sprach  sie,  Bütner;  doch  er  thu,  was  hier  gebührt; 
Daß  er  Fasse  nur  nicht  bindet;  sondern  daß  er  sie  auch  schürt. 

31. 

Begoldete  Kleider. 

Gold  und  Silber  In  dem  Beutel,  Gold  und  Silber  aufF  dem  Kleide, 
Dieses  ist  der  Hoffart  Schwindel;  jenes  hilfft  auß  Noth  und  Leide. 

32. 

Mittel -Stand. 

Ist  gleich  mancher  nicht  der  Klügste,  dennoch  kan  ihm  etwas  gelten, 
Daß  ihn  ja  für  keinen  Narren  Kluge  pflegen  nie  zu  schelten. 

33. 
Mode -Damen. 

Was  weiland  Metra  thät,  thun  letzt  die  Mode-Damen, 
Die  so  viel  Art,  Gebrauch  und  Sitten  an  sich  namen; 
Zwar  jene  suchte  Brot,  den  Hunger  so  zu  stillen; 
Doch  dünckt  mich,  daß  auch  die  den  Beutel  wemg  vollen. 

34. 
Weiber- Haut  bSse-Krant. 

So  soll  ich  mich,  Echo,  dann  noch  nicht  beweiben? 

E.     Ey,  laß  es  bleiben! 

Dein  Antwort  hat  mich  von  Hertzen  verdrossen. 

E.     Ey,  welche  Possen! 
5  Ich  muß  mich ,  ich  wil  mich  mit  Weiber-Fleisch  speisen. 

E.     Es  wird  sich  weisen. 

Mir  liebt  eine  hübsch,  eine  zart,  ein  junge, 

E.     Von  scharffer  Zunge. 

Auß  deren  Leffzen  ich  Honig-Thau  sauge, 
10  E.     Eiffere  Lauge. 

Mit  derer  ich  Schätzchen  und  Hertzchen  mich  heisse, 

E.     Kieffel  und  beisse. 

Mit  der  ich  mich  halse,  mit  der  ich  mich  paare. 

E.     In  deinem  Haare. 


Sechstes  Hondert.  335 

Ej,  Echo,  da  wiLst  mich  zum  Jficken  nur  machen!  15 

£.     Trau  diesen  Sachen! 

Ich  bin  ja  ein  Mann,  daß  ich  künte  mich  wehren. 

£.     Mit  heissen  Zehren. 

Ich  wolt  ihr  heym  Schwapperment  reiben  die  Schwarte. 

£.     Weh  deinem  Barte!  to 

Sie  milate  mir  weichen,  de  solte  mir  schweigen! 

E.     Die  Zähne  zeigen. 

Ich  wolt  sie  mit  Prügehi  vom  Hake  gelosen. 

E.     Weh  deinen  Hosen! 

Das  wäre  mir  Wunder,  das  möcht  ich  wol  seh^il  n 

E.     Wie  wirstu  flehen! 

E7,  Echo,  dein  dräuen,  das  machet  mich  stutzen. 

E.     Sie  wird  dich  putzen. 

le,  soll  es  so  kummen,  so  mag  es  nur  bleiben. 

E.    Wilstu  nicht  weihen?  so 

36. 
Weiber. 

Man  gibt  dir,  Frauen- Volck,  die  aller-süsten  Worte 
Um  das,  was  du  verwahrst  am  aller-schlimmsten  Orte. 

36. 
Die  Uaudelung:  Ich  gebe,  das  da  thust. 

Ein  Handel  ist,  der  heist:  Ich  gebe,  das  du  thust; 
Drum  kümmts,  daß  Frauen- Wahr  als  andre  mehres  kost. 

37. 

Das  Creutze. 

Gottes  Kelch  ist  bitter  trineken,  sonderlich  der  letzte  Grund; 
Bösen  ist  das  letzte  sauffen,  Fromen  erster  Trunck  vergunt. 

38. 
Das  FttUen. 

Jeder  wil  beym  Weiber-nemen  meistens  auff  die  Schönheit  zielen, 
Da  doch  nachmals  nichts  am  sehen,  meistes  lieget  an  dem  fUhlen. 


336  Andres  Tausend 

39. 

Einfältige  Jungfrauen. 

Jungfern,  wann  sie  mannbar  seyn,  woUen  dennoch  nichts  nicht 

wissen, 
Was  ein  Mann  sey  für  ein  Ding,  wie  ein  Mann  sey  zu  gemessen; 
Weil  sie  aber  meistens  doch  lieber  jung  als  alte  nemen, 
Fehlt  es  nicht;  sie  haben  Wind,  was  dabey  sey  für  bequemen. 

40. 
Braut  und  Br&utigam. 

Für  die  Jungferschafft  der  Braut  gab  ein  Bräutigam  seine ; 
Sib;  wie  er  drauff  inne  ward,  hatte  selbsten  keine; 
Daß  er  nun  im  Handel  nicht  so  sey  übereilet; 
Hat  sie  ihm  die  MutterschafFt  Morgens  dran  ertheilet. 

41. 
Hofe -Fliegen. 

Grossen  Herren  wehret  man  Sommerszeit  die  Fliegen ; 
Die  am  meisten  an  sich  ziehu;  bleiben  aber  liegen. 

42. 

Verlemnder. 

Die  Mucken  singen  vor;  eh  als  sie  einen  stechen: 
Verleumder  lästern  drauff,  in  dem  sie  lieblich  sprechen. 

43. 
Nene  Edellente. 

Frösche  tügen  hinten  zu,  fernen  aber  nicht,  zum  essen. 
Edelleute,  welche  neu,  wird  die  Nachzeit  erst  ermessen. 

44. 

Unterdrückter  Adel. 

Wie  daß  der  Ritter-Stand  so  sehr  letzt  wird  gedrückt  ? 
Weil  er  zu  mager  ist  und  Städte  mehr  nicht  spickt. 

45. 
Straffen. 

Die  Fromen  werden  so  verkürtzet  und  verletzet, 
Wann  wider  Böse  nicht  wird  Straffe  fortgesetzet. 


Sechstes  Hundert.  337 

46. 

Boshaft!^  Lente. 

Man  meint;  daß  aoff  den  Dörffem  nur  sind  Nattam,  Kröten,  Schlan* 

Hit  diesen  Wurmen  ist  man  melir  in  Städten  noch  befangen. 
Dort  weichen  sie,  wann  sie  man  jagt  und  fliehen  in  die  Löcher; 
ffier  finden  sie  sich  um  uns  her,  im  Hauß,  auff  Gaß,  in  Glächem. 

47- 
Auf  Blineam. 

Blinca  kan  die  Mahler-Ennst,  hat  sich  selbst  gemahlet, 
Und  ihr  Bild,  das  bleibt  ihr  doch,  obs  gleich  mancher  salet 

48. 

Geselle. 

Juristen,  die  Gesetze 

Sind  eure  Strick  und  Netze, 

Gehamischte  zu  fangen, 

Die  sonst  so  herrlich  prangen. 

49. 

Verl&ngnete  Docteres. 

Mancher,  der  ein  Doctor  ist,  wil  nicht  mehr  ein  Doctor  heissen; 
Wie  mich  dünckt,  so  wil  der  Narr  einen  solchen  Doctor  beissen, 
Der  sich  mehr  auff  Eitelkeit  wil  als  aulBf  die  Witz  befleissen. 

50. 
Fruchtbare  Verwfistimg. 

Da  sonste  nichts  fast  wuchs,  wuchs  was  doch  reich  herfOr, 
Wohin  man  nur  gesehn.   Ey,  was?  Ein  Cavallien 

61. 
Gottes  Wort. 

Wann  Gottes  Kirche  man  weist  in  gewisse  Schrancken, 
Wo,  wie  Gott  wohnen  soll,  fürwahr,  so  gibts  Gedanckent 

Logaii.  22 


338  AndroB  Tausend 

52. 
Die  Mode. 

Das  SaJta  erhält  das  Fleisch  für  faulen  und  für  stinckeu; 
Ein  Tölpel  wil  geschickt  sich  in  der  Mode  düncken! 

53. 

Eine  Frfih- Matter. 

Eine  war  von  zwantzig  Wochen  schwanger,  aber  noch  nicht  Frau, 
Gieng  mit  einem  fromen  Manne  wie  gebräuchlich  zu  der  Trau. 
Als  er  sie  ein  wenig  hatte ;  merckt  er;  daß  sie  ungesund; 
Weil  er  Schwulst  an  ihrem  Leibe,  vielmahls  gar  auch  Beulen,  fand; 
6  Klagte  drttber,  fragte  Hülffe;  letzlich  ward  es  rauß  gebracht, 
Daß  ihr  solches  böse  Leute  hatten  unversehns  gemacht. 

54. 

Anff  Anniam. 

Mich  dünckt;  daß  Annia  ist  niemals  jung  gewesen; 
Ich  habe  nichts  davon  gehört,  gesehn,  gelesen. 

55. 
Der  natfirliche  Mensch. 

Ein  Maulwurff  in  dem  Geistlichen,  im  Weltlichen  ein  Luchs, 
Ein  Esel  in  dem  Nützlichen,  im  Schädlichen  ein  Fuchs 
Ist  ieder  Mensch,  der  seinen  Geist, 
Der  himmlisch  ist,  mit  Erde  speist. 

56. 
Auif  Virnam,  eine  gemeine  Wittib. 

Virna,  der  der  Mann  gestorben,  klaget,  daß  sie  sey  niemandes; 
Ob  mit  ihr  ist  was  gedienet,  wil  sie  seyn  deß  gantzen  Landes. 

57. 
Anif  Pincam. 

Pinea  darflF  gar  nöthig  Heller, 
Wil  verpfänden  ihren  Keller, 
Den  zu  weisen  endlich  ein, 
Dem  sie  möchte  säumig  seyn; 
Wil  dazu,  Geld  eh  zu  heben. 
Auch  den  ApflFelgarten  geben. 


b 


Ilundeit,  339 

58. 

Hofe-SeknfiBfke. 

Viel  küssen ;  wenig  hertzen, 
Arg  meinen,  höflich  schertzen 
Ist  80  deß  Hofes  Spiel, 
Das  spielt  man  täglich  viel. 

59. 

Die  Hertsens-Kireke. 

Man  kan  zwar  alle  Kirchen  Schlüssen; 
Doch  nie  die  Kirchen  im  Gewissen. 

60. 
Blendung  kfimmt  fBr  Schändimg. 

Wer  kürtzlich  werden  soll  gestürtzet  und  geschändet^ 
Wird  meistens  zuvorher  bethöret  nnd  geblendet. 

61. 

Die  Krone  deß  Jahres« 

GOTT  krönt  das  gantzc  Jahr:  Mit  Kräutern  pflegt  im  Lentzen, 
Mit  Blumen  pflegt  der  Krantz  im  Sommer  für  zu  gläntzen; 
Der  Herbst-  und  Winters-Krantz  ist  jener  Frucht  und  Wein, 
Und  dieser  weisse  Seid  und  Cristallinen-Schein. 

62. 

Zugereelinete  Gereehtigkeit 

Christus,  der  durch  fremde  Schuld  schuldig  sich  gemacht. 
Hat  durch  seiner  Unschuld  Dienst  uns  zur  Unschuld  bracht. 

63. 

Weißheit  der  Alten. 

Wann  der  Leib  nimmt  ab,  nimmt  Verstand  dann  zu; 
Seele  hat  als  vor  mehr  vom  Leibe  Ruh. 

64. 
Der  ersten  Eltern  Fall. 

Wie  kams,  weil  durch  das  Aug  all  erste  Sünde  kam, 
Daß  Adam  und  sein  Weib  bedecken  doch  die  Scham? 

22» 


340  Andrcfi  Tangen^ 

65. 

ArtEney  wider  Gicht. 

Wer  Gicht  auflFs  Alter  nicht  wil  leiden^ 
Der  mag  sich  jung  bald  lassen  schAeiden. 

66. 

Auff  Laeam. 

Lux  taug  zu  keinem  Nagel  nicKt; 

Er  bricht,  hält  keine  Treu  noch  Pflicht 

67. 

Eiß. 

Der  Agstein,  drem  ein  Wurm  verschlossen,  hat  viel  Preis; 
Die  Welt  liegt  alle  Jahr  gefasset  in  das  £iß. 

68. 
4  Wieder -Zins. 

Zins  von  Zins  ist  nicht  erlaubt  ausser  in  der  Frauen-Schuld, 
Da  der  Mann,  wie  viel  er  zahlt,  immer  dennoch  hat  gesollt 

69. 
Wäschhaiftig. 

Ein  Plaudrer  stifftet  Haß,  pflegt  Freundschafft  zu  verstören; 
Wer  nichts  verschweigen  kan,  soll  billich  auch  nichts  hören« 

70. 

Viel  Welten. 

Wo  ieder  Stern  ist  eine  Welt,  o,  welch  ein  Hauffen  Welten! 
Weil  eine  nicht  gar  viel  ist  werth,  was  werden  viele  gelten? 

71. 

An  eine  ffirstliche  Person. 

Kein  Wunder  hat  gesehen  ie. 
Der  euch,  o  Fürstin,  sähe  nie. 


Hundcft.  34]^ 

72. 

An  di«  Fre}  er. 

Ibr  Buhler,  seht  euch  ftbr,  «8  ist  nicht  bald  m  trauenl 
Die  JimgfiHii,  welche  from,  die  werden  böse  Frauen. 
Alsbald  sie  wehrhafTt  macht  deß  Mannes  blancker  Degei^ 
So  Ibald  pflegt  Gall  und  Mat  in  ihnen  Krieg  zu  regen. 

73. 

NieBasd  ist  alles. 

Trotzt  mancher  noch  so  hoch. 
So  trifft  er  letzlich  doch 
Für  seil!«  FUsse  Schuch, 
Für  seinen  Sitzer  Bruch. 

74. 

Weiber -Threnen. 

Sicher  kau  man  meinen^ 
Daß  der  Weiber  weinen 
Sey  ein  blosses  scheinen. 

75. 

Danckbarkeit  gegen  die  Schweden. 

Was  werden  doch  um  ihren  Krieg  fiirDanck  die  Schweden  haben? 
Wir  wüntschen,  daß  Gott  ihnen  gibt,  so  viel,  als  uns  sie  gaben. 

76. 
Gold -Kunst. 

Anß  dem  kalten  Norden-Lochekam  der  Handgrieff  Gold  zukochen. 
Da  die  Künstler  für  ihr  Kupffer  kamen,  deutsches  Gold  zu  suchen. 
Deutsches  Blut,  mit  deutscher  Asche  wol  vermischeti  kunte  machen. 
Daß  den  Künstlern  ward  zu  Golde  Glauben,  Treu  und  alle  Sachen. 

77. 
Anff  Caenm. 

Gacus  meint,  er  sey  geschrieben  in  das  Buch  deß  Lebens  ein; 
Möglich ;  aber  wie  mich  düncket,  wird  es  nur  das  schwartze  seyn. 


342  Andres  TauBend 

78. 
Befldernng. 

Beständig  schwebt; 
Wen  GOTT  erhebt; 
Wer  Selbsten  steigt^ 
Wird  bald  geneigt. 

79. 
Nackter  Leib. 

Unter  uns  in  denen  Landen  ^  wo  die  Leute  nackend  wandeln^ 
Meint  man,  daß  der  Liebe  Sachen  sie  nicht  mehr  als  wir  verhandeln ; 
Was  man  frey  und  täglich  schauet ,  pfleget  minder  zu  bewegen ; 
Kleider  decken  ofFtcrs  Mäugel,  die  die  Liebe  nieder  legen. 

80. 

Anff  Trullam. 

Trulla  hatte  sich  geschmücket,  trat  dem  Manne  gegen  über, 
Fragte,  wie  sie  ihm  gefiele?   Nackend,  sprach  er,  bistu  lieber. 

8L 

Auff  Calvnm  und  Lippnm. 

Calvus  sah  zum  Fenster  auß;  Lippus  hilt  der  Nase  für; 
Dann  er  meinte,  Calvus  Kopff  sey  deß  Magens  Hinterthür. 

82, 

Begrfissimg. 

Li  Deutschland  hält  man  viel  auff  einen  treuen  Gruß. 
Wer  lobt  mir  Engeland?  .Da  grüst  man  durch  den  Kuß. 

83. 
Die  lachende  Warheit. 

Siedend  Wasser  kan  man  stillen. 
Wann  man  kaltes  dran  wil  vollen; 
Glimpff  kan  auch  durch  fromes  Lachen 
Bittre  Warheit  süsse  machen. 


SeobsteB  Hundert.  343 

84. 
In  Person  eines  Wittibers. 

Bringt  lieben  etwa  Lust;  bringt  Lust  iron  Liebe  sagen. 

Bringt  bejdes  denuoch  mir  nichts  als  nur  Bittrigkeit; 

Was  andren  Hertzens^Wonn  ist  mir  nur  Hertzens-Leid; 

Dann  meine  Lieb  ist  längst  zu  Grabe  weg  getragen, 

Wiewol,  wer  recht  geliebt,  pflegt  nichts  darnach  zu  fragen;  a 

Er  liebet  fort  und  fort  und  hat  erst  auß  geliebt, 

Wann  ihm  sein  Eude  selbst  deß  Hebens  Ende  gibt. 

Die  Liebe  war  nicht  starck,  die  sich  verzehrt  von  Tagen. 

Ich  liebe,  weil  ich  bin!  die  nicht  mehr  ist  zu  liebeo, 

Erfodert  ihre  Treu;  ihr  Werth  ist  ewig  werth,  lo 

Daß  mehr  als  nur  von  ihr  mein  Mund  kein  Wort  begehrt, 

Mein  Sinn  sonst  keine  Lust;  hieran  wil  ich  mich  üben!  ' 

Geht  dieses  lieben  gleich  bey  andren  bitter  ein, 

Soll  mir  um  Liebe  doch  lieb  auch  das  bittre  seyn. 

85. 

Banrende  Soldaten« 

Soldaten  bauen  ab ,  die  neulich  bauten  an ; 
Soll  Bauer  und  Soldat  vertreten  einen  Mann? 

86. 

Soldaten-Sprichwort 

Du  Schelme,  du  Bauer!  so  zierlichen  Titel 
Verehrten  die  Krieger  den  Bauern  ins  Mittel; 
Nun  Krieger  getreten  in  /^ippelpoltz-Orden, 
Sind  dieserley  Titel  Besitzer  sie  worden. 

87. 

Krieg-  und  Friedens- Werke, 

Krieg,  der  macht  auß  Bauern  Herren ;  ey,  es  war  ein  guter  Handel! 
Friede  macht  auß  Herreu  Bauern;  ey,  es  ist  ein«chlimmer  Wandel! 

88. 
Freyer. 

Wie  stoltz  die  Jungfern  doch  mit  Buhlem  immer  seynJ 
Kümmt  einer  etwa  für,  so  kiinunt  ein  andrer  drein. 


344  Andres  Taiwcnd 

89. 
Friede. 

hx  guter  Ordnung;  wie  die  Sau  zum  Thore  lanfFen  rin, 
Klagt  Deutschland;  daß  die  Krieg  in  ihr  bißher  gefbhret  seyn. 
So  sih  nun  Deutschland;  was  der  Krieg  verterbt  hat  und  verlast; 
Daß  Friede  dieses  wieder  bringt  verbessert  und  verfast. 

90. 
Angeneme  Hofe -Leute. 

Die  liebsten  sind  beym  Hofe-Läger 
Die  Reuter,  SäufFer  und  die  Jäger. 

91, 
Giclitbrficlitige. 

Die  Gicht  lehrt  Frömigkeit;  ihr  Volck  muß  gehen  linde; 
Wer  seine  Mutter  trit,  der  thut  ja  grosse  Sünde. 

92. 
Weißheit-Liebende. 

Die  in  Sachen,  die,  wer  weiß;  wo  und  was  sind;  witzig  sind, 
Diese  sind  in  denen  Dingen ;  die  für  Augen,  offt  ein  Kind. 

93. 
Schrifft-Verständige. 

Ihr  Geistlichen,  ej,  messet  mir  kein  böses  sonsten  bey, 
Drum  daß  von  euch,  die  ich  sonst  ehr,  ich  sondrer  Meinung  sey. 
Mich  dünckt,  ihr  habet  alle  gern  ein  wenig  Begiment, 
Und  daß  ihr,  wann  ihr  überzeugt,  nicht  gerne  diß  bekennt. 

94. 

FrantzVsiselie  Sprache. 

Wer  nicht  Frantzösisch  kan, 
Ist  kein  gerühmter  Mann; 
Drum  müssen  wir  verdammen. 
Von  denen  wir  entstammen, 
Bey  denen  Hertz  und  Mund 
Alleine  deutsch  gekunt. 


Socbstes  Hundert.  345 

95. 

Essen  und  trincken. 

Wann  der  Brauch ,  wie  zu-zutrincken,  also  wäre  zu-zuessen; 
Mein  ich^  daß  man  mehren  Leichen  würde  müssen  Särckc  messen. 

96. 
Beeker. 

Die  Leute  klagen ^  daß  das  Brot  gebacken  wird  so  klein; 
Bey  einer  Sitz-Stadt  muß  die  Wahr  in  etwas  zarter  seyn. 

97. 
Anff  Annam. 

Bey  einem  Krancken  wachen  biß  Morgens  drey  biß  vier, 
Sagt  Anna,  muß  ich  lassen;  es  geht  nicht  mehr  mit  mir; 
Bey  einer  Hochzeit  tantzen  biß  Morgens  drey  biß  vier, 
Kan  Anna  noch  wol  schaffen ;  da  geht  es  noch  mit  ihr. 

98. 
Regiments- Verständige. 

Es  ist  ein  Volck,  das  heist  Statisten, 
Ist  von  Verstand  und  scharffen  Listen; 
Doch  meinen  viel,  es  seyn  nicht  Christen. 

99. 

Oberstelle  nnter  Bfirgern  nnd  Edelleuten. 

Bürger  wollen  oben  an  für  den  Edelleuten  sitzen; 
Geld  und  Perlen,  Seid  und  Sanunt  kan  sie  billich  drüber  schützen. 
Gold  und  Perlen,  Seid  und  Sanunt  zeucht  sie  fbr  sich  selbst  empor; 
Dann  es  dencket  immer  dran,  daß  es  war  deß  Adels  vor. 

100. 

Eine  entsehiedene  Strietigkeii 

Stadt  und  Land  hat  viel  gestriten, 

Wer  im  Kriege  mehr  erlidten; 

Aber  nun  Hegt  an  der  Thür, 

Wie  sich  Städte  brechen  für. 

Wer  also  die  Haut  gefunden,  i 

Die  dem  Lande  weg  geschunden. 


346  Andres  Tansend 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 
SIEBENDES  HUNDERT. 

1. 

Gekanffter  Rath. 

Batli;  gekauflFt  um  Geld,  bringt  Reu; 
Rath  bringt  Nutss,  gelehnt  von  Treu. 

2. 

Geworbene  Soldaten. 

Soldaten  müssen  haben  Sold,  sollen  sie  tliun  Thatcn; 

Sie  müssen  Thaten  thun  fUr  Sold,  wolln  sie  seyn  Soldaten. 

3. 
Essen  und  Trineken. 

Was  man  isset,  was  man  trincket,  wird  bey  Hofe  nicht  geacht; 
Speis  und  Tranck  ist  lauter  Müntze,  weil  man  die  auß  jenem  macht; 
Was  nun  in  der  Küchel  stürbt,  kan  nicht  leben  in  der  Kammer; 
Was  in  Magen  man  vergräbt,  macht  im  Beutel  schMrartzes  Jammer. 

4. 
Brfider. 

Brüder  haben  ein  Geblüte, 
Selten  aber  ein  Oemüte. 

5. 

Hofe-Werckzeug. 

Mäntel  zum  bedecken, 
Larven  zum  verstecken, 
Röcke  zum  verkleiden, 
Scheren  zum  beschneiden. 


Siebendes  Hundert.  347 

Zangen  zum  verzwicken,  k 

Pressen  y  auß  zu  drücken^ 

Pensei  zum  vergolden^ 

Blasen  zum  besolden^ 

Pulsier ;  ein  zu  wiegen^ 

Brillen  zu  vergnügen,  lo 

Fechel,  Wind  zu  machen: 

Mehr  noch  solche  Sachen 

Sind  bey  Hof  im  Hauffen; 

Niemand  dariT  sie  kauffen. 

6. 

Unwissenheit. 

Wer  nicht  viel  verstellt,  der  nicht  viel  bedtnckt; 
Wem  nicht  viel  vertraut,  den  auch  wenig  kränckt. 

7. 
Aoff  eines  guten  Freundes  Hochzeit. 

Wann  Propheten  Gottes  Willen  seinem  Volcke  sagten  an, 
Hingen  sie  gemein  ein  Zeichen  imd  ein  sondres  Merckmal  dran, 
Welches  offt  für  läppisch  Ding  von  den  sichren  ward  geschätzet, 
Aber  Gottes  weisen  Bath  endlich  klar  an  Tag  gesetzet. 
WertherFreund  undGottes-Diener,  da  der  HEBB  noch  hegte  Zorn,   6 
Da  uns  biß  auffs  Blut  noch  riete  manch  vergiffter  Krioges-Spom, 
Da  ihr  sagtet,  was  Gott  hieß,  da  ihr  wieset,  wie  Gott  dräute. 
Uns  zuwerffengar  in  Staub,  weil  niemand  die  Schläge  scheute. 
Da  war  dieses  euer  Zeichen:  Euer  eigen  Augen-Lust 
Hat,  weil  so  der  HEBB  befohle,  zum  Exempel  fort  gemust.        lo 

Aber  nun  da  Gottes  Hertz  durch  sich  selbsten  ist  erweichet. 
Da  uns  seine  Vater-Hand  wieder  Brot,  nicht  Steine  reichet, 
Da  der  weisse  Friedens-Bitter  schlug  die  rothe  Frevler-Schaar, 
Da  nun  Leben,  Stand  und  Habe  letzlich  wieder  unser  war, 
So  erhebt  ihr  Gottes  Gut  und  bereitet  die  Gemüter,  i5 

Daß  mit  Büß  und  rechtem  Sinn  sie  gebrauchen  Friedens-Güter; 
Diesem  nach  ist  diß  das  Zeichen:  Das  nach  Gottes  Will  und  Wust 
Euch  in  gleichem  wird  ersetzet ,  was  Gott  nam  an  Augen-Lust. 

Gott  bleibt  Gott!  man  wird  die  Welt  gar  in  neuem  Baue  sehen, 
Wann  man  bey  der  letzten  Brunst  meinen  wird,  es  sey  geschehen,  sa 


348  Andres  Tausend 

Gott  bleib tGott !  wann  ihm  gefallet,  ruffet  er  dem  Wtirge-Schwerdt, 
'    Schafft  ihm  auch  nach  seinem  Willen,  daß  es  in  die  Scheide  kehrt. 

Gott  bleibt  Gott!  er  leitet  ab  und  hat  Menschen  weg  genummen; 

Gott  bleibt  Gott !  er  weiset  an  und  last  Menschen  wieder  kummen ; 
t5  Gott  bleibt  Gott!  nimmt  weg  Rosinen,  und  Bosinen  gibt  er  her; 

Wittwer  wieder  zu  beweiben,  »t  ihm  desto  minder  schwer. 

Gott,  bey  dem  die  beste  Lust,  mit  den  Menschen-Kindern  spielen, 

Macht  es  immer  so  mit  uns,  daß  wir  süß  auff  sauer  fühlen. 
Herr  undFreund,ihr  must  es  zeugen,  wie  sichGott  mit  euch  ergetzt, 
^  Euch  nach  vieler  Angst  und  Trauren  nun  in  Fried  und  Freude  setzt 

Nun,  Herr  Bräutgam,  dessen  Heil  ist  ein  Theil  von  meiner  FreudOy 

Seyd  gesichert,  daß*tnein  Sinn  sich  in  eurem  Gnügen  weide. 

Gebe  Gott,  der  gute  Geber,  was  ier  euch  im  Frieden  gibt. 

Daß  gar  nichts  sey  drum,  dran,  drinne,  das  nicht  ihr  und  euch  nicht 

liebt! 
3s  Was  er  gibt  den  Seinen  sonst,  dieses  sey  euch  auch  gegeben; 

Seyd  zu  friede,  wann  ibr  habt  Segen  hier  und  dorte  Leben! 

8. 

Auf  Buam. 

Biza  klagt  den  Buhler  an,  daß  er  wil  kein  Nemer  seyn, 
Sagt:  Er  sperr  ihr  aufF  das  Maul,  geb  ihr  aber  wenig  drein. 
Er  vermeint:  Es  sey  nicht  klar,  ob  er  für  auch  kummen  war, 
Weil  ihr  sonsten  sey  das  Maul  nimmer  oder  selten  leer. 

9. 

Auff  Lnpam. 

Lupa  heist  zwar  eine  Wölffin,  doch  die  nie  pflegt  zu  zerreissen, 
Nur  die  gerne  starcke  Männer  pflegt  im  Mittel  an  zu  beisseu. 

10. 

Verstand.     . 

Es  geht  fiir  Kunst  Verstand, 
Weil  dieser  jen  erfand; 
Wer  nicht  versteht  ihr  Ziel, 
Den  hilfft  die  Kunst  nicht  viel. 


8ieliendeit  Hn^idcrt.  349 

11. 

Kluge  Weiber. 

Ein  Weib;  das  mehr  versteht  als  sonst  ein  Weib  wol  so^ 
Die  mag  zwar  was  verstehn^  brauchts  aber  selten  wol. 

12. 
Die  dnrehgrabeiie  Welt. 

Wann  einLoch  war  durch  die  Welt,daß  hindurch  wir  kanten  schauen, 
Ej;  wir  schauten  manches  Ding,  drüber  sehr  uns  würde  grauen. 

13. 

Lügen. 

Wilstu  lügen?  Leug  von  ferne; 
Wer  zeucht  hin  und  fraget  gerne? 

14. 
Planderey. 

Wer  immer  sagt  und  sagt  und  ist  doch  schlecht  gelehrt, 
Sagt  offt,  was  nicht  geschehn,  und  keiner  sonst  gehört 

15. 
Lob-6eitc. 

Wer  hungrig  ist  aufF  Lob,  ist  gern  an  Tugend  leer; 
Die  Tugend  steht  für  sich,  darff  Lob  nur  ohngefehr. 

16. 
Anff  einen  gottlosen  Sohn. 

Du  warst  der  Mutter  Schmertz,  eh  als  du  noch  geboren; 
Du  bist  der  Mutter  Tod,  nun  da  du  bist  verloren. 

17. 

Der  Spiegel  deß  fierfichtes. 

Was  der  Spiegel  dem  Qesichte, 
Ist  den  Sinnen  das  Gerüchte. 


350  Andres  Taatend 

18. 
Frauen-List. 

Weil  Eva  mit  der  Schlang  umgieng 
Und  neben  ihr  den*  Adam  fing, 
So  hat  sie  ihren  Töchtern  auch 
Verlassen  List  und  schlauen  Brauch. 

19. 

Ey-Äpffel. 

Even-Apffel  locken  noch 
Manchen  Adam  unters  Joch, 
Wo  er  nichts  vom  Paradeis, 
Nur  von  lauter  Hölle,  weiß. 

20. 

8p5tter. 

Wer  andrer  Leute  höhnisch  laclit, 

Der  habe  nur  ein  wenig  Acht, 

Wer  hinter  ihm,  ihm  gleiches  macht. 

21. 
Die  Gesetze. 

Die  nützen  Gesetze 
Sind  künstliche  Netze, 
Drauß  grosses  entgangen, 
Dran  kleines  bleibt  hangen.      « 

22. 

Das  Alter. 

Für  Zeiten  stunden  Junge  den  Alten  höflich  auff ; 
letzt  heist  es:  Junger,  sitze!  und:  alter  Greiner,  lauflF! 

23. 
Hoffnung  und  Fnrcht. 

Furcht  und  Hofihung  sind  Gespielen; 
Diese  wird  geliebt  von  vielen; 
Und  wer  dies'  ihm  hat  genummen, 
Dem  ist  jene  Selbsten  kummen. 


.IM 
Alf 


Dmß  AstatoB  weiser  sej«  ghab  kh  pera.  ak 
Dmß  kh  firomcr  Mj  al»  er.  druff  bdkU>kb 

25. 
AbmmBmL 


Gedcyita  flbr  Greridit,  vcr  kt  dem  Adrocat? 
Dem  Bieter  trui  didi  nur,  im  Fall  er  Wetases  luit 

H^fe-DieMT« 

Treoe  Diener  sind  bej  Hofe  nach  dem  Tode  bald  vergt^saen; 
O,  flie  werden  schlecht  geachtet  wann  sie  gleich  noch  da  gesessen  I 

27. 

Wir  wollen,  was  wir  nicht  sollen. 

Wir  dringen  anff  den  Zaum,  nnd  wo  wir  sollen  gehn, 
Da  lanffen  wir;  wir  gehn,  wo  da  wir  sollen  stehn. 

28. 
Von  meinen  Reimen. 

Wären  meine  Beime  Jungfern,  ej,  sie  würden  alte  Mägde, 
Lebten  aber  keusch  und  stille,  mieden  freches  Buhl-Gk^jägde, 
Biß  sich  gleich  zu  gleiche  ftinde,  daß  vielleicht  ein  Qrauer  käme, 
Der  XU  ihrem  guten  Wandel  ausser  Schönheit  willen  neme. 

29. 
Zucht- Hfiter. 

Ein  Hüter,  der  die  Weiber  fiir  Schand  in  Obsicht  nam. 
War  keiner  nimmer  treuer  als  tugendhaiBfte  Scham. 

30. 
(jeistlicher  nnd  weltlicher  Glaube. 

Man  merckt,  wie  gegen  Gott  der  Glaube  sey  bestellt 
Auß  dem,  wie  Glaub  und  Treu  man  seinem  Neohsten  lililt. 


352  Andres  Tan»eiid 

31. 
Bluts- Verwandten. 

Ist  Geld  das  andre  Blut^  hat  manchen  Blutsfreund  der. 
Dem  nur  der  Beutel  voll  und  keinen  ^  dem  er  leer. 

32. 

Anff  Pralinnm. 

Pralinus  kreht  als  wie  der  Hahn^  laufft  aber  wie  die  Henne, 
Ist  gleichwol  sonst  nicht  ungeübt  im  fechten  aufF  dem  Tenne. 

33. 

Anff  Scelestnm. 

Scelestus  ist  ein  Schelm  in  allen  seinen  Dingen/ 
Weil  aller  Laster  Heer  in  ihn  zu  Stuhle  giengen. 

34. 
Kunst  und  Geschicke. 

Wissenschafft  und  Höfligkeit  paaren  sich  nicht  immer; 
Offters  ist  ein  höltznes  HauS;  wo  ein  goldnes  Zimmer. 

35. 
Geduld  in  weltliehen  Sachen. 

Geduld  hat  manchen  Sieg, 
Macht  aber  auch  viel  Krieg; 
Ein  ieder  wil  sich  reiben 
An  den,  der  sich  ließ  treiben. 

36. 

Fürsprecher. 

Du  must  fUrher  wol  stechen, 
Soll  Anwalt  fiir  dich  sprechen; 
Gesetze  wird  er  bringen. 
Nach  dem  die  Müntzon  klingen; 
Am  besten  ist  gerathen 
Mit  denen  für  Ducaten. 


-At 


41. 


BahmÜrfc  irt  ».  Frande  UhnL 

42. 

StiKke  n«  KmjgkeiL 

Tapfiiigkeh  toh  aa»^,  Einigkeit  tod  iumk 
llidit,  daß  keiner  iknen  mag  wa»  abg^wiimen. 

43. 

«Ml-bkL 

Mit  sieben  (Htften 

Geht»  fast  zum  besten: 

Der  achte  Gast 

Wird  eine  Last 

2S 


354  Andres  TaiiAoncl 

44. 
Wein  -Fremide. 

Die  von  dem  Weine 
Sind  worden  deine. 
Sind  nur  zum  schertzen;. 
Sind  nicht  von  Hertzen^ 
Sind  zum  behagen 
Nur  fUr  den  Magen. 

46. 
Hareipan. 

Heist  Marcipan  Soldaten  Brot?  So  essens  nur  die  Groasen; 
Der  arme  Knecht  der  mag  sieh  nur  am  Pompernickel  Btossen. 

46. 

Huger  und  DErst. 

Wer  Durst  und  Hunger  hat;  pflegt  viel  nicht  zu  verzehren; 
Dann  diese  beyde  Pursch  ist  gerne  nur  im  keren. 

47. 
Brot 

Das  Brot  pflegt  onsrem  Leib  a»  besten  zu  bekommen  f 
Das  machte  es  kummt  daher ,  woher  der  Mensch  genummen. 

48. 
Ein  nngesaltzen  CUtstgebot. 

Wo  W^irth,  wo  Gast;  wo  Kost  nicht  recht  gesaltzen  mnd. 
Da  kan  es  leichte  seyn^  ein  Eckel  daß  sich  fiudt. 

49. 
Kese. 

Der  Kes  erschi-eckt  den  Gast;  dieweil  er  wol  kan  wissen; 
Daß  er;  wann  dieser  kümmt;  den  Magen  nun  soll  schlissen. 

50. 
Die  tapfere  Warheit 

Ein  tapflrer  Helden-Mut  ist  besser  nicht  zu  kennen; 

Als  wann  er  sich  nicht  scheut;  sehwartz  sehwartz^  weiß  weiß  zn 

nennen; 
Der  keinen  Umschweiff  braucht;  der  keinen  Mantel  nimmt, 
Der  allem  gegen  geht;  was  wider  Warheit  kümmt. 


J*SS 


jC 


>  ^'    \ 


Wcfl  wkM  &Rft  wn  Rrnek  «e^ 


vwr  der 


Wievol  Buck  andre  Kmot  vt  ipQltHdi  bfielMi  Kf^r^^ 
IbI  ReGhcD-KuBst  dodi  liocli  in  Krieg:  ietmiHl  geatieg»!!. 
Dmß  f&nflbebn  faattng  gmb,  dftfi  fimfijg  huhlen  war« 
Daß  hondeft  tausend  gah,  kam  her  durch  ihre  Lahr. 
Se  madite  nodi  wol  gar  anß  Naileo  starcke  Sumiaeii 
Und  kante  kfinstlich  dranff  aoch  gar  darkinter  knmmMi« 
Was  oft  ein  gantzes  Land  in  «einem  Bentel  trag; 
DraniS  manchem  reich  an  aejn,  kam  gar  ein  «dineller  FVgx 

54. 

Steitt-DMtug* 

Soll  man  dann  am  Himmel  sehen^ 

Was  hienmten  soll  geschehen? 

Soll  der  Himmel  geben  Blick 

Auff  so  manches  Schelmen-StückV 

Wer  wird  mehr  den  Himmel  achton, 

Drauff  man  sonst  so  schlecht  wil  trachten? 

55. 

Regräbnflß  in  einer  Mftnebs-Kappe. 

Hilfft  eS;  wann  man  todte  Weiber  in  dcß  Münchos  Kappe  aiookt, 
Hilfft  es  besser,  die,  die  leben,  wann  der  Mttnch  nie  selbston  doc^kt. 

56. 
Freye-Kttnste. 

Daß  die  Länder  außgcplüudert,  ist  noch  etwa  au  vorwindnii; 
Schade!  schade I  daß  die  Sinnen  sich  so  leer  von  Lehre  fhidon. 


356  Andren  Taasesd 

57. 

Das  Blnt  Christi. 

Ich  wag  und  glaub  es  nur,  daß  Jesus  Christus  Blut, 

Zu  tilgen  meine  Schuld,  sey  gar  genug  und  gut; 

Wer  wil,  der  wasche  sich  durch  eigner  Wercke  schwitzen; 

Im  sterben  wird  man  sehn,  was  Blut,  was  Schweiß  wird  nützen. 

58. 
Reime. 

Werden  wo  nicht  meine  Reime  wol  in  fremden  Ohren  klingen, 
Müssen  fremde  nur  gedencken,  es  gescheh  auch  ihren  Dingen; 
Weil  die  Worte  wie  die  j^Ienschcn  haben  auch  ihr  Vaterland, 
Gelten  sie  nur  da  am  meisten,  wo  sie  lang  und  wol  bekant. 

59. 
Sprach -Lehrer. 

Es  ist  ein  tolles  Volck,  das  in  dem  Wörter-Kriege 
Als  Türeken  um  die  Welt  ist  eifriger  zum  Siege; 
Wanns  um  und  um  nun  kümmt,  so  ist  ein  Wort  erstriten. 
Indessen  Eruch  Gebruch  und  bittres  Arm  gelidten. 

GO. 

Die  bSse  Welt 

Ist  der  Mensch  die  kleine  Welt,  sind  die  Weiher  auch  die  Welt, 
Daß  man  klein  und  grosse  so  immer  noch  für  böse  hält. 

61. 

Eingeschobener  Balcke. 

Lingus  schilt  den  Nachbar  sehr,  daß  er  ihm  in  seine  Wand 
Heimlich  einen  Balcken  schub,  gleichwol  dieses  nie  bekant; 
Wann  er  solte  wissen  das,  was  er  mehr  sonst  eingeschoben, 
(Seine  Frau,  die  weiß  es  wol,)  würd  er  ihn  noch  minder  loben. 

Reich  und  grob. 

Wo  der  Geldsack  ist  daheim,  ist  die  Kunst  verreiset; 
Selten  daß  sich  Wissenschafft,  wo  viel  lleichtlium ,  weiset; 
Oh  nun  gleich  ein  goldnes  Tuch  kau  den  Esel  decken, 
Siht  man  ihn  doch  immer  zu  noch  die  Ohren  recken. 


Sicl»on(lc8  Htmdoit.  357 

63. 
Der  Blichstabe  tSdtet.  ^ 

Du  tödtest,  Buchstabe; 
Wem  fi^raut  fiir  dem  Grabe, 
Der  lasse  dich  bleiben! 
Drum  liüten  die  Leute 
80  flcist^ig  sich  heute 
Für  lc8eu  und  schreiben. 

64. 
Die  Oichi 

Wer  sich  üben  wil  im  fühlen. 
Mag  mit  Gicht  ein  wenig  spielen. 

65. 
Thenre  Seelen. 

Für  die  Seelen,  für  die  Christus  gab  sein  theures  Blut, 
Die  verkaufft  man,  die  versetzt  man  nur  für  Tonnen  Gut. 
Wer  dann  war  es,  wer  dann  thät  es?  Niemand  ist  genennt; 
Gott  ists,  Welt  und  sein  Gewissen,  das  den  Kauffmann  kennt. 

66. 
Seelen-Handel. 

ledes  Land  hat  sein  Gewerb,  sein  Gesuch  und  seinen  Wandel; 
Die^  die  gegen  Norden  sind,  machte  reich  der  äeelen-HandeL 

67. 
Das  Wort  Gottes. 

Gottes  Wort  Icucht  helle; 
Gottes  Wort  laufft  schnelle; 
Wer  dann  wil  es  demmen? 
Wer  dann  wil  es  hemmen? 

68. 

Speise  niid  Tranek. 

Wann  die  Kinder  essen  Brot, 
Werden  ihre  Wangen  roth; 
Wann  die  Alten  trincken  Wein, 
Pflegt  die  Nase  roth  zu  seyn. 

l  2  CoriMth.  3,  V.  0. 


358  Andre»  Tanscnd 

69. 

ZHTersicht  anff  Hensclieii. 

Wer  sein  Glück  auff  Menschen  baut;  dieser  hat  es  gantz  vergessen, 
Daß  in  kurtzem  diesenGrundWürm  und  Schlangen  werden  fressen. 

70. 

Zuversicht  anff  Fürsten. 

Wer  sein  Glück  auff  Fürsten  baut;  baut  sein  Wesen  anff  den  Suid, 
Da  es  nie  für  Wind  und  Flut  wird  erhalten  sichren  Stand. 

71. 

Ein  Mensch  deß  andren  Wolff. 

Meine  Dienste;  sagt  die  Welt;  aber  Dienste;  die  sie  thut; 
Sind  so  nütze ;  wie  der  Dienst  von  dem  Wolffe  Lämmern  gut. 

72. 

Trost  der  Entjnngfernng. 

Wann  euch  wird  die  Jungferschafffc;  Jungfern;  wo  benummen, 
Tröstet  euch !  weil  ihr  hiermit  Eundschafft  habt  bekummen. 

73. 

TägUeher  Tod. 

Daß  man  täglich  solle  sterben;  weil  ihr  Priester  Lehren  gebet^ 
Sterb  ich  täglich;  sagte  MopsuS;  alldieweil  mein  Weib  mir  lebet. 

74. 

Der  Liebe  Martyrthnm. 

Buhler  sind  zwar  Märtyrer  offt  so  gut  als  einer; 
Martern  aber  sich  nur  selbst;  drum  so  preist  sie  keiner. 

75. 
Ein  Frosch. 

Die  Stimm  ist  groß;  der  Mann  ist  klein; 
Was  nahe  nichts ;  hat  ferne  Schein. 

76. 

Fremder  Lente  Schaden. 

Von  ferne  wird  ein  Schlag,  eh  als  gehört,  gesehen; 
Man  siht;  man  fühlet  nicht,  was  andren  weh  geschehen. 


Siebende«  Handnt.  359 

77. 

ScUflBsel,  die  bej  Hofe  achliflaeD,  achliaaen  aaff  und  nimmer  xu; 
Dann  das  geben  und  das  nemen  hat  bey  Hofe  keine  Ruh. 

78. 
Dreyerley  Geiti. 

Oeld-,  Lust-  nnd  Ehren-Greitz  macht,  daß  <Ue  gantse  Welt 
So  aim  ist  ui  Gedl^  und  nichts  Ton  Heil  behält 

79. 
Fremde  Kleider. 

Fremde  Kleider  schimpffen  uns;  weil  sie  aber  so  gemein, 
Muß  alleine  seyn  ein  Narr,  wer  es  nicht  wil  miete  seyn; 
Fromer  Sinn  in  fremder  Tracht  bringet  alles  wieder  ein. 

80. 
Das  Wort  Aber. 

Wann  das  Aber  thäte  nicht,  wer  doch  hätte  was  ui  klagen? 
Aber  aber  trägt  die  Schuld,  daß  uns  wenig  wil  behagen. 

81. 
Von  meinen  Reimen. 

Hat  iemanden  wo  mein  Reim  innerlich  getroffen, 
Daß  er  zömt  und  grimmig  ist,  ey,  so  wil  ich  hoffen. 
Daß  er  sich  und  nimmer  mich  schelten  wird  Verräther, 
Weil  er  selbsten  Kläger  ist,  wie  er  Selbsten  Thäter. 

82. 
Menschliche  KranckheiteB. 

An  dem  Leib  ist  kranck  der  Mensch,  an  der  Seele  kräncker  noch ; 
Diese  Kranckheit  hält  er  schlecht;  jener  wartet  er  gar  hoch. 
Da  von  dieser  jene  klimmt,  diese  Jen  erwecket  doch. 

83. 
Die  Liebe  Gottes. 

Daß  wir  unsren  GOTT  zu  lieben 
Uns  so  schlecht  und  übel  üben, 
Macht,  daß  uns  so  wol  wir  üben, 
Uns  in  allem  selbst  zu  lieben. 


360  Andres  f  aamnd 

84. 

Einfoltig  eebet 

Die  Einfiilt  im  Gebet  ist  grosse  Witz  Air  Gott; 
Genug,  wer  ihm  vertraut  imd  nemit  die  blosse  Notb. 

86. 
Menschliche  UnToIlknmmeiiheit. 

Daß  wir  unvollkummeo  sind;  wann  wir  diß  erkennen^     , 
Kan  man  solch  Erkäntnüß  schon  eine  Beßrung  nennen. 

86. 
Zahlungs -Fristen. 

Es  ist  zwar  eine  Frist  zu  zahlen  außgeschrieben; 
Mit  Undanck  aber  ist  zu  zahlen  frey  verblieben. 

87. 

Allgemeine  Artznei. 

Moises  gab  so  viel  Gesetze  niemals ,  als  die  Aertzte  geben 
DemC;  der  gesund  wil  bleiben ,  wil  auch  gerne  lange  leben; 
Schweiß  und  Maß  in  deinem  Thun  und  die  Gottesfurcht  dabey. 
Dich  zu  halten  lange  frisch ,  sind  genugsam  diese  drey. 

88. 

Grabschrifft  der  FrSmigkeit. 

Fromes  liegt  ins  Grabes  Nacht; 
Böses ;  hat  es  umgebracht; 
Frevel  erbte  seine  Habe, 
Tantzt  dafür  ihm  aufF  dem  Grabe. 

89. 
Seiltäntzer  bei  Hofe. 

Bey  Hofe  schwebt  das  Täntzer-Seil,  davon  wann  mancher  Mit, 
So  kan  es  seyn,  daß  er  nicht  recht  die  Stange  gleiche  hält. 

90. 

Anff  Lingnm. 

Weil  Menschen  beßres  nichts  als  sterben  künnen  thun, 
Wüntscht  LinguS;  daß  sein  Weib  mög  auch  vom  bösen  ruhn. 


»1 

UMMtL 

leder  bokh  imd  {rrrt  nach  Lobe:  nnnoher  aber  bat  ^^MrspQrt. 
DaL  er  tSar  £e  jcboae  Rabel  bÜnle  Le«  beim  geAAurt. 

WiBter^La^r. 

Wcihiid  Uhen  unter  Hinten  mllen  Winter  Kriej^er  «uß: 
letzond  mnst'  in  Scbnee  der  Bauer«  und  der  Kri<^r  nani  sein  I  Ui». 

XeiseUieke  Erlndii^a« 

Was  Tor  nicbt  aneb  gesagt,  wird  selten  was  gesagt; 

Man  sagt  wie  vor  auch  noch :  Veit  schläft  bey  seiner  Magtl. 

94. 

Geriekte. 

Man  saget  selten  was,  es  ist  doch  etwas  dran; 

An  dem  ist  aber  nichts,  daß  Mops  ein  ehrlich  Mann. 

95. 

Bieker. 

Böse  Bücher  tügen  auch  guten  zu  der  g<^n-Probe; 
Finstres  macht,  daß  desto  mehr  icderman  das  lichte  lobe. 

96. 

Bflcker-Olfleke. 

Bücher  haben  auch  ihr  Glücke:  Wann  sie  nicht  gosaltsou  soyn, 
Fasst  man  dennoch  gute  Würtze,  Pfeffer  oder  Saffroii  drein ; 
Kümmt  es  dir,  ich  bin  zu  friede,  liebes  Buch,  nur  auch  so  gut| 
Wann  mit  dir  nur  in  geheime  niemand  was  verschämtes  tliut. 

97. 
Naeh-Folge. 

Ob  die  Mahler  ihre  Farben  bey  dem  Krämer  schone  nomon, 
Dörffen  sie  sich  ihrer  Bilder  daimenher  doch  nimmer  nchäiiien. 
Wer  von  andren  was  gelernt,  diesem  steht  es  ja  wol  iVoy, 
Daß  mit  andrer  Weis  und  Art  er  es  andren  bringe  bey. 


362  Andres  Tausend 

98. 

Von  meinem  Bielie. 

Ist  in  meinem  Buche  was,  das  mir  gaben  andre  Leute, 
Ist  das  meiste  doch  wol  mein,  und  nicht  alles  fremde  Beute; 
ledem,  der  das  seine  kennet,  geh  ich  willig  seines  hin. 
Weiß  wol,  daß  ich  über  manches  dennoch  Eigner  bleib  und  bin; 
fi  Zwar  ich  geb  auch  gerne  zu,  daß  das  meine  bdses  heisse, 
Gar  genug  I  wann  fremdes  Gut  recht  zu  brauchen  ich  mich  fleisse. 

99. 

Bnch-Fthrer. 

Die  Bücher,  die  gedrückt,  die  drücken  Führer  mehr. 
Weil  sie  sie  mit  dem  Preis  beschweren  all  zu  sehr. 

100. 

OemeinschafN;  der  Gelehrten. 

Wer  zu  entlauffen  denckt  fUr  seiner  Sterbligkeit, 
Geh  mit  Gelehrten  um,  das  ist:  mit  Ewigkeit. 


Afildf*  Hnndm 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 

S  HINDERT. 


1. 

Thwkeit 

Es  iat  zwar  selten  klug,  wer  nichts  vent^t  und  kan; 
Doch  minder,  wer  äch  selbst  und  seine  Witi  Beucht  «n. 


[ 


2. 

Ob  seineii  Glauben  gleich  dn  iedar  achütit  und  preist, 
Glaubt  doch  am  besten  der,  am  besten  der  es  weist 

3. 
Kensehliehe  Weißheit 

Sie  sey  gleich,  wie  sie  wil,  die  Weißheit  in  der  Zeit, 
So  steckt  sie  doch  zu  tieff  im  Wust  der  Eitelkeit 

4. 
Hofe-FSderuBg. 

Wer  nicht  hin  weiß  au  das  Meer, 
Geh  bey  einem  Flusse  her. 
Wem  bey  Hofe  Gnade  fehlt, 
Seh,  daß  er  zum  Freunde  zehlt 
Den,  der  das  daselbst  geneust. 
Was  £^uß  Hofe-Quällen  fleust. 

6. 

Ehrenveste. 

Manchem  schreibt  man  Ehrenveste,  weil  er  über  Ehre  hält, 
Manchem,  weil  er  gar  kein  Zeichen  einer  Ehre  von  sich  stellt 


364  Andres  Tausend 

6. 

Zweyerley  Nacht  und  zweyerley  Tag. 

Zwey  Nächte  hat  der  Mensch;  der  Mensch  hat  zwene  Tage, 
Drauff  er  sich  freue  theils,  theils  drüber  sich  beklage: 
Der  Mutter  Leib  ist  Nacht;  das  Grab  ist  wieder  Nacht; 
Geburt  gibt  einen  Tag,  wie  Tod  den  andren  macht; 
6  Die  erste  Nacht  und  Tag  ist  voller  Noth  und  Leiden; 
Der  Tag  nach  letzter  Nacht  bleibt  voller  Heil  und  Freuden. 

7. 
Vom  Machiavello. 

Mancher  schilt  auif  diesen  Mann ,  folget  ihm  doch  heimlich  nach. 
Gibt  ihm  um  die  Lehre  nicht,  gibt  ihm  um  die  Öffiiung  Schmach. 

8. 
Weiber-from. 

An  den  Himmel  dencken  Männer  als  die  Weiber,  dünckt  mich, 

minder; 
Dann  den  Himmel  zu  ervöllen,  dencken  diese  gern  auff  Kinder. 

9. 

Faulheit. 

Ein  Ballon  fleugt  ungeschlagen  nimmer,  ob  er  gleich  voll  Wind; 
Manche  sind  zu  faul  zu  ehren,  ob  sie  gleich  begäbet  sind. 

10, 

Ein  Schwerdt. 

Schwerdter  schaden,  Schwerdter  nützen,  nützen  zum  versetzen; 
Schwerdter  nützen,  Schwerdter  schaden,  schaden  zum  verletzen« 

11. 

An  die  Leser. 

Sind  dir,  Leser,  meine  Sachen  mißgefällig  wo  gewesen, 
Kanstu  sie  am  besten  straffen  mit  dem  sauren  nimmer-lesen. 


Achtes  Hundert.  3gj 

12. 
Mensehlieher  Wandel. 

Unsers  Lebens  gantzer  Wandel  steht  im  lernen  und  vergessen 
Das  vergessen  nur  und  lernen  wird  gar  selten  recht  gemessen. 
Was  vergessen  solte  bleiben,  wollen  wir  am  liebsten  wissen; 
Was  gelernet  solte  werden,  wollen  wir  am  liebsten  missen. 

13. 
Die  deutsche  Sprache. 

Deutsche  mühen  sich  ietzt  hoch,  deutsch  zu  reden  fein  und  rein 
Wer  von  Hertzen  redet  deutsch ,  wird  der  beste  Deutsche  seyn 

14. 
Priesterliche  Gebethe. 

Gebet,  sprechen  manchePriester,soilGebeth  für  euch  man  sprechen 
Scheint  es  doch,  daß  ihre  Seuffzer  nach  dem  Thaler  sind  zu  rechen 

15. 
Hit  Rathy  nicht  mit  Gewalt. 

Gewalt  ist  wie  ein  Kind;  wo  nicht  Verstand  sie  leitet, 
,So  stürtzet  sie  sich  selbst,  weil  sie  zu  frevlich  schreitet. 

16. 
Geschencke. 

Wie  dann,  wann  man  Advocaten  ihre  heisse  Hände  schmieret 
Daß  davon  nicht  so  die  Hände  wie  die  Zunge  wol  sich  rühret? 
Gelbes  wird  und  etwas  weisses,  wie  man  sagt,  dazu  genummen 
Dieses  soll  zumal  dem  Hertzen  und  Gehirne  wol  bekummen. 

17. 
Anff  Marcnm. 

Was  du,  Marcus,  hast  geschrieben,  ist  gewiß  sehr  gut  gewesen 
Weil  die  Leute  deine  Schrifften  mit  entblöstem  Rücken  lesen. 

18. 
Göttliche  Verordnung. 

Wer  die  Uhr  gleich  nicht  versteht, 
Mercket  dennoch,  wie  sie  geht. 
Gottes  Rath,  den  wir  nicht  kennen, 
Müssen  dennoch  gut  wir  nennen. 


366  Andrts  Taasend 

19. 

Falschheit 

Mohren  haben  weisse  Zähne,  sind  sonst  schwartz  fast  aller  Orten: 

»  ' 

FalscheLeute  bleibenSchwartze,sind  sie  gleich  von  weissen  Worten. 

20. 

Eifrige  Geistlichen. 

Wie  ein  Ottomannisch  EäyBer  wollen  Geistliche  regiren, 
Der;  den  Scepter  zu  versichern,  last  die  Brüder  stranguliren; 
Also  sie  in  Glaubens-Sacheu  wollen  herrschen  und  die  Brüder 
Lieber  räumen  von  dem  Brote,  wann  sie  ihrem  Wahn  zu  wider. 

21. 

Wehr-,  Lehr-,  Nähr-,  Her -Stand. 

Wehr-|  Lehr-,  Nähr-Stand;  ieder  Stand  hat  sein  eigen  Ehr  in  sich; 
Nimm  W  L  und  N  weg,  lehrt  der  Name  solches  dich; 
Nur  der  Her-Stand;  der  bißher  andrer  Stände  Hencker  war. 
Hat  bey  Ständen  keinen  Stand,  ist  an  Ehr  und  Namen  baar. 

22. 
Regir-Oeitc. 

Es  ist  ein  Hut  voll  Fleisch ,  das  oflfl  ein  gantzes  Land 
Um  einen  hohen  Hut  setzt  in  verterbten  Stand. 

23. 
Das  fiesichte. 

Gott  sey  Danck  für  mein  Gesichte! 
Der  verleih,  daß  ich  es  richte 
Mehr  auffs  blaue  Himmel-Zelt 
Als  den  Schmutz  der  schwartzen  Welt! 

24. 

Das  Gehöre. 

Gott  sey  Danck  für  mein  Gehöre! 
Der  verleih,  daß  seine  Lehre 
Mehr,  als  was  die  Welt  mir  singt. 
Stets  in  meinen  Ohren  klingt! 


Achtes  Hundert.  367 

25. 

Der  Oesehmack. 

Gott  sej  Danck  für  meinen  Schmack! 
Der  verleih  mir,  daß  ich  mag 
Mehr  das  Brot,  vom  Himmel  kummen. 
Als  von  dieser  Welt  genmnmen! 

26. 

Die  Entflndnfiß. 

Oott  sey  Danck  Air  mein  Entfinden! 
Der  verleih,  daß  meinen  Sünden 
Ich  entfinde  stets  in  mir 
Und  Vergebung,  Gott,  von  dirl 

27. 
Der  fieracli. 

Gott  sey  Danck  ftir  meinen  Ruchl 
Der  verleih,  daß  kein  Gebruch 
AulF  die  Nietligkeit  der  Welt 
Mich  vom  Himmel  abe  hält! 

28. 
Ein  emsiger  Verstand. 

Was  ist  ein  göldner  Kopff  obn  einen  bleynen  Sitzer? 
Verstand,  der  für  sich  gut,  wird  durch  den  Fleiß  viel  nützer. 

29. 
Orth-fiedächtnttß. 

Wer  Gedächtnüß  Kunst  dencket  zu  studiren, 
Dünckt  mich,  muß  voran  gut  Gedächtnüß  führen. 

30. 

Die  Welt. 

Alles,  alles  überall     * 
In  der  Welt  ist  wie  ein  Schall; 
Dann  all  ihre  Frachten 
Sind,  wie  wir  sie  achten. 


368  Andres  Tausend 

31. 

Meß-Kunst. 

Länge,  Breite,  Höhe,  Tieffe  vieler  Dinge  kan  man  messen; 
Andre  forschen,  ist  zu  wichtig ;  selbst  sich  prüfen,  bleibt  vergessen. 

32. 
Anna  und  Maria. 

Wem'g  Annen,  viel  Marien 
Pflegen  Mütter  ietzt  zu  ziehen. 

33. 
GrabschriiSt  einer  schwangern  Franen. 

Hier  liegt  ein  Grab  im  Grab,  und  in  deß  Grabes  Grabe, 
Was  Welt  noch  nie  gesehn,  ihm  auch  nicht  Namen  gäbe; 
Das  Grab  begrub  zuvor,  eh  Grab  begraben  ward; 
Zwey  Gräber  sind  nur  Eins,  und  eine  Leich  ein  Paar. 

34. 
Ein  anders. 

Hier  war  zweyfach  Leben; 
Hier  ist  zweyfach  Sterben; 
Gut,  das  dupelt  erben 
Jene  Welt  wird  geben. 

35. 
Lange  Ehe. 

Altes  Eh-Voick  als  die  Jungen  lieben  auch  nicht  minder, 
Wo  ja  nicht  wie  Ehgenossen,  dennoch  als  die  Kinder. 

36. 

Charten-SpieL 

Wer  sein  Hertz  erfreut  mit  Schellen,  wil  nur  stets  im  Sause  leben, 
Hat  zu  letzte  seinem  Magen  Kraut  und  Eicheln  kaum  zu  geben. 

37. 

Wucher-Spiel. . 

Spielen  Wuchrer,  spielen  sie  gerne  das  Piqueten-Spiel ; 
Weisen  dreissig  auff  den  Tisch,  zehlen  zweymal  noch  so  viel. 


Achtes  Hundert.  339 

38. 

Verleamder. 

Wer  Verleumdung  hört,  ist  ein  Feuer-Eisen; 
Wer  Verleumdung  bringt,  ist  ein  Feuer-Stein; 
Dieser  würde  nichts  kiinnen  thun  und  sejm, 
Wolte  jener  nicht  hülfflich  ihm  sich  weisen. 

39. 
Uer sehen,  versetzt:  Schehren. 

GrosseHerren,die  da  herschen,  mögen  schehren,  nur  nicht  schinden ; 
Hirten  nemen  so  die  Wolle,  daß  sie  Wolle  wieder  finden. 

40. 
Gaben-Geitz'. 

Wann  Beamten,  wie  sie  sollen. 
Nicht  Geschencke  solten  nemen, 
Würde  selten  iemand  wollen 
Sich  zu  Amt  und  Dienst  bequemen. 

41. 
Die  Kinder -Kranckheit  der  Frosch. 

Udus  wird  gewiß  den  Frosch  unter  seiner  Zunge  haben. 
Den  er  immer  fort  und  fort  muß  mit  etwas  nassem  laben. 

42. 
Freyen  oder  henrathen. 

Kümmt  vom  freuen  freyen  her?  Wie  daß  manchem  armen  Tropffe 
Nicht  das  freuen  kümmt  vom  freyen,  sondern  krimmen  m  dem 

KopfFe? 
Kümmt  vom  freyhen  freyen  her?  Wie  daß  manchem  armen  Freyer 
Frey  zu  walten,  frey  zu  schalten,  Freyheit  bleibt  fUr  keinen  Dreyer  ? 
Freyen  ist  nur  ein  zu  rechen  in  den  Zedel  derer  Dinge,  s 

Die  zu  kennen,  die  zu  bandeln  man  auff  Treu  und  Glauben  ginge. 

43. 
Die  Liebe  Gottes  und  der  Welt 

Wer  ins  Hertze  Gott  wil  fassen. 
Muß  die  Welt  heraussen  lassen; 
Gott  muß  der  heraussen  lassen, 
Wer  ins  Hertze  Welt  wil  fassen. 

Logau.  24 


370  Andres  Tausend 

44. 

Anna -Maria,  Süsse -Sanres. 

Alle  Weiber  kan  man  billich  Annen  und  Marien  nennen, 
Weil  das  Süß  und  auch  das  Saure  fast  an  allen  zu  erkennen. 
Wol  nun  dem,  der  die  bekummen,  die  zum  meisten  Anna  heist! 
Weh  nun  dem,  der  die  bekummen,  die  sich  nur  Maria  weist! 

45. 

Poeterey. 

Wer  durch  tichten  Ruhm  wil  haben,  kan  ihn  nissen; 
Wer  durch  tichten  Lust  wil  haben,  kan  sie  btissen; 
Wer  da  dencket  reich  zu  werden  durch  das  tichten, 
Tichtet  ihme,  was  ihm  kümmet,  gar  mit  nichten. 

46. 

Rache. 

Selten  ist  die  Rache  recht;  recht  zum  minsten  wird  geacht 
Rache,  die  zur  Rache  braucht  hohes  Amt  und  dessen  Macht. 

47. 
Poetische  Namen. 

Venus  soll  man  mehr  nicht  sprechen;  nur  Lustinne  soll  man  sagen, 
Als  wann  Name  zu  der  Sache  künt  ein  ander  Art  beytragen. 
Ist  lateinisch  Venus  Hure,  wird  Lustinne  deutsch  nicht  frömer; 
Ob  ein  Schuster  nicht  verstehet,  was  mit  Venus  meint  ein  Römer, 
5  Wird  er  fast  noch  minder  wissen,  was  ein  Deutscher  mit  Lustinne 
Für  Verstand  und  Deutung  fuhrt.  Wann  wir  Christen  in  dem  Sinne 
Nicht  der  Heyden  Wesen  hausten,  wurden  wenig  ihre  Worte 
Argem  durch  die  blossen  Namen ,  die  so  kennlich  aller  Orte. 

48. 
Von  Lecho. 

Lechus  redet  böse  Deutsch ;  wann  er  Leute  Schelmen  schilt. 
Meint  er,  daß  es  auffscin  Polsch  besser  klingt  und  anders  gilt. 


49. 
SehrJAea. 

Mui  adiik  £e  ädiwartze  Kunst:  ich  halte  viel  toq  ihr: 

Dum  dnrch  die  achwartze  Schritft  kümmt  Kunst  auff  weif>  Papier 

Und  Tom  Papier  ins  Hanpt  und  so  fort  für  und  für. 


50. 
Die  demtsehe  Spneke. 

Ist  die  deutsche  Sprache  rauh  ?  Wie  daß  so  kein  Voick  sonst  nicht 
Yoo  dem  Üehsten  Thon  der  Welt,  von  der  Liebe,  lieblieh  spricht? 

51. 

ZisehrifleB  der  Bieher. 

Man  sdireibet  grossen  Herren  die  Bücher  zu  uiu  Schutz ; 
Hicfa  dfinckt,  um  etwas  anders,  gemeinlich  um  den  Nutz. 

52. 
UndaBek  gtgtm  GOTT. 

Gott  hat  seinen  Sohn  gesand,  uns  zu  retten  auß  der  Noth : 
Noth  hat  seinen  Sohn  erbarmt,  drum  zu  leiden  bittren  Tod : 
Tod  wird  schlecht  von  uns  bedanckt,mehrentheilsmitFhiehundSpot; 
Spot  darff  leichte  rechnen  so  ewig  mit  Spot,  Tod,  Noth,  Gott 

53. 

Das  Werek  der  ErlSsung. 

Gott,  was  bin  ich  gegen  dir!  Nichts  als  eitler  Koth; 
Hohn  und  Tod  wie  daß  dann  mir  lied  zu  Nutz  dein  Sohn  V 
Bloß  die  Liebe  hats  gemacht,  die  mir  Erden-Kloß  • 
Heil  von  Sünden  hat  gebracht  und  am  Himmel  Thoil. 

54. 
Alles  auf  GOTT. 

Mir  nicht,  wann  ich  bin  geboren,  bin  ich,  sondern  meinem 
Mir  nicht,  wann  ich  wieder  sterbe,  sterb  ich,  sondern  mciuoin 
Mir  nicht,  wann  ich  etwas  habe,  hab  ich,  sondern  meinem       ^   ' 
Mir  nicht,  wann  ich  etwas  werde,  werd  ich,  sondern  meinem 

24  ♦ 


372  Andres  Tausend 

55. 
Oelehrte. 

Daß  gelehrte  Leut  ich  liebe,  wo  ich  dran  begehe  Sünde,   • 
So  bekenn  ich,  daß  ich  drüber  dennoch  keine  Reu  entfinde. 

56. 
Jägerey. 

Grosse  Herren  lieben  jagen;  besser,  wann  sie  liebten  hegen; 
Wüsten  Länder  jagen  Leute  bloß  von  ihrer  Lüste  wegen. 

57. 

Leib  und  Seele. 

Ist  die  Seele  Wirth  und  der  Leib  ihr  Haus, 
Wie  daß  dieses  dann  jenen  offfc  jagt  auß? 

58. 

Dienste. 

» 

Da  ist  böse  dienen,  wo  das  gut-gethan 

Gut  nicht  wird  verstanden  noch  genummen  an. 

59. 

Franckreich. 

Franckreich  hat  es  weit  gebracht;  Franckreich  kan  es  schaffen. 
Daß  so  manches  Land  und  Volck  wird  zu  seinen  Affen. 

60. 

Anff  Mammaßam. 

Mammaea  ist  ein  Wunderthier,  zwey  Sitzer  werden  ihr  vergunt; 
Den  einen  hat  sie  auff  der  Brust,  den  andern,  wo  er  sonste  stund. 

61. 
Grosse-  und  kleine -Welt. 

Die  kleine  Welt  fällt  täglich,  die  grosse  bleibet  stehn; 
Die  kleine  wird  erstehen,  wann  grosse  wird  vergehn. 

62. 
Anff  Bardnm. 

Bardus  weinte :  seine  Kinder  würden  keine  Pfleger  haben, 
(Hatte  weder  Weib  noch  Kinder)  wann  er  würde  sejm  begraben. 


finhsrkrifl  emfs  IMm  Ek^itsseas. 

Leser,  sieli.  erlHLmie  didi  dieses  Utlren  Falks! 
Ansso'  Gott  war  in  der  Welt,  was  hier  Hegt«  mir  Alle». 

Kligiieit  wtA  Be41i^eit 

Klugheit  wil  nicht  mehr  Bedligkeit  nur  Schwester  leiden: 
Mercket  draoff!  ein  Fall  kümmet,  nnd  das  Heil  wil  scheiden. 

65. 

Falsehheit 

Der  Falschheit  gibt  ftr  Witz,  wer  dem  gibt  Koth  ftlr  GoW, 
2^ahlt  ihn  mit  eigner  Müntz  imd  zahlet  wol  die  Schuld. 

66. 

Freud  mnd  Feind. 

Ein  Freund,  der  nie  mir  hilfft,  ein  Feind,  der  nichts  mir  thut, 
Sind  bejd  in  einer  Zunfft,  sind  bejde  gleiche  gut. 

67. 
Apotheeke. 

£ii|er  darff  nicht  viel  in  die  Apotheeke  wagen. 

Der  nur  weiß  die  Kunst,  recht  zu  pflegen  seinen  Magen. 

68. 
Leiehtglanbigkeii 

Wer  nichts  nicht  glaubt,  glaubt  gar  zu  wenig;  wer  alles  glaubt, 

glaubt  gar  zu  viel. 
Behutsamkeit  hilfft  allen  Dingen ;  im  Mittel  ist  das  beste  Ziel. 

69. 

Zärtligkeit. 

Wer  nie  kein  Ungemach  und  nirgend  auß  wil  stehn, 

Muß  in  der  Welt  nicht  seyn ,  muß  auß  der  Menschheit  gehn. 


374  Andres  Taasend 

70. 

Von  meinen  Reimen. 

Daß  immerdar  mein  Reim^  das  sag  ich  nicht,  recht  laufTe; 
Ich  schliesse  mich  nicht  gantz  in  Schrancken,  die  der  Hauffe 
Der  Reimen-Künstler  baut.   Das  lang  fllr  kurtz,  für  lang 
Das  kurtz,  das  glaub  ich  wol,  zu  Zeiten  schlich  und  sprang; 
5  Zu  Zeiten  satzt  ich  was  im  Kummer;  was  in  Eile; 
Zu  Zeiten  hatt  ich  kurtz-,  zu  Zeiten  lange-weile. 
Wann  nur  der  Sinn  recht  föllt,  wo  nur  die  Meinung  recht, 
So  sey  der  Sinn  der  Herr,  so  sey  der  Reim  der  Knecht. 

71. 
Wercke  deß  Cliristenthnms. 

Den  Höchsten  zu  loben,  den  Nechsten  zu  lieben 
Sind  Stücke,  draufF  Christen  sich  eignet  zu  üben. 
Sind  Stücke,  die  Christen  hier  unten  anheben 
Und  völlig  dann  würcken  im  oberen  Leben. 

72. 

Von  meinen  Reimen. 

So  ich  meinem  Reim  erlaube  hm  zu  springen  in  die  Welt, 
Thu  ich  solches,  weil  sein  Wesen  auflF  die  Prob  ist  vor  gestellt; 
Dann  zwcy  Hundert  derer  sind  aussen  schone  bey  viel  Jahren, 
Und  ich  seh  in  fremder  Schrifft,  daß  sie  wol  gastiret  waren. 

73. 

Alte  Sitten. 

Wie  es  scheint,  kummt  altes  Wesen  fortmehr  wieder  was  zu  rechte  : 
Die  im  Kriege  waren  Herren,  werden  ietzt  im  Friede  Knechte. 

74. 

Hofe-Gnnst. 

Die  Kinder  lieben  den,  der  nachgiebt  ihrem  Mute; 
Die  Kinder  hassen  den,  der  ihnen  zeigt  das  gute. 
Es  ist  die  Hofe-Gunst  als  wie  die  Gunst  der  Kinder: 
Die  Heucheley  hat  Preis,  die  Warheit  Haß  nicht  minder. 


1 


Achtes  Hundert.  £ 

75. 
Gebete. 

Wann  du  denckst  zu  beten  ^  dencke  fleissig  drau^ 
Was  du  denckst  zu  reden,  wen  du  redest  an, 
Wer  du  bist,  der  redet;  sonsten  ist  gewiß. 
Daß  es  Lippen-Rede,  nicht  deß  Hertzens  hieß. 

76. 
Zweyerley  Kindheit. 

Der  Mensch  wird  erstlich  jung  und  nachmals  alt  ein  Kind ; 
Sarck,  Grab  ist  hier,  was  dort  ihm  Bette,  Windehi  sind. 

77. 
Der  Morgen. 

Vom  Bette  steh  ich  auff  auß  meines  Leibes  Ruh ; 
Gib  Gott,  daß  ich  vom  Grab  ersteh  dem  Hinmael  zu! 

78. 

Der  Mittag. 

Dein  Wort,  Herr,  scheint  so  klar  als  wol  kein  Mittags-Licht; 
Hilff,  daß  es  mich  erleucht  und  alle  Blindheit  bricht! 

79. 
Der  Abend. 

Der  Abend  kummt  heran;  ich  geh  dem  Tode  zu; 

Gib  Gott,  daß  wann  er  kümmt,  ich  nichts  verbotnes  thu! 

80. 

Die  Nacht. 

Der  Schlaf  gibt  neue  Krafft;  hilfF,  daß  deß  Grabes  Nacht, 
O  Gott,  auff  jenen  Tag  mich  ewig  freudig  macht! 

81. 

Das  gewandelte  Deutschland. 

Die  Deutschen  wüsten  wenig  für  Zeiten  von  dem  Golde; 
Sie  trugen  Treu  und  Glauben  für  allem  alle  Hulde;     - 
letzt  wissen  Deutschen  wenig  vom  Glauben  und  von  Treue; 
Sie  dienen  mehr  dem  Golde  dann  Gott  ohn  alle  Scheue. 


376  *  Andres  Tausend 

82. 

Eine  schSne  Frau. 

Meistens  sind  nur  schöne  Weiber  Männern  nütze  bey  der  Nacht; 
Ihre  Wercke  bey  dem  Tage  sind  nur  Müssiggang  und  Pracht. 

83. 
Das  alte  Jahr. 

Heute  geht  ein  altes  abe,  gehet  ein  ein  neues  Jahr. 

Gebe  Gott,  daß  deutsches  Wesen  sey,  wie  es  vor  Alters  war! 

84. 
Das  neue  Jahr. 

Ob  das  neue  Jahr  gleich  heute  mit  dem  alten  Wechsel  hält, 
War  doch  besser,  daß  der  Himmel  Wechsel  hielte  mit  der  Welt. 

85. 
6fen&dig  nnd  Oestrenge. 

Fürsten  nennet  man  Genädig;  BUthe  nennet  man  Gestrenge; 
Jene  meinen,  daß  nur  diese,  ihrer  keiner  Leute  dränge. 

86. 

Das  verjfingte  Jahr. 

Ob  das  Jahr  gleich  alle  Jahre  sich  gewohnt  ist  zu  verjüngen, 
Dennoch  kan  der  Jahre  Jugend  Menschen  nichts  als  Alter  bringen. 

87.  ' 

Güter. 

Daß  man  ohne  Sorgen  lebe,  sorgt  man  stets  um  Gut  und  Geld, 
Das  doch  den,  der  es  ersorget,  immerdar  in  Sorgen  hält. 

88. 
RathscU&ge. 

Ob  gleich  kluge  Stimmen  fallen,  wann  nicht  klug  ist  aber  der. 
Der  das  Beste  soll  erwehlen ,  geht  doch  alles  in  die  quer. 

89. 

Anff  Vitnm. 

Veit  soll  ein  Lehrer  soyn,  hat  selbst  gelernt  gar  übel; 
Ey,  ist  es  nicht  genug?  er  ist  der  Leyen  Biebel. 


Achtes  Hundert.  377 

90. 

Das  Jahr. 

Das  Jahr  ist  wie  ein  schwangres  Weib,  gebieret  uns  viel  Tage, 
Als  Männlein  aber  Weiblein  mehr,  als  Freude  doch  mehr  Plage. 

91. 

Ein  Rätnel  und  seine  LSsiing. 

Die  Mutter  frist  das  Kind; 
Daß  dieser  Stamm  vergeh, 
Frist  ihn  die  Erd  und  Wind:  . 
Es  regnet  in  den  Schnee. 

92. 

Von  diesem  Buche. 

Werden  auch  wol  meine  Reimen  alle  für  die  Jungfern  tügen? 
Die,  als  Jungfern,  mehr  verstehen,  diö  wird  ihr  Gewissen  rügen. 
Daß  sie  schweigen  vom  Verstände ;  die  die  Unschuld  alber  machet. 
Denen  haben  meine  Reimen  schwerlich  arges  urgesachet. 

93. 

Das  BSse  und  das  Gate. 

Was  böse  sey,  was  gut,  da  merckt  man,  daß  im  wehlen 
Die  Menschen  meistentheils  gewaltig  gröblich  fehlen; 
Man  schätzet  selten  das,  was  für  die  Seele  gut; 
Man  schätzet  gerne  das,  was  wol  dem  Leibe  thut. 

94. 

Weibliche  Reime. 

Was  ist  ein  weiblich  Reim?  Den  Weibern  reimt  sich  wol 
Ein  Reim,  der  langer  mehr  als  kurtzer  Glieder  voll. 

95. 
^th  im  Beitel. 

Mancher  guter  Rath  ist  eitel, 
Wann  ihm  wol  nicht  wil  der  Beutel. 


378  Andres  Tausend 

96. 
eOTT  im  Kriege.  ^ 

Wem  Gott  wol  wil^  kan  die  Städte  stürmen  mit  Posaunen; 
Wem  Gott  ablegt ,  kan  nichts  richten^  ob  er  braucht  Cartaunen. 

97. 

Herodes  weiset  und  kfimmt  nicht. 

Herodes  weist  die  Weisen, 
Wo  sie  zu  Christus  reisen, 
Kmnmt  aber  Selbsten  nicht 
Und  bringt,  ihm  seine  Pflicht; 
Wer  weiß,  was  die  wol  glauben, 
Die  uns  zum  Glauben  schrauben? 

98. 

Poetische  Ohren. 

Unter  andren  Tichter-Gaben 
Ist  auch  gut,  gut  Ohren  haben, 
Die  gelehrt  sind,  was  man  singt, 
'  Recht  zu  richten,  wie  es  klingt. 

99. 
BSthe  Hnd  Räthe. 

Morgen-Röth  und  Abend-Räthe  pflegen  nicht  zu  tilgen; 
Abend-Röth  und  Morgen-Räthe  bringen  mehr  Vergnügen. 

100. 
Aoff  den  hungrigen  Hacram. 

Macer  hat  nicht  Niederlagen, 
Aber  oflt  die  Gicht  im  Magen. 

1  Jos.  6,  Y.  20. 


Neundes  Hundert.  379 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 

NEÜNDES  HUNDERT. 

1. 

Von  meinen  Lesern. 

So  mirs  gehet,  wie  ich  wU, 
Wüntsch  ich  Leser  nicht  zu  viel; 
Denn  viel  Leser  sind  viel  ßichter; 
Vielen  aber  taug  kein  Tichter. 

2. 
Ein  Richter. 

Nach  Personen  muß  mit  nichten. 
Nach  der  Sache  nur  muß  richten. 
Wer  die  Sachen  recht  wil  schlichten. 

3. 
Reformation. 

Loimer  dünckt  mich,  der  nichts  hat,  der  mag  glauben;  was  er  wil; 
Denn  um  Seligkeit  müht  sich  keiner  leichtlich  viel. 

4. 

Brant  nnd  Bräatjgam. 

Unter  andren  ist  auch  diß,  das  von  Gottes  Zorn  uns  lehret. 
Wann  man  etwa  nicht  gar  viel  Braut  und  Bräutgams  Stimme  höret. 
An  Personen  mangelts  nicht,  an  der  Stimme  mangelts  ietzt, 
Weil  das  Braut- Volck  unsrer  Zeit  gerne  still  im  Winckel  hitzt. 

5. 
Anne  Sofie,  Hertzoginn,  versetzt:  Sonne  zog  in  eine  Fahrt. 
Oder:  Anne  Sofieh,  Hertzoginne,  versetzt:  Geh,  o  feine  Sonnen- 

Ziraht. 

Sonne,  die  das  Land  vergoldte,  wo  das  frome  Strelitz  steht, 
Zog  in  eine  Fahrt  von  neuem,  wo  den  Oder-rand  erhöht 


380  Andres  Tausend 

Brieg;  das  Piasteer-Haus;  allda  steht  sie  lieblich  stille. 
Streuet  lauter  Gtit  und  Gaben,  fünckelt,  strahlet  in  der  Völle. 

r>  Geh;  0  Sonne,  feine  Sonne,  geh  uns  nun  und  nie  zur  Ruh! 
Sonnen-Ziraht,  Selbsten  Sonne,  wirff  uns  immer  Strahlen  zu! 
Sonne,  die  am  Himmel  lacht,  lachet  dieser  Sonne  wegen, 
Gibt  der  Schwester  halben  uns  klärern  Blick  und  reichern  Segen; 
Sonne,  die  die  Zeiten  theilet,  theilet  Amt  und  Regiment 

10  Mit  der  Sonne,  die  von  Strelitz  gütig  sich  zu  uns  gewendt. 

6.        . 

Tod  ein  Außgleicher. 

Fleisch,  das  in  dem  Leime  wohnet,  lebt  in  Müh  bey  schlechter  Kost ; 
Fleisch,  das  in  den  Steinen  wohnet,  lebt  in  Pracht  und  eitler  Lust; 
Fleisch  im  Leime,  Fleisch  in  Steinen  macht  deß  Todes  freyer  Raub, 
Das,  wie  jenes  also  dieses,   iedes  wird  ein  leichter  Staub. 

7. 

Seele  und  Leib. 

Seel  ist  ein  Gefangner;  Leib  ist  ein  Gefangnüß; 
Wer  den  Leib  verzärtelt,  gibt  der  Seele  Drängnüß. 

8. 

Anff  Rasam. 

Rasa  kan  für  Traurigkeit;  wann  sie  Wein  in  Magen  geust. 
Sieht  man  bald,  wie  Traurigkeit  ihr  zun  Augen  rauser  fleust. 

9. 

Von  einein  Siebzig-Jährigen  Manne  und  Fnnflzehn-Jährigen 

Weibe. 

Kan  auch  Funffzehn  (dencket  doch !)  Siebzig  iemals  in  sich  haben  ? 
Ja,  wann  andre  Zahlen  mehr  Funffzehn  sich  zu  Hülffe  gaben. 

10. 

Ein  Freund. 

Weistu,  wer  ein  guter  Freund  würcklich  ist  und  billich  heist? 
Der  sich,  w^n  du  ihn  nicht  sihst,  deinem  Namen  Freund  erweist. 


381 

11. 
Wehlkhe  Witt. 

Wer  »dl  xn  der  Weh  geseflt  und  mit  ihr  lauA  einen  Lmtt. 
Maß  anff  aUes,  was  feilt  (är,  wissen  bald  ein  Oben-drantif. 

12. 
Alf  CtttSM. 

Cotta  wer  ein  reicher  Mann, 
Wann  sein  Anschlag  nur  gieng  an. 

13. 
Auf  Morm. 

Moros  ist  zwar  wol  kein  Narr,  nur  das  manchen  wunder  nimmt. 
Daß  er  aUes  stost  herauß,  was  ihm  in  die  Backen  kümmt 

14. 

Aoff  ClepMem. 

Clepax,  der  so  manches  Thier  in  den  Magen  hat  begraben, 
Hat  nun  auch  ein  warmes  Grab  inner  einem  fromen  Raben. 

15. 

Hofe-Braaek. 

Also  ists  bey  Hofe  Brauch: 
Der  hat  Wärmde,  jener  Rauch. 

16. 
Diebstahl. 

Das  man  einen  Dieb  beschenckt, 
Das  man  einen  andren  henckt, 
Ist  gelegen  an  der  Art, 
Drinnen  einer  Meister  ward. 

17. 
Fttehse. 

Weisse  Füchse,  rothe  Füchse,  schwartze  Füchse  sind  zufinden; 
Wdsse  bleiben,  rothe  blähen,  schwartze  lasse  man  dahindenl 


382  Andres  Tausend 

18. 

Aiuieliii. 

Klug  an  Hirne, 
Schön  an  Stune^ 
Bringt  den  Mann 
Hoch  hinan. 

19. 

Aoff  Simplum. 

Simpel  meint,  bey  stiller  Nacht  habe  er  ein  scharffe  Witz; 
Wo  ein  halb  Jahr  immer  Nacht,  dieser  Orte  wer  er  nütz. 

20. 

Von  Cano. 

Canus  geht  gar  krum  gebückt, 
Weil  ihn  Arm  und  Alt  so  drückt. 

21. 

Kenne  dick! 

Kanst  du  dem,  der  für  dir  geht,  seine  Mängel  bald  erblicken. 
Wird  dir  deine  sehen  auch,  wer  dir  nachsiht  aufF  den  Bücken. 

22. 

Fall-OrnbeiL 

Gruben,  da  man  WölfFe  fangt,  werden  wol  bedeckt; 
Weiber,  was  die  Männer  fangt,  tragens  auch  versteckt. 

23. 

Der  deutsche  Krieg. 

Was  hat  doch  bracht  das  deutsche  Kriegen? 
Daß  wir  nun  ruhn,  weil  wir  ja  liegen. 

24. 
Liebe  und  Haß. 

Der  der  Gunst  und  Ungunst  Zimmer  bey  den  Höfen  sucht  und  f  unde, 
Funde  murrend  die  im  Hertzen,  jene  spielend  in  dem  Munde. 


Nenndes  Hnndert.  383 

25. 
Oefithr. 

Gefahr  ist  Ehre  gleich^ 

Folgt  dem^  der  ftlr  ihr  weicht. 

26. 
Oegenwilrtiges. 

Wiewol  mirs  lieber  wer,  es  gienge  mehr  mir  wol. 

Doch  liebt  mir^  was  Gott  gab;  wer  weiß;  was  mehr  mir  sei? 

27. 
Selml-Iiente. 

Leute ;  die  auß  Schulen  kummeU;  sind  gelehrt  zum  Praeticiren; 
Selten  aber^  biß  gelerntes  sie  erfahren  ^  zum  regiren. 

28. 

Das  Hefe-Jahr. 

Einen  Monat  nur  hat  das  Hofe-Jahr^ 
Weil  nur  der  Aprill  da  im  Brauche  war. 

29. 

Von  meinen  Reimen. 

Wo  ich  Reime  schreiben  soll;  die  geffillig  allen  bleiben^ 
Leg  ich  meine  Feder  weg  und  begere  nichts  zd  schreiben. 

30. 

BSses. 

Böses  soll  man  bald  vergessen ;  doch  vergist  sichs  schwerlich  bald. 
Gutes  stirbet  in  der  Jugend;  Böses  wird  gemeinlich  alt. 

31. 

Narren  und  Kluge. 

Narren  herrschen  über  Kluge;  ihre  Händel;  ihre  Sachen^ 
Die  die  Narren  arg  verwirren;  müssen  Kluge  richt^  machen. 

32. 
Ungesehiekte  Diener. 

Bauren;  wann  die  Messer  weg;  stecken  Holtz  in  Scheiden  ein; 
Herren  setzen  in  ein  Amt  selten;  die  es  würdig  sejm. 


384  Andres  Tausend 

33. 
Anff  Albidam. 

Albida  ist  mercklich  weiß;  schade!  wann  sie  todt  wird  sejii; 
Daß  man  sie  in  Erde  soll^  nicht  in  Kreide  graben  ein. 

34. 

Scheinligkeii 

Mancher  trägt  ein  Ehren-Kleid^  httllet  drunter  einen  Tropff; 
Mancher  trägt  auff  altem  Rumpf  dennoch  einen  Kinder-Kopff. 

35. 

Christliche  Liebe. 

Liebe  kauffle  neulich  Tuch;  ihren  Mantel  zu  erstrecken; 

Weil  siC;  was  durch  dreissig  Jahr  Krieg  vertibt;  soll  alles  decken. 

36. 
Ein  MflUer. 

Der  zehn  Jahr  ein  Müller  war;  diesem  das  den  Beutel  steubt 
Der;  der  ihm  die  Mühle  ließ;  scheint  gar  billich  und  erleubt. 

37. 
Ein  gesclunflnckter  Frennd. 

Ptochus  ruJBFte  seinen  Freund  in  der  Noth  um  Beyschub  an ; 
Dieser  schickt  ihm  Hülffe  zU;  spannet  aber  Krebse  dran. 

38. 
Vermessenheit. 

Daß  wo  durch  vermeßnen  Artzt  ist  ein  Krancker  doch  genesen, 
Kan  wol  seyn;  doch  wird  es  nicht  Kunst  und  Regel  zugelesen. 

39. 

Anff  Nannm. 

Wann  er  gehet  durch  ein  Thor,  drückt  sich  Nanus  immer; 
Denn  er  sah  sich  einsmals  groß  Abends  in  dem  Schimmer. 

40. 

Anff  Honeratnm. 

Honoratus  steiget  hoch  ohne  Grund;  nur  wie  ein  Rauch, 

Der;  ie  höher  er  gleich  steigt;  mehr  und  mehr  verschwindet  auch. 


Neimdes  Hundert.  335 

41. 

Geitshals. 

Der  du  Bararalest  Sack-voll  Gelder,  was  denn  hastu  draus  zu  hoffen? 
Weistu  nicht,  das  alle  Mtintze  längst  im  Himmel  ist  verruffen? 

42. 
Die  Redligkeit. 

Kedligkeit,  du  must  nicht  messen 
Alle  Wahr  mit  deiner  Ele; 
Wirst  sonst  haben  eingesessen. 
Daß  dir  viel  am  Facit  fehle. 

43. 
Anff  Dnplam. 

Duplus  trägt  ein  weisses  Kleid,  drunter  eine  schwartze  Haut; 
Mercklich  wird  betrogen  der,  der  nur  auff  die  Binde  schaut. 

44. 

Der  Welt  Alter. 

Die  Welt  ist  garstig  alt;  drum  trägt  sie  schöne  Muster; 
Damit  sie  scheine  schön,  muß  flicken  Schneider,  Schuster. 

45. 

Die  Gednld. 

Die  fUr  uns,  die  klagten  schone,  daß  die  Welt  sey  arg; 
Mich  bedilnckt,  daß  nur  die  Menschen  an  Geduld  sind  karg. 

46. 

Fürsten  soll  man  ehren. 

Wer  von  Fürsten  reden  wil,  wil  er  Gutes  reden  nicht, 

Hut  er  sich,  daß  auch  sein  Maul  Erde-Götter  nicht  verspricht. 

47. 

Anff  Copram,  den  Artzt. 

Coprus  ist  bey  krancken  Leuten  gar  ein  lieber,  nützer  Mann; 
Wann  die  Krancken  ihn  nur  sehen,  kümmt  sie  bald  ein  Stuhlgang  an. 

Logun.  *i^ 


386  Andres  Tausend 

48. 

SehSnlieit. 

SchöBeS;  deme  fromes  fehlt; 
Igt  wie  Koth;  in  Gold  verholt. 

49. 

Der  Welt  Apotheeke. 

Was  in  deiner  Apotheeke,  feine  Welt,  zu  treflfen  an, 
Ist  nur  Teuffels-Eoth  zum  meisten  und  der  bitter  Entzian. 

.50. 
Ffirsten. 

Hanne^  die  nicht  Hüner  locken,  krähen  nicht  und  wachen  nicht, 
Sind  nichts  nütze,  sind  Kapaunen,  leisten  keine  Hannes-Pflicht: 
Obre,  die  ftir  Leut  und  Land  sorgen,  streiten,  wachen  nimmer, 
Tügen  übel  auff  den  Thron,  tügen  nur  ins  Taffel-Zimmer. 

51. 
Das  eifleke. 

Glücke  last  sich  ninuner  zwingen; 
Wem  sein  Thun  nicht  wil  gelingen. 
Muß  so  lange  müssig  gehn. 
Biß  sein  Stern  wil  besser  stehn. 

52. 
Wissenschafft  der  Rechte. 

Ob  der  rechte  Hechts- Verstand 
le  sey  worden  wem  bekant, 
Ist  zu  zweiffein;  allem  meinen 
Wil  stets  was  zu  wider  scheinen; 
Ist  also, 'was  zweiffelhafffc. 
Schwerlich  eine  Wissenschafl^. 

53. 
Degen  und  Feder. 

Kühne  Faust  und  blancker  Degen 
Künneu  Würd  imd  Buhm  erregen; 
Euhm  und  Würde  muß  sich  legen. 
Stützet  Feder  nicht  den  Degen. 


NenndeB  Hundert.  387 

54. 
Die  Tngend. 

Wer  Gefahr  und  Schmach  wil  scheuen, 
Darflf  sich  nicht  mit  Tugend  treuen; 
Redligkeit  hat  keine  Trifft, 
Wo  da  herrscht  der  Laster  Gifft. 

55. 

Menschliche  Weißheit. 

Wer  wahre  Weißheit  hat,  weiß,  daß  die  Weißheit  war. 
Die  nichts  weiß  als  nur  Welt^  noch  nun  noch  nimmer  klar. 

56. 

Erinnernngen. 

Zu  Citronen  darff  man  Zucker;  weisen  mag  man,  nicht  verweisen, 
Und  bey  Fürsten  soll  man  böses  dulden,  aber  gutes  preisen. 

57. 
Unzulässiges. 

Viel,  was  nicht  zu  thun  erlaubt, 
Wird  gethan,  gleichwol  behaupt. 

58. 

Versnchen. 

Seine  Schwachheit  gibt  an  Tag, 
Wer  versucht  und  nicht  vermag; 
Eh  man  was  versuchen  soll. 
Muß  man  vor  sich  prüfen  wol. 

59. 

Sparsamkeit. 

Wer  nichts  verspielen  wil,  der  setze  nur  nichts  zu; 
Wer  spart,  darff  sorgen  nicht,  daß  er  zu  viel  verthu. 

60. 

Vermftntelte  Sflnden. 

Hüte  dich  für  weissen  Teuffein !  schwartze  schaden  nicht  so  leichte ; 
Diese  lassen  bald  sich  mercken,  jene  gehen  nicht  so  seichte. 

25* 


388  Andres  Tausend 

61. 

Stoltziren. 

Großthun  über  seinen  Stand 
Führet  Wehthun  an  der  Hand. 

62. 

AnS  Tnueui. 

Truncos  lade  seinen  Grönner;  einen  Ealbeskopff  zu  essen; 
Nein !  von  dir^sprach  er,  Zuspeisen,  werd  ich  nimmer  mich  vermessen. 

63. 

Das  Reekt 

DaS;  was  die  meisten  meinen. 
Das  wil  am  rechsten  scheinen. 
Pflegt  also  Kecht  ein  Schein 
Und  Meinung  nur  zu  seyn. 

64. 

Anff  Picam. 

Pica  klaget;  seit  das  Fenster  ihrer  Ehre  sey  zerbrochen, 

Wer  ihr,  eh  sie  sich  versehen,  mancher  Dieb  ins  Haus  gekrochen. 

65. 
Das  gemeine  Beste. 

Was  einem  gleich  nicht  recht,  wanns  vielen  kümmt  zu  gute, 
So  stelle  man  es  fort;  wer  fragt  nach  einem  Hute? 

66. 
Leuiidit 

Ehre  darfi^  nicht  grossen  Ries,  so  bekümt  sie  so  ein  Loch, 

Das  man,  wann  man  imiqer  stopflft,  ninuner  kan  verstopffen  doch. 

67. 
Ailf  Blineam. 

Blinca  ist  der  Buler  Sonne,  doch  gleichwol  nicht  ohne  Flecken, 
Die  man  auch  nur  durch  das  Auge  sonder  Fem-Glas  kan  entdecken, 
Würcket  m'cht,  liebt  aber  Gold;  Finstemüß  ist  dessen  Lohn, 
Der  von  ihr  wil  Hold  und  Gunst  bringen  ohne  Gold  davon. 


Neundes  Hundert.  389 

68. 

Die  gefreyte  Boßheit. 

Weil  die  Zeit  ist  Lastern  hold, 
Bleibt  die  Boßheit  ohne  Schuld. 

69. 

Abgedanekte  Soldaten. 

Würmer  im  Gewissen^ 

Kleider  wol  zerrissen^ 

Wolbenarbte  Leiber, 

Wolgebrauchte  Weiber, 

Ungewisse  Kinder,  5 

Weder  Pferd  noch  Binder, 

Nimmer  Brot  im  Sacke, 

Nimmer  Geld  im  Packe 

Haben  mit  genummen. 

Die  vom  Kriege  kummen.  lo« 

Wer  dann  hat  die  Beute? 

Eitel  fremde  Leute. 

70. 
Uofe-FUh  und  L&nse. 

Flöh  und  Läuse,  die  uns  beissen. 
Pflegt  man  balde  tod  zu  schmeissen; 
Die  von  grossen  Herren  zehren. 
Diesen  darff  maus  nur  nicht  wehren. 

71. 

Ein  Oeitziger. 

Wann  ein  Geitzhals  ist  gestorben,  hebt  sein  Schatz  erst  an  zu  leben ; 
leder  wil  bey  diesem  Kinde  willig  einen  Paten  geben. 

72. 
Lnst-Frennde. 

Den  beweinen  wir  am  meisten,  wann  er  fort  sich  macht. 
Der  am  meisten,  weil  er  lebte,  mit  uns  hat  gelacht. 


392  •    AndroB  Tausend 

86. 

Vorzug. 

In  die  Welt  wer  vor  soll  gehn^  muß  der  Höchste  heissen; 
In  der  Welt  wer  vor  soll  gehn;  pflegt  man  sich  zu  heissen; 
Auß  der  Welt  wer  vor  soll  gehn,  wil  sich  niemand  reissen. 

87. 

Bauren,  versetzt:  Ranben. 

Bauren  sind  zum  rauhen^ 
Ist  der  Krieger  Glauhen. 

88. 
Jimgfrailen. 

Venus  war  gefährUch  kranck^  schickte  hin  den  kleinen  Schützen, 
Daß  er  solle  Jungfern-Fleisch  mit  dem  göldnen  Pfeile  ritzen, 
Weil  sie  Jungfern-Blut  bedurff'te;  zwar  der  Knabe  schoß  gewiß, 
Gleichwol  merckt  er,  wo  er  traffe,  daß  kein  Blut  sich  sehen  ließ; 
5  Flog  betrübt  zur  Mutter  zu,  wolte  drüber  sich  beschweren. 
Biß  er  hörte,  daß  durch  Krieg  auch  die  Jungfern  feste  weren. 

89. 

Grabsehrifft  einer  I^cheüi-Jiuigfranen. 

Die  Jungfer,  die  hier  liegt,  war  Jungfer  nicht  im  Grunde; 
Es  sey  ihm,  wie  ihm  wil!  sie  war  es  mit  dem  Munde. 

90. 

Traurigkeit. 

Der  empfindet  nimmer,  daß  ihm  was  gebricht. 
Der  um  das,  was  mangelt,  nimmer  trauret  nicht. 

91. 

Auf  Albellam. 

Albella  du  bist  zart,  so  klar,  so  rein,  so  weiß; 
O,  deine  Farbe  darff*  (sie  fleckt  sehr)  grossen  fleiß. 

92. 

Anff  Atrinam. 

Wie  so  schwartz  bist  du,  Atrina!  wer  dich  siht,  der  denckt  an  Gott; 
Denn  er  meint,  daß  für  ihm  stehe  finstres  Grab  und  schwartzer  Tod. 


Neondes  Hundert.  393 

93. 
Anff  Rnffnm. 

Ruffus  hat  sich  überweibt;  hätte  sollen  dencken  dran. 

Daß  man  mehr  nicht  schlachten  soll,  als  man  füglich  saltzen  kan. 

94. 
Auf  Crispnm. 

Crispus  meint;  wer  in  der  Jugend  außgenarrt,  sey  klug  bey  Jahren ; 
Crispus  mein  ich,  sey  noch  immer  jung  an  Witz  und  alt  an  Haaren. 

95. 

Tugend  nnd  Gebraneh. 

Da  Sitten  waren  alber ;  war  Tugend  witzig  mehr; 
Nun  Sitten  witzig  worden,  ist  Tugend  alber  sehr. 

96. 
Baldns  und  Bartolns. 

BalduS;  Bartolus  sind  Leute,  die  man  gelten  lest  gar  viel, 
Nur  daß  da,  wo  Pulver  rauchet,  derer  keiner  gelten  wil. 

97. 

Betriegliehe  Thrftnen. 

Auß  Betriibniß  kummen  Thronen,  die  doch  sind  so  hell  und  klar; 
Ob  sie  klar,  so  siht  doch  keiner,  was  ihr  eigner  Anlaß  war. 

98. 

Versehwiegenlieit. 

Dem  wird  ieder  gerne  schweigen, 
Der  ihm  nur  nichts  an  wird  zeigen: 
Selbsten  muß  man  das  nicht  sagen. 
Was  kein  andrer  fort  sol  tragen. 

99. 
Saniflon. 

Vor  dem  sich  nicht  ein  Low  kunt  erwehren, 
Der  last  sich  durch  ein  Weib  kahl  bescheren. 

100. 

Alexander  der  Grosse. 

Alexander  hiesse  Qroß: 
War  ein  grosser  Erden-Kloß. 


394  Andres  Tausend 


DESZ  ANDREN  TAUSEND 
ZEHENDES  HUNDERT. 

1. 

Deß  Pheroiiis  Blindheit. 

Frauen- Wasser  auß  dem  Brunn^  einem  Manne  nur  bekant^ 
Soll  ihm  Pheron^  wil  er  sehn,  würcklich  bringen  zu  der  Hand; 
Zweiffelhafft  und  ungewiß;  ob  und  wo  er  solches  findt; 
Geht  er  vor  zu  seiner  Frau^  bleibet  aber  dennoch  blind. 

2. 

Anff  Dnplnm. 

Duplus  ist  ein  Spiegelmann;  was  man  siht^  das  hat  kein  sejm^ 
Siht  zwar  wie  ein  Biedermaim,  gibet  aber  so  nur  Sehern. 

3. 

Anff  Vannm. 

Vanus  trägt  zu  Künsten  Lust^  aber  keine  greifft  er  an; 
Macht  also  der  Künste  Gunst;  daß  er  keine  Kunst  nicht  kan. 

4. 
Die  Welt. 

Die  Welt  ist  ein  gemeiner  Tisch;  drauff  alle  Menschen  essen; 
Wol  dem;  der  dessen,  der  ihn  deckt;  pflegt  nimmer  zu  vergessen. 

5. 
Menschliche  Wissensehafft. 

Gegen  dem,  was  nicht  wir  wissen,  ist  ein  Punct  kaum,  was  man  weiß ; 
Himmlisch  Wissen  ist  die  Sonne ;  weltlich  Wissen  ist  ein  Eiß. 


Zehendes  Hundert.  395 

6. 
Lust  nnd  Unlust. 

Ihrer  zwey  sind,  die  sich  hassen 
Und  einander  doch  nicht  lassen: 
Wo  die  Wollust  kehret  ein, 
Wird  nicht  weit  die  Unhist  seyn. 

7. 
Franekreich. 

Daß  es  her  vonDeutschIandstamme,achtetFranckrcich  einenBuhm; 
Wie  dann  daß  auff  unsre  Sitten  diesem  bleibt  das  Meisterthum? 

8. 
Zeit-Wandel. 

Wann  ietzt  Heraclitus  lebte,  würd  er  für  das  weinen  lachen, 
Und  Democritus  naß  Augen  für  gewohntes  lachen  machen, 
Weil  die  Welt  so  gar  gewandelt  Sinnen,  Sitten,  Arten,  Sachen. 

9. 
Auff  Spureum. 

Spurcus  schencket  guten  Freunden;  merckt,  ihr  Freunde!  wie  ein 

Schwein, 
Dem  man  gibt  um  Speckes  willen,  solt  ihr  wieder  nutzbar  sbjn. 

10. 
Auff  Sophum,  einen  gelehrten  Mann. 

Sophus  kan  die  Kunst  Todten  auff  zu  wecken, 
Nemlich  die  im  Grab  Unverstandes  stecken. 

11. 

Auff  Capitonem. 

Capito  hat  Kopffs  genug,  wenig  aber  hat  er  Sinnen; 

Wie  ein  Mon-Kopff  lauter  Schlaf,  sonsten  hat  er  nichts  darinnen. 

12. 

Von  dem  schneeiehten  Winter  Anno  1651. 

So  viel  Schnee  deckt  unser  Land,  als  ich  kaum  gesehn  ein  Jahr; 
Ehstes  aber  wird  es  seyn,  daß  es  lauter  Wasser  war. 
Hoffnung,  die  uns  gantz  ervöUt  mit  deß  Friedens  Freud  imd  Gut, 
O,  daß  diese  nnnmer  nicht  mehr  gedejr  zu  Flucht  und  Flut! 


396  Andres  Tausend 

13. 
Der  Halm. 

Daß  so  mutig  er  kan  lieben  ^  ob  dann  wol  was  hilfft  den  Hahn, 

Daß  er  seiner  lieben  Henne  rothen  Kamm  so  fasset  an? 

Für  den  Hahn  ist  dieses  beissen^  was  das  küssen  für  den  Mann. 

14. 

Verleiimdimg. 

Wann  man  eine  Wunde  haut;  siht  man  eher  Blut  als  Wunde; 
Ungunst  merckt  man  bald  bej  Hof ,  aber  nicht;  auß  was  fUr  Grunde. 

15. 
Lust-Diener. 

Schlafen;  esseu;  trinckeu;  spielen;  tantzen  und  spatziren 
Sonst  um  nichtS;  als  nur  um  dieses  Fleiß  und  Sorge  fUhven; 
Die  bey  Hofe  diß  verrichten,  rühmen  Dienst  und  Treue: 
Geben  nicht;  sjie  nemen  Dienste;  sag  ich  ohne  Scheue. 

16. 

Zeit  eitdert  Recht. 

Die  Zeit  macht  dißmals  recht;  was  vormals  straffbar  war; 
Was  straffbar  dieses  ist,  wird  recht  ein  andres  Jahr. 

17. 

Anff  Pravnm. 

Pravus  schwur  bey  Teuffei  holen;  daß  er  lieber  ess'  auß  Thon 
Als  auß  Silber;  denn  daß  Silber  war  nun  längst  von  ihm  davon. 

18. 

Der  Olanbe. 

Weiland  ward  geschätzt  der  Glaube  nach  vergoßnem  Blute; 
Nunmehr  wird  geschätzt  der  Glaube  nach  beseßnem  Gute. 

19. 

Sontag. 

Sonne,  die  die  Welt  beleuchtet,  leuchtet  nur  der  Eitelkeit; 
Ewig  wird  uns  dort  verklären  Sonne  der  Gerechtigheit. 


Zehendes  Hnndert.  397 

20. 

Montag. 

Weltlich  Glück  ist  wie  der  Monden;  wandelt  immer  für  und  für; 
Wo  ohn  End  uns  Heil  bereitet ^  ist  dort  oben^  ist  nicht  hier. 

21. 
Dinstag. 

Welt  und  ihren  Lüsten  dienen;  ist  die  gröste  Scklaverey; 
Deinem  Willen,  Gott,  gehorchen,  ist  das  aller  süste  Frey. 

22. 
Mittwoche. 

Mitten  zwischen  Noth  und  Sünde  stehen  wir,  weil  hier  wir  seyn, 
Biß  uns  Jesus,  unser  Mitler,  nimt  zu  Engeln  mitten  ein. 

23. 
Donnerstag. 

Gott,  gib  Kräflfte  deinem  Donner;  Gott,  gib  deinem  Worte  Macht, 
Daß  es  nicht  sey  so  gerichtet,  wie  es  Menschen-Dünckel  acht! 

24. 
Freytag. 

Tag,  der  von  dem  Erde-KIumpffen  und  der  Laster  Last  uns  löst, 
Ist  der  beste  Tag  der  Tage,  der  uns  freyt,  erfreut  und  tröst. 

26. 

Sonnabend. 

Unsre  Noth  helt  Sabbath  ninmier;  last  uns  dem  Ort  eilen  zu. 
Wo  die  Noth  muß  Abend  machen,  wo  der  Tag  der  steten  Ruh! 

26. 
Eine  Woche. 

Sieben  Tage  lebet  nur,  wer  gleich  lebet  hundert  Jahr; 
Weil  in  sieben  Tagen  stets  ieder  Tag  ja  wieder  war. 


398  Andres  Tausend 

27. 
Anff  Percam. 

Was  für  Mitgifft  ihrem  Manne  Porca  bracht;  ist  nicht  zu  sagen^ 
Wird  auch  solche^  wann  er  stirbet^  billich  wieder  mit  sich  tragen. 
Biß  sie  ihr  sam  ihrem  Leibe  Wurm  und  Maden  gar  benagen. 

28. 
Weiblieh  Hanptgnt. 

Selten  wird  mit  einem  Weibe  gar  viel  Haupt-Gut  überkummen. 
Weil  das  Böse  so  an  ihnen  hat  das  Haupt  gern  eingenummen. 

29. 

Sanff-Brfiderscliafft. 

Brüder;  eines  Blutes  Erben ;  künnen  schwerlich  einig  seyn; 
Sollen  Brüder  sich  vertragen;  die  geboren  hat  der  Wein? 

30. 
Christliche  Liebe. 

Ptochus  lag  in  tausent  Nötheu; 

Die  ihn  drängten  biß  auffs  tödten; 

Solte  Christen-Liebe  habeU; 

Sich  zu  rotten;  sich  zu  laben; 
5  Ließ  sie  hin  und  wieder  suchen; 

Weil  sie  sich  ietzt  sehr  verkrochen; 

Ließ  sie  suchen  bey  Gerichten; 

Fand  sie  aber  da  mit  nichten; 

Muste  hören;  das  man  sagte: 
10  Was  das  wer,  wo  nach  er  fragte? 

31. 

Der  Jänner. 

Unser  Antrit  in  die  Zeit;  unsro  Thür  ins  erste  Jahr 

Setzt  in  Eiß,  SchneC;  Frost  uns  auß :  unter  Falschheit;  Trug,  Gefahr. 

32. 
Der  HomuBg. 

Voller  Fastnacht  ist  die  Welt;  Thorheit  klebet  iedem  an; 
Dort  wird  bloß  stehn  ieder  SinU;  der  sich  hier  vermummen  kan. 


Zehendefl  Hundert.  399 

33. 
Der  Mertz. 

Seine  Hand  leg  an  den  Pfluge  wer  dazu  beruffen  ward; 

Wer  vergebens  sitzt  und  feult^  körnt  zu  letzt  auff  breite  Fahrt. 

34. 

Der  April. 

Unsrer  Hertzen  hartes  Feld  sol  sich  öfihen  zu  der  Frucht^ 

Die  der  Höchste  von  uns  heischt^  und  der  Nechste  bey  uns  sucht. 

35. 

Der  May. 

Einmal  nur  ist  May  im  Jahr;  immer  lacht  das  Glücke  nicht; 
Wer,  wann  Glücke  blühet,  trotzt,  zaget  auch,  wann  Glücke  bricht. 

36. 

Der  Brachmonat. 

Acker,  soll  er  tragen  Frucht,  muß  gebrochen  werden  vor; 
Wen  das  Creutzc  nicht  durchwürckt,  richtet  keinen  Sinn  entpor. 

37. 

Henmonat 

Graß  und  Blume  feilt  dahin  durch  der  Sense  schärfen  Streich; 
Auch  der  Tod  haut  munter  zu;  der  und  jener  gilt  ihm  gleich. 

38. 

Angstmonat. 

Was  man  hat  gesäet  auß,  erntet  man  auch  wieder  ein; 
Wie  die  Arbeit  hier  gewost,  wird  die  Zahlung  dorte  sejm. 

39. 
Herbstmonat. 

Wenn  man  Vogel  fangen  wil,  streut  man  auff  die  beste  Kost; 
Wen  die  Welt  berücken  wil,  diesen  lockt  sie  durch  die  Lust. 

40. 

Weinmonat. 

Nicht  bey  allen  wechst  der  Wein;  Wasser  hat  ein  iederman; 
Gibt  Gott  Wein,  gibt  Wasser  Qt)tt,  nimt  man  beydes  danckbar  an. 


400  Andres  Tansend 

41. 
Wintermonat 

Was  uns  Gottes  Segen  gab,  soll  man  rathsam  brauchen  so. 
Daß  man  auff  den  Winter  nicht,  wann  man  alt  ist,  darbe  wo. 

42. 

Christmonat. 

Chnstus  soll  uns  alles  sejn;  Stunden,  Tage,  Jahr  und  Zeit 
Sind  durch  Christus,  sonsten  nicht,  unser  Weg  zur  Ewigkeit. 

43. 

Schnee. 

Immer  dran,  wer  Lust  zu  freyenl  Juno  hat  gleich  auffgedeckt 
Das  so  weisse  Braut-Gebette,  daß  sich,  wer  nur  wil,  drein  streckt. 
Zwar  niemanden  wil  ich  globen,  daß  er  werde  schlafen  wol; 
Doch  dem  Bräutigam  wils  gebühren,  daß  er  wacker  wachen  soll. 

44. 

bereiste  Ochsen. 

Die  Ochsen  reisen  auch;  sie  reisen  in  das  Beich 

Her  auß  Podolien,  sind  andren  Ochsen  gleich, 

Es  sey  dann  daß  ihr  Fleisch  sey  mehr  als  andrer  weich. 

45. 
Ziehen,  das  ist:  Reisen. 

Rochus  sol  von  hinnen  ziehn;  ist  er  denn  wol  wehrt, 
Daß  er  thun  sol  solchen  Dienst,  den  sonst  thut  ein  Pferd? 

46. 
Eine  Qewehr. 

Frauen-Zimmer  zu  gew ehren,  daß  sie  mit  Gewehr  vergnügt, 
Ist  die  Sache  zuge wehren,  wie  sie  steht,  nicht,  wie  sie  liegt. 

47. 
Auff  Osenm. 

Oscus  ist  an  Geldc  reich,  darff  um  sonstwas  wenig  sorgen 
Ausser,  daß  er  guten  Rath  und  Verstand  muß  sonstwo  borgen. 


Zehendes  Hundert.  4Q]^ 

48. 
Sitten. 

Man  höret  grausam  Ding,  man  sihet  schrecklicli  Wesen^ 
Was  keiner  vor  gehört,  gesehen,  kaum  gelesen! 
Man  muß  es  zwar  gestehn;  doch  dieses  dencken  auch, 
Es  sey  nunmehr  gemein ^  es  sej  ako  der  Brauch. 

49. 
Äoff  die  Pholoen. 

Pholoc  mag  lange  dencken ;  dennoch  wird  sie  schwerlich  wissen^ 
Wann  sie,  wo  sie,  und  wie  oflRte  der  und  jener  kam  zu  küssen; 
Keiner  ist  wol  weg  geweist,  der  ihr  gleich  nicht  hat  gelohnt, 
Ausser  dem,  der  seinen  Mund  selbst  bedencklich  hat  geschont. 

50. 

Unverschämt. 

Aller  Laster  Laster  ist,  sich  für  keinem  Laster  scheuen, 
Mit  den  Lastern  rühmen  sich  und  die  Laster  nicht  bereuen. 

51. 
6lemeine  Werke. 

Kluge  Leute  thun  zwar  auch,  was  die  albern  sonst  beginnen. 
Brauchen  aber  ander  Art,  andren  Zweck,  und  andre  Sinnen. 

52. 
Immerwehrende  Kindheit. 

Daß  die  Menschen  immer  Kinder,  und  das  alte  Kindeley 
Grösser,  meint  man,  und  in  größrem  als  die  junge  schäffiig  sey. 

53. 
Anff  Trnllnm. 

Daß  die  Seele  seines  Weibes  einen  WIeder-Hacken  habe, 
Meinet  Trullus;  glaubte  sonsten,  daß  sie  längsten  war  im  Grabe. 

54. 
Anff  Bardnm  und  Mopsam. 

Mopsus  hat  verstanden  nichts,  ob  er  viel  gleich  hat  gehört; 
Bardus  hat  gar  wol  studirt;  dennoch  ist  er  nicht  gelehrt. 

Logan.  26 


402  Andres  Tausend 

55. 
Eine  Kuplerin. 

Mancher  darff  Cupido  nicht; 
Daß  sein  Lieb  zur  Lieb  er  treibe^ 
Weil  er  glücklich  offt  verriebt, 
Was  er  wil,  mit  altem  Weibe. 

56. 
Anff  Nothum. 

Nothus  ist  mit  Bath  gezeugt,  ist  gezeugt  nicht  ohngefehr: 
Ihrer  neune  waren  da,  gaben  Rath  und  Beyschub  her. 

57. 
Bessere  Zeit. 

An-  wird  gehen  alle  Lust,  auff-  wird  hören  alles  klagen. 
Wann  die  Uhren  in  der  Welt  alle  werden  gleiche  schlagen. 

58. 
Das  Theil  nnd  das  Qantze. 

Wer  das  gantze  gerne  hätte. 
Hat  am  Theile  kein  vergnügen. 
Und  vom  Küssen  wil  auffs  Bette, 
Welche  Lust  hat  an  dem  wiegen. 

59. 
Das  Gemfite. 

Arg  ist  arg,  und  gut  ist  gut. 
Demnach  als  es  meint  der  Mut.   . 

60. 
Die  Nothwendigkeit. 

Wem  die  Noth  um  etwas  bittet,  ist  ein  Narr,  wers  abeschlägt; 
Diesem  bleibt  sie  immer  gütig,  der  ihr  nichts  entgegen  legt. 


Zehendes  Hundert.  403 

61. 
Verleumder. 

Mein  Urthel;  daß  mir  feilt; 
Das  kostet  nimmer  Geld; 
Weil  solches  unbehellt 
Mein  Richter  mir  bestellt. 

62. 

Verliebte. 

So  viel  Händel;  so  viel  wunderS;  als  verliebte  Leute  machen; 
Wo  zu  dient  eS;  wohin  zielt  es?  dencke  nach!  so  wirstu  lachen. 

63. 

Dinstag  and  Freytag. 

Eh  als  der  Freytag  ktimt;  kümt  Dinstag  immer  vor; 
Welt  spannt  zu  vor  ins  Joch;  eh  Himmel  hebt  empor. 

64. 
Eine  Hure  znm  Weibe  nehmeji. 

Vanus  nimt  ihm  ietzt  zu  eigen;  was  vor  sein  und  andrer  war; 
Wer  gemeines  eygen  machet;  stifftet  Hader  und  Gefahr. 

65. 
Wolthat. 

Die  Wolthat  und  das  GutC;  daß  wir  dem  andren  schenckeu; 
Ist  wiederlegt  genüglich;  wann  andre  dran  gedencken. 

66. 

Hoffiinng. 

Bey  dem  ärgsten  bestes  hoffen,  geht  wol  keinem  an. 
Der  sich  seines  Wolbewustes  nicht  getrösten  kan. 

67. 

*        Auff  Adanmin. 

Erster  Adam  kunte  nennen  iedes  Ding  nach  Eygenschafft ; 
Dieser  nennt  für  seine  Söhne  die ,  die  gleich  von  andrer  Kraffk. 

•26* 


404  Andres  Tansend 

68. 

Die  Augen. 

Wie  viel  Augen  hat  der  Himmel;  da  er  mit  die  Erd  anblickt? 
Was  für  Augen  hat  die  Erde,  die  sie  auff  gen  Himmel  schickt? 

69. 
Von  Barde. 

Wann  Bardus  spricht:  Glück  zu!  so  ist  er  nicht  geliebt; 
Spricht  er:  Gehab  dich  wol!  so  ist  niemand  betrübt. 

70. 

Die  TheUe  der  Welt. 

War  es  besser,  da  die  Welt  nur  in  drey  Theil  war  gelegt? 
Oder  ietzt,  da  unsre  Zeit  auch  das  Vierde  zu  noch  trägt? 
Vicrc  möchten  viere  seyn,  wenn  nur  ietzt  nicht  iedes  Land 
Sich  in  Theile  so  theilt  auß,  das  fortmehr  nichts  gantzes  stand.   ' 

71. 
Erde  and  Wasser. 

Wassers  ist  als  Landes  mehr,  wie  die  Künstler  abgemessen; 
An  deuDeutschen  merckt  maus  auch,die  mehr  trincken,als  sie  essen. 

72. 
Die  Thiere  im  Heer  und  auff  der  Erde. 

In  der  See  sind  alle  Thiere,  sagt  man,  die  auiF Erden  sind; 
Daß  man  dann  nun  in  der  Erde  nicht  hing^en  Fische  findt? 

73. 
Auff  Vitum. 

Jung  war  Veit  ein  Biederman;  alt  ist  Veit  im  Schelmen-Orden; 
Wie  deß  Lebens  so  der  Ehr  ist  er  überdrüssig  worden. 

74. 
Trau,  schau,  wem!     * 

Trau,  schau,  weme!  Gotte  trau; 
In  der  Welt  hingegen,  schau! 


Zollendes  Hundert.  405 

75. 
Von  deß  Brunonis  Weibe. 

Bruno  hat  ein  ehrlich  Weib;  keusch  an  Augen^  Mund  und  Ohren; 
Oben  ist  die  Ehre  gar^  ist  gleich  unten  was  verloren. 

76. 

» 

Auff  Doridem. 

DoriS;  du  bist  schön  und  keusch ;  solt  ich  eines  nur  beweisen^ 
Möcht  ich  immer  packen  ein ;  müste  uauß  zum  Thore  reisen. 

77. 
Ein  Gebrauch. 

An  manchem  Ort  ist  so  der  Brauch;  daß  Weiber  jährlich  müssen 

kindem ; 

Sind  Männer  gleich  zu  Hause  nicht;  so  muß  doch  dieses  gar  nicht 

hindern. 

78. 

Zählbare  Thorheit. 

Daß  es  Narren  hin  und  her  und  nicht  in  der  Mänge  gibt; 
Mangelt  nur;  daß  einer  mehr  als  der  ander  wird  geübt. 

79. 

Auff  Pravnm. 

Was  Pravus  lehrt;  das  lernt  er  nicht;  lebt  arg  und  lehret  gut; 
Rufft  hin;  wo  hin  er  selbst  nicht  kümmt;  thut;  was  die  Glocke  thut. 

80. 

Vergebene  Sorge. 

Sorgen ;  und  doch  nichts  ersorgeU; 
Heist:  was  nicht  zu  zahlen;  borgen. 

81. 
fiold. 

Gold,  gegraben  auß  der  Erde,  macht,  daß  mancher  in  die  Erde, 
Da  ihm  Gold  nicht  weiter  ntltzet,  für  der  Zeit  vergraben  werde. 


406  Andres  Tauaend 

82. 

Aaff  Plntiim. 

Als  der  Tod  zum  Plutus  kam;  fand  er  um  an  fingern  zeUen, 
Stach  ihn  tod,  noch  zehlt  er  doch;  dann  es  wird  ihm  ew^  fehlen. 

83. 

f 

BleicUheit. 

Der  ist  nicht  alleine  bleich^ 
Der  nicht  satt  ist  und  nicht  reich; 
Grosses  Gut  und  stetes  Prassen 
Macht  vielmehr  die  Leute  blassen. 

84. 

Ein  Hofemann. 

• 

Wer  bey  Hofe  lange  wil 
Stehen  ohne  wancken^ 
Muß  deß  Unrechts  leiden  viel; 
Muß  sich  stets  bedancken. 

85. 
CfStUiche  Barmhertzigkeit. 

Gott  wil  wol  barmhertzig  seyn, 
Wann  nur  wir  es  hertzlich  meinen 
Und  die  Sünden  recht  beweinen, 
Daß  die  Busse  nicht  ein  Schein. 

86. 

Auff  Gnryniii. 

Curvus  ist  den  Lastern  gram  nicht  auß  Tugend,  nur  auß  Neid; 
Daß  er  ihnen  nicht  mehr  dient,  schafft  nicht  Wille,  sondern  Zeit. 

87. 

Straffen. 

Nicht  um  das,  daß  was  gcschehn,  daß  es  nicht  soll  mehr  gcschehn, 
Pflegt  man  Köpffe  hauen  ab,  pflegt  man  Leute  hcnckcn  sehn. 


Zehendes  Hundert.  407 

88. 
Grosser  Herren  Unrecht. 

Das  Unrecht  pflegen  Grosse  mit  Unrecht  zu  ersetzen^ 
Weil  sie  dazu  noch  hassen  die^  die  sie  vor  verletzen. 

89. 
Menschliche  Unbesonnenheit. 

Wer  auß  Gottes  Bunde  läufft,  fällt  dem  Teuffei  in  die  Bande; 
Wem  das  fromsejn  hierzu  schwer^wehltauffewigQualundSchande. 

90. 

.  Freye  Znnge. 

Wo  der  Zustand  knechtisch  ist,  wil  die  Zunge  herrisch  sejn^ 
Wird  sie  nicht  außKnechtschafft  auß-^ wird  sie  mehr  sich  wickeln  ein; 
Wo  das  reden  nicht  verfangt;  hat  das  schweigen  beßre  stat; 
, Besser ;  daß  man  nichts  gesagt;  als  gesagt  vergebens  hat. 

91. 

Endernng  deß  Anschlages. 

Zu  Wasser  muß  nach  Hause ;  wer  nicht  zu  Lande  kan; 
Wem  ein  Bath  nicht  gelinget;  greiff  einen  andren  an. 

92. 
Oeenderte  €funst. 

BäumC;  die  im  Sommer  Schatten*  geben  auff  den  Winter  Kohlen. 
Freunde;  die  in  Noth  man  liebet,  hasst  im  Glück  man  unverholen. 

93. 
Auf  ealbam. 

Galba  hat  viel  Bücher,  weme  denn  zu  gute?' 
Weil  er  nicht  kan  lesen,  für  die  leichte  Mote. 

94. 
Ton  Probä. 

Proba  ward  von  einem  Buler  um  die  Gunst  gesprochen  an ; 
Weil  siC;  sprach  sie,  meines  Mannes,  so  befrage  vor  den  Mann ! 


408  Andres  Tausend  Zehendes  Hundert. 

95. 
Auf  Clandinm. 

Claudius  ist  lauter  Maul;  Claudius  ist  lauter  Zaho; 

Weil  er  alles  schwetzet  auß^  weil  er  iedem  was  henckt  an. 

96. 

Diener. 

Gott  lest  seine  Diener  fahren ^  aber  doch  im  Friede; 
Herren  lassen  Diener  fahren  ^  wann  sie  ihrer  müde. 

97. 

Zustand. 

Wer  hoch  gestiegen  ist,  wil  immer  höher  steigen; 
Wer  niedrig  stehet  aU;  wil  tieffer  sich  nicht  neigen. 
Ein  ieder  wil  hinauif  und  hasset  deinen  Stand, 
Begehret  immer  das,  was  ihm  doch  nicht  bekant. 

98. 
Unschuld. 

Wer  falschlich  wird  verklagt,  darflf  keinen  Advocaten; 
Die  Unschuld  wird  ihm  selbst,  was  er  sol  reden,  rathen. 

99. 

Fromer  Ernst. 

Zu  rechter  Zeit  gestrenge  seyn,  ist  eine  Gottes-Furcht; 

Dem  Schwerte  bückt  sich  billich  der,  der  keiner  Hand  gehorcht. 

100. 

Ton  meinen  Sinn-Cfetichten. 

Was  mein  Sinn  bißher  gezeugt,  und  die  Schriflft  an  Tag  hin  legte, 
Liegt  dahin,  ob  mans  verwarff,  oder  ob  es  iemand  pflegte. 
Taug  iemandcn  diese  Zucht,  kan  sich  noch  Geschwister  finden; 
Daß  sie  schöner  werden  seyn,  wil  ich  mich  docli  nicht  verbinden. 


Zu-Gabe.  409 


ZÜ-GABE. 

1. 

Von  meiner  Zugabe. 

War  meine  Wahre  nicht  recht  gut,  so  geb  ich  etwas  zu, 
Damit,  was  nicht  die  Güte  thet,  vielleicht  die  Monge  thu. 

2. 
Verschwendung. 

Das  die  Nahrung  ietzt  so  schwer,  wil  ein  ieder  sich  beschweren ; 
O,  ein  ieder,  wie  mich  dünckt,  wil,  als  vor,  nur  besser  zehren. 

3. 

An  den  Leser. 

Leser,  wie  gefall  ich  dir? 
Leser,  wie  gefelbt  du  mir? 

4. 
Kfisse. 

Wie  wenig  saat  macht  küssen! 
Es  heist  in  Wind  gebissen. 

5. 
Weltliche  Flfichtigkeit. 

Unsrcfl  Lebens  gantzes  Thun  ist  wie  eine  Schlitten-Fahrt, 
Eilet  immer  mit  uns  fort,  biß  es  gar  zu  Wasser  ward. 

6. 

Untersckeid. 

Was  einem,  ist  nicht  bald  auch  einem  andren  recht; 
Sonst  wer  deß  Herren  Frau  auch  flir  deß  Herren  Knecht. 


410  Zu-Qabe. 

7. 

Schnee. 

Wir  sind  mit  Wasser  gantz  bedeckt;  das  Land  hat  keine  Spur; 
Wie  daß  denn  auf  dem  Wasser  noch  zu  Wagen  mancher  fuhr? 

8. 

Erumemngeii. 

Herren  künnen  leichtlich  nicht  gut  Erinnerung  ertragen ; 
Ihnen  muß  wie  Bilcam  offt  ein  Esel  Warheit  sagen. 

9. 

Hofe-Leben. 

Bey  Hof  ist  herrlich  Loben ;  ist  Ruhm  und  Ehren- werth, 
Weil  alles  man  kan  haben ^  nur  nicht;  was  man  begehrt. 

10. 

Der  Hof. 

Man  schlägt  bey  Hofo  viel  nicht  ab ;  allein  es  wird  verschoben. 
Und  der;  der  was  bekiunmen  hat;  weiß;  wann  ers  hat  erhoben. 

11. 

Vemiiiifn;  und  Begierden. 

Die  Besatzung  in  dem  Haupte ;  die  Besatzung  in  dem  Bauche 
(Die  VemuniTt  und  die  Begierden)  haben  immer  Krieg  im  Brauche. 

12. 

Tngend  nnd  Laster. 

Wann  wo  kein  Laster  war;  war  keine  Tugend  nicht; 
Dann  tugendhafft  ist  der,  der  Lastern  abebricht. 

13. 
An  eine  ffirstliche  Person. 

Fürstin;  günnct  meinen  Keimen ;  Euer  zu  gedencken  offte; 
Als  wann  allen  Neun-Göttinnen;  ist  es  mehr,  ich  sonsten  rüffle. 


Zu-Gabe.  411 

:     14. 
Aiiff  Gaseam. 

CaBca  ist  an  Jahren  alt;  ist  am  Willen  aber  jung: 

Weigert  keinem  keinen  Ruß,  scheuet  nimmer  keinen  Sprung. 

15. 
Ehebrecher. 

Städter  hassen  Stöhrer  hefftig,  die  im  Lande  rumhcr  streiffqu. 
Ob  wol  derer  mehr  bey  Städten,  die  ans  Handwerck  ihnen  greiffen. 

16. 

Ein  junges  Mägdlein  nnd  ein  alter  Cfreiß. 

Ein  guter  Morgen  ward  gebracht  zu  einer  guten  Nacht, 
Die  aber  keine  gute  Nacht  hat  gutem  Morgen  bracht. 

17. 

Anzeigungen  oder  Abmerckungen. 

Das  Maul  betreugt; 
Die  Nase  leugf; 
Ihr  klugen  Leute 
Wisst,  was  ich  deute. 

18. 
Welt-G»tter. 

Obrigkeiten  in  der  Welt  pflegt  zu  Göttern  Gott  zu  setzen; 
Obrigkeiten  in  der  Welt  werden  gern  auß  Göttern  Götzen. 

19. 

Anff  Scotum,  den  Artzi. 

Scotus  ist  ein  guter  Artzt ;  wer  sich  sehnt  hinauflf  zu  ziehn 
Und  der  Noth  zu  kummen  ab,  dieser  schickt  und  ruffet  ihn. 

20. 

Gesundheit. 

Wann  ein  Krancker  wird  gesund,  ist  Gesundheit  Gottes  Gabe, 
Und  dem  Artztc  kümmt  nur  zu,  daß  er  für  die  Müh  was  habe. 

* 

16,  1  Dio  Jugend  gibt  dor  Welt  guten  Morgen,  das  Alter  gute  Nacht. 


412 

2L 


AaM 

PbuniB  wil  mit  CbiitDB  irmliGli  in  der  Kiqip  im  Stalle  Gegen, 
Wann  ein  Stein  nnr  wehe  kmnmen,  der  eB  abo  kfinte  Algen, 
Daß  die  Weisen  kamen  her  und  die  Sdiitze  legten  anfV, 
Und  Ton  Oduen  inmier  roll  und  ron  Esdn  tev  sein  Hana. 

22. 
Daa  Weib  lent  wum  neh  iea  lioe. 

Nach  dem  Manne  heiat  das  Wdb;  wie  wird  dann  mm  die  genennet, 
Die  der  Minncr  zwantzig  hat,  wolancli  derer  mebr  noch  kennet? 

23. 

Aktredadug. 

Wil  der  Herr,  dafi  seine  Fran  ihre  Magd  ihm  lege  bey. 
Maß  er,  daß  der  Knecht  zur  Fran  möge  krichen,  stdlen  htj. 

24. 


WerdieKranckhrit  wil  Terjagen,maß  doiKrancken  nnr  Tertraben; 
WokeinBaammidOrtTerhandai,  wird  aoch  nichts  nicht  sejm  und 

bldben. 

25. 

Ab  eile  finfliehe  Peraaa. 

FrOhling  ist  deß  Jahres  Rose:  Bösen  sind  deß  FrfihlingB  Zier, 
Und  der  Bösen  Bose-Fürstin  seyd  und  hdsset  billich  Ihr. 

26. 
Deßgleiehen. 

Fürstin,  Euer  Tagend  Blumen,  wer  zu  mahlen  sich  last  dingen. 
Wird  auch  alles  Volck  der  Sterne  zu  Begister  künnen  bringen. 

27. 

VerehiVBgen. 

Nicht  gar  nichts  und  nicht  alles  und  auch  von  aUen  nicht, 
Sol  Gab  und  Elhrung  nehmen  der,  den  man  an  drum  spricht. 


Zu-Gabe.  413 

28. 

ScMnlieit. 

Schönheit  kan  den  Degen 
Manchmal  nieder  legen^ 
Manchmal  auch  erregen. 

29. 
Anff  Simplum. 

SimpluB  kaufft  ihm  neulich  KrejdC;  die  ihm  nachmals  ward  zu 

Kohlen-, 
Seine  Braut  war  schön  in  Augen,  scheußlich  aber  sonst  verholen. 

30. 
Feinde  der  SehSnheit 

Schöne  Weiber,  ihr  seyd  Blumen;  eure  Spinnen  sind  die  Tage, 
Die  euch  eurer  Blumen  Blätter  stechen  zu  der  Niederlage. 

31. 

Auff  Seneciouem. 

Senecio  hat  eine  Seuche,  daran  er  sterben  muß; 

Es  ist,  wie  ich  berichtet  worden,  ein  neuntzig-jährig  Fluß. 

32. 

Terstellimgen. 

In  ein  Brillen-Futter  muß  bey  Hoflfe  stecken 
Augen,  wer  Gesichte  lange  wil  erstrecken. 

33. 
Begierden. 

Menschen  sind  wie  Pferde,  die  zu  alle  Zeiten 
Mit  dem  schärffsten  Spomd  die  Begierden  reiten. 

34. 
Anff  Cannm. 

Canus  hat  ein  junges  Menschlein  voller  Glut  und  Geist  genummen; 
Zu  der  Hochzeit  wird  manch  Schwager,  drauff  der  Tod  zu  gaste 

kummeu. 


414 


35. 


Fünten  wcideo  imTerlioIeny 
AIb  die  Niedren,  melir  bestohleii. 
Grosses  Brot  gibt  groBse  BiaMo, 
Und  von  viel  ist  viel  xn  nissen: 
Grosses  HoUz  gibt  grosse  Spine: 
Ocfas,  ils  Sdul,  wetst  melir  die  Zifane. 

So. 
Dkistfertig^eit 

Ob  iedem  ich  nicht  das  kan  thnn,  wis  er  Ton  mir  begehret, 
So  ist  mir  selbst  nicht  aOe  mal,  was  ich  gleich  nü,  gewdiret. 

37. 
Feik  Ctoethtigfcfttt 

Wo  gleich  und  recht  sn  Marckte  feil, 
Da  kri^  ein  armer  selten  TheiL 

38. 
Hofe-6oaL 

Da  einsmals  sich  die  Gnnst  entzoh  der  Hofestatt, 
Da  sah  man  lange  Zeit  bey  Hofe  keinen  Bath. 

39. 
Ein  eigdtadiidcr  fiebraftch. 

Niemand  darff  auß  Engelland  was  von  Beichtfaum  mitte  nehmen; 
Niemand  darff  auß  Deotschland  sich,  was  o*  wil,  zn  rauben  schämen. 


40. 
Die  lateinisehe  Sprache. 
Latein  hat  keinen  Sitz  noch  Land  wie  andre  Zangen ; 
Ihm  ist  die  Bürgerschafft  dnrch  alle  Welt  gelangen. 

41. 
Von  einem  Sc hmiede. 
Ein  Schmied  verließ  sein  Weib,  war  aussen  manches  Jahr; 
Indessen  ward  der  Knecht  und  dieses  Weib  ein  Paar. 
Als  wieder  kam  der  Schmied,  da  theilten  sie  die  Stelle: 
Fflr  Mdster  arbte  der,  und  jener  för  Geselle. 


Za-Gftbe.  4^5 

42. 
Von  der  Sara.  ^ 

Weiber  wollen  haben  zwar,  was  dort  Abraham 
Von  dem  Herren,  semem  Gott,  zum  Befehl  bekam, 
(Was  dir  Sara  sagt,  dein  Weib,  sagte  Gott,  das  thu!) 
Wollen  aber  keine  Magd  Männern  legen  zu. 

43. 

Fleiß. 

Wer  immer  angelt. 
Dem  nimmer  mangelt. 

44. 

Tugend-Haß. 

Von  Redligkeit  und  Zucht  wer  viel  ins  Mittel  bringt. 
Dem  trit  man  gerne  bey,  wie  wem  der  Adem  stinckt. 

46. 
Anff  Ortrandnm. 

Ortrandus  war  ein  grosser  Herr  nach  breite,  nicht  nach  länge; 
Sein  Leben  und  sein  Adelstand,  die  giengen  gleiche  Gänge. 

46. 
Auff  Vitam. 

Was  denn  mehr,  das  um  dich,  Veit,  alles  wie  gantz  golden  sey? 
Hartes  Eisen  ist  dein  Hertz,  wie  dein  Sinn  ist  schweres  Bley. 

47. 
Anff  Hnmandnm. 

Der  Wein  ist  alter  Leute  Milch ;  Humandus  sauget  täglich, 
Ist  wie  ein  Seugling  um  die  Brust  der  Mutter  gar  behaglich. 

48. 
Von  einem  Braut-Bette,  drinne  eine  Tochter  erzenget. 

Hier  lieget  eine  Jungferschafft,  die  durch  Gewalt  zwar  starb. 
Doch  gerne,  weil  sie  Jungferschafft  mit  Jungferschafft  erwarb. 

* 
1  Gen.  21,  v.  12. 


416  Zn^Gftbe. 

49. 

Von  den  entbUsten  Brfisten. 

Frauen- Volck  ist  offenhertzig;  so  wie  sie  sich  kleiden  ietzt^ 
Geben  sie  vom  Berg  ein  Zeichen ;  daß  es  in  dem  Thale  hitst 

50. 

KenscUieit. 

Wann  nicht  bey  Kampfer  Hierse  liegt,  so  wird  er  sich  verzehren; 
Wann  Jungfern  Zucht  nicht  wohnet  bey,  wird  lang  ihr  Stand 

nicht  wehren. 

51. 
Alte. 

An  der  hohen  Haupter  Seite  stehen  graue  Haupter  schön; 
Dennoch  sind  ietzt  hohen  Häuptern  .graue  Haupter  ein  Gehön. 

52. 

Ein  Nachbar. 

Nachbar  heist  ein  Nahe-Bauer;  gar  zu  nahe  bauet  der, 
Der  bey  Nacht  ins  Nachbars  Bette  bauet  eines  andren  leer. 

53. 

Auf  Blandom. 

Blandus  ist  ein  Weideman;  zu  erjagen  grössre  Habe, 
Führet  er  am  Weidestrick:  etwas  Schenck  und  kleine  Gabe. 

54. 
Anff  Bonnam. 

Bonna  hat  zu  allen  Schlössern  Schlüssel  an  dem  Gürtel  hangen; 
Nur  zu  dem,  daß  ihr  am  nützten,  muß  der  Nachbar  einen  langen. 

55. 
Anff  Yirosam. 

Virosa  ist  zwar  wol  ein  Weib,  doch  nicht  ein  schwaches  Faß, 
Weil  keines  Mannes  Stärcke  nie  ihr  konte  schaden  was. 


Zu-Gabe.  417 

56. 

Der  Neid. 

Der  Neid  ist  gar  ein  Wunder-Gast;  denn  wo  er  kehret  ein, 
Da  ist  das  allerbeste  Ding  sein  allerärgste  Pein. 

57. 
Gereelitigkeit. 

Das  Recht  schleust  für  die  Armen  sich  in  ein  eisern  Thor; 
Schlag  au  mit  göldnem  Hammer,  so  kümstu  balde  vor. 

58. 
Zustand. 

Beßres  Glücke  künt  ich  lejden;  kümt  es  nicht,  ich  bin  vergnügt, 
Wann  sichs,  als  ietzuud  ichs  habe,  nur  nicht  ärger  mit  mir  fügt 

59. 

Verwüste  Güter. 

Seinen  Beutel  baue  vor,  wer  ein  wüstes  Gut  wil  pflügen! 
Wann  das  Gut  wird  sein  erbaut,  wird  der  Beutel  wüste  liegen. 
Wird  sich  kaum  ums  sechste  Jahr  wieder  auß  den  falten  fügen. 

60. 

Steuer. 

Wann  wir  unsre  wüsten  Güter  wieder  bauen  also  theuer, 

Was  denn  werden  sie  uns  bringen?  Steuer,  Steuer,  Steuer,  Steuert 

61. 
Anff  Weinholden. 

Wann  Weinholdens  Hartzens- Wuntsch  solte  Ja  und  Amen  seyn, 
Würde  zwar  nicht  alles  Gold,  wie  dem  Midas,  aber  Wein. 

62. 
Verdachte  Dienste. 

Wann  Freundschafft  und  Gevatterschafft  geht  ein  ins  Amtmanns 

Haus, 
So  geht  gewiß  deß  Herren  Nutz  zur  Hinterthüre  nauß. 

Logaa.  27 


418  Zu-Gabe. 

63. 
Die  Laster. 

« 

Nennt  man  Laster  von  der  Last:  warlich  keine  größre  Last 
Trägt  die  Erd^  als  einen  Knecht;  der  den  Lastern  ist  verfast. 

64. 

Hofe-Proeeß. 

Bey  Hof  in  seinen  Sachen  ist  der  am  besten  dran, 
Der,  eh  er  wird  verklaget;  klagt  lieber  ander  an; 
Dann  wer  am  ersten  klaget,  der  trägt  die  Sieges-Fahn. 

65. 
Gelehrte  Leute. 

Die  Gelehrten  sind  nicht  gerne  von  den  Alten  und  den  Rothen; 
Dann  sie  sind  bey  allen  Zeiten  imtermischet  mit  den  Todten. 

66. 

Auff  Simplieem  und  Duplicem. 

Simplex  ist  ein  grober  Maxm;  w^  er  sagt,  das  pflegt  zu  seyn; 
Duplex  ist  ein  Hofe-Mann;  was  er  sagt,  hat  blossen  Schein; 
Demnach  acht  ich  Grobheit  viel,  Höfligkeit  hingegen  klein. 

67. 
Das  Hanna.  ^ 

Manna  fiel  am  Sabbath  nicht,  sonst  bey  allen  Morgen  immer: 
Wer  sichGottesDienst  entbricht,  dem  gedejt  seinAnschlag  nimmer. 

68. 
Hofe-Treu. 

Treu,  die  aufi*  der  Zunge  wohnet,  Treu,  die  in  dem  Hertzen  wohnt. 
Diese  wird  bey  Hofe  selten,  meistens  jene  wird  belohnt. 

69. 
Auff  Pravum. 

Sicher  wäre  zwar  bey  Juden  Pravus,  weil  er  ist  ein  Schwein; 
Weil  er  aber  auch  ein  Ochse,  würd  er  doch  nicht  sicher  seyn. 

1  Exod.  16,  V.  26. 


Zu-Gabo.  419 

Jndaisehe  Opffer. 

Solten  Christen  Fairen,  Wieder,  Tauben  opfFem  ftLr  die  Sünden, 
Wie  hej  Jaden ,  würden  Christen  derer  kaum  genugsam  finden. 

71. 

Hofe-Moteu. 

Zwar  dasTuch  zuFürsten-Eleidem  wird  genummen  von  dem  guten ; 
Dennoch  dürffen  sie  ofFt  neues;  dann  bei  Hofe  hats  viel  Moten. 

72. 
Von  Probo. 

Probus  thu  gleich ,  was  er  thu;  taug  doch  nimmer,  was  er  thut; 
Ist  er  dann  so  böser  Art?  O,  sein  Richter  ist  nicht  gut 

73. 
Auf  Romricnm. 

Rumrich  ist  ein  Tausend-Künstler;  was  er  wil,  muß  ihm  gelingen; 
Kau  er  eines,  glaub  ich  alles:  über  seinen  Schaten  springen 
Oder  (ist  ihm  dieses  lieber)  pfeiffen  und  zu  gleiche  singen. 

74. 
Rathschl&ge. 

Dieses  ist  der  beste  Rath,  den  man  kan  zu  Wercke  setzen; 
Weißheit;  die  nicht  würcken  kan,  ist  ftir  Thorheit  nur  zu  schätzen. 

76. 
Die  Gelegenheit 

Der  Will  ist  zwar  ein  Reisemann,  der  da  und  dort  hin  wil; 
Spannt  ihm  nicht  für  Gelegenheit,  so  langt  er  nicht  ans  Ziel. 

76. 
Endernng  der  Kleider. 

Die  Mode  gieng  spatziren  und  kam  zu  einem  Alten; 

Da  war  ihr  gar  zu  wider  bei  ihm  sich  auff  zu  halten. 

Der  Alte,  der  diß  merckte,  sprach:  Liebe  Freundin,  dencke, 

Mau  legt  dich  nach  sechs  Monden  gleichwol  schon  unter  Bäncke. 


27 


« 


420  Zu-GalHJ. 

77. 
A«ff  Vannm. 

Vanus  ward  gar  schön  gestrafFl;^  ders  doch  gröblich  hat  verschuldet; 
Seine  Straff  ist  eine  FraU;  zwar  voll  Runtzefai,  doch  vergoldet. 

78. 
Vom  Cornelio. 

Ihr  Jungfern^  seht  euch  für;  habt  Achtung  auff  das  schreiben  1 
Die  Zeit  ist  wunderbar  ^  pflegt  List  und  Kunst  zu  treiben ! 
Cornelius  war  weg  und  kunte  doch  zwey  Erben 
Vom  Weibe  durch  drey  Jahr  mit  Briefen  nur  erwerben. 

79. 

Die  Jagt. 

Grossen  Herren  gibt  es  Lust;  wann  die  Hunde  wacker  jagen; 
Grossen  Herren  gibts  VerdrusS;  wann  die  armen  Leute  klagen. 

80. 

Verkehrte  Sitten. 

Weiland  war  das  seyn 
Werther  als  der  Schein; 
Nunmehr  ist  der  Schein 
Werther  als  das  seyn. 

8L 
Wie  die  Arbeit,  so  der  Lohn. 

Wer  einem  dient  mit  Sang  und  Klangt 
Hat  seinen  Lohn  an  Lob  und  Danck. 

82. 
Von  dem  Stella. 

Stella^  ist  ein  Handelsmann;  Glücke  lacht  ihm  ohne  wanckcn; 
Kein  Verlust  betrifft  ihn  ie ;  dann  er  handelt  mit  Gedancken. 

83. 

Anff  Hareum. 

Marcus  suchet  Hofe-Dienst;  ist  ein  Künstler  nützer  Sachen, 
Kan  auß  Schnee  gar  scharffes  SaltZ;  kan  auß  Wasser  Essig  machen. 


Zu-Gnbc.  421 

84. 

Auff  Vitiim. 

Veit  hat  ein  wolberathnes  HauS;  dariiinen  wol  zu  sehen  an 

In  grosser  Meng  ein  iedes  Ding^  was  man  im  finstren  sclien  kan. 

85. 
Tage-Jungfern. 

Lerchen  sind  bey  Tage  minder  als  bey  Naohte  fett  geacht; 
Paula  ist  bey  Tage  Jungfer  etwas  mehr  als  bey  der  Nacht. 

86. 
Hofe-Speise. 

Bey  Ftirsten-Taifehi  geht  was  auff,  und  wie  der  Zedel  weist, 

So  werden  Zungen  inmier  mehr  als  Hertzen  da  1  .  ^  ' 

®  { gespeist 

87. 
Gewalt 

Unbedaclit  ist  bey  Gewalt;  wer  Gewalt  hat,  pflegt  zu  dencken, 
Nachwelt  muß  ihm  alles  Frech  gar  vergessen  oder  schencken. 

88. 
Sache,  nicht  Worte. 

Wo  die  Hand  von  uöthen  ist,  schafft  man  wenig  mit  der  Zunge; 
Wo  das  Ilertze  liin  gehört,  da  verriohtet  nichts  die  Lunge. 

89. 
Der  Mittel- Weg. 

In  Gefahr  und  grosser  Noth 
Bringt  der  Mittel- Weg  den  Tod. 

90. 
Spielende  Würde. 

Mancher  kan  durch  Fleiß  und  iSchweiß  dennoch  nicht  zu  Ehren 

kummen ; 

Mancher  wird  in  Schimpff  und  Schertz  auff  die  Oberbanck  ge- 

nummen. 


422  Za-Gabe. 

91. 

Von  dem  Sinan  Bassa  beym  Jovio,  im  17  Buche  seiner 

Historien. 

Deo;  dem  Glücke  günstig  ist^  kan  zum  grossen  Manne  machen 
EineSau^  die  ihmbeist  weg,  draußder  Mann  ist  Mann,  die  Sachen. 

92. 
Auff  Ignavum. 

Ignavus  ist  ein  wirthlich  Mann ;  er  siht  der  Arbeit  fleissig  zU; 
Und  wann  er  so  dann  müde  wird^  so  braucht  er  gerne  seiner  Ruh. 

93. 

Verdaeht. 

Argwohn  ist  ein  scheußlich  Kind;  wenn  es  in  die  Welt  nur  blickt, 
Sols  nicht  schaden,  ist  es  wehrt,  daß  man  es  so  bald  erstickt. 

94. 
Sieg. 

Wann  man  feinden  oben  Uegt,  sol  man  Feinde  so  besiegen, 
Daß  sie  klagen,  daß  sie  nicht  eher  selten  unten  liegen. 

95. 
Ratschläge. 

Einem  Fürsten  ist  gut  rathen ,  der  der  Räthe  Schluß  und  Rath 
Für  sich  Selbsten  kan  ermessen,  ob  er  Grund  und  Glauben  hat. 

96. 
Jagend  und  Alter. 

Jugend  liebt  und  wird  geliebt ;  Alter  liebt  und  wird  verlacht ; 
Liebe  nimmt  so  leichte  nicht  Liebe,  die  nicht  Liebe  macht. 

97. 
Fremde  Diener. 

Fürsten,  die  auffs  Fremde  bauen  und  verachten  ihren  Grund, 
Werden  endlich  innen  werden,  daß  ihr  Bau  nicht  ihnen  stund. 


Zu-Gabo.  423 

98. 
Eingeborne  Diener. 

Zwar  man  kan  von  fremden  Bäumen  dennoch  haben  eine  Frucht; 
Wer  die  Früchte  sam  den  Bäumen  eigen  hat,  hat  mehr  vermucht. 

99. 

«. 

Anff  Proenlam. 

Es  kam  von  fremdem  Proculus,  fand  Ehr  undNutz,  so  viel  er  suchte ; 
Noch  taug  ihm  nichts;  so  mag  er  zihn  hin,  wie  er  her  sich  finden 

muchte. 

100. 

Von  meinen  Reimen. 

Wann  ich  meinen  Sinn-Getichten ,  sie  zu  schreiben,  Ende  gebe, 
Mach  ich  Anfang,  daß  sich  Witzel,  sie  zu  tadeln,  bald  erhebe. 

101. 
Feinde  der  Keuschheit. 

Tieffer  Dienste  Demuth,  göldner  Gaben  Glantz, 
Süsser  Worte  Zucker  lassen  Keusch  nicht  gantz. 

102. 
Der  Soldaten  gntes  Werck. 

Busse  zeucht  dem  Kriege  nach;  wo  das  Heer  nur  li ingetreten, 
Thun  die  Leut  ak  weinen  nichts,  nichts  als  fasten,  fejern,  beten. 

103. 
Dnpelter  Simson. 

Weil  Onander  Escls-Backen  einen  mehr  als  iSimson  trägt. 
Hört  man,  das  zwej  tausent  Maden  er  bey  einem  Kese  schlägt 

-     104. 
Anff  Jungfer  Lusthold. 

Laternen  trägt  man  auflfden  Gassen;  im  Hause  braucht  man  sel- 
ten sie ; 
Bey  Leuten  ist  Lustolda  züchtig ;  im  Winckel  acht  sie  Ehre  nie. 


424  Zu-6abo. 

105. 

Aiiff  FloridAnimi. 

Floridan  liebt  mit  Gewien;  eh  Gewien  herfÜr  mag  brechen, 
Sagt  man,  daß  er  seinen  Gaul  woU  um  einen  Lauff  besprechen. 
Maurer  pflegens  so  zu  thun,  daß^sie  nach  deß  Bogens  schliessen 
Ihre  Bock  und  andren  Zeug  ab-  und  weg  zu  reumen  wissen. 

106. 
Jungfrauen. 

Jungfern- Volck  hat  diese  Sinnen:  der  zu  erst  ihr  Kräntzlein  nimt. 
Bleibt  gemeinlich  stets  der  Liebste,  gebe  Gott,  werfolgendskümt. 

107. 

Vormfinden. 

Ist  ein  Vorn^und  Air  den  Mund,  werden  Weiber  ninuner  mündig; 
Wann  nicht  Mund  und  Grund  versorgt,  halten  sie  ihr  Thun  für 

sündig. 
108. 

Betrug. 

Betrug  und  Weiber-Schmüncke  hat  keines  nie  Bestand; 
Die  Warheit  und  das  Wasser  macht  beydes  bald  bekant. 

109. 
Jungfern-Weise. 

Lieber  als  zum  Abend  zu  wenden  Jungfern  sich  zum  Morgen; 
Wollen  lieber  ihre  Wahr  Jungen  als  den  Alten  borgen; 
Meinen ,  daß  sie  ihren  Kram  mehr  durch  jung  als  alt  versorgen. 

HO. 

Anff  Lueidam. 

Lucida ,  du  klare  Tochter ,  bist  gewiß  deß  Lichtes  Kind, 
Mutter  aber  derer  Wercke,  die  im  finstren  thätig  sind. 

111. 

Die  Rache. 

Zugedackte  Räch  ist  süsse;  sie  erwecket  Freud  in  Leid; 
Außgeübte  Räch  ist  bitter;  macht  auß  Freude  Traurigheit. 


Zn-Gaba  425 

112. 

Auff  Porciam. 

Porcia  schont  ihrer  Augen;  einen  kleinen  schlechten  Mann 
Sihet  sie  nur  über  Achsel ^  siht  sie  mit  Verachtung  au; 
Kleine  Schrifft  vexirt  die  Augen  ^  daß  man  übler  sehen  kan. 

113. 

Auff  Plambinam. 

Plumbinus  ist  ein  Musicant;  wer  ihn  was  iVagt^  im  tieffsten  Thon 
Und  gleich  als  wie  in  langem  Tackt  bringt  er  die  Antwort  dann  davon. 

114. 

Von  der  schönen;  aber  armen  Asteria. 

Asteria  hat  Tag  in  Augen;  im  Beutel  aber  hat  sie  Nacht; 

Und  diese  Nacht  hat  jenem  Tage  bißher  noch  immer  Nacht  gemacht. 

115. 

y  ermSgen. 

Menschen  wollen  in  der  Welt  ihrem  Stand  und  allen  Thaten 
Nach  der  fromen  Regel  nicht;  nach  der  göldnen  Begel  rathen. 

116. 

De  Pyrinna  et  Olao. 

Pyrinna  ist  ein  Feuer; 
Olaus  ist  eine  Öle. 
Mich  dünckt;  das  Feuer  theuer; 
Mich  dünckt;  das  Ole  fehle. 

117. 

Auff  Blandolam. 

Blanduk;  du  Jungfer-Mutter ;  kanst  so  schöne  Kinder  bringen; 
Lieber  treibs  als  ein  Gewerbe^  mancher  wird  dir  was  verdingen. 

118. 
Ein  nnbescbeiden  Weib. 

In  deß  Unglücks  Rock  hat  sich  der  gekleidet; 
Der  ihm  nam  ein  Weib;  das  Vemunfft  nicht  leidet. 


426  Zu-Gabc. 

119. 

A«ff  FlaviaBmn. 

Ein  Spiegel  ist  dein  Hertz,  du  guter  Flavian; 
Es  nimt  die  Bildungen  von  aller  Schönheit  an. 

120. 
Anff  Ameam. 

Amea  ist  so  wunder  hübsch;  die  Schwängern  meiden  sie: 
Es  gehet  ab  ohn  Mißgeburt,  wo  sie  begegnet|  nie. 

121. 

Auf  den  nnbeständigen  Volynlnm. 

Deinem  Hertzen  und  dem  Monden,  Volvulus,  dient  gar  kein  Kleid; 
Beides  bleibt  nie,  wie  es  wäre,  wandelt  sich  zu  aller  2^it. 

122. 
Hhiter-List. 

Falschheit  streicht  sich  zierlich  an,  ist  auff  Mäntel  gar  befliessen ; 
Wer  nur  wil,  der  kennt  sie  bald ;  denn  sie  hinckt  auffbeyden  Füssen. 

123, 
Liebe  und  Wollust 

Wo  die  Lieb  und  Wollust  bulen,  zeugen  erstlich  sie  vergnügen; 
Aber  bald  wil  Stieff-Geschwister,  Schmertz  und  Reu,  sich  drun- 
ter fügen. 

124. 
Auff  Mutium. 

Mutius  ist  eine  Biene,  fleucht  herum  auff  allem  süssen; 

Ist  nicht  stoltz,  was  nur  begegnet  zu  behertzen,  zu  bekUssen. 

125. 
Eine  reiche  Heurath» 

Wer  in  Ehstand  treten  wil,  nimt  ihm  meistens  vor, 
Drein  zu  treten,  ob  er  kan,  durch  das  goldne  Thor. 


^  Zu-Gabo.  427 

126. 
Streit-Händel. 

Händel  sind  wie  Fiscber-Reusen :  leichtlich  kümt  man  drein; 
Leichtlich  wieder  rauß  zu  kummen^  kan  nicht  balde  seyn. 

127. 

Eine  spitzfändige  Jungfran. 

Welche  Bulcr  gar  zu  sehr  wil  mustern^ 

Die  bleibt  sitzen^  taug  kaum  endlich  Schustern. 

128. 
Jungfraaen. 

Gute  Bißlein  bleiben  selten  in  der  Schüssel  liegen; 
Jungfern  bleiben  selten  sitzen ^  wann  sie  nur  was  tügcn. 

129. 
Gerechtfertigmig. 

Daß  die  Wercke  selig  machen ;  ist  zwar  nirgend  zu  verführen; 
Daß  hingegen  sie  dem  Glauben,  ist  gar  klar^  mit  Recht  gebühren; 
Wer  wil  da  viel  Glauben  glauben,  wo  sich  keine  Wercke  rühren? 

130. 
letzige  Gottesfurcht. 

Hat  das  alte  Gott-verehren  Schul-  und  Kirchen  aufl'gerichtct, 
Hat  des  neue  Gott-vergessen  Schul-  und  Kirchen  gantz  vernichtet. 

131. 
Die  heutigen  Sehulie. 

Schuh  halb  länger  als  der  Fuß,  wozu  soUn  sie  nütze  seyn? 
Jungfern  solln,  ihr  wist  wol,  was,  (lacht  nicht!)  ihnen  bilden  ein. 

132. 
Das  Wort  Oottes.  ^ 

Abbruch  wil  an  seinem  Wort  unser  Gott  mit  nichten  leiden; 
Zusatz  sol  bej  seinem  Wort  auch  sein  Volck  nicht  minder  meiden. 
Gottes  Wort  nicht  dürffen  lesen,  dieser  Abbruch  ist  nicht  klein. 
Alles  Thun,  was  Menschen  setzen,  wil  ein  starcker  Zusatz  seyn. 

• 

1  Deut.  4,  V.  2. 


428  Zu-Gabo. 

133. 
Vom  Opitio. 

Im  Latein  sind  viel  Poeten;  immer  aber  ein  Virgil; 
Deutsche  haben  einen  Opitz ,  Tichter  sonsten  eben  viel. 

134. 

Anff  Cajam. 

Caja^  du  berühmtes  Wunder ;  bist  du  doch  wie  Alabaster! 
ledem  aber  liegstu  unten  wie  ein  schlechter  Stein  im  Pflaster. 

135. 
Anff  Vlaseam. 

Vlasca  ist  mehr  keine  Jungfer,  traget  gleichwol  einen  Krantz; 
Ej;  sie  pranget:  brach  die  Jungfer,  ist  die  Frau  hingegen  gantz. 

136. 
Pater-Noster-Körner. 

Wann  mau  Pater-noster  hätte  von  den  zarten  Jungt*er-KUssen, 
War  viel  beten  keine  Straffe;  ieder  würde  wollen  büssen. 

137. 
Auf  Laxam. 

Laxa  hat  ein  schönes  Fleisch,  eines  von  dem  weissen; 
Doch  man  saget,  daß  ihr  drauff  oflfte  sitzen  Schmeissen. 

138. 
Das  Cflficke. 

Unglück  herrschet  so  die  Welt,  daß  man  auch  sein  toben, 
Daß  es  noch  nicht  ärger  ist,  muß  mit  Dancke  loben. 

139. 
Ein  außgekUrtes  Gemfite. 

Besser  als  durch  Ader-lassen  kau  man  säubern  sein  Gel)lüte, 
Wami  mau  kan  die  Sorgen  meiden  und  sich  freuen  im  Gemüte. 


Zu-aäbc.  429 

14<). 
Kriegen. 

Schlechte  Kunst  ist  Krieg  erwecken; 
Schwere  Last  ist  Krieg  erstrecken; 
Grosse  Kunst  ist  Krieg  erstecken. 

141. 

Höfe-Donner. 

Donner,  der  vom  Hofe-Hiinmel  wird  herab  geschickt; 
Trifft  zuvor ;  eh  als  man  merckt,  daß  er  hat  geblickt. 

142. 

Glauben  und  Wereke. 

Hastu  einen  Engels-Glauben ;  treibstu  aber  Teuffels- Wereke, 
Glaub  ich  gar  nicht,  daß  dein  Glauben,  die  du  vorgibst,  hat  die 

Stärcke. 

143. 

Kindbetterin. 

Weiber  wolln  auch  Hünner  nagen. 
Sollen  sie  ja  Kinder  tragen. 

144. 
Ein  Umstand  oder  eine  Magd. 

Ein  Umstand  macht,  daß  Veit  sein  Weib  nicht  völlig  liebt, 
Und  daß  er ,  was  der  Frau  gehört ,  der  Magd  vergiebt. 

145. 
Auf  Firmnm. 

Firmus  ist  ein  treuer  Buhl  er;  dann  er  hat  Magneten- Art, 
Daß  er  nie  von  einem  Sterne  hat  zum  andern  sich  gekahrt. 

146. 
Soldaten. 

Krieger  waren  freche  Teuffei,  waren  von  derselben  Zahl, 
Die  man  durch  Gebet  und  fasten  hat  vertrieben  nie  kein  mal. 


430  Zu-Gabe. 

147. 

Ein  Verlennider. 

Falsus  ist  ein  guter  Redner ;  iedes  Wort  ist  eine  Blume 

Von  Verleumdung  andrer  Leute  und  von  stoltzem  Eigen-Ruhme. 

148. 
Anff  Jastam. 

Justuä  lernet  die  Gesetz/  ob  er  gleich  nun  alle  kWn^ 
Meint  er  doch,  daß  keines  sey/  das  ihn  selbsten  gehet  an. 

149. 
FrantzSsische  Kranckheit. 

Planus  ist  gefahrlich  kranck;  aber  die  Gefahr 
Trifft  sein  Leben  nicht  so  wol,  als  sein  krauses  TIaar. 
Anstand  kan  zwar  manchmal  auch  mit  der  Kranckheit  seyn ; 
Aber  Friede  wil  sie  nie  mit  ihm  gehen  ein. 

150. 

Spiel-Karten. 

Karten,  die  bey  Tage  streiten,  liegen  Nachts  beysammen  stille; 
Weiber,  die  mit  Männern  zancken,  stillt  bey  Nacht  ein  guter  Wille. 

151. 

Hurerey. 

Dir  zu  Hofe,  Venus,  ziehn, 
Ist  ein  Dienst  von  viel  Gewin: 
Ist  es  nicht  ein  Liebes-Kind, 
Ist  es  ein  Frantzösisch  Grind. 

152. 
Menschliche  ünvollkommenheit. 

Diese  Welt  ist  unsre  Wiege,   drinnen  liegen  wir  als  Kinder; 
Was  wir  wissen,  ist  nur  Stück  werck ;  sind  wir  was,  so  sind  wir  Sünder. 

153. 

Deß  Landes  Schlesien  Art. 

Unser  Land  hat  dieses  Glücke:  der,  wann. er  zu  uns  ist  kummen. 
Hatte  lauter  Staub  im  Beutel,  hat  voll  Geld  ihn  weg  genummeu. 


Zii-Gal)C.  431 

154. 
Wassersnchi 

WaBsersucht  ist  schwer  zu  heilen.  Manchmal  kttmt  sie  Jungfern  an ; 
Diese  trägt  man  auff  den  Armen  ^  biß  sie  Selbsten  lauffen  kan. 

165. 

Liebe  und  Zorn. 

Lieb  und  Zorn  zeugt  blinde  Jungen; 
Anders  ist  es  kaum  gelungen. 

156. 
Von  der  Bella  und  Varna. 

Bella  ist  ein  schwartz  Magnet;  der  das  Eisen  an  sich  zeuclit; 
Varna  ist  ein  weiß  Magnet ,  der  das  Eisen  inmier  fleucht. 
Bella  liebt  nicht;  wird  geliebt;  Varna  liebt;  wird  nicht  geliebt ; 
Jene  gibt  nicht;  wann  sie  nimmt;  diese  nimmt  nicht;  wann  sie  gibt. 

157. 

Verleumder. 

Wermit  Weiber-Schwerdtem  haut;  schadet  nicht  deß  LeibesLebcii; 
Ean  hingegen  schnöden  Tod  unsrer  Ehr  und  Leumuth  geben. 

158. 
Verachtnng  der  Sehmach. 

Manchen  Frevel  acht  man  nicht;  manches  Unrecht  wird  verlacht; 
Selten  rächt  man  einen  Fleck;  den  uns  Ochs  und  Esel  macht. 

159. 
Die  Liebe  nnd  der  Todt. 

Tod  und  Liebe  wechseln  offters  ihr  Geschoß; 
Jenes  geht  auff  junge ;  diß  auffalte  los. 

160. 
Gerechtigkeit  zum  sauffen. 

Stände  soll  man  unterscheiden;  sauffen  soll  nicht  lederman: 
Bauren  straffe  man  ums  sauft*en ;  sauffen  steht  den  Edlen  an. 


432  Z«-Qabo. 

161. 

Weiber-Eifer. 

Weiber  sind  zum  zömen  hurtige  und  ihr  Zorn  ist  nicht  zu  sagen; 
Wann  der  Mann  auß  ihrer  Küche  Feuer  wil  in  fremde  tragen. 

162. 

Auff  HcBehnm. 

MoechuB  ist  ein  milder  Mann  ausser  Haus  und  karg  im  Bette ; 
Seine  Frau  lernt  diese  Kunst;  treibt  sie  mit  ihm  in  die  Wette. 

163. 
Von  dem  Magno. 

Magnus  hat  mehr  Hertz  im  Leibe ;  als  er  Geld  im  Beutel  hat. 
Gar  genug!  ein  kühner  Muth  findt  zu  Beichthum  leichtlich  Rath. 

164. 

Anff  Rnmholdam. 

Rumhold  sagt  von  lauter  stürmen^  schiessen^  stechen^  schlachten^ 

hauen. 
Ey^  man  hat  ihn  von  der  Mutter  in  die  Welt  bald  fechten  schauen. 

165. 

Zom-Urthel. 

Wo  der  Zorn  der  Richter  ist,  hat  Gerechter  schon  verspielt; 
Weil  der  Zorn  nicht  auff  daß  Recht;  sondern  auff  die  Rache  zielt. 

•  166. 
Schmeichler. 

Wer  wil  einer  fetten  Küchel  alle  Mücken  abetreiben? 
Heuchler  werden  nie  vergehen,  weil  die  Höfe  werden  bleiben. 

167. 
Auff  Futlnm. 

Futlus  sol  mit  semem  Feinde,  wie  man  sagt,  den  Degen  messen^ 
Spricht :  er  hätte  diese  Künste  vorgelemt  und  letzt  vergessen. 


fiesimte  Briste. 

Wahr  isi  nicht  die  beste,  die  im  Gaden  vomeu  leii: 
Dieses  Pferd  isi  nicht  das  beste,  das  luan  frev  zn  iiiarvkte  reit. 
Eure  Brüste  feil  zu  bitten,  bringt  euch  kdnen  Kaudinaun  ein: 
Gater  Wein  darff  keines  Krantzes,  Jungfern,  sondern  sauer  Wdn. 

169. 
Gnksfhrift  eües  Geitihalses. 

Der  nur  einstrich  ^  nie  gab  aus. 
Hat  allhier  sein  enges  Haus. 
Hast  du  Greld,  so  aih  dich  ftbr! 
Nicht  gar  sicher  stehstu  hier; 
Denn  ietzt  schneidet  Beutel  ab. 
Der  vor  einen  Greld-Wolflf  gab. 

170. 

Aaff  Brennui. 

Brennus  dienet  keinem  Herren,  hat  ihm  selbstcn  zu  betehlen, 
Und  man  wil  ihm  seinen  Herren  dennoch  miter  Narren  zchlcn. 

171. 
lichter. 

Tichter  sind  gemeinlich  arm ;  arm  ist  aber  nimmer  nicht. 

Wer  ihm  selbstcn  Geld  und  Gut,  Würde,  Ruhm  und  Hoheit  ticht. 

172. 
Wnntsch. 

Wann  mich  Gott  für  Schanden  dort  und  für  Schanden  hier  bewahrt, 
Wann  er  an  mir  Seelen-Brot,  wann  er  Mund-Brot  nur  nicht  spart, 
Geht  mein  Glücke,  -wie  ich  wil,  in  der  allerbesten  Fahrt. 

173. 
Fremde  Schutz-Herren. 

Der,  der  uns  für  Ketzer  holt,  solt  uns  kriegen  für  den  Glauben V 
Freyheit  solten  schützen  die,  die  uns  Frcyhcit  helffon  rauben? 
Außgang  wird  zu  glauben  dir  Freyheit,  was  du  wilst,  erlauben. 

Logfta.  28 


434  '  Zn-Gabe. 

174. 

Ein  Terdächti^r  Richter. 

Ist  ein  Esel  zu  erstreiten ,  ey ,  so  suche  dir  zur  Hand 
Einen  Richter  ^  der  nicht  selbsten  ist  dem  Esel  anverwand. 

175. 
Diana  nnd  Dione. 

Der  Diana  solte  ruffen  Elsa^  ruffte  der  Dione, 

Solt  ins  Kloster,  lag  in  Wochen  vor  mit  einem  jungen  Sohne. 

176. 
Geraubte  Jnngferschafft. 

Diebstal  kan  man  wieder  geben ;  abgenummen  Jungferschaift 
Kan  man  also  wieder  geben ,  wie  dem  Todten  seine  Krafft. 

177. 
Fremde  Tracht. 

Alaraode-Kleider ,  Alamode-Sinnen; 

Wie  sichs  wandelt  aussen,  wandelt  sichs  auch  innen. 

178. 
Au  die  Grossen.  ^ 

Lieben  Herren,  wie  so  sehr  habet  ihr  das  Eitel  lieb! 
Und  wie  gerne  haben  auch  Lügen  bey  euch  ihren  Trieb ! 
Lieben  Herren,  mercket  drauff!  lieben  Henren,  dencketnach! 
Eitelkeit  gebiert  nur  Reu;  Lügen  bringen  Ungemach. 

179. 

Verfolgung. 

Dieweil  Religion  bestehet  im  Gemüte, 

Wie  daß  man  sie  dann  sucht  mit  Eisen  im  Geblüte  ? 

180. 
Auf  Vitum. 

Alten  Glauben  hälstu  hoch ,  gibst  ihn  doch  für  neuen  hin, 
Veit?  man  gibt  dir  Würd  und  Gut  außzuglcicheii  zum  Gewin. 

1  Psal.  4,  V.  3. 


Zu-Gabe.  435 

181. 

Supim  nnd  Hnpim.  ^ 

Supim,  Hupim  waren  Brüder; 
SäufFer  hupffen  hin  und  wieder. 

182. 
Ärtzte  und  Krancken. 

Kranqkcn  führen  über  Aertzte  leichtlich  nicht  Beschwerden ; 
Jenen  können  diese  stopffen  fein  das  Maul  mit  Erden. 

183. 
Grosser  Herren  Mahler. 

Grosse  Herren ,  wann  sie  blind ,  daß  sie  Mahlcr  gerne  zahlen^ 
Pflegen  nach  dem  Durchschnidt  sie  oder  schlafend  sie  zu  mahlen. 

184. 

Äuff  Atrinam. 

Atrina  ist  Pech -seh  wartz;  damit  sie  wer  berathe, 

So  sagt  sie:  schwartzcs  Feld  trägt  gerne  reiche  Saatc. 

185. 
Trunckenbolde. 

Die,  die  immer  gerne  trincken,  müssen  selten  weit  gedenckcn; 
Wann  sie  ietzt  getruucken  haben,  soll  man  ihnen  wieder  schencken. 

186. 

Stand  nnd  Wesen. 

Wer  den  Beutel  hat  verloren,  mag  den  Weg  zu  rücke  messen; 
Schwer  ist  neuer  zu  erwerben ;  alter  ist  nicht  zu  vergessen. 

187. 
Verheischungen. 

Wer  mit  viel  verheischen  zahlet, 
Zahlt  mit  Gelde,  das  man  mahlet. 


1   1  Cbron.  8,  v.   12. 

28 


436  Za-6abe. 

188. 
Güter  deß  Gemütes. 

Wer  ihm  Güter  handeln  wil,  der  erhandle  solchen  Grund, 
Den  kein  Brand,  kein  Baub  verterbt,  weil  er  im  Gemüte  stund. 

189. 
Liebhabende. 

Ein  Krancker  hat  nicht  Witz,  der  seine  Kranckheit  liebet: 
Ein  Buhler  raset  so,  der  sich  der  Lieb  ergibet. 

190. 
Verschwiegenlieit. 

Wenig  reden,  viel  verschweigen 
Ist  den  Weibern  selten  eigen. 

191. 

Von  der  Aristea. 

Aristea,  du. bist  schön;  allen  Leuten  macht  dich  hold 

Zier  am  Leibe,  Zucht  im  Sinn,  und  im  Beutel  eignes  Gold. 

192. 
Stadt  und  Land. 

Städte  sind  die  Beutel-Mühlen,  und  das  Land  ist  Müller-Gast; 
ledcm  wird  daselbst  zu  Staube ,  was  sein  Beutel  in  sich  fast. 

193. 

Anff  Frejam. 

Freja  soltc  seyn  die  Thtire,  da  man  durch  zum  Richter  geht. 
Weil  ihr  Dienst  und  guter  Wille  iedem  immer  oflfen  steht. 

194. 

Amtlente. 

Schösser,  die  in  Amtern  dienen,  sind  der  Hen-en  Kunst  zu  heisnen, 
(AufF  Lateinisch)  weil  sie  manchen,  auch  die  Herren  selbst,  be- 

schmeissen. 


Zu-Gabe.  437 

195. 

Der  Christen  Stern-Deutiing. 

Christen  dörfFen  nicht  Planeten; 
Ihre  Wercke  sind  Propheten, 
letzt  zu  Segen,  ietzt  zu  Nöthen. 

196. 
Menschen  sind  Menschen. 

Trägt  der  Diener  Menschen- Haut,  trägt  der  Herr  ein  Menschen- 

'  Hemde; 

Herren  ist  das  fehlen  auch  wie  den  Dienern  selten  fremde. 

197. 
Hans-Friede. 

Halt  dich  friedlich  mit  den  deinen; 
Trau  nicht  leichtlich  fremden  meinen! 

198. 
Rathschläge. 

Wer  deß  Freundes  treuen  Rath  nach  dem  Außgang  achten  wil, 
Der  muß  selbstcn,  kan  es  seyn,  treten  harte  biß  aus  Ziel, 
Muß  ihm  selbstcn  wissen  Bath,  darff  deß  Freundes  so  nicht  viel. 

199. 
Hitzige  Rathschläge. 

Rath,  der  gar  zu  spitzig,  wil  sich  leichte  setzen; 
Rath,  der  nicht  zu  spitzig,  last  sich  leichte  wetzen. 

200. 

Haben  nnd  gehabt. 

Haben  ist  ein  reicher  Mann,  und  Gehabt  ein  armer  Mann; 
Daß  auß  Haben  wird  Gehabt,  ist  öfft  Haben  Schuld  daran. 

201. 

Gliickwnntsch  an  eine  fürstliche  Person  Aber  geschlossenem 

Friede. 

An  von  der  Zeit,  da  das  Heil 
Uns  durch  Christum  ward  zu  theil; 


438  Zu-Gabe. 

Hatte  gleich  den  Bilder-Bogen 
Und  der  zwölffer  Thiere  Zahl 

5  Titan  rüstig  durchgezogen 

Sechzehn  hundert  sechzen  mal, 
Herr  und  Fürst,  da  unsrer  Welt 
Euch  der  Herren  Herr  gestellt. 
Zweymal  drüber  war  die  Sonne 

io  Durchgereiset  diese  Bahn, 

Als  Alecto  Zunder  spönne, 
Drauß  der  lange  Krieg  entbran. 
Herr,  ihr  dencket  nicht  ein  Jahr, 
Drinnen  freyer  Friede  war! 

15  Weil  ihr  dieses  Liecht  genussen, 

Weil  ihr  diesen  Hut  besitzt. 
Hat  die  Oder  roth  geflussen; 
Denn  das  Land  hat  Blut  geschwitzt. 
Eurer  Eirikunfft  bestes  war 

20  Treu  bey  untergebner  Schaar; 

Liebe  habt  ihr  außgegeben; 
Liebe  namt  ihr  wieder  ein. 
Eure  Sorge  halff  uns  leben. 
Würden  sonsten  wenig  seyn. 

85  Denn  was  ietzund  noch  sind  wir. 

Euch  habt  billich  dieses  Ihr. 
Was  wol  sonst  fUr  viel  ermüden 
Steht  Regenten  zum  Genieß, 
Dieses  fraß  der  Wider-Frieden, 

30  Daß  er  wenig  übrig  ließ. 

Frevel,  Boßhcit,  Tölpeley, 
HofFart,  Neyd,  Trug,  Schinderey 
Hat  sich  ofFt  an  Euch  gerieben; 
Den  die  Sau  vor  hörten  nicht, 

35  Wann  er  sie  Stall-ein  getrieben, 

Der  hat  Fürsten  ietzt  vernicht. 
Denn  es  gieug  ein  loser  Mann 
Offters  einen  beßren  an; 

88  Job  30. 


Zu-Gabo.  439 

Welcher  unsrer  Väter  Hunden 

Fürzustehen  nichtig  war^  io 

Dieser  hat  sich  unterwunden  ^ 

Thron  zu  meistern  und  Altar. 

Gott  in  Euch  und  Ihr  in  Gott 

Wäret  mehr  als  Drang  und  Spott; 

Eure  Brust  voll  Himmels-Sinnen  45 

Lachte^  wann  ein  kotig  Wurm 

Eures  Geistes  hohen  Zinnen 

Bote  spöttisch  einen  Sturm. 

Weil  an  Gott  rechtschaffen  war 

Euer  Hertz  nur  immerdar^  00 

Hat  es  künnen  frey  gebitten, 

Von  dem  Himmel,  stets  gestärckt^ 

Dieser  Zeiten  wildem  Wüten, 

Daß  es  immer  Euh  gemerckt. 

Felsen,  die  mit  Meer  und  Wind  55 

Täglich  gleich  zu  Felde  sind, 

Künnen  täglich  dennoch  siegen; 

Zuversicht,  auff  Gott  gesetzt. 

Ward  von  keinem  unten-liegen 

le  bestritten,  ie  verletzt.  eo 

Gott  sey  Danck!  Ihr  seyd  durch  hin; 
Seht  nun  traurig  abeziehn 
Das  verruchte  Raub-Geschmoisse, 
Welches  unsrer  Wolfahrt  Graß, 

Und  was  wuclis  von  unsrem  Schweisse,  65 

Geitzig  immer  abe  fraß. 
Gott  sey  danck!  deß  Friedens-Thau 
Feuchtet  wieder  unser  Au, 
Die  deß  Kriegcs-Brunst  besenget. 
Daß  sich  wieder  frischer  Safft  70 

In  die  dürre  Wurtzel  menget 
Und  zum  wachsen  gibet  Krafft. 
Gott  sey  danck!  sein  Feuer-Heerd 
Wird  wievor  nicht  umgekehrt; 

Seine  Diener,  seine  Lieben,  ^ft 

Die  für  Drang,  Zwang,  Pein  und  Schmach 


440  Zu-Oabe. 

Endlich  mehr  kaum  kunten  giben^ 
Hoffen  Lufft  und  mehr  Gemach. 
Fürsten  werden  Fürsten  seyn; 

80  Praler  müssen  legen  ein. 

Ehre  darff  nicht  mehr  der  Schande 
Wie  bißher  zu  Hofe  gehn) 
Haupt  wird  in  deß  Hauptes-Stande, 
Fuß  wird  zu  den  Füssen  stehn. 

85  Satzung;  Ordnung,  Gleich  und  Recht 

Bleibt  nicht  mehr  der  Boßheit  Knecht; 
Diebe  werden  wieder  hangen 
Fest  an  Hanff  und  hoch  an  Holtz, 
Nicht  in  göldnen  Ketten  prangen, 

90  Arg  im  Sinn  und  frech  an  Stoltz. 

Der  dem  Pfluge  vor  enüieff, 
Bauren  in  den  Beutef  grieff 
Und  bey  fremdem  Tische  schmauste. 
Wird  nun  wieder  müssen  hin, 

»6  Wo  die  Krä  dem  Schweine  lauste, 

Ochsen  her  flir  Flegeln  ziehn. 
Unser  ungesparter  Fleiß, 
Unser  ungescheuter  Schweiß 
Wird  uns  ja  was  wieder  nützen, 

100  Daß  wir  nicht  für  raubrisch  Maul 

Wie  bißher  so  bitter  schwitzen 
Und  ernehren  fremdes  Faul. 
Gott  sey  Danck!  der  Zornes  Brunst 
Hat  gekehrt  in  Gut  und  Gunst, 

105  Der  vcrleyh  uns  wahres  büssen. 

Daß  wir  Argen  Gutes  thim. 
Lange  diesen  Schatz  gemessen 
Und  beständig  mögen  ruhn! 
Herr,  das  jüngst-verfloßne  Jahr 

110  Zeigte  das,  was  noch  nicht  war, 

Da  sich  Friede,  Ruh,  vergnügen 
In  der  Armen  warmes  Band, 
Wie  .Ihrs  nimmer  wüntschen  mügen. 
Euch  von  Strelitz  her  sich  fand. 


Zu-Gabe.  441 

Da  empfinget  Ihr  voran  iis 

Alles,  was  der  Friede  kan; 

Diesen  Außbund  aller  Gaben. 

Diese  wehrte,  kleine  Welt 

Schaut  ihr  reichlich  in  sich  haben 

Mehr  noch,  als  die  grosse  helt.  lao 

Weil  ihr  Friede  nie  gehabt, 

Seyd  Ihr  desto  mehr  begabt: 

Euer  Hertz  ist  voll  vergnügen; 

Innen  ist  und  aussen  Ruh; 

Kumt  nur  bald  dazu  das  Wiegen,  125 

Ist  des  Glückes  Circkel  zu. 

Auch  für  dieses  Friedens  Zier 

Sey  dir  Danck,  Gott,- für  und  für! 

Gib,  das  dieser  duple  Friede 

Mög  in  steter  Güte  stehn,  lao 

Biß  die  Welt  und  Ihr  seyd  müde 

Und  wollt  selbst  zu  Bette  gehn! 


443 


SALOMONS  VON  GOLA  W 

DEUTSCHER 

SINN-GETICHTE 

DRITTES  TAUSEND. 

Carolus  Scribanus  Institut.  Polit.  Christian.  Part.  II  Capit.  XIV 

pag.  mihi  235. 

Es  ist  fast  keinerloy  Art  der  Lehre,  welche  ihren  Liebhaber  mehr  schmücke 
und  mehr  Vorschub  thue,  alle  andere  Wissenschafft  zierlich,  verwunderlich 
und  lobreich  zumachen,  als  die  Pocterey.  Von  dieser  borgen  wir  im  Schrei- 
ben und  Reden  solche  Sachen,  damit  die  Höhe  der  Wissenschafft  mit  fun- 
ckelndem  Qesteine,  gleich  wie  ein  andrer  Himmel,  1)eänget  und  bestcmot 
wird,  ohne  welche,  so  es  wero,  die  Circkel  der  Wissenschafft  blind  und  wie 
entseelet  stehen  oder  an  allem  Zierath  Schiffbruch  leiden  müsten.  Ob  ich 
iedor  Wissenschafft  ihren  Glantz  gleich  lasse,  so  ist  es  doch  die  Poeterey 
alloine,  womit  der  andren  ihre  Stirnen  gleichsam  bekleinodet  werden.  Und 
gewiß,  ist  irgend  was  von  löblichen  Geschichten,  von  Witz  und  Scharffsin- 
nigkeit,  von  Schimpff  und  lustigen  Erfindungen,  von  gelehrten  Sprüchen 
und  Sätzen  von  Nöthen,  der  Leute  Sitten  und  G^müther  recht  zu  gestalten, 
so  muß  solches  hergenummen  werden  auß  dem  reichen  Vorrath  der  Poeten. 

Bey  Aristophane  fraget  Äschylus  den  Euripidem:  Weßwegen  hat  man 
sich  über  guten  poetischen  Köpffen  zu  verwundem?  Euripides  antwortet: 
Ihrer  Geschickligkeit  und  guten  Erinnerung  wegen,  dadurch  sie  die  Leute 
besser  machen. 


444  -^^  ^^^  Lesor. 


AN  DEN  LESER. 


Geneigter  Leser,  in  der  Ftirrede  der  ersten  zwey  Tausend 
meiner  Sinn-Getichte  habe  ich  etwas  weniges  gedacht  von  der 
Reim -Fügung;  hier  solte  ich  etwas  erinnern  von  der  Recht- 
schreibung. Ich  habe  mich  darinnen  aber  auch  noch  zur  Zeit 
bequämet  unserer  Übligkeit,  um  meine  Sachen  nicht  gar  zu  un- 
gewöhnlich zu  machen,  als  der  ich  mehr  auff  die  Art  der  Getichte 
als  etwas  anders  gesehen;  wiewol  ich  nicht  verwerffe,  was  von 
fleissigen  Sinnen,  sonderlich  von  Herren  Schottelio,  welcher 
meines  ermessens  wol  die  erste  Stelle  hat,  dißfalls  richtig  ge- 
wiesen worden.  Ktinncn,  günnen,  kummen  schreibe  ich  mit 
einem  ü  und  u,  weil  ich  derer  Gedancken  bin,  daß  die  meisten 
Zeitworte  der  Deutschen  von  denen  Nennworten,  nämlich  das 
Thun  vom  Wesen  sich  herziehen  und  also  von  Kunst  künstlich, 
künnen  abfliesse,  von  Gunst  günstig,  günnen  herrühre,  wie 
auch  von  Kunft  Ankunfft,  AbkunflFt,  Herkunfft  kummen;  es 
sey  dann  daß  man  meine,  diese  Nennwörter  wären  auß  den 
Zeitwörtern,  wiewol  auch  zu  geschehen  pfleget,  hergestaltet,  da 
es  doch  abermal  nichts  hindern  würde.  Anderes  mehr.  Das  c 
für  dem  k  behalte  ich,  weil  es  einem  Deutsch-gebomen  zu  einem 
k  schone  geläuffig  ist,  umstehe  aber  nicht,  daß  es  einem  Auß- 
länder  zu  Erlernung  unsrer  Sprache  leichter  fallen  dürffte,  wann 
das  c  außgemustert  würde.  Das  i  mit  e  in  liegen,  siegen  und 
dergleichen  ist  uns  zu  unsrer  Mundart  nicht  beschwerlich  und 
wird  unzerzogen  außgesprochen,  macht  auch  bißweilen  einen 
Unterscheid  an  der  Länge  oder  Kürtze  eines  Wortgliedes.  Das 
y  möchte  zu  einem  End-Buchstaben  wol  hingehen,  weil  es  in 
vielen  SchrifFten  gefunden  wird;  doch  wil  ich  ihm  kein  Schild 
seyn.  Sonst  halte  ich  dafür,  daß  die  Wörter,  so  auß  anderen 
Sprachen  ins  Deutsche  angenummen  werden,  mit  ihren  eigenen 
Buchstaben  fUglich  zu  schreiben  sind:   als  Christoph,   Sophia, 


An  den  Leser.  445 

PhöbuB,  damit  wir  nicht  unser  machen^  was  nicht  unser  ist,  weil 
es  nicht  nöthig,  in  dem  uns  nichts  mangelt.  Die  Geschlecht- Worte 
brauche  ich,  wie  sie  bey  ims  üblich ;  doch  fange  ich  hierüber  und 
über  andrem  keinen  Krieg  an.  Ich  erkläre  mich  nur,  daß  weder 
Zeit  noch  Meinung  bey  mir  gewesen,  solche  Dinge  vor  und  ietzo 
zu  beobachten,  hingegen  aber  auch  kein  Fürsatz,  sie  zu  ver- 
achten.   Bleib  geneigt  und  gesund. 


Der  Verkleinernde. 


446  Drittes  Tausend 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 

ERSTES  HUNDERT. 

1. 

Die  ietzige  Welt-Kunst. 

Die  Welt-Kunst  ist  ein  Herr,  das  Christenthum  ihr  Knecht; 
Der  Nutz  sitzt  aufF  dem  Thron;  im  Kereker  steckt  das  Recht. 

2. 

Mttssiggang. 

ledes  Haus  hat  seinen  Ort,  der  gewiedmet  ist  zur  Kuh; 
Knecht-  und  Mägde  haben  Lust,  Herr  und  Frau  hat  Fug  dazu. 

3. 
Gesinde. 

Zwar  Gesinde  sol  man  speisen,  darfF  es  aber  doch  nicht  mästen, 
Soll  sie  brauchen  uns  zu  helifen,  soll  sie  brauchen  nicht  zu  Gästen. 

4. 
Aoff  Trepicordnm. 

Trepicordus  soll  sich  raufFcn,  wil  nicht  kummen;  denn  er  wil 
Nicht  verrücken,  wil  erwarten  ihm  von  GOtt  gesetztes  Ziel. 

5. 

Hfilffe. 

Eigner  Fleiß  und  fremde  HlilfFe  fodem  einen  guten  Mann; 
Ob  man  einem  fUr  soll  spannen,  muß  er  selbsten  spannen  an. 

6. 

Das  ABC  der  Liebe. 

Wer  das  A  B  C  wil  lernen,  muß  es  lernen  biß  aufFs  Z. 
ABC,  das  Buler  lernen,  geht  nur  biß  A  B:  AufFs  Bett. 


Erstes  Hnndert.  447 

7. 

)  Auf  Nepotem. 

Nach  der  Sonne  richtet  ein  Nepos  allen  seinen  Rath; 

Wann  es  früh,  so  wird  er  jung,  ist  vergangen,  wann  es  spat; 

Denn  er  dencket  nur  auff  das,  was  er  heute  darff  und  hat. 

8. 
Auff  Thrasmem. 

Thraso  wagt  sich  in  den  Krieg; 
Seine  Mutter  wil  nicht  weinen; 
Denn  mit  seinen  schnellen  Beinen 
Stund  ihm  zu  manch  schöner  Sieg. 

9. 

Bnle,  versetzt: .  Übel ;  Bolen,  versetzt:  Beoln. 

Schöner  Bule,  schnödes  Übel,  freches  Bulen,  schlimme  Bculn, 
Trifft  zusammen,  folgt  einander,  wie  auff  sichres  lachen  hculn. 

10. 

Danck,  versetzt:  nackd. 

Danck  ist  nackd;  drauß  kan  man  schlissen. 
Daß  er  hoch  nicht  zu  genissen. 

11. 

Warheit. 

Stinckend  Kees  und  Warheit 
Liegt  bej  Höfen  abseit. 

12. 

Wein. 

Kümmt  Wein  vom  weinen  nicht,  so  kümmt  vom  Weine  weinen; 
Das  sauffen  bringet  Weh,  das  kan-  mir  Niemand  neinen. 

13. 

Gutaehten. 

Es  ist  zwar  guter  Rath  mehr  werth  als  groß  Geschäncke ; 
Doch  jagt  das  schencken  offt  das  rathen  unter  Bäncke, 
Daß  an  das  schencken  mehr  als  guten  Rath  man  dencke. 


448  Drittes  Tausend 

14. 

Gesehencke. 

Wer  das  Recht  denckt  recht  zu  führen, 
Muß  die  Räder  reichlich  schmieren. 

15. 

Hofe-Diener. 

leder  wii  bey  Hofe  dienen;  aber  mehrentheils  nur  immer 
Nicht  beym  sorgen,  nicht  beym  dulden,  sondern  nur  im  TafFel- 

Zimmer. 
16. 

Ein  Hofemaim. 

Bey  Hofe  wird  kein  Greiß, 
Wer  nicht  zu  heucheln  weiß. 

17. 
Anders. 

Wer  bey  Hof  ist  worden  alt,  gibt  zu  mercken  an  den  Tag, 
Daß  er  zwar  mit  schmecken  viel,  doch  mit  lecken  mehr  vermag. 

18. 
Von  vier  Hirtinnen. 

Chloris,  Doris,  Iris,  Ciris  liebten  einen  Hirten  alle; 
Ihm  zu  weisen  mit  dem  Wercke,  daß  er  ieden  wol  gefalle. 
Krönte  Chloris  ihn  mit  Blumen ;  Doris  bracht  ihm  Honig-Schnidte ; 
Iris  grüsset  ihn  mit  lächeln;  Ciris  fasst  ihn  in  der  Mitte, 
5  Küste  seinen  Mund-Rubin.    Ihm  behagte  nur  das  küssen, 
Nam  von  sich  und  gab  der  Ciris  Krone,  Honig  und  das  grüssen. 

19. 
Die  Saate  der  Warheit. 

Wer  bey  Hofe  Warheit  säet,  emdtet  meistens  Mißgunst  ein; 
Wächst  ihm  etwas  zu  von  Gnade,  wirfft  der  Schmeichler  Feuer  drein. 


Erstes  Handert.  449 

20. 
Fremde  Kleidung. 

Deutsch  zu  reden,  deutsch  zu  schreibeu  sind  die  Deutschen  ietzt 

beflissen ; 

Wie  sie  sich  recht  deutsch  bekleiden,  ktinnen  sie  zur  Zeit  nicht 

wissen, 

Biß  zum  kleiden,  wie  zum  reden,  eine  Gnoßschafft  sie  beschlissen. 

21. 
Anff  die  bekreidete  Lucidam. 

Lucida,  du  schöner  Schwan,  dran  zu  tadeln  keine  Feder, 
Wann  du  nur  nicht  wie  der  Schwan  drunter  decktest  schwartzes 

Leder! 
22. 
Anff  einen  J!sopnm. 

Es  gläntzet  dein  Verstand,  iEsopus,  weit  und  ferne; 
Wie  schade,  daß  ihn  fast  so  schmutzige  Laterne! 

23. 
Irren  ist  menschlich. 

Wer  ist  immer  gleiche  witzig?    Witz  ist  warlich  so  ein  Ding, 
Das  nicht  allemahl  zu  Hause,  das  bißweilen  schlafen  gieng. 

24. 
Anff  Vitnm. 

Veit  trägt  eine  Flegel-Kap  über  einer  Knebel-Haut; 
Höflich  hat  ihm  abgesagt;  dieses  macht,  daß  er  nicht  traut. 

25. 
Verehrungen. 

Wer  fUr  grosse  Herren  fischt,  ktimt  nicht  an  mit  kleinen  Fischen, 
Sondern  wo  vom  Maule  her  biß  zum  Schwantz  ist  viel  dazwischen. 

26. 
Anff  Harpacem. 

Harpax  kan  nicht  müssig  seyn;  wil  ihm  niemand  was  befehlen. 
So  erbricht  er  Thür  und  Thor,  Lad  und  Küste,  was  zu  stehlen. 

Logan.  29 


450  Drittes  Tausend 

27. 
Das  firome  Alter. 

Wann  die  Wollust  uns  verlast,  klimmt  uns  dann  die  Andacht  an; 
Hinmiel  hat  den  Alten  erst,  Welt  hat  vor  den  jungen  Mann. 

28. 
SchSnlieit 

Schönheit  ist  ein  Vogel-Leim;  ieder  hanget  gerne  dran. 

Wer  nur  fleuget,  wer  nur  schleicht;  wer  nur  manchmal  krichen  kan. 

29. 
Deß  Mopsi  Urtheil. 

Egla  war  von  blöden  Augen;  PhylHs  war  von  stumpffen  Ohren; 
Nisa  war  von  schwerer  Zunge ;  iede  war  also  geboren. 
Sonsten  hatte  Zier  und  Zucht  unter  ihnen  gleichen  Krieg; 
Sonsten  hatte  Zier  und  Zucht  unter  ihnen  gleichen  Sieg. 
6  Mopsus  solt  ein  Urthel  fallen  über  ihre  drey  Gebrächen, 
Sprach:  Das  fühlen  ist  bej  allen,  und  das  andre  nicht  zu  rechen. 

30. 
Selbgunst. 

Seiblieb  handelt  immer  recht;  dann  ihm  gibet  Recht  und  Bath 
Rath  und  Richter  an  die  Hand,  den  er  in  dem  Spiegel  hat. 

31. 
Gewissen  ohne  ss:  Gewien. 

Die  sonsten  nimmer  nie  zusammen  gerne  kamen. 
Gewissen  und  Gewien,  besitzen  einen  Namen. 

32. 
Welt-Gnnst. 

Manchen  treibet  grosse  Brunst 
Durch  geübte  List  und  Kunst, 
Welt,  zu  werben  deine  Gunst, 
Die  zu  haben  fast  umsonst 
&  Und  ftLr  sich  doch  nichts  als  Dunst. 


Erstes  Hundert.  451 

33. 
Ein  Hofemaim. 

Wer  redlich  ist  im  Hertzen  und  mit  dem  Munde  frey, 
Der  wisse ,  daß  bey  Hofe  behaglich  er  nicht  sey. 
Wie  man  ihm  vorgesaget,  so  sagt  der  Papagey; 
Drum  wer  daselbst  wil  gelten,  der  trete  diesem  bey. 

34. 
Verstellung. 

Wer  sich  bey  der  Welt  hoch  bringt  an  durch  stellen, 
Darff  sich  wol  bey  Gott  tieflf  hinunter  fallen. 

35. 
Schmfincke. 

Wolt  ihr  euch,  ihr  Jungfern,  schmüncken?    Nemet  dieses  zum 

Bericht: 

••  ^^ 

Nemet  Ole  zu  den  Farben;  Wasser-Farben  halten  nicht. 

36. 
Ärmnt  und  Reichthnm.  ^ 

Gib  mir,  wilstu  mir  was  geben,  Armut  nicht,  HErr,  Reich thum  nicht ! 
Dieses  möcht  auß  deinen  Furchten  reissen  mich  in  seine  Pflicht; 
Jenes  dürffte  zwingen  mich,  mich  durch  Unrecht  zu  ernähren; 
Dorte  dürfft  ich  leugnen  GOtt,  hier  den  Nechstcn  arg  beschweren. 
Gib  mir,  was  mir  ist  von  nöthen !  wann  dein  Wort  und  Brot  ich  hab,  s 
Hab  ich,  was  mich  zeitlich  stärcke,  hab  ich,  was  mich  ewig  lab. 

37. 
Alter  Adelstand. 

Weiland  war  deß  Adels  Brauch  in  dem  Felde  durch  das  Blut, 
Nicht  im  Acker  durch  den  Schweiß,  zu  erwerben  Ehr  und  Gut. 

38. 

Gewalt  für  Recht. 

Gewonheit  wird  Gebot  durch  Brauch  imd  lange  Zeit. 
Krieg  hat  durch  dreissig  Jahr  Gewalt  in  Recht  gefreyt. 

* 
1  ProTerb.  80,  v.  8. 

29* 


ö 


452  Drittes  Taosend 

39. 
Nachdrückliche  Worte. 

Daß  der  Sinn  es  redlich  meine,  haben  wir  nur  ein  Gemercke: 
Wann  nicht  Worte  bleiben  Worte,  sondern  Worte  werden  Wercke. 

40. 
Auf  Onalnm. 

Onalus  (meint  iedermann)  sey  ein  Mann,  dem  Lob  gebühre, 
Wann  er  schweigt,  dieweil  er  sonst  filhrt  den  Esel  fllr  die  Thtire. 

41. 

letziges  Gewissen. 

Unsrer  Zeit  Gewissen 
Stehet  auff  genissen. 

42. 
Alte  Jungfern. 

Alte  Jungfern  mügen  buhlen,  künnen  dennoch  Jungfern  seyn; 
Dann  weil  Jung  ist  fern  an  ihnen,  trifft  es  also  richtig  ein. 

43. 

Lebens-Satz. 

Viel  gedencken,  wenig  reden  und  nicht  leichtlich  schreiben 
Kan  viel  Händel,  viel  Beschwerden,  viel  Gefahr  vertreiben. 

44. 
Lebens-saat. 

Canus  ist  zwar  Lebens-saat;  eh  der  Magen  sich  soll  schliessen, 
Wil  er  gleichwol  zum  Confect  was  von  Jahren  noch  gemessen. 

45. 
Unterscheid. 

Duplex,  der  mit  Pfeiifen  handelt,  führet  meistens  schlimme  Pfeiffen, 
Die  ihm  aber  wol  gehu  abe;  denn  er  kan  sie  selbsten  greiffen. 
Simplex  handelt  auch  mit  Pfeiffen,  derer  kein  ihm  abe  gehet, 
Ob  sie  gleich  sind  wol  gebrochen,  weil  er  pfeiffen  nicht  verstehet. 
Gleiches  ist  doch  nimmer  eines;  gleiche  handeln,  gleiche  seyn, 
Gleiche  seyn  und  gleiche  handeln,  trifft  doch  ninoimer  über-ein. 


Erstes  Hundert.  453 

46. 
Anff  Polyglottiuii. 

Polyglottus  kan  viel  Sprachen;  wo  viel  Sprachen,  da  viel  Worte; 
Wo  viel  Worte,  da  viel  Sinnen,  und  das  Hertz  an  keinem  Orte. 

47. 

Der  Buchstabe  6. 

Meistens  alles  auff  der  Erden,  drauff  die  Leut  am  meisten  streben,. 
Stehet  unter  denen  Dingen,  die  sich  auff  ein  G  anheben: 
Gold,  Geld,  Gut,  Geschencke,  Gaben,  Gunst,  Gewin,  Gewalt, 

Geschicke, 
Glaube,  GlimpfF,  Gesund,  Gewissen  und  mit  einem  Worte  Glücke 
Wil  sich  alles  drunter  stellen.    Wann  zu  diesem  zu  sich  zehlet     5 
Gott  mit  seiner  Gnad  und  Güte,  weiß  ich  nicht,  was  Gutes  fehlet. 

48. 

Hofe-Witz. 

Wer  nicht  bey  den  schlauen  Höfen  iedem  Kopffe  weiß  zu  kummen. 
Der  hat  selbsten  nicht  nach  Hofe  was  von  Kopflfe  mit  genummen. 

49. 

Hingegen: 

Wer  da  bey  den  schlauen  Höfen  iedem  Kopffe  weiß  zu  kummen. 
Der  hat  zwar  den  Kopff  nach  Hofe,  das  Gewissen  nicht,  genummen. 

50. 

Klugheit  und  Thorheit. 

ledermann  hat  zu  Haußinnen  zwey  gar  ungegleichte  Gäste, 
Einen  Doctor,  einen  Narren,  die  mit  seinem  Brot  er  mäste; 
Wil  er  nun  nicht  vor  sich  sehn  und  den  Narren  halten  ein, 
Wird  er,  als  der  Doctor,  mehr  an  der  Thür  und  Fenster  seyn. 

51. 
Hofe-Wercke. 

Was  zu  Hofe  wol  geht  an. 
Hat  die  Herrschafft  selbst  gethan; 
Was  daselbst  gefehlet  hat, 
Dieses  hat  versehn  der  Bath. 


464  Drittes  Tausend 

52. 
Der  beste  Glaube. 

Man  helt  letzt  diesen  Glauben  hoch;  der  hohen  Stand  gebieret; 
Drum  halt  ich  diesen  Glauben  hoch;  der  biß  in  Himmel  führet. 

53. 
Das  Olfieke  der  Gottlosen. 

Was  hilfft  es  einen  Dieb;  der  morgen  hencken  sol; 
Ob  er  mit  Speiß  und  Tranck  versorgt  ist  heute  wol? 
Den  Sünder  hilfft  es  nicht;  den  Hölle  sol  verschlingen; 
Wenn  er  gleich  in  der  Welt  lebt  stets  bey  guten  Dingen. 

54. 
Christen -Todi 

Unser  Tod;  der  ist  ein  Tod 
Nicht  deß  Lebens ;  nur  der  Noth. 

55. 
Grosser  Hnnger. 

Da  ist;  da  ist  erst  zu  sagen  von  den  rechten  Hungers-Nötheu; 
Wann  die  Müller  imd  die  Bäcker  pfl^  dev  Hunger  auch  zu  tödten. 

56. 

ScMesier. 

Wer  sagt;  das  Schlesier  nicht  allzu  höfflich  seyn? 
O;  Schmeich-  und  Heucheley  wil  ihnen  nur  nicht  ein! 

57. 
Christen-Complimenten. 

Ja;  Ja,  Neiu;  Nein  sind  ComplimenteU;  die  Christus  Christen 

fiirgeschrieben; 
Wann  Christus  nur  in  Franckreich  käme,  so  würd  ihm  bald  ein 

andres  lieben. 
58. 
Anff  Ronchiun. 

ßonchus  ist  alleine  klug ;  Klugheit  bleibt  ihm  auch  alleine ; 
Denn  es  sucht  und  holt  bey  ihm  nun  und  nimmer  keiner  keine. 


Erstes  Hundert.  455 

59. 
Das  Olfiek  eis  gemein  Weib. 

Das  Glück  ist  wie  ein  Weib,  die  keinen  völlig  liebet, 
In  dem  sie  sich  ietzt  dem,  ietzt  jenem  untergibet. 

60. 
Orabschrifft  einer  tngendhafften  Franen. 

Schaut  diesen  schlechten  Stein! 
Ein  Demant  solt  es  seyn; 
Denn  das,  was  er  beschwert, 
Ist  mehr  als  dieses  wehrt: 
Hier  liegt  die  Frömigkeit 
Und  harrt  auff  jene  Zeit. 

61. 
Von  vergangenem  Kriege. 

Die  Wercke,  die  der  Krieg  bißher  bey  uns  verübt. 
Die  wiesen,  was  für  Plag  es  in  der  Hölle  gibt. 

62. 

Die  Freyheit. 

Wo  dieses  Freyheit  ist:  frey  thim  nach  aller  Lust, 
So  sind  ein  freyes  Volck  die  Sau  in  ihrem  Wust. 

63. 

Der  Welt  Thorheit. 

Eine  Ranstat  ist  die  Welt,  drinnen  fast  ein  iedes  Haus 
Heimlich  doch,  wo  wißlich  nicht,  hat  und  heget  einen  Claus. 

64. 

Redligkeit. 

Schlecht  und  Recht,  wo  find  ich  dich  ?  Unter  keinem  hohen  Giebel, 
Manchmal  unter  Leim  und  Stroh ,  zum  gewisten  in  der  Biebel. 

65. 
Auff  RuMdam. 

Rubida  ist  voller  Scham:  niemand  wird  sie  baarfus  finden; 
Sonaten  kümts  der  Mode  zu^  das  die  Brust  ist  ohne  binden. 


456  Drittes  Tausend 

66. 

m 

Undanekbarkeit. 

Der  uns  gibt  die  gantze  Welt,  der  uns  wil  den  Himmel  geben^ 
Fodert  nichts  dafür  als  Danck,  kan  ihn  aber  nicht  erheben. 

67. 

Eine  Wittfran. 

Wer  ihm  eine  Wittfrau  traut, 
Schiäffet  nie  auff  gantzer  Haut. 

68. 
Gottes  Gute. 

Wann  ims  Gott,  was  wir  verdienen,  sonsten  nichts  nicht  solte  geben^ 
Würden  wir  von  unsren  Diensten  ärmer  als  kein  Betler  leben. 

69. 
Auff  Plntnm. 

Wüntsch  ich  dir,  Plutus,  ein  ewiges  Leben, 
Ist  dir  dieses  wüntschen  doch  anders  nicht  eben, 
Wann  ich  nicht  wüntsche,  deß  Wuntsches  ervöUen 
Lange  noch,  lange  noch  spare  den  Willen. 

70. 

Lust  und  Sehmertz. 

Freud  und  Leid,  das  Buler-Paar, 
Henckt  zusammen  immerdar. 

71. 
Die  Furcht. 

Der  Tod,  für  dem  der  Mensch  so  fleucht  und  so  erschrickt, 
Wehrt  an  ihm  selbst  so  lang,  als  lang  ein  Auge  blickt. 
Deß  Todes  Furcht  ist  tod  mehr  als  der  Tod ;  der  Tod 
Verkürtzt,  was  ihn  vergällt:  der  Furchte  bittre  Noth. 

72. 

Amt-Schreiber. 

Edelleute  schinden  Bauern;  Schreiber  schinden  Edelleute; 
Schreibern  kununen  wie  den  Gerbern  Bauer-  und  auch  Edelheute. 


Erstes  Hundert.  457 

73. 

Weiber-Hfitter. 

Ohne  Noth  wird  die  bewacht, 
Die  auff  Unzucht  nie  gedacht; 
Nur  vergebens  wird  bewacht; 
Die  auff  Unzucht  hat  gedacht. 

74. 
Keuschheit. 

Keuschheit  ist  ein  Balsam;  Weiber  sind  ein  Glas; 
Jener  ist  sehr  köstlich;  gar  gebrechlich  das. 

75. 

Bestechungen. 

Alle  Schlösser  öffnen  künnen 
Ist  ein  Fund  von  schlechten  Sinnen; 
Denn  hierzu  ist  diß  der  Rath; 
Das  man  göldne  Schlüssel  hat. 

76. 
Auff  Pontiam. 

Du  Scheusal;  Pontia,  du  Unding  aller  Frauen! 
Wie  daß  man  dich  so  ehrt?  ey,  hör  mich  im  Vertrauen! 
Man  helt  dich  für  ein  Biid,  mit  Golde  starck  beschmieret, 
Dem  einig  imd  nicht  dir  solch  Ehr  und  Dienst  gebühret. 

77. 

Auff  Onrgitem. 

Gurges,  dein  beweglich  Gut  sah  man  längst  sich  weg  bewegen; 
Unbeweglich,  was  noch  war,  wird  sich  ehstes  gleichfalls  regen; 
Dieses  macht  der  starcke  Wein,  dessen  Geister  drein  sich  finden. 
Daß  sich  alles  so  bewegt,  regt  imd  drauff  wil  gar  verschwinden. 

78. 

Der  sondere  Stand. 

Wer  ruhig  sitzen  wil,  der  sitze  nicht  beim  Gübel; 

Wo  Schwindel  folgt  und  Fall,  daselbsten  sitzt  sichs  übel. 


458  Drittes  Taniend 

79. 

Eitelkeit 

Nim  weg  die  Eitelkeit  von  allen  unsren  Wercken, 
Was  wird  dir  übrig  seyn  und  gültig  zuvermercken? 

80. 

Die  Liebe. 

Wo  Liebe  kümmt  ins  Haus, 
Da  zeucht  die  Klugheit  auß. 

81. 
HSfligkeit. 

Was  Höfligkeit  versprochen; 
Ist  femer  nicht  zu  suchen; 
Sie  machet  keine  Pflicht; 
Ihr  Band,  das  bindet  nicht. 

82. 

Cfold. 

Weil  unter  dem,  was  schwer,  das  Gold  am  schwersten  wiegt, 
Drum  kümmt  es,  daß  dem  Gold  ein  iedes  unten  liegt. 

83. 
Weiber. 

Die  nicht  Weiber  haben, 
Wüntschen  ihre  Gaben; 
Die  sie  nun  genossen. 
Werden  drob  verdrossen. 

84. 
Alt  nnd  Jnng. 

Das  Alte  klappert,  das  Junge  klinget; 
Das  Alte  schleichet,  das  Junge  springet. 


Erstes  Hundert.  459 

85. 

Die  Zeit 

Was  die  Zeit  ftir  Urthel  spricht, 
Drauß  wird  alles  Thun  gericht. 

86. 

Auf  frantzSsisch. 

Alles,  alles,  was  man  thut;  soll  frantzösisch  sejn  geschehen; 
Wie  man  Kinder  zeugen  mag  auff  frantzösisch;  möcht  ich  sehen. 

87. 
Anschläge. 

Was  man  für  der  Zeit  erwehlet, 
Sonst  ist  nichts ;  das  so  sehr  fehlet. 

88. 
Vergnflgligkeit. 

Ein  Leben  bey  vergnügtem  Mut, 
Ist  immer  gut;  hat  immer  Gut. 

89. 
Adeliehe  Geschlechter. 

Ein  altes  edles  Haus  ist  recht  ein  altes  Haus; 

Der  Adelstand,  der  liegt;  ein  ieder  geht  drauff  nauß. 

90. 
Ein  alter  Soldat. 

Junge  Krieger,  alte  Kriecher;  Stärck  und  Mut  ist  auch  ein  Ding, 
Das,  wie  sehr  es  vor  geprachtet,  endlich  doch  auff  Krücken  ging* 

91. 

An  eine  ffirstliche  Person. 

Fürstin,  Ihr  geht,  wie  es  billich,  inner  Gold  und  Seiden  her; 
Dennoch  seh  ich,  als  die  ELleider,  nichts  an  Euch,  das  schlechter  war. 


460  Drittes  Tausend 

92. 

Die  Begierden. 

Stündlich  kämpfft  man  mit  den  Lüsten ;  selten  pflegt  man  ob-zu 

siegen; 
Wenig  derer,  die  bestehen;  viel  sind  derer,  die  erliegen. 

93. 

'Anff  Caseam. 

Casca  ist  wie  Finstemüß,  und  ihr  Gold  ist  wie  die  Sonne; 
Ihr  Gesichte  bringet  Grau,  und  ihr  Beutel  bringet  Wonne. 
Wer  nun  Sonn  und  Wonne  liebet,  muß  sich  machen  auch  bereit, 
Daß  er  mit  der  Finstemüsse  bringe  zu  bestimmte  Zeit. 

94. 

Ein  alt  Weib. 

Ein  altes  Weib,  das  schön,  macht  mit  so  seltnen  Gaben, 
Daß  über  ihr  daher  stets  schweben  weisse  Raben. 

95. 

Anff  Drancem. 

Drances  wüntschet  seinem  Weibe  langes  Leben;  (dann  ihr  Geld, 
Das  sie  hat,  verdient  es  billich!)  doch  er  meint,  in  jener  Welt. 

96. 

Ffirsten. 

Fürsten  sind  deß  Vaterlandes  Väter;  drum  wer  ihre  Scham 
Wo  entblöst  und  sieverschimpffb,  hat  den  Fluch,  wie  weiland  Cham. 

97. 

Wittiben. 

Wer  sich  an  ein  Schinbein  stösset,  der  hat  grosse,  kurtze  Schmertzen. 
Witwen,  welchen  Männer  sterben,  fühlen  gleic}ies  in  den  Hertzen. 

98. 

Lnst  nnd  Leid. 

Was  die  Jugend  hat  erfreut, 
Hat  das  Alter  offt  bereut; 
Lust  und  Leid,  die  sind  getreut. 


Erstes  Hundert.  431 

99. 
Gläubiger. 

Ist  Schuldrich  gleich  Blut-arm^  ob  Niemand  ihn  gleich  acht; 
Wird  er  mit  Mahnern  doch  bedient ^  begleit;  bewacht. 

100. 

Hanger  und  Liebe. 

Der  Hmiger  und  die  Liebe  sind  bejde  scharffer  Sinnen^ 
Sie  finden  leichtlich  Mittel  ^  ihr  Futter  zu  gewinnen. 


462  Drittes  Tausend 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 
ANDRES  HUNDERT. 

1. 

Weiber. 

Schöne  Weiber  sind  der  Himmel;  greuliche ^  die  sind  die  Hölle; 
Dort  für  Augen;  hier  für  Sinnen.  Wie  man  sich  gleich  nun  geselle; 
Halten  beyde  für  den  Beutel  dennoch, Fegefeuers  stelle. 

2. 
Das  Olficke. 

Glück  ist  keines  Lehnman  worden;  hat  auch  keinem  treu  gelobet; 
Kan  das  Lehn  drum  nicht  verschertzen,  wann  es  noch  so  feindlich 

tobet. 

3. 

Liebe  ein  Feuer- Wereker. 

Lieb;  in  deinen  Feuer- Wercken 
Sind  viel  Schwermer  zu  vermercken. 

4. 
Anff  Clepacem. 

Clepax  legt  sich  nie  ungestohlen  nieder; 
Was  er  Beichen  stiehlt;  gibt  er  Armen  wieder. 
GOTT;  wird  reichen  Lohn  ihm  hingegen  geben, 
Daß  er  hoch  erhöht  wird  in  Ketten  schweben. 

5. 
Henßligkeit. 

Wer  ein  grosses  Haus  wil  bauen,  bau  die  Küchel  erstlich  klein; 
Sonsten  muß  deß  Beutels  Fette  nur  der  Küchel  zinßbar  seyn. 


'  Andres  Hundert.  463 

6.  . 
Anff  Cnaspim. 

Cnospus  hat  zwey  tausent  Golden  auff  sein  Lernen  angewand ; 
Wer  dafbr  ihm  funffzehn  zahlet;  zahlet  gar  mit  reicher  Hand. 

7. 

Wissenschafft. 

Wen  VemunflFt  gelehrt  gemacht, 
Wird  viel  höher  offt  geacht. 
Als  den  offt  deß  Buches  Blat 
An  Vernunfft  verwirret  hat. 

8. 
Amt  der  Obrigkeit. 

Weil  Obrigkeiten  sengen  sollen, 

Wie  kümts  denn,  daß  sie  saugen  wollen? 

9. 

Abwechselung. 

Andren  gehet  auff  die  Sonne,  wann  sie  uns  geht  nieder; 
Wann  sie  andren  nieder  geht,  kümt  sie  zu  uns  wieder. 
Was  uns  GOTT  nicht  heute  schenckte,  kan  er  morgen  schicken, 
Kan  uns,  was  er  heute  schickte,  morgen  auch  entzücken. 

10. 

Verschwendung. 

Für  altes  Geld  ist  junge  Hand 
Gemeinighch  kein  festes  Band. 

11. 

Seoffer. 

GOttes  Werck  hat  immer  Tadel;  wem  der  Tag  zu  kurtz  zum 

trincken. 
Diesen  wil  auch  zum  ernüchtern  gar  zu  kurtz  die  Nacht  bedüncken. 


464  Drittes  Tausend  • 

.  12. 
Gef&lirligkeit. 

Kohlen^  daß  die  Hand  bleibt  sicher ;  fasset  man  mit  Zangen; 
Mit  bedencken^  was  gefährlich^  hat  man  an  zu  fangen. 

13. 

Der  Rechts-Tittel  vom  Schencken. 

Die  Gesetze  von  dem  Schencken 
Woln  Juristen  nur  gedencken^ 
Daß  sie  gehn  auff  ihr  bequemen, 
Nicht  zu  geben ;  nur  zu  nehmen. 

14. 
H&ssigkeit 

Wer  massig  leben  kan,  und  wer  ihm  lest  genügen, 

Wird  leichtlich,  wird  man  sehn,  zu  keinem  Schmeichler  tilgen. 

-15. 
Der  Weiber  Hiigifft 

Jungfern,  wann  man  euch  soll  kauffen,  must  ihr  Geld  zu  geben; 
Die  nichts  zugibt,  bleibt  wol  sitzen,  ist  niemanden  eben. 

16. 

Uenraths-Stiffter. 

L  und  L,  List  und  Lügen 
Kunten  manche  Heurath  fügen. 

17. 

Auff  Plansillam. 

Plausilla  trägt  sich  hoch,  dieweil  sie  etwas  schön ; 
Wie  würde  sie  so  hoch,  wenn  sie  wer  ehrlich,  gehn? 

18. 
Christas  mein  Alles. 

Christus  ist  mir  alles  worden ,  ist  mir  so  auch  worden  Ich ; 
Ist  er  Ich  nun  worden  mir,  so  wird  Ich  nicht  lassen  mich. 


Andres  Uundert.  4g5 

19. 
Der  unendliche  Oott. 

GOTT  war  stets,  wi^  er  ist,  wird,  wie  er  ist,  stets  seyn; 
Ich  aber'  soll  auß  Schuld  in  Busse  treten  ein. 
Damit  fiir  Höll  und  Tod  sey  Heil  und  Himmel  mein. 

20. 

Ärtzte  nnd  Juristen. 

Ihr  Artzt  und  ihr  Juristen,  habt  euer  bestes  Wesen 
Bey  andrer  Leute  Schaden,  Verlust  und  Ungenesen. 

21. 

Anff  Plandrinum. 

Plaudrinus  sagt  viel  her  von  wunderseltnen  Tauben ; 

Auß  Freundschafi't  wil  ich  ihm,  wer  thet  es  sonste?  glauben. 

22. 
Das  Schwert 

Ohn  Ursach  sollen  wir  nie  zucken  unsren  Degen ; 
Ohn  Ehre  sollen  wir  ihn  draufF  nie  nieder  legen. 

23. 
Schulden. 

Wer  Schuld  mit  Schulden  zahlt,  thut  selten  alles  gut; 
Der  letzte,  der  ihm  borgt,  den  zahlt  er  mit  dem  Hut. 

24. 
Göttliche  Rache. 

Gottes  Mühlen  mahlen  langsam,  mahlen  aber  trefflich  klein-, 
Ob  auß  Langmuth  er  sich  seumet,  bringt  mit  Schärff  er  alles  ein. 

25. 
Betriegligkeit. 

Bey  Hoff  ist  alles,  wers  nur  spüret. 
Mit  Falschheit  zierlich  tapeziret. 


^g  Drittes  Tausend 

26. 

Danckbarkeit. 

Danck  tilr  Wolthat  ist  ein  Saame, 
Der  nicht  überall  bekäme. 

27. 
Heitz  und  Filtzigkeit 

Wer  mit  den  Zähnen  machet  Gold, 
Hat  Koth  zu  essen  wol  verschuld. 

Ehre  und  Wfirde. 

Schwer  ists,  auflf  nach  Ehren  steigen, 
8i*hwerer,  sie  zu  haben  eigen, 
Und  am  schwersten,  wann  sie  fleucht, 
Wie  man  sie  zu  rücke  zeucht. 

29. 
Liebe  der  AltfB. 

Lieben  hat  selten  viel  Flammen  geheget, 
:>o  sich  auß  Asche  deß  Alters  erreget 

30. 

Gnitv  Anfaig. 

St'hen  ist  wol  abgegangen, 
Was  nicht  wol  ist  angefiängeii. 

31- 
Alf  VitiM. 

Quecksilber  und  das  Bley  gesellen  sich  nichi  recht: 
Was  soll  ein  juug^  Kind  dir,  Veit,  du  alter  KueehtV 


32. 


ti^BissIgte  Stnffeii. 

SimÄe  soll  sevn  wie  Salat« 
Die  mehr  Gel  ak  Essig  hat. 


Andres  Hundert.  4g7 

33. 
Soldaten. 

Brot  und  Wasser  gibt  man  Sündern,  die  am  Gralgen  sollen  büssen; 
Waren  Krieger  dann  noch  ärger,  die  es  offte  musten  missen? 

34. 

Die  Hoffnimg. 

Ist  ein  Bettler  mancher  gleich, 
Dennoch  macht  ihn  Hofinung  reich. 

35. 
Hunger  nnd  Dnrst. 

Durst  und  Hunger,  die  sind  Mahner,  die  man  nimmer  kan  bestillen; 
Morgen  kummen  sie  doch  wieder,  kan  man  sie  gleich  heute  vollen. 

36. 

Ungiflcke. 

Bey  einer  guten  Zeit  denck  an  die  böse  Stunde, 
Die  sich  der  guten  Zeit  gern  auff  dem  Rücken  funde. 

37. 

Stehlen. 

Stehlen  darfF  nicht  viel  Verlag  und  hat  dennoch  viel  Genieß ; 
Trägt  es  sonsten  nichts  nicht  ein,  ist  doch  Holtz  und  Hanff  gewiß. 

38. 

Die  gewandelten  Dentsehen. 

Wir  werden  nicht  mehr  starck  und  wie  die  Alten  alt. 

O,  wann  nur  Glaub  und  Treu  nicht  auch  war  schwach  und  kalt! 

39. 
Wolthätigkeit. 

WerWolthat  gibt,  soUs  bald  vergessen;  wer  Wolthat  nimmt,  soUs 

nie  vergessen; 
Sonst  ist  um  Undanck  der  zu  straffen  und  jenem  Hoffart  zuzumessen. 

30* 


468  Drittes  Tausend 

40. 

Entsehiildigimg. 

Adams  erstes  Hosen-Tuch  waren  Blätter  von  den  Feigen. 
Sünde  macht  sich  immer  recht  oder  wil  sich  ja  verschweigen. 

41. 

Vom  Cominaeo. 

Cominaeus  ist,  Ihr  Fürsten,  Euer  Catechismus-Buch; 

An  dem  Grunde  wol  zu  herrschen,  ist  bey  ihm  fast  kein  Gebruch. 

42. 
Der  Liebe  Handels- Wahren. 

Die  süsse  Liebes-Krämcrey,  was  führet  die  für  Wahren? 
Sie  machen  ihren  Kaufiinanu  glat  und  freycu  ihn  von  Haaren. 

43. 

Heuchler. 

Schmeichler  sind  wie  Sonnen-Blumen,blicken  nach  dem  Himmel  hin, 
Wurtzelii  aber  in  die  Erde,  suchen  Vortheil  und  Gewin. 

44. 

Karten-Spiel. 

Wer  mit  Karten  gerne  spielt,  hat  daran  den  Reise-Brieff, 
Üa  er  in  das  Armen-Haus  frey  und  sicher  mite  lieff. 

45. 
Meuschliche  Thorheit. 

Jedem  klebet  Thorheit  an; 
Dieser  ist  am  besten  dran. 
Der  fein  kurtz  sie  fassen  kan. 

46. 

Anff  Siccnm. 

Siccus  ist  ein  fromer  Mann,  und  es  ist  die  Sage, 

Dali  er  (wann  er  nichts  nicht  hat)  faste  manche  Tage. 


Andres  Handert.  4gg 

47. 
Räuber. 

Auß  dem  grossen  Satzungs-Buche  plündert  manchermehrdieLeute, 
Als  vielleicht  ein  armer  Schlucker  auß  dem  Pusche  fischet  Beute. 

48. 
Thorheit  und  Halßstarrigkeit. 

Närrisch  Hirn  und  harter  Nacke  dient  für  manchen  klugen  Mann ; 
Denn  sie  machen  durch  ihr  wüten,  daß  er  was  erwerben  kan. 

49. 

Deß  Jobi  Weib. 

Wann  der  Satan  gieng  von  Job,  ist  sein  Anwalt  dennoch  blieben 
Jobs  sein  Weib  5  er  hatte  nie  keinen  bessern  auflfgetriebeu. 

50. 
Eine  reiche  Alte. 

•  Reich  und  häßlich  liebt  man  halb, 
Ist  Aarons  göldnes  Kalb. 

51. 
Müntze  wider  Traurigkeit. 

Fraucn-Müntze  heilt  viel  Leid, 
Wer  sie  braucht  mit  maß  und  zeit. 

52. 

Auff  den  Verschwender  Syrum. 

Syrus  war  ein  reicher  Mann,  muß  nunmehr  deß  Glaubens  wegen 
Ein  paar  Schuh  zum  WettelaufF  hinter  seine  Thüre  legen. 

53. 
Verstand  und  Znstand. 

Verstand,  den  ieder  hat,  helt  ieder  lieb  und  wehrt; 
Der  Zustand,  den  er  hat,  wird  anders  stets  begehrt,  . 
Da  jener,  wie  mich  dünckt,  doch  mehr  als  der  verkehrt. 


470  Drittes  Tausend 

54. 
Verbrieflter  Adel. 

Ein  federliches  Waffen;  nicht  väterlicher  Schild 
Ist  ietzt  vorauß  gestellet,  wo  Feder-fechten  gilt. 

55. 

Franen-Volek. 

Weiber  sind  als  wie  ein  Buch ;  weil  der  Abdruck  erst  gefehlet, 
Werden  Fehler  immer  fort  alle  Bücher  durch  gezählet. 

56. 

Seltsame  Jnngferschafft. 

Es  ist  ein  Hund,  der  Jungfern  f rist ;  doch  wer  ihn  siht,  der  sihet  immer, 
Daß  er  stets  düiT  und  mager  sey ;  fett  aber  siht  ihn  keiner  nimmer. 

57. 
Anff  Latimun.  , 

Latinus  halt  doch  an  und  sammle  dein  Latein! 

Es  wird  den  Winter  durch  vielleicht  was  theurer  seyn. 

58. 

Lohn  fflr  Dienst., 

Treuer  Dienst  heischt  seinen  Lohn, 
Ob  er  gleich  nicht  sagt  davon. 

59. 

Der  Erde  und  deß  Wassers  Hfilffe. 

Die  Erde  speist  das  Wasser;  das  Wasser  tränckt  die  Erde, 
Damit  der  Mensch  gespeiset;  getränckt  von  beyden  werde. 

60. 

Der  Tod  zu  Hofe. 

Bei  Propheten  Kindern  war  der  Todt  im  Topfe; 
Bey  deß  Hofes  Heuchlern  ist  er  in  der  Suppe. 


Andres  Hnndert.  47]^ 

61. 
Fische  sind  nicht  Fleisch. 

Seinen  Weg  hat  alles  Fleisch  in  der  ersten  Welt  vertcrbt; 
Dnim  hat  durch  den  Stindenfluß  Gott  gar  recht  das  Fleisch  gesterbt. 
Nur  die  Fische  blieben  leben;  müssen  also  biUich  schliessen, 
Wer  im  Fasten  Fische  speiset;  künne  ja  nicht  Fleisch  gemessen. 

62. 
Asche  und  Kohle. 

Kohl  und  Asche  sind  Geschwister;  Holtz  ist  Mutter,  Vater  Feuer; 
Kohl  ist  Bruder,   Asche  Schwester;  beyde  sind  cm  Ungeheuer; 
Denn  der  Vater  wie  die  Mutter  ist  so  bald  durchauß  verlohren, 
Wann  der  Sohn  und  seine  Schwester  werden  zu  der  Welt  geboren. 
Doch  zur  Rache  kümt  der  Wirbel,  treibt  dieTochter  in  die  Flüchte,  5 
Und  deßVatersBruder  kümmet,mach  t  denSohn  noch  auch  zu  nichte. 

63. 

Aoff  Gailnlam. 

Gailula  hält  nichts  vom  sondern,  hält  nur  von  gemeinem; 
Drum  verbleibt  sie  allen  willig,  dienet  nicht  nur  einem. 

64. 

Weiber  sind  Menschen. 

Ob  Weiber  Menschen  sind?  Sie  haben  ja  VernunfFt, 
Sie  lieben  fort  und  fort;  dann  ^vilder  Thicre  Zunflft 
Hegt  nur  zu  mancher  Zeit  der  süssen  Liebe  Brunfft. 

65. 

Ordnungen. 

Wer  Ordnung  machen  wil,  der  muß  auch  Leute  machen, 
Hey  denen  sie  ein  Ernst,  und  die  sie  nicht  verlachen. 

66. 
Schmeichler. 

Schmeichler  haben  keine  Straffe,  weil  sie  niemand  io  verklagt; 
Sehmeicheln  ist  fast  wie  natürlich  ^  weil  es  keinem  mißbehagt. 


472  Drittes  Taugend 

67. 

Die  Reichen. 

Die  mit  Säcken  voller  Geldes  sind  behencket  überall, 
Kummen  schwerlich  in  den  Himmel ;  dann  der  Steig  ist  gar  zu  schmal. 

68. 

Deß  eiflekes  Hanl. 

Glücke  hat  ein  weites  Maul;  was  der  gute  Tag  gesagt, 

Hat  manchmal  der  böse  Tag  kurtz  hernach  mit  Reu  beklagt. 

69. 

Lflgen. 

Wer  sein  Kleid  mit  Lügen  flickt,  der  befindt  dennoch. 
Ob  er  inuner  flickt  und  flickt,  da  und  dort  ein  Loch. 

70. 

Anff  Nepotem. 

Nepos  geht  in  grossem  Kummer,  aber  nur  biß  an  die  Knie; 
Weiter  last  er  ihn  nicht  dringen;  biß  zum  hertzen  künmit  er  nie. 

7L 
Der  babylonisclie  Tlmnn. 

Dadie  Sprache  ward  verwandelt,  ward  der  Thurm  nicht  außgebaut. 
Weil  dieKleidung  sich  so  wandelt,  wird  kein  deutscherSinn  geschaut 

72. 
Der  Todes-Schlaf. 

Wer  Geld  zu  zehlen  hat,  der  schläft  nicht  leichtlich  ein; 
Nur  für  deß  Todes  Schlaf  wil  Geld  kein  Mittel  seyn. 

73. 
Die  Kirche. 

Hat  beym  grossen  Hauflfen  dann  die  Kirche  Stelle? 
Laufiik  der  grosse  Hauflfe  dann  nicht  in  die  Hölle? 

74. 

Tugend  und  Laster. 

Tugend  last  sich  nicht  begraben;  Laster  sterben  auch  mit  nichte; 
Dieae  leben  durch  die  Schande,  jene  durch  ein  gut  Gerüchte. 


Andres  Hundert.  473 

75. 
Anff  Teteam. 

Tetca  wil,  man  soll  sie  loben;  ihres  Leibes  schöne  Stücke 
Loben  sich  ja  von  sich  selbsten;  soll  man  loben  ihre  Tücke? 

76. 

Deß  Arcadis  Sehntzrede. 

Areas  sagt:  Ich  bin  nicht  schlau;  doch  last  Einfalt  nicht  verterben ; 
£h  und  mehr  als  Eselshaut  siht  man  einen  Fuchsbalg  gerben. 

77. 

Vergnfigligkeit. 

Wer^  was  ihm  nicht  soll,  kan  meiden^ 
Kan  auch;  was  nur  künmit^  erleiden. 

78. 
Auff  Fongoin. 

Fongus  ist  ein  Witwer;  nicht  sein  Weib  ist  hin: 
Nur  er  ist  ein  Witwer  an  Verstand  und  Sinn. 

79. 
Anff  Marcum. 

Marcus  macht  ein  Testament,  tröst  sein  Weib  mit  letztem  Willen; 
Sie  macht  auch  ein  Testament,  ihren  erstlich  zu  ervöUen. 

80. 

Das  Urthel  Paridis. 

Daß  Paris  nicht  recht  klug  im  Urtheln  sey  gewesen, 
Meint  icdcr,  der  von  ihm  pflegt  hören  oder  lesen. 
Mich  dünckt,  daß  heute  noch  ihm  mancher  fiele  bey, 
Wann  Helena  wie  ihm,  so  manchem,  stünde  frey. 

81. 

Uimmel-  und  Hofe-Leben. 

Hofegunst  und  ewig  Leben 

Wird  nicht  auß  Verdienst  gegeben. 


474  DnUw  TMuend 

82. 

Am  eimen  Freud. 

Du  bittest  mich  aoff  morgen,  ich  Bolte  seyn  dein  Gast; 
Gut!  wann  du  mich  zu  gaste  nur  nicht  im  Hertzen  hast. 

83. 

Ffirsten-Liebe. 

Grosse  Herren  lieben  die,  denen  sie  viel  Wolthat  gaben, 
Lieben  selten,  die  um  sie  sich  gleich  wol  verdienet  haben, 
Wollen,  daß  man  ihre  Güte  solle  stets  mit  Pflicht  entfinden. 
Wollen  sich  für  fremdes  Gute  selbst  hingegen  nicht  verbinden. 

84. 

Ffirstliehe  persSnliche  Znsammeiikiiift 

Grosse  Herren  solln  sich  kennen. 
Als  durch  sehen,  mehr  durch  nennen; 
Was  das  Ohr  hat  groß  gemacht, 
Hat  das  Auge  drauff  verlacht. 

85. 
Der  KSUer-eianbe. 

Was  die  Kirche  glauben  heist,  soll  man  glauben  ohne  wancken; 
Also  darff  man  weder  Geist,  weder  Sinnen  noch  Gedancken. 

86. 
Eine  Frage. 

Ob  mehr  Augen,  ob  mehr  Haare  (wil  man  fragen)  hat  die  Welt? 
Ey,  mehr  Augen!  zehle  beydes  du,  dem  dieses  nicht  gefeilt. 

87. 
Gewaltsame  Bekehrung. 

Wann  durch  tödten,  durch  verjagen  Christus  reformiren  wollen, 
Hett  ans  Creutz  Er  alle  Juden,  sie  nicht  Ihn,  erhöhen  sollen. 

88. 
Ein  Weltmann. 

Wer  so  wohnt  in  der  Welt,  das  Welt  in  ihm  nicht  wohnt. 
Der,  weil  er  ihr  nicht  dient,  fragt  nicht,  wie  sie  ihm  lohnt 


Andres  Hundert.  475 

89. 

Trew,  znrficke:  wert. 

Treu  hat  in  sich  ihren  wert, 
Wird  von  iedem  zwar  begert; 
Die  sie  aber  ietznnd  geben, 
Derer  sind  nicht  viel  in  Leben. 

90. 
Beschenckmigeii. 

Wer  durch  Gaben  bey  dem  Richter  denckt  zu  holffen  seinen  Sachen, 

Suche  lieber  durch  das  schencken  auß  dem  Feinde  Freund  zu 

machen. 
91. 

Auff  Picnin. 

Picus  nam  die  dritte  Frau,  immer  eine  von  den  Alten; 

Wolte,  mein  ich,  ein  Spital,  schwerlich  einen  Ehstand,  halten. 

92. 

Das  wanckende  Grlficke. 

Wandelt  Glücke  dann  die  Leute, 
Daß  sie  morgen  nicht  wie  heute? 
Glücke  hat  es  nie  gethan, 
Wann  sich  wandelt  selbst  der  Mann. 

93. 
Die  Gerechtigkeit. 

Das  Gerechtigkeit  bestehe,  muß  man  Köpffe  dazu  haben, 
Theils  die  kluge  Leute  führen,  theils  der  Hencker  gibt  den  Baben. 

94. 
Die  Welt  darcks  Wort. 

Die  Welt  ward  durch  das  Wort;  die  Welt  ist  Gottes  Affe: 
Das  Cavalliers-parol  itzt  alles,  wil  sie,  schaffe. 

95. 
Die  Tagend. 

Wo  Tugend  herrscht  das  Glücke,  wo  Weißheit  zwingt  die  Fälle, 
Hat  Hochmut  kein  Gehöre,  hat  Unmuth  keine  Stelle. 


476  DzitteB  TaoMiid 

96. 

Die  Hoffirnng. 

Hoffnung  ist  der  Menschen  Granckler^  der  uns  immer  Kurtzweil 

macht; 
Denn  wir  hoffen  stündlich  bessers;  biß  wir  geben  gute  Nacht. 

97. 
An  die  Jungfern  wegen  der  Sonne-Fleeken. 

Schöne  Jungfern^  dcncket  nach!  ist  die  Sonne  voller  Flecken^ 
Wie  die  Künstler  durch  ihr  Glaß  uns  nunmehr  gewiß  entdecken, 
Was  für  Mängel  werden  doch  stecken  unter  euren  Böcken? 

98. 
Ein  Kuß. 

DeßWeibesMaul  ist  ihresMannee,  so  weit  es  Trost  undLabsal  bringt; 
DeßWeibesMaul  ist  ihrer  selbsteD;  wann  auffdieZongeGalle  dringt 

99. 
Von  Albella  nnd  Nigrino. 

Mit  Kohlen  schreibet  auff  Pappir, 
Albella,  stets  dein  Mann  dir  ftir; 
Du  achst  es  nicht,  die  Schreibe-Stunden, 
Wann  die  nur  keinen  Abgang  funden. 

100. 

Henrathen. 

Eines  darff  deß  andren  um  deß  dritten  ^MUeu ; 
Sonsteu  wäre  weiter  keine  Zahl  zu  vollen. 


Drittes  Hundort.  477 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 
DRITTES  HUNDERT. 

1. 

Das  karge  Alter. 

Alter  hilff);  ftlr  Thorheit  nichts ;  Alte  sollen  morgen  sterben, 
Wollen  dennoch  heute  noch  das  vergraben,  diß  erwerben. 

2. 
Die  Alten. 

Die  Welt  ist  alten  Leuten  gram  und  ehrt  sie  kaum  mit  einem  Blicke, 
Das  macht:  die  Alten  kummendrauff  und  weisen  andrenihre  Tücke. 

3. 

Alter,  versetzt:  Taler. 

Ein  Alter  liebt  die  Taler;  ein  Junger  liebt  sie  auch; 
Nur  jener  zum  verstecken,  und  dieser  zum  Gebrauch. 

4. 

Anff  Siccnm. 

Siccus  ist  ein  Todtengräber,  der  das  Geld  mit  Erde  deckt, 

Und  sein  Sohn,  der  ist  ein  Künstler,  der  die  Todten  aufferweckt.   . 

5. 
Treu  ohne  t:  Reu. 

Wer  hier  nicht,  weil  er  lebt,  lebt  seinem  Gotte  treu, 
Den  Inifft  nicht  nach  dem  t,  das  ist:  dem  Tode,  Reu. 

6. 
Abfall. 

Wer  von  Ehr  und  Geldes  wegen  Gott  und  Glauben  übergeben. 
Glaubet  schwerlich  was  von  Gotte,  glaubet  schwerlich  jenes  Leben. 


478  Drittes  Tausend 

7. 

EinbQdnng. 

Wer  alle  Witz  zu  haben  denckt;  hat  eben  so  nicht  Witz; 
Dann  die  hat  nicht  in  einen  Kopff  verleget  ihren  Sitz. 

'8. 
Anff  Vetlam  nnd  Jangnm. 

Jungos  Weib,  die  ist  der  Winter,  und  er  selbst,  der  ist  der  Sommer; 
Ob  Hitz  Eiß,  ob  Eiß  die  Hitze  werde  dämpffen,  ist  ein  Kummer. 

9. 
Der  heilige  Olanbe  und  weltliche  Glaube. 

In  dem  Glauben  fUr  den  Höchsten  wil  man  Ketzern  nichts  gestchen ; 
In  dem  Glauben  für  den  Nechsten  last  man  alle  Falschheit  gehen. 

10. 
An  einen  verstorbenen  Alten. 

Werther  Freund,  du  lieber  Alter,  alt  von  alten  Bidersinnen, 
Alt  von  Jahren,  Witz  und  Ehren,  wir  sind  hier;  du  bist  von  hinnen, 
Einzunemen  Ehr  und  Gut,  das  durch  Alt-seyn  nicht  vergeht. 
Sondern  mit  der  Ewigkeit  immer  in  die  Wette  steht. 
5  Alt  von  Jahren,  frisch  von  Lastern  ist  die  Welt  bey  unsren  Tagen, 
Pflegt  das  Alter  zu  begehren.  Alten  aber  Hohn  zu  sagen. 
Aber  wann  der  reine  Schnee  alter  Häupter  so  zerfleust, 
Siht  man,  daß  in  gantze  Länder  trübes  Wasser  sich  ergeust. 

11. 
An  eine  verlobte  Witfrau. 

Witwen  küuuen  noch  wol  dulden,   wann  die  Männer  gehn  zun 

Todten; 
Dann  die  Licke  zu  ervölleu,  hat  Gott  nirgend  wo  verboten; 

Drum  deß  Todes  bittres  nemen  kan  durch  süsses  wieder  nemen 

Eine  Witfrau  ihr  besüssen  und  den  Tod  also  beschämen. 

s  Ihr,FrauBraut,  habt  auch  genummcn;  gebeGott,wasihrgenummcn, 

Daß  damit  das  Glücke  selbsten  euch  sey  in  die  Arme  kummen! 


Drittes  Hundert.  47g 

12. 

Das  Erdische  nnd  das  Himmlisclie. 

Zu  dem;  was  weltlich  ist,  da  bilden  wir  uns  ein. 
Daß  unser  Witz  und  Fleiß  klinn  alles  thun  und  seyn; 
Zu  dem,  was  himmlisch  ist,  da  bilden  wir  uns  für, 
Daß  alles  müsse  Gott,  und  nichts  verrichten  wir. 

13. 

Angezogene  Schrifft. 

Wann  der  Hausherr,  wann  die  Diebe  weiten  kummen,  eigen  wüste, 
Würd  er  wachen;  sagt  ein  Priester,  als  der  Bischoff  ihn  begrilste. 

14. 

Anff  Gallum. 

Gallus  meidet  grobe  Laster;  eines  hat  er  doch  erkiest: 
Daß  man  ihm  nicht  kan  erleiden,  daß  er  gar  zu  männlich  ist. 

15. 
Anff  Lucam. 

Lucas  ist  ein  Licht  deß  Landes;  aber  den  er  hat,  der  Schein, 
Kumt  ihm  nicht  von  eignem  Feuer,  kümt  von  seinen  Vätern  ein. 

16. 
Gebrach. 

Wer  in  Deutschland  wil  frantzösisch,  wer  in  Franckreich  deutsch 

wil  seyn. 
Bildet  ihme,  wie  man  mercket,  etwas  Herschafft  drüber  ein. 

17. 
Anff  Martham. 

Martha,  der  von  zweyen  Augen  kaum  ein  halbes  übrig  blieben, 
Hat  noch  Augen  in  dem  Beutel,  hat  noch  manche,  die  sie  lieben. 

18. 

Anff  Vitnm. 

Du  habst  ein  schelmisch  Angesicht,  sagt  iemand,  Veit,  so  sprichst 

du:  ja; 
Doch,  meinstu,  sey  in  deiner  Brust  ein  gutes  Hertz  hingegen  da. 


480  Drittes  Tausend 

19. 
Ein  Weltverständiger. 

Was  deut  ein  wenig  Wasser  in  einen  starcken  Wein? 
Wer  redlich,  mag  zu  Zeiten  gleichwol  auch  listig  seyn, 
Wann  nur  sein  Ziel  zum  besten,  zum  argen  nicht,  trifft  ein. 

20. 
Eben  er. 

Tapfire  Männer  sollen  haben  was  vom  Fuchse,  was  vom  Löwen, 
Daß  Betrieger  sie  nicht  fangen,  daß  sie  Frevler  etwas  scheue. 

21. 
Erkftntnfiß. 

Ohne  Gott  wird  keiner  wissen,  das,  was  Warheit  ist,  zu  nennen. 
Ohne  Christo  wird  nicht  einer  recht,  was  Gott  sej,  kiinnen  kennen. 

22. 
Yorschnb  nnd  Hfilffe. 

Wer  dem  Nechsten  meint  zu  helffen  und  wil  vor  warum?  erst  fragen, 
Dem  geht  Hülffe  nicht  vonHertzen,  pflegt  nur  waszuBuhm  zu  sagen. 

23. 
Anff  Nanam. 

Nana  zwar  ist  nicht  gesehn,  wer  sie  vornen  sihet  an; 
Rückwerts  ist  sie  hoch  gesehn ;  dennoch  kriegt  sie  keinen  Mann. 

24. 

Von  Pluto  nnd  Ptocho. 

Am  Überfluß  ist  Plutus,  am  Mangel  Ptochus  kranck; 
Ein  ieder  kan  vom  andren  verdienen  Docters-Danck. 

25. 
«eld. 

Der  Beutel  ist  ein  Leib,  die  Scel  in  ihm  ist  Geld; 
Was  Seelcn-Sorger  sind  fllr  sie  in  aller  Welt! 


Drittes  Hundert  481 

26. 
Die  Arbeit. 

Arbeit  ist  der  Sünde  Fluch ;  solte  Piger  viel  sich  mühen, 
Würd  er  auff  sich  viel  Verdacht  eines  grossen  Sünders  ziehen. 

27. 
Auff  Stichum. 

Stichus  hat  ein  böses  Weib,  wil  sie  willig  nur  vertragen; 
Meint,  ihr  Grimm  werd  endlich  schwäch-  und  sich  müden  von  den 

plagen, 
Da  ihn  sonst  ein  frisches  Weib  werde  frisch  auffs  neue  nagen. 

28. 
Nntz-Freundschafft. 

FreundschafFt  ist  von  dcnenüingen,  die  man  bringt  auß  neuer  Welt, 
Die  man  zwar  gar  hoch  muß  kauffen,  stehen  aber  nicht  fürs  Geld. 

29. 
Herren-Gewissen. 

Ochsen  spannt  mau  nicht  anFaden ;  denn  er  würde  stracks  zerrissen : 
So  auch  lest  sich  schwerlich  binden,  wer  Gewalt  hat,  an  Gewissen. 

30. 
Anf f  Thrasonem ,  auß  dem  Plante. 

Thraso  hat  nechst  Krieg  geführt  ipit  den  Völckern,  die  da  fliegen, 
Das  bey  sechtzig  tausent  Mann  ihm  zun  Füssen  blieben  liegen ; 
Denn  er  hat  viel  Vogel-Leim  auß  Musqueten  außgeschossen. 
Der  an  Federn  seinem  Feind  ist  behangen  und  zerflossen. 
Wer  von  ihnen  fiel  herab ,  diesen  stach  wie  wilden  Hünnern 
Ihre  Federn  er  ins  Hirn.    Last  euch  dieses  wol  erinnern 
Ihr,  die  ihr  zu  Felde  dient,  daß  ihr  wisset  recht  zu  kriegen, 
Waflen  auch  zu  führen  recht  wider  Leute ,  die  da  f-lügen. 

31. 
Das  Gewissen. 

Apollo  schrieb  nechst  auß,  daß  ieder  solte  müssen 
Bey  ihm  sich  stellen  ein ,  zu  mustern  das  Gewissen. 
Als  diß  Gebot  ergieng,  wie  rein  hat  manche  Hand 
Gewissen  vor  geputzt  mit  Lauge,  Stroh  und  Sand! 

Logan.  3 1 


482  Drittes  Tausend 

32. 
An  eine  fttrstliche  Person. 

Ftirstin,  Euren  Ruhm  zu  preisen,  ist  ein  Werck  nicht  meiner  Sinnen, 
Weil  ich  nichts  thu,  was  die  Leute  durch  und  durch  nicht  auch 

beginnen. 

33. 

Lob. 

Ein  sondres  Lob  ist  diß,  daß  einer  lobens  wcrth, 
Auff  blosses  Lob  nicht  siht  und  lobens  nicht  begehrt. 

34. 

Ohren-Bläser. 

Fürsten,  die  die  Ohren-Bläser  lassen  gern  ihr  Ohren  vollen, 
Künnen  nie  in  Freyheit  leben,  dienen  stets  dem  Widerwillen. 

35. 

Lebens-Lauff. 

Deß  Lebens  Schiff  laufft  stets;  kurtz  lauff  es  oder  lang. 
So  laufft  es  nirgend  hin  als  gegen  Niedergang. 

36. 

From  und  nnfrom. 

Heuchler  wächst  in  einer  Erde  leichtlich  nicht  und  Biedermann; 
Dann  wo  jeper  hebt  zu  grünen,  hebet  der  zu  dorren  an. 

37. 

Zungen-Freyl^eit. 

Die  Zunge  braucht  Gesandten-Recht,  wil  stets  seyn  unverletzt; 
Wiewol,  was  Hertz  ihr  mite  gab,  sie  manchmal  sehr  versetzt. 

38. 

Ansehen. 

Pfauen  ohne  Schwantz,  Fürsten  ohne  Scheu 
Achtet  ieder  klein,  thut  es  ohne  Reu. 


Drittcfl  Handert.  483 

39. 
Der  alten  Dentschen  Sclirifft. 

Der  Deutschen  ihr  Papier 
War  ihres  Feindes  Leder; 
Der  Degen  war  die  Feder; 
Mit  Blute  schrieb  man  hier. 

40. 

Die  Tapferkeit. 

Mannheit  ohne  Sinnen 
Wird  nicht  viel  gewinnen. 

41. 

Hofe-Werth. 

Bey  Hof  ist  mehr  ein  Pferd 
Als  offt  ein  Diener  werth: 
Manch  Diener  klimmt  gelauffen; 
Die  Pferde  muß  man  kauffen. 

42. 
Oiack  und  Recht. 

Denen,  die  da  schliffen,  ist  viel  Glück  entstanden; 
Denen,  die  da  wachen,  klimmt  das  Recht  zu  handeu. 

43. 
Der  H»llen-Weg. 

Ob  man  schwerer  in  die  Hölle  als  zuvor  ietzt  reisen  kan? 
Weil  ein  ieder  sich  bemühet,  wie  er  Sechse  spannet  an. 

44. 
Von  Cano. 

Canos  baut  ein  neues  Haus,  baut  ihm  auch  ein  Grab  zugleiche; 
Scheint,  daß  er  ans  weichen  denckt,  aber  doch  nicht  gerne  weiche. 

45. 

Sachen-Walter. 

Man  muß  mit  schmieren 

Wie  dürren  Thüren 

31* 


484  Drittes  Tausend 

So  Advocaten 
Zorn  meisten  rathen; 
Solln  schweigen  Tliüren, 
Sie  Reden  fuhren. 

46. 
Anff  Fungam. 

Fungus  Maul  ist  eine  Mühle,  die  gar  gäng  an  ihrem  LaufF; 
Mahlt  ein  Handvoll  Witz  kaum  abe,  schütet  Wort  ein  Malder  auff. 

47. 

Auff  Trallum. 

TruUus  hat  ein  schönes  Weib.   Wann  sie  an  der  Thüre  steht. 
Sieht  man  nicht,  das  leicht  ein  Hund  sich  bey  ihr  ins  Haus  vergeht 

48. 
Tage-  und  Naelit-gleiche. 

Dina  wil,  daß  Tag  und  Nacht  immer  möge  gleiche  seyn, 
Daß  so  viel  am  Tag  ihr  kumm,  als  ihr  kümt  deß  Nachtes  ein. 

49. 
Eigeu-WlUe. 

Hunde,  die  an  Ketten  liegen,  Menschen,  die  nach  Willen  leben, 
Sind  bedencklich ;  beyde  pflegen  leichtlich  Schaden  auß  zu  geben. 

50. 

Auff  Plunam. 

Pinna  ist  ein  rechtes  Holtz:  Holtz,  das  ist  deß  Feuers  Kost; 
Lieb  ist  Feuer;  das  zu  ihr  denn  Niemand  trägt  Liebens-Lust? 

51. 
Sunden-Scheu. 

Wer  Sünde  weiß  zu  scheuen, 
Der  darff  sie  nicht  bereuen. 


Drittes  Hundert.  435 

52. 
Das  Alte  und  das  Neue. 

Immer  fragten  wir  nach  Neuem,  weil  sich  Krieg bcy  uns  enthalten; 
Nun  der  Krieg  von  uns  entwichen,  fragen  wir  stets  nach  dem  Alten. 

53. 

Auff  Grlaucam. 

Es  stritten  ihrer  zwey,  ob  schön,  ob  Glauca  heßlich? 
Gemahlet  ist  sie  schön;  natürlich  ist  sie  greßlich. 

54. 

Poeten  und  Mahler. 

Man  pfleget  mehr,  was  Mahler  mahlen. 
Als  was  Poeten,  zu  bezahlen. 
Da  doch  die  Farben  werden  blind, 
Beim  aber  ohne  sterben  sind. 

55. 
Das  Mittel. 

Der  Mittelstand  ist  gut;  die  Erde  ruht  im  Mittel, 
Hat,  daß  sie  böse  sey,  noch  dennoch  stets  den  Tittel. 

56. 
Vielfach-Ehe. 

Die  Heyden  haben  manche  Weiber,  so  viel  Hauen  haben  Hennen ; 
Capaunen  müssen  sie  verhüten ;  wer  wil  hier  Manne  Haime  nennen? 

57. 
Ein  Weiser  unter  Narren. 

Wer  unter  Narren  wohnt,  wie  viel  auch  derer  seyn, 
Ist  unter  ihnen  doch,  als  wer  er  gar  allein. 

58. 
Auff  Glaudulam. 

Glandula  wird  für  die  Krone  aller  Weiber  hier  geschätzet; 
Freylich,  weil  sie  so  mit  Perlen  und  Bubinen  ist  versetzet. 


486  Drittes  Tausend 

59. 
Anff  Papnliuii,  einen  Pfarr. 

PapuluS;  du  nimst  den  Zehndeii;  dich  und  alles  Haus  zu  nehreO; 
Obdugleich  den  zehnmal  Zehndenkanst  mit  Lehrennicht  bekehren. 

60. 
Anff  Floram. 

Flora  hat  zwar  wol  die  Bltit  ihrer  Jungferschafil  versetzet; 
Was  denn  mehr  ?  es  wird  die  Frucht,  als  die  BlütC;  mehr  geschätzet 

61. 

Nahrnng  vom  Fener. 

Feuer  gibt  uns  zwar  wie  Lufft,  Erd  und  Wasser  keine  Speise; 
Daß  uns  alles  dient  und  schmäckt,  gibt  es  aber  Hülff  und  Weise. 

62. 
Der  Spiegel. 

Der  Spiegel  ist  ein  Mahler,  im  mahlen  gantz  vollkummen, 
Hat  aber  sein  Gemälde  stets  mit  sich  weg  genummen. 

63. 
Wieder-HalL 

Wer  dich,  Echo,  viel  wil  fragen, 
Hat  von  dir  doch  nichts  als  sagen; 
Was  die  Buler  für  dir  lallen, 
Kanst  du  listig  wiederschallen; 
Was  du  ihnen  hast  versprochen, 
Drauff  *  hat  keiner  viel  zu  pochen. 

64. 

Männer-Mängel. 

Daß  ein  Weib  eh  als  ein  Mann,  macht  der  Krieg,  zu  zehlen  sey ; 
Weiber,dtinckt mich,  stunden  auch  durch  dieBuhlschafftKriegebey. 

65. 
Die  Liebe. 

Liebe  darff  nicht  lernen  mahlen,  weil  sie  nicht  die  Farbe  kennt. 
Weil  sie  blaues  oft  ftü*  rothes  und  ftü*  weisses  schwartzes  nennt. 


Drittes  Hundert.  487 

66. 
An  das  Frauen-Yolck. 

Lieben  Weiber^  lasst  mir  zn^  daß  ich  sag:  ihr  seyd  wie  Nüsse. 
Diesen  ist  in  zarte  Haut  eingehüllt  deß  Kernes  Süsse; 
Drauff  folgt  gar  ein  harter  Schild^  letzlich  dann  die  bittre  Schale  : 
So  seyd  ihr;  ihr  Weiber ;  auch  meistens  (doch  nicht  allzumale); 
Weil  ihr  Jungfern  seyd  und  bleibt;  seyd  ihr  gar  von  linden  Sitten ;      5 
Wann  ihr  Weiber  worden  seyd,  muß  man  schlagen  oder  bitten. 
Daß  die  Herrschafft  Männern  bleibt;  wann  ihr  alt  und  schmutzig 

heisset; 
0,  wie  bitter  wird  es  dem,  der  mit  euch  sich  schwärtzt  und  beisset ! 

67. 
Freyheii 

Wer  seinem  Willen  lebt;  lebt  ohne  Zweiffei  wol, 
Doch  also,  wann  er  wil;  nichts  anders,  als  er  sol. 

68. 
Anff  Milonem. 

Du  bist  ein  grosser  Mann!  dein  Hertz  ist,  Milo,  klein; 

Du  sagst,  es  sey  so  recht  und  müsse  billich  seyn. 

Dein  Hertze,  das  zwar  klein,  sey  doch  ein  solcher  Gast, 

Für  den  nicht  nach  Person,  nach  Werth,  gehöre  Rast. 

So,  so!  sonst  ist  bekant,  manch  grosses  Fürsten-Haus  5 

Hat  einen  kleinen  Zwerg  für  einen  grossen  Claus. 

69. 

Auf  CalToni. 

Calvus,  der  gantz  kahl  am  Kopffe  (meint  man)  werd  ans  Holtz  noch 

kleben. 

Sorgt  drum  selbsten,  wie  der  Hencker  ihm  wird  doch  die  Husche 

geben. 
70. 

Anff  Priseam. 

Prisca  liegt  in  letzten  Zügen,  dennoch  kan  sie  nicht  von  dannen ; 
Wann  ihr  Mann  nur  Mittel  wüste,  wolt  er  gerne  für  ihr  spannen. 


488  Drittes  Tausend 

71. 
Hofe-Falschheit. 

Falschheit  ist  die  Hofe-Gicht; 
Artzt  und  Artzney  heilt  sie  nicht. 

72. 
Anff  Plamun. 

Planus  ist  ein  tapffrcr  Kunde  gegen  Abend  in  dem  Schuten; 
Dann  daselbst  wird  seiner  Grösse  um  ein  grosses  eingerathen. 

73. 
Der  Friede. 

Solcher  Fried  ist  schwerUch  gut, 
Der  nicht  Bauern  sanffte  thut. 

74. 
Fürsten-Gebot 

Für  Gottes  Echo  ist  zu  schätzen; 
Was  frome  Fürsten  sagen,  setzen. 

75. 
Sanff-Seuche. 

Wen  die  Feuers-Noth  so  plagt,  wen  nur  immer  dürsten  wil, 
Den  führt  endlich  Wassers-Noth ,  Wassersucht,  zu  seinem  Ziel. 

76. 
Der  Apffel-Bieß. 

Adam  must  in  Apffel  beissen,  kunt  es  nicht  verbessern. 
Weil  man  noch  zu  seihten  Zeiten  nichts  gehabt  von  Messern. 

77. 
Amts-Beschwer. 

ledes  Amt  darff  grosse  Sorgen.   Uhren  richten  ist  wol  schwer; 
Als  sich  in  all  Ohren  richten,  weiß  ich  nicht,  was  schwerer  wer? 


Drittes  Hundert.  4^9 

78. 

Ein  alter  Fall. 

Ein  alt  Weib  fiel  die  Stiegen  ab;  kein  Wunder  bildt  euch  ein! 
Die  Früchte  fallen  von  sich  selbst,  die  überständig  seyn. 

79. 
.  Redligkelt. 

Redlich  sejn  ist  so  ein  Amt,  das  man  fUr  das  beste  hclt; 
Die,  die  dessen  fähig  sejii;  sind  gar  sparsam  in  der  Welt. 

80. 

Ein  reich  Weib. 

Reiche  Weiber  hat  es  wenig;  ieder  ist,  der  eine  wil; 

Weil  ihr  nun  viel  außgesuchet,  werden  mehr  nicht  funden  viel. 

81. 

Gesetzlinge. 

Juristen  sind  wie  Schuster,  die  zerren  mit  den  Zähnen 
Das  Leder,  sie  die  Rechte,  daß  sie  sich  müssen  dehnen. 

82. 
Christliche  Liebe. 

Christen-Lieb  ist  reformirt;  abgedancket  sind  bey  ihr 

Werck  und  That,  die  sonsten  doch  sind  ihr  Art  und  ihr  Gebühr. 

83. 

Anff  Mopsnm. 

Mopsus  kan  von  eignen  Künsten  nichts  verrichten,  nichts  besinnen. 
Wie  sein  Weib,  die  ohne  Mutter  niemals  hat  gebehren  künnen. 

84. 

Anff  Narribertnm. 

Gut  macht  Muth ;  wann  Narribertus  nur  zwey  Thaler  bey  sich  hat, 
Weiß  er  durch  das  Thor  zu  gehen  keinen  Raum  und  keinen  Rath. 


490  Drittes  Taiuend 

86. 

Auf  Orossui. 

Thaler  nennet  man  vom  Thal,  und  wo  Thal,  da  ist  es  niedrig; 
Weil  nun  Grossus  denckt  Berg-an,  sind  die  Thaler  ihm  gar  wiedrig. 

86. 
Kleider-Praeht. 

Gold  auff  Hosen,  keines  drinne 
Macht  Verdacht  von  armem  Sinne. 

87. 

Auff  Pralinnm. 

Wie  dein  Kopff,  Gelegenheit, 
Ist,  Pralin,  dein  Ehren-Kleid. 

88. 
Frenndsehafft. 

Freundschafft  ist  ein  theurer  Schatz;  immer  hört  man  davon  sagen. 
Selten  rühmt  sich  einer  recht,  daß  er  ihn  davon  getragen. 

89. 
Anff  Cottam. 

Cotta  liebt  sein  liebes  Weib ;  aber  ihre  Haupt-Gebrechen 

Ean  er,  als  ein  redlich  Mann,  dennoch  ihr  für  gut  nicht  sprechen. 

90. 

Huren. 

Wer  sich  selbsten  liebt  und  acht,  lasse  Huren-Liebe  fahren ;  . 
Huren  geben  immer  dar  für  gut  Geld  gar  faule  Wahren. 

91. 
Sicherheit. 

Schiffer,  die  am  Buder  sitzen,  kehren  da  den  Eücken  hin, 
Wo  sie  dennoch  hin  gedencken,  wo  sie  drauff  mit  Kxäfften  ziehn. 
Menschen,  die  in  Tag  hin  leben,  dencken  nimmer  an  den  Tod, 
Dem  sie  doch  in  bösen  Thaten  rennen  zu  mit  gantzer  Noth. 


OrittOB  Himdeit.  401 

92. 

KliSbeit 

Nicht  allemal  hat  Stand  Verstand ; 
Ein  Niedrer  hat  oft  mehr  ericant 

93. 
Lkbes-Arkeit 

Liebe  ^  die^  die  so  gar  mühsam  dir  in  deiner  Arbeit  stehn, 
Sind  gemeinlich  die,  die  fldaug  andrer  Arbeit  müssig  gehn. 

94. 
Klugheit  nnd  Kunst 

Man  hat  dich^  Klug;  und  dich^  Gelehrt; 
Weit  abgesondert  oflft  verehrt 

95. 
Knechte  und  Herren. 

Manches  sind  gebome  Knechte ,  die  nur  folgen  fremden  Sinnen; 
Manches  sind  gebome  Herren  ^  die  sich  selbsten  leiten  künnen. 

96. 
Thorheit. 

Daß  auff  hohem  Stule  vielmal  sitzt  die  Thorheit^ 
Ist  erhört  bey  aller  ^  und  nicht  nur  bey  der  Zeit. 

97. 

Anff  den  geadelten  Bibonem. 

Drey  Ballen  Schnee  in  warmem  Weine, 
Diß  Waflfen,  Bibo,  ist  zwar  deine; 
Nicht  weiß  ich,  wie  die  zwey  beysammen 
Auff  deine  Kinder  werden  stammen? 

98. 
Die  Nothwendigkeit. 

Noth  ist  unser  sechster  Siim;  hat  im  Augenblick  erfunden, 
Wo  zu  vor  die  andren  fünff  in  Gedancken  stille  stunden. 


492  DrittoB  Taiuend 

99. 

Die  Farcht. 

Die  Furchte  sagt  gar  selten  wahr, 
Leugt  meistens,  wo  nicht  unmerdar. 

100. 

Oesnndlieit  nnd  Faulheit. 

Gesund  und  Müssigang,  so  viel  man  täglich  schaut. 
Wohnt  und  verträgt  sich  nie  gar  gern  in  einer  Haut 


Vindtes  Hnndert. 


493 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 

YIERDTES  HUNDERT. 


1. 

Eine  Hure. 

Wem  die  Hur  ins  Hertze  kümt,  wird  sie  auch  in  Beutel  kuramen; 
Mag  dennzehlen^  was  dieNacht  ihm  geschenckt^derTag  genuinraen. 

2. 

Verbrechen. 

Grossen  Fehlem  ist  ein  Rath^ 
Daß  sie  deck  ein  göldnes  Blat. 

3. 

Anff  Bibonem. 

Bibo  ist  der  andre  Monde ;  stehet  aber  immer  immer  stille, 
Nimmet  an  kein  Viertel  nimmer,  bleibet  immer  in  der  volle. 

4. 
Wein. 

GKiter  Wein  verterbt  den  Beutel,  böser  schadet  sehr  dem  Magen; 
Besser  aber  ist  den  Beutel,  als  den  guten  Magen  plagen. 

6. 

Betrag. 

Ist  Betrug  gleich  noch  so  klug. 
Gibt  sich  letzlich  doch  ein  Fug, 
Daß  er  nicht  ist  klug  genug. 


494  Drittes  Taiuend 

6. 
Die  Liebe  deß  Nechsten. 

Der,  den  Christus  lieb  gehabt;  daß  er  ihn  mit  Blut  erworben, 
Wie  daß  er  durch  unsren  Haß  vielmal  schändlich  ist  vertorben? 
Wann  man  seinen  Nechsten  hasset,  wirfft  man  Christo  gleichsam  für, 
Daß  er  den  so  wehrt  geschätzet|  den  so  wenig  achten  wir. 

7. 
Sflnden-Bekftntnfiß. 

Herr,  ich  muß  dir  nur  bekennen,  das  ich  nichts  als  Sünde  bin; 
Werst  du  nun  nicht  lauter  Güte,  wer  ich  längsten  schone  hin. 

8. 

Deß  Herren  Abendmal. 

Wie  man  ChristiLeib  kan  essen,  wie  man  Christi  Blut  kan  trincken, 

Lest  sich  jener  diß  vernehmen,  lest  sich  dieser  das  bedüncken. 

Der  denLeib  gab  selbst  zurSpeise,der  dasBlut  gab  selbst  zu  trincken. 

Der  wird  leisten,  was  versprochen;  ich  wil  glauben,  du  magst 

düncken. 
9. 

Hencheley. 

Wo  das  Hertz  ist  frey  und  die  Zung  ein  Knecht, 
Da  geht  Redligkeit,  wie  die  Krebse  recht. 

10. 
Vergnfigligkeit. 

Gott  gibt  alles,  was  wir  dürffen;  daß  sichs  uns  nu  nimmer  füget, 
Macht  die  Wollust  und  Begierde,  derer  Stand  sich  nie  vergnüget. 

11. 

Beten. 

Wer  mit  demMunde,nicht  mitHertzen  zum  Gebete  sich  wil  schicken, 
Der  kehrt  dem,  zu  dem  er  betet,  nicht  Gesichte,  sondern  Rücken. 

12. 
Die  Armen. 

Welt  soll  Armut  ehren; 
Welt  wil  Armut  mehren. 


Vierdtes  Hundert.  495 

13. 
Der  Olanbe. 

Mancher  wil  in  Glaubens-Sachen  reiner  sich  als  andre  schlissen; 
6at!  obs  wahr^  da  lasse  reden  seinen  Wandel  und  Gewissen. 
Denn  auß  Wandel  und  Gewissen 
Kan  man  erst  den  Glauben  schliessen. 

14. 
Eitelkeit. 

Eitelkeiten  dieser  Welt  sind  der  falschen  MUntze  gleich^ 
Gelten  endlich  auch  nicht  hier^  weniger  im  Himmelreich. 

16. 
Sieherkeit. 

Wer  in  Sünden  hier  entschläfft  und  im  Schlaffe  bleibet  stecken^ 
Diesen  muß  in  jener  Klufi't  höllisch  Feuer  endlich  wecken. 

16. 

Die  Welt  ein  Traum. 

Ist  der  Welt  ihr  Thun  ein  Traum?  O,  so  wird  Noth,  Leid  und  Tod 
Auch  ein  Traum  seyn,  drauß  wir  dort  wachen  auff*bey  dir,  o  GOTT. 

17. 
Die  Begierden. 

Unsre  Sinnen  sind  die  Hand;  da  wir  willig  mite  nehmen. 
Was  uns  zeigt  die  schnöde  Welt  an  vermeintem  Lustbequemen. 
Wer  Geschencke  nur  nicht  achtet;  wer  die  Hand  für  Gaben  schleust; 
Den  wird  Welt  wol  nicht  verftlhren;  daß  er  wo  ihr  Gifft  geneust. 

18. 
Das  Ende. 

Unsrer  Straffen  Ende  woUn  wir  gern  erleben; 
Wolln  den  Sünden  Ende  dennoch  ninmier  gebeu; 
Lassen  letztes  Ende  drüber  einher  schweben. 


496  Drittes  Tausend 

19. 

Der  schwartze  Schnee. 

Griso  hat  ein  graues  Haiupt;  Griso  hat  ein  schwartzes  Hertze. 
Anaxagoras  ist  recht:  deine  Farbe^  Schnee^  ist  schwartze. 

20. 
An  eine  ffirstliche  Person. 

Wann  Ihr  für  dem  Spiegel  steht^  immer,  Fürstin,  zweiffeit  mir, 
Ob  der  Spiegel  spiegelt  Euch,  ob  dem  Spiegel  Spiegel  Ihr. 

21. 
Anff  Psendonem. 

Pseudo  leugt  so  trefflich  sehr,  daß  ich  ihm  nicht  glauben  kan. 
Wann  er  da  gleich,  wann  er  leugt,  daß  er  lüge,  saget  an. 

22. 
Anff  Onlonem. 

Gulo  ist  sonst  nichts  als  Maul,  was  er  gleich  ist  um  und  an; 
Dann  sein  Thun  ist  nichts  als  Dienst  nur  für  seinen  Gott,  den  Zahn. 

23. 
Von  der  Oalathea. 

Weil  man,  zarte  Galathea,  einen  alten  Greiß  dir  gab. 
Legte  so  man  einen  Todten  in  ein  alabastern  Grab. 

24. 
Die  gastfreyen  Schlesier. 

Weiland  waren  wir  geacht,  daß  wir  rühmlich  gastfrcj  waren ; 
Daß  wir  diesen  Ruhm  und  Art  nunmehr  etwas  schimpfflich  sparen? 
Gäste  haben  Haus  und  Wirth  gantz  vertilgt  bey  diesen  Jahren. 

25. 
Die  Cfelfiste. 

Der  Lüste  beste  Kost 
Ist  wiederholte  Lust. 


VierdtcB  Hundert.  497 

26. 
Artzney  der  Liebe. 

Thraso  meint:  Zu  Amors  Possen 
Sey  er  viel  zu  viel  verdrussen, 
Lade  Lieb  in  ein  Pistol, 
Schiesse  sie  ins  weite  Hol; 
Wann  er  dieses  fürgenummen, 
Sey  sie  selten  wieder  kummen. 

27. 
Anff  Stilponem. 

StilpO;  du  geschwinder  Kopff,  balde  weistu  einen  Rath, 

Wie  man  sollen  machen  daS;  was  gefehlet  etwa  hat; 

Weistu,  wie  man  diese  nennt,  die  nicht  früh-klug,  sondern  spat? 

28. 
Anff  Lallam,  einen  Fürsprecher. 

Lallus,  wo  du  Sachen  hast,  ist  den  Richtern  allen  bange, 
Födem  dich,  nicht  weil  du  recht,  weil  du  redest  grausam  lange. 

29. 
Anff  Largnm. 

Largus  zeucht  sich  an  den  Richter,  wann  die  andern  Recht  anziehn ; 
Parten,  denen  er  bedienet,  haben  dessen  viel  Gewin. 

30. 
Die  Zeiten. 

Zeiten  fodern  wieder,  was  die  Zeiten  gaben; 
Drum  ists  nur  gelehnet,  was  wir  Menschen  haben. 

31. 
Erbschafften. 

Wann  Eltern  Kinder  wol  erziehn  und  ihnen  guten  Namen  lassen. 
So  ists  genug,  so  ist  es  mehr,  als  Geld  und  Gold  in  Kasten  fassen. 

Lognn.  32 


/ 


408  Drittes  Tausend 

32. 
Freye  Brttste. 

Euer  Brust,  die  ist  ein  Fenster;  euer  Brüste ,  die  sind  Scheiben, 
Die  ihr  Jungfern  so  mit  Fleisse  pfleget  an  den  Tag  zu  treiben. 
Also  kan ,  wie  Momus  vvolte ,  ieder  euch  am  Hertzen  sehn, 
Wie  ihr  wüntscht,  daß  euch  geschehe,  was  euch  noch  ist  nicht 

geschehn. 
33. 

Ein  Olanbe  nnd  kein  Glanbe. 

Dejatschland  soll  von  dreyen  Glauben  nunmehr  nur  behalten  einen; 

Christus  meint,  wann  er  wird  kunimen,  dilrfl't  er  alsdann  finden 

keinen. 
34. 

Anff  die  PhyUis. 

Das  so  lieblich  Augen  habe,  sonst  so  häßlich  Phyllis  sey, 

Ist  kein  Wunder;  Fensterscheiben  stehn  ja  mehrentheils^im  Bley. 

35. 
Himiuliches  nnd  erdisches  Heil. 

Daß  im  Himmel,  wil  man  zwar,,  dort  ein  ieder  selig  sey; 
Daß  auff  Erden,  wil  man  nicht,  hier  ein  ieder  lebe  frey. 

36. 
Erd-Götter. 

Obrikeiten  heissen  Götter,  solln  den  Menschen  Wolfahrt  geben. 
Wollen  aber  meistens  selbsten  von  den  Menschen  Wolfahrt  heben. 

37. 
Die  Liebe  deß  JKechsten. 

Wilstu  für  der  Welt  erweisen  deines  Glaubens  Meister-stücke, 
Ey,  so  sih,  daß  deine  Liebe  für  den  Nechston  deutlich  blicke. 

38. 

Hofe-Gnnst. 

Herren-Gunst  hat  keinen  Grund;  dann  es  hat  nicht  immer  Grund 
Das,  worauß  sie  erst  erwuchs,  das,  worauff  sie  gerne  stund. 


Viordtes  Hundert.  499 

39. 
Eben  selbige. 

Herren-Gunst  und  Vogel  sind  noch  wol  zu  fangen ; 
Herren-Gunst  und  Vogel  sind  geschwind  entgangen. 

40. 

Von  der  Pietinna. 

Pictinna  ist  gomahlt  und  ist  doch  nicht  ein  Bild; 
Wie  geht  dann  solches  zu  V  Gedencke ,  was  du  wilt. 

41. 

Zeit-geförmte  Barte. 

Weil  deß  Bartes  Stell  ietzund,  was  der  Bart  sonst,  gelten  soll, 
Gilt  so  viel  als  sonst  das  Haus  auch  deß  Hauses  Stelle  wol? 

42. 
Auff  Vitnm. 

Veit,  man  nennt  dich  einen  Ochsen;  diß  gefällt  dir  schwerlich  halb. 
Ochse  Icanstu  kllnfftig  heissen ;  bleib  ietzunder  noch  ein  Kalb. 

43. 

Auff  Hippienm. 

Hippicus  zäumt  Pferde  wo) ,  kan  nicht  seine  Zunge  zäumen. 
Die  vonLügen,Schmachund  Schand  immer  toben  wiJ  und  schäumen. 

44. 
Mächtige  Diener. 

Den  grossen  Elephant  führt  offt  ein  kleiner  Mohr, 
Und  grossen  Herren  auch  schreibt  offt  ein  Bauer  vor. 

45. 

Feder-Pilsche. 

Der  Federn  auff  dem  Hute  trägt,  der  düncket  sich  was  seyn; 
Der  Federn  hinterm  Ohre  trägt,  der  düncket  sich  kein  Schwein; 
Mit  dem,  der  Hut  und  Ohr  besteckt,  kümmt  niemand  überein. 

32  * 


500  Drittes  Tausend 

46. 
Sich  selbst  besiegen. 

Sich  selbselbsten  überwinden  ist  der  allerschwerste  Krieg ; 
Sich  selbselbsten  überwinden  ist  der  allerschönste  Sieg. 

47. 

Anff  Rnflnm. 

Ob  du;  RuffiiS;  in  der  Welt,  oder  ob  die  Welt  in  dir, 

Ist  nicht  klar;  doch  ist  gewiß,  daß  du  rund  bist  gegen  mir. 

48. 
Anff  Nigricannm. 

Niemand  kan  zweyen  Herren  dienen ;  hierzu  weiß  Nigricanus  Rath, 
Der  seinen  Gott  führt  auff  der  Zunge ,  den  Teuffei  in  dem  Her- 

tzen  hat. 
49. 

Tadel-Richter. 

Meine  Reime  richten  keinen,  noeine  Reime  richtet  jeder; 
Richte,  wen  zu  richten  lüstet;  ieder  wird  gerichtet  wieder. 

50. 

Herrschafft. 

Was  ist  das  Regiment?  die  gröste  Sorgen-Bürde 

Für  andrer  Leute  lleil,  Leib,  Leben,  Gut  und  Würde. 

5L 
Die  Ärtzte. 

Wie  Gott  seyd  ihr,  ihr  Artzte!  sagt  heimlich  zu  dem  Krancken: 
Du  must  zur  Erde  werden!  Und  er  muß  noch  wol  dancken. 

52. 
Der  enthärte  Samson. 

Samson  schlief  bey  Delila  und  verschlief  sein  Haar  und  Stärcke; 
Solcher  Schlaf  bringt  auch  noch  heute  solche  Beut  und  solch  Ge- 

mercke. 


Vierdtes  Hundert.  501 

53. 
Anff  die  Thais. 

Thais  wüntscht  gestreckt  zu  seyn  unter  Erde  von  drey  Elen; 
Was  für  Erd  ?  Ein  Mensch^  ein  Mann  last  sich  auch  für  Erde  zehlen . 

54. 
Sich  hfiten. 

Soll  der  Mensch  ihm  selbst  verhüten,  was  ihm  kan  Gefahr  erregen^ 
Muß  er  sich  bloß  auff  das  hüten,  sonst  auffkein  Geschaffte,  legen. 

55. 
Ffip-Witz. 

Dulder  du  um  mich  dich  kümmerst,säumst  zu  kümmern  dich  um  dich  *, 
Kümmre  dich  um  dich  zum  ersten,  bleibt  dir  Zeit,  alsdann  um  mich! 

56. 
Das  Alte. 

Altes  Geld  und  alter  Wein 
Pflegen  noch  beliebt  zu  aeyn; 
Sonsten  acht  man  alte  Dinge, 
Wo  nicht  nichts,  doch  gar  geringe. 

57. 

Bncher. 

Die  Werckc  kluger  Sinnen 
Hat  nie  vertilgen  künnen 
Der  Zeiten  starcke  Flucht, 
Wie  viel  sie  sonst  vermocht. 
Auff  Stahl  und  Stein  zu  bauen, 
Darff  keiner  sicher  trauen; 
Sie  nemen  eher  Bruch 
Als  ein  gelehrtes  Buch. 

58. 

Neid. 

Tugend  ist  deß  Neides  Mutter ;  um  der  lieben  Mutter  wegen, 
Sie  zu  haben,  lasse  keiner  ihm  das  Kind  an  Weg  was  legen. 


502  Drittes  Tausend 

59. 
Der  Hofe-Catechismus. 

Bey  Hofe  keinem  trauen,  wer  diese  Regel  kan, 
Der  kan  den  Hofe-Glauben  und  ist  ein  Uofe-Mann; 
Der  Hofe-Catechismus  steht  meistens  drauff  und  dran. 

60. 
Liebes  Artzney. 

Massig  und  geschäfftig  leben 
Heist:  der  Liebe  GifFt  eingeben. 

61. 

Das  Oernclite  der  Fromen. 

Der  Tod,  der  alles  sterbt,  den  sterbt  ein  gut  Gerüchte, 

Das  stirbt,  wann  gleich  die  Welt  muß  sterben,  doch  mit  uichte. 

Besteht  mid  hat  den  Ruhm  für.  Gottes  Angesichte. 

62. 
Auff  Parcipromiun. 

Alle  Künste  sind  zu  viel ;  eine  Kunst  recht  fassen  künnen, 
Ist  genug  zu  rechtem  Ruhm,  ist  genug  fiir  Menschen-Sinnen. 
Parcipromus  machets  so ;  pflegt  sram  geben  sich  zu  schämen, 
Weil  er  solches  nie  gelernt,  ist  nur  bloß  gelehrt  zum  nemen. 

03. 
Eine  Erbschafft. 

Cynthia  wil  ihren  Mann,  wann  sie  stirbt,  der  Chloris  geben; 
Chloris  wil  die  Erbschafft  nicht  weiter  und  zuvor  erheben. 
Biß  ein  Fund -Register  da,  (seht  mir  an  den  klugen  Rath!) 
Biß  zuvor  sie  sey  gewiß ,  was  für  Krafft  die  Erbschafft  hat. 

64. 

Anff  Bombonillam. 

Bombonilla  ist  ein  Schütze,  wil  nur  stets  all  eine  schissen, 
Wil  vom  schissen  bey  dem  fechten  weder  hören  weder  ¥ri9sen. 


Vierdtes  Hundert.  503 

65. 

Auff  Onlonem. 

Gulo  ftlrt  durch  seine  Gurgel  täglich  grosse  Speise- Wagen, 
Daß  man  meint,  die  Landes-Strasse  geh  vielleicht  durch  seinen 

Magen. 
66. 

Zeit-Verlust. 

•Red  und  antwort  ist  yi  geben 
Beym  Gericht  in  jenem  Leben 
Für  gesamte  nütze  Gaben, 
Die  wir  her  von  oben  haben. 
O  gewiß!  das  Zeit-vernichten 
Wird  man  auch  gar  ernstlich  richten. 

67. 
Giehtbrfichtige. 

Wer  sind  die,  die  offtnials  wohnen  zwischen  höltznen  Wänden, 
Die  doch  haben  Stein  im  Leibe,  wie  den  Kalck  in  Händen? 

68. 

Bnle-Kanst. 

Wer  sonst  bult,  der  bult  mit  Reden,  schreiben,  wincken,  tantzen, 

pfeifFen ; 
Bauren  bulen  gar  viel  näher ;  bulen  balde  nur  mit  greiften. 

69. 

Die  Welt. 

Sündlich  zu-,  gepljigct  in-,  kläglich  gehn  wir  auß  der  Welt; 
Was  ist  der  nur  für  ein  NaiT,  der  die  Welt  fürs  beste  helt! 

70. 

Von  dem  Bubalo. 

Bubalus  treibt  starck  Gewerbe  mit  viel  polscher  Ochsen  haufi'en*, 
Neulich  wolt  ein  WiderkäufBer  ihn  mit  sam  den  Ochsen  kauffen. 


504  Drittes  Tausend 

71. 
Anff  Oinandrnm. 

Gynander,  deine  Treu  ist  weiblichen  Geschlechtes; 
Bringt  lauter  Mißgeburt;  gibt  nimmer  nie  was  rechtes. 

72. 

Bäthe. 

Im  rathen  ist  ein  Pfuscher,  der  einen  Eath  zwar  gibt, 
Nie  aber,  was  er  rithe,  hat  selbsten  außgeübt. 

73. 
Dreyerley  .schädliche  Leute. 

Wo  viel  Fremde  kummen  hin,  ist  viel  neues  mite  kummen ; 
Wo  viel  Artzte  Jcununenhin,  gehn  die  Menschen  weg  mit  summen; 
Wo  viel  Advocaten  sind,  geht  gerades  nach  dem  krummen. 

74. 
Zeit-Kleider. 

Wercke  zeugen  von  dem  Glauben;  drum  wird  nach  den  Wercken 

sprechen, 
Wann  den  Stab  bey  letztem  Tage  Christus  wirdgerichtlich  brechen. 
Wird  es,  die  als  einen  nackten  Ihn  zu  kleiden  fUrgenummen, 
So  es  nicht  war  nach  der  Mode,  denen  auch  zu  statten  kunmien? 

75. 
Anff  den  Vannm.' 

Vanus  kümt  in  unser  Land,  wil,  wir  sollen  alles  machen, 
Nur  wie  er  es  haben  wil ;  wil  er ,  daß  wir  sollen  lachen  ? 

76. 
Boßheit. 

Der  schwärtzte  Mohr,  der  schönste  Mohr; 
Der  schlimste  kümt  am  ehsten  vor. 

77. 
Anff  den  trnnckenen  Vitnm. 

Man  warff  dich,  Veit,  die  Stiegen  ab,  du  aber  achst  es  klein. 
Sprichst;  hett  es  nicht  ein  Mensch  gethan,  so  hets  gethan  der  Wein. 


Vierdtes  Hundert.  505 

78. 
Anff  die  Blancam. 

Bianca  dreuet  weg  zu  ziehen ;  schade !  schade !  laß  sie  gehn ; 
Weil  sie  nur  nicht  ist  die  Sonne ;  wird  kein  Finstemüß  entstehn. 

79. 

An  eine  ffirstliche  Person  fiber  der  Gebnrt  eines  jungen 

Printzen. 

Fttrstin^  von  den  Obotriten  einer  deutschen  Helden- Art 
Hergesippt;  gerechtem  Stamme  von  Piastus  zugepaart: 
Der,  den  ihr  geboren  habt;  dieser  wolle,  wie  wir  beten, 
(Geb  es  Gott!)  durch  Muth  und  Recht  allen  Helden  obentreten. 

80. 
Thorheit. 

Unter  Thieren  ist  kein  Narr ;  das  die  Affen  gauckeln  künnen, 
Ist  hej  ihnen  Ernst  und  Art,  ist  nur  Thorheit  unsren  Sinnen; 
Bleibt  dabey,  daß  Menschen  nur  Thorheit  bey  Vemunffl  beginnen. 

81. 

Von  einem  jungen  Printzen  Christian  Albrechten. 

Heilwärt,  Adelwehrt  sind  Namen, 
Die  für  Fürsten  löblich  kamen. 
Ist  recht  Christenthum  dabej. 
Weiß  ich  nicht,  was  schöner  sey. 

82. 

SchSnheit. 

Ob  Schönheit  gleich  nicht  nähren  kan. 
So  reibt  man  sich  doch  gerne  dran. 

83. 

Einfalt  und  List. 

Da  Lamm  und  Fuchs  nach  Hofe  kam^ 
Geschah  es,  daß  man  beyde  nam: 
Den  Fuchs,  der  nachmals  oben  saß. 
Das  Lamm,  davon  ein  ieder  fraß. 


506  Drittes  Tausend 

84. 

Die  Warheit. 

Wie  die  Art  der  Warheit  sey,  sagen  drey  der  ersten  Littem, 
Kehr  sie  um^  so  heist  es  raw:  Warheit  hat  stets  was  vom  bittem. 

85. 
Das  Hanpt. 

Der  Mensch;  der  ist  die  kleine  Welt ;  sein  Haupt;  das  ist  der  Himmel. 
Gar  recht !  denn  da  entspinnt  sich  her  manch  Wetter  und  Getümmel. 

86. 

Jungfern-Sinnen. 

Jungfern  haben  hertzlich  gerne,  daß  man  sie  bedien  und  ehre; 
Jungfern  haben  hertzlich  geme,daß  ihr  Schmuck  sich  täglich  mehre ; 
Jungfern  haben  gerne  Geld;  Jungfern  leben  gerne  gut; 
Jungfern  haben  gerne  Ruh;  Jungfern  haben  gerne  Muth. 
5  Kumt  nun  denn  ein  alter  Buler,  der  diß  alles  kunte  leisten^ 
Sah  man,  wie  so  viel  geliebtes  sie  sam  ihm  bey  Seite  weisten^ 
Nahmen  einen  Jungen  an,  wie  es  gleich  um  ihn  bewand; 
Ursach  ist  am  Tage  nicht ,  ist  vielleicht  der  Nacht  bekant. 

87! 

Gedancken. 

Gedencken  magst  du  alles,  nicht  alles  daröstu  sagen; 
Das  sagen  pfleget  Busse,  das  dencken  nicht  zutragen, 
Wil  nur  nicht  dein  Gewissen  dich  für  dir  selbst  beklagen. 

.88. 

Von  der  Gellnla. 

Als  Amor  schuß  die  Gellula,  ey,  rieff  sie,  welche  possen! 
Daß  nach  mir  würde,  war  ich  da  als  wie  ein  Ziel,  geschossen. 

89. 

Lebens-Regeln. 

Dir  Selbsten  sey  bekant. 
Sonst  keinem  gantz  verwand; 
Denn  so  steht  ietzt  der  Stand. 


Yierdtes  Hundert.  507 

90. 

Anff  Pigrittam. 

Pigritta  brauchet  gerne  Buh;  wie  so?  sie  hat  vemummen, 
Der  Mensch  sey  nur  in  diese  Welt  wie  in  ein  Grasthauß  kummen. 

91, 
Auf  Altum. 

Altus  ist  ein  tapfirer  Mann^  dessengleichen  man  kaum  fUnde, 
Were  tapfirer ;  wann  er  nicht;  daß  er  tapfi^er^  so  verstünde. 

92. 
Das  Weinacht-Fest. 

Kumt  vom  Weinen,  ktimt  vom  Weihen,  kümt  vom  Wein  Wei- 
nachten her? 
So  wie  ieder  ihm  sie  brauchte,  kamen  sie  ihm  ohn  Gefehr. 
Weil  der  Welt-Erlöser  drinnen  in  die  Welt  ist  kummen  ein, 
Selten  sie  Frei-nachten  heissen,  selten  sie  Freu-nachten  seyn. 

93. 

Der  Geborts-Tag  Christi. 

Der  Christag  fallt  durch  sieben  Jahr  auff  alle  Wochen-Tage, 
Ob  Christus  dann  mm  siebenmal  also  geboren  läge? 

94. 
Auff  Morum. 

Monis  hat  viel  Geld  und  Gut,  muß  dabey  doch  hungrig  fasten; 
Ey ,  der  Teuff*el  und  nicht  er  hat  die  Schlüssel  zu  dem  Kasten ! 

95. 
Armut. 

Ob  die  Armut  gleich  nichts  hat,  hat  sie  dennoch  reiche  Gaben; 
Dann  sie  kan  stets  Sicherheit  und  ein  gut  Gewissen  haben. 

96. 
Zeitliche  Güter. 

Weltlich  Gut  wird  von  sich  selbst,  oder  wird  von  uns  verzehret, 
Oder  wird  durch  List  und  Macht,  andren  zu-,  uns  weg  gekehret. 


508  Drittes  Tausend 

97. 

Fastnacht. 

Unter  allen  hohen  Festen  hat  die  Fastnacht  Oberstelle, 

Weil  man  siht,  daß  ihr  zu  Ehren  sich  das  meiste  Volck  geselle. 

98. 
Der  Liebe  Nahrung. 

Ihr  Buhler ;  daß  ihr  bald  die  Lieb  entzünden  künnt. 
So  brauchet  Gold  als  Holtz,  so  brauchet  Lob  als  Wind! 

99. 
Der  Liebe  Blindheit. 

Ein  Kohl-Sack  und  ein  Wolle-Sack,  da  die  beysammen  stunden, 
Da  schuß  Cupido,  und  der  Pfeil  ward  in  dem  schwartzen  funden; 
Die  Lieb  ist  an  die  Farbe  nicht,  dieweil  sie  blind,  gebunden. 

100. 
Flfichtigkeit  aller  Dinge. 

Wie  mühsam  wird  erworben  Geld,  Witz,  Genade,  Tittel! 
Doch  hüllt  man  sie  zum  letzten  in  einen  schlechten  Kittel. 


Ffinfites  Hundert  509 


DESZ  DEITTEN  TAUSEND 

FÜNFFTES  HUNDERT. 

1. 

Vom  NarcLsso. 

Wann  die  Buler  ihrer  gelbsten  solten  zu  Narcissen  werden^ 
Hett  es  fast  so  viel  Narcissen^  als  es  Menschen  bat  auff  Erden. 

2. 
An  den  Mirnm. 

MiruS;  das  die  Kunst-Göttinnen  alles  Wissen  dir  gewehret, 
Ist  zu  wenig;  du  hast  völlig  die  Vollkummenheit  geleeret. 

3. 

Auff  Cascam. 

Bey  Männern  ist  er  Weib,  bey  Weibern  Cascus  Mann; 
Genug,  daß  er  doch  was,  und  so  nicht  gar  nichts  kan! 

4. 
Anff  eines  Freundes  Oebnrts-Tag. 

Es  öffnet  deinen  Tag  der  Sonne  göldne  Kertze. 
Mein  Beim  ist,  Freund,  das  Band;  die  Gabe  sey  das  Hertze. 
Gibst  du  mir  Hertz  um  Hertz  und  um  die  Reime  Wqin, 
So  Solls  gebunden  so  und  so  gelöset  sein ! 

5. 
Beliebliche  Sachen. 

Wo  in  der  Schale  springt  der  Wein, 
Wo  kluge  Seiten  spielen  rein. 
Wo  süsse  Küsse  fallen  drein^ 
Da  kau  man  hertzlich  lustig  seyn. 


510  ,  Drittes  Tausend 

6. 

Anff  Ynlpiniim. 

Dein  Hertz  als  ein  Castell  hat  gar  viel  Aussen- Wercke; 
Werdrein,  Vulpinus,  kümt;  hat  nicht  gemeine  Stärcke ; 
Der  drein  noch  kummen  wer,  ist  keiner,  den  ich  mercke. 

7. 
Anff  Peponem. 

Pepo  fUrchtet  alle  Leichen  ausser  einer;  denn  er  spricht: 
Seines  lieben  Weibes  Leiche  woU  er  warlich  fürchten  nicht ; 
Denn  er  hatte,  weil  sie  lebte,  sie  zufllrchten  schon  venicht. 

8. 
Die  Gicht. 

Ein  tartarisch  Übel  wird  die  Gicht  genennt; 
Gar  ein  türckisch  Rasen  ist  sie,  wer  sie  kennt. 

9. 
Hofe-«lieder. 

Was  dient  bey  Hoö'am  meisten?  der  Kopf?  nicht  gar!  die  Zunge. 
Was  dient  bej  Hoff  am  treusten?  das  Hertz?  O  neini  die  Lunge. 

10. 
Das  Gold. 

Ist  der  Erdkreiß,  wie  man  meint,  ablangs  rund  als  wie  ein  Ey, 
Ist  kein  Wunder,  daß  in  ihr  gelbes  Gold  der  Totter  sey. 

11. 

Gold. 

Der  gelbe  Kern  .der  Erde,  das  Gold,  hat  «ille  Macht, 
Daß  alles  sonst  fllr  ihme  wie  Schalen  wird  geacht. 

12. 

Anff  Psendonem. 

Wer,  Pseudo,  dir  zum  Ilertzen  zu  gleich  stöst  so  manche  Wunde, 
Der  trifft  es  nicht;  du  führst  das  Hertz  am  meisten  in  dem  Munde. 


FSniRes  Hundert  511 

13. 

Abgehende  Bfieker. 

Wer  Bücher  achmben  wil ,  die  wol  soUn  ab^ehn. 
Der  seh;  das  drumen  nur  mag  viel  zum  Lachen  stehn. 

14. 

Ein  JaBgling  an  die  Jungfern. 

Ihr  Jungfern,  wenn  ich  solte. 
So  wie  ich  gerne  wolte, 
Ihr  würdet  sehn,  ich  wolte 
Nicht  anders,  als  ich  solle; 
Denn  diß  wer,  was  ich  soltO; 
Was  Euer  Wille  wolte. 

15. 
Der  Sünden  nnjEeUiche  Aniahl. 

Drey  hundert  sechtzig  fiinfFe  sind  Tage  von  dem  Jahre; 

Wann  siebenmal  deß  Tages  der  Frome  fällig  wäre, 

Was  meint  man,  was  für  Summen  der  Sünden  werde  spinnen 

Der  Böse,  der  stets  frevelt  mit  Worten,  Wercken,  Sinnen! 

Was  meint  man,  was  für  Zahlen  zu  letzte  dieser  zehlet. 

Der  sechtzig,  siebtzig  Jahre  fast  augenblicklich  fehlet! 

Es  bleibt  dabey,  ihr  Menschen,  daß  Gott  an  euch  nichts  finde. 

Was  er  nicht  selbsten  gibet,  als  Sünde,  Sünde,  Sünde! 

16. 

Anff  Vetnriam. 

Veturia  schimpfft  alte  Leute ;  wer  ihr  nur  etwa  wüntschen  wil. 
Daß  sie  der  Tod  mög  ehstes  holen,  der  saget  warlich  viel  zu  viel; 
Wie  kan  sie  durch  ein  altes  Leben  dann  treffen  auff  einjunges  Ziel? 

17. 
Der  Tod. 

Der  sich  nicht  zu  sterben  fürchtet,  der  sich  nicht  zu  leben  schämet, 
Dieser  sorgt  nicht,  wie  und  wanno  sich  sein  Sterben  ihm  bequämet. 


512  Drittes  Tatuend 

18. 

ABff  Plojam. 

Floja  war  ein  schönes  Weib;  wann  sie  sich  nur  künte  schämen! 
Dann  da  künte  sie  von  Scham  eine  schöne  Röthe  nemen. 

19. 
Ehrerbittnng. 

Wer  zu  Ehren  was  stellt  an, 
Mag  ersparen,  was  er  kan. 
Nur  daß  er  an  Ehren  nicht 
Etwas  spart  und  abebricht. 

20.      , 
FrantzSsische  Oeberde. 

Wir  kleiden  ietzund,  ihr  Frantzosen, 
Der  Deutschen  Ruhm  in  eure  Hosen; 
Ihr  kiint  es  schwerlich  anders  machen, 
Ihr  müst  zu  unsrer  Thorheit  lachen. 

21. 

Das  Vaterland. 

leder  ist  dem  Vaterlande  schuldig  alles  Gut  und  Blut; 
Mancher  nam  dem  Vaterlande  lieber  alles  Blut  und  Gut. 

22. 
Anff  Orittnm. 

Grittus  solte  Hochzeit  machen,  und  es  kam  was  andres  drein, 
Daß  er  ihm  Gevattern  muste  unversehens  laden  ein. 

23. 
Tugend,  stat  Lasters. 

Tugend  ist  nicht  allen  nütze;  wann  sich  Thais  schämen  wil. 
Hat  sie  noch  von  guten  Nächten,  noch  von  gutem  Lohne  viel. 

24. 
Vom  eiotto. 

Glottus  ist  ein  guter  Redner;  was  er  redet,  thut  er  nicht; 
Dann  er  hat  gar  nimmer  weile,  daß  er  thäte,  was  er  spricht. 
Hat  ihm  einen  aufigenummen,  der  das  Thun  fUr  ihn  verriebt. 


FOnmcs  Handert.  513 

25. 
Die  FalseUieit. 

Höfligkeit  verlohr  den  Rock;  Falschheit  hat  ihn  angezogen^ 
Hat  darinnen  viel  geäfft;  hat  manch  Bieder-Hertz  betrogen. 

26. 

Anff  Clandiam. 

Claudia,  du  reine  Jungfer ,  daß  du  rein  bist,  ist  gewiß; 
Nur  daß  dieses ,  der  es  glaube ,  keiner  sich  bereden  ließ. 

27. 
From  seyn  ums  Lohn. 

Umsonst  ist  keiner  gerne  from;  wann  Tugend  nur  was  trägt; 
So  wird  siC;  weil  sie  Früchte  bringt;  geachtet  und  gepflegt. 

28. 
Zweyfaltigkeit. 

Wer  es  so  meint;  wie  er  redet;  redet,  wie  es  Gott  gefällt; 
Wer  es  nicht  meint;  wie  er  redet,  hält  es,  wies  der  Teuff'el  hält. 

29. 
Zeit-Folge. 

Wer  lieblich  singen  wil,  muß  fallen  bald,  bald  steigen; 
Wer  ruhig  leben  wil,  muß  reden  ietzt,  ietzt  schweigen. 

30. 

Jugend. 

Weil  Junge  denn  Alte  weit  muthiger  springen. 
Weil  Junge  denn  Alte  weit  lustiger  singen. 
Weil  Junge  denn  Alte  weit  rüstiger  jungen : 
So  pflegt  es  den  Jungen  bey  solcherley  Dingen 
Bey  Jungfern  und  Witwen  für  Alten  gelingen. 
Daß  leichtlich  sie  niessen  und  leichtlich  erringen. 
Was  pfleget  zu  schönen,  was  pfleget  zu  klingen. 

31. 
Jfinglinge  und  Greise. 

Heurathen  sollen  Junge ;  zurathen  sollen  Alte, 

Auff"  daß  der  Menschheit  Wesen  durch  beyde  sich  erhalte. 

I^ogaa.  33 


514  Drittes  Tausend 

32. 
Anff  Cynfhiani. 

Cynthia;  das  gute  Mensch;  ist  und  sagt  nicht  wo^  so  kranck, 
Darff ,  vermein  ich ,  ein  Recept  drey  (und  drüber)  Elen  lang. 

33. 

Nachgeben. 

Wer  bey  Hofe  seinen  Stand  wol  wil  gründen, 
Bau  ihn  nicht  auß  Eichen  auff;  sondern  Linden. 

34. 
Reisen. 

Wilst  du  reisen  durch  die  Welt?    O,  so  nim  also  den  Strich, 
Daß  du  alles  wol  beschaust  und  selbst  führest  dich  durch  dich. 

35. 

Kleider. 

Kleider  machen  Leute;  trifft  es  richtig  ein, 
Werdet  ihr,  ihr  Schneider,  Gottes  Pfuscher  seyn. 

36. 

Die  Mode. 

Unter  so  viel  tausent  Menschen  schuff  GOtt  schwerlich  derer  zwey. 
Drunter  einer  wie  der  ander  durch  und  durch  gar  gleiche  sey; 
Nur  die  Mode  wil  es  haben,  das  die  Leute  gar  in  ein 
Sich  solin  kleiden  und  geberden  oder  gar  nicht  Menschen  seyn. 

37. 

Der  Welt  Comedien-Spiel. 

Die  Welt  spielt  manches  Spiel; 
Sie  spiele,  was  sie  wil. 
Sind  Narren  immer  viel. 

38. 
Endernngen. 

Heute  ward  das  neue  jung,  gestern  starb  das  alte  Jahr; 
So  ergeht  es  aller  Art,  drüber  Zeit  die  Mutter  war. 


Fünffltes  Hundert.  515 

39. 

Von  Vito. 

Kumt  gleich  manches  neues  Jahr,  dennoch  klaget  Veit;  ihm  bleibe 
Fort  und  fort  manch  altes  Jahr:  nämlich  bej  dem  alten  Weibe. 

40. 
SchSidieit. 

Trau  der  Farbe  nicht  zu  viel;  was  Natur  so  schön  gebildt; 
Drunter  hat  sich  Geilheit,  Pracht,  Thorheit,  Faulheit  offlk  verhüllt. 

41. 
Eine  köstliche  Artzney. 

Dlog  und  Reblis,  das  sind  Kräuter,  derer  wunder-grosse  Krafft 
AUes  künnen,  alles  haben,  nur  das  Leben  nicht  verschafft. 

42. 
Anff  Vitnm. 

Vitus  nennt  sein  Weib  Gemahlin;  billich!  weil  sie  sich  so  mahlt. 
Daß  um  Weisses  und  um  Bothes  jährlich  sie  viel  Thaler  zahlt. 

43. 
Die  frantzSsische  und  dentsche  Sprache. 

Wer  zu  einer,  die  nicht  ehlich  ist  geboren,  sich  verfreit, 
Dieser  macht,  daß  ihn  bey  Zunfften  kein  in  ihrem  Mittel  leidt. 
Weil  frantzösisch,  wie  man  saget,  ist,  Latein,  dein  Huren-Kind, 
Wie  dann,  daß  um  sie  bey  Deutschen  so  viel  tolle  Freyer  sind? 

44. 

Anff  Picom. 

Picus  hat  ein  solches  Weib,  die  zwar  Augen  sehen  künnen, 
Nur  der  selten  Nachbarschafffc  eine  Nase  wil  vergünnen. 

45. 
Vom  Crispo. 

Crispus  hat  gereist,  ist  hurtig,  ist  gelehrt  und  wird  veracht? 
Ey,  der  neue  Muster-Schneider  hat  ihm  noch  kein  Kleid  gemacht. 

33* 


516  Drittes  Tausend 

46. 

Grosse  Einfalt. 

Wer  sieb  gar  zu  alber  hält,  wer  sieb  gar  zum  Lamme  maclit, 
Dieser  wird  als  wie  ein  Lamm  von  den  WölfFen  abgescblacbt. 

47. 
Hofe-Ganst. 

Hofe-Gunst  wird  niebt  vernagelt,  ist  mit  Waebse  nur  gekleibet, 
Daß  sie  ietzund  Zornes  Hitze,  Liebes  Kalt  ietzt  runter  treibet. 

48. 
An  einen  gnten  Freund,  zum  drittenmal  Bräutigam. 

Ich,  von  Namen  wol  bekanter,  gar  nicht  fremder  von  Gemüte, 
Trete  bey  mit  meinen  Freuden  deinen  Freuden,  nicht  auß  Bitte, 
Sondern,  Freund,  auß  Hertzens-Treuen.  MeineReime  sollen  sagen. 
Was  von  deinem  Neu-Beginnen  Sinnen  für  Gedancken  tragen. 
6    Freund,  der  kleine  Flammen-Schütze  hat  das  dritte  Freuden-Feuer 
Angeflammt  in  deinem  Hertzen  über  Freuden,  die  sonst  theuer; 
Nämlich  daß  bey  dreyen  Ehen  Liebes-Kertzen  also  brennen. 
Daß  man  sie  durch  Haß  und  Grämen  nimmer  kan  erloschen  nennen, 
Ausser  wann  der  Tod  geblasen.   Zwar  die  dritte  Fackel  gläntzet 

10  Dir  im  Hertzen  nur  erst  neulich;  daß  mein  Keim  die  Rey  ergäntzet 
Und  die  drey  für  voll  genennet,  ist  verstattet  den  Poeten, 
Die  der  innre  Trieb  von  oben  macht  nicht  selten  zu  Propheten. 
Stiessen  mich  auch  gleich  Poeten  auß  von  ihren  klugen  Zunfften, 
Weiß  ich  schone,   Freund,    dein  Arten,   weiß  ich  deine  Wol- 

Vemunfften. 

15  Keine  Liebste  kan  dich  hassen,  weil  ja  du  das  Hassen  nimmer. 
Weil  ja  du  mit  vollem  Hertzen  treu  zu  lieben  übest  immer. 

Allen  ist  es  nicht  zu  rathen,  die  nach  deinen  Schriten  schreiten. 
Manchen  hat  bey  dreien  Fackeln  wo  ein  Irrwisch  wollen  leiten 
In  den  SumpfF  der  tieff'sten  Sorgen;   manchem  wurden  drauß 

Planeten, 

20  Die  ihn  wirr  und  irre  machten,  manchem  blasse  Leich-Cometen, 
Die  ihm  in  das  Grab  geleuchtet;  (wann  ichs  ärger  dürffte  machen :) 
Manchem  worden,  wolt  ich  sagen,  solche  Kertzen  lauter  Drachen. 


Fttnflftes  Hundert.  517 

Dreymal  freyen  freut  nicht  leden ;  haben  nicht  von  allen  dreyen 
Plage-Geister  sich  gewandelt,  kam  doch  einer  wol  nach  zweven. 
Waren  alle  drey  nicht  Graeen,  waren  sie  nicht  Gorgoninnen,        2:. 
Waren  sie  nicht  alle  dreye  Lebens-Faden-Reisserinnen, 
War  es  doch  zum  minsten  eine.    Frauen  sind  nie  so  gegleichet, 
Daß  die  eine  gantz  der  andren  Sinnen  und  Gesicht  erreichet. 

Aber  stille,  Freund,  ichschertze!  Bey  dem  niedren  Pöfel-Hauffen, 
Da  die  Ehen  aufF  Gewerbe,  nach  Gewinn  und  Vorthel  laufFen,     so 
Da  man  an  der  Erde  klebet,  da  hats  dreymal  drey  Bedencken, 
Dreymal  Frauen  bindlich  werden.  Die  Gemüter,  die  sich  schencken. 
Weil  sie  auch  von  danneu  bürtig,  nur  dem  Himmel  sich  zu  leiten. 
Diese,  wann  sie  diesem  folgen,  werden  nimmer  mißlich  schreiten. 
In  der  Tugend  Frauen-Zimmer,  da  ists  gut  die  Bräute  wehlen,     35 
Da  kan  etwa  nicht  die  dritte,  da  kan  nimmer  keine  fehlen. 
Die  zumahl  sich  so  gewaschen  durch  viel  tapffres  Stamm-Geblüte, 
Daß  die  Welt,  der  grosse  Zeuge,  selbsten  zeugt  von  ihrer  Güte, 
Sie  auch  höher  stellt  als  andre.    Wo  die  edlen  Sinnen-Güter 
Becht  nur  in  die  Handlung  kummen,  wo  das  andre  Schein-Geflitter,  40 
Nur  nicht  wo  die  Witz  vergauckelt,  da  ist,  wies  der  Himmel  schicket, 
Einmal  freyen,  zweymal  freyen,  mehrmal  freyen  wol  geglücket. 

Werther  Freund,  du  immer  Einer,  hast  nur  immer  diß  ermessen; 
Drum  ist  nie  (sie  wird  auch  nimmer)  deines  Sinnes  Frucht  versessen. 
Immer  hin  zum  dritten  male!  was  gedrittet  ist  vollkummen,  45 

Drey  sind  aller  guten  Dinge;  was  nur  gut,  ist  gut  mit  summen! 
Wer  nur  sonst  ist  gut  gesinnet,  ist  ein  Zeuge  meiner  Sinnen, 
Du  hast  der  gestallt  umarmet  alle  drey  die  Charitinnen. 

Liebe!  wie  du  pflegst  zu  lieben;  lebe!  das  dich  mancher  neide; 
Aber  stets  der  HimmelLiebe  wüntscht  ein  Freund  in  Lieb  und  Leide,  so 

49. 

Der  Poeten  Brunnen. 

Poeten  sagen  viel  von  ihrem  Brunn-Gewässer: 

Das  Wasser  ist  der  Wein ;  der  Brunnen  sind  die  Vässer. 

50. 

Anff  Asteriam. 

Asterie,  du  Himmel,  der  nur  mit  Zierden  blitzet, 

Dir  mangelt  noch  ein  Atlas,  der  dich  recht  unterstützet. 


518  Drittes  Tausend 

51. 
Die  rechte  Hand. 

Weiland  ward  das  Hände-dupeln 
Also  viel,  als  Hertzen  einen; 
Nunmehr  wann  sich  Hände  kupeln, 
Bleibt  es  auch  bey  duplcm  meinen. 

62. 
Auf  Virulentam. 

Virulenta,  dein  Verstand 
Ist  wie  ein  seeländisch  Land; 
Wann  die  Gall  es  überdämmet; 
Ist  das  gantze  Land  verschwämmet. 

63. 

Hochzeit- Wnntsch. 

Wehrtes  Paar,  was  an  euch  selbst  dienen  kan  zu  gutem  Glücke, 
Hat  schon  dieses  Glücke,  das  dran  nicht  mangelt  wol  ein  Stücke. 
Was  von  aussen  kummen  soll,  kumm  euch  auch  mit  mildem  Hauffen : 
Leben,  Gnügen,  Freude,  Trost^  Segen,  Hülle,  Voll  und  Tauffen! 

64. 
Ein  Kuß. 

Phyllis  schickte  Thyrsis  zu  durch  ein  Brieflein  einen  Kuß; 
Unter  Wegcns  ward  er  kalt,  bracht  ihm  so  nicht  viel  Genuß; 
Drum  so  schrieb  er, wann  sie  wolte,8olte  sie  zwar  schrifFtlich  grüssen, 
Immer  aber  Selbsten  kummen,  wann  sie  wolt,  und  mündlich  küssen. 

66. 
An  die  Frauen. 

Krieg  hat  der  Männer  Zahl  gemindert 
Und  Menschen- Wachsthum  sehr  verhindert. 
Ihr  ^Weiber  sollt  hier  Rath  zu  schaffen. 
Die  Sinnen  recht  zusammen  raffen 
Und  euch  fein  rund  und  kurtz  erklären, 
Ob  ihr  stets  Zwilling  wolt  gebären. 
Sonst  oder  Männern  nicht  verargen, 
Daß  sie  nur  nicht  mit  einer  kargen. 


Fünfftes  Hundert.  519 

56. 
JnDgfern-Mord. 

Gestern  war  ein  Freuden-Fest;  draufF  ward  in  der  späten  Nacht, 
Eh  es  iemand  hat  gesehn,  eine  Jungfer  uingebracht. 
Einer  ist,  der  sie  vermutlich  (alle  sagens)  hat  ertödtet, 
Dann  so  oflPt  er  sie  berühret,  hat  die  Leiche  sich  erröthet. 

57. 
Anff  Lnbidam. 

Lubida,  du  bist  der  Himmel;  der  nach  dir  sich  sehnet  hin, 
Darff  auff  keinem  schmalen  Steige,  mag  auff  offner  Strasse  ziehn. 

58. 
Anff  Matthaenm. 

Matz  wil  mehr  nichts  gutes  thun,  weil  er  nie  nicht  wird  bedanckt; 
Danckens  ist  sein  Thun  nicht  werth,  weil  er  bloß  damite  prangt. 

59. 

Abfall. 

Was  hilffts,  daß  durch  verlaugnen  die  Noth  zwar  geht  fürüber. 
Wann  nachmals  im  Gewissen  gleich wol  entsteht  ein  Fieber? 

60. 

Schmfttzrichen. 

Amor  saß  zu  nechst  betrübet. 
Weil  sein  Pfeil  was  mißgeübet. 
So  doch  selten  sich  begibet; 
Sähe  drauff  zwei  Mündlein  ringen, 
Hörte  süsse  Schmatzer  klingen. 
Da  hub  Amor  an  zu  springen. 

61. 

Ungleiche  Ehe. 

Der  junge  Schnee  der  Haut  kam  zu  dem  Schnee  der  Haare, 

Auff  daß  mit  jenem  der  auff  eine  Zeit  sich  paare; 

Das  paaren  gieng  wol  an,  doch  ward  man  zeitlich  innen: 

Der  Haut-Schnee,  der  war  Glut,  der  Haar-Schnee  muste  rinnen. 


520  Drittes  Tausend 

62. 

Die  Mode. 

Was  ist  die  Mode  für  ein  Ding?   Wer  kennt  sie  von  Gesicht? 
Ich  weiß  nicht;  wer  sie  kennen  kan;  sie  ist  ja  angericht 
Nie  morgen,  wie  sie  heute  war:  sie  kennt  sich  selbsten  nicht. 

63. 

Das  frantzSsische  DeutscMand. 

Daß  Deutschland  deutsche  Kmder  ^eugt?  Sie  haben  so  nur  mehr 

Beschwerden; 
Sie  müssen,  solhi  sie  gelten  was,  Frantzosen  dennoch  alle  werden. 

64. 
Aller  Anfang  ist  schwer. 

Phyllis  solte  pfeiffen  lernen, 

Wolte  sich  davon  entfernen, 

Ward  beredet  doch  zum  greiffen. 

So  der  Grund  ist  zu  dem  pfeiffen. 
6  Als  sie  dieses  nun  verstünde, 

Lied  sie  auch  die  Pfeiff  im  Munde, 

Wolte  sie,  war  so  beflissen. 

Nimmer  ausser  Mundes  wissen. 

Liebte  sonderlich  die  Lieder, 
10  Die  da  gingen  hoch,  nicht  nieder: 

Also  wil  in  allen  Sachen 

Nur  der  Anfang  schwer  sich  machen. 

65. 
Einbildimg. 

Ein  Bild,  das  was  bildt  ab,  kan  nicht  dasselbte  Wesen  selbsten  sejm : 
Noch  lange  nicht  wird  werden  der  das,  was  er  ihm  gleich  bildet  ein. 

66. 

Anff  Hermetem. 

Hermes  ist  der  beste  Bedner  weit  imd  breit  und  um  und  um; 
Ein  Gebrechen  ist  bedencklich:  manchmal  ist  er  Silber-stunmu. 


Fünfiles  Hundert.  521 

67. 

Die  dentseke  Spraehe. 

Kan  die  deutsche  Sprache  schnauben,  schnarchen^  poltern,  donnern, 

krachen^      \(^^if^ 
Kan  sie  doch  auch  spielen,  schertzen,  liebeln,  gUtteki,  kUrmoln, . 

lachen. 
68. 

Fastnacht  und  Ascher-Mitwoche. 

Christen  machet  alle  Jahr  toll  und  närrisch  eine  Nacht, 

Die  der  Tag,  der  kllrtzlich  folgt,  durch  was  Asche  heilig  macht. 

69. 

Der  deutsche  Krieg. 

Du  bist,  Cypressen-Baum,  ein  Baum  gerader  Höhe, 

Dran  aber  niemand  sah,  daß  sondre  Frucht  viel  stehe. 

Dein  Brauch  war  sonst  nicht  groß,  als  daß  man  dich  gebraucht, 

Wann  weiland  eine  Leich  im  Feuer  hat  geraucht. 

Was  hat  der  deutsche  Krieg,  der  sich  so  lang  erstrecket,  6 

Von  Früchten  und  von  Nutz  doch  immer  außgehecket? 

Er  wuchs  und  wuchs  fUr  sich:  hat  aber  den  Entgelt, 

Daß  er  dem  deutschen  Preis  den  Leichendienst  bestellt. 

70. 

BSses  flbertrifft  Gutes. 

Für  ein  eintzles,  das  man  thut. 
So  es  ist  zu  nennen  gut, 
Kan  man  zehen  böser  Stücke 
Rechnen  ab  und  ziehn  zu  rücke. 

71. 

Davids  Lebens-frist. 

Unser  Leben  wehret  siebzig,  wann  es  hoch  kümt,  achtzig  Jahr; 
Müh  und  Arbeit  wäre  köstlich,  wo  das  Leben  köstlich  war. 

72. 
Erblicher  Adelstand. 

Eines  andren  Adel  adelt; 
Keines  andren  Tadel  tadelt. 


522  Drittes  Tausend 

73. 
Aaff  Hnldibertam. 

Huldiberta  hat  kein  Kind;  weniger  noch  Kindes  Kinder; 
Mancher  Scboßfall;  wie  man  sagt;  feilt  ihr  dennoch  zu  nichts  minder. 

74. 

Ein  Sperling. 

Der  Sperling,  der  ist  imter  Vögeln,  was  unter  Menschen  ist  der 

Bauer: 

Ist  ungeschickt,  ist  schlecht  gezieret,  hat  Weitzen  lieb,  ist  gar  ein 

Lauer. 
76. 

Von  Como. 

Cornus  wil  bey  Hofe  dienen;  hat  er  etwa  sondre  Gaben? 
Die,  die  denen  sind  gemeine,  welche  Hand  und  Füsse  haben. 
Gar  genug!  der  ist  der  beste.  Sieht  man  da  aufF  was,  was  innen, 
Ist  es  etwa  nur  der  Magen;  denn  man  achtet  keine  Sinnen. 

76. 
Ein  Trost. 

Eine  Fürstin  starbe  noch  in  bester  Jugend, 
War  wie  an  dem  Stande  Fürstin  auch  an  Tugend; 
leder,  der  sie  kante,  obs  gleich  nichts  gegolten,      ^^^l^,^  ftt^ifuUI^ 
Hat  deß  Todes  Toben,  dennoch  sehr  gescholten.       tj\.  0^ 
5  Einer  klagte  hefftig,  das  die  Thränbach  fTösse : 
Ach  sie  ist  gefallen,  Babylon  die  Grosse! 

77. 
An  die  Knnst-GSttinnen. 

Ihr,  ihr  süssen  Zucker-Mägdchen,  Ihr,  ihr  zartsten  Pindus-Töchter, 
Seyd  nicht  wie  die  andern  Jungfern,  die  da  treiben  ein  Gelächter, 
Wann einHaar-bereiffter Buler,  wann  ein  Gicht-gekränckter Freyer 
Ihnen  anzeigt  seine  Flammen,  ihnen  anstimmt  seine  Leyer. 
5  Ihr,  ihr  schönen,  Ihr,  ihr  lieben,  habet  Lust  an  reifFen  Sinnen, 
Wolt  am  ehsten  die  begunsten,  wolt  am  liebsten  lieb  gewinnen. 
Die  durch  vieler  Jahre  wissen,  die  durch  vieler  Jahr  erfahren, 
Innerlich  sich  schön  und  hurtig  voller  Geist  und  Witz  gebahren. 


Füllfites  Hundert.  523 

78. 
Der  gekarnisclite  Friede. 

Der  Friede  geht  im  Harnisch  her;  wie  ist  es  so  bestellt? 
Es  steht  dahin;  er  ist  vielleicht  die  Pallas  unsrer  Welt 

79. 

Aaff  eine  s&ngende  Jungfrau. 

Dein  Augen  sind  Kohl-schwartz^  drauß  dennoch  Feuer  blitzt, 
Quintilla;  deine  Haut  ist  Schnee,  der  dennoch  hitzt. 
Du  Jungfern-Wunder  du!  was  macht  die  zarte  Brust? 
Sie  gibt  den  Grossen  Mut  und  einem  Kleinen  Kost. 

80. 

Tibi  non  eonpetit  actio. 

Polia  hat  manchen  Handel;  wer  sie  nur  um  was  bespricht: 
Du  hast  an  micli  keine  Sache,  sagt  sie  diesem  nimmer  nicht. 

81. 

Anff  eines  yerstorbenen  Printzen  Sarck,  zur  Rechten. 

Allhier  war  ich  ein  Fttrst;  dort  hab  ich  eine  Krön; 
Bin  dort  ein  Hinmiels-Kind ;  war  hier  ein  Erden-Sohn. 

82. 

Znr  Lincken. 

Wiewol  ich  nicht  ward  alt,  doch  war  ich  bald  vollkummen; 
Dem  Himmel  solt  ich  nur,  der  hat  mich  auch  genummen. 

83. 
An  einen  Tyrannen. 

Friß  die  Schafe  selbst,  (eine  gute  List!) 
So  erfährstu  nicht,  daß  der  WolflF  sie  frist. 

84. 
Anff  Dumm. 

Durus  hört  manch  spitzig  Wort,  wird  dadurch  doch  nichts  bewogen ; 
Hat  den  Ohren,  wie  man  meint,  einen  Harnisch  angezogen. 


524  Drittes  Tausend 

85. 

Lob  und  Ehre. 

Wer  Ruhm  und  Ehr  erlangen  wil,  das  leckerhafFte  Gut^ 
Hat  sonst  kein  andres  Mittel  nicht  als  nur  Gehirn  und  Blut 

86. 

An  die  Yenns. 

Wann  die  Sonne  kümmt  zu  Bette^  wann  die  halbe  Welt  ist  blind^ 
Wird  alsdann  zum  besten  sehend,  Venus^  dein  sonst  blindes  Kind. 

87. 
Von  der  Nigrana. 

Nigrana  wüntscht  ihr  offt  ein  schönes  Angesicht; 
Das  wüntschen  hat  sie  wol,  das  haben  hat  sie  nicht. 

88. 
Vom  Tode  eines  guten  Freundes. 

Der  zuvor  mein  alles  war,  wird  mir  Angesichts 
Durch  deß  Todes  Morde-Stich  nun  mein  alles  nichts. 

89. 
Die  Mittel  zur  Gesundheit. 

Hunger  haben,  müde  seyn 
Würtzt  die  Speise,  schläft  wol  ein. 

90. 
Wir  gebens  dem  Krieger,  versagens  dem  Priester. 

Wann  wir  Kriegern  musten  geben,  waren  wir  gezwungen  reich; 
Wann  wir  Kirchen  sollen  geben,  sind  wir  willig  Bettlern  gleich. 

91. 

Anff  Floram. 

Flora  wünschet,  daß  ihr  Mann  sich  mit  einer  andren  p^are. 
Dieses  thut  nicht  iedes  Weib;  stille  nur!  sie  meint  die  Bahre. 


Fünfites  Hundert.  525 

92. 
Anff  Bibonem. 

Wann  Bibo  trincket  Bier^  das  heist  er:  Schlamm  geladen; 
Wann  Bibo  trincket  Wein^  das  heist  er:  abe  laden. 
Er  ladet  immer  ein;  er  ladet  unmer  abe; 
Er  wird  es  immer  thun^  ee  sey  dann  nicht  im  Grabe. 

93. 

Ein  Enß. 

Gibt  Clara  einen  Kuß;  solls  viel  gegeben  seyn? 
So  offt  sie  einen  gibt;  so  nimmt  sie  einen  ein. 

94. 
Von  der  Casca. 

Wie  daß  ihr  doch;  daßüasca  starb;  die  Schuld  dem  Artzte  gebt? 
Sie  hat  sich  durch  so  lange  Zeit  zu  Tode  selbst  gelebt. 

95. 
Von  dem  Luea. 

Lucas  nennet  seine  Liebste:  seine  Flammen;  seinen  BlitZ; 
Seine  SonnC;  seinen  Monden;  (mercket!)  seinen  Bitter-Sitz. 

96. 
Vergnfigligkeit. 

Alls  treten  unter  sich  und  sich  in  sich  verhüllen; 

Ist  sonst  kein  beßrer  Schild  für;  Unfall;  deinem  Willen. 

97. 

Ein  Kuß. 

Dein  Mund  ist  etwas  blaß;  das  bringt  dir;  Doris ;  spot; 
Ich  weiß  wol;  was  hier  hilft:  von  küssen  wird  er  roth. 

98. 

Ein  Neujahrs- Wnntsch. 

Dokius  war  Hofe-Pfarrer,  wüntschte  zu  dem  Neuen  Jahre 
Käyser;  Königen  und  Fürsten,  wem  auch  sonst  zu  wüntschen  wäre, 
Diß  und  daS;  vorauß  den  Frauen  Alexanders  Pferd  für  eigen. 
Daß  da  auff  sich  keinen  Herren  als  nur  seinen  liesse  steigen. 


526  Drittes  Tausend 

99. 
Auf  Vitum. 

Da  stackteBt;  Veit;  nechst  unterm  Dache 
In  einer  unvergunten  Sacbe^ 
Wofern  du  mehr  wirst  drinnen  stecken; 
So  magst  du  dich  wol  besser  decken; 
Sonst  möcht  es  sein  vergunte  SachC; 
Daß  man  den  Hahn  zum  Capen  mache. 

100. 
Auf  Morum. 

Morus  kam  nach  Hofe  schmausen; 
Ohne  Wust  und  ohne  Grausen 
Fraß  er  viel  von  einem  BabeU; 
Den  sie  ihm  zum  Possen  gaben. 
Besser;  daß  ich  dich  verzehre; 
Als  daß  ich  dein  Gastmal  were! 
Sprach  er;  daß  es  was  bedeute; 
Sagen  aber  alle  Leute. 


Sechstes  Hundert.  527 


DESZ  DBITTEN  TAUSEND 

SECHSTES  HUNDERT. 

1. 

Aaff  Tnüluii. 

Frauenzimmer  soll  man  ehren ^  anders  sind  es  grobe  Sitten; 
Wie  daß  nechst  dann  einer  Jungfer  TruUus  so  in  Schild  geritten? 

2. 
Von  meinen  Reimen. 

Ich  weiß  wol^  daß  man  glaubt,  daß  einer  gerne  thu 
Das,  was  er  gerne  sagt;  allein  es  trifft  nicht  zu; 
Die  Welt  ist  umgewand.    Ich  kenne  manchen  Mann: 
An  Worten  ist  er  Mönch;  an  Thaten  ist  er  Hahn. 
Mein  Beim  ist  manchmal  frech,  die  Sinnen  sind  es  nicht; 
Der  eine  Zeug  ist  Gott,  der  ander  das  Gerücht. 
Ich  höhne  Laster  auß,  ich  schimpffe  böse  Zeit; 
Dann  die  macht  grosses  Werck  von  grosser  Üppigkeit. 

3. 
Der  Friede. 

Wann  wir  immer  wider  uns,  nimmer  striten  wider  Gott, 
Wäre  Friede  stets  bey  uns,  wäre  keines  Streites  noth. 

4 

Wann  bey  Friede  nicht  ist  Busse, 
Steht  der  Fried  auff  keinem  Fusse. 

5. 
Balbierer. 

Ihr  Schärer,  ihr  seyd  Ehren-Schänder,  ihr  schäret  ietzt  rein  ab 

die  Barte, 

DafUr  ein  Mann  doch  vormals  immer,  als  wie  für  Ehr  und  Namen 

werthe. 


528  Drittes  Tausend 

6. 

Die  imbehutsame  Jugend. 

Die  Jugend  ist  wol  gut, 
Ist  voller  Geist  und  Mut, 
Ist  voller  Glantz  und  Zier; 
Nur  dieses  mangelt  ihr: 
6  Sie  liebt  nur  ihr  Gemach. 

DeBckt  kündigen,  nicht  Bach. 

7. 
Das  Leben. 

Man  klagt;  daß  unser  Leben  pflegt  gar  kurtz  zu  seyn. 
Die  Ewigkeit;  schweig  stille!  bringt  alles  wieder  ein. 

8. 

Auff  Carponem. 

Von  Neid  dein  Hertz ,  von  Schmach  ist;  CarpO;  voll  dein  Mund; 
Du  bist  ein  htlndisch  Mensch ;  du  bist  ein  menschlich  Hund. 

9. 

Von  der  Chlorinda. 

Chlorinda  lebt  und  lacht;  doch  weist  man  sie  zu  Grabe: 
Das  Brautbett  ist  das  Grab;  der  Gräber  Venus  Knabe. 

10. 
Ursprung  der  Bienen. 

Jungfern ;  habt  ihr  nicht  vernummen, 

Wo  die  Bienen  her  sind  kummen? 

Habt  ihr  doch  vielleicht  verstanden. 

Was  der  Venus  gieng  zu  banden, 
6  Da  sie  den  Adonis  liebtC; 

Der  sie  labt  und  auch  betrübte? 
Wann  im  Schaten  kühler  Myrten 

Sie  sich  kamen  zu  bewirthen, 

Folgte  nichts  als  lieblich  liebeln, 
10  Folgte  nichts  als  tückisch  bübelu; 

Welten  ohne  süsses  küssen 

Nimmer  keine  Zeit  vermissen; 


Sechstes  Hundert.  529 

Küsten  eine  lange  Länge^ 

Küsten  eine  grosse  Menge^ 

Küsten  immer  in  die  Wette;  15 

£ines  war  deß  andren  E^ette^ 

Biß  es  Venus  so  verfügte, 

Die  diß  Thun  so  wol  vergnügte. 

Daß  die  Geister,  die  sie  hauchten, 

Inmier  blieben,  nie  verrauchten;  90 

Daß  die  Küsse  Flügel  namen 

Hin  und  her  mit  Heeren  kamen, 

VöUten  alles  Leer  der  Lüffte, 

Wiese,  Thal,  Berg,  Wald,  Feld,  Klüffte, 

Parten  sich  zum  küssen  immer,  S6 

Hilten  ohne  sich  sich  nimmer, 

Sassen  auff  die  Menschen-Töchter, 

Machten  manches  Mund-Gelächter, 

Wann  sie  sie  mit  Küssen  grüßen. 

Wann  sie  sie  mit  Grüssen  küßen.  to 

Aber  Neid  hat  scheel  gesehen, 
Und  Verhängnüß  ließ  geschehen. 
Daß  ein  schäumend  wilder  Eber 
Ward  Adonis  Todtengräber. 

Venus,  voller  Zorn  und  wüten,  95 

Hat  gar  schwerlich  diß  erlidten. 
Als  sie  mehr  nipht  kunte  schaffen, 
Gieng  sie,  ließ  zusammen  raffen, 
Aller  dieser  Küsse  Summen, 

Wo  sie  waren  zu  bekummen,  40 

Machte  drauß  die  Honig-Leute, 
Daß  sie  geben  süsse  Beute, 
Daß  sie  aber  auch  dadeben 
Einen  scharffen  Stachel  geben, 

So  wie  sie  das  Küssen  büssen  45 

Und  mit  Leid  verbittern  müssen. 

Sag  ich  dieses  einem  Tauben, 
Und  ihr  Jungfern  wolts  nicht  glauben. 
Wünsch  ich  euch  für  solches  Stücke, 
Daß  euch  Küssen  nie  erquicke;  so 

Logau.  34 


530  Drittes  Tausend 

Glaubt  ihrs  aber,  o,  so  schauet^ 
Daß  ihr  nicht  dem  Stachel  trauet! 

IL 
Beydcpley  Adel. 

Kunst  und  Tugend  machet  Adel;  Adel  machet  auch  das  Blut; 
Wann  sie  beyde  sich  vermählet ,  ist  der  Adel  noch  so  gut. 
Adel,  den  die  Kunst  gebieret,  hat  gemeinlich  diesen  Mut: 
Daß  er  mehr  für  Geld  als  Ehre  immerzu  das  seine  thut. 

12. 

Englische  Schärfe. 

Daß  ihr  Angler  Blut  mit  Blute  gäntzlich  zu  verwaschen  denckt? 
Durch  Geblüte  wird  die  Rache  nur  ernähret,  nicht  ertränckt. 

13. 

Cber  die  deutschen  tietichte  Herren  Wentzel  Seh&rffers. 

Kein  Kraut  dient  flir  das  tödten; 

Nein,  sagen  die  Poeten: 

Ein  Blat  von  unsrem  Krantze 

Der  frischen  Lorber-Pflantze, 
Ä  Erwärmt  von  unsrer  Stime, 

Begeistert  vom  Gehirne, 

Gibt  Balsam  zum  genesen 

Und  trotzet  das  verwesen. 
Nicht  anders,  ihr  Poeten! 
10  Der  Tod  kan  keinen  nöthen, 

Den  ihr  und  eure  Sinnen 

Nicht  lassen  wolt  von  hinnen. 

Die  alten,  kühnen  Degen 

Gehn  noch  aufF  unsren  Wegen, 
ift  Die  ihrer  Druden  Lieder 

Nicht  Hessen  kummen  nieder. 

Was  wüsten  wir  von  Helden* 

Und  ihrer  Thurst  zu  melden. 

Wann  nicht  Poeten-Geister, 
so  Deß  schwartzen  Grabes  Meister, 


Sechstes  Hundert.  53  j 

Die  Sterbligkeit  verbürget, 

Daß  sie  sie  nicht  gewürget? 

Was  war  von  tapfiren  Thaten, 

Was  war  von  klugem  rathen 

Der  Nachwelt  kündig  blieben,  25 

Wann  diese  nicht  geschrieben? 

Es  macht  poetisch  Ticjiten, 

Daß  alles  bleibt  im  Liechten; 

Sonst  fiel  in  lauter  Nächte, 

Was  Hertz  und  Witz  verbrächte.  so 

Es  sind  zwar  mehr  der  Kielen, 
Die  auflf  daß  ferne  spielen. 
Die  hin  nach  Ewigkeiten 
Gleichwol  die  Fahrt  bereiten; 

Doch  dünckt  mich,  daß  Poeten  ss 

Noch  mehr  als  andre  röthen. 
Was  Todten-Asche  blasset. 

Ihr  Thun  ist  so  gefasset. 
Daß  ihre  süsse  Sachen 

Viel  Buler  ihnen  machen;  40 

Daß  ihre  Zierligkeiten 
Die  Sinnen  mächtig  leiten. 
Sie  zuckern  alle  Worte; 
Es  blüht  an  allem  Orte; 

Sie  schreiben  nicht,  sie  mahlen.  45 

Die  ungezälten  Zahlen 
Der  andren  Künstligkeiten, 
Die  künnen  so  bereiten 
Gemüther  zum  verlieben. 

Daß  sie  stets  ihrer  blieben,  50 

Und  die,  die  ihre  bleiben. 
Die  künnen  sich  denn  schreiben 
Für  Freunde  derer  Leute, 
Dran  Zeit  hat  kerne  Beuthe. 

Wie  dein  Poete  singet  55 

Und  mit  dem  Alter  dinget. 
Dich,  Brieg,  und  die  darinnen 
Vom  sterben  zu  gewinnen, 

34* 


532  Drittes  Tausend 

Das  zengen  seine  Lieder. 
60  Was  sonsten  hin  und  wieder 

Er  künstlich;  artlich  spielet; 

Daß  Lust  und  Nutz  man  fühlet: 

Diß  kan  genüglich  zeigen^ 

Wie  hoch  Poeten  steigen. 
65  Brieg;  ehre  diß  Beginnen^ 

Wilstu  nach  dir  sejn  künnenl 

Zwar  künnen  ihr  Gerüchte 

Durch  eigenes  Gewichte 

Verewigen  die  Tichter, 
70  Doch  durch  bewogne  Richter, 

Die  ihnen  hold  und  günstig; 

So  wird  ihr  Trieb  mehr  brünstig, 

Daß  sich  sie  und  die  Ihren 

Biß  gar  an  Himmel  führen. 

14. 
Auff  Florindam,  unter  eines  andren  Namen. 

Sind,  Florinda,  deine  Wangen  ein  beblümtes  Lust-gehäge, 
Gibt  mein  Mund  sich  an  zum  Gärtner,  daß  er  dieser  Blumen  pflege. 

15. 

Recht  und  Gewalt. 

Lunten-Rech.t  helt  rechtes  Recht  nur  für  Lumpen-Recht; 
Wo  Gewalt  zum  Herren  wird,  ist  Gerecht  ein  Knecht. 

16. 

FrantzSsisehe  Eitelkeiten. 

Deutsclie  müssen  ja  gar  from  und  ohn  alles  Eitel  seyn. 
Weil  sie  nach  der  Eitelkeit  ziehn  in  Franckreich  erst  hinein. 

17. 

Anff  Mcechnm. 

TVfoechus  ward  mit  Ernst  vermahnt  in  ein  andre  Haut  zu  krichen; 
Als  er  dieses  nun  gethan,  ward  er  dennoch  außgestrichen. 


Seohfites  Hundert.  533 

18. 

Von  Fürst  Ludwigen  von  Anhalt,  Stiftern  der  frnehtbringen- 
den  Gesellschafft,  nnnmehr  lobsel.  Gedächtnflß.  f  1649. 

Deutschland  hat  für  längst  geherrscht  als  ein  Haupt  der  Christenheit ; 
Aber  deutscher  Sprache  wehrt  lag  in  tieffer  Dienstbarkeit. 
Daß  nun  auch  die  Sprache  herrscht^  höchlich  gilt  und  lieblich  schillt^ 
Dieses  macht  der  theure  Held,  welchen  altes  Anhalt  hilt; 
Ludewig,  der  weise  Fürst.  Deutschland,  Deutschland,  wie  mich  s 

dünckt, 
Ist  dein  Mund  gar  viel  zuschwach,daß  sein  Buhm  durch  dich  erklingt! 
Singe,  was  du  weist  und  kanst;  sage,  was  du  kanst  und  weist: 
Du  wirst  nimmer  recht  geschickt;  Er  wird  nie  genug  gepreist. 

19. 

FrantzSsisehe  Bränehe. 

Ich  kan  es  wol  gestehen ,  daß  zierliche  Geberden 

Und  höfliches  verhalten  in  Franckreich  kündig  werden; 

Diß  aber  kümt  zu  wichtig,  daß  gar  nichts  sonst  soll  tügen. 

Was  Deutsche  flLr  sich  selbsten  an  eigner  Art  vermügen. 

Thu  diß  in  Deutschland,  thu,  was  man  in  Franckreich  thut,        n 

Ich  wett,  es  feilt  so  schön,  ich  wett,  es  ist  so  gut. 

Die  Übung  fehlt  uns  nur,  die  Sinnen  fehlen  nicht; 

Genug,  wann  iedes  Volck  sein  eignes  Thun  verriebt. 

20. 

Anff  Plctiam. 

Daß  Liebe  brennt  und  kältet,  gibt  Pictia  beweiß: 

Den  Brand  macht  das  Gesichte;  der  Leib,  der  macht  das  Eiß. 

21. 

Frenndschafft  nud  Gold. 

Gold  und  Freunde  gelten  gleiche :  iederley  von  dieser  Wahr 
Sucht  man  mühsam,  find  man  sparsam,  hat  man  immer  mit  Gefahr. 

22. 
Gewonheit. 

Gewonheit  ist* die  gröste  Frau,  beherrschet  alle  Welt; 
Gar  wenig  gilt,  gar  wenig  taug,  was  sie  nicht  ächte  helt. 


534  *  Drittes  Tausend 

23. 
DeutseMand. 

Deutschland  ist  ein  Apothecke;  denn  darinnen  wird  genuinmen 
Manch  Gesund-Trunck,  der  auch  deme^  der  nicht  trinckt,  soll 

wol  bekummen. 

24. 

Menschliche  Betriegligkeit. 

Was  Thiere  gleich  nicht  reden,  das  weisen  die  Geberden; 
Die  Menschen  werden  reden,  was  sie  nicht  meinen  werden, 
Sind  also  bey  den  Menschen,  als  Thieren,  mehr  gefitrden. 

25. 
Ein  indianisch  Branch. 

Wann  ein  indianisch  Mann  stirbt  und  wird  verbrennt. 
Dann  wird  seines  Weibes  Treu  richtig  dran  erkennt, 
Wann  sie  springet  in  die  Glut.    O,  in  unsrer  Welt 
Springt  kein  Weib,  dieweil  sie  sich  einem  andren  helt 

26. 

Bficher-menge. 

Deß  Bücherschreibens  ist  so  viel;  man  schreibet  sie  mit  hauffen. 
Niemand  wird  Bücher  schreiben  mehr,  so  niemand  sie  wird  kauffen. 

27. 
Frennde. 

Freunde,  die  das  Glücke  macht,  sind  kein  rechtes  Meister-stücke, 
Wann  sie  nicht  zuvor  beschaut  und  bewehrt  das  Ungelücke. 

28. 
Verdächtige  Sachen. 

Ein  versöhnter  Feind, 
Ein  erkaufffcer  Freund 
Sind  zu  einer  Brücke 
Ungeschickte  Stücke. 


Sochstes  Hundert.  535 

29. 
Wort-6esehwätz6. 

Wo  so  viel  Zentner  Worte  sind,  da  glaub  es  nur  gar  frey, 
Das  da  nicht  wol  (ich  sage  viel!)  ein  Pfund  vom  Hertzen  sey. 

30. 
ScbSnheit. 

Tauscntschön ,  du  liebes  Kraut!  iede  Jungffer  ist  befliessen, 
Daß  sie  dich  (es  hilfft  sie  auch)  müg  in  ihrem  Garten  wissen. 
Dennoch  hat  dich  keine  gar;  so  ein  Astlein  manche  hat^ 
Ist  doch  derer  eben  viel;  die  da  haben  kaum  ein  Blat. 

31. 

SchSnheit. 

Was  macht  ein  Bildnüss  gut?  die  Farbe  nicht,  die  Kunst. 
Ist  Tugend  nicht  dabey,  hat  Schönheit  keine  Gunst. 

32. 
Aiiff  Aeriam. 

Aeria  ist  überirdisch;  ist  voll  von  Dunst  und  eitler  Lufft; 

Der  Wind  von  West  ist  ihr  Geselle:  man  siht  ihn  nicht;  man 

merckt  ihn  offt. 
33. 

Tfirckische  Herrschafft. 

Man  sagt,  deß  Türeken  Reich  werd  ehstes  untergehen; 
Was  hilffts  ?  Weil  Türckisch  Art  bey  Christen  wil  entstehen. 

34. 
Glauben  nnd  Verniinfft. 

lemehr  der  Athem  weicht  vom  Munde,  ie  minder  wird  er  warm 

verbleiben ; 
lemehr  VcmunfFt  weicht  von  dem  Worte,  ie  minder  wird  der 

Glaube  glauben. 
35. 

Von  der  Ylasca. 

Ylasca  ist  erschrecklich  klug;  Vlasca  ist  so  grausam  schön! 
Wer  sie  siht,  der  hat  ein  Hertz ;  wer  sich  fÜrcht,  muß  zeitlich  gehn. 


536  Drittes  Tausend 

36. 
Frantzosen-Folge. 

Narren-Kappen  sam  den  Schellen;  wenn  ich  ein  Frantzose  wer, 
Wolt  ich  tragen ;  denn  die  Deutschen  giengen  stracks  wie  ich  so  her. 

37. 
Das  VerMngnfiß. 

Wilstu  dein  Verhängntiß  trotzen?  ey,  so  wil  nur,  was  es  wil! 
Ungeduld,  Schreyn,  Heulen,  Schelten  endert  doch  nicht  dessen  Ziel, 
Macht  vielmehr,  was  arg  ist,  ärger;  macht  auß  vielem  noch  so  viel. 

38. 
Anff  den  Selb-Lieb. 

Selblieb  klagt,  daß  alles  Volck  ihn  so  hasset  ohne  Schuld; 
Holder  wird  man  dir  dann  seyn ,  wann  du  dir  wirst  minder  hold. 

39. 
Auff  Yarinm. 

Varius  thu,  was  er  thu,  kan  er  dennoch  nie  nichts  enden; 
Eh  er  erstes  hat  gethan,  hat  er  andres  schon  in  Händen. 

40. 

Menschliche  Zuversicht. 

Der  Mensch,  der  nichts  kan  für  sich  selbst,  wil  immer  doch.au£f 

Menschen  bauen, 

Wil  Gott,  der  aber  alles  kan,  noch  dennoch  selten  viel  vertrauen; 

So  starck  zeucht  unser  Ursprung  uns,  herab  auff  Enle  nur  zu 

schauen. 
41. 

Giltigkeit. 

Die  Grossen  mUgen  gütig  seyn 
Und  Hoheit  doch  nicht  legen  ein! 

42. 
Klngheit 

Daß  wir  Gutes  recht  erlangen. 
Daß  uns  Böses  nicht  mag  fangen, 
Drauff  soll  Klugheit  seyn  gericht; 
Ausser  dem  so  taug  sie  nicht. 


Sechstes  Hundert.  537 

43. 

Mißgnnst. 

MißguDst  sej  sonst;  wie  sie  wil;  dennoch  ist  ihr  Eigenthuni; 
Daß  sie  immer  mehr  verklärt;  als  vertunckelt  unsren  Ruhm. 

44. 
Die  verachte  Armnt. 

Armut  ist  wie  Aussatz  arg;  niemand  greifil  sie  an  zu  heilen; 
leder  wil  sich  nur  aeit-ab;  wo  die  Armen  stehen;  theilen. 

45. 
Lfigen. 

Lügen  sind  gemeine  trächtig;  weil  sie  pflegen  dann  zu  jungen. 
Sind  zum  minsten  sieben  junge,  wo  nicht  mehr,  herfÜr  gesprungen. 

46. 
Das  Zeit-Rad. 

Die  Zeiten  sind  als  wie  ein  Rad;  sie  reissen  mit  sich  um. 

Wer  sich  an  sie  henckt;  machen  ihn  verdreht;  verkehrt,  krum,  thum. 

47. 

Das  Leben. 

Wann  wir  lebten  hier  stets  nach  unsrem  WilleU; 
Würde  Lebens-Lust  nimmer  nie  sich  stillen. 

48. 

Aiiff  Mornm. 

Monis  kennet  Kräuter;  Steine,  Ertz  und  Vogel,  Fisch  und  Thiere, 
Kennt  den  Hasen  doch  nicht  eigen,  den  er  tränckt  mit  Wein  und 

Biere. 

49. 

Das  Olfleke  ein  Weib. 

Man  mahlt  das  Glücke  wie  ein  Weib  schon  her  von  vieler  Zeit, 
Weil  sie  beständig  wie  ein  Weib  in  Unbeständigkeit. 


533  Drittw  Tatuend 

50. 

Die  Wsrheit. 

Die  Warheit  taug  nur  auff  das  Dorff,  die  grobe  Bäuerin ; 
Wo  man  frantzösisch  höflich  ist^  da  taug  sie  gar  nicht  hin. 

51. 
Deß  Krieges  Fruchtbarkeit. 

Wann  mein  Feld  mir  so  viel  Garben,  als  der  Krieg  trug  Unrecht; 

^     trägt, 
Wil  ich  h<aben  grosse  Schätze  gar  in  kurtzem  hinterlegt. 

52. 
Anff  Fartnni. 

Wie  kümmtS;  daß  Fartus  doch  ein  Narr  durch  Weißheit  ward? 
Die  Weißheit  wuchs  zu  hoch ;  drum  wird  sie  umgekahrt. 

53. 
Die  Oelegenlieit. 

Es  mangelt  nie  Gelegenheit;  was  gutes  zu  verrichten; 
Es  mangelt  nie  Gelegenheit;  was  gutes  zu  vernichten. 

54. 

Beginnen. 

Fang  alles  an  nur  mit  Bedacht;  führ  alles  mit  Bestand; 
Was  drüber  dir  begegnen  mag,  da  nim  Geduld  zur  Hand. 

55. 
Yerdaeht  nnd  Unverstand. 

Ein  fälschlicher  Verdacht,  ein  blinder  Unverstand, 
Wo  die  Regenten  sind,  da  räume  man  das  Land. 

56. 
Schönheit. 

Die  Schönheit  ist  der  Schönen  Feind, 
Wo  fromer  Smn  sie  nicht  vereint. 


Seohfltes  Handert.  539 

57. 
Gewissen. 

Wo  du  Lust  zur  Wollust  hast^  kaustu  sie  nicht  besser  büsseu; 
Als  wann  du  dir  legest  zu  ein  schön  Mägdchen ;  das  Gewissen. 

68. 
Unschnld. 

Wer  nicht  selbsten  kan  betriegeu; 
Wird  gemein  betrogen; 
Wer  nicht  andre  kan  belügen, 
Wird  gemein  belogen. 

59. 
Anff  Psendonem. 

Wann  die  Warheit  sonst  nur  wolte,  künte  Pseudo  sie  wol  freyen; 
Weil  sie  ihm  ist  zugesippet  gar  mit  keinen  Stammes-Eeyen. 

60. 

Anff  Pigrnm. 

Immer  ist  der  Tag  zu  lang,  inmier  dir  zu  kurtz  die  Nacht, 
Piger,  weil  mit  nichts-thun  Tag,  Nacht  mit  Schlaf  wird  zugebracht. 

61. 
Von  einem  Spiegel. 

Heimligkeiten  grosserLeute  soll  man,  wie  sichs  ziemt,  verschweigen. 
Deiner  Schönheit  schön  Geheimniß  wil  der  Spiegel  auch  nicht 

zeigen; 
Daß  bey  Hof  er  sey  gewesen,  Formiruta,  dünckt  mich  eigen. 

62. 

Oold  anß  der  nenen  Welt. 

Daß  so  viel  deß  göldnen  Staubes  hat  die  neue  Welt  gestreuet. 
Drüber  ist  noch  nichts  erschienen,  daß  die  alte  Welt  sich  freuet; 
Dann  das  Gold  der  neuen  Welt  macht,  daß  alte  Welt  sehr  narrt; 
Jene  macht  wol  gar,  daß  die  gantz  in  ihrem  Blute  starrt; 
Dann  auff  prachten,  dann  auff  kriegen  pflegt  man  allen  Schatz  zu  6 

wagen; 
Arme  Christen  zu  versorgen;  wil  die  gantze  Welt  nichts  tragen. 


540  Drittes  Tausend 

63. 
Himmel  nnd  HSUe. 

Der  Himmel  liegt  gar  weit^  ist  leichte  nicht  zu  finden; 
Die  Höll  ist  aber  nah;  es  treffen  sie  die  blinden. 

64. 
Die  Pasiphae. 

Freundin  deß  Ochsens,  Pasiphae,  höre. 
Wie  man  dir  böslich  stahl  weiland  dein  Ehre ! 
Üblich  ists  heute  noch;  artliche  Kinder 
Wehlen  zu  Männern  wie  Esel  so  Binder. 

65. 
Aiiff  Longnm. 

Longus  ist  der  andre  Bias;  was  er  bey  und  an  sich  traget, 
Dieses  ists,  das  ihn  ernähret  und  in  weiche  Bette  leget. 

66. 

Regier-Ennst. 

Der  Grund,  worauff  ein  Thron  sein  festes  stehen  fand, 
Ist  (was  man  auch  sonst  sagt)  ein  richtiger  Verstand; 
Um  den  bat  Salomo;  da  den  er  kunte  haben. 
Da  fehlt  ihm  sonsten  nichts  an  königlichen  Gaben. 

67. 

Nenernngen. 

Was  neu,  ist  angenem,  wird  widrig  in  der  Eile, 

Wann  ihm  nicht  Gut  und  Nutz  ^bt  Krafft  und  länger  weile. 

68. 

Ein  Bnler  und  ein  Sänffer. 

Der  Säuffer  auff  den  Beinen,  der  Buler  an  den  Sinnen, 
Siht  Wimder,  wer  drauff  sihet,  wie  beyde  torckeln  künnen. 

69. 
Von  meinen  Sinn-Getichten. 

Ob  meine  Siangetichte  mit  Tausenden  gleich  gehen. 
So  dencke,  wie  viel  Tausend  der  Augen  gegen  stehen! 
Ich  lasse  mir  genügen,  ob  ihrer  viel  gleich  fallen, 
Wo  nur  noch  Platz  behalten  die  tüchtigsten  von  allen. 


Secfastes  Handert.  541 

70. 
Weiber-Arten. 

Weiber;  die  man  wacker  neimt  ^  sind  gemeinlich  schnöde; 
Weiber ;  die  man  from  beniemt^  sind  gemeinlich  blöde; 
Weiber^  die  man  wirthlich  heist^  sind  gemeinlich  böse. 
Schwer  istS;  wie  mans  treffen  soll^  daß  mans  recht  auflöse. 
Welche  böse  bösem  ist;  die  ist  zu  erwehlen^  6 

Und  es  mag  am  hurtig  seyn  und  am  from  seyn  fehlen. 

71. 
YSlIerey  und  Planderey. 

Wer  viel  redet,  muß  viel  trincken;  welcher  aber  trincket  viel, 
Kan  hingegen  selten  reden,  was  er  wil,  und  wann  er  wil. 

72. 
Tag  nnd  Nacht. 

Der  Tag,  der  ist  der  Mann;  sein  Weib,  das  ist  die  Nacht; 
Von  denen  wird  die  Zeit  stets  zur  Geburt  gebracht. 

73. 
Schlaf  nnd  Kost. 

Es  fragt  sich:  ob  das  essen  besser,  ob  schlafen  besser  zu  ermessen? 
Ungessen  wirstu  wenig  schlafen  und  ungeschlafen  wenig  essen. 

74. 
Wflrde. 

Der  Centner-schweren  Bürde 

Von  Hoheit  und  von  Würde 

Wird  emsig  nach  getrachtet; 

Die  Last  wird  nicht  geachtet. 

0,  drunter  nicht  zu  schwitzen,  6 

Nur  weich  darauff  zu  sitzen, 

Zu  sorgen  nicht,  zu  prangen 

Ist  alles  angefangen. 

Anff  Bonnam. 

Daß  Bonna  eine  Jung-Frau  sey,  das  glaub  ich  gar  genau; 
Sie  war  noch  gar  unglaublich  Jimg,  da  war  sie  schone  Frau. 


642  Drittes  Tausend 

76. 

Zeiten  und  Gebräuche. 

Man  hat  gehört  bej  aller  Zeit  von  bösen  Zeiten  sagen; 

Die  Sitten  mag^  die  Zeiten  nicht;  wer  witzig  ist;  beklagen. 

77. 
Feile  Ehre. 

Weiland  muste  man  um  Ehre  wachen^  bluten^  schwitzen^  schnauffen ; 
Nunmehr  ist  sie  zahmer  worden^  lesset  sich  um  Müntze  kauffen. 

78. 
Auff  Plannm. 

Planus  ist  so  hoch  gewachsen ;  daß  er  biß  zur  Sonne  geht; 
Für  die  Erd  ists  gar  verterblich;  weil  er  ihr  am  Lichte  steht. 

79. 
Auff  Cottam. 

Die  Seel  ist  Herr;  der  Leib  ist  Knecht;  bekenn  es,  Cotta,  frey, 
Daß  bey  dir  gar  (wie  ist  der  Herr?)  der  Knecht  ein  Schelme  sey. 

80. 
Der  Hof. 

Man  heuchelt  sehr  bey  Hofe;  man  tadelt  auch  gemein; 
Im  Lobe  muß  das  Böse,  das  G-ut  im  Tadel  seyn. 

81. 
Die  Aufferstehnng  Christi. 

Was  hilfftS;  das  unser  Haupt  erstund,  wann  wir  doch,  seine  Glieder, 
Uns  in  der  Sünden  finstres  Grab  vergraben  immer  wieder? 

82. 

Auff  Pnram. 

Pura  helt  an  ihrem  Gott  immer  treu  und  feste; 
Lit  hingegen,  wo  sie  kan,  ihres  Nechsten  Peste. 


Sechstes  Handert.  543 

83. 
Die  SehSpffer  deß  SehSpffers. 

Der  den  Schöpffer  weiß  zu  schaffen^  thäte  wol  so  gut  daran^ 
Wann  er  eine  Welt  auch  schaffte,  die  ein  solches  glauben  kaö. 

84. 
Anff  Gniscnm. 

Gniscus  thut  niemanden  nichts;  dennoch  ist  ihm  niemand  gut 
Eben  darum ;  weil  er  nie  keinem  etwas  gutes  thut. 

85. 

Ackerbau. 

Mit  dem  Pfluge  Bergwerck  bauen. 
Gibt  zum  Beichthum  recht  vertrauen. 

86. 
Auff  Blnmonam. 

Blumona  ward  entjungfert;  da  solches  war  geschehen, 
Verschwur  sie  Haut  und  Haare,  sie  hett  es  nicht  gesehen. 

87. 
Yerlenmdung. 

Daß  ein  Fromer  dich  geschmähet,  trau  nicht  leichtlich  auff  Bericht; 
Daß  ein  Böser  dich  geschmähet,  wundre  dich  darüber  nicht. 

88. 
Anff  Vitnm. 

Veit,  gibt  sich  an  zu  dienen  um  schlecht-,  ja  keinen  Sold; 
Seht  drauff  nach  wenig  Jahren,  was  er  hiedurch  gewollt! 

89. 
Aie  Gestalt. 

Wer,  Flora,  dein  Gesichte  nennt,  der  hat  ein  schönes  Gut  genant, 
Das  aber,  wann  ein  Febw  kümt,  in  einem  Nu  ist  w^gebrant. 


544  Drittes  TaoBend 

90. 

Ein  henßlich  Weib. 

Ein  Weib^  deß  Abends  wirthlich^  deß  Tages  aber  faul^ 
Die  bleibet  nur  beym  Esel;  sie  kauffet  keinen  Gaul. 

91. 

Die  Zeit. 

Wer  nichts  thut,  der  hat  viel  gethan^ 
Daß  er  die  Zeit  so  schlecht  legt  an. 

92. 
Ein  babyloniseber  Gebranch. 

Zu  Babel  worden  schöne  Töchter  auff  freyem  Marckte  feil  gestellt ; 
Die  ungestalten  aber  namen  zur  Mitgifft  so  gelöstes  Geld. 
Wann  dieses  heute  noch  bey  Tage  solt  ebenmässig  auch  geschelm. 
So  wer  es  gut  für  solche  Freyer;  die  nur  auff  schnöde  Müntze  sehn. 
6  Ich  aber^  wann  ich  diesem  Brauchenach  Willen  solte  pflichten  bey. 
So  meint  ich;  daß  allhier  das  geben  viel  seliger  als  nehmen  sey. 

93. 
Die  Yerwfistnng  Troja. 

Eine  Stut  tmd  Hengst  haben  Troja  umgekehrt : 
Nemlich  Helena  und  der  Griechen  höltznes  Pferd. 

94. 
Anff  Falsnm. 

Ist  Fabus  ein  Apostel?  die  Zung  ist  ihm  zertheilt. 
O  nein!  es  ist  nur  sonsten  ein  Übel;  das  nicht  heilt. 

95. 
Eine  gleiche  Henrath. 

Cacus  hat  ein  Weib  genommen;  die  ist  ihm  an  allem  gleich : 
Häßlich;  bösC;  faul  imd  diebisch;  geil;  versoffen  und  nicht  reich. 

96. 
Anff  Vauam. 

Dein  Mann;  der  ist  der  Finger;  Frau  Vana;  du  der  Bing; 
Schau,  das  nicht  mit  dem  Ringe  wer  fölschlich  siegeln  gieng! 


Sechstes  Hundert.  545 

97. 
Von  meinen  Reimen. 

Sind  meine  Reime  richtig? 
Sind  meine  Worte  wichtig? 
Nur  daß  nicht  beydes  nichtig! 
Sonst  sind  sie  gar  nicht  tüchtig. 

98. 
Der  freye  und  knechtische  Wille. 

Männer  sollen  luthrisch  glauben;  Weiberwollen  bäptisch  seyn: 
Männer  solin  den  Willen  binden ;  Weiber  wollen  ihn  befre)m. 

99. 

Uofe-Tugend. 

Bey  Hof  ist  alles  sonst  umsonst; 
Die  beste  Tugend  ist  die  Gunst. 

100. 
Lachen  nnd  Weinen. 

Das  Auge  lacht  die  Wollust  an;  den  öchmertz  beweint  es  drauff: 
Durch  lachen  ietzt,  durch  Weinen  ietzt  geht  unser  gantzer  LaufF. 


Lop^n.  3«) 


546  Drittes  Tausend 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 
SIEBENDES  HUNDERT. 

1. 

Eine  Graß-Krone. 

Der  sein  Vaterland  errettet,  diesen  krönte  Rom  mit  Grase. 
Blieb  uns  auch  so  viel  von  grünem ,  daß  man  wo  zusammen  läse, 
Was  zu  einem  Krantze  notb  denen,  die  das  Vaterland 
(Sonsten  aber  nichts  davon)  gleichwol  Hessen,  daß  es  stand? 

2. 
Ein  böse  Weib. 

Ein  böses  Weib  ist  eine  Wahr,  die  deutlich  sagen  kan. 
Was  für  ein  Narr  der  Käuffer  war,  der  sie  genommen  an. 

3. 

Sehnecken. 

Solln  allererst  die  Schnecken 
Die  Hurtigkeit  erwecken, 
So  mustu  harren  lange; 
Sie  würcken  nach  dem  Gange. 

4. 

Dreyerley  Glauben. 

Der  Bapst,  der  wil  durch  thun,  Calvin  wil  durch  verstehn. 
In  Himmel  aber  wil  durch  glauben  Luther  gehn. 

5. 

Gewien. 

Wer  dieser  Welt  wil  recht  genissen. 
Der  brauche  Tück  und  kein  Gewissen. 


Siebendos  Handert.  547 

6, 

Lob. 

Eines  Narrens  Probe, 
Die  besteht  im  Lobe; 
Seine  Kunst  zu  weisen, 
Schleust  ihn  auff  das  Preisen. 

Menschliche  Unwissenheit. 

Wie  sehr  der  Mensch  nach  Wissenschafft  verborgner  Dinge  ringt, 
So  bleibt  ihm  doch  unzehhch  viel,  davon  er  sagt:  mich  dünckt. 

8. 

Auff  Blondnm. 

Blondus  hat  ein  Weib  gesucht,  hat  sie  endlich  auch  erkohren; 
Als  er  sie  nun  hat  gehabt,  hat  er  drauff  sich  selbst  verlohren. 

9. 
Das  Schreiben. 

Man  schreibt  auff  weisses  schwartz;  doch  bleibt  als  schwartzmehr 

weiß: 
Die  Schrifft  ist  gut,  die  mehr  von  from-  als  argem  weiß. 

10. 

Göttliche  und  christliche  Liebe. 

Wo  es  Gottes  Liebe  meint,  wie  es  Christen-Liebe  meint. 
Wundert  mich,  daß  einen  Blick  über  uns  die  Sonne  scheint. 

IL 
Auff  Cacalum. 

Cuculus,  dein  liebes  Kind,  solte  diß  ein  Vogel  seyn. 
Wäre,  wie  man  meint,  daran  schwerlich  eine  Feder  dein. 

12. 
Der  SpiegeL 

Der  Spiegel  kan  zwar  weisen;  doch  kan  er  reden  nicht; 
Sonst  bätt  er  manche  Stoltzo  im  Lrthum  unterriebt. 

35* 


548  Drittes  Tansond 

13. 
Stnnden-Glocke. 

Die  Glock  ist  unser  Wächter  und  saget  uns  die  Stunden, 
Nicht  die,  die  kummen  sollen,  nur  die,  die  weg  sich  funden. 

14. 
Der  Glaube. 

Soll  ein  Liecht  recht  helle  brennen,  muß  man  es  zu  weilen  putzen : 
Daß  der  Glaube  recht  sich  stärcke,  kan  dasCrcutzihmmercklich 

nutzen. 
15. 

Auf  Qnintam. 

Quinta  ist  der  Männer  Spiegel,  nimmet  alles  Bildnüß  an. 
Nur  daß  bey  ihr  nebst  dem  sehen  ieder  auch  noch  fühlen  kan. 

16. 

Auf  Blennmn. 

Blcnnus  sor[»;t  ftir  seine  Liebste  um  geschickte  Schenck-  und  Gaben, 
Kauft*  ihr  Bley weiß ;  alle  Tage  muß  sie  dessen  etwas  haben. 

17. 

Von  Nummoso  und  Biboso. 

Da  Nummoöus  sterben  solte,  liefF  er  auff  den  Ober-Söller; 

Da  Bibosus  sterben  solte,  liefF  er  nunter  in  den  Keller; 

Doch  den  schwartzen  Knochen-Mann  hilt  nicht  auff  noch  hoch, 

noch  tieff, 
Daß  er  beyden  nicht  hinnach,  diß  er  sie  erhaschte,  liefF. 

18. 

Grosser  Herren  biten. 

Wann  grosse  Herren  biten,  wer  deutsch  alsdann  versteht, 
Versteht,  daß  hier  das  wollen  nur  bloß  auff  müssen  geht. 

19. 

Ein  Schein. 

Manches,  was  zum  ersten  Wein, 
Wil  zu  letzte  Threnen  seyn. 


Siebendes  Hundert.  549 

20. 

Aiiff  Mopsnm. 

Mopsus  hat  ein  grob  Verständnüß,  meint;  es  sey  ihm  trefflich  uützig ; 
Dann  was  tölpisch,  tauret  lange;  stumpff  wird  ieichtlich;  was  zu 

spitzig. 
21. 

Weiberhaare. 

Wie  daß  das  Frauen voick  so  lange  Haare  flihren? 
Sie  sind  der  Zaum^  womit  der  Mann  sie  kan  regiren. 

22. 
Auff  Simonem. 

Simon  ist  zu  Feld  ein  Mann;  schade!  daß  im  Hause  nicht 
Einen  Rock  er  zwingen  kan,  wie  er  einen  Harnisch  bricht. 

23. 

Der  Sacarnm  Gewohnheit. 

Eh  Jungfer  mocht  und  Junggeselle  sich  weiland  bey  den  Sacis 

paaren, 
Must  eines  vor  doß  andren  Stärcke  durch  einen  sondren  Kampff 

erfahren; 
Wer  überwand,  war  Herr  im  Hause.  Bey  uns  begehren  nicht  auß 

Stärcke 
Die  Weiber  Vorzug,  Ilerrschafft,  Ehre,  vielmehr  dieweil  sie 

schwache  Wercke. 
24. 

Die  Gicht. 

Was  man  auch  der  Gicht  immer  Schuld  gleich  gebe, 
Ist  sie  fcchtrisch  doch,  macht  manch  Auffgehebe. 

25. 
Frfihling  und  Herbst. 

Der  Lentz  kan  alles  regen, 
Der  Winter  alles  legen. 
Dein  Alte  leget  dir, 
Wächst,  Veit,  dir  was  herfttr. 


550  Drittes  Tausend 

26. 
An  den  Leser. 

Solin  mein  Leben  meine  Keime,  wie  zu  wtintschen,  überleben, 
Wolstu  Leser  ihrem  Geiste  deine  Gunst  zum  Geiste  geben. 

27. 
An  Scyllam. 

Daß  dein  Augen,  Scylla,  blitzen, 
Kan  noch  dir,  noch  andren  nützen; 
Leuchte  nur  und  blitze  nicht, 
Suchstu  anders  Mannes-Pflicht. 

28. 

Brant  und  Bräntigam. 

Lieb  und  Haß  bepaart  sich,  die  sich  sonst  gezweyt: 
Liebe  zur  Gesellschafft,  Haß  der  Einsamkeit. 

29.    ^ 

Auf  Albidam. 

Albida,  du  warmer  Schnee,  aber  kalte  Glut, 

Ist  dein  weisser  Leib  gleich  warm,  ist  doch  kalt  dein  Mut. 

30. 

Finsternflß. 

Der  Monden  stellt  sich  für  die  Sonne  und  macht  sie  finster  eine  Zeit: 
Der  Witz,  der  Gottes  Rath  wil  dämpffen,  erstrecket  sich  noch 

lang,  noch  weit. 
31. 

Bnler. 

Buler  sind  nicht  gute  Mahler ;  wo  die  Farben  nicht  bald  blassen, 
Siht  man  sie  ein  Bild  doch  selten  nach  dem  Augenmasse  fassen. 

32. 
Die  Ticht-Knnst. 

Der  Tichter  Lorbcrbaum  pflegt  zwar  gar  frey  zu  stehen; 
Ein  ieder  mag  hinzu  nach  Lust  und  Willen  gehen. 
Der  aber  fluch  ihm  selbst,  der  Blätter  denckt  zu  finden 
Und  greifft,  weil  er  sie  nicht  zu  finden  weiß,  nach  Rinden. 


Siebondos  Handert.  551 

33. 
An  den  Leser. 

Leser,  ich  wil  seyn  kein  Tichter, 
Wo  nur  du  wüst  seyn  kein  Richter. 

34. 
Sfisses  und  Bittres,  oder  der  Weg  deß  Glückes. 

Das  Glücke  weist  die  Wege  gemeinlich  unsren  Füssen 
Durch  süsses  zu  dem  bittren,  durch  bittres  zu  dem  süssen. 

35. 
Das  Reich  der  Tagend. 

Durch  das  Reich  der  Tugend 
Gilt  noch  Geld,  noch  Jugend, 
Schönheit  oder  Würde, 
Freyheit  oder  Bürde; 
Wer  viel  Tugend  übet. 
Der  wird  viel  geliebet. 

36. 
Die  Neigungen. 

Wer  ist,  den  nicht  zu  Zeiten 
Gleich wol  die  AfFen  reiten? 
Zum  schlissen  schadet  Eile; 
Zum  schlissen  dienet  Weile. 

37. 
An  Panlom. 

Paulus  ist  ein  Freund  der  Welt,  aber  nur  der  kleinen  Welt, 
Wann  er  sein  geliebtes  Lieb  fest  umarmt  beschlossen  hält. 

38. 

Regen. 

Wen  vergleicht  man  füglich  Rosen,  Jungfern  oder  Junggesellen? 
Wo  die  Stachel  sich  befinden,  ist  das  Urthel  hm  zu  stellen. 


552  Drittes  Tausend 

39. 
Gespräche  eines  Pfarrers  nnd  Küsters. 

Ein  Küster  sprach:  Herr  Pfarr,  sie  bringen  eine  Leiche. 
Der  Priester  sprach:  Wol  gut!  ists  aber  eine  reiche? 
Der  Küster  sprach :  O  nein.   Der  Priester  sprach :  Dcß  Armen, 
Dcß  hätte  sich  der  Tod  noch  mögen  wol  erbarmen! 
5  Der  Küster  sprach:  O  ja.   Der  Priester  sprach:  zu  legen 
Dem  Tode  seinen  Zoll,  ist  ieder  unter  wegen. 

40. 
Mann  und  Weib. 

Die  Weiber  sind  die  Monden;  die  Männer  sind  die  Sonne; 
Von  diesen  haben  jene  Nutz,  Ehre,  Wärmde,  Wonne. 
Die  Sonne  herrscht  den  Tag;  der  Monde  herrscht  die  Nacht; 
Bey  Nachte  hat  das  Weib,  der  Mann  bey  Tage  Macht. 

41. 

Anff  Thaidem. 

Thais  sagt,  daß  ihres  Liebsten  Bildnüß  sie  im  Hertzen  trage. 
Unterm  Hertzen,  wil  ich  glauben;  dann  so  sagt  gemeine  Sage. 

42. 

Verdammang. 

Daß  man  uns  dem  Teuffei  gibet,  darff  sich  keiner  viel  dran  kehren ; 
Wann  wir  uns  nur  selbst  nicht  geben,  kan  uns  keiner  sonst  gewehren. 

43. 

(Gewandelte  Frenndscliafft. 

Der  die  Freundschafft  auff  kan  heben. 
Hat  sie  nie  recht  angegeben. 
Der  ward  falsch  ein  Freund  genennt. 
Der  sich  von  dem  Freunde  trennt. 

44. 

Wahren  der  Wollust. 

Wer  sich  nach  der  Wollust- Wahren  als  ein  Kauffmann  wil  bemühn, 
Wird,  wie  witzig  er  gleich  handelt,  Reue  haben  zum  Gewin. 


Siebendes  Hundert.  553 

45. 
Vorlehn. 

Wer  sich  nährt  mit  Weiber  borgen,  ob  er  gleich  die  Zins  abführt, 
Muß  er  dennoch  seyu  zufrieden,  ob  man  ihn  gleich  nicht  quitirt. 
Mancher  hat  das  Glücke  noch,  daß  der  Schein  nicht  aussen  blieben. 
Daß  er  ihm  an  stat  Papiers  aufF  den  Rücken  ward  geschrieben. 

46. 

Frende. 

Weil  wir  leben,  ist  die  Freud  uns  zum  Leben  zwar  gegeben. 
So  doch,  daß  (wie  mancher  wil)  Freude  nicht  sey  unser  Leben. 

47. 
Vom  Cnejo. 

Cnejus  hat  bey  seiner  Liebsten,  die  er  ihm  hat  ausserkoren, 
Wie  er  fürgiebt,  auß  sich  selbsten  gantz  in  sie  sich  hin  verloren ; 
Wird,  wann  er  sie  nun  wird  haben,  sich  in  ihr  wol  wieder  finden. 
Wird  auch  sie  und  sich  zum  andren  auch  wol  mehrmal  auß  ihr 

gründen. 

48. 

Der  Leib  nnd  sein  Schaten. 

Deine  Charis  ist  der  Cörper;  du,  Myrtillus,  bist  der  Schaten; 
Wie  wird  aber,  wann  die  Sonne  geht  zu  Bette,  dir  gerathen? 
Nächte  haben  keinen  Schaten ;  du  hingegen  gehst  auff  Nächte ; 
Weil  die  Nacht  deß  Tages  Schaten,  kümmstu  so  durch  sie  zu  rechte. 

49. 

Jnngfranen. 

Ihr  Jungfern,  weil  ihr  seyd  der  Himmel  voll  Sterne  von  so  schönen 

Gaben, 

Wie  kümmts,  daß  sonst  der  Himmel  eine,  ihr  aber  zwo  mügt  Sonnen 

haben? 

Die  eine,  mattet  sie  die  Männer,  so  soll  die  andre  sie  erlaben. 

50. 

Auff  Dradam. 

Druda  brachte  gleich  wol  Töchter,  hatte  sie  gleich  keinen  Mann; 
Eben  darum,  weil  kein  Vater,  kamen  lauter  Töchter  an. 


554  Drittes  Tausend 

51. 

Grabschrifft  eines  Artztes. 

Hier  Hegt  ein  Artzt;  ist  todt!  der  Tod  in  einem  Nu 
Schloß,  eh  er  sich  versah,  die  Apothecke  zu. 

52. 
Auf  Yitam. 

Einem  andren  abgeliebet, 

Einem  andren  abgediebet, 

Einem  andren  abgelogen, 

Einem  andren  abgetrogen, 
5  Einem  andren  abgeeydet, 

Einem  andren  abgekreidet 

Weib,  Geld,  Gut,  Vieh,  HüUe,  Völle, 

Und  was  sonst  erwarb  sein  Wille: 

Diese,  seine  schöne  Habe, 
10  Nennet  Veit  deß  Herren  Gabe, 

Wil  von  solchem  Gott  bescheren 

Sich  mit  Gott  und  Ehren  nähren. 

53. 
Sebnuck. 

Weisse  Perlen,  gelber  Hals  stehen  nicht  gar  schön; 
Weisse  Zähne,  blaues  Maul;  wie  soUn  diese  stehn? 

54. 
Kusse. 

Juugfern-Mündchen  sind  dieMühlen,drauff  mansüssenZucker  reibe; 
Icdcr  wil  hier  seyn  ein  Müller,  daß  er  Stein  auff  Stein  aujQTtreibo. 

55. 

Reehts- Verständige. 

Es  ist  daselbst  nicht  gut,  wo  viel  Juristen  leben; 

Es  muß  daselbst  viel  Zanck  und  wenig  Rechtens  geben. 

56. 

Ein  Kech. 

Es  dient  ein  schmutzig  Koch  der  Gurgel,  die  so  zart? 
Sie  schätz  ^  schnieckt,  nicht,  was  gcäehen  ward. 


Siebendea  Hundert.  555 

57. 
Lohn  und  Straffe. 

Besser;  Gutes  nicht  belohnen, 
Als  deß  Bösen  wo  verschonen. 

58. 
Die  grosse  und  kleine  Welt. 

Die  Welt  ist  voller  jungen;  die  Welt  ist  voller  Welten; 
Die  Mutter  luit  den  jungen  mag  keines  für  Gott  gelten, 
Sind  tüchtig  nicht,  sind  nichtig,  sind  arg  und  falsch  zu  schelten. 

59. 

Stanpen-gesehlagner. 

Einem  ward  ein  Tantz  mit  Ruthen  zu  der  Stadt  hinauß  gemacht; 
Dieser  danckte,  daß  man  seiner  gleich wol  hätte  da  gedacht. 

60. 

Ein  Untreuer. 

Der,  der  keinem  treu  wil  seyn, 
Bild  ihm  Treu  von  keinem  ein. 

61. 
Ein  Weibling. 

Wiewol  sich  Mann  und  Weib  in  einen  Leib  verleiben, 
So  darff  sich  doch  der  Mann  deßwegen  nicht  verwciben. 

62. 

Auff  Tlirasonem. 

Die  Sonn  ist  hoch;  dein  Lob  ist  über  sie  gestellt; 
Ja,  wann  sie  sich  begiebet  hin  in  die  untre  Welt. 

63". 
Anff  eben  ihn. 

Thraso  wil,  daß  seine  Thaten  sollen  weit  und  breit  erschallen, 
Da  sie  hier  doch  keinem  kündig.   Dieses  ist  mir  bcygefallen. 
Wann  er  gienge  zu  der  Oder,  schriebe  drein  sein  Thun  und  Wesen, 
Würde  man  hi  wenig  Tagen  solches  in  der  Ost-See  lesen. 


556  Drittes  Taasend 

64. 

Auf  TrnUiuii. 

Trullus  zeucht  sich  auß  dem  Kriege,  wil  nicht  läüger  Wache  stchn, 
Nimmt  ein  Weib,  wird,  wil  ich  glauben,  Wache  stehen  nicht  entgehn. 

65. 
KenscUeit. 

Wilstu  Keuschheit  wol  verwahren  für  verführen,  für  verletzen, 
Darffstu  ihr  nicht,  mustu  fleissig  deiner  Augen  Wächter  setzen. 

66. 

Gesnndlieit 

Wer  am  Leibe  nicht  Gebrechen,  im  Gemüthe  Lüste  fund, 
Dieser  kan  sich  billich  rühmen,  daß  er  völlig  sey  gesund. 

67. 

Gefangene. 

Schwerlieh  theten  so  viel  Schaden,  die  in  Fesseln  sind  gefangen, 
Als  die  offt  auff  Stülen  sitzen  und  mit  göldnen  Ketten  prangen. 

68. 
Grabschrifft  eines  Beutels. 

Hier  liegt  ein  Beutel,  der  ist  tod;  die  Secl  ist  ihm  entwichen; 
Das  Leben  wird,  thu  Geld  darein,  bald  wieder  in  ihn  krichen. 

69. 

Auf  Bovinnm. 

Bovin  ist  hochgelahrt;  er  hat  auch  alle  Winckel 

Der  Weißheit  wol  durchsucht;  wer  sagt  es?  o,  der  Dünckel. 

70. 
Eine  Gasterey. 

Man  lud  mich  nechst  zu  Gaste;  der  Magen  gieng  mit  mir, 
Doch  war  er  mir  nicht  nütze;  den  Miltz^  den  durfft  ich  hier. 


Siebendes  Hundert.  557 

71. 
Worte. 

Mancher  schreibt  mir:   freundlich  lieber ^    und  es  bleibt   beym 

schreiben; 
Was  der  Landsbrauch  mitte  bringet^  mag  man  kühnlich  treiben. 

72. 
Bekäntnflß  der  Sünde. 

Das  mancher  ofFte  beicht,  geschieht  es  Andachts  wegen? 
Zugeben  Neuem  raum^  ist  Altes  abzulegen. 

73. 

Opitzes  Oedächtnfiß. 

Opitz  Grab  hat  auch  Gespäuste;  daß  ei*  kein  Poet  gewesen, 
Wil  ich  glauben^  wenn  man  nennet,  welcher  über  ihn  zu  lesen. 

74. 
Ein  Kamm. 

Ein  Bley-Kamm  schwertzt  die  Haare, 
Doch  jungt  er  nicht  die  Jahre; 
Das  Alter  kan  er  lügen, 
Hilfft  aber  nicht  zum  wiegen. 

75. 
Uoffarth. 

Hoftart  wolte  Menschen  führen  biß  an  Gottes  stelle, 
Fehlte  greulich;  von  dem  Wege  führte  sie  zur  Hölle. 

76. 

Lebens-Wandel. 

Wiewol  wir  haben  Fried  im  Lande,        • 
Zanckt  icder  doch  mit  seinem  Stande. 

77. 
Meine  Reime. 

Meine  Reime  bleiben  Jungfern,  wo  nur  keiner  bey-sich  leget, 
Der  durch  eignes  böses  meinen  sie  zu  argen\  Sinn  beweget. 


558  Drittefi  Tausend 

78. 
Fremdes  6ut 

Es  ist  nur  so  bewand: 
Was  in  der  fremden  Hand, 
Das  ^1  uns  mehr  vergnügen, 
Und  unsrcs  wil  nicht  tügen: 
Was  uns  das  Glücke  gibt, 
Hat  andren  auch  beliebt. 

79. 
Regiren. 

Der  kan  andre  nicht  regiren, 

Der  sich  selbst  nicht  recht  kan  fuhren. 

80. 

Auf  einei  Todgesoffeien. 

Der  vom  Weine  gestern  tod,  ist  vom  Tode  heute  tod: 

Daß  ihm  Wein  ins  Handwerck  fiel,  hielt  der  Todt  filr  einen  Spott 

81. 

Der  Benf  . 

Wer  dem,  was  ihm  steht  zu,  wil  rechte  Folge  geben. 
Der  muß  zum  minsten  ihm,  zum  meisten  andren  leben. 

82. 

Ulk  nd  Sekuide. 

Wen  nicht  zum  guten  zeucht  das  Preisen, 
Treibt  nicht  vom  bösen  das  Verweisen. 

83. 
EBrigkeit. 

Man  kan  im  ruhn 
Doch  etwas  tfaun: 
Man  kan  im  Thnn 
Doch  gleichwol  ruhn. 


Siebendes  Hnndert.  559 

84. 

Auf  Timacem. 

Timax  war  bey  vielen  Schlachten;  dennoch  ist  er  stets  genesen: 
Ist  zum  Treffen  immer  letzter;  erster  in  der  Flucht  gewesen. 

85. 
Von  Celso. 

Celsus  wer  gekummen  hoch,  wann  das  Sterben  nur  gethan; 
Dann  er  starb  drey  Jahr  dafür ,  eh  er  ward  ein  Edelpoian. 

86. 
An  den  Nasonem. 

Naso,  dir  ist  deine  Nase  stat  der  Sonnen  Uhr  bereit: 

Wann  der  Schatten  weist  gerade  auff  das  Maul,  ist  Essenszeit. 

87. 
Anff  Vitom. 

Veit  gieng  mit  einem  Herren  schwanger;  eh  der  ward  reiff,  da  kam 

sein  End; 
Ich  weiß  nicht,  ob  er  diesen  Erben  auch  hat  bedacht  im  Testament. 

88. 
Die  Poeten. 

Über  seinen  Schatten  springen, 
Kan  dem  Leichsten  nicht  gelingen. 
Tichtem  aber  kans  gelingen. 
Über  ihren  Tod  zu  springen. 

89. 
Von  einem  Bräntigam  nnd  Pfarr. 

Meine  Braut  war  Jungfer-arm,  sagt  ein  Mann;  der  Pfarr:  welch 

Wesen 
Treibst  du!  was  zuvor  war  hier,  bringstu  wieder  her  gelesen! 

90. 

Bathgeben. 

Wer  Selbsten  Witz  nicht  hat. 
Dem  dient  kein  witzig  Bath. 


560  Drittes  Tansend 

91. 

Anff  Nepotem. 

Nepos  ist  ein  roher  Mensch  ^  weiß  and  helt  von  keinem  schämen, 
Pfleget,  wil  er  erbar  seyn,  einen  Mantel  um  zunehmen. 

92. 

An  einen  Henehler. 

An  dir  ist  löblich  nichts,  inn-,  aussen,  unten,  oben, 
Bist  dennoch  lieb  und  wehrt?  du  kanst  gewaltig  loben. 

93. 

An  einen  Frennd. 

Stock,  Honig,  Stachel,  Bienen:  Buch,  Keime,  Feder,  Sinnen; 
So  werden  deine  Wercke  sich,  Freund,  vergleichen  künnen. 

94. 

Von  meinen  Sinn-Getichten. 

Chörilus  hat  sich  verbunden,  außzustehen  einen  Streich 
Immer  und  von  icdem  Verse,  der  der  Kunst  nicht  fiele  gleich. 
Ich,  was  werd  ich  Streiche  leiden!  von  der  Faust  gestund  ichs  nicht, 
Aber  von  der  Zung  am  Rücken,  schwerlich  gleichwol  ins  Gesicht. 

95. 
Anff  Schneidnffnm. 

Schneiduffus  brüllet  wie  ein  Leu,^ist  grösser  als  ein  Leu; 

Er  ist  ein  Hirsch;  wie  sehr  er  tobt,  so  ist  er  doch  auch  scheu. 

96. 
Uenehler. 

V7er  nicht  höret,  hat  nicht  Heuchler;  wer  die  Heuchler  denckt  zu 

hassen. 
Mag  zwar  ihnen  Thor  und  Thüre,  nur  nicht  Ohren  offen  lassen. 

97. 

Dienstbarkeit. 

Wer  alles  thut,  was  man  ihn  heist,  gestehet  unbefragt. 
Daß  seine  Freyhcit  nicht  sey  frey,  wie  viel  er  davon  sagt. 


Siebendes  Hundert.  561 

98. 
Mutter  Eya. 

Wie  Eva  durch  den  runden  Apffel  zu  einer  Göttin  werden  wil, 
So  düncken  noch  sich  bey  Corallen  und  Perlen  manche  Weiber  viel. 

99. 
Der  Menschen  Abfall. 

Gott  schuff  die  grosse  Welt,  der  kleinen  Welt  zu  geben; 
Gott  schuff  die  kleine  Welt,  daß  sie  solt  ihme  leben; 
Da  ward  die  kleine  Welt  der  grossen  Welt  so  pflichtig^ 
Daß  beyde  sie  filr  Gott  sich  machten  schnöd  und  nichtig. 

100. 
Die  eiserne  und  die  goldene  Zeit. 

Die  eisne  Zeit  ist  unter  Leuten^  die  göldne  Zeit  ist  bey  Gerichten : 
Das,  was  der  schwere  Pflug  erpflüget,  geht  alles  auff  Gehorsams- 
Pflichten. 


Logan.  36 


562  Drittes  Tausend 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 
ACHTES  HUNDERT. 

1. 

Auf  SinpeliiUB. 

Simpel  kau  bey  keinen  Zechen  irgend  in  ihr  Mittel  kämmen; 
Seine  Frau  hat  in  ihr  Mittel,  eh  sie  ihn  nam,  wen  genommen. 


Obrigkeit-Schatz. 
Die  Vormündschafft  der  Untren  verwalten  < Jbrigkeiten : 
r>ie  müssen  sie  dort  oben  zu  seiner  Zeit  verreiten. 

3. 

Krieg. 

Auß  Deutschland  zeucht  der  Krieg  ietzund  in  Franckreich  hin; 
Er  wil  das  deutsche  Volck  dort  auff  die  mode  ziehn: 
Doch  si»llen  nicht  die  Deutschen  wie  sonst  daiiiir  spendiren : 
Die  Deutschen  soUn  von  ihnen  den  Sack  gevollet  tuhren. 

4. 

Eis  Rifh.  ^ 

Buch  klimmet  her  vom  Bug  und  Bogen  vou  dem  bugen. 
Wann  sie  man  in  ein  Buch  zusammen  pflegt  zu  fägen. 
r»ey  Klugeu,  du  mein  Buch,  thu  willig  einen  Bog 
Und  bitte  sie  um  Gunst  tilr  das,  was  nicht  hat  Fug: 
j  Für  deueu  beuir  dich  nicht .  die  von  den  s:'>l3en  Winden 
IVr  groben  Dunckelev  sich  strotz-  und  trotzis:  finden. 

5. 
Auf  BaMiB. 

Baldus  führet  alle  Sachen,  die  er  tuhret.  aufis  verschieben, 
Wil  sie  ber  dem  Wek4.Terichte  dann  anff  einen  Tag  anßaben. 


Achtes  Hundert.  563 

6. 

Auf  Cflabriim. 

Glaber  liebet  gerne  junges,  aber  nicht  den  jüngsten  Tag; 
Diesem  ist  er  so  gehässig;  daß  er  ihn  nicht  glauben  mag. 

7. 
An  eine  Fürstin. 

Heldin,  soll  ich  Euch  beschreiben  und  der  Kürtze  mich  bescheiden? 
Nichts  ist  an  Euch,  muß  ich  sagen,  das  nicht  gleichen  ist  zu  neiden. 

Eben  von  I.  F.  G. 

Momus  sah  nechst  unsre  Fürstin,  rauffte  drauff  sein  Haar, 
Daß  er  kunte  nichts  ergründen,  was  zu  tadeln  war. 

9. 
An  eine  fürstliche  Wittib. 

Fürstin,  ob  die  Tugend  Euch,  oder  ob  Ihr  sie  gelehret. 
Zweiffeit  der,  der  Euer  Thun  siht  und  solch  Verständnüß  höret. 

10. 

VÄter,  Patres. 

Es  hat  ietzund  viel  Patres, 
Vermutlich  auch  viel  Matres. 

11. 
Die  Welt  ein  Bnch. 

Die  Welt,  die  ist  ein  Buch,  ein  ieder  eine  Letter; 
Die  Länder  sind  der  Bund:  die  Zeiten  sind  die  Blätter. 
Li  diesem  fiiidt  man  mehr  bethört  als  kluge  Sachen; 
In  diesem  fiudt  man  mehr  zum  klagen  als  zum  lachen; 
In  diesem  findt  man  mehr  zu  meiden  als  zu  üben ; 
In  diesem  findt  man  mehr  zu  hassen  als  zu  lieben. 

12. 

Von  meinem  Bnche. 

Sind  in  meinem  Buche  Possen, 

Die  dich,  Leser,  wo  verdrussen? 

Ey,  vergünne  mir  zu  schreiben. 

Was  du  dir  vergünst  zu  treiben. 

36  ♦ 


564  Drittes  Tausend 

13. 

Cfemischter  Wein. 

Wie  Natur  und  Kunst  sich  paaren, 
Hat  man  neulich  hier  erfahren. 
Nämlich:  Wein  und  Brandtewein 
Künnen  auch  wol  ehlich  sejn. 

14. 

Eine  missi^  Herrschafft. 

Da  niemand  thun  mag,  was  er  wil,  da  geht  es  zu  geschwinde; 
Da  ieder  thun  mag,  was  er  wil,  da  geht  es  zu  gelinde. 

15. 

ReichthiUB. 

Eines  ungerechten  Erb  oder  selbst  ein  solcher  Mann 

Oder  beydes  auch  zu  gleich  ist,  wer  Beichthum  sammlen  kan. 

16. 
Gelehrt 

Wann  einer  meint,  er  lerne  noch,  so  kümmt  sein  Witz  en^or; 
Wann  einer  meint,  er  sey  gelehrt,  so  wird  er  ietzt  ein  Thor. 

17. 
Die  Gedeick-Knst. 

Die  Kunst,  die  dencken  lehrt, 
Wird  nicht  gar  hoch  geehrt; 
Kunst  wird  vielmehr  geehrt, 
Die  das  Vergessen  Idurt 

18. 
Anweisug  der  Katir. 

Wer  der  Natur  Laterne 
Geht  nach,  irrt  selten  ferne. 

19. 

Drer  W. 

Würffei,  Weiber,  Wein 
Bongen  Lmt  and  Pein. 


Achtes  Hundert  565 

20. 

Die  Element 

Wieviel  sind  Element?  Man  sagt  von  vier-,  auch  zweyen; 
Nein,  fiinffe;  denn  das  Gold  wil  auch  sich  drunter  reyen. 

21. 

Schencke  nnd  Sänffer. 

Der  Schencke  schencket  ein 
Das  Wasser,  doch  mit  Wein; 
Der  Seu£Pzer  seufft  es  ein, 
Macht  Wasser  nur  vom  Wein. 

22. 
Anff  Priscam. 

Deine  Schönheit  liegt  am  Laden,  gar  nicht,  Prisca,  in  der  Küste ; 
Was  man  siht,  das  ist  das  beste;  mit  dem  innren  steht  es  wüste. 

23. 
Die  Liebe. 

Die  Lieb  ist  wie  der  Schwalben-Eat ; 
Verblendet,  wen  sie  troffen  hat. 

24. 
An  Nigrnm. 

Was  ihr,  Hebreer,  schreibet,  das  liest  man  hinter  sich; 
So  muß  man,  wann  du  redest,  verstehen  das  und  dich. 

25. 
Anff  Enclionem. 

Euclio  fand  in  der  Biebel:  gebet,  so  wird  euch  gegeben! 
Wird  gegeben,  war  ihm  lieblich;  Gebet,  war  ihm  gar  nicht  eben. 

26. 

Anff  Clansnm. 

Clausus  hält,  was  er  verspricht: 
Gibt  es  nun  und  nimmer  nicht. 


066  Drittes  Tansend 

27. 
HOfligkeit. 

Die  Höfligkeit  ist  Gold;  mau  hält  sie  werth  und  theuer; 
Doch  hält  sie  nicht  den  Strich ,  taug  weniger  ins  Feuer. 

28. 
An  einfen  Ungenanten. 

Wie  nenn  ich  dich  dann  recht;  wann  ich  dich  nennen  muß? 
Du  heissest  wie  das  Bild^  das  dort  Aaron  guß. 

29. 

fifiitige  Männer. 

Da  Adam  noch  in  Unschuld  war,  da  folgt  er  semem  Gaten; 
Was  wunder,  daß  die  Männer  ietzt,  was  Weiber  wollen,  thaten. 

30. 

Anff  Pntam. 

Puta  kan  die  Kunst  zu  tadeln;  alles  wird  von  ihr  veracht; 
Andre  ktinnen  Kunst  zum  spotten,  und  ihr  tadeln  wird  verlacht. 

31. 
Die  Pennal. 

Die  mit  Federn  gehen  um,  woUn  sich  viel  nicht  schmügen; 
Schmügen  steht  nicht  Vögeln  zu ;  Vogel  wollen  fliegen. 

32. 

Verdiente  Diener. 

Mahler,  wann  der  Pensei  alt,  werffen  ihn  zur  Seite: 
Alte  Diener  liebt  der  Hof,  wann  sie  in  der  Weite. 

33. 

Jungfrauen. 

Jungfern- Volck  sind  solche  Vogel:  wer  mit  ihnen  umgegangen. 
Weiß,  sie  sind  wol  erstlich  wilde,  lassen  sich  doch  letzlich  fangen. 

34. 

Lang  nnd  knrtz. 

Langer  höhnte  Kleinem;  diesem  sagte  Kleiner: 
Da  ich  ward  gezeuget,  war  dabey  nur  einer. 


Achtes  Hundert.  567 

36. 
Tittel. 

Taback  und  Tittel-Brauch 
Sind  beyderley  nnr  Bauch. 

36. 
Das  andere  Weib. 

Viel  Heber  pflegt  die  ander  als  erste  Frau  zu  seyn; 

Das  macht;  es  ist  die  erste  nichts  mehr  als  Asch  und  Bein. 

37. 
Henrathen. 

Wer  Weiber  kauffen  soll, 
Der  kaufft  gemeinlich  wol, 
Wann  er  kaufFt  nach  Gerüchte 
Und  nicht  nur  nach  Gesichte. 

38. 
Anff  Tussinm. 

Tussius  saß  in  der  Bnhlschafft,  wariF  herauß  die  grösten  Flecke, 
Sagt:  es  war  ein  Zahngewässer,  weil  er  etwas  gutes  schmecke. 

39. 
Kleider. 

Wann  die  Hure,  wie  die  Frau,  hat  ein  gleiches  Kleid, 
Hat  die  Schande  von  der  Zucht  keinen  Unterscheid. 

40. 
Steuer. 

Erwerb  kiinimt  ein  mit  Untzen;  die  Steuer  geht  mit  Pfunden; 
Mich  wundert,  wie  die  Leute  bey  solcher  Last  bestunden! 

41. 

Anff  Parcnm. 

Parcus  hat  sonst  keine  Tugend,  aber  Gast-frey  wil  er  seyn; 
Lässt,  damit  er  diß  erlange^  keinen  in  sein  Haus  hinein. 


568  Drittes  Tansend 

42. 

Anff  Plntnni. 

PlutuB  hat  gar  schöne  Gaben; 
leder  wil  sie  von  ihm  haben; 
Kan  sie^  wann  er  wil,  verschencken, 
Pflegt  sich  aber  zu  bedenckei). 

43. 

Anff  Lneam. 

Mit  dem  Zucker  süsser  Worte 
Zahlet  Lucs  an  allem  Orte. 

44. 

Etliche  Wnntsche  an  eine  DnrcUanchte  Person,  nnter  dem 
Namen  etlicher  Tugenden  in  einem  Spiel  fOrgestellt. 

Erfahrenheit. 

Die  Ihr  bißher,  o  Fürst,  bey  vielen  langen  Jahren 
Der  Zwietracht  bittre  Frucht,  sonst  wenig  Heil  erfahren. 
Erfahrt  hinfUro  nichts,  als  was  Euch  wol  vergnüget. 
Und  was  mit  Eurem  Wuntsch  sich  lieblich  eint  und  füget! 

45. 
Einigkeit 

Die  Einigkeit,  o  Herr,  der  Grund  zu  hohen  Häusern, 
Muß  aussen  nimmer  Euch,  noch  innen  sich  enteusem^ 

46. 

Hoffiinng. 

Held,  was  Ihr  fUglich  hofft;,  das  muß  Euch  nimmer  fehlen; 
Was  Euer  Fürsatz  wehlt,  muß  auch  der  Außgang  wehlen! 

•  * . 

47. 
Olanbe. 

Deß  Glaubens  eigner  Zweck,  der  Seele  reiches  Heil, 
•  Der  Segen  in  der  Welt,  sey,  Hertzog,  Euer  Theil. 


Achtes  Hundert  569 

48. 

Fiirsichtigkeit 

Die  Fürsicht  ist  gar  gut;  doch  wer  kennt  alle  Tücken? 

Sich  müsse  Tück  und  Tnig,  Herr,  Euch  zun  Füssen  bücken! 

• 

49. 

eottliche  Liebe. 

Die  Liebe,  Fürst  und  Herr,  die  wir  vom  Himmel  haben, 
Die  wohn  Euch  reichlich  hej  mit  ihren  edlen  Gaben! 

50. 
Christlielie  Liebe. 

Niemand  wird  was  bey  Euch  von  Christen  Liebe  missen; 
Ihr  müsset,  treuer  Printz,  so  reiner  Treu  genissen! 

51. 
Anffrichtigkeit. 

Was  niemand  sonst  gewüntscht,  und  was  nur  zu  begehren. 
Daß  woU  Euch,  hoher  Fürst,  der  Höchste  stets  gewehren! 

52. 
Uneinigkeit. 

Ich  bin  zwar  ietzo  hier;  doch  komm  ich  her  nicht  mehr; 
Ich  wüntsche,  daß  man  mich  noch  seh,  noch  weiter  hör! 

53. 
Aoff  Marcom. 

Man  hat  dir  alles  Gut  genommen,  wie  das  denn  du  noch  bist  genesen  ? 
Man  hette  dich  wol  auch  geraubet,  wenn,  Marx,  an  dir  yrsCb  guts 

gewesen. 
54. 
An  eine  DnrcUauckte  Person. 

Die  menge  macht  mich  arm;  ich  kan  nicht  Zierden  haben, 
Zustreichen  zierlich  auß  die  Unzahl  Eurer  Gaben! 

55. 
Bath. 

Wo  Rath  nicht  wird  gehört,  wo  Rath  nicht  Folge  hat, 
Allda  ist  gar  kein  Rath  der  allerbeste  Rath. 


570  Drittes  Tausend 

56. 
Befestigniig. 

Unsre  Festungs-Berge  sinckBn; 

O,  ich  ließ  michs  wol  bedüncken, 

Da  ich  hört  und  kunte  schauen 

Thren-  und  Seuffzen  drein-verbauen; 

Erdenbau  kan  übel  längen^ 

Drein  sich  Wind  und  Wasser  mengen. 

57. 

Reim«« 

Ich  pflege  viel  zu  reimen;  doch  hab  ich  nie  getraut 
Was  bessers  ie  zu  reimen  als  Bräutigam  auff  Braut^ 
Als  Leichen  in  das  Grab,  als  guten  Wein  in  Magen^ 
5  Als  Gold  in  meinen  Sack^  als  Leben  ohne  Plagen^ 
Als  Seligkeit  aüflF  Tod.   Was  darflF  ich  mehres  sagen? 

58. 
Wein  nnd  Cficht. 

Schick  mir  auß  dem  Pferde-Brunnen,  Fürst  Apollo,  eine  Flasche, 
Daß  ich  mir  zu  guten  Reimen  meine  Sinnen  tüchtig  wasche; 
Dann  ich  kan  nicht  reisig  kummen  auff  dem  blancken  Tichter- 

Pferde; 
Gicht  die  hat  mich  außgestiefelt,  daß  ich  ietzo  Spom-loß  werde. 

59. 

Von  meinen  Reimen. 

Leser,  das  du  nicht  gedenckst,  daß  ich  in  der  Reimen-Schmiede 
Immer  etwa  Tag  flir  Tag,  sonst  in  nichts  nicht  mich  ermüde! 
Wisse,  daß  mich  mein  Beruff  eingespannt  in  andre  Schrancken; 
Was  du  hier  am  Tage  sihst,  sind  gemeinlich  Nacht-Gedancken. 

60. 
Entlehnete  Weiber. 

In  Pegu^borgt  man  Weiber  um  ein  gewisses  Pfand; 
Wie  mancher  wüntschte  borgen  auch  her  in  unser  Land! 


Achtes  Hundert  571 

61. 

Anff  Bonosnm. 

Bono'sus  ist  ein  Stücke 
In  grosser  Läng  und  Dicke; 
Das  ladet  man  mit  Speise 
Gemeinlich  Centner-weise; 
Stöst  Wein  mit  Wein  zusammen, 
So  speit  es  dicke  Flammen; 
Zwar  niemand  wird  gekräncket, 
Nyr  jämmerlich  bestäncket. 

62. 
Poeten-Krone. 

Wo  nur  bloß  die  Lorber-Kron 
Ist  gelehrter  Arbeit  Lohn, 
Ist  kein  Wunder,  daß  Poeten 
Stecken  offt  in  etwas  nöthen. 

63. 

Anff  Vetnriam. 

Veturia  rufTt  ihrer  Jugend  mit  seaffzen,  wann  sie  an  sie  denckt; 
Sie  aber  fleucht  ie  mehr  zu  rücke,  weil  jen  im  seuflFzen  etwas  stänckt. 

64. 

Lnst  nnd  Schmertz. 

Freud  und  Leid  sind  Eeise-Leute,  ziehen  immer  auß  und  ein; 
Doch  wil  dieses  immer  länger,  jenes  ktirtzer  bey  uns  seyn. 

65. 
Von  meinen  Reimen. 

Wer,  was  Himmel  hat,  sol  schreiben,  muß  dazu  den  Himmel  fühlen ; 
Ich  muß  nahe  bey  der  Erde  mich  durch  Gicht  gefasselt  fühlen. 

66. 

Von  Umbrone. 

Was  Umbro  schreibt,  das  schreibt  er  Menschen,  die  noch  zur  Zeit 

nicht  Menschen  sind ; 

Er  schreibt  vielleicht  für  keinen  Alten;  er  schreibt  vielleicht  nur  für 

ein  Kind. 


572  Dritt«  TftueBd 

67. 

Failheit 

Wir  sterben  uns  uns  selbst  vor  ab  ftlr  unn-em  sterben, 
Wann  Graben,  die  in  uns,  onaaßgeübt  yerterben. 

68. 
Der  wolthitige  Gott. 

Gott  machts  g^t  und  böse  ¥rir; 
&  braut  Wein,  wir  aber  Bier. 

69. 

PUiderey. 

Wo  kein  Brunn,  da  kans  nicht  flissen; 
Wer  viel  redet,  mnfi  viel  wissen. 
Veit  sagt  viel,  weiß  nichts;  er  flicke, 
Dünckt  mich,  Lügen  für  die  Lücke. 

70. 
WoUnat 

le  seltner  man  der  Lust  geneust, 

le  mehr  sie  nachmab  lieblich  fleust: 

Petulca  hälts  für  keine  Lust, 

Wann  Lust  nicht  hat  die  Lust  zur  Kost 

71. 

Ehestand. 

Zwar  ein  Fleisch  werden  wol  deß  Mann-  und  Weibes  Leib^; 
Doch  werden  nicht  zwey  Mann  und  weniger  zwey  Weiber. 

72. 
Jungfern- WuBtscb. 

Daß  die  Märter-Ej'on,  die  Haube,  Charitea  hat  erworben, 
Daß  als  eine  keusche  Jungfer  sie  zu  einer  Frau  erstorben, 
Hörte  Chloris,  seuffzte  hertzlich:  Wolt  ich  dodi  für  meine  Sünden 
Auch  wol  mich,  wann  GOTT  nur  wolte,  mit  dem  «sterben  abefinden ! 


Achtes  Hnndert.  573 

73. 
Aoff  Selmaiiboiiem. 

Von  Faust  ist  Schnaubo  faul,  doch  rüstig  in  dem  Sinne; 
Ein  Hertze  hat  er  wol,  doch  wenig  Hertzens  drinne. 

74. 

Hofe-Wopte. 

Wer  geschmünckte  Worte  gibt,  ist  nur  Freund  von  Angesicht; 
Denn  das  Hertze  liegt  verdeckt;  darff  also  der  Schmüncke  nicht. 

75. 
Äpffel. 

Viel  Obst  ist  ungesund;  wir  keuen  alle  dran, 
Was  eines  Apffels  Kost  fUr  Leid  uns  angethan. 

-76. 
Anff  Möllern. 

Dein  Weib  ist  dir  kein  Weib,  und  du  bist  ihr  kein  Mann; 
Wie  daß,  das  Er  nicht  ihr,'  Sie  dir  gewachsen  an? 

77. 
An  eine  fOrstliclie  Person. 

Fürstin,  der  Euch  denckt  zu  preisen  unter  denen,  die  Euch  kennen, 
Muß  die  Schuld  uothwendig  haben,  daß  er  nicht  kunt  alles  nennen; 
Wer  Euch  wil  bey  denen  loben,  die  vorher  nichts  von  Euch  wissen, 
(Derer  wenig  ich  vermuthe),  wird  den  Glauben  müssen  missen. 

78.    . 
Lob. 

Wer  zu  loben  von  viel  Sachen, 
Da  wil  Lob  sich  schwerer  machen 
Als  bey  dem,  wo  nichts  sich  weiset. 
Das  man  füglich  rühmt  und  preiset; 
Denn  dort  mangelts  an  den  Worten, 
Die  man  darflF  zu  soviel  Orten; 
Hier  ermangelts  an  den  Dingen, 
Daß  man  bloß  muß  Worte  bringen. 


574  Drittes  Tavead 

79. 

fieirittliMlakei. 

Der  den  ledern  Beutd  häier  ab  d»  Gk>ld  im  Beutel  sdifttzt, 
Der  taug  lun,  wo  man  nach  Wortzeln  auff  Antycir  abenetEt; 
Der  deß  Leibes  Zierden  putzt,  last  den  Sinn  im  Kote  li^en^ 
Dieser  kan  zum  Königreich  unter  allen  Narren  tfigen. 

80. 

Bieher-ZuuMr. 

Hier  ist  ein  ApotheckC;  darinnen  rechte  Sinnen 

Sich  an  Gesundheit  bessern ,  filr  Eranckheit  fiisten  künnen. 

81. 
Cmvendübit. 

Wer  sich  überall  siht  gerne,  wer  ach  nirgend  nimmer  schämt, 
K  an  demGlUcke  sich  bequämen,wannGl  Qck  ihm  sich  nicht  bequamt. 

82. 

Vom  FrUlng  Ammo  l«d2. 

Dieser  FrOhling  ist  gar  kalt: 
Welt  wird  nun  zum  bulen  alt. 

83. 
Auf  Vuta. 

Vanus  gehet  auff  den  Wolcken  hoch  erhöht  durch  hohe  Thaten; 
O,  daß  nicht  durch  seine  Schwere  Wolcken  in  den  Bruch  gerathen! 

84. 
EkesUid. 

Ein  grüner  Mann,  ein  rothes  Weib,  die  färben  wol  zusammen; 
Sie  sind  geschickt,  im  Wasserbau  zu  ziehen  wol  die  Rammen. 

85. 
Auf  SibmissaM. 

Submissa  sucht  ein  schnödes  Geld  durch  gar  ein  schändlich  Leben, 
Meint:  sej  es  schändlich  gleich  Tcrdioit,  sejs  ehrlich  doch  gegeben. 


Achtes  Hundert.  575 

86. 
Änff  Cajam. 

Caja  lest  anß  einer  Schüssel  unterschiedne  Vogel  nissen; 
Dennoch  hat  man  nie  gehöret,  daß  sie  sich  noch  ie  gebissen. 

87. 

Spanien. 

Spanien  liegt  wie  ein  Seugling  an  der  Ost-  nnd  Westen-Brust 
Indiens;  saugt  Gold;  was  Leute  betten  gerne  diese  Kost! 

88. 
Die  Zunge. 

Eine  Brück  ist  auffgebauet,  drüber  bringt  man  in  die  Stadt 
ThierC;  Fische,  Vögel;  Früchte,  was  man  kaum  zu  nennen  hat; 
Dieses  nicht;  sonst  aber  manches;  kümt  zu  rücke  durch  das  Thor; 
Doch  nicht;  was  das  Auge  sihet;  sondern  nur  vernimt  das  Ohr. 
Für  die  Brücke;  fUi'  die  Wahren  wil  der  Bauherr  keinen  Zoll,     5 
Ausser  daß  man  seiner  Güte  hertzlich  immer  dancken  soll ; 
Einer  thut  es  kaum  von  Zehnen ;  fluchen  mehr  und  lestern  eh; 
Er  ist  gütig;  strafft  nicht  balde;  endlich  doch  folgt  ewig  Weh. 

89. 
Stanun-Bnch. 

Freund;  ich  soll  dir  auff  Begehren  etwas  in  dein  Stamm-Buch 

schreiben: 
Stets  solst  du  in  meinem  Sinne;  mich  laß  stets  in  deinem  bleiben. 

90. 

Waffen  nnd  Sehrifften. 

Eisen  schützet  zwar  den  Mann, 

Wann  Gewalt  ihn  sprenget  an; 

Aber  weder  Schild  noch  Degen 

Ean  der  Zeit  sich  wiederlegän. 

Wann  der  Zeiten  scharffer  Zahn  6 

Kluge  SchrijBTten  fasset  an, 

Dörffen  sie  sich  ihm  mit  lachen 

Sonst  mit  nichts  entgegen  machen. 


576  Drittes  Tausend 

91. 

Pappier« 

Witzel  wird  mir  Schuld  beymegsen;  daß  ich  schreib  auff  Lumpen 

PoBsen; 
Besser^  das  Pappier  verschrieben^  als  beym  Pferdefang  yerschossen. 

92. 
Auff  Fastnm. 

Du  machst  dich;  Fastus^  groß;  ein  ieder  acht  dich  klein; 
Die  ElC;  die  dich  misst;  wird  deine  ^  mein  ich ,  seyn. 

93. 
Hosen. 

Man  sagt;  das  weit  an  Hosen  bleib  immer  oben  stehn; 
letzt  siht  man  Hosen  weiter  um  Bein  als  GHirtel  gehn. 

94. 

Unrecht  Cfnt. 

Rapax  lasset  seinen  Kindern  grosse  Güter;  seine  Seele 
Wird  hingegen  Erbtheil  haben  in  deß  Plutons  finstem  Hole. 

95. 
Auff  Bnneam.  ^ 

Buncus  ist  gewaltig  starck;  gebe  Bauren  grossen  NutZ; 
Künten  ihn  zum  Hebelbaum  brauchen  für  das  gröste  KJotz. 

96. 

Artzt-Wasser. 

Artzte  bauen  ihre  Mühlen  an  die  Menschen-Flüsse; 
Selten  sind  sonst  Wassermühlen;  die  man  so  geniesse. 

97. 
Küssen. 

Wer  küssen  wil;  küß  auff  den  Mund;  das  andre  gibt  nur  halb 

gemessen ; 

Gesichte  nicht;  nicht  Hals;  Hand;  Brust :  der  Mund  allein  kan  wieder 

küssen. 


Achtes  Hundert.  577 

98.     • 
Unglficke. 

Wen  das  Glück  in  Rücken  schlaget;  dieser  ist  kein  Mann; 
Wer  ihm  nur  entgegen  stehet^  geht  es  minder  an. 

99. 
WoUust. 

Wer  der  Wollust  sich  lehn  t  au  ß,  wird  er  nicht  umsHauptgut  kummen^ 
Wird  er  Kranckheit  haben  doch  stat  der  Zinsen  eingenommen. 

100. 

Hoffart. 

Pracht 

Macht 

Acht. 


Logaa.  37 


578  Drittes  Tausend 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 
NEUNDES  HUNDERT. 

1. 

Arbeit  und  Fleiß. 

Die  Welt  ist  wie  ein  Kram,  hat  Wahren  gantze  Hauffen; 
Um  Arbeit  stehn  sie  feil  und  sind  durch  Fleiß  zu  kanffen. 

2. 

Gerfiebte. 

Wer  Gerüchte  vom  Geruch  nennen  wil,  wird  wenig  fehlen; 
Beyderley,  wanns  nicht  recht  gut,  pflegt  die  Sinnen  fast  zu  quälen. 

3. 
Ein  redlieber  Mann. 

Sein  Ruhm,  der  kan  bestehu;  und  sein  Gerücht  ist  acht, 
Wer  dieses  sagt,  was  wahr,  und  dieses  thut,  was  recht. 

4. 

Selb-Betrng. 

Man  sagte:  du  Betrieger!  das  wolte  Frantz  nicht  leiden; 
Man  sagte:  deiner  selbsten;  da  must  er  sich  bescheiden; 
Den  Selb-Betrug  zu  zeichnen  hat  Welt  nicht  so  viel  Kreiden. 

5. 
Gelegenheit. 

Kleiner  Anlaß  macht  groß  Wesen ;  Glaucus  sah  mit  halben  blicken 
Eine  Magd,  der  must  er  folgends  für  zwey  Leiber  Speise  schicken. 

6. 
Verstand. 

Witz,  die  nur  auflF  Vorthel  geht,  ist  nicht  Witz,  sie  ist  nur  Tücke; 
Rechte  Witz  übt  nur,  was  redlich,  weiß  von  keinem  krummenStücke. 


Neundes  Hundert.  579 

7. 
Der  Nisa  Ehestand. 

Nisa  nam  ihr  einen  Mann.   Nein^  man  sagt;  sie  melde^ 
Daß  sie  habe  keinen  Mann :  einen  Sack  mit  Golde. 

8. 
Von  Mopso. 

Mopsus  war  ein  guter  Wirth,  baute  wol  sein  gutes  Feld, 
Aber  nimmer  trug  es  was;  nimmer  hatt'  er  etwas  Geld; 
Endlich  ward  die  Sache  kündig;  (keine  Deube  bleibt  verholen!) 
Daß  der  Pflug,  damit  er  pflügte,  sam  den  Pferden  war  gestohlen. 

9. 
Anff  Corinnam. 

Corinna  hat  den  Mann  zwej  Jahr  lang  nicht  gesehen 

Und  brachte  doch  ein  Kind?  durch  Wechsel  ists  geschehen. 

10. 

Fenersbrnnst. 

Daß  mein  Hauß  zu  Asche  worden,  bringt  mir  darum  nicht  Verdruß, 
Weil  auch  ich,  der  Wirthzuni  Hause,  kürtzlich  Asche  werden  muß. 

11. 

Deutsche  Sprache. 

Was  hilifts,  daß  deutscher  Mund  das  Deutsche  redet  rein, 
Hingegen  wann  der  Sinn  gleich  wol  wil  grichisch  seyn? 

12. 

Von  Cajo. 

Cajus  hat  ein  zierlich  Weib ;  was  nur  ist  von  ihr  die  Sage, 
Daß  sie  iede  Woch  im  Jahr  feyret  sieben  Fejer-Tage? 

13. 
Anff  Dentatnm. 

Deine  Zähne,  deine  Zehen  sind,  Dentatus,  Spießgesellen; 
Fenen  endern  die  zu  gute  balde  nicht  die  Essen-Stelle. 

37  ♦ 


580  Drittes  Tausend 

14. 
Der  Magen. 

Unsre  Magen  sind  wie  Gräber,  drein  wir  manchen  Leib  begraben ; 
Was  ists  wunder,  daß  von  Todten  wir  den  Tod  zum  besten  haben. 

15. 
Der  Bauch  hat  nicht  Ohren. 

Der  Bauch  hat  kein  Gehöre;  das  ist  zu  viel  gesprochen! 
Lucina  Bauch  hat  Ohren ;  erwarthe  nur  zehn  Wochen. 

16. 

Auff  Spadonem. 

Du  bist  kein  Mann;  du  bist  kein  Weib;  du  bist  ein  solches  Ding, 
Darüber  Mann,  darüber  Weib  lacht,  wenns  ftirüber  gieng. 

17. 

Ungleiche  Henrath. 

Der  Junge  nimt  die  Alte,  damit  er  habe  Kost; 
Die  Alte  nimt  den  Jungen,  damit  sie  habe  Lust. 

18. 
Auff  Grseam. 

Grseaist  gautz  überhäßlich;  drum  sie  dann  auch  fromm  verbleibet, 
Wo  sie  nur  nicht  mit  Gedancken,  wie  man  sagt,  den  Ehstand  treibet. 

19. 
Eine  Haube. 

Alsbald  die  Haube  deckt  das  Haupt,  entdecken  sich  die  Sinnen, 
Die  nicht,  wie  wann  sie  Jungfern  sind,  die  Weiber  bergen  künnen. 

20. 
Die  Liebe. 

Was  ist  die  Lieb?  es  ist  die  Lust  zu  dem,  das  uns  gefeilt; 

Das  macht,  daß  mancher  mit  der  Magd  mehr  als  der  Frau  es  holt. 

21. 
Blosse  Brüste. 

Weiber,  die  die  Brüste  blossen,  sind  von  oben  aller  Leute 
Das,   was  unten  bleibt  den  Männern  (mancher  zweiffeit)  zu  der 

Beute. 


Neundes  Hundert.  581 

22. 
Reiche  Weiber. 

Weiber,  reich  von  Hirne, 
Weiber,  schön  von  Stime, 
Überwegen  Lasten 
Aller  vollen  Kasten. 

23. 
Kflsse. 

Küssen  ist  ein  Kammer-Bothe,  der  uns  auiF  das  Küssen  rufft; 
Sagt  er  nicht,  was  man  begehre,  last  er  fühlen,  was  man  hofft. 

24. 
Anff  Floridam. 

Florida,  dieweil  sie  schön,  meint  sie,  daß  ein  eintzler  Mann 
Ihrer  Schönheit  nicht  sey  werth,  beut  der  gantzen  Welt  sich  an. 

25. 
Die  Ennst. 

Wo  hat  die  Kunst  ihr  Haus?  Der  Kunst  ihr  Haus  ist  rund. 
Steht  allenthalben  so,  daß  Sonne  drüber  stund. 

26. 
Ein  langsamer  Tod. 

Der  ärgste  Tod  ist  der,  der  gar  zu  langsam  tödtot; 
Die  ärgste  Noth  ist  die,  die  gar  zu  lange  nöthet. 

27. 

Auff  den  Säuffer  Bonosom. 

Bonosus  ist  ein  Fleischer;  das  Glas,  darauß  er  tranck. 
Dran  hübe  sich  ein  andrer,  der  nicht  ein  Fleischer,  kranck. 

28. 

An  eine  Ffirstin. 

Fürstin,  Euer  Lob  zu  schreiben  werd  ich  mich  vergebens  üben; 
Euer  Thun  wird,  wie  man  mercket,  von  der  Ewigkeit  beschrieben. 


584  Drittes  Tausend 

42. 
Alt,  Jung. 

Besser  als  ein  junger  Alter  ist  ein  alter  Junge^ 
Weil  es  selten  einmal  jenem  ^  diesem  offt  gelange. 

43. 
Der  Lorberbanm. 

Zeus  trifft  nie  den  Lorberbaum  mit  den  dreygeeckten  Keilen; 
Aber  die,  die  dieser  krönt,  trifft  er  offt  mit  Armuths-Pfeilen. 

44. 
Oesebenckt  Leben. 

Wer  im  Kriege  seinen  Feind  bittet  um  sein  Leben, 
Dem  wird  Leben  nicht  so  wol  als  der  Schimpff  gegeben. 

45. 

Von  meinem  Baebe. 

Wil  der  mein  Buch  nicht  lieben, 
Der  beßres  hat  geschrieben, 
Wil  der  mein  Buch  vernichten. 
Der  mehres  kunte  tichten. 
So  laß  ichs  so  geschehen. 
Doch  wird  man  auch  wol  sehen, 
Daß  mancher  etwas  ärgers 
Geschrieben,  mancher  kärgers. 

46. 

Ein  Unmensch. 

Dem  kein  Unfall  nie  stieß  für. 
Dieser  ist  ein  Wunder-Thier. 

47. 
Auf  Apitinm. 

Apitius,  dein  Hunger  ist  grösser  als  dein  Bauch; 
Der  Bauch  wil  nicht  alleine,  die  Augen  wollen  auch. 


Neondes  Hundert.  5g5 

48. 

Die  Onrgel. 

Wir  fressen  manches  Thier, 

Das  grösser  ist  denn  wir; 

Wir  dürffen  einen  Baum 

Von  drey  vier  Elen  kaum; 

Noch  ist  kein  Land  genug;  5 

Das  unsre  Kost  uns  trug; 

Man  muß  sie  suchen  her 

Durch  alles  Land  und  Meer^ 

Da  doch  für  unsrer  Thür 

Ist  Nothdurfft  und  Gebühr;  to 

Das  macht  der  Gurgel  KlniFt; 

Die  stets  nach  mehrem  rufFt. 

49. 
An  eine  Fürstin. 

Die  Welt,  die  hat  den  Ruch;  hier  haben  wir  die  Blum; 
Diß  Land  hat,  Fürstin,  Euch;  die  Welt  hat  Euren  Ruhm. 

50. 

Von  der  Pnllä. 

FuUa  hat  in  schwartzem  Tuche  bey  drey  Jahren  zugebracht  • 
Um  den  Mann ;  verstehts  nur  eigen !  dieses  Tuch,  das  war  die  Nacht. 

51. 

Aiiff  Clajam. 

Gott  nam,  sagt  Claja,  meinen  Mann; 
Der  Herr  hat  alles  wolgethan. 
Der  einen  frischen  geben  kan! 

52. 
Ehe-Wontseb. 

Spanne  meinen  schwachen  Mann,  spann  ihn  auß,  o  Himmel,  doch! 
Seuffzet  Moeris,  und  ihr  Mann:  Himmel,  ach  zerbrich  mein  Joch! 

53. 
Von  Line. 

Wann  ins  Wein-Haus  Linus  geht,  solt  er  in  das  Bein-Haus  gehn ; 
Drauflf  so  wolte  seine  Frau  nie  durchs  Tantz-Haus  stille  stehn. 


586  Drittes  Tausend 

54 
Auf  Tetnmi. 

Du  bist  ein  feines  Kind;  hengst  an  Erynnis  Brust; 
Deß  Neiders  blaue  Milch  ist;  Tetrus;  deine  Kost. 

.55. 
Jadas-Koß. 

Wer  mich  grUst  mit  Judas-Küssen; 
Mag  nach  seinem  Willen  grüsseu; 
Wird  wie  Judas  ehstes  büsseu; 

56. 
Vermeinter  Friede. 

Wie  sicher  sind  wir  doch;  als  wann  wir  Friede  betten! 
Wir  gehn  in  vollem  Sprung  und  unser  Heil  an  Ketten. 

57. 
Ein  gezfichtigtes  Weib. 

Wann  der  Klöp£fel  schlägt  die  Glockc;  gibt  es  einen  lauten  Hall; 
Wann  der  Mann  das  Weib  casteyet;  gibt  es  einen  weiten  Schall. 
Diese  GlockC;  wann  sie  klingt;  klingt  sie  meistens  zu  dem  singen; 
Selten  aber;  wann  sie  klibgt;  wil  sie  zum  Gebete  klingen. 

58. 
Ein  nengebomer  und  bald  verstorbner  Printz. 

Unser Printz  starb;  kaum  geboren;  weil  an  ihm  war  so  viel  Himmel, 
So  gehört  er  nicht  herunter  in  das  freche  Welt-Getümmel. 

59, 
Die  gefangene  Geilheit. 

Seither  der  Geilheit  Nest  ward  so  mit  Band  verbunden; 
Seither  ward  arge  Brunst  nie  frey-  und  offner  funden. 

60. 

Der  Weiber  Verschwiegenheit. 

Weiber  gehn  mit  Heimligkeit  zur  Geburt  auff*  alle  Stunden; 
Was  sie  bringen;  lieget  frej;  nie  in  Windeln  eingebunden. 


Neondcs  Hundert.  587 

61. 
EntbUste  Brfiste. 

Jungfern,  die  die  Venus  Hügel  blösen  unverholen, 
Blasen  zu  dem  Liebes-Feuer  iedem  auff  die  Kohlen. 

62. 

Von  eben  denselbten. 

Ihr  stellt  das  weisse  Milch- Geföß,  ihr  Jungfern,  an  den  Tag; 
Ihr  bettet  gerne  Milch  darein  und,  was  sie  trincken  mag. 

63. 
Ein  andres. 

Der  jüngste  Tag  ist  nicht  mehr  weit,  weil,  was  verborgen  lag, 
(Deß  Brust-gewächses  Zwillings-Frucht)  kümmt  alles  an  den  Tag. 

64. 
Äpffel. 

Zuckeräp£fel  sind  zum  schälen  in  gefärbtes  Wachs  bekleidet; 
/  Evenäpffel  sind  zum  locken  ofFt  mit  Bleyweis  überkreidet. 

65. 

Auff  Rosellam. 

Bosella,  o  du  schöne  Rose, 

Ein  Wurm  ist  in  dir;  das  ist  lose! 

66. 
Tadler. 

Wer  mich  tadelt,  gibt  zu  kennen,  daß  was  gutes  an  mir  sey; 
Sonst)  wer  nichts  ihm  dran  gelegen,  dürflfte  keiner  Tadeley. 

67. 

Zunder  der  Hoffari 

Was  reitzet  ims  zur  Ho£fart  an?  der  Leute  Heucheley, 
Die  alles  preisen,  was  wir  thun,  es  sey  gleich,  wie  es  sey. 

68. 

Überflnß. 

Der  Überfluß  hat  keinen  Feind,  der  ärger  sey  als  er; 
Er  last  nicht  nach,  biß  über  sich  den  Mangel  er  führt  her. 


588  Drittes  Tansend 

69. 
An  einen  Frennd. 

Indem  ich^  Freund^  dich  liebe,  so  zahl  ich  etwas  wol; 
Ich  zahle ;  was  ich  zahle ;  doch  nimmer ,  was  ich  soL* 

70. 

Begr&bnfiß  im  Wein. 

Wer  in  den  Wein  begraben  liegt,  wann  der  soll  aufferstehn, 
Muß  offt,  eh  er  gen  Himmel  taug,  zuvor  zu  Bade  gehn. 

71. 
Der  Wein  von  sich  selbst. 

Man  lacht  mich  lieblich  an,  man  nimt  mich  willig  ein ; 
Geh  unten  ich  gleich  zu,  bald  wil  ich  oben  seyn. 
Wann  ich  nun  also  trau  und  wil  recht  ein  mich  reiben, 
So  pflegt  man  mich  herauß  für  Sau  und  Hunde  treiben. 

72. 
AnlF  Cilancnm. 

Um  einen  Sack  voll  Geld  nam  Glaucus,  wie  ich  meine. 
Sein  außgefleischtes  Weib,  den  alten  Sack-voll  Beine. 

73. 
Venns  in  der  Muschel. 

Venus  ward  auß  einer  Muschel,  wie  man  schreibet,  hergeboren; 
Für  den  Schmuck  hat  Frauen-Zimmer  Perlen  darum  außerkohren. 

74. 
Ein  andrer  Ursprung  der  Venns. 

Satumus  schniet  dem  Coelo  auß  und  warff  es  in  das  Meer; 
Vom  Schaum,  der  auß  dem  Wurff  entstand,  da  wuchs  die  Venus  her. 
Daher  kümts  iauch,  daß  Venus  nun  den  Vater  also  liebt. 
Dem  ihr  .zu  gunst  das  Weiber  Volck  sich  auch  so  gantz  ergibt. 

75. 
Bnchdrncker-Knnst. 

Weil  das  nütze  Bticher-pregen  unser  Deutschland  uns  geschenckt, 
Ist  es.  billich,  daß  für  andrem  Deutsches  man  zum  T>ruck  erdenck^ 


NenndeB  Hundert.  589 

76. 
Ciasterey. 

Dieses  Mahl  gefäUt  mir  wol,  drauff  sich  frischt  and  speist 
Nicht  nur  unser  Aug  und  Leib^  sondern  auch  der  Geist 

77. 

Weibes-Volek. 

Pflegt  ein  gantzes  Meer  voll  Lust  von  den  Weibern  her  zurinnen^ 
Dünckt  mich  gleichwol  immer  auch^  daß  viel  Wunder  spielen 

drinnen. 
78. 

Weiber. 

Muß  man,  Weiber  zu  emehren,  bey  dem  Tage  sorgen  pflegen^ 
Ey,  so  künnen  dann  bey  Nachte  diese  jene  nieder  legen. 

79. 
Auf  Gorninm. 

Cornius  hat  auif  dem  Haupt  einen  unbenanten  Schaden; 
Weiland  in  Cerastia  waren  Männer  mit  beladen. 

80. 

Artete. 

Auff  das  Wirthshaus  unsrer  Seele  sollen  Artzte  Sorge  tragen; 
Lieber  als  auß  ihrer  Küche  speist  beym  Becker  sich  mein  Magen. 

81. 
Christen-Tod. 

Das  Leben  nicht;  die  Sterbligkeit 
Legt  ab,  wer  wol  stirbt  vorbereit 

82. 
Anff  Tenebrionem. 

Man  soll  dir  die  Nativität;  Tenebrio,  außrechen. 

Zu  rechnen^  wer  dein  Vater  sey,  das  wil  den  Kopff  zerbrechen ; 

Wann,  wo,  auß  wem  du  wordest  jung,da8  kan  man  noch  wol  sprechen. 


590  Drittes  Tausend 

83. 
Viter. 

Man  gibt  den  Geistlichen  gemein  der  Väter  Namen ; 
Nur  daß  nicht  leichtlichen  an  Tag  die  Kinder  kamen. 

84. 
Gleiche  Ehe. 

Die  Mutter  ist  ein  Narr;  der  Vater  ist  ein  Thor; 

Ejy  welch  ein  lustig  Stamm  scheust  hier  so  schön  hervor! 

85. 
Anff  Corbatnm. 

Die  Liebste  lebt  in  dir;  nun  ist  sie  dir  gestorben; 
Ein  andrer  hat  sie  ihm  zum  Leben  auch  erworben. 

86. 
Der  Neid. 

Der  Neid  ist  grösser  als  wol  das^  worüber  wir  uns  neiden; 
Wir  sind  vielmehr  zu  jener  Lust  als  diesem  Wust  bescheiden. 

87. 
Jagend. 

Junge!  Junge!  Junge!  Junge!  schreyet  aller  Weiber-Scha^tr. 
Wann  doch  einer  einmal  käme,  welchem  weder  Zeit  noch  Jahr 
An  dem  jung  seyn  etwas  thäte!  thäten  es  die  Jahre  nicht, 
Würd  er  doch  durch  stetes  brauchen  mehr  als  Jahre  hiugericht. 

88. 

Freandes-Hfilffe. 

Dancke  Gott,  wer  Hände  hat,  daß  er  sich  kan  selbst  versorgen! 
Der,  der  selbst  nicht  Hände  hat,  kriegt  sie  nirgend  wo  zu  borgen. 

89. 
Hofe-Lente. 

Mancher  ist  bey  Hof  ein  Herr,  tüchte  Bauern  nicht  zum  Scholtzen ; 
T^er  daselbst  die  Pferde  putzt,  ist  der  stöltzte  von  den  stoltzen. 


Nenndes  Hundert.  591 

90. 
Anff  Marcnm. 

Marcus  kunte  baun  ein  Haus 

Auff  von  Grund  und  auß  und  auß : 

Kalck;  der  schwiert  ihm  auß  der  Haut; 

Lenden  ist  der  Stein  vertraut; 

Nägel  stehn  ihm  fUr  der  Hand;  6 

In  der  Blase  führt  er  Sand; 

Weil  im  KopflFe  Schiefer  steckt; 

Hat  er  auch,  womit  er  deckt; 

Höltzern  ist  sonst  sein  Verstand: 

Hat  so  alles  bey  der  Hand.  lo 

91.. 
Feile  Ämter. 

Wer  die  Amter  kaufft  um  Geld,  diesem  ist  ja  nicht  benummen. 
Daß  er  Recht  zu  Marckte  führt;  seinem  Schaden  fürzukummen. 

92. 

Besoldungen. 

Mau  lasse  den  Beamten  begnügten  Sold  außzehleO; 
So  müssen  sie  sejn  redlich;  so  dürffen  sie  nicht  stehlen. 

93. 
Uofe-Diener. 

Was  muß  doch  manchen  Tölpel  so  werth  bey  Hofe  machen? 
Man  kan  nicht  alles  mercken;  o£E%  sind  es  Kammer-Sachen. 

94. 
Fremde  Hiilffe. 

Man  solt  uns  HüliFe  thun.   Da  nam  man  ein  Gebieß; 

Das  man  in  unser  Maul;  uns  zu  beschreiten;  stieß. 

Man  riet  uns  hin  und  her;  man  ließ  uns  keine  Ruh 

Und  sagte;  daß  man  uns  riet  unsrer  Wolfahrt  zu. 

Die  Wolfahrt,  die  es  war,  die  war  also  bewand,  ß 

Daß;  eh  man  sie  gefühlt;  man  nns  zu  Lager  rand. 


592  Drittes  Tausend 

95. 

Üppigkeiten. 

Wir  kämen  aufF  den  Krieg  wol  wieder  was  zu  rechte, 

Wann  nutnicht  AugundMund^Pracht,  Schwälgerey  uns  schwächte. 

96. 

Fremde. 

^     Grösser  Thorheit  kan  J^aum  sejn, 
Wer  in  fremdes  Land  kümt  ein, 
Daß  er  wil^  daß  alle  sollen 
Richten  sich  nach  seinem  Wollen. 
Wer  das  fremde  so  veracht, 
Wird  von  Fremden  auch  verlacht; 
Wer  nicht  Macht  hat  zugebitten, 
Tadelt  närrisch  andre  Sitten. 

97. 

Religions-Haß. 

Wer  sonst  bey  Hofe  treulich  dient,  und  dem  man  nicht  kan  bej, 
Trägt  lauter  Schuld,  daß  er  nicht  auch  ein  Glaubens-Heuchler  sey : 
Nim  manchem  nur  die  Gunst  hinweg,  nim  ihm  die  Kost  und  Lust, 
So  wirst  du  sehn,  was  Glaub  und  Treu  steck  unter  seinw  Brust 

98. 
An  einen  Bräutigam. 

Wann  du  die  Braut  ins  Bette  ruflFst,  so  wehrt  sie  sich  beym  bitten; 
Nicht  bitte!  denn  sie  hat  schon  selbst  viel  vom  Verzug  erlitten. 

99. 
Oeborts-Tag  Mannes  und  Weibes. 

Das  beste  Binden  ist  sich  binden  mit  den  Armen; 
Das  beste  Lösen  ist  in  süsser  Gunst  erwarmen. 

100. 
Betrug. 

Ein  Versprecher  und  kein  Leister 
Ist  nunmehr  der  beste  Meister. 


Zehendcfl  Hundert,  593 


DESZ  DRITTEN  TAUSEND 
ZEHENDES  HUNDERT. 

1. 

Anff  Drudam. 

Was  kan  man,  Druda,  thun,  daß  iemals  dir  gefeilt? 
Du  bist  doch  noch  kein  Land,  viel  weniger  die  Welt! 

2. 

Hofe-Gnnst. 

Wer  bey  Hofe  hat  Genade,  ist  bey  allen  sonst  verhast; 

Ist  es  doch  wie  bey  den  Hunden,  wann  der  ein  ein  Bein  gefast. 

3. 

Ein  Indianiseber  Brauch. 

Wann  ein  Indianer  freyet,  schencket  er  die  erste  Nacht 
Einem  Priester,  der  zum  Segen  einen  guten  Anfang  macht. 
Blondus  freyet  eine  Jungfer,  ob  er  gleich  nun  dort  nicht  wohnt, 
Hat  Ae  dennoch  ihm  ein  Pfaffe  eingeweihet  unbelohnt. 

4. 
Heutige  Traehten. 

Wie  das  so  manche  Moden  an  Kleidern  ietzt  sich  finden? 
Drum  daß  so  manche  Moden  sich  finden  an  den  Sünden. 
Wir  machens,  wie  wirs  machen,  so  künnen  unsre  Jacken 
Und  Unart  keine  Moden  verkleiden,  noch  verstecken. 

6. 
Bficher-Zimmer. 

Da  in  Bücher-Zimmern  Bücher  meistens  an  den  Ketten  liegen, 
Würden  offters  die  Gelehrten  besser  an  die  Ketten  tügen. 


594  Drittes  Tausend 

6. 

Ein  Flneh  wider  seinen  Feind. 

Sonst  wil  Blavus  seinem  Feinde  keinen  ärgern  Unfall  günnen^ 
Als  daß  der  ihn  halb  zu  Hause^  halb  mag  sonst  wo  wissen  künnen. 

7. 
Handels-Lente. 

Es  ist  ein  sondrcr  Pflug,  womit  die  Händler  pflügen 

Das  Feld  der  KaufimannschaflH;;  wie  heist  er  denn?  das  Lttg^. 

8. 

Frage. 

Wie  wilstu  weisse  Lilien  zu  rothen  Rosen  machen? 
Küß  eine  weisse  Galathe:  sie  wird  erröthet  lachen. 

9. 

Zanberin. 

Man  brennt  ietzund  viel  Hexen ;  der  Teufl*el  ist  geschäfftig ; 
Vor  waren  sie  in  Männern,  sind  ietzt  in  Weibern  hefl^tig. 
Es  tobten  sich  im  Kriege  die  Männer  vormals  müde ; 
Drum  halten  nun  die  Teuffei  der  Männer  Stell  im  Friede. 

10. 
Auff  einen  Bncherschreiber. 

Man  sihet  deinen  Schrifften  groß  Ehr  und  Sorge  geben : 
Man  last  sie  zierlich  binden;  worein?  in  Spinne- Waben. 

11. 

Gnnst. 

Für  Körben  bey  den  Jungfern,  für  Ungunst  bey  den  Herren, 
Weil  sie  sich  vielmals  ändern,  soll  Niemand  sehr  sich  sperren. 

12. 
PSfel-Gnnst. 

Der  Pöfel  hincket, 
Wo  ihn  nicht  düncket; 
Der  wird  verführet, 
Der  ihm  hofiret. 


Zebendes  Hundert.  595 

13. 
Gates. 

Was  ist  es,  das  die  Welt  nennt  mit  dem  Namen  Gut? 
Gemeinlich  ist  es  das,  was  leder  wil  und  thut. 

14. 
Begierden. 

Begierden  sind  ein  hartes  Pferd,  das  seinen  Reuter  reitet, 
Wann  nicht  VernunfFt  sein  Maul  versteht  und  recht  den  Zügel  leitet. 

16. 
Bewegung  der  Erdkugel. 

Die  Welt  ist  rund  und  lauflft  herum; 
Drum  sind  die  Leute  Schwindel-tum. 

16. 
Anff  Faalmdam. 

Faulinda  geht  spatziren,  pflegt  sonston  nur  zu  ruhn; 
Mich  dünckt,  daß  ihre  Zähne  ein  gleiches  müssen  thun. 

17. 
Stener-Sch&tznng. 

In  unsrem  Land  ist  alles,  ja  auch  das  Nichts  geschätzt; 
Wir  sind  als  Alchymisten  in  hohem  Ruhm  gesetzt : 
Sie  machen  Gold  auß  Kupffer;  wir  aber  geben  Geld 
Von  dem,  was  gar  kein  Wesen,  kaum  einen  Namen  hält 

18. 
Von  meinen  Reimen. 

Icfe  schreibe  Sinn-Getichte ;  die  dürffen  nicht  viel  Weile, 
(Mein  andres  Thun  ist  pflichtig)  sind  Töchter  freyer  Eile. 

19. 

Dienstbarkeit. 

Die  Dienstbarkeit  ist  letzt  in  Höfligkeit  verkleidet; 
Das  gute  Hertze  thut  das,  was  man  thut  und  leidet. 

38*  ' 


596  Drittes  Taugend 

20. 

Wechsel. 

Man  sähe  manchen  vor  auff  tapffren  Hengsten  reiten, 
letzt  aber  sachte  her  bey  Kinder-Pferden  schreiten. 

21. 
Engel. 

Ach;  wann  wir  solten  sehen^ 

Was  uns  künt  offt  geschehen, 

Wann  nicht  deß  Himmels  Wächter 

Uns  stünden  für  Verfechter, 
5  Wir  würden  uns  entsetzen, 

Und  für  gar  blöde  schätzen! 

Hingegen  wann  von  jenen  ^ 

Wir  hörten  auch  erwehnen. 

Mit  was  fUr  Thurst  und  Räncken 
10  Wir  Gott  und  sie  so  kräncken. 

Wie  würden  wir  erzittern 

Und  ftlr  der  StraflF  uns  schüttern! 

Wer  keines  wil  bewegen. 

Der  wird  sich  letzlich  legen 
16  Ins  Bette,  wo  die  Flammen 

Gelm  über  ihn  zusammen. 

22. 
Aaff  Cfnlanum. 

Weil  Gulanus  von  dem  Tode  fort  und  fort  Gedancken  hat, 
Isst  und  triuckt  er  ieden  Abend  sich  sehr  saat  und  übersaat; 
Dann  er  meint,  daß  solche  Mahlzeit  werde  sein  Valete  seyn, 
Wil  in  sein  sonst  leeres  SchiefFchen  den  Ballast  vor  schaffen  ein. 

23. 
Gebreehligkeit. 

Weil  alles  so  gebrechlich,  wer  kan  sie  dann  versprechen, 
Daß  Flora  ihre  Blume  ließ  als  gebrechlich  brechen? 


Zehendes  Hundert.  597 

24. 
Anff  Zart-Lieben. 

Zart-Lieb  ist  im  Bett  erzogen; 

Hat  sechs  Ammen  außgesogen; 

Die  von  Hünem,  Mandeln;  Wein 

Müsten  stets  geraästet  sejn. 

Zartlieb  ist  der  Welt  zu  zärtig; 

Eh  er,  dünckt  mich;  noch  wird  bärtig; 

Werden  mit  ihm  ihren  Mut 

Wurm  und  Schlangen  machen  gut. 

25. 

Kinder-Zncht 

Es  liebet  nicht  sein  Kind; 
Der  keine  Butte  bind; 
Das  Hertzeleid  belohnet 
Den,  der  der  Kinder  schonet. 

26. 
Anff  Tortom. 

Tortus  wendet  immer  für,  daß  er  einer  sey  zu  schlecht; 

Nein;  er  ist  mir  gar  zu  krum;  denn  das  halt  ich  nicht  ftlr  recht. 

27. 
Öpoß-Sprechep. 

Warlich;  ich  muß  derer  lachen. 
Die  so  breit  und  hoch  sich  machen; 
Haben  doch  kein  Zejsig  Nest; 
Da  man  nicht  dabey  gewest. 

28. 

Mfissiggang. 

Brächte  Müssiggang  genüssC; 
Wer  er  süsser  als  das  SttssO; 
Daß  sich  alles  drauff  beflisse. 


598  Drittes  TauBend 

29. 
Die  Tugend. 

Tugend,  ruflfet  Echo  wieder,  wer  im  Walde  Tugend  rufft; 
Tugend  ist  bey  meistern  Volcke  nur  die  blosse  Wortes- Luflft. 

30. 

Widepgeld. 

Gemeinlich  geht  es  so:  was  einer  vor  veracht. 

Daß  thut  er  nachmals  selbst;  wird  billich  drob  verlacht. 

31. 
Unerbare  That. 

Prava  stund  im  Huren-Buche,  bessert  aber  ernstlich  sich; 
Ward  drauflF  außgelescht  im  Buche ;  dennoch  aber  bleibt  der  Strich. 

32. 
Anff  Tetcam. 

Tetca  sitzt  auff  heissen  Kohlen, 
Muß  ihr  stets  Erkühlung  holen. 

33. 
Wissenschafft. 

Nicht  das  viele  wissen  thuts, 
Sondern  wissen  etwas  gut». 

34. 

Jungfrauen. 

AuflF  Jungfern-Contribution  bleibt  immer  noch  ein  Best; 

• 

Der  irrt,  der,  daß  sie  gar  gezahlt,  sich  ie  bedüncken  lest. 

35. 

Mit  Gott. 

Wer  Gott  nicht  ruflfet  an  und  wil  ihm  selbst  nur  rathen, 

Dem  wird  sein  Sinn  ein  Narr;  sein  Leib,  der  wird  ein  Schaten. 

36. 
Anff  die  MechthUde. 

Mechthild  bleibet  immer  sitzen,  keiner  nimt  sie  noch  zu  Bette; 
Meint,  es  sey  noch  keiner  kommen,  der  den  rechten  Handgrieflf  hette. 


Zehendes  Hundert.  599 

37. 
Cfeitzige.  Cleistlichen. 

Viel  dienen  dem  Altar; 

Ich  laß  es  bleiben  wahr; 

Doch  dünckt  mich  gleichwol  auch, 

Altar  sey  manchmal  Bauch. 

38. 
Ein  Batli. 

Ein  Rath  ist  wie  die  Hand,  die  einen  Leib  emehret: 
Was  diese  gleich  erwirbt,  daß  wird  aufFs  Maul  gewehret. 

39. 
Anff  Delilam. 

Lauter  Lichtes-Kinder  bringet  Delila; 
Immer  war  am  Tage,  der  sie  liebte,  da. 

40. 

Treu  nnd  Glaube. 

Weil  Nein  und  Ja  noch  redlich  war, 
Da  hatte  Glauben  nicht  Qefahr. 

41. 

Der  Neid. 

Die  Menschen  sind  wol  Narren,  die  Neid  so  hefFtig  treibt, 
Daß  sie  sich  selbst  verfolgen  um  das,  was  keinem  bleibt. 

42. 
Der  Neid. 

Man  mahlt  den  blassen  Neid  mit  Brüsten,  die  verschrumpen; 
Es  eyfFert  sich  der  Neid  um  Sachen,  die  sich  lumpen. 

43. 
BestecIrnngeB. 

Auff  goldenen  Bericht  wann  bleyem  Urthel  feilt, 

Ists  recht?   0,  nicht  um  recht,  es  ist  zu  thun  um  Geld. 


600  Drittes  Tausend 

44. 
Hofe-Freunde. 

Wer  Schencke,  Becker,  Koch  bey  Hofe  hat  zur  Gunst, 
lest  mehr,  als  der  sieh  nehrt  von  einem  Sack  voll  Kunst. 

45. 
Euch  und  KeUer. 

Ktich  und  Keller  sind  die  Gräber,  drein  man  tieflF  hat  ein  verholet 
Grosser  Herren  volle  Beutel,  die  daselbst  sind  abgeseelet. 

46. 
Anff  Hyppophflom. 

Hyppophilus  ist  ein  Student,  gelehrt  zum  Pferde  putzen; 

Es  kan  ihm  mehr  als  Kunst,  als  Witz,  als  Treu  bey  Hofe  nutzen. 

47. 

Jäger. 

Ihr  Götter  der  Wälder,  ihr  Schützen,  ihr  Jäger, 
Die  Fürsten  und  Herren  sind  gütige  Pfleger 
Für  euer  Altare;  verehren  so  sehr 
Nicht  Pallas,  Apollo,  nicht,  Consus,  euch  mehr. 

48. 
Uofe-estter. 

Consus  soll  bey  Hofe  billich  gehen  vor; 
Dennoch  kümmet  Comus  immer  eh  entpor. 

49. 
Erkäntnttß  Gottes. 

Was  von  Gott  und  seinem  Wesen,  seinem  Willen,  seinen  Ehren 
Wir  verstehen,  wird  verstanden  nicht  von  uns,  von  seinem  Lehren. 

50. 

Liebe  zur  Kunst. 

Wer  Lust  zu  lernen  hat,  dem  mangelt  immer  was; 
letzt  wil  er  wissen  diß;  letzt  wil  er  wissen  das. 


ZehendeB  Hundert.  601 

61. 

Einbfldiiiig. 

Mancher  meinet;  daß  er  tapfirer  als  ein  hörnern  Seyfried  sej; 
Das  ein  Säufried  er  mag  heissen;  bleibt  zum  minsien  wo  dabey. 

62. 
Sittsamkeit. 

All-zulanger  Glimpflf 
Bringet  endlich  Schimpflf. 

63. 

Wäschhafftigkeit. 

Weiber- Worte  böse  Müntze;  wird  mans  Kupflfer  davon  nehmen; 
Wird  das  Silber  sich  verkricheu;  und  dasEupffer  wird  sich  schämen. 

64. 

Fflrspreclier. 

Die  durch  reden  werden  reich. 
Sind  denselben  Vögeln  gleich. 
Die  im  Munde  tragen  zu 
Ein  Gebäu  zu  ihrer  Ruh. 

66. 
Ehestand. 

Wer  im  Sommer  ihm  wil  BlumeU;  sonsten  nichts  nicht  samlen  ein, 
Ey-;  von  was  wil  der  im  Winter  nachmals  saat  und  muthig  seyn? 
Wer  beym  freyen  bloß  auflF  Zierden;  Prangen;  Stoltz  und  Großthun 

denckt; 
Was  wird  der  ftir  Tröstung  finden,  wann  ihn  grosser  Unfall  kränckt  ? 

66. 
Umwecksel. 

Alle  Dinge  wechseln  sich;  die  vor  diesem  Huren  waren. 

Sind  ietzund  gar  erbar  Volck,  mögen  auch  mit  Sechsen  fahren. 

57. 
Meelthan. 

Mehrentheils  weil  Krieg  noch  wehrte,  fiel  ein  Mehlthau  alle  Jahr 
In  die  zarte  Jungfern-Blüte,  der  der  Wurme  viel  gebar. 


602  DtHt«  Taufend 

68. 

Nahmen. 

Weiber- Voick  pflegt  auff  dieTittel  sich  nicht  wenig  zu  befleissen; 
Jungfern  wollen  Junge-Frauen,  Junge-Frauen  Mütter  heissen. 

59. 

Jungfern-Reim. 

Wann  man  kam  und  bete. 
Seh  maU;  wie  man  thäte. 

60. 

Lnst-Sekmertzen. 

Feuer  gläntzet  mehr  als  Gold; 
Doch  verbrennt  es  sehr: 
Ob  die  Wollust  uns  thut  hold, 
Doch  verletzt  sie  mehr. 

61. 

6fesnndheit-Pflege. 

Wann  der  Artzt  last  Seinen  Erancken  trincken,  essen,  was  er  wil, 
Scheint  es,  daß  der  Artzt  vermeine,  Krancker  habe  nun  sein  Ziel. 

62. 
Redligkeit. 

Ein  Regiment  besteht  auff  Grund  und  nicht  auff  Spitze: 
Betrug  betreugt  sich  selbst;  die  Redligkeit  ist  nütze. 

63. 
Straffen. 

Die  Straffen  sind  das  Saltz,  damit  man  abewehre. 

Daß  gute  Zucht  sich  nicht  in  Faul  und  Stanck  verkehre. 

64. 

Spielende  Warheit. 

Man  kan  die  Warheit  schwer  bej  Hof  im  Ernste  fühlen ; 
Ein  Weiser  bringt  sie  ein  im  schimpffen  und  im  npielen. 


Zehendes  Hundert.  603 

66. 

Bfises  und  Gutes. 

Eümt  uns  Heil,  so  schenckt  es  Gott; 
Wir  verdienens,  kümt  uns  Noth. 

66. 
Hofe-SpieL 

Daß  man  führt  bey  Hof  ein  Spiel:  wie  gefällt  dir  dein  Geselle? 
Schickt  sich  recht;  man  hebt  daselbst  einen  gern  auß  seiner  Stelle. 

67. 

Hnndes-Tren. 

Hunde  lecken  fremden  Schaden;  Menschen  sind  viel  minder  treu: 
leder  muß  ihm  selbsten  rathen;  fremde  tragen  leichte  Scheu. 

68. 

Anff  Scaynm. 

Scaevus  wird  mit  Ewigkeit  inuner  in  die  wette  leben ; 

Tugend  wird  das  Alter  nicht,  Bosheit  wird  ihm  solches  geben. 

69. 
Von  der  Pyrinna. 

Du  brennst  flirLieb  und  bist  doch  blaß,  Pyrinna;  mich  bedunckt;, 
Der  Brand  zeucht  sich  von  aussen  ein  auff  seinen  Mittel-Punct. 

70. 

Anff  Basam. 

ledermann,  den  Basa  siht,  muß  ihr  eine  Feder  lassen; 
Fremde  Federn  darff  sie  wol,  fnuß  für  eigner  Blosse  blassen. 

71. 

Ehrwürdiges  Alter. 

Junge  solln  die  Alten  ehren,  weil  auch  sie  bald  alten  müssen, 
Daß  sie  auch  in  ihrem  Alter  von  den  Jungen  Ehre  nissen. 

72. 
Feinde  der  Traurigkeit. 

Jugend  ist  deß  traurens  Feind,  schicket  wieder  das  ins  Feld 
Music,  Bulschaflft,  Wein  und  Spiel  und  den  General,  das  Geld. 


604  Drittes  TaQMnd 

73. 
Jungtniken. 

Ich  kenn  ein  Bebe, 

Dem  flrey  thut  wehe, 

Das  nach  dem  fangen 

Trägt  ein  Verlangen, 
5  Das  ungejaget 

Ins  Garn  sich  waget, 

Das  ihm  ein  Netze 

Für  Zierath  schätze. 

Das  seinen  Jäger 
10  Nimmt  in  sein  Läger. 

Ihr  Jungfern,  stille. 

Was  euer  Wille! 

74. 

Poeten-Henrath. 

* 

Jungfern,  soUn  sie  Tichter  nemen,  wollen  sie  versichert  seyn. 
Daß  sie  auch,  wie  in  dem  Deutschen,  so  sind  fertig  im  Latein. 
Sollen  binden,  sollen  schrencken  auff  gut  deutsch;  doch gleichwol 

wissen 
Auff  lateinisch,  was  gehöre,  daß  die  Verse  gehn  auff  Füssen. 

75. 
Poeten. 

Der  Tichter  sind  genug;  was  aber  sind  für  Sachen, 
Die  sie  durch  ihren  Greist  verewigt  sollen  machen? 
Was  gut,  ist  ziemlich  karg  an  Tichtem  und  an  Sachen; 
Die  bösen  mögen  sich  auch  über  böses  machen. 

76. 

eificke. 

Glücke  löst  sich  nicht  beherrschen  von  dem  Alter  oder  Zeit. 
Manchem  bringt  es  schone  Früchte,  wann  er  noch  aufstecken  reit; 
Manchem  hebt  es  an  zu  blühen,  wann  er  schon  an  Krücken  schleicht ; 
Manchem  ist  es  immer  kmnmen;  manchen  hat  es  nie  erreicht. 
ft  Wer  nur  so  viel  an  sich  findet,  daß  er  weiter  nichts  begehrt, 
AU  TOn  oben  ihm  geordnet,  den  hat  Glücke  nie  geföhrt. 


Zehendes  Hundert.  605 

77. 
Cnpido. 

Es  mangelt  bey  der  Wirthschaffi  ietzt  an  Mägden  und  an  Knaben ; 
Der  blinde  Knabe,  Venus  Sohn,  kan  häufig  Mägde  haben. 

78. 
Rnluii. 

Es  ist  kein  grösser  Buhni;  als  Schmach  und  Tadel  leiden 
Auß  seiner  Bosheit  nicht,  auß  böser  Leute  neiden. 

79. 
HOren. 

Ich  höre  manchmal  viel; 
Doch  glaub  ich,  was  ich  wil; 
Wer  willig  ist  zum  hören, 
Kan  Thorheit  selbst  bethören; 
Ein  unverdrußnes  Ohr, 
Lockt  manche  List  hervor. 

80. 

Tadler. 

Wer  daselbst  wil  alles  tadeln,  wo  er  nichts  hat  zu  befehlen, 
Diesen  kan  ich  nicht  verwehren,  in  die  Jecken-Zunfft  zu  zehlen. 

81. 

« 

Von  der  Hnlda. 

Was  man  liebt,  das  braucht  man  wenig,  daß  maus  lange  hab  im 

Brauch; 
Hulda  schont  man  zu  dem  nemen,  ob  man  sie  gleich  liebet  auch. 

82. 
Die  Welt. 

Junge  lieben  nicht  die  Alten,  lieben  aber  doch  die  Welt, 

Die  fUr  Alter  vom  Verstände  hin  in  Schmach  und  Thorheit  fitllt. 


60g  Drittes  Tausend 

88. 

Anff  Yaniilam. 

Vannla  wil  einen  Schönen,  Edlen,  Tapfiren,  Klagen,  Beichen, 
Wolgereisten,  Wolbesprachten,  Wolgewachsnen,  ohne  gleichm; 
Nun  der  Wuntsch  kümmt  zum  gewehren,  föllt  viel  ab  von  diebem 

Willen, 
Und  den  Mangel  aller  Stücke  muß  die  Thorheit  nur  ervöllen. 

84. 
Zweyerley  Natur. 

Deutschen  haben  zwo  Naturgn:  dann  die  mode  schaffet  an, 
Daß  man,  was  man  gleich  nicht  wäre,  durch  die  mode  werden  kan. 

85. 
Aüff  Glissam. 

Glissa  lieset  gern  in  Büchern;  Arndt,  ihr  liegt  dein  Paradiß 
Stets  zur  Hand,  doch  für  den  Augen  deine  Biebel,  Amadiß. 

86. 
Einbildmig. 

Was  wir  sehen  in  der  Welt,  sehen  alles  wir  durch  Brillen; 
Gut-  und  böses  wird  ersehn,  wie  es  fUrkümt  unsrem  Willen. 

87. 
Von  dem  schneeichten  Mäy  Anno  1652. 

Es  fallt  ein  Schnee  im  halben  Mäy;  der  Zorn  deßHErren  blühet, 
Dieweil  deß  Friedens  Gnaden-Frucht  zum  Fluch,  ihr  Leute,  ziehet 

88. 
Fabeln. 

Hohe,  wider  derer  Wercke, 
Warheit  nicht  genug  hat  stärcke. 
Diese  kan  man  füglich  richten 
Durch  ein  angenehmes  Tichten. 


Zehendes  Hnndert.  607 

89. 

OleißBerey. 

Bej  krummen  Gesellen 
Ist  nöthig  das  stellen^ 
Ist  übel  zu  deuten 
Bej  Biedermans-Leuten. 

90. 
Ein  Heuchler. 

Ein  Heuchler  leugt  nicht  unS;  er  leugt  ihm  Selbsten  so^ 
Wil  ihm  zu  Nutz^  nicht  uns,  durch  Lügen  werden  froh. 

91. 

dekanflte  Freunde. 

Fürsten,  die  euch  die  Geschencke,  nicht  die  Treu  pflegt  zu  verbinden, 
Diese  habt  ihr  nur  so  lange^  weil  sie  sich  beschenckt  befinden. 

92. 

Blosse  Brfiste. 

Jungfern,  eure  blose  Brüste  sind  ein  Spiegel  zum  entzünden, 
Weil  ihr  meint,  daß  sonst  die  Männer  keine  Flammen  an  euch  finden. 

93. 
Neider. 

Die  mich  wißlich  neiden, 
Kan  ich  noch  wol  leiden; 
Übel  kan  ich  meiden, 
Die  mich  heimlich  neiden. 

94. 

eoid. 

Weil  das  Gold  liegt  in  der  Erde,  gehn  wir  drüber  mit  den  Füssen; 
Wann  es  raufi*  kümt,  kümts,  daß  selbsten  wir  ihm  unten  liegen 

müssen. 


608  Drittes  Tausend 

95. 
Der  Menscli  ein  geselliclit  Thier. 

Weil  die  Menschen  sind  geschaffen  zum  vertrann  und  zum  Gesellen, 
Wie  denn  daß  mehr  als  die  Thiere  sie  sich  falsch  und  hemifksfa 

stellen? 
96. 

Von  Mopso  und  Mopsa. 

Mopsus  dencket  auff*  den  Söller; 
Mopsa  dencket  auff  den  Keller. 
Mopsus  denckt  ins  Himmels-Zelt; 
Mopsa  denckt  ins  Feuer-Feld, 
n  Wer  wil  demnach  glauben  doch, 

Daß  sie  ziehn  ein  gleiches  Joch, 
Ob  sie  ihnen  bilden  ein. 
Daß  sie  sonst  gleich  einig  seyn? 

97. 
Das  begrabne  Deutschland. 

Wir  musten  alle  Völcker  zu  Todtenffräbern  haben, 
Eh  Deutschland  in  sich  selbstcn  sie  kunten  recht  vergraben.    * 
Noch  sind  sie  mehr  ietzt  mühsam,  den  Cörper  zu  verwahren, 
Daß  in  ihn  neue  Geister  nicht  etwa  wieder  fahren, 
6  Daß  seine  Todtengräber  es  nicht  sey  wieder  willig 
lugleichem  zu  bestatten^  vielleicht  auch  mehr  noch  völlig. 

98. 

Auff  Panlnm. 

Paul  ist  fleissig  mich  zu  fragen, 
Ich  verdrllssig  was  zu  sagen; 
Dann  mit  allem  meinem  sagen. 
Stillt  sich  nimmer  doch  sein  fragep. 

99. 

Der  kalte  FrfiUing. 

Deß  Mävens  scharSer  Frost 
Ertrört  der  Deutschen  Lust: 
Wird  weniger  gleich  Wein, 
Wird  mehr  Yemunffi  doch  sevn. 


Zehendes  Hundert.  609 

100. 
Von  meinen  Oetichten. 

Die  Anzahl  meiner  Reimen  ^  die  macht  ein  Regiment; 
Das  weiland  aufF  drey  tausent  gericht  ward  und  genennt. 
Wo  dieses  wird  gemustert,  und  viel  von  MannschaiFt  fehlt, 
So  bleibts  vielleicht  bey  deme,  wie  man  sie  ietzo  zehlt. 
So  aber  so  sie  tilgen,  das  wenig  abcgeh, 
So  kan  vielleicht  ich  richten  ins  künfftig  ein  Arme. 


Logaa. 


39 


QIQ  Za-Gabe. 


DESZ  DEUTEN  TAUSEND 

ZU-GABE. 

1. 

Eurtze  Tage. 

Wo  die  Tage  kurtz,  wo  die  Nächte  lang, 
Da,  ihr  Weiber,  geht  Phoebus  euren  Gang. 

2. 
Von  meiner  Zngabe. 

Weil  ich  gerne  gebe  zu  und  bin  frey  mit  schencken, 

Wird  man,  daß  die  Wahr  gar  schlecht,  leichtlich  wollen  dencken. 

Guten  wird  doch  alles  gut.  Bösen  böse  sejn; 

Guten  leg  ich  alles  auß,  Bösen  alleS  ein. 

3. 
Der  schlesische  Parnaß. 

Schlesien,  daß  dein  Zabothus  worden  ist  für  wenig  Jahren, 
Was  den  Grieben  ihr  Parnassus,  Helicon  und  Pindus  waren. 
Daß  deui  Opitz  ist  Apollo,  daß  die  andren  klugen  Sinnen 
Deiner  Kinder  dieses  worden,  was  sonst  sind  die  Castalinnen, 
6  Dieses  ist  dir  ewig  rühmlich.   Glaube,  was  die  Griechen  tichten. 
Wer  da  wil.  Uns  kan  zum  Zeugnüß  Ort  und  Tag  es  selbsten  richten. 

4. 
Anff  Linnm. 

Linus  siht  auß  Jungfern- Augen ;  wie  es  sonst  um  sie  bewand, 
Wird  er  ein  Natur-Gelehrter  oder  Stern-Freund  drum  genant 


Zu-Gabe.  611 

5. 

Wilürau. 

Kümmt  Witfrau  her  vom  wütten, 
Wann  niemand  sie  wil  bitten? 
Manchmals  trifft»  überein^ 
Sols  ja  nicht  immer  seyn. 

6. 
Botmässige  Weiber. 

Für  Gott  ist  nie  kein  Mann  gerecht; 
Für  Weibern  iederman  ein  Knecht. 

7. 
KSstlieh  Wasser. 

Wasser,  die  die  Alchimisten  brennen,  sind  gar  hoch  geacht, 
Höher  Threnen,  die  die  Bräute  giessen  in  der  ersten  Nacht. 

8. 
Aüff  Granmandum. 

Granmund  sagt  von  h  oben  Dingen,  von  vi  el  thun  und  von  viel  wagen ; 
Wachs  zum  siegeln  werden  Bienen,  die  sonst  Zippelpeltze  tragen. 
Willig  würcken,  zu  bestärcken,  was  uns  Granmund  pflegt  zu  sagen. 

9. 
Das  beste  Band  zwischen  Obren  and  Untren. 

Wann  Willigkeit  im  leisten  und  Billigkeit  im  heissen 
Nur  recht  zusammen  halten,  wer  wil  diß  Band  zerreissen? 

10. 
Verheisehnngen  und  Leistungen. 

Wann  leisten  und  versprechen  nur  ehlich  weiten  werden. 
Es  würden  ihre  Kinder  vertreiben  viel  Beschwerden. 

11. 

Mensehen-Sinnen. 

Köpffe  haben  Dünckel; 
Hertzen  haben  Winckel. 
Prüfe,  was  du  sihest; 
Mercke,  was  du  fliehest. 

39* 


612  Zu-Gabe. 

12. 

Wirthschaffts-Kosten. 

Wi^  kostbar  waren  Krieger,  die  Länder  außzuzehren! 

Wie  kostbar  ist  Gesinde,  die  Länder  zu  ernähren! 

Was  ist  die  gantze  Wirthschafft?    Ein  kostbares  Beschweren. 

13. 
Auf  Fnrvam. 

Furviis  denckt  sich  groß  zu  baueu;  legt  den  Grund  von  solchen 

Stücken, 
Die  er  andren  durch  verleumden  weggezogen  hinterm  Rücken. 

14. 
Die  Warheit. 

Warh|3it  last  sich  gar  nicht  mahlen;  wer  die  Warheit  etwa  mahlt 
Un^  verkaufft  sie,  nimmt  die  Lügen^nimmt  die  Warheit  nicht  bezahlt. 

15. 
Listiger  Tod. 

Der  Tod  kümmt  von  Natur  und  durch  viel  tausend  Fälle; 
Noch  hat  die  Kunst  und  Witz  hier  auch  zu  Zeiten  Stelle. 

16. 
Eine  Rede. 

Gute  Reden  sind  wie  Jungfern,  die  man  nach  der  Grösse  nicht. 
Die  nach  Schönheit,  nach  Geschicke,  nach  Verstand  man  gerne  rieht. 

17. 

Sterben. 

Ob  sterben  grausam  ist,  so  bild  ich  mir  doch  ein. 
Daß  lieblichers  nicht  ist,  als  nun  gestorben  seyn. 

18. 
Ein  Hofemann. 

Selten  thut  ein  Hofemann,  was  er  thut,  nach  eigner  Art; 
Hat  sich  meistens  nach  dem  Wind  und  dem  Wetter  fortgekahrt. 


Zu-Gabe.  613 

19. 

Nachgeben. 

Wer  das  halbe  Becht  räumt  ein;  räumt  das  gantze  lieber  ein; 
Wer  deß  halben  schon  ist  Herr^  wil  es  auch  deß  gantzen  seyn. 

20. 
Preiissen. 

Preussen  kan  mit  Jammer  ^  träncken  und  mit  Elend  '  einen  speisen. 
O,  wir  dürfien  nicht  in  Preussen!  künnens  einem  hier  erweisen. 

21. 
Anff  Pnam. 

Pua  pflegt  von  fromen  Sinnen^  Zucht  und  Keuschheit  viel  zu  sagen ; 
Niemand  hat  um  guten  Willen  sie  nur  iemals  wollen  fragen. 

22. 
Anß  Gutem  BSses. 

Viel  böses  klimmt  gegangen  vielmal  auß  guten  Spuren: 
Auß  Engeln  worden  TeuflFel ;  auß  Jungfern  werden  Huren. 

23. 
Neu  Edellente. 

EdelleutC;  die  noch  neU;  pflegen  gerne  reich  zu  sejn; 

Eurtz  zuvor  trug  Wort  und  Schrifit;  Rath  und  That  noch  Thaler  ein. 

24 
Anff  Franciscum. 

Es  schickt  sich  nicht  zusammen  dein  Mimd  und ;  FrantZ;  dein  Hertz ; 
Das  ein  ist  wol  verwechselt,  gehöret  anderwerts. 

25. 
Anff  Dorconem. 

Dorco  sagt  zu  seiner  Frau:  O,  ich  wil  es  noch  erleben. 
Was  dir  wird  dein  andrer  Mann  für  erlesne  Stöse  geben ! 

26. 

Vergessen. 

Schweigen  ist  nicht  iedem  leichte;  doch  ist  leichter  noch  ver- 
schweigen, 
Als  vergessen  solche  Dinge,  die  uns  zu  Gemtithe  steigen. 

20,  1  Jammer,  eine  art  deß  biers.        2  Elend,  ein  tbier. 


614  Zu-Gabe. 

27. 

Auf  Billam. 

Billa  ist  gewiß  gar  heußlich :  daß  sie  etwa  modern  nicht; 
Leget  sie  der  Liebe  Pulster  immerdar  an  Lufft  und  Licht. 

28. 
Hofe-Stab. 

Wer  bey  Hof  auff  allen  Wegen  fort  zu  kummen  sich  nimt  an, 
Nehme  nur  den  Stab  vom  HoltzC;  das  der  Esel  nennen  kan. 

29. 

Die  Liebe. 

Ob  Liebe  gleich  ist  blind,  wil  Jung  doch  Alt  nicht  lieben; 
Warum  ists  dann  zu  thun?    O,  um  deß  Liebens  üben. 

30. 
Cretensische  Weiber. 

Wann  ein  Weib  in  Greta  wo  einen  kratzet  oder  beist, 

Muß  er  sterben;  o,  wie  gut,  daß  sich  hier  nicht  gleiches  weist I 

3L 
Auff  Levnlnm. 

Levulus  hat  keinen  Kopff ;  sein  Gesicht  steht  auff  der  Brust : 
Was  er  denckt,  und  was  er  thut,  ist  nur  alles  Bauches  Lust. 

32. 

Auff  Gilvnlam. 

Man  vergleicht  dich  einer  Lilgen,  Gilvula;  ich  laß  es  seyn; 
O,  das  gelbe,  nicht  das  weisse  bilde  dir  hierunter  ein. 

33. 
Die  Jungfern  in  Pegu. 

Keine  Jungfer  ist  in  Pegu,  wann  sie  gleich  wer  noch  so  klein; 
Dennoch  pflegt  sie  auch  nicht  Hure,  pfleget  auch  nicht  Frau  zu  seyn. 

da,  1  Gothard  part.  7,  o.  39.  Eist.  Ind. 


Zu-Gabe.  615 

34. 
Berg  und  Thal. 

Berg  und  Thal  kümt  nicht  zusammen;  dieses  Sprichwort  trifft 

nicht  zu; 
Wo  sie  nun  zusammen  kummen^  das  weiß  ich^  da  rathe  du. 

35. 
An  den  Leser. 

O  Leser,  dir  steht  frey  zu  urtheln  über  mich. 
Und  andren  stehet  frey  zu  urtheln  über  dich. 
Wie  du  dein  Urthel  nun  von  andren  dir  begehrest, 
So  sihe,  daß  du  mir  mein  Urthel  auch  gewehrest. 

36. 
Anff  Arcadem. 

Areas  rufffc  viel  Hochzeit-Gäste;  wo  denn  hat  er  Geld  genummen? 
O,  es  sollen  nicht  die  Gäste,  die  Geschencke  sollen  kummen. 

37. 
Anff  Clitom. 

Clitus  nimt  ein  altes  Weib;  o,  er  wil  das  Bergwerck  bauen, 
Wil  nach  Gold-  und  Silberertzt  in  deß  Weibes  Beutel  hauen. 

38. 
Anff  Coginummum. 

Coginummus  ist  ein  Jude,  Schweinenfleisch  der  gleich wol  aß. 
Aber  nicht  in  seinem  Hause:  wann  er  wo  zu  Gaste  saß. 

39. 
Anff  Pornm. 

Perus  suff  für  gute  Freunde  mancherley  Gesundheit  ein. 
Bald  an  Biere,  bald  an  Weine,  bald  an  starckem  Brantewein; 
Als  er  seine  nun  verloren,  fiel  er  in  die  tieffsten  Sorgen, 
Keiner  wolt  ihm  keine  schencken,  noch  verkauffen,  noch  auch 

borgen. 


616  Zu-Qabe. 

40. 

Anff  Poscümmmnm. 

Was  man  guten  Freunden  scbencket^  ist  verwahret;  nicht  yer- 

schencket; 
Also  saget  PoscinummuS;  wann  er  was  zu  haben  dencket; 
Aber  wann  er  was  soll  geben ^  o,  so  rühmt  er  hoch  das  sparen^ 
Daß  man  etwa  nicht  auffs  Alter  Noth  und  Armuth  dörff  erfahren. 

41. 

Auf  Cloeliam. 

Warheit  kan  nicht  ieder  hören;  Cloelia  kan  keine  sehen; 

Um  den  Spiegel;  der  ihr  weiset^  daß  sie  seh  wartz  sey^  ists  geschehen. 

42. 

Auf  eiicnm. 

Glicus  wolte  gerne  wissen ;  ob  sein  Weib  ihm  halte  Treu; 
Solches  aber  zu  erfahren^  trägt  er  gleichwol  immer  Scheu. 

43. 
Grabschrifft  eines  Reichen. 

Hier  liegt  ein  Reicher;  meinest  du; 
Daß  er  nunmehr  lieg  in  der  Buh? 
Mich  dünckt;  er  sorgt,  wie  er  noch  Geld 
Zusammen  kratz  in  jener  Welt. 

44. 

Anff  Priseam. 

Prisca  pflegt  nach  alter  Art  stillen  Mundes  stets  zu  seyn; 
Saget  nur:  ich  weiß  es  nicht;  saget  ja  und  saget  nein. 
Weistu,  was  darhinder  stecket?  weil  sie  zu  verhandeln  stehet, 
Das  dem  Kleeblat  ihrer  ZähnC;  furcht  siC;  nicht  ein  Blat  entgehet. 

45. 

Der  Todt. 

Wann  wir  auß  dieser  Welt  durch  sterben  uns  begeben, 
^  laßaen  wir  den  Ort;  wir  lassen  nicht  das  Leben. 


Zu-Gtebe.  617 

46. 

Vergnfigligkeit. 

Seines  Lebens  und  der  Welt  kan  am  besten  der  genissen^ 
Der  das  Grosse  dieser  Welt  ihm  begehret  nicht  zu  wissen. 

47. 
Religion. 

Was  geht  es  Menschen  an,  was  mein  Gewissen  gleubet? 
Wann  sonst  nur  christlich  Ding  mein  Lauff  mit  ihnen  treibet. 
Gott  glaub  ich^  was  ich  glaub;  ich  glaub  es  Menschen  nicht; 
Was  richtet  dann  der  Mensch,  was  Gott  alleine  rieht? 

48. 

Anff  Bnllnm. 

Wer  mit  Bullo  recht  wil  reden,  sage  stets  nur:  0,0,0! 
Sonsten  wird  er  nichts  verstehen;  dann  mit  Ochsen  redt  man  so. 

49. 

Die  Welt. 

Was  ist  die  Welt?    Diß  ist  sie  gar, 
Was  sie  wird  seyn  und  Anfangs  war. 

50. 
Der  Himmel. 

Wo  wir  auch  sind  in  der  Welt,  pflegt  der  Himmel  uns  zudecken; 
Der  für  seinen  Augen  kan,  ist  ein  Künstler,  sich  verstecken. 

51. 
BUsse. 

Wann  wie  in  Indien  die  Leute  bloß  sich  trügen. 

So  künte  Schmünck  und  Schmuck  nicht  so  betrieglich  lügen. 

52. 
Anff  Stilponem. 

In  deines  Weibes  Almanach  steht,  Stilpo,  allewege 

Trüb,  Ungestüm,  Platzregen,  Sturm,  Wind,  Hagel,  Donnerschläge. 


618  Zu-Gabe. 

53. 
Die  bekelirte  Welt. 

Was  Bchreyen  dann  die  Pfaffen  viel^ 
Daß  Welt  sich  nicht  bekehren  wil? 
Der  Falschheit  ist  gelegt  der  Laoff; 
Seither  politisch-seyn  kam  auff. 

54. 
Anff  Ardellam. 

Alles  ^  was  Ardella  thut,  thut  sie  nur  deß  Buhmes  wegen,; 
Doch  ie  mehr  sie  rühmens  macht;  pflegt  sich  Buhm  ie  mehr  zu  legen. 

56. 
Menschliche  Geschaffte. 

Beklagen ;  was  genummen, 
Befürchten ;  was  soll  kummeu; 
Diß  last  der  Menschen  Thun 
Nie  oder  wenig  ruhn. 

56. 

Anff  Vitom. 

Veit  hatte  zwar  fUnff  Sinnen;  doch  sind  ihm  drey  entlauffen; 
Zwej  suchen  drey;  ich  zweiffei;  er  bringt  sie  nicht  zu  hauffen. 

57. 
Die  Mode. 

Wer  und  was  nicht  nach  derMode^der  und  dieses  muß  sich  schämen ; 
Wo  denn  werden  wir  zu  letzte  einen  Mode-Himmel  nehmen? 

58. 

Über  eines  Freundes  und  seiner  Liebsten  Namens  erste 

Buchstaben:  C.  V.  R.  H.  G.  V.  P. 

Christus,  Vnser  Beichthum, 
Höchster  Glantz  Vnd  Pracht, 
Gibt  den  besten  Nachruhm^ 
Der  uns  ewig  macht. 


Zu-Oabe.  619 

59. 
Anders. 

Chron  Vnd  Reich  hat  in  dem  Himmel^  wer  der  Welt  nicht  liegt 

za  Füssen ; 
Herrlich  Gottes  Vorsicht  Preisen,  kan  viel  Trotz  der  Welt  besüssen. 

60. 
Vom  Jahr  1653. 

Pfingsten  ist  schon  längst  fUrüber;  dennoch  gibts  noch  starcken 

Frost. 
Weistu  nicht,  die  Kirchen  Sonne  hat  von  hinnen  fort  gemust? 

61. 

Cometen. 

Wann  man  vor  Cometen  sähe,  meinte  man,  es  deute  Plage; 
letzo  deutet  es  Gelücke;  denn  so  geht  nunmehr  die  Sage: 
Weil  die  Welt  ietzt  Faßnacht  lauffet  und  für  Tugend  Laster  küsset, 
Hält  sie  Unglück  auch  Air  Glücke,  biß  die  Thorheit  hat  gebüsset. 

62. 

Das  Alter. 

Zu  Sparta  war  es  gut,  ein  alter  Mann  zu  sejn; 
O,  Sparta  ist  fUr  längst  der  Welt  gegangen  ein. 

63. 

Hofe-Lente. 

Leute,  die  bey  Hofe  dienen,  düncken  sich  als  andre  mehr. 
Mich  bedünckt,  daß  der,  der  dienet,  dem  der  frey  ist,  weicht  gar  sehr. 

64. 

Verachtung  der  Welt. 

Hinüber  das  Gewölcke  steiget  der  Beiger,  daß  er  nicht  beregne; 
Wer  Dunst  der  Eitelkeit  nicht  achtet,  macht,  das  kein  Unfall  ihm 

begegne. 
65. 

Die  Warheit. 

Wann  die  Frosch  im  finstren  quasien,  zünde  nur  ein  Windliecht  an; 
Ey,  wie  werden  sie  bald  schweigen !  Warheit  stillt  den  Lügenman. 


620  Zn-Oabe. 

66. 

Die  gezuckerte  Welt. 

Der  Zucker  ist  ietzt  so  gemein;  Fisch,  Vogel,  Thier  und  Frucht 
Taug  nicht,  wie  die  Natur  es  gab;  im  Zucker  wirds  gesucht; 
ledoch  der  Zucker  machet  Schleim,  undErafftmeel  fölscht  ihn  oft. 
Wer,  was  die  Welt  so  süsse  singt,  drauff  traut  und  sicher  hofft, 
5  Der  hat  nur  Schaum,  der  nimt  nur  Schleim;  es  ist  nur  Leckerejr; 
Der  Schmack  ist  gut ;  doch  weist  sichs  klar,  die  Krafft  ist  nicht  dabey. 

67. 

Zucker. 

Man  hat  ietzt  auffgeblasnen  Zucker ;  der  ist  zwar  süß,  ist  aber  leichte, 
Wie  wann  deß  Hofes  süsse  Zunge  gar  selten  etwas  ernst  erreicht^? 

68. 
Falschheit. 

Englisch  reden,  teuflisch  dencken 
Hat  ietzt  Ruhm  von  klugen  Räncken. 

69. 
Leibeigenschafft. 

Leibeigenschaffi;  ist  bei  den  Christen  mit  gutem  Fug  wohl  abge- 
schafft; 

Doch  Christo,  der  mit  Blut  uns  kauffte,  sind  wir  mit  Leib  und 

Seel  verhafft. 
70. 

HochjEeit-Wontsch. 

Werthes  Paar,  die  Gott  und  Tugend  selbst  zusammen  hat  gepaart, 
Nemet  hin  durch  lauter  Segen  zu  der  Ewigkeit  die  Fahrt; 
Lasset  aber  eure  Tugend  einem  und  dem  andren  hier, 
Das  euch  gleiche  sey  gestaltet  und  gesinnet  so  wie  ihr ! 

71. 
Lob. 

Es  war  mir  gar  nicht  lieb,  wann  iederman  mich  liebte; 
Daß  Gut-  und  Böses  ich,  trüg  ich  die  Schuld,  verübte. 


Zu-Gabe.  621 

72. 

Weibep-Threnen. 

Wann  böse  Weiber  ihre  Tücke  wolhi  bescheinen; 
So  wissen  sie  kein  beßres  Mittel  als  das  weinen. 

73. 

Geschwister. 

Wie  kümmts,  daß  doch  Geschwister  so  selten  einig  lebet? 
Weil  iedes  gern  alleine  für  sich  die  Erbschafft  hebet. 

74. 
Anff  Phanicum. 

Phanicus  führt  so  viel  Tittel;  dennoch  mangelts  offt  an  Brot; 
Dacht  ich  doch;  wer  diese  hätte,  hätte  sonsten  keine  Noth. 

75. 

De  Moro. 

Morus  war  in  hohen  Ehren,  wagte,  was  er  hat,  auff  Ehr; 
^Is  er  alles  nun  verprachtet,  als  er  nichts  sonst  hatte  mehr, 
Wolt  er  Ehre  selbst  verpfänden,  hatte  nirgend  kein  Gehör. 

76. 

Vom  Harsya. 

Als  zu  singen  wie  Apollo  Marsjas  ihm  hat  getraut, 
Hat  er  nichts  hierdurch  gewonnen,  hat  verloren  seine  Haut; 
Doch  beweinten  ihn  die  Nymphen.  O,  wer  wird  wol  mein  Papier, 
Wann  es  Hochmut  wird  beschimpffen,  gleichwol  etwas  achten  hier? 

77. 
Kflssen. 

Bienen  küssen  schöne  Blumen,  und  die  Blumen  bleiben  schön. 
Schöne  Jungfern,  last  euch  küssen,  nichtes  wird  euch  abe  gehn! 

78. 
Biedermaim. 

Ein  Biedermann,  ein  BeidermannI  diß  war  ein  alter  Tittel. 

O,  derer  die  bald  schwartz,  bald  weiß;  hats  noch  in  unsrem  Mittel. 


622  Zu-Gabe. 

79. 
Von  einem  fftrstUchen  Bilde. 

Fürstin,  ihr  habt  zwar  gefanden  einen  Mahler,  der  Euch  trifft; 
Eure  Tugend  zu  beschreiben,  wird  genug  seyn  keine  Schriffl;. 

80. 
Poeten. 

Es  heUFen  grosse  Herren  Poeten  zwar  zum  Leben; 
Die  aber  ktinnen  jenen,  daß  sie  nicht  sterben,  geben. 

81. 

An  einen  Frennd. 

Ach,  daß  du  leben  mögst  nur  noch  ein  eintzig  Jahr, 
Doch  daß  nicht  kürtzer  sej,  als  deß  Flatonis  war! 

82. 
Die  Welt. 

Die  Welt  hat  grossen  Mangel,  die  Welt  hat  grosse  Menge 
An  frölichem  Vergnügen,  an  kläglichem  Bedränge. 

83. 

Lügen. 

Der  ihm  deß  lügens  nur  zu  Nutz,  zu  Schaden  keinem,  hat  gepflogen 
Was  meinst-  und  hälstu  wol  von  dem  ?  Ich  meine  doch,  er  hat  gelogen. 

84. 
Sinnen. 

Mancher  dünckt  durch  seinen  Witz  sich  zu  seyn  ein  Fuchs ; 
Mancher  sitzet  wie  ein  Schaf,  sihet  wie  ein  Luchs. 

85. 

Sclunfincke. 

Wann  sich  Weiber  schmüncken. 
So  ists  wie  ein  Wincken, 
Das  man  auffgenommen. 
Wolle  man  ja  kummen. 


Zu-Gabe,  623 

86. 

Anir  üdnm. 

Udus  seufft;  den  gantzen  Tag;  wann  er  drüber  wird  besprochen^ 
Spricht  er:  einen  halben  Tag  hab  ich  mich  am  Durst  gerochen; 
Drauff  den  andren  halben  Tag  pfleg  ich  zuvor  an  zu  saufien^ 
Wann  mich  ja  deß.Durstes  Trotz  wolte  wieder  überlauffen. 

87. 
Die  Liebe. 

Daß  die  Lieb  ein  Feuer  sej,  bleibt  daher  bekant^ 
Daß  so  viel  auß  ihrer  Glut  nehmen  einen  Brand. 

88. 
An  Plntom. 

Eine  GrabschrifFt  ist  von  nöthen,  nöthig^  das  man  Glocken  leute; 
Geld  ist  dir  zwar  zu  gestorben,  dran  hat  niemand  keine  Beute; 
Dann  du  wirst  doch  keinem  helffen,  hast  es  in  den  Sack  vergraben, 
Wird,  wann  du  wirst  seyn  gestorben,  erst  die  Auferstehung  haben. 

89. 
Die  Liebe. 

Liebemacht  den  Ehstand  offt ;  doch  macht  Ehstand  nicht  stets  Liebe; 
Diese  wil  befireyet  seyn,  daß  sie  stets  was  neues  übe. 

90. 

Die  Magd,  die  stieg  auffs  Heu;  der  Knecht,  der  stieg  ihr  nach; 
Sie  ward  gar  sehr  erhitzt ,  zur  Rache  ward  ihr  gach, 
Grieff  eine  Hand-voll  Heu  und  warfF  es  durch  die  Lufft, 
Sprach:  Vogel,  da!  nun  nun  nim,  was  du  hast  gesucht. 

91. 

Wtrte. 

Man  gibt  den  Weibern  Schuld,  daß  ihre  Worte  leichter 
Als  leichte  Bletter  sind,  daß  ihre  Sinnen  seichter 
Als  Regenbäche  sind.    O,  Männer  künnens  auch! 
Viel  Worte,  wenig  Hertz  ist  ein  gerühmter  Brauch. 


624  Zu-Gabe. 

92. 
Huren  nnd  Soldaten. 

Soldaten  und  die  Huren ;  die  dienten  beyd  ins  Feld; 
Denn  jene  leerten  immer;  die  mehrten  unsre  Welt. 

93. 
Anff  Paetnm. 

PaBtus  ist  gar  milder  Hand;  hat  er^  gibt  er  auch 
Einen  Theil  für  manche  Hur^  andren  für  den  Bauch. 

94. 
Enderang  der  Zeit. 

Vormals  ward  auß  pflügen  kriegen; 
Nunmehr  wird  auß  kriegen  pflügen. 
Vormals  worden  Egen- Degen; 
Nunmehr  werden  Degen-Egen. 
Vormak  ward  auß  pflantzen  schantzen; 
Nunmehr  wird  auß  schantzen  pflantzen. 
Vormals  ward  auß  nehren  zehren; 
Nunmehr  wird  auß  zehren  nehren. 

95. 
Verzeihung. 

Wie  du  gibst;  gibt  man  dir.    Gib  mir  geneigten  Blick, 
Vielleicht  versiht  man  dir  auch  ein  versehnes  Stück. 

96. 
An  mein  Buch. 

Geh  hiu;  mein  Buch;  in  alle  Welt;  steh  auß;  was  dir  kummt  zu! 
Man  beisse  dich;  man  reisse  dich;  nur  daß  man  mir  nichts  thu. 

97. 

Vom  Hofe-Leben. 

Wer  ihm  selbst  kan  frey  befehlen, 
Wer  ihm  selbst  gehorchen  kan. 
Mag  sich  unter  diese  zehleu; 
Die  der  Himmel  lachet  an. 


liOgaa. 


Zu-Gabe.  625 

Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn,  5 

Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Der^  der  andren  denckt  zu  leben^ 
Dem  bleibt  von  ihm  selbst  nicht  viel, 
Muß  ihm  Selbsten  Urlaub  geben, 

Darff  nicht  wollen,  was  er  wil:  10 

Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn, 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Grossen  Herren  sich  verbinden, 
Heist  für  seine  Müh  und  Treu 

Ungunst  erndten,  Unruh  finden  16 

Und  verdienen  nichts  als  Reu: 
Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn. 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Hohen  Ohren  recht  zu  singen. 
Muß  der  Thon  gar  linde  gehn;  20 

Kein  Gesang  wil  lieblich  klingen, 
Wo  der  Warheit  Noten  stehn: 
Wer  sein  selbst  kan  tTüglich  seyn. 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Hohen  Augen  wil  behagen  26 

Nichts,  was  nicht  von  Farben  ist; 
Der  wird  weg  viel  Flecken  tragen. 
Der  das  reine  Weiß  erkiest: 
Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn. 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein.  so 

Reiche  Worte,  breite  Tittel 
Sind  deß  Hofes  süsser  Brey 
Und  die  Wiege,  die  man  schüttel, 
Biß  das  Kind  entschlafen  sey: 

Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn,  35 

Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Wer  sich  nicht  wil  stillen  lassen. 

Der  ist  mehr  kein  liebes  Kind; 

Der  muß  mehr,  wer  Gunst  wil  fassen. 

Kindisch  seyn  als  Kinder  sind:  *o 

Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn. 

Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

40 


326  Za-Gabe. 

Ob  er  viel  hat  außgerichtet; 
Hat  er  doch  nur  diß  verricht: 

45  Daß^  ie  mehr  man  ihm  verpflichtet; 

Sich  ie  mehr  von  ihm  entbricht: 
Wer  sein  selbst  kan  füglich  sein, 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 
Wer  bey  Hof  am  minsten  wäget, 

60  Steigt  am  meisten  in  die  por; 

Dem  wird  Gnade  beygeleget, 
Der  sonst  leichte  wie  ein  Eohr: 
Wer  sein  selbst  kan  füglich  seyn, 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

55  Hier  steht  stets  der  Glückstopfl*  ofl*en, 

Drauß  man  meistens  leer  Papier, 
Wie  es  nur  wird  angetrofi'en, 
Langt  herauß  und  legt  herfür: 
Wer  sein  selbst  kan  Aiglich  seyn, 

60  Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Wer  durch  Ehr  um  Ehre  wirbet, 
Suchet,  was  er  hier  nicht  findt; 
Der  verleuret,  der  vertirbet, 
Der  sich  an  die  Tugend  bindt: 

65  Wer  sein  selbst  kan  fdglich  seyn. 

Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

Endlich,  wann  man  viel  gewunnen. 
Wird  mau  grau,  und  wird  man  kranck, 
Und  die  Zeit  ist  hingerunnen 

70  Ohne  Namen,  ohne  Danck: 

Wer  sein  selbst  kan  fliglich  seyn. 
Geh  kein  andre  Pflichten  ein. 

98. 

Kenne  dich  selbst. 

Frey  von  eigner  Lieb  und  Gunst, 
Sich  von  aussen  und  von  innen 
Kennen,  ist  das  beste  künnen 
Und  passirt  für  alle  Kunst. 


Zu-Gabe.  627 

Andrer  Leute  Mängel  richten,  6 

Seine  schlichten^ 

TieiF  zu  andren  sehen  ein, 

Ihme  Selbsten  fremde  seyn, 

Taug  mit  nichten. 

Viel  zu  zärtlich  buhlt  ihm  der,  lo 

Der  sich  in  sich  selbst  verliebet, 
Daß  er  alles  günnt  und  gibet 
Ihm,  was  sonsten  andrer  war. 
Der  ihm  nichts  nicht  ab  kan  schlagen 
Zum  behagen,  is 

Der  sich,  wie  er  sich  gebildt. 
Wann  er  nicht  bey  andren  gilt, 
Wil  beklagen. 

Andrer  Mann  hat  auch  ein  Haupt, 
Sein  Gehirn  und  sein  Gemercke;  20 

Wie?  wann  ihm  auch  deine  Wercke 
Durch  zu  suchen  war  erlaubt? 
Wer  die  Zung  auiF  Hohn  außstrecket. 
Der  erwecket 

Einen,  der  den  Kopff  hebt  auff  25 

Und  ihm  auch  für  seinen  Lauff 
Lichter  stecket. 

Wem  der  Himmel  was  geschenckt, 
Dencke  nicht,  er  sejs  alleine; 

Andrem  ist  von  solchem  Scheine  30 

Auch  vielleicht  was  zugelenckt. 
Viel  ist  manchem  zugezehlet; 
Viel  noch  fehlet. 
Daß  er  noch  nicht  alles  hat: 

Gott  hat  keinen  ohne  Rath  ss 

So  gewehlet. 

99. 
Gut  Gewissen. 


Ohne  Leben  lebt  der  Welt, 
Wer  nicht  gut  Gewissen  hält; 


40 


628  Za-Gabe. 

Gut  Gewissen  in  der  Zeit 
Hebt  schon  an  die  Ewigkeit. 
5  Gut  Gewissen  traut  aufF  GOTT, 

Trit  für  Augen  aller  Noth, 
Ist  verschildwacht  allezeit 
Mit  der  freyen  Freudigkeit. 

Gut  Gewissen  wird  nicht  blaß 
10  Für  Verhöhnung,  Schmach  und  Haß, 

Steht  im  BündnUß  allezeit 
Mit  der  weissen  Redligkeit. 

Gut  Gewissen  achtet  nicht, 
Was  Verleumdung  ticht  und  rieht; 
15  Warheit  steht  ihm  an  der  Hand, 

Macht  sein  Unschuld  noch  bekant. 

Gut  Gewissen  wancket  nie. 
Beuget  auch  kein  knechtisch  Knie 
Für  der  runden  Menschen-Gunst, 
20  Die  man  kaufi%  durch  Schmeichel-Kunst. 

Gut  Gewissen  segelt  fort 
Immer  auflf  den  rechten  Port, 
Ob  ihm  gleich  partejisch  sind 
Welle,  Klippe,  Strudel,  Wind. 
25  Drum  wer  stets  vergnügt  wil  seyn, 

Lad  ihm  gut  Gewissen  ein: 
Welt  hat  keine  beßre  Lust 
Als  den  reinen  Wolbewust. 

100. 

Von  einer  Fürstin. 

Alles,  was  heilsam,  was  löblich  sich  nennet, 
Was  sich  selbst  herrlich  und  witzig  bekennet, 
Kumme  mit  Eile ,  den  Fehler  zu  btissen, 
Lege  der  Fürstin  sich  nieder  zun  Füssen. 
5  Alles,  was  gläntzet,  was  funckelt,  was  strahlet, 

Alles,  was  schmücket,  was  zieret,  was  mahlet, 
Kumme  mit  Eile,  Genade  zu  flehen. 
Lasse  demütig  und  dienstbar  sich  sehen. 


Zu-Qabe.  629 

« 

Schämet  euch^  daß  ihr  euch  dessen  gerühmet; 
Was  euch  nicht  eignet;  und  was  sich  nicht  ziemet!  lo 

Ej;  wie  so  habt  ihr  euch  schändlich  vergessen; 
Was  ihr  nicht  wäret;  euch  doch  zu  vermessen! 

Alles ;  was  heilsam;  was  löblich  zu  nenneu; 
Alles ;  was  herrlich;  was  witzig  zu  kennen; 
Hat  sich  an  unsere  Heldin  verbunden;  15 

Anderswo  wird  es  so  tauglich  nicht  funden. 

Alles ;  was  gläntzet;  was  funckelt;  was  strahlet; 
Alles ;  was  schmücket;  was  zieret;  was  mahlet; 
Hat  sich  an  unsere  Göttin  ergeben; 
Bej  ihr  zu  dienen;  ihr  eigen  zu  leben.  ao 

Kummet  und  schauet  deß  Landes  Gerühme; 
Kummet  rmd  rühmet  der  Schönheit  Geblüme; 
Kiunmet  und  sehet  den  Spiegel  der  Jugend; 
Kummet  und  schätzet  die  Schätze  der  Tugend! 

Alles ;  was  schallet;  was  singet  und  klinget;  25 

AUeS;  was  fleuget;  was  wandert  und  springet; 
Freue  sich  solcherley  himmlischer  GabeU; 
Die  wir  zu  Hulden  und  Gnaden  uns  haben. 

101. 

An  dem  Tanfftage  eines  jungen  Printzen. 

König  der  Tage,  du  herrliches  Licht! 

Drinnen  man  jauchzet;  sich  muntert  und  spricht: 

Briegische  Cedern  verneuen  das  steigen; 

Steigen  gen  Himmel  mit  jüngeren  Zweigen. 

Es  wachse  die  PflantzO;  das  fürstliche  Blut;  5 

Sie  ziere  mit  Glantze  den  fürstlichen  Hut! 

Stütze  deß  Hauses ;  Piastisches  Kind; 
Deme  gewierig  und  pflichtbar  wir  sind; 
Bessert  von  neuem  die  schutzbaren  Zinnen, 
Drunter  wir  Segen  und  Ruhe  gewinnen.  10 

Es  stehe  die  Mauer,  drauff  vieles  sich  stützt; 
Das  länger  so  tauer;  was  vielen  so  nützt! 

Zucker  der  Zeiten;  die  liebliche  Frucht; 
Die  wir  mit  sehnen  und  seuffzen  gesucht; 


630  Za-Gabe. 

15  SilBset  die  Galle  der  Schäden  und  Plagen, 

Die  wir  auß  Frevel  deß  Krieges  ertragen. 
Es  bleibe  die  Freude,  die  alles  erfrischt, 
Die  mancherley  Leide,  die  Threnen  abwischt! 
Segen  deß  Himmels,  das  frömste  Geschlecht, 

20  Dem  es  an  Güte  nie  mangelt  und  Recht, 

Günnet  uns,  ferner  so  heilsame  Gaben, 
Htilflfe,  Schutz,  Ehre,  Vergnügen  zu  haben. 
Es  gründe  sich  feste  für  Tücken  und  Neid 
Die  Hoffiiung,  das  beste  der  künffligen  Zeit! 

85  Gib  wachsen,  gib  bleiben,  gib  stehen,  gib  Grrund, 

Herr,  wie  wir  es  wüntschen  von  Hertzen  in  Mund! 
Mehr  Zweige,  mehr  Stützen,  mehr  Zucker,  mehr  Segen, 
Dran  Alten  und  Jungen  ein  grosses  gelegen! 
Es  lebe  der  Erbe,  den  Gott  uns  geschenckt! 

30  Der  Böse,  der  sterbe,  der  böses  gedencktl 

102. 
Beschreibung  der  FachssGhw&ntzerey. 

Auß  Joseph  Hallens   Charactere   Yitioram  et  Yirtutam,   zum  theil 

übersetzt. 

Ich  kenn  ein  höllisch  Volck,  die  Brüder  der  Erinnen, 
Ein  Art,  von  aussen  Gold  und  lauter  Koth  von  innen; 
Von  diesen  trägt  mein  Sinn  mich  was  zu  singen  her; 
Wird  iemand  abgemahlt,  geschiht  es  ohngefehr; 
5  Es  ist  niemand  genennt.   Ich  nenne  sie  Poeten 
Der  Freundschafft  und  der  Treu,  die  nimmer  nie  erröthen 
Vom  Blut  der  ßedligkeit,  die  in  der  schnöden  Kunst 
Der  Schmeich-  und  Heuchele^  gelehrt  sind,  die  die  Gunst, 
Die  keiner  keinem  trägt,  bey  andren  dennoch  suchen 

10  Durch  Dienst  und  Höfligkeit,  der  starck  wird  widersprochen 
Von  Erbarkeit  und  Zucht,  die  mit  der  Kauffmannschaffit 
Und  schmutzigem  Gewerb  in  Worten  sind  verhafft, 
Die  hinten  sauer  sehn  und  fernen  liebekosen. 
Die  Dömer  in  dem  Sinn,  im  Munde  fUhren  Rosen, 

15  Bey  denen  Zung  und  Hertz  zum  Ehbruch  einig  sind, 
Daß  iedes  Wort,  das  wird,  ist  wie  ein  Huren-Kind. 


Zu-Gabe.  631 

Und  hier  hat  nan  der  Fuchs ^  der  arge  Fuchs,  die  Ehre, 
Daß  er  mit  stummem  Mund  uns  derer  Würde  lehre, 
Von  denen  Musa  singt,  so  daß  sein  rother  Schwants 
Bleibt  ihrer  Thaten  Krön  und  eigner  Lorberkrantz.  20 

Ich  solte  zwar  die  Zeit  so  nichtig  zu  vertreiben. 
Die  Feder  solt  ich  auch  vergeblich  ab  zu  schreiben 
Noch  in  bedencken  stehn;  deß  Hofes  Erätze^Sucht 
Wird  billich  nicht  beschaut,  wird  billich  nur  verflucht; 
ledoch  was  gleich  nicht  gut,  ist  dennoch  gut  zu  nennen,  sis 

Ist  nützlich  za  verstehn,  ist  nöthig  recht  zu  kennen; 
Drum  fahr  ich  weiter  fort  zu  bilden  einen  Mann, 
Der  Reinkens  Hintertheil  im  Wafien  führen  kan. 

Sein  Augen  triiFen  stets;  er  wii  mit  nichten  sehen, 
Was  unrecht,  schlimm,  krumm,  falsch,  was  billich  zu  verschmähen  so 
Und  wider  Tugend  stöst;  die  Zunge,  die  spatzirt 
Den  Weg  durch  lauter  Lob,  lobt,  was  sich  nicht  gebührt 
Und  lästert,  was  doch  taug,  und  tauscht  für  fette  Lügen 
Die  dürre  Warheit  auß.   Es  muß  sich  zierlich  fügen 
Furcht,  Eifer,  Wunderung  bey  seinen  Beden  ein;  95 

Mit  Blumen  muß  sein  Wort  als  wie  bekräntzet  seyn 
Von  Ach!  O!  Ey!  und  Ja!  er  kan  die  Tittel  mästen. 
Trägt  stets  den  fetsten  aufF,  zeucht  stets  herfÜr  den  besten, 
ledoch  nur,  wann  man  da;  der  Rücken  siht  es  nicht; 
Der  Stirne  steckt  er  für  solch  helles  Ehren-Licht.  40 

Sein  Hertz  ist  leer  von  Mut,  von  Tapflrigkeit  die  Sinnen; 
Drum  thut  er  nichts  um  Ehr,  nur  alles  um  gewinnen; 
Die  Zung  ist  ein  Soldat:  sie  dient  und  bringt  hervor. 
Was  nur  um  Sclaverey  hört  gern  ein  fremdes  Ohr; 
Obs  wahr  sey,  was  er  sagt,  drauff  mag  ein  andrer  fragen;  4^ 

Er  fängt  es  drauff  nicht  an ;  er  wil  nur  dieses  sagen. 
Was  Anmut  gibt  und  Gunst;  er  hat  nur  diß  »tudirt. 
Wie  mit  Ergetzligkeit  man  treugt,  berückt,  verführt. 
Er  treibt  Philosophey,  die  auff  die  Kunst  zu  lügen 
Gibt  Regel  und  Gesetz,  die  schicken,  schmügeu,  biegen,  50 

Um  zu  gefallen,  lehrt,  die  allen  Fluch  und  Schwur 
Dem  Wasser  und  der  Lufft  heist  geben  in  die  Spur. 

Drauß  nimmt  er  alle  Witz;  die  braucht  er,  eitle  Smnen 
Zu  treiben  auff  mit  dem,  was  sie  nicht  fassen  künnen, 


632  Zu-Gabe. 

66  Als  wie  der  albre  Frosch  sich  streckt,  hebt,  bleht  und  schwellt 
Und  sich  und  sein  Coax  für  Ochs  und  brüllen  hält, 
Daß  sie,  die  höher  so  sich  halten  als  sie  gelten, 
Muß  billich  alle  Welt,  er  selbst  für  Jecken  schelten. 
Er  kitzelt  seinen  Freund,  biß  daß  er  ihn  ersteckt, 

60  Last  schlafen  ihn  zu  tod ,  in  dem  er  ihn  nicht  weckt 

Durch  Warheit  auß  dem  Wahn,  pflegt  Zeitung  um  zu  tragen, 
Macht  theuer,  die  er  trägt,  sagt  selbst,  last  von  sich  sagen, 
Er  sey  der  beste  Freund,  dem  Namen  nämlich  nach. 
Leibeigen  wird  er  dem,  bey  dem  er  gut  Gemach 

65  Für  seinen  Leib  veimerckt,  und  der  ihn  außstafilret 

Mit  dem,  was  Vorthel  bringt,  mit  dem,  was  Speck  gebieret. 

Sagt  aber  nichts  der  Zeug  in  seiner  lincken  Brust? 
Zu  diesem  spricht  er:  Schweig,  schweig!  wilstu  nicht,  du  must! 
Trit  sein  Gewissen  aufF,  wil  Klag  und  Urthel  führen, 

70  O,  das  gesteht  er  nicht,  es  wil  sich  nicht  gebühren. 
Daß  einer  Kläger,  Zeug  und  gar  auch  Richter  sey. 
letzt  stopfft  er  ihm  das  Maul  durch  süsse  Schmeicheley 
Und  heuchelt  ihm  so  selbst;  letzt  reist  mit  allen  Kräfften 
Der  Furcht  für  Gott  wol  gar  er  endlich  auß  den  Hefften. 

76  Sonst  ist  ihm  alles  Thun  ein  leichtes  Thun.   Ein  Stein 
Von  Farben,  wie  er  wil,  muß  ein  Geselle  seyn 
Dem  schlauen  Polypus;  so  fein  kan  er  sich  schmügen 
Nach  seinem  Fug  und  Nutz ;  so  fein  kaa  auch  sich  fügen 
Zu  Orth,  Zeit  und  Person  der  bundte  Heuchelmann, 

80  Der  sonst  für  sich  ist  nichts  als  wie  ihn  nur  zeucht  an 
Sein  grosser  Gunst-Patron ;  der  ist  nun  seine  Sonne, 
Nach  dem  sich  rieht  und  kehrt  der  Schaten  seiner  Wonne, 
Und  er  ist  dessen  AfF  und  schwätzig  Papagey, 
Der,  was  er  thut  und  sagt,  thut,  sagt  und  glaubt,  es  sey 

85  Das  ärgste,  köstlich  Ding,  so  daß  er  seinen  Geifer 
Für  himmlisch  Nectar  leckt.   Zu  allem  muß  seyn  Eifer 
Zur  Folge  blicken  rauß.    Spricht  wo  sein  grosser  Mann : 
Mir  ist  gewaltig  warm!  so  trucknet  er  die  Stirne, 
Eröflfnet  sein  Gewand,  entdecket  sein  Gehirne^ 

90  Ob  schon  fUr  grimmen  Frost  deß  Daches  Nagel  springt. 
Spricht  jener:  mir  ist  kalt!  ob  gleich  die  Tropffen  zwingt 
Die  Hitz  auß  seiner  Haut,  so  wird  er  dennoch  zittetn 


Zn-Gabe.  633 

Und  Heß  ihm  auch  Im  Angst  sein  Kleid  mit  Füchsen  füttern. 

Geschieht  es,  daß  zur  Zeit  sein  halb-Gott  außspatzirt, 
So  ist  er  wie  sein  Ziel,  drauff  er  zusammen  führt  95 

Sein  Augen,  Zung  und  Sinn;  es  ist  ein  himmlisch  Glücke 
So  sonsten,  wen  er  labt  mit  einem  Wort  und  Blicke 
Und  nickt  ihm  mit  dem  Kopff.   Er  kennt  sich  selbsten  nicht, 
Wie  lang  da  sey  sein  Maß,  wie  schwer  sey  sein  Gewicht, 
AufF  daß  er,  wann  er  sich  für  gar  zu  glücklich  schätzte,  100 

Nicht  etwa  ohngefehr  und  wüst  wo  abesetzte 
Von  angenommner  Art.   Wann  er  sein  eignes  Lob 
Wie  wider. Willen  zehlt,  so  macht  ers  nicht  zu  grob; 
Er  braucht  Bescheidenheit ,  gibt  aber  zu  vermercken. 
Es  stecke  mehr  im  Sack,  und  er  sey  nach  den  Wercken,  105 

Nicht  nach  den  Worten  werth.   An  seines  Günners  Mund, 
Wann  dieser  etwas  spricht,  ist  er  durch  festen  Bund 
Verklammert  und  verschraubt;  als  wann  mit  Honig-Flüssen 
Und  andrem  süssen  naß  die  Lippen  sich  ergüssen. 
So  leckt,  so  schmutzelt  er,  thut,  wie  vor  Zeiten  that,  110 

Der  auß  dem  Dreyfuß  her  zu  Delphis  lauscht  aufF  Rath. 
Sagt  jener  aber  was,  das  billich  ist  zu  loben: 
Hilff  Gott,  wie  hebt  er  an  zu  gauckeln  und  zu  toben! 
Zu  wenig  sind  die  Hand,  es  ist  kein  Glied  befreyt. 
Das  ihn  mit  wundrem  Brauch  nicht  ehrt  und  benedeyt.  u& 

.    Manchmal  da  preist  er  auch  den,  der  gleich  nicht  zur  Stelle,   . 
Schaut  aber,  daß  alsdann  er  dieses  Urthel  fälle. 
Wann  wer  verbanden  ist,  der  solches  bald  trägt  hin; 
Zu  Zeiten  pflegt  er  dann  mit  sich  seitab  zu  ziehn. 
Dem  seines  Meisters  Ruhm  in  sichres  Ohr  er  lege  lao 

Doch  also,  daß  der  Schall  noch  finde  seine  Wege 
Auch  in  deß  Freundes  Ohr,  der  dort  von  ferne  steht 
Und  merckt,  daß  so  sein  Nam  ie  mehr  ie  ferner  geht. 

Wolan,  hierum  wolan!  man  lasse  mir  passiren 
Den,  der  durch  so  viel  klug  sich  sicher  ein  kan  führen  •  1«* 

Bey  dieser  Zeiten  Sturm  ins  guten  Glückes  Porti 
(Hier  geht  es  ziemlich  an;  doch  weiß  ich  nicht,  wie  dort.) 

Allein  es  ist  noch  mehr,  daß  diesen  Proteus  zieret 
Und  aiiff  die  hohe  Banck  der  Weisen  einquartiret: 
Es  ist  ein  heilsam  Artzt,  der  solche  Salb  ertheilt,  130 


634  Za-Gabe. 

Die  alle  Wunden  schmiert  (nie  aber  keine  heilt); 
Er  putzt  ein  iedes  mahl;  er  schmüncket  alle  Flecken, 
Weiß  iedem  seinen  Fehl  und  Ungestalt  zudecken ; 
Er  ißt  ein  Huren- Wirth  und  kuppelt  iedem  bey 

135  Von  Schanden/  was  er  wil,  von  Sünden  mancherley. 
Ein  Mahler  ist  er  auch,  der  alle  Laster  schönet 
Zu  einer  Helena,  der  alles  Arg  versöhnet 
Und  gerne  selbsten  stifffc,  und  nimmt  sich  ernstlich  an^ 
Der  Bosheit  auff  den  Dienst  zu  warten,  wie  er  kan. 

140     Bekennt  er,  böses  ]thun  sey  nicht  für  Nutz  zu  rechen. 
Gesteht  er,  grober  Fall  sey  nur  ein  klein  Verbrechen, 
So  hat  sein  Ansehn  er  nicht  schlechtlichen  gekränckt 
Und  mehr  von  seinem  Becht,  als  ihm  gebührt,  enthenckt. 
Ein  wohlgeschickter  Kopff  und  dessen  sondre  Gaben, 

145  Die  haben  es  verdient,  daß  sie  die  Freyheit  haben 
Zu  thun,  was  sie  gelüst:  die  Jugend  ist  ja  werth. 
Daß  man  an  ihr  den  Zaum  nicht  allzu  kurtz  begehrt; 
Soll  böses  böse  seyn,  hats  dennoch  diese  Güte, 
Daß  es  dem  Leibe  leicht  und  unschwer  dem  Gemüte, 

150  Daß  es  gefällig  sey,  und  daß  es  lieblich  sey 

Und  von  gemeiner  Zunfft  macht  höhre  Geister  frey. 
So  meint  er  und  gibt  für,  daß  Bedligkeit  der  Sinnen 
Nur  tölpisch  Einfalt  sey  und  bäurisches  Beginnen; 
Die  Büß  ist  Aberwitz;  die  Zucht  ist  thörlich  Ding; 

155  Die  Tugend  ist  ein  Wahn  bey  dem,  der  niedrig  gieng 

Und  nicht  entpor  sich  sehnt.  Becht!  Becht!  wer  wil  nun  schlissen, 

Was  unsrer  feiner  Mann  für  Tittel  soll  gemessen? 

Er  ist  ein  Kleider- Wurm  bey  dem,  der  gerne  zehrt, 

Ein  Hahn  im  Faß  bey  dem,  dem  Haab  und  Gut  beschert; 

160  Die  Küchel  ist  sein  Haus;  er  ist  daheim  im  Keller; 

Er  ist  deß  Hofes  GiflFt,  ein  Sclav  und  Freund  beym  Teller. 
Kurtz :  Sein  Verdienst  verdient,  daß  man  ihn  zieh  hervor 
Und  weiter  fbdre  fort  dem  Teuffei  zum  Factor. 


l«><Nirtk  ^l;^ 


FOLGENDE  SINNMJKTICHTE  SIND  l NTER  WVAh 
RESDEM  DRÜCK  EINGELAUFEN. 

1. 

Htfedieist 

Nicht  dencke,  idaß  da  was  verdienen  soUest  kttnneii! 

Bej  Hofe  lohnt  man  nicht;  was  kümt,  das  kümmt  durch  günnen. 

2. 

Geber^  Haare. 

IVanckreich  traget  zwar  die  Schuld^daß  es  manchem  nimt  seinllaari 
Weiset  aber^  wie  man  braucht  das,  was  eines  andren  war. 

3. 

Verleuidiiiigen. 

Wer  viel  Verleumder  hat,  bey  diesem  ist  gewiß, 
Daß  er  die  Tugend  hält,  und  Tugend  ihn  nicht  ließ. 

4. 
Ffirstliche  Ruinen. 

Fürsten  Hertz  ist  so  ein  Ort,  der  sich  nimmer  so  soll  ftigen. 
Sondern  viel  zu  köstlich  ist,  drein  zu  lassen  falsche  Lügen. 

5. 
Ehre. 

Wann  Ehr  und  Eigennutz  in  einer  Sache  streiten, 
So  sihe,  daß  du  stehst  der  Ehr  an  ihrer  Seiten. 

6. 
Mittelstand. 

Viel  Glücke  hat  viel  Neid;  viel  Gut  hat  viel  Gefahren; 
Ein  mittelmässig  Stand  kan  manche  Noth  ersparen. 


636  Zu-Gabe. 

7. 

Demntli. 

Em  hoher,  starcker  Baum  muß  von  dem  Winde  liegen; 
Ein  niederträchtig  Strauch,  der  bleibet  stehn  durch  biegen. 

8. 

Gewissen. 

Was  Niemand  wissen  soll,  soll  Niemand  auch  begehen; 
Ein  iedrer  soll  ihm  selbst  statt  Ij^usend  Zeugen  stehen. 

9. 

Annuth. 

Franckreidh  mag  durch  seinen  König  zwar  der  LeuteKröpffe  heilen ; 
Armut  aber  kan  was  beßres:  kan  der  Hoffart  Kropff  zertheilen. 

10. 

Aoff  Lycnm. 

Ljcus  kan  die  Sachen  richten,  wann  er  gleich  kein  Theil  gehört; 
Dieser  hat  gerechte  Sache,  der  am  meisten  ihm  verehrt. 

11. 

Unwissenheit. 

Zwerge  sind  gemeinlich  stoltz;  wo  am  minsten  von  Verstand, 
Hat  der  falschen  Meinung  Trotz  mehrentheils  die  Oberhand. 

12. 

Hofe-finnst. 

Hofeguust  brennt  wie  das  Stroh:  gibt  geschwinde  starckeFlammen, 
Feilt  in  Asch,  eh  als  man  meint,  zeitlich  aber  auch  zusammen. 

13. 

Anff  Stnltinam. 

Ob  gleich  alle  sehen  ernst,  wil  Stultina  immer  lachen ; 
Weil  sie  weisse  Zähne  hat,  wil  sie  sich  beliebet  machen. 

14. 

Anff  Angelieam. 

Angelica  ist  wie  ein  Engel,  und  englisch  sind  auch  ihre  Sünden, 
Wie  Engel,  die  zu  Teuffein  worden,voll  Hoffart  waren  zu  befinden. 


Zu-Qabe.  637 

15. 

Verleiimdaii^. 

Wer  mich  hasset^  wer  mich  schimpfft;  dessen  Boßheit  gibt  an  Tag, 
Daß  ihr  meine  Redligkeit  wo  zn  wider  lauffen  mag. 

16. 
Die  Wapheit. 

Bej  Hofe  sagt  man  nicht  von  Warheit  albsn  viel ; 
Es  wil  nicht;  der  da  darff;  es  darff  nicht,  der  da  wil. 

17. 

Anff  Vagnm. 

Vagus  liebet  Weiber,  Witwen,  Jungfern,  Mägde,  was  ihm  kümt; 
Christen-Lieb  ist  so  geartet,  daß  sie  kein  Bedenckcn  nimt. 

18. 
Vollkommene  Wissenschafft. 

Wer  alles  kan,  der  ist  ein  Phoenix  unsrer  Jahre; 
Ich  glaube  nicht,  daß  der,  noch  jener  iemals  wäre. 

19. 

Von  mir  selbst. 

Den  besten  werden  gleich,  das  bild  ich  mir  nicht  ein. 
Hoff  aber,  besser  doch  als  böse  noch  zu  sejn. 

20. 
Die  Oicht. 

Die  Gicht  hat  Hofe-Sinnen:  sie  last  ihr  gar  nicht  rathen, 
Wil ,  daß  man  ihr  gehorsam  und  duld  ihr  alle  Thaten. 

21. 

Reickthnm. 

Beichthum  soll  man  zwar  nicht  lieben,  mag  es,  wann  es  kUmt, 

doch  fassen, 
Mag  es  in  sein  Haus  zwar  nehmen,  aber  nicht  ins  Hertze  lassen, 
Mag  es,  wann  mans  hat,  behalten,  darff  es  nicht  von  sich  verjagen. 
Mag  es  ein  in  sein  Behaltnttß;  sich  nur  nicht  in  seines  tragen. 


638  Zn-Gabe. 

22. 
Von  Qnodam. 

Quidam  ist  durch  schnelles  Feuer  in  die  Asche  hin  begraben, 
Hat  bekummen  ein  Begräbnüß,  wie  die  gantze  Welt  wird  haben« 

23. 
Anff  Nnllnm. 

NuUus  ist  ein  Zwerg  von  Leibe,  noch  dazu  ein  Narr  von  Sinnen; 
Also  wird  man  Nichts  den  Nullum,  Nullum  Nichts  benamenkünnen. 

24. 
An  Bkodiam. 

Rhodia,  nicht  geh  ins  Feldl  werden  Bienen  deiner  innen, 
Wird  sich  dein  Gesicht  und  Mund  ihrer  nicht  erwehren  kttnnen; 
Werden  lassen  Ros  und  Klee,  werden  alle  Blumen  lassen, 
Werden  deinen  Honig  nur,  werden  deinen  Zucker  fassen. 

25. 
Jungfraaen. 

Ihr  macht,  ihr  Jungfern,  Wunden, 
Die  werden  nicht  verbunden; 
Euch  seyn  denn  vor  verbunden, 
Ihr  Jungfern,  eure  Wunden. 

26. 

Anff  Gallieanam. 

Du  bist  der  Baum  im  Paradies:  wer  deine  Frucht  geschmecket, 
Hat  nicht  alleine  sich  verterbt,  hat  andre  auch  beflecket. 

27. 
Amt  einer  Ehefrauen. 

Nicht  herrschen,  auch  nicht  dienen,  freund-,  hiilfl-  und  tröstlich  seyn 
Diß  ziemet  sich  den  Weibern,  gibt  ihrem  Ruhme  Schein. 

28. 
Leben  and  Sterben. 

Wer  noch  kan  und  wil  nicht  leben. 
Dieser  fehlt  so  gut  und  eben. 
Wie  wer,  wann  der  Tod  kümmt  an. 
Nicht  wil  fort  die  letzte  Bahn. 


Zu-Gabe.  639 

29. 

From  und  Klug. 

Ein  Fromer  und  ein  Kluger,  die  sind  nicht  immer  einer; 
Viel  besser ;  daß  der  Klugen^  als  daß  der  Fromen  keiner. 

30. 
Jflngste  Tage. 

Der  jüngsten  Tage  zehl  ich  zwey :  den  einen^  da  die  Welt  geboren, 
Den  andren,  da  sie  durch  die  Glut  wird  wieder  endlich  gehn  verloren. 

31. 
Zeitlich  Gut. 

Was  ist  doch  Ehre,  Macht,  Pracht,  Schönheit,  Lust  und  Geld? 
Ein  gläsernes  Gepräng,  ein  Tockenwerck  der  Welt. 

32. 
Christenthum. 

Christenthum  besteht  im  Thun ;  drum  so  bitt  ich  um  Verlauben, 
Daß  beymGlauben,der  nichts  thut,  ich  nicht  darff  dem  sagen  glauben. 

33. 
Die  Pflege  seiner  selbst. 

Wer  seine  Seele  liebt  und  liebt  auch  seinen  Bauch, 
Der  liebt  ein  ehrlich  Mensch  und  einen  Schandbalg  auch. 

34. 
Neidhart. 

Wie  kümmst  dann  du  dazu,  daß  Gott  dir  Gutes  thut? 
Du  günnst  ja  nun  und  nie  und  keinem,  was  da  gut. 

35. 
Wissenschafft. 

Viel  wissen  ist  wol  schön;  doch  wer  zu  viel  wil  wissen. 
Muß  Ruh  und  gut  Gemach,  wol  Gut  und  Blut  vermissen. 


640  Zu-Gabe. 

36. 
WnntsGli,  in  eines  andren  Namen.    An  eine  Damae- 

Gott  geb  dir  alles  gute  und  gebe  mir  noch  dich ! 
So  dann  hab  alles  wieder  und  mehr  dazu  noch  ich. 

37. 
Ein  Brief. 

Dein  Brieff  begrtiste  mich;  mein  BriefF  begrüst  dich  wieder; 
So  wissen  bejde  wir,  daß  keiner  todt  liegt  nieder. 

38. 
Bildnfisse. 

Grosse  Herren  geben  Bildnüß  wolgeprägt  nach  allem  leben, 
Wann  sie  ihre  Hofe-Mägde  manchmal  ihren  Dienern  geben. 

39. 

Vertriebene. 

Wer  Tugend  hat  und  Kunst  wird  nimmer  nie  vertrieben, 
Ist,  wo  er  immer  ist,  als  wie  zu  Hause  blieben. 

40. 
Anff  den  Veit. 

Das  Gold  steht  Feuer  auß ;  Veit  duldet  alle  Flammen, 
£h  er  last  Gold  und  sich  mit  Willen  thun  von  sammen. 

41. 
Die .  Natnr. 

Wann  hat  uns  die  Natur  die  gröste  Treu  gethan  ? 
Ob,  wann  wir  gehen  ab?  Ob,  wann  wir  kummen  an? 

42. 
Anff  Paulam. 

Man  liebt  dich,  Paula,  nicht  nach  riehen; 
Der  Bock  ist  bey  dir  eingeschlichen. 
Man  liebt  dich,  Paula,  nicht  nach  hören; 
Dein  Witz  ist  zinsbar  dem  bethören. 


Zu-Oabe.  g41 

Man  liebt  dich ^  Paula^  nicht  nach  schmecken;  6 

Dein  Mund  wil  böse  Feule  decken. 

Man  liebt  dich;  Paula^  nur  vom  sehen; 

Dein  Antlitz  ist  nicht  zu  verschmähen. 

Zum  fühlen  möchstu  auch  passiren ; 

Laß  sehu;  welch  Sinn  wird  heim  dich  führen?  lo 

43. 
Fliegen. 

Kleinre  Fliegen  hat  das  DorfF;  größre  Fliegen  hat  die  Stadt^ 
Darum  daß  es  hier  als  dort  beßre  Nietligkeiten  hat. 

44. 
Vergnfigen. 

Die  Schafe  gehn  im  weiden  und  suchen  beßres  immer ; 
Die  Menschen  sind  vergnüget  mit  ihrem  Stande  nimmer: 
Also  sind  kluge  Menschen^  als  albre  Schafe ;  tümmer. 

45. 
Anff  Dnplicinm. 

Duplicius  ist  zwar  ein  Mann  gar  tüchtig  unter  Leute^ 
Nur  daß  ihm  seine  rechte  Hand  steht  an  der  lincken  Seite. 

46. 
Thorheit  der  Verständigen. 

Der  Weitzen  ist  ein  edle  Frucht;  doch  hat  er  manchmal  Brand: 
Bißweilen  kümt  dem  klügsten  Mann  auch  Thorheit  an  die  Hand. 

47. 
Krippen-Beuter. 

Es  ist  ein  Volck^  das  seine  Pferd  an  fremde  Krippe  bindet; 
Daß  sich  bey  fremdem  Feuer  wärmt,  zu  fremdem  Teller  findet. 
Verhön  sie  nicht!  es  ist  das  Volck,  das  uns  im  Wercke  weiset, 
Wie  daß  der  Mensch  hier  nicht  daheim  und  wie  durchbin  nur  reiset. 

48. 
Anff  Scythicnm. 

Scythicus  führt  keine  Sorgen,  lebet  immer  in  den  Tag; 

Nein,  er  sorgt  deß  Morgens  ängstlich,  wo  er  den  Tag  nehmen  mag 

Ftlr  den  Hund,  für  sich,  für  Pferde  sam  dem  Knechte  den  Verlag. 

Logan.  4 1 


G42  Zn-Gabe. 

49. 
Eselshant. 

Ob  der  Esel  gleich  ist  grob;  ist  die  Haut  doch  gut; 
Daß  man  drauff  verzeichnen  kan^  was  von  nöthen  thut. 
Wer  auß  Grobheit  Kunst  veracht,  fallt  ein  Zweiffei  ein, 
Dem  muß  doch  ein  kluger  Kopff  hülff-  und  rathsam  seyn. 

50. 

Handwereks-Lente. 

Handwercks-Leute  haben  Zunfften,  haben  Ordnung  und  Gesetze, 
Daß  sich  Niemand  in  ihr  Mittel ,  sein  Gewerb  zu  treiben,  setze, 
Der  nicht  ehlich  ist  geboren,  ob  er  sonsten  gleich  ist  tüchtig. 
Der  auch  ausser  seiner  Ehe  nicht  gelebet  allzu  richtig, 
5  Ob  gleich  Busse  drauff  erfolget,  welcher  einen  Uund  erschlagen, 
Obs  gleich  ohngefehr  geschehen,  der  die  Kosten  nicht  zu  tragen 
Zum  Gesäuff  und  zum  Gefrässe,  der  nicht  Meisterstücke  machet, 
Macht  ihn  gleich  das  Werck  zum  Meister;  mehres  ist,  darob  man 

lachet. 
Aber  daß  man  Warheit  meidet,  daß  man  schindrisch  übersetzet, 
10  Daß  man  Falsch  für  Gut  gewehret,  daß  man  Treu  und  Schwur 

versetzet: 
Dieses  heist,  sich  klüglich  nähren.  Lieber!  sind  es  Handwercks- 

Stücke, 
Sind  es  doch  nicht  Christen- Wercke;  sehet  zu,  wies  droben  glücke! 

51. 
Friedens-Beschwer. 

Der  Fried  ist  zwar  gestifft,  die  Krieger  handeln  linde; 
Die  Steuer  trillt  uns  noch,  noch  Arbter  und  Gesinde. 

52. 

Steuer. 

Andre  Länder  geben  Steuer  nach  dem  Kopff  und  nach  Genieß; 
Wir,  nach  dem  sich  unbesonnen  weiland  einer  schätzen  ließ. 
Wer  das  Leben  kaum  noch  hat,  wer  sonst  alles  hat  versetzet. 
Muß  noch  dennoch  tragen  Last,  darum  daß  er  ist  geschätzet. 
!»  Ists  dann  billich,  ists  dann  christlich?  0,  es  sey  gleich,  wie  es  wil, 
Fromts  nur  einem  und  dem  andren,  hats  zu  deuten  sonst  nicht  viel! 


Zu-Gabe.  643 

53. 

Die  Ehre. 

Die  Ehre  kennet  keinen  Obren ;  wer  ihr  zum  Nachtheil  was  gebeut; 
Da  sihe  zu^  daß  dich  dein  Leben  zum  Schutz  der  Ehre  nicht  gereut. 

54. 
An  die  Amaryllis. 

Deine  Schönheit  wohnt  zu  Felde,  ßo  wie  offt  ein  edler  Stein, 
Wie  er  solt,  an  seinem  Orte  nicht  ist  recht  gefasset  ein. 

56. 
Bathsehl&ge. 

Uhren  gehn  nicht  imm^f  gleiche,  ob  sie  gleich  sind  wol  gericht; 
So  auch  haben  gute  Schlüsse  dennoch  gute  Würckung  nicht. 

56. 

Das  Dorf. 

Mein  Gut  besucht  ich  nechst;  das  Feld  war  voller  Segen; 

Sonst  war  mirs  nicht  so  gut,  wie  in  der  Stadt,  gelegen: 

Mein  Tisch,  der  war  ein  Bret;  mein  Bette  kunte  gehen; 

Ich  hatte  fromen  Tranck;  zur  Speise  hatt  ich  stehen 

Ein  Kind,  ein  solches  Kind,  daß,  wann  es  ietzt  geboren,  6 

Die  Mutter  drüber  singt;  ich  hatte  mir  erkoren 

Den  Platz,  worauff  der  Grund  zur  Music  wird  geübet; 

Noch  dennoch  war  mir  wol  und  alles  viel  geliebet, 

Weil  Ruh  mir  wolgefiel.   Das  zancken  der  Parteyen, 

Der  Überlauff  deß  Volcks,  deß  Hofes  Schwelgereyen,  lo 

Verleumdung,  Neid  und  Haß,  Trug,  Heucheley  und  Höhnen, 

Die  außgeschmückten  Wort  und  falschliches  beschönen, 

Das  hatte  hier  nicht  stat;  ich  kunte  seyn  mein  eigen 

Und  alle  meine  Müh  zu  meinem  besten  neigen. 

0  Feld,  o  werthes  Feld,  ich  muß  es  nur  bekennen,  is 

Die  Höfe  sind  die  HöU,  und  Himmel  du  zu  nennen! 

56.  3  eine  Kalesse.      4  Wasser.      6  ein  £y.      7  das  Tenne. 

41* 


644  Zu-Gabe. 

57. 
Anff  Fallmmidiim. 

Fallmund  leug^t;  was  er  sagt;  stets  und  aller  Orte; 
Dann  er  wil  kein  Sclave  seyn  seiner  eignen  Worte. 

58. 

WÜÄ. 

Weiser  Sinn  und  weisses  Haar 
Sind  ein  wol  gepaartef  Paar. 

59. 
Nisns  und  Nisa. 

Nisus  buhlte  starck  um  Nisam;  dieses  gab  ihr  viel  Beschwerden^ 
Wolt  ihn  nicht;  sie  freyt  ihn  aber,  seiner  also  loß  zu  werden. 

60. 
Von  einem  yerstorbenen  Kinde. 

Daß  der  Tod  die  Kinder  würgt,  ist  ein  kindisch  Stücke; 
Nein,  es  ist  deß  Todes  Gunst,  ist  der  Kinder  Glücke, 
Eh  die  Boßheit  ihren  Sinn,  sie  dem  Heil  entrücke. 

61. 
Von  meinen  Reimen. 

Meine  Keime  rüchen  nicht 
Noch  nach  Ole,  noch  nach  Wein; 
Beydes  kan  gar  schwerlich  se}^!. 
Jenes  wegen  Amtes  Pflicht, 
Dieses  wegen  schlinmier  Gicht. 

62. 
An  eine  fürstliche  Person,  nebst  andren. 

Gebet,Herr,  dieSchuld  demBrauche,  wann  wirDiener  uns  erwinden. 
Wir,  die  wir  Euch  selbsten  pflichtbar.  Euch  noch  dennoch  anzu- 
binden! 
Nehmet  hin,  so  viel  an  uns,  unsrer  Treue  weisses  Band! 
Was  Air  Euch  und  uns  sich  schickt,  ist  uns  beßres  nichts  bekant. 


Zu-Gabe.  645 

63. 

Lebens  Jahr. 

Weil  taußent  Jahr  für  GOTT  sind  wie  ein  gestrig  Tag, 
So  einer  hundert  Jahr  der  Welt  gemessen  mag, 
So  rechne,  wieviel  Zeit  er  lebt  für  seinem  GOTT, 
Lebt  aber  solche  Zeit  o,  in  wie  vieler  Noth! 

64. 

Liebhabere. 

Die  Liebe  treibt  ins  Elend  auß  die,  die  sie  wo  belohnet; 

Denn  der  ist  nie  bej  sich  zu  Haus,  der  in  der  Liebsten  wohnet. 

65. 
Wittiber  nnd  Wittiben. 

War  freyen  Dienstbarkeit,  war  nicht  was  freyes  dran,  - 
Es  gienge  keine  Frau,  kein  Mann  mehr  diese  Bahn. 
Sie  gehen  aber  drauff  oflFt  mehr  als  zweene  Gänge; 
War  nun  nichts  gutes  dran,  man  miede  ja  die  Menge. 

66. 

Hoffart. 

Hoffart  heget  nicht  Vemunfft ;  wer  auß  Hoffart  wen  veracht,  * 
Dessen  lacht  man,  wie  es  Brauch,  das  man  eines  Narren  lacht. 

^    67. 
Falsche  EhrerbittnBg. 

Mancher  blöst  für  mir  sein  Haupt;  gieng  es  ihm  nach  Sinn, 
Wüntscht  er,  daß  mein  eigner  Eopff  wäre  längst  dahin. 

68. 
An  Braut  und  Bräutigam,  eine  yon  Mfihlheim  nnd  einen 

von  Sack. 

Jungfrau  Braut,  ihr  habt  daheim  eine  Mühle  gut  zu  Sacke; 
Mahlet,  das  man  jährlich  drauß  Strützel  in  die  Wiege  backe! 

69. 
Der  Liebe  Zunahmen. 

Man  nennt  die  Liebe  süsse;  gesaltzen  wer  sie  nennt. 
Hat  noch  am  allerbesten  sein  schmecken  angewendt. 


646  Za-Gabe. 

70. 

Der  Waliii. 

Bey  uDsren  Sachen  ist  der  Wahn 
Gemeiniglich  der  Ober-Mann. 

71. 

An  eine  Ffirstin. 

Fürstin ,  warum  braucht  ihr  Schmuck  ?  wolt  ihr  denn  der  Welt 

nicht  gUnnen, 
Daß  sie  Eurer  Stralen  Licht  ohne  Wolcken  schauen  künnen? 

72. 
Frenndsehafft. 

Alten  Freund  für  neuen  wandeln 
Heist:  für  Früchte  Blumen  handeln. 

73. 

Weiber. 

Weiber  sollen  an  der  SeitC;  nicht  zum  Haupten  Männern  liegen; 
Denn  die  Eiebe^  drauß  sie  worden^  soll  an  ihren  Ort  sich  fügen. 

74. 

Beruf. 

Die  Person^  die  ich  ietzt  führe^  auff  dem  Spielplatz  dieser  Welt^ 
Wil  ich  nach  Vermügen  fUhren^  weil  sie  mir  so  zugestellt; 
Denn  ich  hab  sie  nie  gesucht.   Wird  was  andres  mir  gegeben^ 
Wil  ich  nach  deß  Schöpffers  ruff;  nie  nach  meinen  Lüsten  leben. 

76. 
JnngfersehalK. 

Jungferschafft;  die  ist  ein  Garte ;  Jungfern  sind  die  Blumen  drinnen ; 
Manche  gibt  ftir  Bienen  Honig;  manche  gibet  Gifft  flir  Spinnen. 

76. 

Weiber. 

In  der  Jugend  zum  erlusten^  in  dem  Alter  zum  erlaben 
Sind  die  Weiber ;  wollen  lieber  dort  als  da  zu  schaffen  haben. 


Zu-Gabe.  647 

77. 
Auf  Fnrviun. 

Furvus  lobt  mich  unter  Augen;  hinter  Rückens  schimpfft  er  mich; 
Was  zu  thun  ?  An  ihm  und  andren  wil  mich  redlich  rächen  ich^ 
Daß  im  Rücken  er  soll  lügen  und  für  Augen  reden  wahr; 
Wolln  uns  theilen^  daß  das  loben  mir;  der  Schimpff  ihm  bleibe  gar. 

78. 

Lachende  Erben. 

Wann  Erben  reicher  Leute  die  Augen  wäßrig  machen. 
Sind  solcher  Leute  Threnen  nur  Thronen  von  dem  lachen. 

79. 
Deßgleiehen. 

Die  Römer  brauchten  Weiber,  die  weinten  fllr  das  Geld; 
Obs  nicht  mit  manchem  Erben  sich  eben  so  verhält? 

80. 

Anff  Annam. 

Anna  hat  die  Jungferschafft  Air  den  Ehstand  ihr  erkiest, 
Weil  sie  keiner,  auch  geschenckt,  anzimemen  willig  ist. 

81. 

Von  Cnrtio. 

Wie  die  Kinder  sich  begehn,  also  hält  den  Brauch 
Curtius  mit  seiner  Frau:  Kinder  kratzen  auch. 

82. 

Von  der  Clodia. 

Clodia  taug  nicht  zum  sieden,  ob  sie  etwa  taug  zum  braten? 
O,  man  laß  sie  roh  den  Wurmen ;  besser  kan  ich  keinem  rathen. 

83. 
Anff  Crassmn. 

Crassus  hat  gar  bösen  Ruff;  daß  er  mög  auß  diesem  kummen, 
Hat  ein  ärgres  Bubenstück  er  hingegen  fürgenummen. 


648  Za-Oabe. 

84. 

Auf  Cfnlonem. 

Gulo  hat  Gedärm  im  Eopff  and  Gehirn  im  Bauche; 
Dann  zu  sorgen  ftlr  den  Bauch;  hat  er  stets  im  Brauche. 

86. 

Wie  heist  man  die  bey  Hofe,  die  alle  Gunst  weg  tragen? 
Man  heist  sie  da  die  Hertzen;  ich  nenne  sie  die  Magen. 

86. 
Fflrsten. 

Fürsten  mügen  leben  herrlich; 
Dann  sie  leben  auch  beschwerlich. 
Weil  sie  andren  Wolfahrt  geben^  - 
Mügen  sie  vergnügt  ja  leben. 

87. 
Brftder. 

Einander  stets  zu  wider^ 
Das  ist  die  Art  der  Brüder. 
Sie  selten  seyn  wie  einer; 
Das  war  viel  nütz-  und  feiner. 

88. 

Die  Laster. 

Alles  in  der  Welt  veraltet;  nur  die  Laster  jungen  immer. 
Wann  ein  £ü*ancker  ab  soll  drücken,  wird  die  Eranckheit  immer 

schlimmer. 

89. 

Wein. 

Der  Wein  ist  unser  noch,  wann  ihn  das  Faß  beschleust; 
Sein  aber  sind  dann  wir ,  wann  ihn  der  Mund  geneust. 

90. 

Wasser. 

Wer  zum  Tischtrunck  Fischtrunck  nimmt, 
Selten  dem  die  Fuß-Gicht  kümmt 


Zu-Gabe.  649 

91. 

Anff  Brntiim. 

Brutus  zoh  mit  vollem  Beutel  ^  daß  er  Wissenschafilen  lerne^ 
Kam  auch  wieder^  wüste  dieses^  daß  sein  Geld  blieb  in  der  Feme. 

92. 
Glaubens-Zwang. 

Zum  glauben  ist  nicht  müglich;  die  Sinnen  zu  bezwingen; 
Zum  heucheln  ists  wol  möglich  ^  die  Sinnen  anzubringen. 

93. 
Der  Hnnger. 

Mir  ist  ein  Gast  bekant^  der  dringt  durch  freches  Plagen^ 
Daß  ihn  ein  frommer  Wirth  soll  auß  dem  Hause  jagen; 
Wann  dieser  es  nicht  thut;  ist  jener  nimmer  stille^ 
Biß  daß  man  Gast  und  Wirth  in  eine  Grube  vülle. 

94. 

Hanpt-Straffen. 

Krieg,  Hunger ;  Pest  sind  Straffen  deß  Leibes  biß  zum  Tode; 
Der  Seele  zum  Verterben  ist  Straff  ietzund  die  Mode. 

95. 

Ehestand. 

Das  Weib  ist  ihres  Mannes  Hertz ;  der  Mann  ist  seines  WeibesHaupt ; 
Daß  eines  einem  andern  lebt,  ist  keinem  ihrer  nicht  erlaubt. 

96. 
Weiber-M&ngel. 

Weibern  sind  Gebrechen 
Sonsten  nicht  zu  recheu; 
Ausser  wann  sie  fehlen 
Und  die  Manne  zehlen. 

97. 
Von  Potipliars  Weib. 

Heute  sind  die  Weiber  klüger  als  deß  Potiphars  sein  Weib : 
Greiffen  selten  nach  dem  Kleide ,  greiffen  lieber  auff  den  Leib. 


650  Zu-Gabe. 

98. 
Hanne. 

Hannen  sind  die  Frauen  günstig;  weil  sie  ihre  Männer  lehren, 
Wie  sie  ihnen  sollen  locken ;  sie  mit  Lust  und  Kost  verehren 
Und  fein  rüstig  £rü  anfangen;  sonsten  ist  nicht  zu  vergessen. 
Daß  nicht  minder  junge  Frauen  gerne  junge  Hüner  essen. 

99. 

Von  einem  Hofe-Hnnde. 

Unser  Hund  frist  Feigen,  Trauben,  Zucker,  was  nur  Menschen 

schmecket ; 
Warum  war  er  Hund  bey  Hofe,  da  man  auch  den  Speichel  lecket? 

100. 

Der  Welt-eianbe. 

Es  mangeln  nur  noch  zwej,  so  bin  ich  funfftzig  Jahr; 
So  bald  ichs  nun  verstund,  so  nam  ichs  eben  wahr. 
Das  meistens  ich  gar  wol  getroffen  in  das  Ziel, 
Wann  ich  geglaubt  eh  nichts  als  etwa  gar  zu  viel. 

101. 

Cfeseliwinder  Tod. 

Schneller  Tod  ist  böse  Bösen, 
Fromen  aber  schnell  erlösen. 

102. 

Grabschrifft  eines  Artztes. 

Hier  liegt  ein  Artzt  begraben  von  redlichen  Gedancken; 
Viel  hatt'  er  Patienten  und  starb  für  allen  Erancken. 

103. 

Rache. 

Es  ist  ein  Art  der  Bache,  zur  Zeit  geduldig  seyn; 
GOTT,  der  Verleumdung  hasset,  biingt  alles  statiich  ein. 

104. 

Leben  nnd  Tod. 

In  dem  Leben  wohnet  Sterben;  in  dem  Sterben  wohnet  Leben; 
Lasse  dir  das  Sterben  lieben  du,  dem  Leben  nur  ist  eben! 


Za-Gab«.  651 

105. 

An  den  Liebhold. 

Liebhold,  meiner  Freundschaffik  Seele,  wihit  du  von  mir  scheiden  hin, 
So  gedencke,  das  ich  armer  bloß  ein  kalter  Cörper  bin. 

\  106. 

Wein. 

Wilstu  eine  Lust  dir  kauffen?  Eauff  ein  Faß  voll  guten  Wein, 
Bitt  ein  Anzahl  gute  Brüder:  ach,  was  werden  Narren  seyn! 

107. 

Neid. 

Wer  mich  neidet,  lobet  mich, 
Eränckte  sonst  mit  mir  nicht  sich. 

108. 
Ärtzte  und  Poeten. 

.  •  

Dich,  Apollo,  ruffen  Artzte;  dich,  Apollo,  ruffen  Tichter; 
Wem  du  soltest  vor  erscheinen ,  darff  es  einen  rechten  Eichter. 
O,  die  Artzte  tichten  auch,  machen  offl  die  Eranckheit  arg, 
Daß  der  Erancke,  wann  er  frisch,  sej  zum  schencken  minder  karg; 
Was  sie  gröblich  offt  versehen,  hat  gethan  der  Eranckheit  Stärcke ;  5 
Wo  sie  gleich  gar  nichts  geholffen,  thatens  dennoch  ihre  Wercke. 
Hat,  Apollo,  dich  ein  Artzt  wo  geruffen,  kumme  bald! 
Tichten  hat  nicht  viel  Verlust;  kranck  seyn  aber  braucht  Gewalt. 

109. 

Beieliten. 

Deiner  Sünden  menge  beichten, 
Ean  die  Sünden  Last  zwar  leichten; 
Aber  schau,  daß  Heuchelej 
Nicht  zu  Steinen  lege  Bley. 

110. 

Vergebung  der  Sflnden. 

Der  Herr  vergibt  die  Sünde;  der  Priester  zeigt  es  an; 
Der  Sünder  muß  sich  bessern,  sonst  ist  es  nicht  gethan. 


652  Zn-Qabe. 

111. 

Der  Beroff. 

Ein  Hencker  wil  das  Dohnen-Siellwerck  in  einem  nahen  Walde 

dingen; 
Weil  hencken  nun  nicht  mehr  ist  bräychlich;  so  nährt  er  sich  gleich- 

*  wol  mit  schlingen. 

112. 

Grabsebriflt  eines  Fleiseliers. 

Weil  ich  lebte^  kunt  ich  Beine  wol  so  hoch  als  Fleisch  verkauffen; 
Wurmen  schenck  ich  ietzt;  was  fleischicht;  Beine  bleiben  überm 

Hauffen. 

113. 

Grabschrifft  eines  hSltzernen  Mnsicanten. 

Ich  habe  mit  dem  Hackebret  viel  Lebenszeit  vertrieben ; 

letzt  klappert  nun  der  schlimme  Eerl^  der  Tod;  mit  meinen  Rieben. 

114. 

HeneUer. 

ObbeyHof  ein  iedesschmeichelt,  schmeicheln  doch  die  Pferdenicht, 
Die  den  Herren  selbst  abheben  ^  wann  er  reitens  nicht  Bericht. 

115. 

Grabsehrifft  eines  Sänffers. 

Der  allhier  liegt ,  ist  wol  tod;  hätte  sönsten  längst  geruffen: 
Ist  dann  niemand  nimmer  da^  der  mir  eines  zugesuffen? 

116. 

Grabschrifft  eines  Sangmeisters. 

Hier  trinckt,  hier  singt  nicht  mehr  ein  Singer; 
Sein  Hals  ist  mit  ihm  wol  zu  friede. 
Sein  Herr  war  auch  zugleich  ein  Schlinger, 
Und  er  stets  roh  von  Trunck  und  Liede. 

117. 

GrabschrifEt  eines  Schusters. 

Künte  man  das  Leben  strecken,  wie  man  kan  das  Leder  dehnen, 
Hätt  ich,  daß  ich  hier  nicht  läge,  trauen  künnon  meinen  Zähnen. 


Za-Gabe.  653 

118. 

Grabschrifft  eines  Fischers. 

Hier  fischt  einFischer  letzt  ImSande,  dervor  im  Wasser  hat  gefischt ; 
Der  Tod  hat  ihn^  wie  er  die  Fische,  nunmehr  in  seinem  Garn 

erwischt. 

119. 
Grabschrifft  eines  Schmiedes. 

Der  Tod  ward  Schmied ,  der  Ambos  ich; 
Draoff  schlug  er  wie  das  Eisen  mich; 
Mein  Blasebalg  gab  mehr  nicht  Wind; 
Deß  Pulsses  Hammer  fiel  geschwind; 
Die  Kohlen  leschten  gäntzlich  auß; 
Auß  Eisen  ward  mir  Erde  drauß. 

120. 
Orabschrifft  eines  alten  Deutschen. 

Es  stürbe  sich;  der  hier  ietzt  li^,  noch  endlichen  zu  tode; 
Der  Pompsack  kunte  nimmer  nie  sich  schicken  in  die  Mode. 

121. 
Obergabe  etlicher  Getichte  an  eine  Fflrstin. 

Fürstin,  hier  ist  nur  der  Wille;  hier  ist,  Fürstin,  kein  Vermügen, 
Das  in  etwas  Euch  zu  Ehren  meine  Reime  selten  tügen. 
Nehmet  hin  den  schlechten  Willen,  gebet  nur  ein  klein  Belieben, 
Ej,  so  wird  ein  ieder  glauben,  daß  ich  köstlich  Ding  geschrieben. 

122. 
An  I.  F.  G.  femer. 

Fürstin,  Euer  Lob  zuschreiben,  muß  ich  einmal  stille  schweigen; 
So  ich  dem  gleich  nach  stets  steige,  desto  mehr  ist  noch  zu  steigen. 

123. 
Grabsehriflt  eines  Müllers. 

Der  Tod  hat  einen  Müller  hier  zu  Staube  gantz  gemahlen ; 
Doch  darff  er  ihm  die  Motze  nicht  deß  Hand wercks  halben  zahlen. 


654  Zn-Gabe. 


124. 

Grabsdirifft  eines  Koelies. 

Bey  Hofe  frist  man  Küche  jungen;  in  diesem  finstren  Loch 
Frist  ietzt  deß  Todes  Hofepursche  wol  gar  den  guten  Koch. 

125. 
Orabsehrilft  eines  Artctes. 

Hier  liegt  ein  Artzt;  vom  Wadser  hat  er  zuvor  sein  Leben^ 
letzt  hat  er  von  dem  Wasser  den  Geist  hin  müssen  geben; 
Schau ;  wie  wir  ofi^  von  einem  ietzt  Nutz^  ietzt  Schaden  heben! 

126. 

Poeten. 

Hippocrene  soll  euch  träncken, 
Und;  ihr  Tichter^  wollt  nur  dencken 
An  Ljaeus  süsse  Kost? 
O;  es  ist  euch  wol  bewust, 

5  Hjppocrene  macht  den  Meister; 
Bacchus ;  der  erhält  die  Geister. 

127. 

Weintranben. 

Wann  ist  die  Speise  Tranck?  wann  ist  der  Tranck  uns  Speise? 
Sprich  Bacchum  drüber  an^  daß  er  dir  solches  weise. 

128. 
Die  verhennthete  Venns. 

Ihr,  die  ihr  die  Venus  honet,  daß  sie  ihr  zum  Mann  erlesen^ 
Der  da  lahm,  grob,  starck  und  tölpisch,  der  ein  Hanmierschmid 

gewesen, 
Wist  ihr  nicht,  daß  Götter- Augen  tieffauch  ins  verborgne  dringen? 
Venus  wüste,  was  ihr  diente,  sehnte  sich  nach  andren  Dingen, 

6  Als  ein  albres  Mensch  gemeinet.    Ihr  Vulcanus  war  gefasset 
Mit  Gezeug  und  Haußgeräthe,  so  ihr  auch  lieb.   Sonsten  lasset 
Ihr  in  gutem  hin  nur  gehen,  wann  sie  auff  die  derben  Speisen 
Ihrem  Magen  mit  Confecten  etwas  nietlichs  woUn  erweisen. 


Zn-Gabe.  g55 

129. 

Meine  Herren. 

Zu  dienen  zweyen  Herren,  ist  schwer;  ich  diene  dreyen 
Und  darff  mich  doch  bey  keinem  der  Redligkeit  verzeihen. 
Gott  dien  ich  mit  dem  Hertzen  nach  meinem  besten  kttnnen. 
Dem  Fürsten  mit  dem  Eopffe  nach  meinen  besten  Sinnen, 
Dem  Nechsten  mit  den  Händen  durch  Hülff  auß  gutem  Willen ;   5 
Ean  hoffentlich  bey  allen  so  meine  Pflicht  ervöllen. 

130. 
Von  meinen  8inn-6etiehten. 

Ich  mach  es  wie  die  Türeken,  wann  sie  zu  Felde  ziehen: 

Sie  schicken  halb  Armeen,  die  nennen  sie  Partyen. 

Drey  tausent  Sinn-Getichte,  wol  mehr  noch,  sind  gegangen. 

Um  hin  und  her  zu  streiffen  und  Nachricht  wo  zufangen. 

Ob  achten,  ob  verachten  bey  Klugen  zu  erlangen.  5 

131. 
Von  mir  selbst. 

Ich  J^an  es  noch  nicht  thun,  daß  ich  mich  solte  stellen 

Hin  zur  Poeten-Rey;  ein  Urthel  mag  vor  feilen. 

Der  selbst  ist  ein  Poet  mit  recht  und  durch  die  Kunst; 

Feilt  dieses  nun  für  mich,  so  ist  mirs  sondre  Gunst; 

Wo  nicht,  so  stets  dahin.   Zu  Übung  meiner  Sinnen  5 

Ist  alles  angesehn,  verfehlet  gleich  das  künnen. 

Zu  mal  mich  sonst  noch  ehrt  ein  anderes  Beginnen. 

132. 
Falseliheit. 

Hertzlich  hassen,  mündlich  lieben 
Ist  der  Menschen  meistes  üben. 

133. 

Grosse  Birnen. 

Zu  Quinsay  hat  es  Birnen,  die  wägen  auff  zehn  Pfund; 
Es  wird  davon  geschrieben,  hats  aber  auch  wol  grund? 
Die  Stadt  hat  hundert  Meilen;  daß  eine  solche  Stadt, 
Ist  billich,  nach  der  grosse  so  grosse  Birnen  hat. 


656  Zu-Gabe. 

134. 

Liebe  und  Gold. 

Danae  entfing  vom  Golde;  Lieb  und  Gold  sind  solche  Stücke: 
Dem,  der  sie  bej  Jungfern  brauchet,  geht  kein  Anschlag  bald 

zurücke. 

135. 

Von  der  Anrella; 

Aurella  geht  und  beichtet  o£Bt,  daß  man  sie  from  soll  zehlen; 
Es  scheint,  wer  ofi^  zu  beichten  hat,  der  muß  gar  offte  fehlen. 

136. 

Haar-Pondre. 

Welt  ist  mit  ihr  selbst  nicht  einig;  grauen  macht  ihr  sonst  ein 

Grauen; 
letzo  siht  man  grau  sich  machen  junge  Jungfern,  junge  Frauen. 

137. 

Anders. 

letzo  wil  ein  iedre  grauen,  ob  sie  gleich  nicht  grauen  soll; 
Wolln  sie  Augen  oder  Nasen  (wer  verstehts?)  gefallen  wol? 

138. 
Knrtzweilen. 

Andre  mügen  Gläser  stUrtzen;  Andre  mügen  Hund  anbeten; 
Andre  mügen  näschig  geilen  da  bey  Greten,  dort  bey  Keten, 
Mügen  Glück  auif  Blätter  bauen,  mügen  blicklich  Kleider  wandeln, 
Mügen  bey  der  Sonnen-Thüre  Stein,  B6in,Glas  und  Fadem  handeln, 
5  Mügen  sich  leibeigen  geben  ihrer  Lüste  törchten  Grillen : 
Meine  Lust  soll  immer  bleiben,  mich  mit  Tichterey  zu  stillen. 

139. 
Zweiffei  an  der  Seligkeit. 

Die  an  ihrer  Seligkeit  Selbsten  Zweifiel  tragen, 

Woher  künnen  die,  daß  wir  sind  verdammt,  dann  sagen? 


Zu-Gabe.  657 

140. 

Von  meinem  Biiclie. 

Daß  ich  nicht  in  meinem  Bnche  mancher  guten  Freunde  dencke? 
Weiß  ich  doch  noch  selbst  nicht  eigen^  was  man  mir  von  Ruhme 

schencke.  ' 

141. 

Freunde. 

Was  sind  ietzt  gute  Freunde? 
Sie  sind  vermumte  Feinde; 
Wann  von  mir  weicht  mein  Glücke, 
So  blöst  sich  ihre  Tücke. 

142. 

An  den  Tod. 

O  Tod;  du  schwartzer  Tod,  du  Schauer  unsrer  Sinnen! 

O;  thu  ich  dir  zu  viel?    Ja,  ja;  du  kanst  gewinnen 

Ein  englisches  Gesicht.    Dann  du  bistS;  der  erfreut; 

Du  bistS;  der  uns  entzeucht  dem  Toben  toller  Zeit; 

Du  bistS;  der  uns  den  Hut  der  göldnen  Freyheit  schencket;  5 

Du  bistS;  der  um  ergetzt  und  unsre  Feinde  kräncket; 

Du  bistS;  der  unsren  Stuhl  hin  zu  den  Sternen  trägt; 

Der  aller  Frevler  Trotz  zu  unsren  Füssen  legt; 

Du  bistS;  der  unsre  Klag  in  lauter  Jauchzen  kehret; 

Du  bistS;  der  uns  für  Zeit  die  Ewigkeit  gewehret;  10 

Du  gibst  unS;  wann  du  ninunst;  dein  so  gefurchter  Stich 

Bereitet  uns  durch  dich  ein  Leben  ohne  dich. 

143. 
Ehre. 

Wer  Ehre  hat  erlangt ,  gab  Ehre  manchmal  drum. 
Er  kunte,  wie  er  kam,  auch  wieder  kehren  um. 

144. 

Frenndscliaflt. 

Wo  Nutz  sich  nicht  erzeigt;  wo  kein  Gewinn  sich  weist, 
Ist  Freundschafft  nicht  daheim,  ist  über  Land  gereist. 
LogMi.  42 


658  Zu-Gabe. 

145. 

Die  Welt-Frenndscliaflt. 

Ich  wil  nicht  Dämon  seyn;  die  Welt  darff  auch  nicht  werden 
Mein  Pythiaa;  wir  sind  von  zweyerley  Geberden: 
Mein  Sinn  steht  auffgericht;  die  Welt  geht  krumm  gebückt. 
Mein  Sinn  ist  ungefärbt;  die  Welt  ist  glat  geschmückt. 
6  Mein  Mund  hat  eine  Zung;  ich  kan  nicht  warmes  hauchen 
Und  kaltes  auch  zumal;  die  Welt  pflegt  Ja  zu  brauchen 
Wie  Nein  und  Nein  wie  Ja;  dann  ihre  Zunge  bricht 
Die  schöne  zwischen  Mund  und  Hertz  gepflogene  Pflicht. 

146. 

Das  Crentse. 

Ein  sondrer  Christ  ist  der^  der  nimmer  nichts  wil  leiden^ 
Der  sich  nicht  wil  von  Christ  und  doch  vom  Creutze  scheiden ; 
Noth  thut  esy  daß  ihn  Christ  in  einen  Himmel  weist, 
Durch  Bösen  drein  man  tantzt  und  nicht  durch  Domer  reist. 

147. 
Das  Hans  Österreich. 

Ihr  Töchter  Hesperi,  nicht  rtlhmt  die  goldnen  Früchte! 
Zweyträchtiges  Geschlecht  der  Bäume ,  bleib  vom  Lichte, 
Du  und  Alcinous!    Die  Epicurus  hegtC; 
Auch  die  Mäcenas  baut,  und  die  Lucanus  pflegte^ 
5  Ihr  Gärt  und  Gärtner  all^  ihr  sevd  mit  Buhm  zu  schonen : 
Der  Garten  Osterreich  trägt  lauter  Eäjser-Kronen. 

148. 
Auff  eine  woUflstige  Person. 

Wann  du  wärest  nicht  ein  Mensch^  lieber,  wozu  wärstu  tüchtig? 
Nur  zur  Sau,  die  ist  durchauß,  als  zum  fressen,  sonsten  nichtig. 

149. 

Auff  Basam. 

Einen  Trostspruch  auß  der  Schriffb  hatte  Basa  ihr  erwischet, 
Daß  man  dort  mit  Abraham,  Isaac,  Jacob  ewig  tischet; 
Freuet  sich  auff  beßre  Speisen ;  als  man  hier  erjagt  und  fischet 


Za-G«be.  g59 

IBO. 

Die  Liebe. 

Die  Liebe  siht;  sie  siht  auch  nicht;  sie  sihet  meistens  nicht 
AuffTugend-Glantz,  der  stets  besteht,  siht  auff  vergänglich  Licht 

161. 

Poeten. 

Daß  Poeten  phantasiren,  ist  es  dann  von  nöthen? 
Daß  Phantasten,  ist  es  nöthig,  müssen  seyn  Poeten? 

152. 
Ärtste. 

Artzte  sind  den  Menschen  gut,  daß  flkr  derer  Menge 
Endlich  nicht  die  gantze  Welt  werde  gar  zu  enge. 

163. 
Ein  verlorner  Frennd. 

Mein  Freund  ward  nechst  nach  Hof  in  Ehrendienst  erkoren. 
Die  Ehre  günn  ich  ihm;  doch  ward  der  Freund  verloren. 

154. 

Siegel. 

Fürsten  solln  mit  Stahle  siegeln;  was  zu  Siegeln  sie  erkiest, 
Soll  wie  Stahl  so  feste  halten,  daß  es  nicht  zu  beugen  ist. 

155. 
Mannbare  Jnngfranen. 

Junge  Töchter  sollen  freyen;  sonsten  kümmt  das  Jungfern-Fieber 
Oder  gehn  beym  Jungfern-Schlosse  auff  das  freje  Feld  fürüber. 

156. 
Eine  nnglflekliebe  Ehe. 

.Wann  das  Weib  ist  arm  und  der  Mann  ein  Narr, 
Hilfflt  der  Segen  kaum,  welchen  spricht  der  Pfarr. 

42  • 


660  Za-Ckibe. 

157. 

Jungfern. 

JungferD;  sejd  ihr  blind  an  Augen^  daß  ihr  nicht  am  Fenster  lieget^ 
Jungfern^  seyd  ihr  taub  an  Ohren,  daß  ihr  nicht  für  Kuppler  tüget, 
Jungfern,  seyd  ihr  lahm  an  Füssen;  daß  ihr  nicht  die  Stadt  durch- 
streichet, 
Jungfern,  sejd  ihr  krunun  an  Händen,  daß  ihr  nicht  nach  Gaben 

reichet: 
5  O,  so  sejd  ihr,  wie  ihr  sollet,  weil  ihr  euch  der  Tugend  gleichet 

158. 
ScbSnlieit. 

Die  Schönheit  ist  der  Schirm,  da  Falschheit  hinter  stecket; 
Ist  Liebe  gar  zu  blind,  wird  Falschheit  nicht  entdecket 

169. 

Anff  Jungfer  Picam. 

Pica  ist  ein  Feuerspiegel,  brennt  zum  ersten  auff  die  Augen, 
Daß,  was  sie  im  Schilde  führet,  sie  zu  sehen  nicht  wol  taugen. 

160. 
Lob. 

Loben  ist  noch  weit  nicht  lieben; 
Ehr-Wort  ist  kein  Wahr- Wort  nicht; 
Compliment  macht  keine  Pflicht, 
Ist  bey  Hof  ein  höflich  üben. 

161. 
Walirbeit. 

Wahrheit  ist  ein  Tuch  zum  kleiden ,  zwar  das  allerbeste, 
Gleichwol  nicht  auff  alle  Tage,  nur  auff  hohe  Feste. 

162. 
Anff  eine  Jnngfran. 

Jungfer,  o,  ihr  seyd  die  Schönste,  wann  ihr  steht  allein  im  Winckel ; 
Emnmt  ihr  etwa  rauß  ans  Lichte,  siht  man,  daß  ihr  feil  habtDttnckel. 


Zu-Gabe.  661 

163. 

Wein. 

Weh,  Weinen,  Winseln,  Hände  windep 
Ist  da,  wo  Wein  nicht  ist  zu  finden. 

164. 

Auf  Harcnm. 

Mahler  mahlen  manchmal  Engel ;  Mahler  mahlen  manchmal  TeulSel. 
Marcus  lebt  ietzt  from,  ietzt  schelmisch,  macht  ihm  drüber  keinen 

Zweiffei. 

166. 

Die  Dentscben. 

Die  Deutschen  sind  nicht  männisch  mehr,  thun  Kindern  alles  nach, 
Die,  wann  sie  etwas  neues  sehn,  thun  töblich,  thmn  und  gach. 

166. 
Gfegenw&rtiges  und  Znkfinfftiges. 

Was  vorigmal  geschehen  war, 
Geschieht  wol  mehr  ein  andres  Jahr. 

167. 
Kleider. 

Was  istS;  was  uns  bedeckt  und  gleichwol  auch  entdecket? 
Das  Kleid  bedeckt  den  Mann  und  weist,  was  in  ihm  stecket. 

168. 

Anff  Parcnm. 

Parcus  wil  sich  gastfrej  rühmen,  wil  wieLoih  die  Engel  speisen. 
Die  nichts  essen  und  nichts  trincken,  wann  sie  sich  zu  Gaste  weisen. 

169. 

Religion. 

Daß  man  mag  m  Haß  und  Neid  wider  seinen  Nechsten  leben, 
Soll  uns  die  Religion  einen  schönen  Mantel  geben. 
Ehr  mir  Gott  Religion,  die  gleich  rein  und  heilig  glaubet, 
Immer  aber  Haß  und  Ndid  wider  ihren  Nechsten  treibet  I 


662  Zu-<}abe. 

170. 

Neid. 

Gut;  nicht  bös  ists,  sonst  nichts  leiden, 
Als  daß  einen  Bös^  neiden. 

171. 
Feile  Cfereehtigkeit. 

Sind  deß  Richters  Ohren  zn?    Mache  dn  die  Hand  nur  auff, 
Recht  hat  ietzt  wie  alles  Ding  einen  eben  hohen  Kauff. 

172. 

Leben  und  Tod. 

Der  Tag  hat  grosse  Müh;  die  Nacht  hat  süsse  Ruh: 
Das  Leben  bringt  uns  Müh,  der  Tod  die  Ruhe  zu. 

173. 

Auf  Pingvinnm. 

Pingvinus  ist  gelehrt;  die  ihn  gelehrt;  die  leben; 

Nur  dieses  merckt  man  nicht,  ob  was  ist  blieben  kleben. 

174. 

Besonnenlieit. 

Wilstu  einen  Wächter  haben,  der  für  Schaden  wacht? 
Nim  dir  an  zu  einem  Diener  nur  den  Wolbedacht. 

175. 

Falseklieit. 

Man  meint,  die  Welt  sey  gar  zu  neu;  sie  habe  nichts  vom  alten. 
Ich  sage  nein;  man  muß  die  Zeit  nur  recht  zusammen  halten. 
Die  alte  Welt  hat  ihre  Witz  in  Fabeln  eingerichtet; 
O,  was  die  neue  Welt  uns  sagt,  ist  mehren theils  ertichtet. 

176. 

Irrfhflmer. 

Die  Welt  irrt  nicht;  es  irrt,  der,  daß  sie  irret,  streitet; 
Sie  trifft  den  W^  genau,  der  zu  der  Hölle  leitet. 


Zu-Gabe.  663 

177. 

Anff  Panlam. 

Paula  klaget;  daß  die  Strasse  dieser  Welt  sey  gar  zu  breit; 
Gingen  drauff  gleich  Junggesellen  ^  gingen  sie  ihr  doch  zu  weit. 

178. 
Vom  KSnige  in  Engeland. 

Daß  König  Carl  in  Engeland  ließ  einen  Eopff  und  drej  der  Kronen^ 
War  viel;  ist  mehr,  daß  dran  man  lernt  die  Majestäten  nicht 

verschonen. 

179. 

Hell-  und  engelftndischer  Krieg. 

Ihr,  gesaltznes  Herings-Heer,  gebet  grossen  Hertzens-Danck 
Fttr  in  Holl-  und  Engeland  aulSgerührten  Waffens-Zanck. 
Weil  sie  bejde  selbst  sich  fressen,  künnen  sie  nicht  euch  verzehren, 
Künnen  euch  auß  eignem  Saltze  nicht  in  fremdes  mehr  gewehren. 

180. 
Wite. 

Saltz  im  Tode,  Saltz  im  Leben 
Ist  dem  Hering  immer  eben: 
Witz  in  Freuden,  Witz  im  Leiden 
Sollen  Menschen  nimmer  meiden. 

181. 

Wnntsch. 

Für  fremdem  Brot, 
Für  grossem  Spot, 
Für  Seelen-Noth, 
Für  bösem  Tod 
Bewahr  mich  Gottl 

182. 

Sftnffer. 

Im  trincken  ein  Hart-Sänger, 
Im  hincken  ein  Schleich-Gänger. 


664  Za-Gabe. 

183. 

Anff  Rasam. 

Basa  hat  zwey  seh wartze  Geister,  hier  zum  lügen,  da  zum  prassen ; 
Keinen  weissen  kan  sie  haben,  weil  die  weissen  schwartze  hassen. 

184. 

ungleiche  Gfesellscbafft. 

Unter  Tollen  sollen  klug,  unter  Vollen  nüchtern  sejn, 

Wers  nicht  glaubt,  versuch  es  nur,  was  es  sej  fUr  schwere  Pein. 

185. 

Von  der  Rasa. 

Einen  Lobspruch,  bittet  Basa,  soll  ich  ihr  zu  Ehren  sagen! 
Ej,  so  kan  ich  deutlich  sprechen,  Basa  sej  ein  guter  Magen. 

186. 

An  Helenam. 

Helena,  so  schön  da  war  deiner  Schönheit  Schein, 
War  es  dennoch  gar  nicht  schön,  daß  er  so  gemein. 

187. 

Heünliclier  Saß. 

Wer  mich  hasst  und  sagt  mirs  nicht. 
Dieser  hat  sich  selbst  gericht, 
Daß  der  Neid  hat  was  erticht. 

188. 

An  das  Olflcke. 

Wer  sich  dessen,  was  da  kümmt,  schone  hat  versebn, 
Diesem  ist  kein  Possen  nie.  Glück ,  von  dir  geschehn. 

189. 

Nenligkeiten. 

Es  machen  kleine  neue  Dinge 
Offt  alte  grosse  gar  geringe. 


Za-Chibe.  665 

190. 

Zorn. 

Wo  Zorn  nimt  überhand,  da  steigt  ein  Nebel  auff, 
Der  den  Verstand  verblend  und  wehrt  ihm  seinen  Laaff. 

191. 

Auf  Morinnm. 

Es  sitzt  zwar  Salomon,  Morin,  in  deinem  Munde; 
Doch  sitzt  der  Nabal  mehr  in  deines  Hertzen  gründe. 

192. 
Auf  Tbrasonem. 

Thraso  geht  wie  Hercules  mit  der  Lewenhaut  bedeckt; 
Sags  nur  nicht!  ein  Hasenbalg  ist  zum  Futter  unterstreckt. 

193. 

Schweren. 

Weil  Ja  nicht  mehr  ist  Ja,  so  soll  das  Teu£fel  holen 
Dem  Glauben,  der  sonst  liegt,  verhelffen  auff  die  Sohlen. 

194. 
Verdacht. 

Mancher,  der  nichts  weiß  zu  rathen,  weiß  doch  viel  Verdacht  zu 

machen; 

Weiß  sonst,  daß  er  klug  mag  scheinen,  nicht  zu  helffen  seinen 

Sachen. 

195. 

Drey  Faenlt&ten. 

Juristen,  Artzte,  Prediger  sind  alle  drej  beflissen. 
Die  Leute  zu  purgiren  wol  an  Seckel,  Leib,  Gewissen. 

196. 

Ihrcen. 

Ists  deutscher  Art  gemäß,  mit  Worten  so  zu  spielen? 
Wir  heissen  Einen  Ihr  und  reden  wie  mit  vielen. 


666  Za-GhOie. 

197. 

Die  Mode. 

Die  Mode  wil  nach  Ihren  Sinnen  auch  gantz  deß  Leibes  Glieder 

zwingen; 

Kein  beßrer  Bath:   Das  Kinder  zeugen  ist  nur  Frantzosen  zu 

verdingen. 

198. 

^HSfligkeit. 

Leichtlich  ist  es  zu  verrichten ,  daß  man  Blej  und  Silber  scheid; 
Schwerlich  ist  zu  unterscheiden  Höfligkeit  von  Eitelkeit. 

199. 

Die  leiste  Zeit. 

Mein  Gott,  die  letzte  Welt,  wie  kindisch  wird  sie  doch! 
Bühmt  ihre  Lapperey  für  alle  Weißheit  hoch. 
Wer  Sinn  und  Witz  noch  hat,  ist  trefflich  übel  dran, 
Daß  er  nicht  bey  der  Welt  auch  mite  kindein  kan  I 

200. 
Verwuideliing. 

Daß  auß  Menschen  werden  WöUFe,   bringt  zu  glauben  nicht 

beschwerden; 

Siht  man  nicht,  das  auß  den  Deutschen  dieser  Zeit  Frantzosen 

werden  ? 

201. 

Deutsche  FrantEosen. 

Daß  unsre  Deutschen  ihreEinder  nicht  dürffen  mehr  in  Franckreich 

'  schicken. 

So  werden  sie  nun  selbst  Frantzosen:  seht  welch  ein  Vorthel  lest 

sich  blicken! 

202. 

Anff  Thumniiim. 

Thummius  wil  alle  Tage  sich  in  Bitterstieffeln  weisen ; 

Denn  erpflegtdurohStubundKammer  tägUchaußund  einsareisen. 


Zu-Gabe.  667 

203. 

Trftchteii. 

Ob  wir  Deutschen  unsre  Trachten  alle  Jahr  gleich  neu  erlesen^ 
Dennoch  ist  noch  nimmer  keine  nur  ein  Jahr  durch  recht  gewesen ; 
Abends  für  dem  jüngsten  Tage^  was  wir  damals;  wil  ich  glauben, 
Werden  zu  der  Tracht  erwehlen,  wird  ja  müssen  endlich  bleibei^. 

204. 

Todesftirebt. 

Wer  Sterben  ängstlich  fUrcht;  der  höre  meinen  Bath: 
Er  lebe  wol;  was  bleibt,  wofür  er  grausen  hat? 

205. 
Andreas-Abend. 

Wann  S.  Andreas-Abend  kümt;  pflegt  ieder,  der  sich  wil  beweiben, 
Auch  die,  die  sich  bemannen  wil,  ein  hitziges  Gebet  zu  treiben. 
Andreas,  der  sich  nennt  vom  Manne,  kan  Weibern,  glaub  ich, 

rathen  wol. 
Weiß  aber  nicht,  wie  seines  gleichen,alswieein  Weib,  er  rathen  soll. 

206. 

österreicli. 

Osterreich  heist  Osten-Beich;  denn  hierauß  entsteht  das  Licht, 
Drauff  das  gantze  deutsche  Beich  Wesen,  Wolfisdirt,  Wachsthum 

rieht 

207. 
Ein  Neidischer. 

Ein  Neider  gieng  nechst  für  mir  bej;  ich  sah,  er  werde  roth; 
Mir  aber  wiederfuhre  nichts;  er  macht  sich  selbst  zu  spott. 

208. 

Erfahrang. 

Wer  das  böse  vor  gekost, 
Hat  am  guten  duple  Lust. 


668  Za-Qabe. 

ao9. 

Der  Tod. 

Man  yerstecket  uns  in  Särcke;  man  verscharret  uns  in  Erde, 
Daß  der  arge  Lohn  der  Sünde  nicht  so  gar  erschrecklich  werde. 

210. 

eeld. 

Geld  bedarff  man  nur  zum  gelten,  daß  man  drum  die  Nothdurfft  hat ; 
Wanns  im  Kasten  liegt  verkerckert;  gilt  es,  was  ein  Nessel-blat. 

211. 

Von  meinen  Cfeticliten. 

Jungfern;  Frauen,  Witben,  Witbem,  Männern,  Junggesellen 
Milchten,  wie  sie  milchten  meinen,  meine  Reime  stellen 
Da  und  dorte  Mercke-Puncten.  Weil  die  Laster  wohnen 
Li  Personen,  nicht  in  Häusern,  wessen  soll  man  schonen? 

212. 
Anff  Bardnm. 

Bardus  strebt  nach  grossem  Namen,  ist  von  allen  Gaben  bloß; 
Dieses  kan  man  ihm  wol  gUnnen,  daß  er  heisse  Gernegroß. 

213. 
Heine  Reime. 

Natur  that  nichts  umsonst;  sie  brachte,  was  kan  fliegen. 
Bracht  auch,  was  krichen  kan;  ein  iedes  kan  was  tilgen. 
Mein  Reim  kan  wo  durch  kruch,  ob  nicht  durch  flug  vergntigen. 

214. 

Tneliten. 

Weil  sich  grosse  Potentaten  von  Frantzosen  lassen  zwingen. 
Das  so  knechtisch  sie  sich  beugen  nachzufolgen  ihren  Dingen, 
Scheint  es,  daß  sie  wie  dieAIten  wenig  scheun  derFreyheit  schling^i. 

215. 

Anff  TSlplinen. 

Für  Lauten  hat  und  fUr  Violen  Tölplin  den  polschenBock  erkohren ; 
Denn  jene  kunten  ihm  nicht  fUllen  die  hohen,  weiten,  tieffen  Ohren. 


Zn-Gabe.  QßQ 

216. 

Jobannis-Tag. 

Johannes  Ist  ein  durstig  Mann;  wann  er  kümt  an  und  trincket, 
So  siht  man;  wie  ein  grosser  Teich;  ofi%  auch  ein  Fluß  versincket. 

217. 

Von  der  Charit^. 

Charit^,  du  bist  ein  Spiegel;  wer  dich  an  und  in  dich  siht; 
Siht  das  ejgne  Bild  der  Tugend;  wie  es  gläntzt  und  wie  es  blüth. 

21d. 

Von  der  Castnla. 

Castula;  du  Jungfern-Bild;  gleichwol  auch  du  frome  Frau, 
Zucht  erzeugt  auß  dir  die  Scham;  da  sie  gieng  mit  dir  zur  Trau. 

219. 
Anff  Crispmn. 

Da  Crispusnoch  war  nicht  bekant;hilt  man  ihn  böse  nicht;  nochgut; 
Nun  er  bekant;  weiß  iedermaU;  den  Schelmen  deckt  der  breite  Hut. 

220. 
An  die  Dentschen. 

Bleibt  beym  sauffen!  bleibt  bejm  sauffen!  saufft  ihr  Deutschen 

immer  hin! 
Nur  die  ModC;  nur  die  Mode  last  zu  allen  Teuffein  ziehn! 

221. 
Von  meinem  Buche. 

Gut  Gerüchte;  scharff  Gerichte  werden  sich  an  diesem  übeu; 
Was  zur  Lust;  und  was  zu  Nutze  ward  in  dieses  Buch  geschrieben. 

222. 
Von  meinen  fietichten. 

Ich  schreibe  kurtze  Sinn-GetichtC;  damit  die  Bösen  minder  böse; 
Auch  daß  zu  wichtigem  Beginnen  ich  desto  eh  mich  abelöse. 


670  Zn4hhe, 

223. 
DlM  Leben. 

Hier  ist  deß  Lebens  Schatten;  dort  ist  der  Leib  deß  Lebens. 
Man  greiffe  nach  dem  Leibe ,  zum  Schatten  ists  vergebens. 

224. 
Anff  Pincam. 

Deiner  vollen  Brost  Geschwister  kttnte  vor  zu  sammen  spielen; 
Was  bedeutSy  daß  sie  von  sammen^  Pinea,  letzt  hinab  verfielen? 

226. 

Anff  Fleram. 

Flora  klagt,  das  grosse  Schmertzen 
Liebe  mach  in  ihrem  Hertzen; 
O;  das  Hertze,  das  sie  kränckt. 
Liegt  gar  tieff  hinab  gesenckt. 

226. 

Hefe-Art. 

Bey  Hof  ist  der  am  besten  dran, 
Der  aulSf  Verschwendung  rathen  kan; 
Bej  Hof  ist  der  der  schlimste  Mann, 
Der  was  von  Sparsamkeit  bringt  an. 

227. 

TitteL 

Die  Tittel  ohne  Mittel  sind  wie  ein  schwäbisch  Latz, 

Da  offt  ein  schlechter  Juncker  braucht  einen  grossen  Platz. 

228. 
Hofe-Lente. 

Die  Schweine  fressen  Eicheln,  so  viel  für  ihnen  liegen; 
Sie  fressen  ohne  Sorgen  und  schaffen  ihr  Vergnügen; 
Wie  lang  es  werde  wehren,  wo  mehr  sey  her  zunehmen, 
Das  ist  nicht  ihres  Wesens.   Sich  herrlich  nur  bequemen, 
6  Li  vollem  sause  leben,  nur  schlemmen,  demmen,  zehren, 
Ist  hofemässig;  sorgen,  wo  her  es  zu  gewehren. 
Damit  sind  ihre  Eöpffe  mit  nichte  zu  beschweren. 


Za-Gabe.  671 

229. 

Reisen. 

Land  und  Leute  zu  beschauen;  zieret  einen  Edelman 

Nur  80  weit;  so  weit  er  sonsten  noch  was  mehres  weiß  und  kan. 

230. 

Reisen. 

Weiland  war  fürs  Vaterland  Gut  und  Blut  gelassen ; 
Gut;  nicht  Blut  wird  ietzt  verthaU;  aber  nur  zum  hassen. 
Man  verreiset  grosses  Geld;  was  man  bringt  zurücke, 
Braucht  man,  das  man  schimpffen  kan  redlich  deutsch  geschicke. 

231. 
Anff  Oalennm. 

Galenus  wird  gesund;  wann  andre  werden  kranck; 
Er  gibt  ftir  gutes  Gold  kaum  einen  bittren  Tranck. 

232. 
Anff  Solinnm. 

Solinus  hat  zwar  manches  Buch; 
Zum  Mantel  aber  schlechtes  Tuch. 

233. 
Anff  Fetrinam. 

Petrina  wüntschet  einen  ManU; 

Der  sich  der  Wirthschafft  nimmet  an; 

Sey  hinten  stets  und  fernen  dran. 

234. 
Ffirsten. 

Fürsten  pflegen  zu  gebitten  über  Grafen;  Herren,  Edel; 
Über  Bürger;  über  Bauern;  und  wer  sonsten  kümt  in  Zedel; 
Sonsten  über  grosse  Summen  derer;  die  nicht  auflgeschrieben, 
(Stecken  etwa  unter  jenen)  nemlich  von  den  schlauen  Dieben. 

236. 
Anff  Harpagnm. 

HarpaguS;  der  hat  ein  Auge,  grösser  als  sein  Bauch; 
Dieses,  was  ihm  gleich  nicht  ndtig;  das  b^;ehrt  er  auch. 


672  Za-Qabe. 

236. 

Von  meinen  Versen. 

Ein  Zufall  kam  mir  neckst^  daß  ich  den  Schmack.verlohr; 
Es  schmäckte  mir  wie  Eoth^  was  lieblich  schmackte  vor^ 
Doch  meiBtens  Fisch  und  Fleisch;  o^  wann  nur  meine  Sachen 
Dem  Leser  allen  Schmack  nicht  weiten  graulich  machen! 

237. 

^  Tranekgeid. 

Wie  kümts^  daß  ein  gemeiner  Mann  um  Tranckgeld  pflegt  zu  bitten  ? 
Auff  Essegeld  beehrt  er  nichts:  es  sind  noch  deutsche  Sitten. 

238. 

Juristen. 

Gott  ehr  mir  die  Juristen!  wann  die  an  einem  fehlen^ 
Ists  nicht  um  Seel  und  Leben;  es  ist  nur  um  das  zehlen. 

239. 
Einder-Werck. 

Hans  und  Greta  ktLssen  sich;  da  und  dorte  gibts  Vermerck; 
Was  denn  mehr?  man  weiß  ja  wpl^  daß  es  nur  ist  Einderwerck. 

240. 
Kinder-Possen. 

Veit  und  sein  Weib;  die  haben  Blut  und  Thronen  offt  vergussen; 
Noch  dennoch;  wann  es  worden  Nacht,  begehn  sie  Kinder-Possen. 

341. 
6eld. 

Wer  nichts  thut,  wo  nicht  Geld  gefeilt, 
Thut  alles,  wann  ihm  nur  kiimt  Geld. 

242. 
N«id. 

Der  Neid,  der  macht  ans  arm;  wir  hilten  mis  flir  reich, 
Wami  andre  neben  uns  uns  weren  alle  gleicL 


Zu-Gabe.  673 

243. 

Diebstahl. 

Eines  andren  Ding  ergreifFcu  wider  seines  Herren  willen, 

Ist  ein  Dtebstahl.  Wie,  wann  aber  nur  die  Frau  ist  zu  bestillen?  ^ 

244. 
Die  Welt. 

Wann  der  Welt  ihr  Thun  ich  schaue^  kiimt  mirs  für  als  wie  ein  Spiel, 
Doch  darinnen  Pückelhäring  stets  den  Vorzug  haben  wil. 

245. 
Reichthnm. 

Wer  das  rothe  liebt  zu  sehr,  kan  das  gelbe  selten  haben; 
Wer  sich  scherat,  der  wird  nicht  reich;  Beichthum  fodert  freche 

Gaben. 
246. 

Trinck-Knnst. 

Wer  einen  guten  Trunck  vermag,  hat  er  denn  einen  Ruhm? 
Ja,  wann  er  trinckt,  daß  doch  VemunfFt  behelt  das  Mcisterthum. 
Bey  Hofe  nützt  ein  solelier  KopfF,  der  also  trincken  kan, 
Daß  er  entdeckt  sich  selbsten  nicht,  vielmehr  den  fremden  Mann. 

247. 
Aoff  Priscam. 

Priscus  liebt  die  Poesy, 

Treibt  sie  fleissig,  schreibt  auch  viel 

Aber  also,  daß  er  nie 

ßecht  verstanden  werden  wil. 

248. 
Von  meinen  Reimen. 

Ihr  Reime,  die  ihr  hinten  steht,  habt  einen  guten  Muth! 
Niemand  kümt  zu  euch  letzten  her,  wann  nicht  die  ersten  gut; 
Sind  aber  nur  die  ersten  gut,  so  geht  ihr  euren  Schritt, 
Im  fall  ihr  gleich  nicht  forder  seyd,  doch  unter  andren  mit. 

* 
1  Partum  est  contrectatio  rei  alien»  invito  domino. 
LogM.  ^3 


674  Za-Gabe. 

249. 

Hofe-MaUer. 

Bey  Hofe  hats  viel  Mahler  ^  die  einen  abemahlen 
Oemeiniglich  mit  Kohlen;  sie  fodem  kein  bezahlen; 
Sie  thun  es  ungeheissen ;  sie  thuns  von  freyen  stücken ; 
So  darff  man  auch  nicht  sitzen ;  sie  künnens  hinterm  Rücken. 

250. 
Auf  SchmeicUldam. 

Schmeichild  lebt  ein  reiches  Leben ;  alles,  was  sie  darif ,  ist  da, 
Thut  sonst  nichts;  sie  spricht  nur  immer  durch  das  gantze  Jahr 

durch:  Ja. 

251. 

Hofe-Bediente. 

AUc;  die  bey  Hofe  dienen ;  achten  sich,  als  andre,  höher; 
Kluge  rühmen,  als  die  Dienste,  ihre  Freyheit  billich  eher. 

252. 
Hofe-Gunst. 

Bey  Hofe  trifft  die  Gunst 
Nicht  nach  Verdienst  und  Kunst; 
Sie  helt  kein  rechtes  Ziel; 
Sie  feilt  nur,  wie  sie  fiel. 

253. 
Von  Largo. 

Largus  wüntschet  seinem  Feinde,  daß  er  ein  Ducaten  sey 
In  den  Händen  eines  Filtzes;  denn  da  würd  er  nimmer  frey. 

254. 
Die  Menge  menscUiclien  Ffirhabens. 

Kein  Deutscher  hat  noch  nie  (ließ  ich  mich  recht  berichten) 
Gevöllt  ein  gantzes  Buch  mit  lauter  Smn-Getichten. 
Was  mache  denn  nun  ich,  daß  ich  sie  heuffig  bringe 
Und  mache  sie  durch  Meng  und  Überfluß  geringe? 
6  O,  lieber,  wie  viel  ists,  das  ich  pflag  zu  besinnen? 
Geh,  zehle  mir  die  Stern  und  menschliches  Begifinen! 


ZQ-Gkbe.  675 

255. 
Neuer  Calender. 

Zehn  Tage  wird  eher  in  Himmel  kummen^ 
Der  neuen  Calender  hat  angenummen. 

256. 
FrantzSsiseh. 

Ein  Wind-Ey  legt  die  Henne ^  die  keinen  Han  nicht  hat; 
Schlecht  Ding  ists^  was  ein  Deutscher  und  nicht  ein  Frantzman  that. 

257. 
An  den  Leser. 

Also  wird  nunmehr  zum  Urthel;  lieber  Leser  ^  hier  geschlossen ; 
Mir  genügt;  wo  dir  nichts  genüget^  wann  dich  auch  nur  nichts 

verdrossen. 


43 


676 


ANHANG. 

ZERSTREUTE  ODER  BISHER  UNBEKANNTE  GEDICHTE  VON 

FRIEDRICH  VON  LOGAU. 


1.   In  der  ersten  ausgäbe  Yon  1638  befinden  sich  noch 

folgende ;   in  die   spätere^   größere  sammluug  von   1654  nicht 
aufgenommene  epigramme: 

1. 
Motto:  Nnlla  dies  sine  Hnea. 

Wer  in  Zeit  ohne  Zeit  hin  lebt, 

Soll  dies  erwerben: 
Daß  er  noch  für  der  Zeit,  eh  er 

Stirbt,  müsse  sterben. 

2.  (I,  39.) 
Tempornm  iniqnitas. 

Harte  Zeit  macht  harte  Leute; 
Arme  Zeit  gibt  reiche  Beute. 
Jene  schafft  Beständigkeit; 
Diese  gibt  die  Seligkeit. 

3.  (II,  22.) 
Salvifleinm. 

Ein  Schneider,  der  ihm  selbst  sein  Kleid  nicht  recht  kan  machen^ 
Den  muß  ja  alle  Welt  verspotten  und  verlachen. 
Wie?  ob  man  auch  wol  den  mit  Recht  verlachen  kan, 
Der  Andre  selig  macht  und  flir  sich  zweifelt  dran? 


Anhang.  677 

4.  (n,  25.) 

Bona  opera. 

Christus  ist  des  Lebens  Weg. 
Wer  auf  eigner  Wercke  Steg 
Ihm  hat  närrisch  flirgenommen 
Sich  für  sich  selbst  zu  begeben, 
Der  darf  wol  nach  Hinters-Leben 
Nicht  nach  Haders-Leben  kommen.  ^ 

5.  (H,  90.) 
Hilites  levis  armatur». 

Es  wil  sich  in  der  Welt  iezt  alles  Ding  verkehren: 
Die  Römer  führten  Volck,  die  führten  leichte  Wehren; 
Wir  fuhren  ietzund  Volck,  die  führen  leichte  Sinnen; 
Sie  waren  leichte  dort  von  außen,  hier  von  innen. 

6.  (n,  95.) 
Honores  mutant  mores. 

Wer  auf  hohem  Stuhle  sitzt 
Und  sich  auf  beid  Armen  stützt. 
Der  ist  schwerlich  aufzubringen, 
Den  Bedrängten  bejzuspringen. 

7.  (H,  100.) 
Contribntio. 

Wie  weise  Salomon  gleich  sonstefi  war  geachtet, 
So  hat  er  dieses  doch  nicht  gar  genau  betrachtet: 
Daß  derer  Dinge  Zahl,  die  keinmal  werden  satt. 
Die  Steuern  er  nicht  auch  noch  beigesetzet  hat. 

IL  Anna  Sophia,  oder  nntersehiedene  Getiehte  zu  Ehren 
der  Durchlauchten  Hochgebornen  Fürstin  und  Frauen,  Frauen 
Anna   Sophia,   gebomer   von   Meckelburg,   vermähleten  Her- 

* 

1  Hab  dir  das  Leben.  7.  1  sonsten  gleich  ward  Salomo.  2  er 
doch  in  dem  nicht  aUes  recht.        3  die  niemals. 


678  Anliang. 

tzoginn  in  Schlesien  zur  Liegnitz  und  Brieg;  Fürstin  zu  Wen- 
den^ Gräffin  zu  Schwerin,  4or  Lande  Bostock  und  Stai^art 
Frauen  geschrieben  von  Einem  Gehorsamen  Unterthan.  (Bresl. 
Stadtbiblioth.  4  F  1092  Nr.  7.)  » 

8.  (12.) 

Als  I.  F.  0.  von  dero  Herren  und  Gemahl  erstlich  bedienet 

worden. 

Das  Urtel;  das  erschal 

Vom  königlichen  Hirten 

Im  Schatten  kühler  Myrthen 

Aus  Ida  dunklem  Thal, 
6  Darff  keiner  Glaubenspflichten; 

Bleibt  bloß  ein  griechisch  Tichten, 

Bei  denen  Glaub  und  Treu 

Stund  stets  auf  runder  Beu, 

O  Himmel;  schlecht  bestellt; 
10  Darinnen  drei  Göttinnen 

Nichte  iede  iedes  künneu; 

Was  Sterblichen  gefidlt; 

Der  Pallas  Wissenheiteu; 

Der  Juno  Herrlichkeiten^ 
15  Der  Venus  Lieblichkeit 

Macht  Neid  und  Unterscheid. 

Der  edle  Strand  am  Belt, 

Den  muthig  stets  bestritten 

1  Folgende  gediohte  dieser  Munmlung  sind  in  der  ausgäbe  Ton  1654 
wieder  abgedruckt:  das  widmungsgedicht  =  ZD  121.  1  =  I,  10,  19.  2  = 
I,  10,  20.  3  =  1,  10,  34.  4  =  n,  2,  3.  6  =  n,  2,  42.  6  =  U,  2,  44.  7  = 
n,  5,  79.  8  =  n,  6,  4.  9  =  n,  6,  5.  10  =  II,  6,  71.  11  =  H,  9,  5.  14 
=  n,  1,  20.  15  =  n,  1,  22.  16  =  n,  9,  79.  17  =  1  Z  25.  18  =  1  Z 
26.  19  =  in,  1,  91.  20  =  I,  8,  96.  21  =  1  Z  18.  22  ='m,  3,  82. 
28  =  m,  4,  20.  24  =  in,  6,  79.  26  =  m,  8,  77.  26  =  HI,  8,  64. 
27  =  m,  8,  7.  28  =  in,  9,  28.  29  =  HI,  9,  49.  80  =  IH,  10,  58. 
31  =  m,  8,  8.  32  =  2  Z  79.  83  =s  ZD  71.  34  =  2  Z  101.  85  s= 
I,  10,  72.  36  =  2  Z  100.  42  ss  HI,  8,  44.  48  =  HI,  8,  46.  44  =  m, 
8,  46.  45  =  in,  8,  47.  46  =  m,  8,  48.  47  =  m,  8,  49.  48  =  HI,  8,  60. 
49  =  m,  8,  62,  50  =  m,  8,  51. 


Anhang.  .  679 

Die  kühnen  Obotriten^ 

Ist  noch  so  wol  bestellt,  20 

Da  eine  der  Göttinnen 

An  Art;  Gestalt  und  Sinnen 

Hält  Majestät  und  Witz 

Sam  Schönheit  im  Besitz. 

Ihr  Preis,  der  Grenze  hält,  sa 

Nicht  wo  die  Ostsee  endet. 

Noch  Elb  und  Oder  wendet. 

Vielmehr  mit  aller  Welt, 

Hat  herrlich  auch  beleuchtet. 

Was  Guttalus  befeuchtet  so 

An  edler  Weid  und  Hut 

Dem  Piasteer  Blut. 

Ihr  Glanz  entzückt  in  Eil 

Den  königlichen  Hirten, 

Zu  dessen  Dienst  sich  gürten  S5 

Den  Quaden  großes  Theil, 

Daß  er  den  Weg  betreten. 

Dies  Wunder  anzubeten. 

Und  flir  ihm  aufgericht. 

Zu  globen  Treu  und  Pflicht.  40 

Zwar  Er  bringt  keine  Frucht, 

Die  Eris  eingeschoben. 

Die  Venus  hat  erhoben, 

Die  Troja  hat  verflucht; 

Er  weiß,  daß  göldne  Gaben  u 

Noch  Werth  und  Würde  haben, 

Zu  kommen  ins  Gesicht 

Für  ein  so  himmlich  Licht. 

Sein  Herze  trägt  er  flir 

Und  wünscht,  es  möge  tügen,  so 

Die  Göttin  zu  vergnügen 

Mit  pflichtbarer  Gebühr, 

Weil  Göttern  ist  gelegen 

Für  ihrer  Güte  Segen 

An  keinem  andern  Lohn  s» 

Als  an  Devotion. 


680  Anhang. 

9.  (13.) 

In  Person  I.  F.  6.  Herrenfii  nnd  Gemahles. 

Anna  Sophia ;  Gott  hat  uns  verbunden 

Meistens  noch  immer  zu  fröhlichen  Stunden; 

Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küsse ;  drauf  küsse ;  drauf  küß  ich  dich. 
5  Anna  Sophia  ^  Gott  hat  es  gefüget^ 

Daß  uns  die  Liebe  so  lieblich  vergnüget. 

Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küsse ;  drauf  küsse ^  drauf  küß  ich  dich. 

Anna  Sophia ;  Gott  hat  uns  gegünnet^ 
10  Daß  wir  so  einige  so  treulich  gesinnet. 

Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küsse ;  drauf  küsse  ^  drauf  küß  ich  dich. 

Anna  Sophia^  dein  edles  Geblüte 

Hat  dir  verbunden  mein  treues  Gemüthe. 
15  Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küsse  ^  drauf  küsse ;  drauf  küß  ich  dich. 

Anna  Sophia^  dein  treues  Gemüthe 

Hat  dir  verbunden  mein  edles  Geblüte. 

Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 
20  Drauf  küsse ^  drauf  küsse ^  drauf  küß  ich  dich. 

Anna  Sophia,  dein  himmlische  Gaben 

Lasse  mich  lange  mich^  lange  mich  laben. 

Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küsse ;  drauf  küsse^  drauf  küß  ich  dich. 
25  Anna  Sophia^  wir  wollen  uns  lieben; 

Neidische  mögen  sich  drüber  betrüben. 

Anna  Sophia^  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küssC;  drauf  küssC;  drauf  küß  ich  dich. 

Anna  Sophia,  wir  wollen  uns  herzen; 
80  Redliche  mögen  sich  drüber  ergetzen. 

Anna  Sophia,  du  liebest  ja  mich? 

Drauf  küsse,  drauf  küsse,  drauf  küß  ich  dich. 

Anna  Sophia,  so  mischen  wir  küssen; 

Daß  es  nie  keiner  zu  zählen  soll  wissen. 
85  Drauf  küsse,  drauf  küsse,  drauf  küß  ich  dich; 

Drauf  küsse;  drauf  küsse,  drauf  küsse  mich! 


Anhang.  681 

10.  (87.) 

Als  I.  F.  6.  ein  Oespr&chspiel  von  Begierde  nnd  Verniuift 

gebracht  wurde. 

In  Person  der  Üppigkeit. 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen^ 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen? 

Die  runde  Burg  der  Welt^  das  allgemeine  Haus^ 

Lockt  uns  zu  lauter  Lust;  gibt  lauter  Freuden  aus. 

Was  sollein  die  Menschen  denn  anders  beginnen^  5 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die.  Sinnen? 

Der  Sonne  reines  Gold,  der  klaren  Luft  Saphir^ 

Der  Sternen  Diamant  lehrt  uns  den  Schmuck  imd  Zier. 

Was  sollen  die  Menschen  denu  anders  beginnen^ 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen?  lo 

Die  Erde  kleidet  sich  viermal  durch  iedes  Jahr; 

Sie  weiset  es  an  ihr^^  was  uns  erlaubet  war. 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen; 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen? 

Der  Erde  schwanger  Bauch  gibt  das  Metall  herfÜr;  ift 

Dadurch  ein  ieder  hat;  wozu  er  hat  Begier. 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen; 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen? 

Wem  sol  so  manches  Thier;  Fisch;  Vogel,  Kraut  und  Frucht? 

Daß  dieses  einem  schmeckt;  wer  jenes  nicht  gemocht.  so 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen; 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen? 

Der  edlen  Säfte  Kraft;  der  Trauben  süße  Kost 

Macht  unsre  Leiber  frisch;  gibt  unsrem  Muthe  Lust. 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen;  ss 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen? 

Der  Thiere  Sprung  und  Scherz ;  der  Vogel  spielend  Chor 

Geht  uns  zu  Sang;  Klang,  Tanz  und  guten  Dingen  vor. 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen; 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen?  so 

Daß  ieder  Creatur;  die  lebet;  ist  ein  Paar, 

Das  macht;  daß  wir  in  ihr;  und  Welt  um  uns  noch  war. 


682  Anhang. 

Was  sollen  die  Menschen  denn  anders  beginnen^ 

Als  laben  mit  Lüsten  und  Freuden  die  Sinnen? 

S5  Natur  fsLbrt  immer  fort;  wird  dessen  nimmer  satt; 

Daß  stets  maU;  was  man  darff;  zu  Lust  und  Freuden  hat. 

11.  (38.) 
In  Person  der  Yemanft. 

Ach,  die  große  Stadt  der  Welt, 
Was  hegt  die  ftlr  starke  Zünften 
Voller  toller  Unvemunften, 
Die  fllr  lauter  Witz  man  hält, 
5  Drauff  man  alles  Wesen  stellt! 

Handel,  Wandel  und  Gewerb 
Steht  nach  lauter  guten  Dingen-, 
Wann  wir  die  zu  Bathe  bringen, 
Geht  das  ander  auf  den  Kerb 
10  Ungeachtet  den  Verterb. 

Aller  weichen  Zärtelei 
Pflegen  wir  den  Fuchs  zu  streichen, 
Gut  Gemach  nur  zu  erreichen; 
ledes  Laster,  wie  es  sey, 
15  Gehet  frank  und  handelt  frei. 

Eigenwil  ist  Bürgerrecht, 
Wie  uns  die  Begierden  winken. 
Dieses  wil  uns  gut  bedünken; 
Trotz  und  Macht  hat  Oberhand; 
so  Gleich  und  Becht  ist  unbekannt. 

Also  zeucht  sich  alles  Ziel 
Bloß  dahin  nur,  daß  aufs  beste 
Unsren  Leib,  den  Knecht,  man  mäste. 
Was  der  Herr,  die  Seele,  wil, 
«6  Drauff  versteht  man  sich  nicht  viel. 

Solche  Waaren  führt  man  nicht. 
Draus  sich  reichem  die  Gemüther; 
Die  Vernunft  hat,  diese  Güter, 
Bannet  man  vom  Tage-Licht, 
so  Günnet  ihnen  kein  Gesicht. 


Anhang.  683 

Was  in  Wahrheit  gut  und  werth, 
Diesem  zeucht  man  vor^  was  scheinet, 
Und  was  bloß  der  Wahn  vermeinet. 
Schwerlich  ie  wird  das  begehrt, 
Was  uns  Ewigkeit  gewährt.  ^5 

Wer  Vernunft  hat,  schafft  ihm  ein, 
Was  durch  allen  Stand  bestehet, 
Das  mit  keinem  Glück  vergehet. 
Das  noch  stehet,  wenn  kein  Schein 
Und  kein  Eitles  mehr  wird  sein.  ^o 

12.  (39.) 
Als  L  F.  G.  ein  Spiel  von  den  vier  Altem  hielten. 

Wer  der  Jugend  Blumenarten 
Pflanzet  in  der  Tugend  Garten, 
Brauchet  so  der  Jugend  Mai, 
Daß  ps  ohne  Nachtheil  sei. 

Y^tr  der  Jugend  Blüth  und  Rosen  5 

Braucht,  der  Lust  zu  Liebe  kosen. 
Dieser  bindet  eine  Eron 
Nicht  zu  Ehren,  sondern  Hohn. 

Wer  der  Jahre  frische  Stärke 
Leget  an  die  Standeswerke,  10 

Stehet  so  in  runder  Welt, 
Daß  er  steht,  wenn  sie  gleich  ftllt. 

Wer  die  Kraft  der  mannbam  Jahre 
Leget  nur  an  faule  Waare, 

Dieser  wird  durch  Müßiggang  15 

Werben  des  Verterbens  Zwang. 

Wenn  des  Hauptes  Haare  weißen, 
Soll  man  billich  klug  uns  heißen; 
Weiser  Sinn  und  weißes  Haar 
Sind  ein  wol  gepaartes  Paar.  so 

Wann  die  Laster  sich  verjüngen. 
Da  die  Jahre  höher  dringen. 
Wachset  Dom  und  Nesselfrucht, 
Wo  man  Weizen  hat  gesucht. 

12.  19  of.  ZD  58. 


684  Anhang. 

25  Wenn  man  endlich  dann  dem  Leben 

Soll  die  Hand  zum  Abscheid  geben^ 

Wandert  fröhlich  von  der  Statt, 

Wer  Gewissen  sauber  hat. 

Wer  der  Welt  sich  so  verpachtet, 
so  Daß  er  keines  Himmels  achtet, 

Lehnet  sich  an  eine  Wand, 

Die  nicht  hat,  noch  hält  Bestand. 
Zeit,  die  war,  und  die  sol  werden, 

Hat  itzt  Nutz  und  izt  Beschwerden; 
85  Wie  wirs  machen,  so  ist  Zeit 

Uns  zu  Lieb  und  auch  zu  Leid. 

13.  (40.) 

Als  L  F.  6.  Hertzog  Ladewig  das  erste  Mal  durch  Polen 

gegen  Meckelborg  reiseten. 

Der  Hirte  Lysis  reiste  hin 
.    Zu  seiner  edlen  Schäferin, 
Ihr  Sarmaten,  durch  eure  Wälder 
Und  dürre,  bleiche  Sändefelder. 
•i  Die  mit  ihr(!)  waren  im  Geleit, 

Die  lobten  nicht  zu  aller  Zeit 
Die  langen,  krummen  Schlangemeilen, 
Die  Zeit  und  Kuh  so  sehr  verweilen. 
Theils  sagten:    Wen  die  Liebe  sticht, 
10  Dem  tUgen  diese  Meilen  nicht. 

Er  wünscht  vielmehr  durch  kurze  Meilen 
Zu  seiner  Freundin  fort  zu  eilen. 

Der,  den  der  heiße  Magen  neckt 
Und  dürre  Zeit  im  Mund  erweckt, 
t5  Der  wollte  diese  polsche  Meilen 

Ein  iede  gern  in  viere  theilen. 

Wen   liegen  ncässt  und  Sonn  erhitzt 
Und  polscher  Bruch  den  Fuß  bespritzt. 
Der  wünschet,  daß  der  .Meilenmesser 
20  Liegt  in  dem  tiefsten  Sumpfgewässer. 

Wer  einen  zarten  Schläfer  gibt 
Und  ungeuTte  Ruh  beliebt, 


Anhang.  685 

Der  wil  den  Meilen  aus  Verdrießen 
Zu  Trotz  die  Augen  stets  verschließen. 

Theils  meinen:  Wer  das  zarte  Band,  25 

Der  Liebsten  Hand;  hätt  in  der  Hand^ 
Dem  diente  doch  zu  kurzen  Freuden 
Der  allerlängsten  Meile  Scheiden. 

Wann  iede  Meile  war  ein  61äS; 
GevöUt  mit  süßem  Bebennaß;  so 

Dann  würden  diese  Meilen  Allen 
Vielleicht  nicht  leichtlich  mißgefallen. 

Wann  eine  Wurst  reicht  alldahiu; 
Wo  diese  Meilen  fort  sich  ziehu; 
Wie  würde  mancher  fleißig  beißen  35 

Und  diese  Meilen  päßlich  heißen! 

Wem  Geld  zu  raffen  wer  geschenkt. 
So  lang  sich  eine  Meile  längt; 
Wie  fröhlich  würd  er  sich  gebaren 
Und  langsam  diese  Meilen  fahren!  40 

Also  gehts  her  in  dieser  Welt; 
'  Daß  ein  Ding  wol-  und  mißgefallt; 
Daß  arg  bald  gut,  gut  arg  muß  werden; 
Nachdem  es  Nutz  bringt  und  Beschwerden. 

14.  (41.) 

Fürstin;  Euer  Lob  zu  schreiben;  muß  ich  einmal  stille  schweigen; 
So  ich  dem  gleich  nach  stets  steige;  desto  mehr  ist  noch  zu  steigen.  ^ 

15. 
III.    Frendengesang  ttber  Von  Löblicher  Peregrination 

Glücklicher  Wiederkunft  der  Durchsuchten  Hochgebomen 
Fürsten  und  Herren;  H.  Georgens  und  H.  Ludewiges  Ge- 
brüder und  Hertzoge  in  Schlesien  zur  Liegnitz  und  Brieg; 
unsrer  genädigen  Landes  Fürsten  unnd  Herren.  Friedriches 
von  Logaw.  (1631?) 

Theure  Prinzen;  göldne  Früchte 
Aus  Piastus  edlem  Garten 

* 

14.  1  werd  ich  mich  vergebens  üben.         2  £uor  Thun  wird,  wie  man 
mercket,  von  der  Ewigkeit  beschrieben.        cf.  III,  9,  28. 


686  Anbang. 

Ey,  wie  lang  war  uüb  zn  warten 
Auf  das  himmlisch  Angesichte^ 

5  Das  bisher  ein  fremdes  Land 

Mit  Verwundem  hat  erkannt! 
Ej;  wie  schwer  war  uns  zu  dulden^ 
Daß  -die  Sonnen  unsrer  Erden 
Uns  entfremdet  selten  werden 

10  Und  ein  fernes  Feld  vergolden; 

Daß  bei  uns  ohn  ihren  Schein 
Solten  lauter  Nächte  sein. 
Phöbus  kont  uns  wenig  dienen^ 
Waan  die  süßen  Vaterauen 

15  Solten  einen  Frühling  schauen 

Und  ein  wenig  wieder  grünen^ 
Daß -auf  rauhes  Winter-Eis 
Folg  ein  lieblich  Sommer-Preis. 
Mitten  zwischen  Schweiß  und  Batze, 

20  Wenn  der  heißen  Flammen  Wüthen 

Sirius  wolt  auf  uns  schütten, 
War  uns  Aolus  nichts  nütze; 
Aller  Saft  war  ausgebrannt, 
Weil  die'  Kühlung  ganz  verschwand. 

95  Unser  Hoffnung  war  enthalten, 

Bald  wo  Bhodanus  geflossen, 
Bald  wo  Thule  liegt  beschlossen 
In  der  Amphitrite  Falten, 
•Bald  wo  des  Iberus  Pracht 

so  Frei  und  reich  die  Leute  macht, 

Bald  wo  in  den  ebnen  Felden 
Lechus  seine  Wohnung  fand 
Und  ihm  baut  ein  neues  Land 
Mitten  in  den  wilden  Wsdden. 

85  Also  weit  war  unsre  Hand, 

Die  uns  schützen  solt,  entwand! 
Nun  der  Meister  dieser  Bunde 
Hat  die  Kugel  umb  gewendet, 
Hat  uns  wieder  zugesendet 

40  Eine  liebe  Lachestunde; 


Anhang.  6g7 

Unsre  Freude  blüht  hervor; 

Unser  Bestes  wächst  empor; 

Unser  Glücke,  wie  wir  hoffen. 

Hat  durch  himmlisches  Erbarmen 

Zu  uns  in  begierig'  Armen  4<^ 

Wieder  einen  Weg  getroffen; 

Es  kehrt  wieder  bei  uns  ein 

Unsrer  Wohlfahrt  Sonnenschein. 

O;  es  muß  an  diesem  Tage 

Juno  keinen  Caurns  leiden,  50 

Noch  sich  Cynthius  verkleiden 

In  die  schwarze  Wolken-Klage! 

Zeuch  an,  Flora,  deinen  Eock 

Und  den  ersten  Frühlings-Schmuck! 

Laß  uns  neue  Kosen  blühen,  6& 

Laß  uns  Lilien  entsprießen. 

Gib  uns  wieder  die  Narcissen, 

Laß  sich  deine  Hand  bemühen 

Uns  zu  binden  eine  Cron', 

Wie  du  sonst  gibst  dem  Favon,  eo 

Daß  wir  diesen  Tag  schön  schmücken. 

Des  Sjlvanus  Hausgenossen 

Müssen  auch  zusammenstoßen 

Mit  .den  schönen  Cantorstücken; 

Drunter  sei  dein  kluger  Schall,  es 

Königliche  Nachtigall! 

Ist  Arion  wo  vorhanden, 

Ist  wo  Orpheus  und  Sein^leichen, 

Ist  Amphion  zu  erreichen 

In  Cybelle  weiten  Landen:  70 

So  komm  ieder  bald  herbei, 

Daß  man  den  Tag  fröhlich  sei. 

Heiße  deine  zarte  Nymphen, 

Guttalus,  umb  deine  Grenzen 

Mit  gehegten  Freudetänzen  ^  76 

In  dem  grünen  Gras  umbschimpfen. 

O;  daß  diesen  Tag  dein  Strand 

Führen  müsse  göldnen  Sand! 


688  Anliang. 

Und  ihr  keuBchen  Pierinnen, 

80  (Derer  himmlisches  Geschlechte 

Mars  gern  in  Vergessen  brächte 
Durch  maiicli  tVevcIes  Beginnen) 
Öffnet  wieder  Pindus  Thor, 
Geht  mit  Sang  und  Klang  hervor! 

85  Lasset  Aganippe  Quellen 

Wieder  unverhindert  fließen 
Und  ein  dürres  Land  begießen; 
Lasset  eine  Ceder  fällen^ 
Drauf  ihr  diesea  Tages  Zeit 

90  Schenken  mögt  der  Ewigkeit! 

Steig  hernieder  von  den  Sternen, 
Daß;  Asträa,  deine  Waage 
Recht  und  Unrecht  überschlage! 
Laß  dich  nichts  mehr  uns  entfernen; 

95  Schau ;  wie  ein  dreifacher  Schild 

leden  Pfeil  fangt,  der  dir  gilt. 
Doch  vergiß  nicht  nach  zu  denken, 
Wie  man  dieses  Tages  Gaben, 
Daß  wir  dich  nun  wieder  haben, 

100  Möge  dankbarlich  beschenken. 

Gib,  kanstu,  daß  diesen  Tag 
Niemand  keinmal  zanken  mag. 
Du,  Gradivus,  wil  ich  glauben. 
Wirst  uns  auch  was  milder  werden. 

105  Deine  saure  Blutgeberden, 

Deiner  Nasen  Feuerschnauben 
Wird,  wie  diu'ch  Vulcanus  Kunst 
Eingeschlossen,  sein  umbsonst. 
Ey,  wir  wollen  ehstes  schauen, 

110  Wie  umb  deinen  Schild  und  Degen 

Wird  ihr  Web'  Arachne  legen. 
Wie  in  deinen  Helm  wird  bauen 
Dieser  Vogel  sein  fromm  Nest, 
Der  der  Vßnus  lieb  gewest. 

115  Deine  Waffen  werden  wüthen. 

Aber  nicht  in  Fleisch  und  Blute, 


Anhang.  689 

Sondern  Fleisch  und  Blut  zu  gute 

Helfen  pflügen  und  zerrütten 

Unsrer  Acker  wildes  Feld, 

Daß  es  bringe  Brot  und  Geld.  120 

Es  muß  ja  der  herrlich  Orden 

(Draus  vom  Acker  und  vom  Pflügen 

Zum  Triumph  nach  schönen  Siegen 

Manchmal  ein  Dictator  worden) 

Nicht  mehr,  Mars,  durch  deinen  Trutz  120 

Liegen  ohne  ]^uhm  und  Nutz. 

Tityrus  muß  einmal  können 

Wieder  ruhn  in  kühlem  Schatten 

Und  von  seiner  Götter  Thaten 

Ihm  ein  fröhlich  Lied  ersinnen;  iso 

Daß  der  süße  Vatergrund 

Ihm  nun  wiedei*  sei  vergönnt. 

Du  nur,  großer  Gott  der  Götter, 

Der  du  lachen  läßt  nach  weinen, 

Der  du  läßt  die  Sonne  scheinen  iss 

Auf  ein  frostig  Hagelwetter, 

Gib,  daß  unsrer  Hoffnung  Schein 

Keinmal  mehr  darf  finster  sein. 

Laß  die  königlichen  Pflanzen, 

Die  du  unter  uns  zu  setzen  uo 

Uns  hast  würdig  wollen  schätzen, 

Durch  der  Engel  Dienst  umbschanzen; 

Gib,  daß  niemand  diese  Frucht 

Sonst  wo,  als  bei  uns,  mehr  sucht! 

Geuß  aus  Deiner  Güte  Segen,  145 

Daß  sie  mit  den  schönen  Zweigen 

Bis  zun  Sternen  mögen  steigen; 

Laß  sie  keinen  Sturm  bewegen, 

Sondern  gründe  fest  ins  Land 

Das  Geschenke  Deiner  Hand!  150 

Palmen  müssen  umb  sie  grünen; 

Daphne  müsse  sie  umbschränken; 

Ist  was  sonsten  zu  erdenken. 

Das  muß  ihren  Ehren  dienen, 

liOgau.  44 


690  ABhu«. 

1S5  Nur  daß  hier  nicht  finde  Bamn, 

Taxus,  dein  veigifiter  Baum. 

Gib,  Gott,  daß  dein  Nam  und  Lehre 

Reichlich  unter  ihnen  Wohne, 

Daß  dein  Grimm  ihr  Land  verschone, 
160  Daß  sich  Laeb  und  Treu  vermehre. 

Daß  mit  Menschen  Fried  entstdi 

Und  mit  Lastern  Kri^  angeh!  * 

16. 
lY.  Aus:  Vollsttidige  Kireken-  mi  Hais-Musik,  darinn 

außerlesne  Gesänge,  Psahnen  und  Hymni  u.  s.  w.  zum  Sieben- 
denmal  anßgefertiget.  Breßlau  in  d.  Baumannischen  Erben 
Druckerei  druckts  Johann  Günther  Hörer,  s.  650 — 651. 

Gott,  der  du  bist  ein  Freund  der  Menschenkinder 
Und  ein  Erbarmer  der  zerschlagnen  Sünder, 
Schau  uns  doch  an,  wie  wir  gedrQcket  werden 
Durch  viel  Beschwerden. 
5  Wir  haben  bisher  bei  viel  langen  Jahren 
Auf  unsrem  Rücken  deine  Streich  erÜEdiren, 
Und  deine  Hand  war  uns  zur  harten  Plage 

Bei  Nacht  und  Tage. 
Krieg  hat  dies  schöne  Land  ganz  umgekehret 
10  Und  unser  Fleisch  und  Mark  rein  ausgezehret; 
Pest  hat  auch  unsre  Brüder  weggenommen 

Mit  großen  Summen. 
In  Hungersnoth  sind  ihrer  viel  vergangen; 
Wir,  die  wir  übrig,  .sind  zu  rings  um£uigen 
15  Mit  Nattern ;  die  uns  ohne  Maaß  und  Zahlen 
Martern  und  quälen. 
O  Herr,  wie  hastu  dich  uns  doch  verwandelt 
In  einen,  der  sehr  streng  und  grausam  handelt? 
Ach !  wo  ist  doch  dein  väterlich  Gemüthe 
so  Und  milde  Güte? 

1  Stadtbibl.  so  Breslau  CoU.  VoL  m.  Nr.  7  (4  E  329). 


Anhang.  691 

Wir  mtisBen  zwar  ftLr  nnsrer  Noth  erblassen; 
Daß  wir  so  schändlich  dein  Gebot  verlassen ; 
Aber  wir  kehren  um  und  sind  beflissen 

Herzlich  zu  büßen. 
So  kehr  auch  du  zu  uns  nun  mit  Genaden,  ss 

Wend  unsem  Jammer  und  heil  unsem  Schaden. 
Sey  unser  Gott,  wie  du  vor  bist  gewesen, 

Daß  wir  genesen! 
Die  hier  auf  Erden  deine  Stelle  halten. 

Die  wollen  höher,  als  sie  sollen,  walten;  so 

Die  Seele,  die  dir,  Gott,  nur  wil  gebühren, 

WoUn  sie  regieren. 
Drum  nimm  dich  dessen  an,  das  dir  gehöret, 
Erhalt  uns  das,  was  dein  Mund  uns  gelehret; 
Laß  uns  von  dir  durch  Zwang,  Gewalt  und  Leiden  8& 

Keinmal  abscheiden. 
Sondern  tritt  freundlich  uns  zu  unsrer  Seiten; 
Hilf  wider  dein'  und  nnsre  Feinde  streiten. 
Die  sich  zusammen  rotten  und  stark  kämpfen 

Dein  Wort  zu  dämpfen.  40 

Wir  wollen  hier  nach  deinem  Willen  dulden, 
Was  du  uns  zuerkennst  für  unsere  Schulden, 
Nur  daß  uns  der  Kampf,  der  uns  zu  dir  bringet. 

Selig  gelinget.  * 

17. 

y.  Cnrienses  Snpplemeiitaii  der  Liegnitziseken  Historie, 
zeigend  das  Fürstliche  Andenken  bei  den  Sophienthalischen 
Sinnbildern,  welche  auf  gnädigstes  Begehren  der  weyland  Durch- 
lauchtigen, Hochgebohrnen  Fürstin  und  Frauen,  Frauen  Anna. 
Sophia,  Hertzogin  in  Schlesien  etc.  von  unterschiednen  Personen 
g6setzet  sind.  Liegnitz.  Anno  1719.  (In  dem  der  herzogin 
Anna  Sophia  gehörigen  Vorwerk  Sophienthal  bei  Liegnitz  waren 
in  mehreren  sälen  zahlreiche  bilder  mit  versen,  von  verschie- 
dnen  personen  gewidmet,   aufgehängt,  unter  ihnen  auch   fol- 

# 

1  Wuttke,  die  entwicklang  der  Sffentliohen  yerbttltniBBe  SchlesienB.  bd.  II, 
8.  59.  60. 

44  • 


692  Anhang. 

gendc;  ohne  zweifei  von  Logau  herrührende:  für  rieh,  Beine 
gemahlin  und  seine  drei  töchtcr.) 

Auf  einer  seite  die  aufgehende  sonne  ^   auf  der  andern 
ein  finsterer  pusch;  in  welchen  fledermäuse  fliegen: 

Wahrheit  bricht  noch  endlich  ein; 
Falschheit  muß  doch  flüchtig  sein. 

Friedrich  von  Logau. 
18. 

Ein  Weinglas,   in   welehem  eine  spinne  Heget ,  woraa 

die  sonne  scheinet. 

Aussen  Glantz/  innen  Qifft. 

HelenaLogauin  geb.  Knobelsdorffin. 

19. 
Eine  partie  schlangen,  nnweit  davon  ein  paar  minier, 

welche  in  feindscbafft  leben ;  mit  der  beysehrifiifc: 

Schlangen  können  Schlangen  leiden; 
Nur  der  Mensch  steckt  voller  Neiden. 

Anna  Helena  geb.  Logauin. 
Anno  1655. 
20. 

Ein  hertz,  auf  einem  tiselie  liegend ,  wozn  eine  hand 

aus  den  wölken  mit.  'einer  scheere  ein  muster  von  weiß-sei- 
denem zeuge  nimmt: 

Wil  ein  Hertze  sich  bekleiden; 
Steht  es  schön  in  weisser  Seiden. 

Dorothea  Magdalena  geb.  v.  Logau. 

21. 
Ein   wandersmann,  weleker  unf  seinem  pnekel   einen 

sack  traget,  worinnen  ein  kerl  mit  einer  narrenkappe  steckt, 
worauff*  geschrieben  steht :  „Eigne  Mängel" ;  ferne  aber  hängt 
ein  sack,  worin  ein  eichhörnlein  sitzt,  auf  welchem  die  worte 
stehen:  „Frembde  Mängel."    Unten  aber: 

Laß  frembden  Sack, 
Ninun  eignen  Pack. 

Anna  geb.  Logauin. 


Anhang.  693 

22. 
VI.  Auf  den  Bttr^ermeister  Hertwig  in  Liegnitc.  f  1654. 

Das  Alte  Leute  sterben  ^  diß  thun  ist  zwar  nicht  neu, 

Helt  doch  der  Todt  den  Kindern  zu  sterben  keine  Treu; 

ledoch  wenn  Alte  sterben ,  die  die  Erfahrenheit 

Hat  reiff  und  gar  gemachet  durch  Fälle,  Wercke,  Zeit, 

Da  stirbt  mit  ihrem  sterben  viel  raht,  that  und  Verstand,  » 

Viel  Sorge  fürs  Gemeine,  viel  treu  fUrs  Vaterland. 

Dein  Hertwig,  Lignitz,  lieget,  der  durch  so  manches  Jahr 

Zu  deines  Nutzes  Besten  dein  wachsam  Vater  war; 

Daß  ist  fhr  dich  gar  Kläglich.    Ich  bilde  mir  wol  ein. 

Es  wird  in  vielen  Stücken  da,  dort  schon  mangel  sein  m 

An  seinen  Wissenschaften,  an  guten  Unterricht, 

Und  was  ein  muntrer  Wächter  nützt  mehr  durch  seine  Pflicht. 

Man  kan  zwar  Wunden  heilen;  doch  dieses  ist  gewiß. 

Das  immer  eine  Narbe  sich  dennoch  mercken  ließ. 

Zu  verdientem  Ehrengedächtnüs  deß 

Sehlig  Verstorbenen,  Satzte 

dieses 

Salomon  von  Golaw.  ^ 

1  Liegn.  Rathsarohiv  Nr.  1496,  4o.  Vgl.  H.  Kra£fert,  Jahrb.  für  philol. 
und  pädag.  bd.  108.  104.  3  heft  b.  142. 


694 


SCHLUSZWORT  DES  HERAUSGEBERS. 


LOeAüS  LEBEN. 

In  hohem  grade  auffallend  ist  die  erscheinung,  daß  von  dem  an- 
erkannt uralten,  yielverzweigten  und  zahlreichen  geschlecht  von  Logau, 
von  dem  einzelne  mitglieder  durch  litterarische,  besonders  poetisdie 
leistungen  ihrer  zeit  berflhmt  waren,  andere  hochansehnliche  Stel- 
lungen in  Staat  und  kirche  bekleideten,  nur  sehr  dürftige  und  oft 
nicht  einmal  zuverläßige  nachrichten  sich  erhalten  haben.  Seit  Lea- 
sings entmutigendem  bekenntnis,  alle  seine  nachforschungen  ttber  die 
lebensumstände  unsers  dichters  Friedrich  von  Logau,  „dieses  wür- 
digen mannes^',  seien  nur  schlecht  belohnt  worden,  hat  es  daher  auch 
kein  litterarhistoriker  mehr  fbr  wert  gehalten,  die  Untersuchung 
noch  einmal  zu  beginnen, 'und  so  blieb  das  wenige,  was  Lessing  er- 
mittelt hatte,  und  was  sich  in  eine  geringe  anzahl  von  Zeilen  zu- 
sammenfaßeu  läßt,  die  einzige  nachricht  Aber  das  leben  desselben« 
Dem  herausgeber  der  vorliegenden,  vollständigen  ausgäbe  ist  es  in- 
dessen geglückt,  manches,  was  sich  der  kenntnis  früherer  forscher 
entzogen,  aufzufinden  und  so  ein  vollständigeres  bild  von  des  dichters 
Leben  entwerfen  zu  können. 

Der  nachweislich  älteste  ahnherr  de&jenigen  logauischen  zweiges, 


1  Die  für  diese  biographie  zum  mtenmal  benutzten  quellen  sind:  eine 
handschriftliche  chronik  ans  der  bibliothek  zu  Fürstenstein  (,,be8chreibang 
deß  uraltten  Logauischen  geschlechtes,  so  Johann  Heinrich  Wcntzel  Ton 
Logau  und  Alttendorf  aus  ^unterschiedlichen  alltcn  büchern,  schrifften  und 
epitaphiis  zusammengetragen");  zwei  die  familie  Logau  botreffende  Stamm- 
bäume, auszüge  aus  testaments-r^g^tem,  sowie  erbschafts-,  schenkungs-, 
cessions-  u.  s.  w.  Torträge  aus  dem  Staatsarchiv  und  der  Stadtbibliothek  sa 
Breslau. 


Logaos  leben. 


695 


welchem  unser  dichter  entstammte,  ist  Georg  ^  (1473 — 1541),  senior 


1  Georg  von  Logau 
1478—1541 
mit    Biargareta 
Ton  Bastelwitz. 


Wentzel. 


Georg, 

Domherr  zu 

Breslau  und 

Comes  Palati- 

nufl.  t  1552 

1 1  April. 


Valten.  Hedwig.       Anna. 

Eva  Ton  Nimptaoh. 

Ton  Schwett- 
ling. 


y^mf 


?  Helene.      Barbara.      Friedrich.  Anna.  Ludwig. 

Leonhard  Christ.  Be-  1558—1615        Melchior       1)  Katharina  Ton 

▼on  Mühl'       1er.  5  Februar     von  Schliebitz.      Packisch, 

berg.  Anna  2)  Anna  Maria 

Ton  Tschesch.  vonKaltenhoff. 


^ 


1)  Georg.  2)  Anna.      8)   Margarete.  4)  Hedwig.        5)  Eva. 

t  1605.  t  1614.      Christ.  vonRe-  Wolf  von   1)  Balom.  von 

Anna  von      Hans  Ulrich      gcnsptu-g.        Rödem.         Korkwitz. 
Beydeburg.   vonKitschkau.  2)  Grottfr.  von 

I  Donnigk. 

Anna  Marie.  Ludwig  auf  Crayn. 

t  1638.  1  Dec.  1610  bis 

Christ,   von  27  März  1682. 

Bielau.  Anna  Marie 

von  Knobeisdorf. 


FriedricL 

1^04—1655. 

2)  Helene  von 
Knobeisdorf. 


1)  Balthasar    2) Anna    3)  Dorothea    4)AnnaHelene.   5)  Sophie 
Friedrich.  von        Magdalena.       1649—1712.     Eleonore. 


von 
Gers- 
dorf. 


Ernst  Frie- 
drich. 


1645—1702 
9  Februar. 

1)  Anna  El.  von 
ZoUikofer.  f 
1682. 

2)  Helene  von 
Posadowsky. 

3)  Christ,  von 
Nickisch.  f 
1695. 

4)  Maria  EUs. 
Sidon.  von 
Rödem. 

1)  Heinrich  Friedrich, 
geb.  1697.  Graf  1738. 
Julie  Sophie  von  Lütt- 
witz (Reuthau). 


1)  von  Carmer  l)v.N]mptsch. 
(Banner?)  f  1693. 

2)  Gustav  von  2)  G.  Mor.  von 
Rose.  Rohr.fniO. 


t  1653. 


696  •  Scbloßwort  des  heraosgebers. 

auf  Brockut  bei  Nimptsch,  in  dessen  besitz  er  sich  schon  1506  und 
noch  1529  befindet.  Von  seinen  fbnf  kindern  ist  der  zweite  söhn 
derselbe,  welcher  unter  dem  namen  Qeprgins  Logns_aJ8  lateinischer 
dichter  eine  nicht  unrtthmliche  stelle  einnimmt,  und  dem  wir  auch  die 
erste  ausgäbe  des  Gratius  und  Nemesianus  sowie  die  von  Ovids  ba- 
lieuticon  ^  verdanken.  Er  war  hofmeister  des  nachmaligen  kaisers 
Maximilian  IT  gewesen,  darauf  von  kaiser  Ferdinand  öfter  zu  ehren- 
vollen gesandtschaften  verwendet  worden  und  starb  als  domhcrr  und 
p&lzgraf  am  11  April  1552  zu  Breslau,  wo  sich  noch  jetzt  in  der 
kreuzkirche  sein  grabdenkmal  neben  dem  seines  in  Schlaupitz  bei 
Qeichenbach  begrabnen  vaters  befindet,  beide  epitaphien  mit  den 
zierlichen  lateinischen  versen  des  sohnes  versehen.  Der  jüngere  bmder 
Valten,  zu  dessen  gunsten  Georg  „nach  laut  der  alten  briffe  aufsein 
vätter-  und  mtltterlichen  erbtheil  an  Brockutt  und  Roßkowitz"  im 
jähre  1542  verzichtet,  und  dem  auch  die  beiden  Schwestern  Hedwig 
und  Anna  ihre  autheile  abgetreten  hatten,  erhielt  aus  seiner  ehe  mit 
Eva  von  Schwettling  vier  töchter  und  zwei  söhne,  von  denen  der 
ältere,  Friedrich  (1553-^1615),  der  großvater,  nicht,  wie  man 
bisher  angenommen,  der  vater  unsers  dichters  ist.  Die  dürftigen 
Vermögensverhältnisse  des  letzteren,  deren  wir  später  noch  öfter  su 
gedenken  veranlaßung  haben  werden,  scheinen  indessen  nicht  allein 
durch  die  schuld  des  dreißigjährigen  krieges  herbeigeführt  worden 
zu  sein,  sondern  schon  jetzt  in  der  allmählichen  Verarmung  dieses 
Zweiges  der  Logau  ihre  begründung  zu  finden.  Während  fiEtst  zu 
derselben  zeit  (1569)  Matthäus  von  Logau  aus  einer  Seitenlinie  im 
verein  mit  seinen  brQdern  vom  herzog  Carl  Christoph  von  Öls  das 
färstentum  MOnsterberg  für  180000  gülden  zu  kaufen  vermag,  bittet 
der  oben  genannte  Friedrich,  Yaltens  söhn,  den  herzog  Georg  II  von 
Brieg  inständigst  um  nachlaß  der  summe  von  40  reichsthalem,  die 
er  als  hilfsgelder  zu  zahlen  hatte,  und  begründet  sein  gesuch  durch 
den  hinweis  auf  seine  vielen  schulden  (1577).  Ja  wenige  jähre 
später  wird  er  sogar  von  seinem  schwager  Sigmund  wegen  74  reichs- 

* 

1  Sie  waren  von  Sannazar  aus  Frankreich  gebracht  worden,  in  longo- 
bardiBchen  buchstaben  gesollrieben ;  Lucretius  Asiander  copierte  sie  und  über- 
ließ sie  Logau,  der  sie  bei  Paulus  Manutius  1534  in  Venedig  herausgab 
zugleich  mit  ihnen:  Aurel.  Olymp.  Nemesiani  Carmen  bucolic,  Calponüi 
Sicull  Bucolica  und  Adriani  Cardinalis  venatio,  sammtlich  Anton  Fugger 
dediciert. 


LogauB  leben.  #  697 

thaler  verklagt  (1583).  Vielleicht  war  es  also  mitgefahl  mit  seiner 
bedrängten  läge,  was  seine  drei  Schwestern  sowie  seinen  schwager 
Leonhard  von  Mtthlberg  veranlaßte,  lant  der  in  den  jähren  1581 
and  1583  ausgestellten  nrknnden  anf  ihre  antheilo  an  dem  väterlichen 
erbgnt  Brocknt  za  seinen  gansten  zu  verzichten,  ohne  daß  hierbei 
irgend  welcher  entschädignng  ihrerseits  gedacht  wflrde.  Aach  seine 
gemahlin  Anna  von  Tschesch  aas  dem  haase  Tiefensee  scheint  ohne 
vermögen  gewesen  za  sein;  denn  aus  der  noch  vorhandenen  erb- 
beredang  vom  13  Jani  (1577?)  geht  hervor,  daß  ihre  ganze  mitgift 
in  600  angarischen  galden  bestand.  Dieser  ehe  entsproßte  ein  söhn 
and  vier  töchter,  von  denen  der  erstere,  Georg,  sich  nachmals  mit 
Anna  voa  Reydeburg  vermählte  and  der  vater  ansers  dichters  Friedrich 
von  Logaa  warde,  der  im  monat  Jani  1604  za  Brockat  geboren 
warde.  Er  blieb  das  einzige  Idnd  dieser  ehe,  da  sein  vater  schon 
im  nächsten  jähre  in  noch  jagendlichem  alter  starb.  Über  Friedrichs 
kinderjahre  ist  ans  keine  nachricht  erhalten.  Seine  matter  hatte  sich 
nach  verlaaf  einiger  zeit  aafs  neae  mit  einem  herrn  von  Hohberg  ver- 
mählt, und  ihr  söhn  aus  erster  ehe  ward  nun  zu  seiner  geistigen  aus- 
bildung  auf  das  gymnasium  nach  Brieg  gesandt,  wo  er  am  13  October 
1614  von  dem  rector  Melchior  Laubanus,  einem  vielgefeierten  ge- 
lehrten, der  erst  wenige  monate  vorher,  am  17  Jani,  von  Danzig 
berufen  worden  war,  in  die  quarta  aufgenommen  wurde. 

Hier  in  grieg  fand  Logau,  wahrscheinlich  auf  vcnvendnng  seines 
mütterlichen  oheims  Heinrich  von  Reydeburg,  welcher  herzoglicher 
rath  war,  in  dem  damaligen  landesfbrsten  Johann  Christian  und  seiner 
gemahlin  Dorothea  Sibylla,  vom  volksmund  „dieJiebeJDorel"  ge- 
nannt, die  freundlichsten  und  liebevollsten  gönner,  welche  die  reiche 
entWickelung  seines  geistes  und  herzens  mit  inniger  freude  verfolgten. 
Sie  hatten  sich  des  knaben  völlig  angenommen,  „weil  es  eine  waise 
und  das  väterliche  erbe  unterdeß  in  cridam  gefallen  sei'\  und  Fried- 
rich war  hofejunker  oder  page  der  herzogin  geworden.  Die  anmuti-  ^ 
gen  geschichtchen  aus  der  zeit  dieses  frauendienstes,  deren  ich  bereits  ^] 
an  einem  andern  orte  ^  ausfflhrlich  gedacht,  tibergehe  ich  hier,  weil 
die  glaubwflrdigkeit  ihrer  quelle  '  mit  recht  so  lange   angezweifelt 


1  SinDgediohte  von  Friedrich  ron  Logau,  herausgegeben  von  Gustav  Eitner. 
(3  band  der  deutschen  dichter  des  17ten  Jahrhunderts,  Leipzig,  Brockhaus. 
1870.)        2  Die  Ton  dem  Brieger  rothgerbermeister  Valentin  Qierth  hinter- 


'.-^j 

H' 


398  ^  Bchlnßwpfl  des  hirtusgeben. 

werden  rnnßi  bis  unwiderlegliche  beweise  für  die  ecfatheit  ihrer  flber- 
lieferung  vorhanden  sind. 

Am  13  Mai  1617  wnrde  Logan  nach  secnnda  und  am  26  März 
des  folgenden  Jahres  nach  prima  vorsetzt.  Dieser  klasse  gehörte  et 
sieben  jähre  an,  weil  sein  scholbesndi  durch  die  kriegsunruhen,  wah- 
rend deren  der  hof  öfters  die  Stadt  zu  verlaGen  genötigt  wurde 
und  z.  b.  das  ganze  jähr  1.621  abwesend  war,  häufig  unterbrochen 
wurde.  Aus  dieser  zeit  haben  uns  die  acten  des  Brieger  gymnasiums 
folgende  notizen  Aber  Logau  aufbewahrt:  am  1  Februar  1620  ^decla- 
mierte^  er  die  invective  des  Priamus  gegen  Pyrrlius  und  erhielt  den 
Vorrang  Aber  Johann  Dietrich  von  Skrbensky;  den  19  September 
1620  das  gebet  des  Äneas  an  den  delischen  Apoll  (Aen.  m,  374  ff.) 
und  wurde  von  Johann  Lukas  besiegt.  Am  25  März  1623  hielt  er 
mit  Oeorg  Buchwälder  im  namen  der  Juno  eine  rede,  in  welcher  sie 
<>  die  Venus  zu  bereden  sucht,  Äneas  mit  Dido  zu  vermählen.  Den 
29  April  1623  war  er  respondent  in  einer  4isputajio.n:  De  felicitate 
morali,  von  M.  Johann  Buchwälder  gehalten.  Den  8  Juli  1628 
wurde  er  in  den  scbiüsenat  gewählt.  Zur  Unterstützung  der  schul- 
zucht  bestand  nämlich  damals  auf  dem  gymnasium  zu  Brieg  dn,  wahr- 
scheinlich nach  trotzendorfischem  muster  eingerichtetes,  aus  schülem 
zusammengesetztes  schnlgericht  (Judicium  schoksticum),  welches  die 
1  formen  der  römischen  Staatsverwaltung  fär  die  schule  adoptiert  hatte. 
Dasselbe  wnrde  von  den  schfilem  der  ersten  klasse  (populus  scho- 
lasticus)  gewählt  und  bestand  aus  sechs  mitgliedern  derselben  (judioes 
oder  senatus  scholasticus).  Den  umfang  der  dem  forum  dieses  schfller- 
gerichts  zugewiesenen  angelegenheiten  bezeichnet  die  über  dem  ge- 
richtstische  angebrachte  inschrift:  Judicia  scholastica,  in  quibus  ac- 
tionum  forensium  exhibentur  principia,  faciunt  ad  discipliuae  conser- 
vandae  constantiam,  ad  excitandam  in  tardis  diligentiam,  ad  ez- 
suscitandam  in  biliosis  concordiam,  ad  augendam  in  ordine  politico 
reverentiam.  ^  Den  9  Mai  1624  trug  er  in  des  rectors  Wohn- 
zimmer eine  rede  der  Dido  an  ihre  Schwester  Anna  vor,  des  Inhalts: 

* 

laßene  handschrift,  welche  der  ehemalige  Syndikus  Koch  in  Brieg  beseßen 
haben  will,  obwol  auch  in  seinem  nachlaß  keine  spar  mehr  davon  gefanden 
warde.  Man  vergl.  IBL  Wattke,  über  das  haus-  und  tagebiich  Valentin  Gierths. 
Breslau  1838.  Kaiser,  noch  ein  wort  über  des  angeblichen  Yal.  Gierth 
denkwürdigkeiten.  Brieg.  1889. 

1  SchOnwälder,  naohrichtan  von  Brieg  II,  494  ff. 


Logaus  leben.  699 

auf  jeden  fall  den  Äneas  von  der  abreise  abzuhalten.  Lanbanos 
nennt  diese  rede:  yerbis  et  sententiis  lecta  atqae  omata,  laudemqae 
singularis  industriae  promemit  Den  20  Fjdbmar  1624  tmg  er  mit 
Valentin  Gerhard  eine  oratorisdie  darstellong  des  Wettstreites  der 
trojanischen  schiffe   bei    den    spielen  zn  ehrea,  des  Anchises  vor. 

# 

Aach  in  Schauspielen  trat  er  aaf|  so  z.  b.  als  Midian  in  Frischlins 
Snsanna. 

Im  jähre  1625  verließ  Logan  endlich  das  gymnasiam.  Mit 
welchem  eifer  und  erfolg  er  sich  den  Studien  ergeben,  trotzdem  gerade 
damals  die  Innern  und  äußern  verh&ltnisse  und  zustände  des  Brieger 
gymnasiums  keineswegs  sehr  erfreulicher  natur  waren,  das  bezeugt 
noch  jetzt  die  uns  durch  Weinschenk  ^  flberlieferte,  von  dem  rector 
Laubanus  ihm  eingehändigte  abschieds-matrikel,  deren  Schluß  lautet: 
„die  26  Junii  publice  valedixit  ill.  gymnasio  Fr.  a  Logau,  optimae 
notae  multorum  annorum  discipulus,  cujus  studiis  merito  fausta  et 
salutaria  precamur  omnes  gymnasii  professores.*^ 

Nach  seinem  abgang  von  der  schule  widmete  sich  Logau  dem 
Studium  der  Jurisprudenz,  wozu  damals  fünf  jähr  erforderlich  sein 
mochten,  wie  man  aus  seinen  eigenen  Worten  entnehmen  kann: 

Wenn  einer  wil  das  Recht  stndiren, 
So  muß  fünf  Jahr  er  dran  rerlieren.  *^ 

Auf.  welcher  Universität  dies  gesdiehen,  dafftr  ist  nirgends  eine 
andeutung  zu  finden;  doch  liegt  die  Vermutung  nahe,  daß  er  gleich 
den  herzoglichen  prinzen  Georg ,  Ludwig  und  Christian ,  die  erst  ein 
jähr  vorher  wieder  nach  Brieg  zurückgekehrt  waren,  die  hochschule 
zu  Frankfurt  a.  0.  besucht  habe.  Daß  ihn  aber  ebenso  wenig,  wie 
so  viele  andre  deutsche  dichter  vor  und  nach  ihm,  innere  neigung 
diesem  berufe  zugeführt,  ist  kaum  zweifelhaft.  Wie  wäre  es  sonst 
wol  möglich,  seine  oft  so  bittem  und  sarkastischen  bemerkungen,  die 
er  in  reichlicher  fülle  und  mit  unsäglicher  Verachtung  gerade  überl 
diesen  stand  ausschüttet,  zu  erklären?  Und  wenn  er,  dessen  sitt- ' 
liebes  gefühl  von  der  laxen  moral  seiner  zeit  ohnedies  auf  das  schmerz- 
lichste berührt  wurde,  ^uch  gar  bald  den  ricbterstand  der  allgemeinen 
Verderbnis  verfallen  und  das  geheiligte  recht  zur  käuflichen  waare 

* 

1  M.  J.  G.   Weinschenk,   luBt   nachrichten  von  der  stiftnng   und  den 
Bchioksalen  des  königl.  briogisohen  gymnaaioms.  Brieg  1764.  s.  38.     3  1, 7, 14. 


700  Schlußwort  dee  heratugeben. 

herabgewürdigt  sehen  moste,  dttrfen  wir  uns  dann  wnndem,  wenn 
er  mit  stiller  resignation  dem  glauben  an  seine  wißenschaft,  die  ihm 
dieses  namens  überhanpt  nicht  mehr  wflrdig  erscheint,  entsagt?  ,,0b 
der  rechte  rechtSTcrstand  (heißt  es  in  einem  epigramm)  ^ 

le  sei  worden  wem  bekannt, 
Ist  zu.  sweifieln;  allem  meinen 
Wil  stets  was  zuwider  scheinen; 
Ist  also,  was  sweiffelhafit, 
Schwerlich  eine  Wissenschaft. 

Wir  werden  also  wol  kaum  fehlgreifen,  wenn  wir  die  yermutiuig 
aussprechen,  daß  auch  ihn,  wie  so  viele  andere,  lediglich  die  be- 
drängnis  seiner  dflrftigen  läge  und  die  aussieht  auf  eine  seinen  flihig- 
keiten  wie  seiner  gehurt  entsprechende  lebensstellung,  kurz  die  ma- 
terielle Versorgung  dem  Studium  der  rechte  zugeführt  hat.  Das  fa- 
miliengut Brgckut,  das  wol  schon  damals  tief  verschuldet  sein  mochte, 
war  nach  dem  tode  seines  großvaters  Friedrich  (1615),  der  seinen 
söhn  Georg  zehn  jähre  überlebt  hatte,  laut  testamentarischer  bestim- 
mung  in  den  gemeinsamen  besitz  seiner  drei  hinterbliebnen  töchter 
Margareta,  Hedwig  und  Eva  übergegangen,  (die  älteste  toditer 
Anna  war  bereits  1614  verstorben)  von  denen  es  Hedwig,  die  an 
Wolf  von  Rödem  verheiratet  war,  am  29  März  1616  durch  kauf 
allein  in  besitz  nahm.  Für  ihren  neffen  Friedrich  war  im  testament 
ein  legat  von  10000  reichsthalem  ausgesetzt,  welches  auf  dem  gute 
haftete,  und  unter  normalen  Verhältnissen  hätten  die  zinsen  dieser 
für  damalige  zeiten  nicht  unbedeutenden  summe  sicherlich  hingereicht, 
ihn  standesgemäß  seine  ausbildung  verfolgen  zu  laßen,  ja  ihm  eine 
gewisse  Unabhängigkeit  von  einem  sogenannten  brotstudium  zu  sichern. 
Allein  die  durch  den  krieg  herbeigeführte,  von  jähr  zu  jähr  zuneh- 
mende entwertung  des  grundbesitzes  machte  jene  großväterliche  be- 
stimmung  ohne  zweifei  völlig  illusorisch.    Beweise  dafür  liegen  vor. 

Laut  einer  noch  vorhandenen  Schuldverschreibung  vom  1  Juli 
1631  sieht  sich  Friedrich,  der  eben  seine  Studien  beendet,  genötigt 
von  seinem  mütterlichen  oheim  Heinrich  von  Reydeburg  1000  reichs- 
thaler  auf  sechs  jähre  zu  leihen,  für  welche  summe  er  sein  ganzes 
großväterliches  legat  verpfändet  I  '  Ob  diese  schuld  jemals  zurück- 
bezahlt worden,  ist  mehr  als  zweifelhaft;   dagegen  wird  nach  dem 

1  II,  9,  62.  vgl.  H,  9,  ^a. 


Logaus  leben.  701 

schon  im  nächsten  jähre  erfolgten  tode  dieses  oheims  die  Schwester 
desselben,  Logaus  matter,  laut  testamentarischer  verfflgnng  mit  einem 
legat  von  1000  reichsthalern  bedacht,  „wofür  ihr  söhn  Friedrich, 
wenn  sie  seinen  (des  bruders)  tod  nicht  erlebte,  substitairet  würde, 
welcher  anch  die  bibliothek  ererben  solle/^  '  Seine  matter  hatte 
sich  schon  früher,  wie  bereits' oben  bemerkt,  anfs  neae  mit  herrn 
von  Hohberg  verheiratet,  und  so  hatte  anch  sie  wol  nicht  vermocht, 
dem  söhne  einen  schritt  zn  ersparen,  den  er  nicht  mit  dem  enthusias- 
mus  einer  dm*ch  neigung  entschiedenen  berufswahl  thon  konnte. 
Leider  sind  die  quellen  der  lebensgeschichte  Logaus  während  des 
ganzen  Zeitraums,  der  sich  vom  beziehen  der  Universität  bis  zur  selb- 
stfindigen Verwaltung  eines  öffentlichen  amtes  erstreckt  und  ungefähr 
fün&ehn  jähre  umfaßt,  eines  Zeitraums,  der  für  die  beurtheilung 
seiner  geistigen  entwickelung  ebenso  wichtig  als  interessant  wäre, 
fast  völlig  versiegt.  Nur  wenige  notizen  spenden  die  erhaltenen 
akten,  karg  und  dürftig,  wie  die  läge  dessen,  von  dem  sie  handeln. 
Obwol  er  ungefähr  1633  den  besitz  des  familiengutes  Brockut  an- 
getreten hatte,  war  er  damit  keineswegs  dem  ferneren  kämpf  mit  der 
äußern  not  des  lebens  entronnen;  vielmehr  erwuchsen  ihm  daraus 
immer  neue  Verlegenheiten,  wie  neue  Verluste,  die  es  ihm  zuletzt 
wünschenswert  erscheinen  ließen,  auf  den  freihermtitel,  den  seine 
vorfahren  von  kaiser  Rudolf  im  jähre  1605  erhalten  hatten,  fortan 
zu  verzichten.  ^  Konnte  er  doch  nicht  einmal  die  verhältnismäßig 
geringe  summe  von  1500  thalern,  welche  seiner  cousine  Anna  Marie 
von  Kitschkau  nach  dem  großväterlichen  testament  schon  seit  dem 
jähre  1616  zustand,  aufbringen;  vergeblich  warteten  die  erben  der- 
selben noch  1638  auf  die  endliche  ausgleichung  der  angelegenheit.  ' 
Wie  hätte  es  auch  anders  sein  können  in  jenen  traurigen  zeiten,  in 
denen  die  allgemeine  not  für  die  not  des  einzelnen  kaum  noch  ein 
gefühl  des  mitleids  übrig  ließ!  Seit  dem  jähre  1632  hatte  general 
Arnheim,  nachdem  er  aus  Böhmen  vertrieben  worden,  den  kriegs-. 
Schauplatz  nach   Schlesien  verlegt,   das   nun  jahrelang  nach   allen 

* 

1  Extract  aus  der  testamentsregistratur  s.  184.  2  Des  dichten  söhn 
Balthasar  Friedrich  erhielt  diesen  titel  von  neuem  im  Jahre  1687;  Baltba- 
sars söhn,  Heinrich  Friedrich,  wurde  1733  in  den  grafenstand  erhoben. 
Beide  Originalurkunden  befinden  sich  im  besitz  des  herrn  grafen  Logau  auf 
Reuthau.  8  Extract  aus  den  testamentsregistem  s.  212  im  Staatsarchiv 
EU  Breslau. 


702  SohlnßwoiH;  des  heraiugeben. 

richtnngen  hin  bald  durch  die  heereszOge  der  Schweden  nnd  Sadoen, 
bald  dorch  die  der  kaiserlichen  die  gnt^^i^l^ci^  ^^^  barbarei  der  da- 
maligen unmenschlichen  kriegfühning  zu  erdulden  hatte.  Wfthrend 
Falkenberg,  Strehlen  und  Grottkau  der  wut  der  schwedischen  Sieger 
erlagen  (1633),  hatten  Wallensteins  schaaren  Nimptsdi  ferheeti 
und  hierbei  ohne  zweifei  auch  Brockut  ausgeplündert  und  yerwflstet 
£rst  etwa  drei  jähre  später,  im  firQhling  1637,  sah  der  dichter  sein 
gut  zum  ersten  male  wieder.  Mit  welchen  empfindungen  er  es  be- 
grüßte, wie  sehr  sein  herz  blutete,  als  er  das  wenige,  was  er  sein 
nennen  konnte,  niedergetreten  und  vernichtet  sah,  das  hat  er  uns 
selbst  in  einer  seiner  Tortrefflichsten  und  tief  empfundensten  elegien,  ^ 
die  mit  den  Worten  beginnt: 

Glück  zu,  du  ödes  Feldl  Glück  zu,  ihr  wüsten  Auen 
Die  ich,  wann  ich  euch  seh,  mit  Threnen  muß  hethauen, 

und  die  wir  noch  heut  nicht  ohne  die  innigste  theilnahme  zu  lesen 
vermögen,  geschildert.  Und  dennoch  ist  er  glücklich  und  zufrieden; 
er  vermag  noch  darüber  zu  scherzen,  daß  er  vor  kurzem  wegen  rück- 
ständiger steuern  mi^  execution  bedroht  worden,  als  ob  man  ihn  seiitier 
armut  wegen  zur  strafe  ziehen  wolle.  *  Darf  er  doch  hier,  an  den 
heimischen  laren,  am  bnsen  der  natur,  aufathmen  von  all  dem  weh, 
das  ihn  in  der  Stadt,  am  hofe,  in  seinem  amte  niedergedrückt! 

Gehab  dich  wol,  o  Stadt!  die  du  in  deinen  Zinnen 
Hast  meinen  Leib  gehabt,  nicht  aber  meine  Sinnen. 
Gehab  dich  wol!  mein  Leib  ist  nun  vom  Kerker  los; 
Ich  darff  nun  nicht  mehr  seyn,  wo  mich  su  seyn  rerdroß. 

Ich  habe  dich,  du  mich,  du  süsse  Yatererde. 
Mein  Feuer  glänzt  nunmehr  auff  meinem  eignen  Herde  u.s.w. 

In  der  that  geht  aus  dem  weitem  Inhalt  des  gedichts  hervor,  daß 
Logau  bereits  längere  zeit  eine  öffentliche  Stellung  am  herzoglichen 
hofe  zu  Bricg  eingenommen  haben  muß.  Landesfürst  war  damals 
noch  Johann  Christian,  freilich  nur  dem  namen  nach.  Denn  bereits 
im  anfang  des  Jahres  1635,  als  die  folgen  der  verlornen  schlacht 
bei  Nördlingen  auch  die  Protestanten  Schlesiens  hart  genug  trafen, 
war  derselbe  mit  einem  theil  seiner  räthe  nach  Thorn  und  später  nach 
Osterode  in  Preussen  geflüchtet,  während  sein  ältester  söhn  Georg 

1  I,  8,  4.        2  I,  8,  87.  vgl.  I,  5,  21.   5,  81. 


Logans  leb«n.  703 

die  regentschaft  in  Schlesien  übernommen  hatte.  £r8t  als  der  vater 
am  weihnachtstage  1689  plötzlich  in  Osterode  gestorben  war»  traten 
die  drei  brtlder  Georg  HI,  Lndwig  and  Christian  gemeinschaftlich  die 
regiemng  des  herzogtoms  Brieg  an,  die  sie,  unter  einem  dadie 
wohnend,  in  seltner  einigkeit  und  tlbereinstimmung  bis  zum  jähre 
1658  gemeinsam  führten.  ^  Jeder  von  ihnen  hatte  jedoch  seinen 
besondern  hofhalt,  seine  besondem  beamten,  nnd  unter  denen  des 
herzogs  Lndwig  finden  wir  auch  Friedrich  von  Logan,  anfangs  in 
untergeordneter  Stellung,  bis  er  im  jähre  1644  zum  rath  befördert 
wurde.  Das  noch  Yorhandene  bestallungsdecret,  *  das  unterm  29 
September,  dem  tage  Michaelis  gedachten  jahres  ausgestellt  ist,  lautet: 
„Von  Gottes  gnaden.  Wir  Ludwig,  hertzog  in  Schlesien  zur  Liegnitz 
und  Brieg,  Bekennen  öffentlich  hiemit  für  jedermenniglich,  Nachdem 
Wir  seiter  antretung  der  Regierung  Ynsers  Fürstentums,  dahin  für. 
gesonnen,  welcher  gestalt  wir  Ynsem  stat  formiren  vnd  zu  einem  ge- 
wießen  zweck  accommodiren  möchten,  fümemlich  wie  nebens  Kirch 
und  Schulen,  auch  Vnser  politisch  regiemeni  bestellet,  vnd  mennig- 
lichen ohne  corruption,  durchgehende  Justiz  administriret  werden 
könne,  das  wir  diesemnach  wahrgenomben  vnd  erwogen,  die  gutten 
qvaliteten,  angeborene  Tugendt  und  aufrichtigkeit,  damit  der  Gestrenge, 
Ynser  lieber  getreuer,  Friedrich  von  Logau  auf  Prockodt,  von  Gott 
begnadet,  vnd  darumb  Ihne,  als  auch  aus  andern  Bewegenden  Ursachen, 
zu  Ynsern  Rhatte  erkieset  und  angenomben,  derogestallt :  daß  Er  iziger 
Zeit  Beschaffenheit  nach  bey  Ynser  fürstlichen  Ganzley,  neben  andern 
rhätten,  den  Justitzsachen  beywohnen,  dabey  alle  und  jede  Ynsere 
gesambte  fürstliche  Regierung  concernirende  angelegenheitten ,  wie 
nichts  weniger  in  Ynsern  privat  [und  wirthschafft]  geschefften,  oder 
worinnen  wir  Yns  sonst  seines  Rhates  pflegen  möchten,  zu  Ynsrem  auf- 
nehmen und  conservation ,  seinem  besten  vorstände  nach  treulich  und 
aufrichtig,  mit  sonderer  dexteritet  und  bescheidenheit,  Rhatten  nnd 
thaten,  in  acht  nehmen,  fördern  vnd  fortsteilen  helffen  solle,  Ynd  ob 
wir  Rhates  würden,  Ihne  von  Logau,  inner  oder  außer  Landes,  in 
vorschickungen,  oder  wie  es  Ynser  anliegen  erfodem  mocht.  Zu  ge- 
brauchen, sol  Er  sich  nichts  minders  darinnen  aller  embsigen  Treu  und 
willfehrigkeit,  doch  allewege  auf  Ynsere  kosten  zu  zeigen,  in  allem 


1  Schuck,  Q«org  nt,  henog  in  Bohlesien  8.  10.         2  Es  befindet  sieh 
im  besits  des  D.  Toi^iM  in  ^ttan. 


704  Schlußwort  des  heraosgebera. 

aber,  was  Vns  von  Ihm  zu  schuldigem  Dinst  gereichen  mag,  in  d»ne 
daßelbe  in  specie  hierinnen  zn  begreiffen  nicht  wol  möc^cfa,  Ynaer 
Bestes  zn  trachten,  vnd  schaden  vnd  nachtheil  Vnserem  in  Ihn  ge- 
sezten  gnedigen  vortrauen  nach,  abzuwenden,  schuldig  und  Yor- 
bunden  sein. 

Dagegen  wollen  wir  Ihme  von  Logau  für  seine  mflhe  und  Bedie- 
nung, zu  einer  jährlichen  besoldung,  von  in  stehent  Michaelis  an,  be- 
nantlichen  Drey  hundert  vnd  Sechs  thaier,  Schlesisch,  jeden  derselben 
zu  36  gr.  in  gnaden  gewilliget  vnd  versprochen  haben,  davor  Ihme 
akeit  wöchentlich  Drey  thaler,  anstat  des  kostgeldes,  vnd  dan  quatem- 
berlich  Sieben  vnd  Dreyssig  thaler.  Achtzehn  groschen.  So  wol  vnd  Aber 
dis  absonderlich,  .wöchentlich  Ein  Vdßlin  Bier,  vnd  fflr  den  Jungen 
Zwey  vnd  zwantzig  groschen  Sechs  heller  gereichet,  Jngleichen  zn 
einem  Jährlichen  deputat,  Zwantzig  Locktem  Brenholtz,  vnd  Zwey 
("uder  Hew,  durch  die  Ynterthanen  Zubrachtt,  Er  auch  mit  gewdnlicher 
Wohnung,  vorsehen  werden  solle. 

Wofern  auch  Vns  kflnfitiger  Zeit  nit  gelegen  seyn  solte,  dene  von 
Logau  in  solchem  Dinst  weiters  zu  behalten,  oder  auch  Er  darinnen  nit 
lenger  vorbleiben  wolte,  Sol  ein  Theil  dem  andern  ein  virtel  Jahr  von 
des  ganzeh  Jahreß  ausgang  solches  anzusagen,  und  die  bestallung  anf- 
zukflndigen,  schuldig  vnd  verbunden  seyn. 

Alles  treulich  vnd.vngefehrlich,  VhrkOndlich  mit  Vnser  eigen 
Handt  unterschrifit  vnd  fflr  gedruckten  fflrstL  Secret  ausgeferttiget, 

Brieg  dem  29  September:  war  der  tag  Michaelis  Anno  1644. 

Ludwig  mpp.  (L.  S.) 

So  spärlich  schon  bis  hierher  die  quellen  f&r  die  darstellung  von 
Logaus  äußeren  lebensnmständen  gefloßen  sind,  so  versiegen  sie  doch 
grade  jetzt,  wo  sie  uns  bei  der  vollen  manneskraft  des  dkhters  am 
wünschenswertesten  erscheinen  müßen,  fast  gänzlich,  und  nur  eine 
spendet  uns  noch  hier  und  da  eine  mflhsam  erworbene  notiz:  seine  ge- 
dkhte.  Aber  auch  der  wert  des  hier  gefundenen  würde  in  mehr  ate 
einer  hinsieht  ein  nur  zweifelhafter  sein,  wenn  der  verMer  diestf  zeilen 
im  laufe  seiner  Untersuchung  nicht  die  erfreuliche  Wahrnehmung  ge- 
madit  hätte,  daß  die  in  der  zweiten  ausgäbe  von  1654  veröffentlichten 
gedichte  genau  chronologisch  geordnet  sind,  wodurch  für  die  fest- 
Stellung  mancher  an  sich  dunklen  beziehung  ein  sicherer  anhält  ge- 
wonnen vrurde.  Besonders  schätzenswerte  auÜBchlQße  erhalten  wir 
hierdurch  Aber  das  Verhältnis  des  dichters  zum  herzoglichen  hause,  n 


Lognns  leben.  705 

seiner  Umgebung  am  hofe  und  za  seinen  freunden,  ein  anschanliches, 
wenn  anch  unendlich  trauriges  bild  von  den  politischen  wirren  und  dem 
namenlosen  elend  seiner  zeit,  sowie  endlich  andeutungen  Ober  ihn  selbst 
wie  Ober  seine  familie.  Was  zunfichst  letztere  betrifft ,  so  hatte  auch 
in  dieser  beziehung  das  geschick  seinem  tief  empfindenden  herzen 
manches  schwere  weh  bereitet.  Ein  frflhzeitiger  tod  hatte  ihm  die  ge- 
liebte seiner  jugend  nach  kurzer,  aber  überaus  glücklicher  ehe  entrißen 
(wahrscheinlich  um  1640), '  und  selbst  die  zeit  vermochte  diese  wunde 
nicht  völlig  zu  schließen;  sie  blutete  wieder  von  neuem  noch  fünf  jähre 
vor  seinem  eignen  tode,  als  eine  freundin  und  verwandte  der  verstorb- 
nen ins  grab  sank,  und  der  dichter  ein  rührendes,  von  echt  poetischem 
geiste  durchwehtes  trostgedicht  an  den  trauernden  gatten  sendet.  ^  In 
pietätvoller  eriniierung  weiht  er  eine  der  schönsten  bluten  seiner  poesie 
dem  verklärten  bilde  der  früh  vollendeten,  ein  gedieht,  '  das  mit  den 
Worten  beginnt: 

Treues  Herze,  du  zeuchst  abe 
Auß  der  Welt  und  gehst  zu  Grabe, 
Einznnemen  Freud  und  Ruh, 
Die  der  Himmel  richtet  zu, 

und  das  in  schlichter  einfalt  ein  erhebendes  zeugnis  von  dem  wahrhaft 
innigen  familienglück,  das  nun  auf  immer  zerstört  war,  wie  von  der 
rührenden  dankbarkeit  des  dichters  liefert: 

Habe  Dank  für  deine  Liebe, 
Die  beständig  war,  wanns  trübe 
So,  wie  wann  es  helle  war. 
So  in  Glück  als  in  Gefahr! 
Habe  Dank  für  deine  Treue, 
Die  stets  bliebe  frisch  und  neue! 
'  Habe  Dank  für  Müh  und  Sorgen, 
Die  biß  Abends  an  Tom  Morgen 
Deine  weiße  Kedligheit 
Pflöge  mir  zur  Nutzbarkeit! 
Habe  Dank,  daß  deine  Tugend, 
Habe  Dank,  daß  deine  Jugend, 
Ob  wol  eine  kurtze  Zeit, 
Mir  80  Tiel  gab  Gnüglichkeit! 

1  Vgl.  I,  5,  91.   8,  8.    10,  8.        2  H,  2,  70  aus  dem  anfang  des  Jahres 
1650.         3  I,  8,  69. 

Logan.  45 


706  Schlußwort  des  herausgeben. 

In  der  that  stehen  Logaus  auschauungen  Aber  die  heiligk^t  des 
ehelichen  bOndnisses  auf  einer  solchen  sittlichen  höhe,  wie  sie  grade 
in  damaliger  zeit,  die  nns  anch  hierin,  zumal  in  den  höheren  ständen, 
fast  überall  den  tiefsten  verfall,  die  schrankenloseste  Terhöhniing  und 
anflösnng  aller  moralischen  bände  offenbart,  sicherlich  nnr  von  wenigen 
getheüt  wurden.  Kein  schätz,  sagt  er,  ^  wie  groß  er  anch  sei,  kein 
irennd,  wie  gut  er  immer  sei,  darf  dem  herzen  des  mannes  so  nahe 
stehen  als  sein  weib; 

—  dann  die  angetraute  Treu 

Herrschet  über  Leid  und  Zeit,  wird  durch  altseyn  immer  neu. 

Daß  dieser  ehe  ein  kind  entsproßen,  geht  offenbar  aus  einigen  versen 
des  oben  angeführten  abschiedsgeidichts  hervor: 

Habe  Dank  fürs  werthe  Pfiuid| 
Das  du  lAst  in  meiner  Hand, 

und  noch  deutlicher  weiter  unten,  wo  er  die  vortrefflichen  eigensebaften 
der  mutter  auf  sein  kind  vererbt  sehen  möchte: 

Fahr  im  Friede!  Gott  wils  haben; 
Aber  lasse  deine  Gaben 
Deme,  daß  sum  Tröste  mir 
Übrig  blieben  ist  Ton  dir! 

Indessen  scheint  dieses  kind  die  mntter  nur  kurze  zeit  überlebt  zu 
haben,  da  es  später  nirgends  vrieder  erwähnt  wird.  Im  jabre  1643 
vennählte  sich  Logau  zum  zweiten  mal  und  zwar  mit  Helene  von  Knobcls- 
dorf ,  einer  tochter  des  briegischen  hofmarschalls  Balthasar  von  Knobels- 
dorf  auf  Fritzendorf  und  Wohnewitz.  Ob  diese  ehe  jedoch  eine  besonders 
glückliche  gewesen,  dürfte  wol  mehr  als  zweifelhaft  sein,  wenn  wir 
uns  die  offenbar  nur  dem  gepressten  herzen  eines  geplagten  ehemannes 
entschlüpften  Stoßseufzer  über  böse  und  zänkische  bansfrauen,  aber 
das  weh  der  ehe  u.  dgl. ,  welche  sich  so  zahlreich  in  seinen  gedicbten 
finden,  vergegenwärtigen.  Man  wende  doch  ja  nicht  ein,  dergleichen 
ausfälle  seien  aUgemein  ausgesprochen,  wenigstens  sei  kein  zwingender 
grund  vorhanden,  sie  auf  den  verfaßer  selbst  zu  beziehen!  Aber  grade 
in  dem  Charakter  des  epigramms  liegt  mehr  als  in  jeder  andern  dich- 
tungsart  die  subjective  färbung;  es  ist  ein  Stimmungsgedicht,  dessen 

1  II,  2,  70  T.   18  f. 


Logaus  leben.  707 

korz  zusammengedrängter,  oft  leicht  hingeworfener  gedanke  grade  die 
augenblickliche  Seelenbewegung  und  empfindang  des  dichters  reflectiert. 
Es  ist  dann  in  der  that  die  bedeutungsvolle  Überschrift  zu  einem  lebens- 
kapitel,  oft  gar  das  ergreifende  kapitel  selbst.  Und  wenn  uns  der 
dichter  an  mehreren  stellen  ^  versichert,  daß  es  ihm  oft  bedürfnis  sei, 
seiner  aagenblicklichen  Seelenstimmung  in  einigen  vcrsen  einen  poeti- 
schen ausdruck  zu  verleihen,  so  dürfte  wol  die  Vermutung  gerecht- 
fertigt erscheinen,  daß  der  Inhalt  der  hier  gemeinten  epigranmic  in 
nicht  allzu  entfernter  beziehung  zu  ihm  selbst  gestanden  habe.  Aus  der 
reichen  auzahl  derselben  hebe  ich  nur  einige  hervor,  deren  Inhalt  nur 
durch  die  beziehung  auf  den  dichter  eine  tiefere  bedeutung,  ein  epi- 
grammatisches geprage  gewinnt. 

Sol  W  })ci  Eho  sein,  ist  besser,  man  begrabet 

Ein  from  Weib,  als  daß  die,  die  bös  ist,  immer  lobet.  ' 

Ein  böses  Weib  ist  eine  Wahr,  die  deutlich  sagen  kan. 
Was  für  ein  Narr  der  KAufFer  war,  der  sie  genommen  an.  ^ 

In  deß  Unglücks  Rock  hat  sich  der  gekleidet. 

Der  ihm  nam  ein  Weib,  das  Vcrnunfft  nicht  leidet.  * 

Ist  ein  Fegefeuer  wo,  darf  doch  dieses  keiner  dulden, 

Der  ein  böses  Weib  hat  hier,  Armut,  Darmgicht,  große  Schulden.  ^ 

Grade  das  zuletzt  angeführte  epigramm  ist  für  Logau  bezeichnend. 
Armut,  gicht  und  schulden  sind  seine  beständigen  begleiter  durchs 
leben  gewesen,  und  nur  das  vierte  übel,  „das  böse  weih",  sollte  allein 
nichts  weiter  als  eine  allgemeine  poetische  reflexion  gewesen  sein?  Und 
doch  hätte  sich  grade  ein  so  liebevolles  und  liebebedftrftiges  gemüt  wie 
das  seine  in  der  anmutigen  atmosphäre  einer  traulichen  häuslichkeit  so 
reich  und  so  beglückt  gefühlt ,  hätte  so  gern  im  frieden  des  hauses  und 
im  kreise  der  seinen  die  stürme  der  zeit  und  das  weh  des  eigenen  lebens 
vergeben,  das  ihn  fort  und  fort  schmerzlich  genug  berührte.  Schon 
oben  ist  bemerkt  worden,  daß  er  sich  in  seinem  amtlichen  Wirkungs- 
kreise nicht  glücklich  fühlte;  allein  noch  andre  umstände  traten  hinzu, 
die  ihm  seine  Stellung  völlig  verleideten  und  so  viele  seiner  gedichte  mit 
jenem  bittern  sarkasmus,  mit  jenem  menschenverachtenden  spott  er- 

1  m,  8,  69.    10,  18.    ZD  61.  222.  2  I,  8,  8.  v.  5.    vgl.  I,  6,  47. 

3  III,   7,  2.         4  1  Z  118.  vgl.  II,  8,  47.    I,  9,  76.         ö  II,  3,  2. 

45* 


708  Schlußwort  des  hermiugeben. 

füllten,  der  ihn  die  hoffnangslosigkeit  seiner  läge  oft  kmm  nodi  mit 
stiller  resignation  ertragen  ließ.  Angefeindet  von  dem  add  des  liofei, 
dessen  gesinnnngslosigkeit,  Schmeichelei  nnd  bohlen  um  gonst  die  pfeüe 
des  Satirikers  von  selbst  hei^nsforderten,  ^  beneidet  von  onbernfeiies 
nnd  eifersüchtigen  kritikem ,  welche  den  nnmnt  Aber  seine  fiberlegen- 
heit  wie  die  bloßen  eigner  nnfi&higkeit  nicht  deutlicher  Terratfaeii  konDten, 
als  dadurch,  daß  sie  ihm  den  rath  gaben,  lieber  das  corpus  joris 
eifriger  zu  studieren  als  Ycrse  zu  machen,  *  verleumdet  bei  den  brQdeni 
seines  herzoglichen  gönners,  welche  ihn  oft  genug  empfinden  Uefieo, 
wie  leicht  verletzt  und  wandelbar  die  gunst  der  fürsten  sei, '  Temtliei 
von  denen,  welchen  er  sich  mit  dem  vertrauen  eines  arglosen  harzen 
hingegeben  hatte,  verkannt  und  missverstanden  in  seinen  eddsten  be» 
strebungen ,  steht  Logau,  bald  mit  dem  ztünenden  unmut  des  redlidien 
mannes,  der  den  glauben  an  die  beßre  natur  im  menschen  zn  Terlieren 
beginnt,  bald  mit  der  hoffnungslosen  entsagung  eines  tief  verwundeten 
gemüts ,  das  sich  scheu  vor  dem  unlautem  treiben  der  weit  in  die  arme 
der  natur  flüchtet,  Cast  allein  und  vereinsamt  da  auf  seiner  sitUidien 
höhe.  In  einer  solchen  zeit  und  Umgebung  muß  es  daher  fllr  ihn  ein 
wolthueudes  geföhl  der  befriedigung  nnd  des  trostes  gewesen  sein,  sich 
grade  von  den^jenigen  verstanden  zn  wißen.  dem  treu  und  ergeben  zn 
sein,  schon  seine  dienstpflicht  gefordert  hätte,  auch  wenn  sie  nidit  das 
ungleich  ft^^terc  band  gegenseitiger  hochachtung  nnd  weitschilznng  mit- 
einander verbunden :  wir  meinen  den  herzog  Ludwig,  Johann  Cbristians 
zweiten  söhn,  zu  dessen  hofetaat  nnd  rithen,  wie  oben  bereits  beincikt 
worden,  unser  dichter  gehörte.  So  oft  Logan  seiner  gedenkt,  gesckielift 
es  stets  in  ausdrücken  ungehenchdter  liebe  und  daniLbarer  anerkenn»^ 
fikr  die  väterliche  sorgfih,  mit  welcher  der  ftet  die  leiden  des  kiiegcs 
auch  dem  geringsten  seiner  unterthanen  weniger  fUilhar  zn  m^^^Ktn  be- 
strebt var,  *  aussprüche,  welche  einen  mann  von  so  biederem  nnd 
gndem  wesen  vor  dem  verdadit  niedriger  schmeidielei  nm  so 


1  L  S.  29.  10.  44.  10,  45.  *.  79.  U.  S.  42.  4.  TS.  7,  *«.  9,  IS. 
9.  70.  1  Z  10.  71.  m,  1.  16.  1,  49.  3.  25.  3.  71.  i^  80.  ZD  99.  MS. 
251  u.  T.  4.  2  1.  5.  S  «Bf.    n.  1.  i5.    1.  36.  3  O.  2,  79.    3,  43. 

6.   15.    m.  2.  S3.         4  Haa  TCfgL  1  Z  201.  r.  21  C 

Liebe  habt  ihr  ■■ii^i^itiL», 

Liebe  BABt  ihr  vieder  tic 

En«  SMjge  küf  «M  kbc& 

■.SV. 


Logaus  leben.  709 

sicher  stellen  müßen,  als  seine  natürliche  freimtttigkeit  ohne  scheu  and 
furcht  auch  fürsten  den  ernst  bittrer  Wahrheiten  und  gerechten  tadeis 
nicht  vorenthielt.  Wie  herzlich  heißt  er  diesen  gönner  in  der  heimat 
willkommen,  als  derselbe  mit  seinem  bruder  Georg  von  seinen  reisen 
durch  Deutschland,  Frankreich,  England  und  die  Niederlande  zurück- 
kehrte !  ^  Und  als  der  junge  fürst  seine  gemahlin  Anna  Sophie  von 
Mecklenburg-Strelitz  im  Juli  1649  in  Brieg  eingeführt  hatte  und  auch 
Logau  von  der  anmut,  dem  liebreiz  und  den  reichen  herzensgaben 
dieser  fürstin  gefeßelt  war,  da  ist  sie  ihm,  dem  im  eignen  hause  das 
glück  einer  verständnisinnigen  ehe  versagt  war,  das  ideal  aller  weib- 
lichen tngend,  und  mit  der  schwärmerischen  überschwänglichkeit  eines 
Jünglings  legt  er  manches  sinnige,,  lyrische  blümchen,  zu  einem  vollen, 
duftenden  strauß  vereinigt,  zu  den  fClßen  seiner  herrin  nieder.  Ein  dem 
jähre  1653  augehörendes  epigramm  (ZD  121)  hatte  in  der  that  in  dem 
verfaßer  dieser  zeilen  sogleich  die  Vermutung  erweckt,  Logau  müße 
für  die  herzogin  eine  besondre  Sammlung  von  gedichten  verfaßt  und 
derselben  überreicht  haben,  eine  Vermutung,  welche  ein  glücklicher 
fund  auch  bestätigt  hat.  In  einem  foliobande  der  Breslauer  stadtbiblio- 
thek  *  entdeckte  sohreiber  dieses  eine  anonjrm  erschienene  und  nur 
„von  einem  gehorsamen  unterthan^^  unterzeichnete  Sammlung  von 
50  epigrammen  und  größeren  gedichten  unter  dem  titel:  „Anna  Sophia 
oder  unterschiedene  getichte  zu  ehren  der  durchl.  hochgeb.  fürstin  und 
frauen,  frauen  Anna  Sophia"  etc.,  deren  inhalt,  sprach-  und  aus- 
drucksweise über  den  verfaßer  um  so  weniger  zweifei  erregte,  als  sich 
eine  anzahl  der  hier  aufgefundenen  epigramme  in  der  letzten  ausgäbe 
Logaus  von  1654  wieder  fand.  ' 

An  wichtigen  äußern  ereignissen  während  dieser  zeit  ist  nur  eins 
zu  unserer  kenntnis  gelangt:  seine  im  jähre  1648  erfolgte  aufnähme  in 
den  palmenorden  oder  die  fruchtbringende  gesellschaft  zu  Weimar,  eine 
an  sich  wol  ehrenvolle  auszeichnung,  die  aber  höchst  wahrscheinlich 
weniger  dem  dichter  als  vielmehr  dem  rathe  und  freunde  des  herzogs 
Ludwig  galt,  welcher  damals  gleichfalls  zum  mitglied  der  gesellschaft 
ernannt  worden  war.  *    Schon  sein  symbol,  „das  milzkraut",  sein  ge- 


]  In  dem  ältesten  uns  erhaltenen  gedichte  Logaus,  auf  der  stadtbiblio- 
thek  zu  Breslau  befindlich  (collect  vol.  DL  nr.  7).  Siehe  anhang  nr.  15. 
2  4  F.  1091  nr.  7.  3  Über  diese  sammlang  wird  später  ausführlicher 

gesprochen  werden.  4  Als  solches  führte  Ludwig  den  beinamen   „der 


710  Schlußwort  des  herausgeben. 

sellschaftsname,  „der  yerkleinernde",  sowie  seine  ordensdevise  ent- 
halten nicht  die  geringste  hinweisnng  anf  seine  poetischen  Verdienste, 
die  etwa  anf  die  heransgabe  der  ersten  sammlang  „zweihundert  tent- 
scher  reimsprflche"  vom  jähre  1638  hätten  begründet  werden  können, 
sondern  nur  der  liebenswürdigen  bescheidenheit  seines  äußern  anf- 
tretens  wird  ehrend  gedacht.  Die  devise  oder  das  reimgesetz  anf  ihn 
lantet  n&mlich  nach  Eranses  erzschrein:  ^ 

Die  aufgeschwollne  Mutz  das  Miltzkraut  kleiner  macht, 
Vorkleinemd  hab'  ich  drom  den  Nahmen  auch  empfangen; 
Daß  man  demÜthig  sey,  das  ist  sehr  wohl  bedacht. 
Man  kan  zu  höherm  Standt  dadurch  viel  ehr  gelangen, 
Als  wan  man  boy  sich  hegt  nur  stoltzen  muth  und  prmcht. 
Drum  laßct  uns  mit  Fleiß  all  an  der  Demuth  hangen, 
Den  die  Erfahrung  giebts,  daß  wer  demütig  lebt. 
Der  wird  mit  reicher  Frucht  geehrt  sein  und  erhebt. 

Heiß  ersehnt  von  nnserm  dichter  wie  von  tausend  andern,  die  fllr 
die  allgemeine  not  noch  herz  und  gefühl  behalten  hatten,  war  endlidi 
nach  dreißigjährigem  morden  der  friede  wieder  eingekehrt.  Aber  jetzt 
erst  übersah  man  auch  mit  entsetzen,  bis  zu  welchisr  tiefe  das  materielle 
und  moralische  elend  herabgesunken  war. 

Wann  mein  Feld  mir  so  viel  Garben,  als  der  Krieg  trug  Unrecht,  trägt, 
Wil  ich  haben  grosse  Schätze  gar  in  kurtzem  hinterlegt.  < 

Treu  und  Glauben  ist  zerrissen. 
Dran  die  Welt  zusammenhing,  ^ 

klagt  voll  Wehmut  der  dichter,  und  wir  dürfen  ihm  wol  glauben,  daß 
die  ersten  friedensjahre  nicht  geringere  leiden  enthüllten,  als  selbst 
der  krieg.  Den  kaum  erträglichen  Steuerdruck,  der  auf  den  ausge- 
plünderten Provinzen  lastete,  die  aUgemeine  Verarmung,  welche  nament- 
lich in  den  letzten  jähren  des  krieges  in  erschreckender  weise  zugenom- 
men hatte,  die  zuchtlosigkeit  und  sittliche  entartung,  die  alle  stände 
mehr  oder  minder  ergriffen,  die  Verwilderung  und  brutale  roheit  der 
herrenlos  umherziehenden,  räuberischen  landsknechte,  kurz  den  ganzen 

heilsame",  sein  ordenssymbol  war  die  röthe  mit  ihrer  wurzel  und  der  In- 
schrift: „innerliche  wunden". 

1  Der  fruchtbringenden  gesellschaft  Altester  erzschrein  nach  den  ori- 
ginalien  der  herzoglichen  bibliothek  zu  Gotha  herausgegeben  von  Krause. 
Leipzig  1855.         2  m,  6,  51.         3  11,  1,  57. 


Logaas  leben.  711 

Jammer  dieser  eisernen  zeit  finden  wir  in  Logans  gedichten  mit  der  er- 
greifenden darstellongskraft  eines  angenzeagen  gescliildert;  ja  aus 
ihnen  allein  könnten  wir,  auch  wenn  uns  nidits  weiter  über  jene  zeit 
überliefert  worden  wäre,  ein  getreues,  freilich  anendlich  trauriges  bild 
jener  tage  entwerfen. 

Nicht  minder  traurig  ist  jedoch  das  bild  von  des  dichters  letzten 
lebensjahren.  Auch  er  ist  noch  ärmer  geworden  als  er  es  sonst  schon, 
war.  Seine  ehe  war  mit  fünf  kindern,  einem  söhn,  Balthasar  Friedrich, 
und  vier  töchtern  gesegnet  worden,  während  die  einkünfte  von  seinem 
gute  Brockut  immer  kärglicher  wurden  und  zuletzt  wol  ganz  aufhörten. 
Es  ist  niedergetreten,  verwüstet  und  auf  jähre  hinaus  ertragsunfähig. 
Auch  seine  gemahlin  Helene  von  Knobeisdorf  scheint  ihm  kein  vermögen 
zugebracht  zu  haben;  denn  die  mitgift  ihrer  Schwester  Anna  Marie,  die 
im  jähre  1647  sich  mit  einem  verwandten  des  dichters,  Ludwig  von  Logau 
auf  Crayn,  verheiratete,  beträgt  laut  ehe  vertrag  vom  17  September 
gedachten  Jahres  ^  nur  1000  rthlr.  schles.  (den  thaler  zu  36  groschen, 
diesen  zu  12  heilern  gerechnet).  Zwar  erbt  Friedrich  1648  aus  dem 
nachlaß  einer  verwandten,  „der  Jungfer  Catharine  von  Reydeburg  das- 
jenige, was  sie  auf  dem  schmoltzischen  gutte  zu  Strachau  zu  fordern 
hat;^^  *  wie  viel  die  summe  jedoch  betragen,  oder  ob  er  sie  überhaupt 
erhalten  hat,  ist  nirgends  ersichtlich.  Vielmehr  ist  er  schon  im  näch- 
sten  jähre  1649  genötigt,  zu  den  schon  früher  von  seinem  oheim 
Heinrich  von  Reydeburg  geliehenen ,  offenbar  aber  noch  nicht  zurück- 
bezahlten  1000  thalern  neue  400  thaler  auf  das  gut  aa&unehmen  \ 
trotzdem  er  um  dieselbe  zeit  eine  allerdings  nidit  erhebliche  verbeßemng 
seiner  einkünfte  durch  ein  vermehrtes  deputat  erlangt  hat  ^.  Auch  eine 
feuersbrunst  sucht  ihn  heim:  aber  alle  diese  herben  schidsEalsschläge 
vermögen  seinen  mut,  sein  gottvertrauen  nicht  zu  beugen.  Er,  der 
andre  mit  dem  trefflichen  Sinnspruch: 

Leichter  traget,  was  er  traget, 
Wer  G^uld  znr  Bürde  leget, 

ermutigt  und  getröstet  hat,  weiß  auch  sich  jetzt  in  geduld  zu  faßen. 

1  Auf  diesem  Schriftstück  im  Staatsarchiv  za  Breslau  befindet  sich 
noch  die  eigenhändige  namensunterschrift  Friedrichs  von  Logau,  der  als 
zeuge  der  braut  mitunterzeichnet  hat.  2  Extract  aus  dem  testaments- 
register  s.  216.         3    Grnndaoten  von    Brockut   im  Staatsarchiv.  4  d. 

d.  26  November  1649. 


712  Mäntmr^  4<» 


IhA  o^sm  Hmob  za  ÄMthe  woidoi,  brisfl  mb 
Wal  Meb  ieb,  der  Wirtb  zum  Hnne,  kfirtdiek 


Freilich  entseblftpft  ihm  wol  iswdlea  ä  wmber  tbcr  das  drt- 
ckende  jach  der  ammt: 

Ist  man  arm,  was  lulft  die  Jugend? 
Ict  man  ann,  was  hilft  die  Togoid? 
I«t  man  ann,  was  hilfet  Sehte? 
Ist  man  ann,  was  hilft  Tentehn?  ' 

Und  wenn  das  silber  dem  monde  und  das  gold  der  sonne  gleidit, 
wie  lummi  es,  daß  ihm  niemals  der  ToUmond,  niemals  die  helle  sonuner- 
sonne  scheinen  will?  '  Aber  noch  hat  er  sich  den  mnt  zn  leichtem 
scherz  zu  erhalten  gewost;  seine  armnt,  „das  merkmal  aller  poeten", 
ist  ihm  eine  anweisnng  für  den  himmel,  dorch  dessen  enge  pforte  die 
mit  geldsäckeu  beladenen  reichen  nicht  eingeben  können: 

Die  mit  HSckcn  voller  Geldes  sind  behenket  überall, 

Kummen  ficliwerlicli  in  den  Himmel;  dann  der  Steig  ist  gar  an  schmal.  * 

Überdies  hat  sie  ihm,  wenn  sie  ihm  auch  sonst  nur  sorgen  nnd 
kummor  gebracht,  doch  auch  ein  unschätzbares  gnt  bewahrt,  ein 
reines  gowliSen.  ^ 

Ein  schlimmerer  feind  indessen  als  selbst  die  dflrftigkeit  seiner 
änOorn  läge  dringt  jetzt  immer  hartnftckiger  auf  ihn  ein,  nntergrftbt 
in  Bchmorzensreichon  tagen  die  starken  wurzeln  seiner  manneskraft 
und  lAbmt  den  freien  flagelschlag  seines  poetischen  genius:  es  ist  die 
gicht.  Wie  Jakob  Bälde,  sein  lateinisch  dichtender  zeitgenofie,  der 
im  hinblick  nnf  seinen  immer  mehr  schwindenden  körper  den  schen- 
haften  ordeii  „der  dürren**  (macilentomm)  gestiftet  hat,  so  spottet 
auch  liOgau  im  anfang  noch  seine  leiden  hinweg.  Er  schiebt  die 
schuld  auf  den  wein;  aber  beim  waßertrinken ,  meint  er,  könne  man 
doch  nicht  dichten,  und  dennoch  werde  er  letzterem  wol  noch  ent- 
sagen müßon,  *^  wenn  ihn  Apollo  nicbt  etwa  durch  eine  flasche  hippo- 
krcno  begeistere,  da  er  mit  dick  verpackten  fußen  und  ohne  stiefd 
und  sporn  das  diditerross  nicht  besteigen  könne.  ^  Allein  bald  wollen 
ihn  die  schwingen  seiner  phantasie  nicht  mehr  gen  himmel  führen; 
sie  vermögen  nur  noch  „nahe  bei  der  erde**  sich  zu  halten,  *  nnd  so 

1  m,  0,  10.  3  I,  7,  SS.  8  II,  1,  53.    1,   54.  4  m,  2,  67. 

5  m,  4,  95.        6  II,  1,  7.    ZD  90.         7  m,  S,  5S.        8  III,  8,  66. 


Logaas  leb«n.  713 

fließen  unter  leiden  mannichfaltiger  art  des  dichters  letzte  lebensjalire 
hin.  Wol  fand  er  in  dem  kreise  weniger  aaserlesener  und  bewährter 
freunde,  wie  in  dem  umgang  mit  gelehrten,  denen  er  bei  besonderen 
veranlaßangen  manches  herzlich  und  tren  gemeinte  lied  widmet,  und 
anter  denen  besonders  der  als  dichter  nicht  anbekannte  Organist 
Wenzel  Scherffer  von  Scherffenstein  in  Brieg  hervorzuheben  ist,  ^  eine 
anspruchslose  erholung.  Aber  auch  der  verkehr  mit  ihnen  vermag 
nicht  eine  immer  bestimmter,  immer  inniger  ausgesprochne  Sehnsucht 
nach  dem  tode  zu  verscheuchen.  Und  wenn  er  auch  nicht,  wie  ödipus 
oder  Lactantius,  es  für  das  gröste  unglück  des  menschen  erklärt, 
geboren  worden  zu  sein,  so  spricht  er  gleich  wol  unumwunden  aus: 

Das  Beste,  das  ein  Mensch  in  dieser  Welt  erlebet, 
Ist:  daß  er  endlich  stirbt,  und  daß  man  ihn  begrabet. 
Die  Welt  sei,  wie  sie  wil,  sie  hab^  auch,  was  sie  wil: 
War  sterben  nicht  dabei,  so  g^te  sie  nicht  viel.  ' 

Die  Jugend  ist  verronnen,  heißt  es  in  einem  andern  gedieht,  ' 
das  alter  drin^  heran,  und  so  will  er,  dem  sorge  und  kummer  früh- 
zeitig das  haar  gebleicht,  ^  nur  noch  dahin  denken,  wo  ihm  eine  neue, 
ewige  Jugend  erblühen,  wo  kein  alter  ihn  mehr  beschleichen  wird. 
Matt  und  lebensmüde ,  heißt  er  desshalb  den  tod  freudig  willkommen, 
der  ihn  „entzeucht  dem  .toben  toller  zeit*^  der  ihm  „den  hut  der 
goldnen  freiheit  schenket'*;  ^  denn: 

Sterben  wer  wol  immer  lieb  dem,  der  dorte  sucht  zu  leben, 
Der  da  wüste,  daß  die  Welt  ihm  und  er  nicht  ihr  gegeben. 
Daß  Gast  er  und  sie  sei  Wirth,  daß  auch  seiner  Wohlfar  Lauif 
Hier  im  Thale  nemo  Ruh,  weiter  aber  geh  bergauff.  ^ 

Doch  bevor  noch  seine  Sehnsucht  und  vielleicht  früher,  als  er 
selbst  geahnt,  in  erfüllung  gieng,  sollten  die  bedeutenden  Verände- 
rungen, welche  sich  damals  am  herzoglichen  hofe  zu  Brieg  vorbe- 
reiteten, auch  auf  seine  äußern  Verhältnisse  nicht  ohne  einwirkung 
bleiben. 

Am  14  Januar  1653  war  Georg  Rudolf,  der  oheim  der  herzog- 
lichen brüder  von  Brieg,  ohne  männliche  nachkommen  zu  hinterlaßen, 
gestorben.   (Bei  der  am  14  Mai  desselben  Jahres  zu  Liegnitz  erfolgten. 


1  lU,  6,  13.    U,  8,  55.         2  I,  8,  6.    vgl.  H,  10,  24.         3  11,  3,  78. 
4  m,  5,  77.        5  ZD  142.        6  I,  8,  61  anf. 


714  Schlußwort  des  tieransgeben. 

feierlidier  beisetznng  wird  auch  Logau  unter  den  hinter  denn  filrBi- 
liehen  leichenwagen  einherschreitenden  marschällen  genannt;    außer 
ihm  noch  Balthasar  von  Enobelsdorf,  sein  Schwiegervater,  und  Jonas 
von  Lilgenau  ^.)   Seine  beiden  auf  diese  weise  erledigten  herzogtOraer 
Liegnitz  und  Wohlau  fielen  nun  den  drei  brüdern  zu  Brieg ,    als  den 
nAchsten  erben,  zu.    Noch  immer  regierten  diese  gemeinschaftUcli  mit 
einander,  obwoljschon  früher  einmal,  im  jähre  1642,  bei  ihnen  die 
absieht  hervorgeti*eten  war,  sich  in  die  lünterlaßenschaft  ihres  vaters 
Johann  Christian  zu  theilen.    Die  eindringlichen  brieflichen  Vorstel- 
lungen ihrer  Schwester   Sibylla  Margareta,    vermählten  grftfin    Ton 
Denhof,  hatten  jedoch  nicht  wenig  dazu  beigetragen,  diesen  entschlaft, 
den  vielleicht  misshelligkeiten  hervorgerufen  hatten,  '  nicht  zur  aus- 
führung  kommen  zu  laßen.     Jetzt  aber  schien  der  besitz   von  drei 
herzogtttmem  gewissermaßen  von  selbst  zur  theilung  anzuregen,   und 
zwar  sollte  das  loos,  „als  das  bequemste  mittel,  wodurch  aller  Zwie- 
tracht könnte. vorgebaut  und  abgewehrt  werden' ',  entscheiden.     Der 
losungsakt  fand  am  3  Jani  1654  auf  dem  schloße  zu  Brieg  statt. 

Nachdem  der  Brieger  Superintendent  Biermann  über  Sprflcbe 
Salom.  16,  33:  „das  loos  wird  geworfen  in  den  schooß,  aber  es  fiUlt, 
wie  der  Herr  will'S  gepredigt,  begab  man  sich  in  das  dazu  besonders 
eingerichtete  zimmer.  In  der  mitte  desselben  stand  ein  mit  einer 
rothsammtnen  decke  belegter  tisch,  auf  ihm  eine  verdeckte,  goldene 
schale,  in  welcher  drei,  mit  dem  namen  je  eins  der  drei  fürstentümer 
Liegnitz,  Brieg  und  Wohlau  versehene  zettel  zusammengerollt  lagen. 
Hierauf  führte  der  marschall  einen  armen  Waisenknaben,  Georg 
Paschke,  eines  brauers  söhn,  an  die  urne  und  gab  ihm  anweisung, 
wie  er  die  zettel  nacheinander  herausnehmen  und  jedem  der  forsten 
einen  derselben  mit  reverenz  überreichen  solle.  Die  herzöge  gaben 
die  empfangenen  zettel  ihren  räthen,  und  nun  ergab  es  sich,  daß 
Georg  das  herzogtum  Brieg,  Christian  Wohlau,  und  Ludwig,  der 
gönner  Logaus,  Liegnitz  erhalten  hatte,  wohin  derselbe  auch  kurz 
darauf  mit  seinen  räthen  und  seinem  hofstaat  übersiedelte.  Doch  noch 
ehe  diese  Übersiedelung  nach  Liegnitz  vor  sich  gieug,  hatte  der  her- 
zog in  dankbarer  anerkennung  auch  unsers  dichtcrs  gedacht  und  ihm 
in  einer  am  Johannistage  1653  ausgefertigten  Urkunde,  ^  eine  nicht 

1  Luc»,  Schlesiens  curieuse  dcnkwürdigkeitcn  s.  1325.       2  Vgl.  I,  9,  88. 
8  Dm   original  derselben  befindet  sich  ebenfalls   im  besitz  des  dr  Tobias 
I  ZitUo. 


LogauB  loben.  715 

onbedeutende  gelialtsverbeßerung  gewährt.  Die  Urkunde  lautet:  „Von 
Gottes  Gnaden  Wier  Ludwig,  Ilertzog  in  Schlesien  zur  Liegnitz  und 
Brieg  bekennen  öffentlich  hiermit  fQr  Jedermänniglich;  Nachdem  Wir 
im  Jahr  1644  den  29  September  zu  Vnserm  Ratlie  erkieset  und  an- 
genomen,  den  Gestrengen  Vnsern  Lieben  Getreuen  Friedrichen  Von 
Logaw  auff  Brockgut,  Ihme  auch  eine  gewiße  Bestallung  gemacht  nach 
damahligem  Vnserm  Zustande;  Welche  Wier  Anno  1649  den  26  No- 
vembris  mit  einem  daselbst  specificirten  Deputat  verheuert;  daG  in 
sondrer  Anmerckung,  wie  durch  Vnsere  folgende  Verheurahtuug  Vnsere 
Hofestat  sich  vergrößert,  dann  auch  durch  Anfall  deß  Liegnizischen 
Fürstenthums  fttr  Vnser  Theil  die  Vorrichtungen  bey  Canzelley,  Cammer, 
Hoffund  Wirtschaffl  gewachsen:  bevoraus  deßen  Von  Logaw  Trew  und 
Redlichkeit  mitter  Zeit  erkennet,  Wir  Ihme,  um  sich  desto  beßer  auß- 
zubringen  und  seines  fleißes  eine  ergezung  zu  haben,  über  vorige 
Besoldung  und  Deputat,  noch  einen  Nachsaz  von  zwey  Hundort  Thalern 
Schlesischer  Wehrunge  gegönnet  und  gegeben,  die  der  von  Logaw  mit 
unterthänigem  danck  angenommen,  [und  sich  hingegen  gehorsam  ver- 
pflichtet, nebenst  Seinem  Vorigen  und  in  erster  bestallung  angezogenen 
Obliegen,  auch  die  Inspection  bey  Vnser  fürstlichen  Gammer  und  Hofe 
Wesen,  nebst  dazu  absonderlich  verordneten  Personen,  zu  übernehmen:] 
und  dann  sonst  wie  vormals  mit  aller  Trew  und  gewierigkeit  Vnser 
bestes  zu  fördern  und  Vnsern  schaden  zu  verhütten. 

Hierüber  haben  Wir  nun  mit  Ihme  diese  neue  bestallung  aufge- 
richtet und  Vhrkündtlich  mit  Vnserer  Handschrifft  und  fürstlichen  für- 
gedrucktem Secret  außgefertiget  und  bekrefitiget.  Brieg,  am  tage 
Johannis  Baptistse  anno  1653. 

Ludwig  mpp.  (L.  S.) 

Über  seine  nunmehrige,  offenbar  einflußreichere  Stellung  spricht 
er  sich  mit  der  ihm  eignen  bescheidenheit  und  frommen  ergebung  fol- 
gendermaßen aus: 

Die  Person,  die  ich  letzt  führe  auf  dem  Spielplatz  dieser  Welt, 
Wil  ich  nach  Vermügen  führen,  weil  sie  mir  so  zugestellt; 
Denn  ich  hah  sie  nie  gesucht.     Wird  was  andres  mir  gegeben, 
Wil  ich  nach  deß  Schöpfers  ruff,  nie  nach  meinen  Lüsten  leben.  * 

Dasselbe  Jahr  jedoch,  welches  ihm  nach  der  bisherigen  bedräng- 
nis  seiner  dürftigen  läge  endlich  die  aussieht  auf  eine  sorgenfreiere 

1  ZD  74. 


716  Schlußwort  des  herausgeben. 

Zukunft  eröffnete,  sollte  auch  nicht  ohne  betrübende  ereignisse  vor- 
übergehen. Am  15  Jnni  war  sein  Schwiegervater  Balthasar  von  Kno- 
belsdorf  gestorben,  und  wenige  wochen  darauf,  am  5  August,  folgte 
ihm  Logaus  jüngstgebornes  töchterchen  Sophie  Eleonore  in  dem  zarten 
alter  von  17  wochen  und  3  tagen,  „dessen  abgeseeltes  kOrperlein'\ 
wie  es  in  dem  von  Wenzel  Scherffier  verfaßten  trauergedlcht  heißt,  ^ 
„den  8ten  tag  gedachten  monats,  bey  der  Fürsü.  Brieg.  Schloß 
Kirchen  Christ-Adelich  beerdiget  worden'^  *. 

Im  frühling  des  nächsten  Jahres  1654  war  Logau  endlich  die 
frende  zu  theil  geworden,  die  große  Sammlung  seiner  epigramme  und 
gedichte,  von  ihm  selbst  mit  Sorgfalt  chronologisch  geordnet,  beendet 
und  unter  dem  pseudonym  „Salomon  von  Golaw'^,  gedruckt  vor  sich 
zu  sehen.  3560  nummern  enthaltend  und  einen  Zeitraum  von  min- 
destens 25  Jahren  umfaßend,  läßt  sie  uns  jetzt  einen  lohnenden  blick 
in  die  werkstätte  schaffiender  gedanken  thnn,  in  welcher  der  dichter, 
erlöst  von  dem  drückenden  joche  des  amtes,  in  der  stille  der  nacht 
trost  und  vergeßenheit  sucht  vor  dem  elend  seiner  jammerreichen  zeit; 
sie  steht  demnach  in  bedeutungsvollstem  Zusammenhang  mit  seinem 
leben,  das  nach  der  Vollendung  dieses  Werkes  nun  selbst  seinem  ende 
entgegeneilt. 

Mit  der  Übersiedlung  des  herzogs  Ludwig  nach  Liegnitz  im 
Sommer  des  jahres  1654  war  auch  für  Logau  die  notwendigkeit  ein- 
getreten, Brieg,  in  welchem  er  den  grösten  theil  seines  lebens  zuge- 
bracht, noch  jetzt  am  abend  seiner  tage  zu  verlaßen,  und  sicherlich 
ist  ihm  das  scheiden  von  dieser  Stadt,  welche  seine  theuersten  jugend- 
erinnerungen  umschloß,  welche  später  in  freud  und  leid,  in  friede  und 
kriegsdrangsal  des  mannes  streben  und  wirken,  kämpfen  und  dulden 
gesehen,  nicht  leicht  geworden.  Wie  schmerzlich  es  allen  denen  ge- 
wesen, die  ihn  näher  kennen  gelernt,  das  bezeugt  noch  ein,  nachmals 
auf  seinen  tod  verfaßtes  trauergedlcht,  in  welchem  es  unter  anderm 
heißt: 


1  Trauer-  und  Trostsprucb  an  den  Uoch-  und  Wohl  Edel  Grestrengen 
Herrn  Friedrich  Ton  Logau  u.  b.  w.  2  Das  gedieht  ist  übrigens  poeüach 
gänzlich  wertlos;  ich  citiere  daraus  nur  folgende  verse: 

O  hett'  hochedles  Hauß,  mein  kiel  dießmal  die  Krä£fte 

Zu  richten  wieder  auf  dich  in  dem  leidgeschäffte, 

Das  kurtzhin  dich  nun  zwier  zur  Erden  gleich  gc1)cugt! 


Logaofl  leben.  717 

Was  wird  das  große  Brieg  itzt  anch  vor  Kummer  rfthren! 
Ja  wohl!     Was  ließ  sich  nicht  Yor  wohmat  damals  spüren, 
Alß  Er  sich  nur  der  Stadt  gedachte  bu  entbrechen?  < 

Nur  noch  ein  jähr  war  es  ihm  indessen  vergönnt,  an  dem  neuen 
schanplatz  seiner  thätigkeit  zu  wirken.  Er  starb  in  Liegnitz  schon  am 
24  Juli  1655,  ^  im  alter  von  51  jähren  nnd  6  wochen;  in  der  kirche 
zu  St.  Johannis  wnrde  ihm  in  dankbarer  pietät  ein  epithaphinm  er- 
richtet. * 

Logaas  hinterlaßene  witwe  blieh  nach  ihres  gatten  tode  im 
besitz  des  famüicngntes  Brocknt  für  ihre  vier  kinder,  über  welche  der 
yetter  nnd  schwager  des  verstorbnen,  Lndwig  von  Logan  auf  Crayn 
die  Yormnndschaft  führte.  Das  älteste  dieser  kinder,  Balthasar  Fried, 
rieh,  hatte  eben  das  zehnte  lebensjahr  zurückgelegt,  während  das- 
jüngste,  Anna  Helene,  kaum  sechs  jähre  zählte.  Die  älteste  tochter 
Anna  hat  sich  nachmals  mit  einem  herm  von  Gersdorf  vermählt;  die 
zweite,  Dorothea  Magdalena,  war  in  erster  ehe  mit  einem  von  Banner 
(Carmer?)  auf  Grnndorf,  in  zweiter  ehe  mit  Gustav  von  Rose  ver- 
heiratet, die  jüngste  endlich,  Anna  Helene,  gieng  ebenfalls  nach  dem 
tode  ihres  ersten  mannes,  von  Nimptsch  auf  Habendorf  (f  1693),  eine 
zweite  ehe  ein  und  zwar  mit  Georg  Moritz  von  Bohr  (f  1710),  den 
sie  noch  um  2  jähre  überlebte.  Auch  nachdem  sich  die  mutter  1661 
mit  dem  fürstlich  ohlauischen  rath  Heinrich  Ernst  von  Rössler  auf 
Langenwalde  und  Jakohsdorf  zum  zweiten  male  vermählt  hatte,  wird 
ihr  der  weiterbesitz  des  gutes  bis  zum  jähre  1668,  also  his  zur  Voll- 
jährigkeit des  Sohnes,  verlängert,  wogegen  sie  sich  schriftlich  ver- 
pflichten muß,  den  „söhn  in  triviali  zu  unterhalten,  wenn  er^  um 
seine  Studien  zu  continuiren,  auser  Landt  sich  begeben  sollte  und  ihme 
Jährlichen  Ein  hundert  Taler  Schles.  zu  seiner  alimentation  de  proprio 
zu  geben.''  ^  Allein  des  vaters  kämpf  gegen  die  immer  bedrohlicher 
auftretende  Verarmung  der  familie  scheint  sich  auch  auf  den  söhn  ver- 
erbt zu  haben,  trotzdem  derselbe  eine  äußerlich  glänzende  und  ein- 
flußreiche Stellung  als  rath  des  herzogs  von  Nassau-Dillenburg  be- 
kleidete.    Noch  liegen  uns  mehrere  aktenstücke  vor,   in  denen  er 

1  Thrftnen-Gotichte  auf  den  fHlh2eitigen  nnd  traurigen  Fall  u.  8.  w. 
(Stadtbibliothek  zu  Breslau  4  F.  1091.  nr.  59).  2  Nicht,  wie  Lessing  und 
nach  ihm  andre  angeben,    den    5  Juli.  8    Sinapius,    schlesische    ou- 

riositttten  II,  s.  371;  Yon  diesem  epitaphium  ist  jetzt  nirgends  mehr  eine 
spur  aufzufinden.        4  Vertrag  Yom  12  December  1661. 


LogauB  Charakter.  719 

rigen,  die  poesie  zur  vertrauten  freundin  geworden,  der  rQckhaltlos 
seine  schmerzen  and  freaden,  seine  empfindnngen  und  betrachtungen, 
seine  wünsche  und  hothungen  mitzutheilen  ihm.  eine  süGe  gewohnheit, 
ein  tägliches  bedürfhis  geworden  war. 

Friedrich  von  Logau  ist  eine  der  edelsten  erschdnungen  seiner 
zeit,  und  je  mehr  die  sittliche  Verkommenheit  in  der  ersten  hälfte  des 
17  Jahrhunderts  zugenommen,  je  unaufhaltsamer  der  verfall  in  sitte, 
religion  und  leben  sich  öffentlich  wie  im  schooß  der  familie  offenbart, 
desto  höher  muß  der  wert  seiner  einsamen  tngend  angeschlagen 
werden.  Es  gilt  wenig,  in  einer  tugendhaften  zeit  nicht  zu  den  la- 
sterhaften zu  gehören;  aber  inmitten  des  politischen,  socialen  und 
sittlichen  elends,  welches  der  langjährige,  verheerende  krieg  herauf- 
beschworen, und  welches  in  zersetzender,  innerer  fäulnis  alle  stände 
ergriffen  hatte,  seiner  edlern  gesinnung  treu  zu  bleiben,  noch  da  den 
glauben  an  die  heiligsten  gttter  des  herzens  unwandelbar  zu  bewahren: 
das  vermag  nur  ein  mann  von  strengen  and  edlen  grundsätzen,  ein 
mann  von  bewährtem  Charakter. 

Die  liebenswürdigkeit  seiner  persönlichen  erscheinung  spricht 
sich  vor  allen  dingen  in  einer  ansprochslosigkeit  und  bescheidenheit 
aus,  welche  bei  ihm  den  kern  und  mittelpunkt  seiner  ethischen  grund- 
sätze  bilden. 

Wodurch  wird  Würd  und  Glück  erhalten  lange  Zeit? 
Ich  meine  durch  nichts  mehr  als  durch  Bescheidenheif.  * 

Nicht  nach  den  stolzen  höhen  irdischer  herrlichkeit  trägt  sein 
herz  verlangen;  vielmehr: 

Auf  schlechter,  ebner  Bahn  ist  gut  und  sicher  wallen; 
Wer  hoch  gesessen  ist,  hat  niedrig  nicht  zu  fallen.  ^ 

Nicht  hoheit,  reichtum  und  äußere  ehren  können  ihn  verlocken, 
sein  eignes  selbst  zu  verlieren. 

Seines  Lehens  und  der  Welt  kan  am  besten  der  genissen, 
Der  das  Große  dieser  Welt  ihm  begehret  nicht  zu  wißen.  ' 

Sein  ehrgeiz  reicht  nicht  weiter,  als  bis  zu  der  stillen  hatte  im 
thal,  in  welcher  weit  öfter  das  wahre  glQck  wohnt  als  auf  des  lebens 
höhen  und  in  stolzen  marmorpalästen. 

1  II,  5,  48.        2  I,  1,  aO.         8  2  Z  46. 


^Vi  hsiitiJfwr.  6*» 


ifiiL  wslusälfnnisver  ääim^.  um  'vcftdMr  «r  ieai 


—  Ißk  mäauut  mbnat 
lama.  Crmi 

iMe  E2bn  msUmxOit^ 

Vm  ptfMB  die  Biieai  ckV  —  - 

Wm  (irtiB  if^  jMiBL  JUEC.  flou  Xfifiiiginr  od  aaiä 

yvr  in  f^jlfs  studier  lebenBikaRäiiiBa^a  kmade 
liejt  berrostretien .   veldie  um  aal  der  Mrfiä^aät 
mir  rOlLf  snsbäun.   vjDden  £ewibe  sofir 
Im^ekfceit  «Kni«tiitten  woL.     Wo!  rep  adk 
der  wxaiydi  ztkdi  «dser  wwgeii&taera,   adi  te 
ioniieaD  singctoes  ezisienz.  vd  fifibe  er,  ait 
gribdt  ggid  mdit  nsgero  is  mümb  besitz:  '  ibcr  hali 
Bidi  der  ernst  heines  vmocbeE  n  sdieraeBder  iroaie: 

Wer  am  nueii  akte  k«a  iodoi. 

I>cr  nm^  nur  tanwad  Pfand  md  nodi  w>  räS  besAeifai,  * 

oder  er  rer^amxDt  is  der  bershigenden  enrignng: 

Wer  ireiß.  w&f  nkcir  ixur  »o2?  ' 

K«Mdi  iFt.  Ter  efariicb  hier,  durt  KÜp  kbes  kaa.  * 

oder  wie  es  an  ciiier  indem  EteUe  heilA: 

Ikfin»  Glucke  kuxuot*  ich  lejdeo:  kfijnmt  es  nichL  bin  ieb  Tcqpiägt, 
Wuin  licbf .  all  letzund  icbi  habe.  Bor  nieht  Hi^cr  mit  aür  Agt.  ' 


Empfindet  der  doch  nimmer,  daß  ihm  manches  gebridit,  der 
nicht  mit  traner  seines  mangels  gedenkt  *  Ist  nur  der  gute  nane 
gerettet  und  rein  das  gewißen, 

80  ifti  genng,  fo  ist  et  mehr,  ala  Geld  nnd  Gold  in  Kuten  laAeo.  * 


1  m,  1,  78.       2  1,  8,  19.       3  I,  3,  37  r.  5.       4  Ibid.  r.  3.       5  II,  9,  H. 
6  I,  3,  37  V.  14.         7  1  Z  56.         8  II,  9,  90.         9  UI,  4,  81. 


Logaus  Charakter.  721 

Mäßig  und  einfach  in  seinen  bedflrfiiissen  kann  er  des  prun- 
kenden reichthums  entrathen ;  th&tig  and  rastlos  in  den  beschwerden 
seines  amtes,  bedarf  es  keines  lacnllischen  maliles,  um  ihn  zufrieden 
zu  stellen;  denn  der  hnnger  wflrzt  seine  pranklose  tafel,  die  weder 
des  bäckers  kanst  noch  des  krämers  leckerbiüen  kostbar  bereitet,  ^ 
and  daram  sehnt  er  sich  so  oft  nach  dem  idyllischen  frieden  des  land- 
lebens,  in  welchem  er,  fem  von  dem  lauten  geräusch  der  Stadt  und 
den  stürmen  der  rauhen  zeit,  die  einfachen  gaben  der  natur  genießen 
und  dabei  das  allgemeine  wie  das  eigne  leid  vergeßen  darf.  So  redet 
er  die  fichte  auf  seinem  gute  an: 

Indessen  bin  ich  froh,  wann  mir  yergünt  die  Zeit, 

Daß  da  habst  Preis  durch  mich,  daß  ich  durch  dich  mein  Leid, 

Das  allgemeine  Leid  in  etwas  mag  yerschieben, 

(Vertrieben  wird  es  nicht.)     Wann  Unmnt  mich  wil  üben 

In  seinem  engen  Kreiß,  so  nem  ich  ihm  den  Zanm 

Und  suche  mir  für  mich  und  mein  (^emüte  Raum. 

Ich  pflege  mich  dir  bei  in  freies  Blau  zu  paaren 

Und  lasse  meinen  Sinn  hin  mit  den  Augen  fahren, 

Die  purschen  weit  und  breit,  erforschen  diß  und  das 

Und  haben  ihre  Lust  an  Himmel,  Waßer,  Ghras, 

An  Waiden,  Berg  und  Thal,  an  Felden  und  an  Auen 

Und  was  Natur  noch  sonst  hat  künstlich  künnen  bauen; 

Dann  bin  ich  nicht  daheim,  und  die  Melancholei 

Muß  warten,  biß  ich  sonst  zu  Haus  und  müßig  sey.  ^ 

Vermöge  der  eben  geschilderten,  mehr  den  traulichen  kreis  einer 
bescheidenen  häuslichkeit  zierenden  eigenschaften  war  Logau  von 
beginn  seiner  juristischen  laufbahn  seinem  berufe,  noch  mehr  aber 
dem  leben  an  einem  hofe  abgeneigt.  Hier  wie  dort  muste  er  in  eine 
Öffentlichkeit  heraustreten,  welche  seiner  stillen  natur  wenig  zusagte; 
hier  wie  dort  muste  er  der  persönlichen  Unabhängigkeit,  welche  er  für 
das  gröste  glück  eines  mannes  erklärt,  für  immer  entsagen. 

Ist  Glücke  wo  und  was,  so  halt  ich  mir  für  Glücke, 
Wenn  ich  mein  eigen  bin,  daß  ich  kein  dienstbar  Ohr 
Um  weg  verkaufite  Pflicht  darf,  recken  hoch  empor 
Und  horchen  auff  Befehl.  ' 


1  I,  7,  8.   8,  4  T.  26—80.   8,  80.         2  I,  8,  99  t.  71—84.         8  I,  8. 
19  anf. 

Logau.  46 


722  Schlußwort  des  heraufgoben. 

loh  biege  keine  Knie  und  rficke  knne  Kappen 

Für  aoffgeputzter  Ehr*  und  angeetrichner  Ghinst, 

Die  mancher  snöht  mit  Müh*  durch  schnöde  Schmeichelkunst. 

(}enug,  wann  ich  mir  selbst  in  Friede  kan  befehlen 

Und  darf  zu  fremder  Pflicht  nicht  Tag  und  Stunden  schien. 

Ein  König  bin  ich  so,  mein  Haus  ein  Königreich, 

Da  weder  Hold  noch  Gram  mich  roth  macht  oder  bleich.  * 

Man  yergleiche  damit  das  für  Logan  ganz  besonders  charak- 
teristische gedieht  „vom  Hofeleben**,  •  in  welchem  er  seinem  nnmnt 
über  alle  die  traurigen  erfahrnngen,  die  er  am  hofe  gemacht,  er- 
greifende werte  leibt,  and  in  dem  es  unter  anderm  heißt: 

Der,  der  andren  denkt  lu  leben, 
Dem  bleibt  Yon  ihm  selbst  nicht  Yiel, 
Muß  ihm  Selbsten  Urlaub  geben, 
Darff  nicht  wollen,  was  er  wil. 
Endlich  wenn  man  yiel  gewunnen. 
Wird  man  grau  und  wird  man  krank. 
Und  die  Zeit  ist  hingerunnen 
Ohne  Namen,  ohne  Dank: 
Wer  sein  selbst  kan  fOgliöh  sein, 
Qeh  kein*  andre  Pflichten  ein. 

Diese  abneigung  muste  natürlich  immer  mehr  nabrung  gewinnen, 
als  er  in  Brieg  hinreichende  gelegenheit  gefunden,  das  hofleben  in 
seinen  dunkelsten  Schattenseiten  kennen  zu  lernen,  und  von  nun  an 
bildet  es  ein  unerschöpfliches  thema  für  seinen  spott  und  seine  satire. 
Bald  in  launigem  humor,  bald  in  beißender  Ironie,  öfter  aber  noch 
von  eckel  und  absehen  erfüllt,  geiselt  er  das  widerwftrtige  Schauspiel, 
das  die  niedrige  denkungsart  des  grösten  theils  seiner  Umgebung  ihm 
täglich  bot,  und  das  den  moralischen  bankrott  seiner  zeit  nicht  scho- 
nungsloser enthüllen  konnte.  Das  buhlen  um  die  gunst  der  fürsten, 
die  schamlose  Schmeichelei,  die  charakterlose,  kriechende  demut, 
welche  gleichwol  mit  hochmütiger  Überhebung  und  hartherzigem  drudc 
gegen  untergebne  auftritt,  das  gesinnungslose  haschen  und  jagen  nach 
amt  oder  auszeichnung,  die  bestechlichkeit  der  richter  und  hofbeamten, 
ihr  neid  gegen  den  begünstigten  mitbewerber,  die  heuchelei,  die  sich 
im  gewande  der  tugend  brüstet,  die  offenbare  ehrlosigkeit,  die  sich 
zu  verhüllen  verschmäht  und  sich  zu  sch&men  verlernt  hat,  das  ist 

1  I,  5,  8  T.  88—44.        2  2  Z.  97. 


Logaus  Charakter.  723 

der  Stoff,  den  er  In  hnndertfftltiger  variatioD  mit  dem  schmerz  und 
dem  unmat  eines  lautem  gemfits  behandelt 

Zwar  selbst  dnrchdmngen  von  der  bedentnng  seiner  adlichen 
gebort  nnd  nicht  frei  von  manchen  yomrtheilen  seiner  standesgeno&en, 
deren  gerechtsame  er  sogar  bis  auf  ihre  flblen  gewohnheiten  und 
fehler  gewahrt  wißen  will  (wie  z.  b.  wenn  er  dem  adel  allein  das 
recht  sich  zu  betrinken  vindiciert  ^),  gilt  ihm  andrerseits  doch  nur 
der  adel  der  gesinnung,  der  edle  schmuck  des  herzens  als  das  wesent- 
liche merkmal  echter  abstammung,  nicht  die  lange  reihe  der  ahnen, 
deren  ältester  doch  nur  daran  mahnt,  daß  unser  aller  „Ursprung  erde 
sei/'  ^  Kann  es  ein  vortrefflicheres,  ihn  selbst  ehrenderes  zeugnis 
für  seine  anffaGung  geben,  als  das,  welches  er  in  folgenden  werten 
niedergelegt? 

Die  Tugend  alleine  gibt  tficbtigen  Adel; 

Das  Waffen  GemAld 

An  Helm  und  Feld 

Bedecket  vergebens  den  inneren  Tadel. 

Die  Wiege  des  Cyrus  wie  Ims  ist  Thon. 

Ein  leeres  Gekl&nge, 

Ein  gl&sem  Gepränge 

Sind  Ahnen,  wo  Tagend  ist  ferne  dayon.  ' 

Aber  eben  darum,  weil  er  den  Vorzug  und  die  wttrde  seines 
Standes  ausschließlich  in  dem  adel  der  gesinnung  und  der  tbat,  nicht 
in  dem  zufall  der  gehurt,  noch  in  stolzer  flberhebung  andern  gegen- 
über sieht,  wacht  er  eifrig  über  die  reinerhaltung  der  Standesehre, 
die  ohne  zweifei  durch  die  gerade  damals  so  häufig  gewordne  Unsitte, 
ein  adelsdiplom  zu  kaufen,  nicht  gewinnen  konnte,  und  unbarmherzig 
schwingt  er  die  geisel  seines  oft  drastischen  spottes  über  die  lands- 
knechte,  die  nun  landesherren,  über  die  bauem,  die  nun  edelleute 
und  grafen  geworden.    So  heißt  es  unter  anderm: 

Was  gab  der  deutsehe  Krieg  für  Beate? 
Viel  Grafen,  Herren,  Edelleute. 
Das  deutsche  Blut  ist  edler  worden, 
Weil  so  geschwächt  der  Bauerorden.  ^ 

Da  sonste  nichts  fast  wuchs,  wuchs  was  doch  reich  herfOr, 
Wohin  man  nur  gesehen.    Ei  was?    Ein  Kayalier,  ^ 

1  1  Z.  160.       2  I,  2,  99.   2,  100.       8  I,  7,  98.    m,  9,  39.        4  II,  3,  60. 
5  II,  6,  50 

46» 


724  Schlußwort  des  herausgeben. 

Freilich  der  langjährige,  blutige  krieg  hatte  alle  jene  sittlichen 
niederlagen  zum  theil  mit  verschuldet,  und  es  war  eben  nur  wenigen 
starken  Charakteren  möglich,  ihr  herz  und  gewißen  von  dem  allge- 
meinen schmutz,  der  den' vornehmen  wie  den  niedrigen  pöbel  ergriff, 
rein  zu  halten. 

Aber  gerade  darin  lag  auch  die  veranlaßung,  diejenigen  anzn« 
feinden  und  zu  verleumden,  die  ehrenvoll,  wenn  auch  spärlich  unter 
solchen  zeitgenoßen  hervorragen,  und  wir  mflsten  auch  diese  bittem 
erfahrungen  bei  Logau  als  selbstverständlich  voraussetzen,  selbst 
wenn  er  sich  nicht  so  vielfach  darnber  beklagte.  Gewiss  war  es  vor 
allem  sein  edler  freimut,  mit  welchem  er  sich  schonungs-  und  rflck- 
haltslos  gegen  alle  jene  gebrechen  seiner  Umgebung,  selbst  die  der 
fürsten  nicht  ausgenommen,  erklärt,  der  seinen  gegnern  die  wirk- 
samsten Waffen  in  die  bände  gab.  Wol  hatte  auch  er  gelegenheit 
genug  zu  beobachten,  wie  fdrstengnnst  und  freundschaft  sich  meist 
nur  denen  zuwendet. 

Die  mit  gemahlter  Zung  und  krummem  Knie  sich  weisen; 
Bey  welchem  freyes  Wahr,  der  Freundschafft  Seele,  wohnt, 
Der  bleibt  von  ihrer  Qunst  gar  sicher  und  verschont.  > 

Aber  die  Wahrhaftigkeit  und  Uiuterkeit  seiner  gesinnung  erkennt 
nur  darin  den  wahren  heldenmut, 

schwarz,  schwarz,  weiß  weiß  zu  nennen, 

sieht  nur  in  dem  einen  echten,  tapfem  mann, 

Der  keinen  Umschweiff  braucht,  der  keinen  Mantel  nimmt. 
Der  allem  gegen  geht,  was  wider  Wahrheit  kümmt.  ' 

Und  so  kann  Weder  anfeindung  noch  neid  und  Verleumdung  ihn 
in  seinen  grundsätzen  irre  machen;  wol  geht  er  vereinsamt  seinen 
pfad;  aber  die  höhe,  auf  welche  seine  sittliche  kraft  sich  in  solcher 
zeit  ^hebt,  umflicht  seine  stim  mit  einem  unverwelklicheren  kränz 
als  der  lorbecr,  der  ihm  als  dichter  gebührt.  Nur  ein  mann  wie  er 
hat  dann  das  recht,  gehoben  von  seinem  beßeren  bewustseln,  der 
ganzen  weit  den  handschuh  hinzuwerfen,  Weil  ihre  wege  nicht  mehr 
die  seinen  sind : 

Mein  Sinn  steht  auffgericht;  die  Welt  geht  krumm  gebückt. 
Mein  Sinn  ist  ungefibrbt;  die  Welt  ist  glatt  geschmückt. 

1  n,  6,  16  T.  6  ff.    m,  2,  83.        2  H,  7,  60. 


Logans  oharakter.  725 

Mein  Mtind  hat  eine  Znng';  ich  kan  nicht  Warmes  hanchen 
Und  Kaitee  auch  snmal;  die  Welt  pflegt  Ja  zu  brauchen 
Wie  Nein  und  Nein  wie  Ja;  dann  ihre  Zunge  bricht 
Die  schöne  zwischen  Mund  und  Hertz  gepflogne  Pflicht.  > 

Unbeirrt  von  verlockendem  vortheil  geht  daher  sein  weg  gerade- 
aas auf  der  schmalen  Straße  der  pflicht: 

Ich  bin  nicht  wol  gewandt;  ich  muß  nur  bleiben  stehen. 
Da  wo  ich  nicht  rermag  geradezu  zu  gehen.  ' 

Logan  ist  eine  echt  religiöse  natnr;  seine  hierher  gehörigen  epi- 
gramme  und  lieder  offenbaren  eine  tiefe  des  gemüts,  eine  Innigkeit 
and  Wahrheit  der  empfindang,  daß  man  sie  anbedenklich  den  besten 
prodakten  ihrer  gattang  ans  damaliger  zeit  gleichstellen  darf.  Sei  es 
daß  er  in  kindlichem  gottvertraaen  seine  hoffnang  anf  den  herrn  setzt, 
dessen  barmherzigkeit  and  gute  aach  ihm  den  vollen  becher  reicht  ', 
„bei  dem  viel  hahdert  mann  ein  brot,  daß  noch  ein  korb  bleibt  übrig, 
speisen  kan*'  ^,  sei  es  daß  er  in  zuversichtlicher  ergebenheit  in  gottes 
willen  seinen  lebensgang  and  sein  geschick  ihm  anheimstellt  ^,  sei  es 
daß  er  den  geoffenbarten  glaaben  als  einen  baa  besingt,  der  in  ewig- 
keit  nicht  vergehen  wird  ^,  oder  sei  es  endlich,  daß  seine  seele  zam 
gebete  sich  erhebt,  das  bald  in  schlichten  worten,  bald  in  begeistertem 
jubelgesang  dem  born  seines  dankerfüllten  herzens  entströmt  ^,  tiberall 
weht  ein  haach  wahrer  frömmigkeit,  die  kindlich  und  laater  ihn  aaf 
den  schwingen  der  andacht  hoch  Aber  die  schatten  des  erdendaseins 
erhebt.  Aber  eben  darum ,  weil  er  nur  eine  religiosität  des  herzens 
kennt,  welche  ein  gemeingut  aller  menschen  sein  soll,  verhält  er 
sich  abwehrend  and  kühl  gegentiber  den  kirchlichen  und  confes- 
sionellen  bewegangen  seiner  zeit.  Fest  auf  dem  Standpunkt  des  ge- 
offenbarten glaubens  stehend  und  speciell  Protestant  ^  sind  ihm  alle 
dogmatischen  fehden  zanksüchtiger  theologen  verhaßt.  Mit  recht 
fürchtet  er,  daß  bei  dem  erbitterten  streit  um  den  glaaben  der  rechte 
glaube  des  herzens  verloren  gehe,  und  wenn  Christus  wiederkehrte, 
„dürit  er  alsdann  finden  keinen.''  ^ 

Luthrisch,  Päbstisch  und  Calrinisoh,  diese  Glauben  alle  drey 

Sind  vorhanden ;  doch  ist  Zweiffei,  wo  das  Ghristenthum  dann  sey.  *^ 


1  ZD  145.  2  n,  6,  87.  3  H,  2,  58.  4  I,  9,  49.  6  I,  2,  84. 
2,  86.  3,  63.  6  I,  3,  47.  7  I,  1,  6.  1,  7.  10,  96.  H,  8,  75.  8  HI,  7,  4. 
9  UI,  4,  33.^        10  n,  1,  100.  • 


726  Bohlnßwori  des  btriraigeben. 

Vor  allen  dingen  »ber  will  er  die  fireiheit  seiner  rdigiösen  Über- 
zeugung in  vollem  maße  gewahrt  wißen;  sie  ist  des  menschen  hei- 
ligstes gut,  Aber  das  er  keinen  andern  als  den  richterstuhl  Gottes 
anerkennt: 

Was  gebt  es  Menschen  an,  was  mein  Gewißen  gleubet? 
Wann  sonst  nur  cbristlicb  Ding  mein  Lanff  mit  ihnen  treibet. 
Gott  glaub*  ich,  was  ich  gl&nb*;  ich  glftub*  es  Menschen  nicht; 
Was  richtet  dann  der  Mensch,  was  Gott  alleine  rieht*?  ^ 

Diese  forderung  der  glaubens-  und  gewißensfreiheit,  welche  er 
mit  eben  so  viel  berechtigung  als  entschiedenheit  für  sich  in  an- 
spruch  nimmt,  gesteht  er  natürlich  auch  jedem  andern  zu,  und  so 
predigt  er  im  sinne  echter,  christlicher  liebe  mit  wahrer,  innerer 
Überzeugung  eine  der  erhabensten  tugenden  schöner  humanität,  re- 
ligiöse duldung,  in  einer  zeit,  in  welcher  der  gröste  und  blutigste 
krieg,  den  jemals  religiöse  Intoleranz  hervorgerufen,  noch  imm^ 
Deutschlands  gauen  verheerte  und  die  gemüter  seiner  bewohner  gegen 
einander  entflammte.  Mitten  in  den  wilden  kämpf  der  parteien  ruft 
er  das  milde  wort  der  Versöhnung;  nicht  durch  Verfolgung  und  Ver- 
gewaltigung habe  Christus  seine  kircfae  gegründet  ',  und  wir,  die 
wir  uns  seine  jünger  nennen,  wollen,  gleichwie  der  schalksknedit 
im  evangelium,  dem  sein  herr  eine  große  summe  erlaßen,  und  der 
gleichwol  um  kleiner  schuld  mit  seinem  mitknecht  übel  ver&hrt,  die- 
jenigen, die  wir  fdr  ketzer  halten,  haßen  und  verfolgen,  wfthrend 
uns  doch  gottes  liebe,  nachsieht  und  langmut  trügt!  ' 

Eben  weil  Logau  eine  durchaus  fromme  und  lautere  natur  ist, 
verabscheut  er  alle  frömmelnde  scheinheiligkeit  und  heuchelei.  Die 
Schilderung,  welche  er  von  ihr  entwirft,  passt  noch  genau  auf  ähn- 
liche erscheinungen  unsrer  tage;  sie  passt  auf  alle  zeiten:  • 

Kirchen-gehen,  Predigt-bören, 
Singen,  beten,  andre  lehren, 
Senffisen  und  gen  Himmel  schauen, 
Nichts  als  nur  Yon  Gottvertrauen 
Und  vom  Glauben  und  vom  Lieben 
Und  Yon  andrem  Gutsverüben 
Beden  führen, 

dabei  aber  gleichwol  hinterm  rücken  lüstern. 


1  2  Z  47.        2  m,  2,  87.        8  II,  6,  68. 


LogauB  Charakter.  727 

Seinen  Neohsten  hassen,  neiden, 
Dessen  Bestes  stets  yermeiden. 
Dessen  Naohtheil  emsig  stifiten, 
Znngen-Honig,  Hertzens-GiflFten, 
Jenes  außen,  dieses  innen 
Lieblioh,  tückisch  fOhren  kfinnen: 
Meinstu,  daß  dem  Christenleben 
Beydes  Ähnlich  sey  und  ehen?  ' 

Allerdings  vennag  auch  er  in  einer  beziehong  den  söhn  seiner 
zeit  nicht  gänzlich  zu  verleugnen;  auch  er  zahlt  der  herrschend  ge- 
wordnen Unsitte  des  17  Jahrhunderts  seinen  tribut,  indem  er  frivole 
und  obscöne  bilder  und  Stoffe  in  einer  nicht  geringen  anzahl  seiner 
gedichte  behandelt.  Und  dennoch  ist  auch  hierin  ein  großer  unter- 
schied zwischen  ihm  und  andern  dichterischen  zeitgenoßen  nicht  zu 
verkennen.  Während  Hoffinannswaldau ,  Lohenstein  und  andre  die 
poetische  Sinnlichkeit  so  oft  mit  der  gemeinen  verwechseln  und  mit 
widerlichem  behagen  in  dem  schmutz  der  obscönität  wQhlen ,  tritt  bei 
Logau  doch  fast  überall  die  absieht  des  eplgrammatikers  und  Satirikers 
in  den  Vordergrund,  die  schaden  und  laster  der  gesellschaft  dadurch 
zu  heilen ,  daß  er  sie  in  ihrer  ganzen  häßlichkeit  zur  schau  stellt  und 
mit  spott  geiselt.  Ohne  zweifei  hat  er  selbst  den  Vorwurf,  den  ihm 
die  behandlnng  solcher  Stoffe  zuziehen  könnte,  vorausgesehen;  denn 
er  hält  es  fllr  nötig,  sich  ausdrücklich  deshalb  zu  entschuldigen  und 
vor  allem  den  verdacht  eigner  unsittlichkeit  zurückzuweisen : 

Ich  weiß  wol,  daß  man  glaubt,  daß  einer  gerne  thu 

Das,  was  er  gerne  sagt;  allein  es  trifit  nicht  su. 

Mein  Beim  ist  manchmal  frech,  die  Sinnen  sind  es  nicht; 

Der  eine  Zeug  ist  Gott,  der  ander  das  Qerücht. 

Ich  höhne  Laster  auß,  ich  schimpffe  böse  Zeit; 

Dann  die  macht  großes  Werck  ron  großer  Üppigkeit.  ' 

Und  eben  weil  er  nur  darüber  schreibt,  was  andre  wirklich 
thun  ',  so  dürfe  der  sittliche  zweck  seiner  verse  nicht  angezweifelt 
werden : 

Ich  rede  frej  von  dem,  was  Schande  heist  und  bringt; 
Vielleicht  ist  wer,  den  Scham  von  Schanden  abezwingt.  * 

Aber  nicht  nur  in  gesinnuQg  und  gefühl  äußert  sich  Logaus 
religiosität,  sondern  auch  lebendig  durch  die  that: 

1  I,  8,  74.  8,  26.         2  m,  6,  2.         3  EI,  8,  12.         4  I,  10,  74.  4,  91. 
vgl.  1  vorrede. 


728  Schlußwort  des  heransgebeni. 

Denn  anß  Wftndd  und  Oewinen 

Kan  man  erat  den  Glauben  soUiefien,  ^ 

oder  wie  es  an  einer  andern  stelle  heißt: 

Daß  der  Sinn  es  redlich  meine,  haben  wir  nur  ein  Gemerke: 
Wann  nicht  Worte  bleiben  Worte,  londem  Worte  werden  Wercke.  * 

Und  so  erklärt  er  als  die  alleinige  richtschnnr  filr  ein  praktisches 
Christentum  vor  allem  das  erhabne  gebot  der  liebe,  welches  die  heilige 
Schrift  selbst  die  hanptsnmme  aller  geböte  nennt,  darinnen  das  ganze 
gesetz  und  die  propheten  begriffen  sind,  liebe  zu  gott  und  dem 
nächsten. 

Halbe  Christen  sind  zu  nennen, 

Die  da  Qott  und  Nechsten  trennen;  ' 

Denn  Gott  und  Nechsten  sind  verknüpft  in  eines  Band.  * 

Scherzhaft  sagt  er  daher,  er  diene  nicht  blos  zween,  sondern 
sogar  dreien  herren :  gott  mit  dem  herzen,  dem  fttrsten  mit  dem  köpfe 
und  dem  nächsten  mit  den  bänden  ^,  oder  an  einer  andern  stelle: 

Dem  Herren  herzlich, 
Dem  Fünten  treuliöh, 
Dem  Nechsten  redlich! 

Besonders  in  der  strengen  anfä^nng  seiner  yerpflichtungen  ge- 
gen den  nächsten  steht  Logau  an  sittlicher  große  neben  den  besten 
seiner  zeit;  dieselbe  muß  um  so  höher  angeschlagen  werden,  weil 
sie  mit  dem  herzlosesten  egoismns,  welcher  bei  dem  elend  des  langen 
krieges  erbarmungslos  alle  stände  ergriffen  hatte,  in  einem  um  so 
wolthuenderen  gegensatz  steht.  Wenn  er  schon  im  allgemeinen  klagt, 
es  gäbe  kaum  noch  ein  größeres  wander, 

als  daß  ein  frommer  Mann 

Bey  dieser  bösen  Zeit  from  seyn  und  bleiben  kan,  * 

SO  mag  es  sicherlich  um  eine  uneigennützige,  selbstsuchtlose  Pflicht- 
erfüllung dem  mitmenschen  gegenüber  nicht  minder  traurig  gestanden 
haben.  Ihm  ist  jedoch  die  liebe  zum  nächsten  geradezu  der  einzig 
berechtigte  maßstab  wahrer  frömmigkeit: 

Man  merckt,  wie  gegen  Gott  der  Glaube  sey  bestellt, 

Auß  dem,  wie  Glaub*  und  Treu  man  seinem  Nechsten  hält  ^ 


1  m,  4,  13.  2  m,  1,  89.  8  I,   8,   74  t.   28.  4  I,  9,  60, 

4  ZD  129.        5  I,  5,  22.         6  I,  3,  46.        7  H,  7,  80. 


LoganB  Charakter.  729 


Oder: 


Wilstu  für  der  Welt  erweisen  deines  Glaubens  Meisterstücke, 
£7,  so  sieh,  dafi  deine  Liebe  für  den  Nechsten  deutlich  blicke.  ■ 

„Ich  diene,  wem  ich  kan,  bin  eines  ieden  knecht''  ',  darf  er 
daher  ohne  eitle  ruhmredigkeit  von  sich  sagen;  denn  wie  heiliger  ernst 
es  ihm  um  die  lebendige  betfaätigang  dieser  tagend  war,  das  erhellt 
allein  schon  ans  den  worten : 

Wann  man  seinen  Nechsten  hasset,  wirfft  man  Christo  gleichsam  für, 
Daß  er  den  so  wehrt  geschäteet,  den  so  wenig  achten  wir.  ' 

Noch  eine  seite  endlich  dürfen  wir  bei  der  charakterschildemng 
nnsers  dichters  nicht  unberührt  laßen,  seine  liebe  zum  vaterlande. 
Freilich  kann  sich  dieselbe  nicht  in  stolzem  nationalgefilhl  kundgeben; 
was  hätte  damals  dazu  berechtigt?  Aber  in  bittern  klagen  trauert 
er  über  Deutschlands  schmach  und  tiefen  fall,  mit  ihm  die  besten 
seiner  zeit,  deren  eigne  not  das  gefflhl  fQr  die  leiden  des  Vaterlandes 
noch  nicht  hatte  verstummen  laßen.  Bald  gedenkt  er  des  reiches 
alter  herrlichkeit  und  seines  volks  verschollener  tugenden,  deutscher 
biederkeit  und  treue; 

Deutschland  bey  der  alten  Zeit 

War  ein  8tand  der  Redligkeit) 

Ist  letzt  worden  ein  (Gemach, 

Drinnen  Laster,  Schand  und  Schmach, 

Was  auch  sonsten  auß-man  fegt, 

Andre  Völker  abgelegt.  ^ 

» 
Die  Deutschen  wüsten  wenig  für  Zeiten  Yon  dem  Golde; 

Sie  trugen  Treu  und  Qlanben  für  allem  alle  Hulde. 

letzt  wissen  Deutschen  wenig  vom  Glauben  und  von  Treue  ^; 

bald  klagt  er  über  die  herabwürdigung ,  über  die  politischen  und  sitt- 
lichen niederlagen ,  welche  Deutschland  in  seinen  tagen  erfahren ,  so 
daß  es  mühselig  unter  der  last  fremder  feßeln  seufzt. 

Ein  Schouland  bistu  letzt,  o  liebes  Teutschland,  worden 

Durch  Zorn,  Neid,  Krieg,  (Gewalt,  durch  rauben  und  durch  morden.  . 

Ein  ieder  scheut  sich  nun  in  dich  lu  bauen  ein. 

Weil  mehr  kein  Mensch  in  dir,  nur  lauter  Teufel  seyn.  ^ 

Weil  das  nütze  Bücher  prUgen  unser  Deutschland  uns  geschenkt, 

Ist  es  billich,  daß  für  andrem  Deutsches  man  zum  Druck  erdenckt.  ^ 

1  III,  4,  37.       2  I,  5,  3  T.  47.       8  UI,  4,  6.       4  I,  6,  18.         5  n,  8,  81. 
6  I,  3,  52^         7  m,  9,  76. 


730  Schlußwort  des  henuugebers. 

Die  edle,  kraftvolle  mnttersprache  ist  ontergegaDgen,  verdorben 
und  entstellt  dnrch  die  armseligen ,  bunten  läppen  fremder  zungen. 
Wol  ist  Deutschland  „blutarm'^  geworden,  bekennt  er  schmerzlich, 
drum  geht  es  so  geflickt/'  ^  Was  hilft's  auch,  wenn  einzelne  sprach- 
beOrer  sich  bemühen,  die  reinheit  des  deutschen  ausdrucks  meist  in 
gekünstelter  und  unnatürlicher  weise  wieder  herzustellen,  werden  sie 
auch  damit  den  verloren  gegangnen  deutschen  gehalt,  deutsches 
gemüt  und  deutsche  gesittung  wieder  schaffen  ? 

Was  hilftfl,  daß  deutscher  Mund  das  Deutsche  redet  rein, 
Hingegen  wann  der  Sinn  gleichwol  wil  griechisch  seyn?  ^ 

Die  schmucklose,  aber  ehrbare  kleidertracht  hat  äer  leichtfer- 
tigen französischen  mode  weichen  müßen,  die  leider  audi  noch  in 
unsern  tagen  ein  demütigendes  denkmal  deutscher  knechtschaft  ge- 
blieben ist;  von  ihr  sagt  Logau  so  treffend: 

Diener  tragen  ingemein  ihrer  Herren  Lieverey; 

Sols  dann  »eyn,  daß  Frankreich  Herr,  Deutschland  aber  Diener  sey? 

Freyes  Deutschland,  schäm  dich  doch  dieser  schnöden  Knechterey!  ' 

Viel  eher  noch  will  er  den  alten  erbfehler  unsrer  nation,  die 
trinksucht,  ertragen,  als  die  mode. 

Bleibt  beym  Sauffen!  bleibt  heym  Sauffen!  saufit,  ihr  Deutschen,  immerhin  1 
Nur  die  Mode,  nur  die  Mode  laßt  au  allen  Teuffein  dehn!  ^ 

Mit  entrüstung  und  spott  weist  er  daher  auf  die  frauen  hin,  die, 
schamlos  entblößt,  mit  dem  ehrbaren  kleide  auch  die  ehrbare  sitte 
abzulegen  ge&hr  laufen;  denn  „wie  sichs  wandelt  außen,  wandelt  sichs 
auch  innen'S  und  so  macht  er  mit  recht  diese  beklagenswerte  sucht 
fremdes  nachzunehmen,  fiUr  den  tiefen  verfall  deutscher  art  und  sitte 
verantwortlich. 

Weil  die  Kleidung  sich  so  wandelt,  wird  kein  deutscher  Sinn  geschaut  ^ 

Das  ist  in  allgemeinen  und  großen  umrissen  das  bild  von  dem 
Charakter  und  dem  moralisdien  gehalt  unsers  dichters,  wie  es  sich 
aus  den  in  seinen  diditungen  enthaltenen  einzehien  zügen  entwerfen 
ließ.  Um  es  noch  einmal  mit  den  treffenden  worten  eines  andern ' 
kurz  zusammen  zu  faßen:  „Er  war  nicht  bloß  ein  gelehrter  poet^  der 


1  I,  8,  67.  2  m,  9,    11.  TgL  n,  8,  47.  3  I,  9,  83.  4  ZD 

280.  287.        5  m,  2,  71.        6  Bibliothek  der  deutschen  UaMiker.    Hild- 
bnrghausen.  HI,  s.  188. 


tiOgan  Charakter.  731 

nur  die  weit  ans  seinen  bttdiern  kennt;  er  kannte  das  leben,  die 
gebrechen,  bedür&üsse  and  leiden  seines  Vaterlandes  und  fühlte  in 
sich  den  drang,  mehr  seiner  seit  zu  nützen  als  in  ihr  zn  glftnzen. 
Seine  edle  nator  ist  erzflmt  ttber  alles  höfische,  henchlerische,  krie- 
chende wesen.  Aber  Jeden  religi(toen  und  politischen  druck,  dabei 
heiter  gestinunt  zum  lebensgenuße,  genttgsam  und  zufrieden  mit  dem, 
was  er  war  und  hatte,  th&tig  in  seinem  berufe  und  erfttllt  von  liebe 
fikr  seine  heimath  und  sein  gro&es,  unglflckllches  yaterland/^  Auch 
unter  sein  bild  dflrfen  wir  daher  keinen  anstand  nehmen  des  dichters 
wort  zu  setzen: 

Nehmt  alles  nur  in  allem!  er  war  ein  Mann. 

oder  wie  es  in  dem  auf  seinen  tod  verfaßten  trauergedicht  heißt: 

Hier  starb  ein  Ebenbild  der  deutschen  Treue! 

LOGAÜS  LITTERAMSCHE  BEDEUTUNG. 

Friedrich  von  Logau  ist  keineswegs  ausschließlich  epigram- 
matiker,  wie  man  allgemein  anzundmien  pflegt;  vielmehr  steht  seine 
begabung  fflr  lyrische  poesie  jener  mehr  verstandesmaßigen  riöhtung 
fOr  den  Sinnspruch,  das  epigramm  und  die  satire  nicht  nach;  ja  er 
scheint  sich  in  seiner  jugend  jener  anssdiUeßlicfa  gewidmet  zu  haben. 
Seine  frühesten  gedichte  sind  nach  seinem  eignen  zeugnis  ^  liebes- 
lieder  gewesen,  über  weldie  wir  allerdings  kein  urtheil  mehr  zu 
ftUen  vermögen,  da  sie  sämmtlich  eine  beute  des  krieges  geworden. 

Was  in  meiner  Jugend  Ifayen 
Von  der  Venus  Kindeleyen 
Ich  geseichnet  auff  Papier, 

auch  entfuhrt  pt  mir.  ^ 


Ihren  verlust  haben  wir  indessen  wol  kaum  zu  beklagen  Ursache, 
da  sie  selbst  der  dichter  nur  als  „iappereien''  bezeichnet  Doch  auch 
in  den  noch  erhaltenen  gedichten  findet  sich  eine  nicht  geringe  anzahl 
lyrischer  lieder,  welche  sich  ebenso  durch  Zartheit  und  Innigkeit  der 
empfittduttg,  durch  Wahrheit  des  geAlhb  und  tiefe  des  gemUts,  wie 
durch  leichtigfceit  und  gefiUligkeit  iif  der  fonn  auszeichnen ,  von  eiaem 
hauche  echter  poesie  derartig  durchweht,  daß  sie  mit  recht  neben  die 
besten  lyrischen  erzeugnisse  ihrer  zeit  gestellt  zu  werden  verdienen. 

1  U,  2,  60,        2  IMl 


732  SchlnfWfort  des  heraoBgebert. 

Ich  verweise,  um  nur  ein  beispiel  anzufahren,  anf  das  tor- 
treffliche, tief  empfundene  gedieht,  welches  er  dem  andenken  seiner 
firflh  verstorbnen  ersten  gemahlin  widmet  ^ 

Die  zunehmende  menge  seiner  amtsgeschftfte,  die  wol  nichts  weni- 
ger als  poetischer  natur  waren,  legte  indessen  sp&ter  dem  flog  seiner 
dichterischen  begeisterung  bald  durch  mangehdde  Stimmung,  bald  durch 
spärlich  zugemeßne  mußestunden  hemmende  feßeln  an,  so  daß  er  rar 
noch  in  der  stille  der  nacht  sich  seinen  poetischen  neig^iugen  hinsn- 
geben  vermag.  „Mein  beruf  spannt  mich  ein  in  andre  schranken", 
ruft  er  dem  leser  zu;  „was  du  hier  am  tage  siehst,  sind  gemeinüdi 
nachtgedanken''  K  „Ich  schreibe  sinngetichte^S  ^^^^^  ^  ^^  einer  an- 
dern stelle  \  „diedflrffen  nicht  viel  weile,  (mein  andres  thun  ist  pflichtig) 
sind  töchter  freyer  eüe/^  Er  muß  sich  daher  begnflgen,  in  wenigen 
versen,  in  knapper,  gedrängter  form,  in  scharf  ausgeprägten  gedanken 
so  zu  sagen  die  hauptsumme  seiner  poetischen  Stimmung  niederzulegen, 
und  das  führte  ihn  auf  natürlichem  wege  dem  epigramm  zu,  dessen 
inhalt  ebenso  natürlich  die  ereignisse  des  tages,  wie  die  eignen  erleb- 
nisse  in  freud  und  leid,  die  politischen  wie  die  socialen  zustände,  das 
elend  wie  die  gebrechen  seiner  zeit  bilden  musten.  Und  gleidiwie 
Juvenal  in  seiner  sittlichen  Indignation  über  den  immer  offenbarer  er- 
scheinenden verfall  des  altrömischen  lebens  in  Staat  und  iamilie&st 
wider  willen  zum  Satiriker  wird,  so  bietet  auch  unserm  dichter  die  Ver- 
kommenheit der  politischen  zustände  Deutschlands  wie  die  entartong 
seiner  zeitgenoßen  ebenso  oft  den  Stoff  für  seine  epigrammatischen  pAUe, 
als  sie  ihn  andrerseits  durch  stilles  versenken  in  poetische  betrachtongen 
auf  augenblicke  wenigstens  in  ein  willkommenes  vergeßen  aller  not  ein- 
wiegen. In  der  that  begünstigte  die  gestaltung  der  damaligen  zeitver- 
hältnisse  das  gedeihen  und  die  pflege  der  epigrammatischen  diebtung 
in  hervorragender  weise.  Was  an  gemüt  noch  vorhanden  war,  flüchtete 
sieh  in  die  lyrischen,  halbdunklen  hallen  des  kirchenliedes;  das  ver- 
standesmäßige dagegen  schritt  mit  dem  griffel  der  satire,  des  witieB 
und  Spottes  auf  den  markt  des  lebens,  unter  das  gedränge  der  leute, 
um  hier  die  typen  für  seine  Charaktere  aufzusuchen.  Von  Julius  Wllhetan 
Zinkgref  an,  dessen  „deutsche  apophthegmata^^  1626  erschienen  waren, 
und  die  Gervinus  nicht  mit  unrecht  „die  vaterländischen  erstlinge  des 
epigramms^'  nennt,  mehrt  sich  zusehends  die  zahl  der  dichter,  wddie 

1  I,  8,  69.         2  m,  8,  69.         3  m,  10,  18. 


Logaus  litterariRche  bedeutnng.  733 

dem  Sinngedicht  ihre  aufmerksamkeit  zuwenden,  so  Rudolf  Weckherlin, 
Martin  Opitz,  Paul  Flemming,  Christoph  Homburg,  Philipp  Zesen, 
Georg  Philipp  Harsdörffer,  Oeorg  Chrefflinger,  Daniel  von  Czepko, 
Wenzel  Scherffer  und  Tiele  andre.  Der  Römer  Martial  und  der  Brite 
Owen,  gelegentlich  auch  wol  Dionysius  Cato  und  die  neueren  Lateiner, 
wie  Muret  und  Scaliger,  werden  vieUiach  flbersetzt  und  geplflndert 
Von  Johann  Rist  aus  Ottensen  erscheint  1634  eine  auswahl  von  epi- 
grammen  aus  dem  eben  genannten  englischen  dichter;  ihm  folgen  Johann 
Peter  Titz  aus  Liegnitz  1643  mit  einer  „Centuria  florilegii  Oweniani'', 
Simon  Schulz  aus  Thom  1644  mit  einer  Ähnlichen  blumeniese  aus 
Martial  und  Owen  und  1647  Michael  Fend  aus  Mannheim  mit  drei- 
hundert epigrammen  zum  lobe  der  schreibfeder  ^  Allein  alle  diese 
erscheinungen  sind  unbedeutend  gegen  die  nächsten  drei,  in  kurzen 
Zwischenräumen  aufeinander  folgenden,  größern  Sammlungen  von  Sinn- 
gedichten. Im  jähre  1653  gab  Valentin  Löber  aus  Bremen  (f  1685) 
eine  vollständige  Übersetzung  owenischer  epigramme  heraus;  noch  in 
demselben  jähre  erschienen  die  deutschen  madrigale  von  Kaspar  Ziegler 
aus  Leipzig  (f  1690)  und  ein  jähr  später  Friedrichs  von  Logau  „deut- 
scher sinngetichte  dreitausend.'^  Auch  bei  letzterem  ist,  wie  bei  den 
vorhergenannten,  der  begriff  des  epigramms  allerdings  in  dem  weitesten 
umfang  gefaßt;  alle  ihm  verwandten  gattnngen,  das  Sprichwort,  der 
Sinnspruch  oder  die  gnome,  das  madrigal  und  die  satire  wechseln  in 
buntester  reihenfolge  mit  einander  ab,  ja  selbst  die  mittelatterilchen 
priameln  finden  wir  in  form  und  Inhalt  ^nieder  aufgefrischt  Man  war 
eben  damals  in  der  trennung  und  Unterscheidung  dieser  einzelnen  arten 
nicht  allzu  ängstlich;  entschied  doch  z.  b.  zwischen  epigramm  und  satire 
lediglich  die  äußere  ausdehnung,  indem  man  das  epigramm  als  eine 
kurze  satire,  diese  als  ein  langes  epigramm  definierte  K 

Daß  bei  der  großen  zahl  von  Logaus  gedichten  nicht  alle^von 
gleichem  wert  sein  können,  ist  einleuchtend.  Lessing  und  Ramler  er- 
klären ein  neuntheil  von  ihnen  fär  vortrefflich,  ein  neuntheil  fär  gut 
und  noch  ein  neuntheil  für  erträglich,  immerhin  ein  resultat,  welches 
ehrenvoll  für  unsem  dichter  genannt  werden  muß.  Er  selbst  dachte 
bescheiden  genug  von  sich  und  sdnem  poetischen  talent,  so  daß  er  es 
nicht  einmal  wagt,  sich  fär  einen  dichter  zu  halten, 

♦ 

1  GervinuB  HI,  8.  807.        2  Opit«,  poeterei  c.  v.    Vgl.  vorrede  su  dem 
1  tauseod. 


734  Sehlnfiwort  des  henraigalMn. 

.  ein  Urtel  mag  vor  fftUen, 
Der  selbst  ist  ein  Poet  mit  Beoht  und  durch  die  Kunst.  ' 

Fällt  die  entscheidmig  für  Um  ans,  so  will  er  es  ab  eine  besondre  gonst 
ansehen;  wo  nicht,  so  ist  er  anch  damit  znfirieden.  Schreibt  und  diditet 
er  doch,  wie  er  so  h&ufig  erklftrt,  nur  zn  seinem  nnd  seiner  frennde 
vergnttgen,  „znr  flbnng  seiner  sinnen*',  wie  er  es  nennt. 

So  ich  Reime  wo  gesehrieben, 
Schrieb  ich  nur  de,  mich  bu  flben. 
So  sie  andren  wo  belieben, 
Sind  sie  andren  anch  geschrieben,  ' 

oder  anch  wd,  am  sich  den  nnmnt  ob  der  zelten  weh  zn  versdaeoGhen.: 

...  so  sey  es  mir  vergnnt, 
Auf  daß  der  Zeiten  Weh,  darinnen  wenig  Grund 
Zum  From  seyn  fibrig  ist,  Ich  etwas  mag  besfissen 
Durch  das,  was  ieder  Zeit  fUr  ein  gerahmtes  Wissen 
Gesch&tset  ward  und  wird.  < 

Frei  von  dichterischer  eitelkeit  oder  selbstflberschätznng  ist  er 
daher  völlig  befriedigt,  wenn  bei  vielem  mislongenen  anoh  nur  einiges 
gut  und  tfichtig  erfanden  werde: 

Ich  laße  mir  genügen,  ob  ihrer  yiel  gleich  faUen, 

Wo  nur  noch  Fiats  behalten  die  tüchtigsten  von  allen.  * 

Bescheidenheit  pflegt  indessen  meistens  das  attribni  des  wahren 
talents  zn  sein,  das  sieh  in  seiner  knnst  die  höchsten  aofgaben  stellt 
and  dämm  bei  der  anzniftnglichlmit  menschlichen  Vermögens  hinter 
seinem  ziel  ond  den  eigenen  erwartangen  zarQckbleibt.  Allerdings  fehlt 
es  aoeh  bei  Logaa  nicht  an  geistlosen  and  dürftigen  gedanken,  an  an- 
poetischen,  nüchternen  nnd  phitten  einfallen,  an  wolfeilen  Wortwitzen, 
an  fieuien  Spielereien,  welche  sich  besonders  in  den  damals  sehr  beliebten 
bachstabenversetzangen  nnd  figarengedichten  kond  gaben,  an  sprach- 
lichen and  metrischen  m&ngeln;  allein  alle  diese  gebrechen  werden  bei 
weitem  aofgewogen  darch  die  erstaanliche  firnchtbarkeit  der  erfindnng, 
welche  nene  and  überraschende  gedanken,  kühne  and  treffonde  bilder, 
angesachten  nnd  schlagenden  witz,  geschickte  and  feine  wendangen  in 
nnerschöpflicher  manigüedtigkeit  aneinanderreiht  Dabei  hat  er  nicht, 
wie  die  meisten  seiner  Vorgänger  im  epigramm,  bloß  die  sparen  andrer 
breit  getreten;  denn  wenn  er  aach  hie  nnd  da  entlehnt  oder  nachahmt, 

IS 

1  ZD  131.        2  I,  6,  66.        8  I,  5,  3  V.  23  ft        4  III,  6,  M» 


Lof^tts  littorarische  bedeutong.  735 

80  darf  er  doch  ndt  vollem  recht  von  seinen  gedichten  sagen,  daß  sie 
zum  grOsten  theil  sein  eigentnm  and  nicht  „fremde  beate^*  seien. 

Ist  in  meinem  Baohe  was,  das  mir  gaben  andre  Leute, 

Ist  das  meiste  doch  wol  mehi  imd  nicht  alles  fremde  Beute. 

ledern,  der  das  Beine  kennet,  geh  ich  willig  seines  hin. 

Weiß  wol,  daß  ich  Aber  manches  dennoch  Eigner  bleib  nnd  bin«  ' 

Orade  nm  dieser  originalitAt  willen  bemerkt  daher  Lessing  von 
ihm,  daß  wir  in  Logan  allein  einen  Martial,  einen  Oatnll  and  Dionysias 
Gato  besitzen.  Seine  satire  ist  von  großartigen  gesichtspankten  anfge- 
Mt  nnd  enthalt  ein  getrenes  Spiegelbild  seiner  ganzen  zeit,  das  fllr  die 
coltnrgeschichtie  des  17  Jahrhunderts  als  eine  klare  ond  ungetrübte 
quelle  benutzt  werden  kann.  Enmt  und  sinnigkeit,  anmut  und  leich- 
tigkeit,  beißender  spott  und  kedcer,  zuweilen  derber  witz,  fast  immer 
aber  ein  reicher  sdiatz  glflcklicher  gedanken  flihren  den  leser  aus  der 
trostlosen,  gedankenarmen  wüste,  welche  die  litteratur  dieses  Jahr- 
hunderts darstellt,  zu  dem  frisdien,  wolthuenden  grün  einer  oase,  in 
deren  schatten  er  sich  mit  behagen  niederläßt.  Grade  das  epigramm 
duldete  nicht,  wie  Gervinus  sich  ausdrückt  ',  „die  leere  an  gedanken 
und  gehalt,  die  wir  sonst  überall  fanden,  duldete  nicht  das  gespreizte 
wesen,  noch  die  breite  der  übrigen  zweige,  so  daß  hier  der  schönste 
gegensatz  wolthuender  kürze  gegen  die  sonstige  weiU&ufigkeit  und  auch 
der  bescheidenheit  gegen  die  sonstige  großsprecherei  vorliegt.^*  Aller- 
dings würde  die  Wirkung  einer  erscheinung  wie  Logau  noch  bedeutender 
und  nachhältiger  geworden  sein,  wenn  er  mit  der  rücksichtslo^gkeit, 
wekhe  der  epigrammatiker  ebenso  wenig  wie  der  Satiriker  entbehren 
kann,  seine  spitzen  pfeile  direkt  gegen  die  personen  selbst  und  nicht 
bloß  gegen  ganze  gattnngen  gerichtet,  wenn  er  seiner  satire  statt  des 
allgemeinen,  unterschiedslosen  colorits  bestimmte,  individuelle  züge 
verliehen  hfttte.  In  dieser  hinsieht  ist  er  mit  Wilhelm  Rabener  zu  ver- 
gleidien,  der  hundert  jähre  später  mit  der  entschiedensten  befilhigung 
zu  d«n  grösten  deutschen  Satiriker  auftrat,  und  dessen  befangenheit 
und  rücksichtsvolle  Peinlichkeit  ihn  gleichwol  nur  verbkßte  gestalten 
ohne  individuelles  leben  und  gepräge  schaffen  ließ,  ihn  über  die  Sphäre 
kleinbürgerlicher  alltäglichkeit  nicht  erhob. 

Logaus  spräche  steht  auf  der  hübe  seiner  zeit;  sie  ist  der  der 
besten  Schriftsteller  des  17  Jahrhunderts  völlig  ebenbürtig,  und  wenn, 

IS 

1  n,  7.  98.        2  Oerrinns  III,  s.  S06. 


736  SchluAwort  des  henuugelMn. 


wie  Lessing  bemerkt,  die  erste  stelle  nach  Opitz  Andreas  Tsdieniing 
gebohrt,  so  gebflhrt  die  erste  stdle  nach  Tscheming  nnserni  Logao. 
„Das  sinngedidit,  fiUirt  Lessing  fort,  konnte  ihm  die  beste  gdegenhdt 
geben,  die  schicklichkeit  za  zeigen,  welche  die  deotsche  spradie  zn 
allen  gattongen  von  materie  unter  der  bearbeitong  eines  kopfies  erhält, 
der  sidi  selbst  in  alle  gattnngen  Ton  materie  zu  finden  weiß.  Seine 
werte  dnd  flberall  der  sache  angemeßen:  nachdrlU^di  nnd  kOmiditi 
wenn  er  lehrt;  pathetisch  und  vollklingend,  wenn  er  straft;  sanft,  ein- 
schmeichehid,  angenehm  tändehid,  wenn  er  v<m  liebe  spridit;  kamwdi 
und  naiv,  wenn  er  spottet;  possierlich  und  lauiisch,  wenn  er  bloft 
lachen  zn  erregen  sndit^'  ^  Glekhwol  unterscheidet  er  sidi  von  seinen 
zeitgenoßen  durch  eine  menge  von  q^rachlidien  eigentttmUdikeiten, 
deren  beobaditung  bei  dem  gegenwärtig  so  lebhaft  hervortretenden 
Interesse,  welches  die  entwickdungsgeschidite  unsrer  spräche  in  an- 
spruch  nimmt,  eine  besondre  Wichtigkeit  gewinnt  Gegenüber  der 
bunten  sprachmengerei,  wdche  die  beklagenswerte  abhängigkeit  Deutsch- 
lands vom  auslände  auch  auf  diesem  gelnet  offenbarte,  tritt  er  mannhaft 
fkr  unsre  edle,  unverftlschte  heldensprache  ein,  die  fireOidi  damals, 
wie  er  klagt,  so  arm  und  mager  geworden,  daß  man  ihr  aus  Frank* 
reidi,  vom  Tiberstrom  und  vom  Iber  zutragen  muß,  was  sie  bedarf  '. 
Was  er  deutsch  auszudrücken  vermag,  dafür  braucht  er  kdn  erborgtes, 
frondes  w(Mrt;  ja  manches  längst  eingebürgerte  fremdwort  hat  er  nicht 
unglücklidi  übersetzt  So  nennt  er  substantivum  das  eigenständige, 
adljectivuffl  das  zusetsdiche  wort,  aocentus  beilaut,  äther  himmelsldar, 
inventariumfnndregister,  capital  hauptgut;  Bmoll  übersetzt  er  geschidct 
mit  lindes  B,  debitum  mit  „das  sdl'S  muhiplicare  mit  vervielen;  fiUle 
bezeichnen  bei  ihm  nach  analogie  des  lateinischen  casus  auch  unfiUle 
u.  dgl.  Andrerseits  war  er  kein  Übertriebner  purist,  wie  Philipp  von 
Zesen  und  die  zahhreichen  sprachverbeßerer  der  damals  mode  gewor- 
denen Sprachgesellschaften,  doren  zu  weitgehende  und  gewaltsame 
neuerungen  er  lächerlich  macht  (Vgl.  „Venus  soll  man  nicht  mehr 
sprechen;  nur  Lustinne  soll  man  sagen"  u.  s.  w.  *)  An  dner  andern 
stelle  ^  nennt  er  Zesen  sogB^r  einen 

Gerne  klag,  der,  wean  der  Geist  Sm  rührt, 
letst  dieeei  Prakfwort,  iMt  Jenes  'rmus  gebiert. 


4t 

1  Leanng,  wSrterbiich  über  Fr.  von  Logaos  Sinngedichte.        2  I,  8,  57. 
8  Q,  8,  47.        4  1,  8,  57.  rgh  U,  7.  59. 


Logaas  litterarisohe  bedentung.  737 

Aber  auch  manches  längst  vergeßne,  kraftToUe  deutsche  wort  sucht 
er  aus  den  litterarischen  denkmälern  vergangner  zeiten  wieder  hervor 
und  führt  es  von  neuem  ein,  wie  die  mittelhochdeutschen  Wörter: 
deube  (diube)  diebstahl,  bruch  (bruoch)  die  hose,  bor  die  höhe,  die 
thurst  (ahd.  kiturst)  ktthnheit,  reitnng  rechuung;  du  tharst,  er  thar 
(von  türren)  du  darfst,  er  darf,  bis  (mhd.  bis,  wis)  sei,  er  taug  (touc) 
taugt,  prset  tüchte  (tohte)  u.  v.  a.,  wodurch  seine  ausdrucksweise 
eine  eigene  altertümliche  färbung  erhält;  oder  er  bereichert  gebräuch- 
liche wortformen  und  ausdrücke  mit  neuen,  übertragnen  bedeutungen 
und  bringt  so  neues  leben  in  die  starr  gewordnen  formen.  Eine  ganz 
besondre  energie  des  ausdrucks  aber,  verbunden  mit  oft  plastischer 
anschaulichkeit,  entfaltet  Logau  in  Zusammensetzungen  von  großer 
kühnheit,  wodurch  er  oft  eine  ganze  gedankenreihe  durch  eine  treffende 
bezeichnung  zu  ersetzen  versteht.  So  spricht  er  von  einer  augenschuld, 
d.h.  einer  schuld,  die  man  mit  den  äugen  wahrnehmen  kann,  also 
einer  offenbaren  schuld  im  gegensatz  zu  herzensschuld,  einer  heim- 
lichen, von  andern  nicht  gesehenen  schuld  K  In  ähnlichem  gegensatz 
führt  er  an:  zungenhonig,  herzensgiften  für:  honig  auf  der  zunge, 
gift  im  herzen  ^.  Genießleute  des  friedens  nennt  er  diejenigen,  welche 
durch  den  frieden  den  meisten  nutzen  haben  werden  ^.  Mit  dem  aus- 
druck  zweifelkind  bezeichnet  er  sehr  treffend  ein  kind,  dessen  echte 
geburt  angezweifelt  wird  ^;  in  einem  andern  gedieht  ^  nennt  er  solche 
kinder  ungewisse,  weil  deren  vater  ungewiss,  nicht  zu  ermitteln  ist. 
Luntenrecht  ^  ist  ihm  ein  durch  Waffengewalt  aufgezwungenes  gesetz; 
silberstumm  ^  nennt  er  in  vortrefflich  bezeichnender  weise  den  redner, 
der  sich  durch  Silber,  durch  bestechung  hat  stumm  machen  laßen. 
Ähnliche  bildungen  sind  bullen-edel  ®,  durch  eine  bulle,  ein  diplom 
geadelt;  gnadselig  ^  ein  diener,  den  sein  herr  mit  seinem  ganzen  ver- 
trauen begnadigt  hat  (Lessing  s.  h.  v.);  schwindeldumm  ^®,  durch 
drehende  bewegung  seh  windlich  und  besinnungslos  gemacht.  Auch  bei 
poetischen  Umschreibungen  ist  der  dichter  in  neuen  Wortbildungen  glück- 
lich; so  nennt  er  den  krieg  widerfrieden  ^^  zins  von  zins  wiederzins  '*, 
Willkür  blinden  willen  ^^  die  nachkommen  kindes-kindeskinder  ^*,  ein 
kraftvoller  ausdruck,  den  auch  Losging  bekanntlich  im  Nathan  (III,  7) 


11,9,93.  2  1,  8,74  V.  14.         3  1,9,98.         4  11,5,40.     5  11,9,69. 

6  m,  6,   15.  7  III,  5,  66.         8  I,  6,  97.         9  II,  2,  81.         10  HI,  10,  15. 

11   1  Z  V.  29.  12  II,  6,  68.         13  U,  2,  91.       '  14  I,  1,  16. 

Logaa.  47 


738  ScUoftwort  des  herftosgeben. 

wieder  aufgenommen  hat.  In  dem  beigefügten  Wortregister  ist  nun  in 
weiterer  ausfdhrlichkeit  und  mit  möglichster  Vollständigkeit  der  reich- 
tum  dieser  schöpferischen  thätigkeit  Logaus  auf  sprachlichem  gebiet 
wiederzugeben  versucht  worden. 

In  der  beobachtung  der  r3rthmischen  gesetze,  der  sprachlichen 
und  metrischen  formen  dürfen  wir  bei  Logau  um  so  weniger  eine  allzu 
große  strenge  voraussetzen,  als  er  selbst  deren  vernachl&Gigung  durch 
den  hinweis  auf  den  Inhalt  für  genügend  entschuldigt  hält.  Ob  er  hie 
und  da  eine  lange  silbe  kurz,  oder  eine  kurze  lang  gebraucht,  erklärt 
er  im  gegensatz  zu  dem  „großen  häufen  der  reimenkünstler'S  die  zu 
der  strengen  schule  Opitzischer  theorie  geschworen,  für  unwichtig  und 
bedeutungslos: 

Wann  nur  der  Sinn  recht  fällt,  wo  nur  die  Meinung  recht, 
So  sey  der  Sinn  der  Herr;  so  sey  der  Reim  der  Knecht.  ^ 

Aber  grade  diese  absichtlich  ausgesprochne  geringschätzung  der 
formellen  kunst,  auf  welche  immer  in  solcher  zeit  ein  um  so  größerer 
wert  gelegt  zu  werden  pflegt,  je  armseliger  und  dürftiger  sie  selbst  an 
geist  und  inhalt  auftritt,  hatte  ihm  derartig  die  Verfolgung  der  zünftigen 
kritik  zugezogen,  daß  sie  ihm  überhaupt  jede  befähigung  zum  dichter 
absprach,  ihn  vielmehr  kategorisch  auf  sein  corpus  juris  verwies  • 
Es  ist  wahr,  Logau  gestattet  sich  manche  Freiheit  in  der  behandlung 
des  reims,  manche  Willkür  gegenüber  prosodischen  bestimmungen, 
manche  verstoße  gegen  leichtigkeit  und  fluß  des  Versbaues,  namentlich 
durch  übermäßige  anhäufung  einsilbiger  Wörter;  es  fehlt  bei  ihm  nicht 
an  ungewöhnlichen  härten  im  ausdruck,  an  gezwungenen,  oft  fehler- 
haften Wortstellungen,  an  Unklarheit  und  dunkelheit  der  gedanken,  an 
constructionen,  welche  ihren  lateinischen  Ursprung  nicht  verleugnen: 
aber  auch  er  ist  keineswegs  so  unempfänglich  gegen  die  Schönheit  der 
form,  als  es  nach  seiner  oben  angeführten  äußerung  scheinen  möchte; 
auch  er  kennt  und  wendet  hilfsmittel  an,  um  poetische  Wirkungen  her- 
vorzurufen; beabsichtigte  alliterationen,  annominationen,  wirkungsvolle 


1  n,  8,  70.  n,  6,  26.  Vgl.  die  vorrede  lu  dem  1  tausend.  2  m,  5,  48 
T.  13  „Stießen  mich  auch  gleich  Poeten  aus  von  ihren  klugen  Zonfften*'; 
I.  5,  3 

Man  hält  mir  nicht  für  gut,  die  Poesie  zu  üben, 

Das  Buch,  das  große  Buch,  darinnen  aufgeschrieben 

Der  Bömer  langes  Recht,  solt  eher  meine  Hand  durchsuchen  n.  s.  w. 


Logaas  litterarische  bedeatang.  739 

antithesen,  metaphern  and  onomatopoietiscbe  klänge  laßen  sich  zahl- 
reich nachweisen.  Ja  in  mancher  beziehnng  erscheint  er  sogar  als 
strenger  pnrist,  der  die  äußere  form  doch  eben  nicht  mit  jener  ausge- 
sprochnen  geringschätzung  behandelt.  So  elidiert  er,  nm  nur  ein  bei- 
spiel  anzuführen,  ein  auslautendes  e  ausschließlich  nur  vor  einem  vocal. 
Er  fühlt  endlich,  daß  er  in  die  einförmigkeit  und  monotonie  des  damals 
noch  fast  allein  gebräuchlichen  Alexandriners,  der  sich  allerdings  schon 
durch  die  strenge  der  cäsur  nach  der  arsis  des  dritten  fußes  und  die 
dadurch  bewirkte  theilung  in  gleiche  halbverse  zu  antithesen  und 
parallelismen  für  das  epigramm  nicht  ungeeignet  erwies ,  Wechsel  und 
bewegung  durch  anwendung  andrer  metra  bringen  müße,  und  wir 
könnten  nur  wünschen,  daß  er  sich  von  diesem  richtigen  gefühl  für 
wollaut  und  abwechselung  noch  entschiedener  hätte  leiten  laßen. 

AUSGABEN  UND  BEARBEITUNGEN  DER  GEDICHTE  LOGAUS. 

Orjginalausgaben^von  Logaus  Sinngedichten  sind  drei  erschienen. 
Die  erste,  unter  dem  titel:  „zwei  hundert  teutscher  reimensprüche 
Salomons  von  Golaw'^  (in  Verlegung  David  Müllers  buchhandlung  seel. 
erben  in  Breßlaw  MDCXXXYIIl)  stammt  aus  dem  jähre  1638  und  ist 
gegenwärtig  eine  bibliographische  Seltenheit  geworden.  Lessing  be- 
nutzte noch  ein  exemplar  dieser  ausgäbe  aus  der  Rhediger^schen  biblio- 
thek  zu  Breslau ;  sein  leihschein  ist  noch  vorhanden ,  das  buch  selbst 
aber  bei  der  Übersendung  an  Ramler  auf  dem  wege  nach  Berlin  verloren 
gegangen.  Vielleicht  ist  es  dasselbe  exemplar,  das  sich  gegenwärtig  ^^ 
in  der  breslauer  Universitätsbibliothek  befindet.  Mit  ausnähme  von 
sieben  epigramroen  ist  der  inhalt  dieser  Sammlung,  allerdings  oft  mit 
wesentlichen  abänderungen,  welche  in  der  vorliegenden  ausgäbe  unter 
dem  text  angegeben  sind,  in  die  größere  Sammlung  von  1654  über- 
gegangen. 

Eine  zweite,  bisher  nicht  bekannt  gewesene  anzahl  logauischer  | 
gedichte,  welche  der  herausgeber  in  einem  collectaneen-bande  ^  der 
breslauer  Stadtbibliothek  aufgefanden ,  erschien  anonym  und  nur  „von 
Einem  Gehorsamen  Unterthan'^  unterzeichnet.  Sie  gehört  ohne  zweifei 
in  das  jähr  1653  und  war  eine  huldigung  für  die  gemahlin  seines  gön- 
ners,  des  herzogs  Ludwig  IV  von  Brieg,  Anna  Sophia,  deren  name 

« 

1  4  F.  1091   Nr.  7. 

47* 


740  Solllaßwort  des  henmsgebera. 

auch  als  titel  der  ganzen  sammlang  vorangesetzt  ist.    Derselbe  lautet 
vollständig:  „Anna  Sophia  oder  Unterschiedene  Getichte  zu  Ehren  der 
Durchl.  Hochgeb.  Fürstin  und  Frauen,  Frauen  Anna  Sophia,  Geb.  von 
Meckelburg,   Yermähleten  hertzoginn  in  Schlesien  zur  Liiegnitz  und 
Brieg,  Fürstinn  zu  Wenden,  Gräfinn  zu  Schwerin,  der  Lande  Rostock 
und  Stargart  Frauen  geschrieben  von  Einem  Gehorsamen  Untertban.'^ 
Wahrscheinlich  sind  diese  gedichte  nicht  für  das  größere  publiknm 
bestimmt  gewesen  und  nur  in  wenigen  exemplaren  abgedruckt  worden; 
neun  aus  der  zahl  dieser  gedichte,  und  zwar  die  umfangreicheren, 
waren  bisher  nicht  bekannt,  wählend  die  übrigen,  gleich  denen  der 
ersten  ausgäbe  von  1638,  in  die  große  gesammtausgabe  wieder  auf- 
genommen sind.    Diese:  „Salomons  von  Golaw  deutscher  Sinn-Getichte 
drei  Tausend''  (Breßlaw,  In  Verlegung  Caspar  Kloßmanns,  Gedruckt 
in  der  Baumannischen  Druckerey  durch  Gottfried  Grtlndem)  ist  zwar 
ohne  angäbe  der  Jahreszahl;  allein  der  umstand,  daß  die  letzten,  wäh- 
rend des  drucks  verfaßten  gedichte  bis  gegen  ende  von  1653  reichen, 
sowie  der  name  des  druckers  (xottfried  Gründer,  der  die  Baumann'sche 
officin  bereits  im  folgenden  jähre  wieder  verließ,  ergeben  mit  Sicherheit 
1654  als  das  jähr  ihres  erscheinens,  und  zwar  gleich  den  anfang  des- 
selben, wie  aus  einer  handschriftlichen  notiz  in  dem  von  dem  heraos- 
geber  vielfach  benutzten  und  der  jetzigen  Stadtbibliothek  zu  Breslau 
gehörigen  exeraplar  hervorgeht,  nach  welcher  der  erste  besitzer  das 
buch  im  monat  Mai  1654  für  24  ggr.  gekauft  hat.    Es  ist  ohne  zweifei 
4asselbe,  welches  auch  Lessing  benutzt  hat,  da  seine  besdireibong  bis 
auf  alle  einzelheiten  genau  auf  dasselbe  passt,  und  das  er,  wahrsdiein* 
lieh  wegen  der  zahlreichen,   handschriftlich  bemerkten  abänderungen 
und  corrccturen  in  demselben,  f^  das  handexemplar  Logaus  bilt.  Diese 
nqdi  vom  dichter  .besorgte  ausgabegewinnt  ftlr  uns  dadurch  an  bedeutong, 
daß,  wie  Schreiber  dieser  zeilen  bald  wahrzunehmen  gelegenheit  £uid, 
ihr  inhalt  chronologisch  geordnet  ist,  und  zwar  sind  die  spuren  ikrer 
fSortlaufenden  entstehung  theils  durch  die  ausdrflcklicheu  angaben  Logiis 
selbst,   theils  durch  die  angedeuteten  oder  behandelten  hislorisdies 
ereignisse,  theils  endlich  durch  die  unmittelbaren  eindrttd»,  weldie 
das  gemOt  des  dichters  aus  dem  wediselnden  leben  der  nalnr  je  nach 
den  jahresieiten  empfing,  derartig  genau  zu  verfolgen,  daß  wir  mdit 
nur  die  etnzdneu  Jahrgänge,  sondern  innerhalb  derselben  meist  aack 
noch  die  einzdnen  monate  festzustdlen  vermögen.  Damacfa  erigielit  skk 
folgoide  duponologisdie  ibersidil: 


Ansgaben  nnd  bearbeitimgcn  der  gediehte  Logans.  741 

I,  1,     1  bis  3,  42 bis  1637 

3,  43  bis  4,  72 1638  und  1639 

4,  73  bis  6,  57 1640  und  1641 

6,  58  bis  7,  100 1642  bis  1645 

6,  91  Franz  Albrecht  von  Sachsen  in  Schlesien  Mai  1642. 

6,  100  belagerung  von  Brieg  durch  Torstenson  1642. 

7,  50  frtthling  1643. 

7,  83  November  1643  schlacht  bei  DutÜingen. 

8,  1  bis  9,  100 1646  bis  1648 

8,  2  erneuerte  friedensunterhandlungen  anfang  1646. 

8,  57.  59  fortsetzung  derselben. 
8,  96  erste  erwähnung  der  herzogin Anna  Sophia  sommer 
1648. 

10,  1  bis  II,  2,  3 1649 

10,  5  neigahr  1649. 

10,  19  Anna  Sophia  in  Brieg  sommer  1649. 
n,  1,  13  der  naße  sommer  1649. 

1,  67  entlaßung  der  Soldaten  1649. 

2,  3  bis  8,  84 1650 

2, 


1;  2?)  "^^^^ 


^_. ir  1650. 


t,  421 
I,  70) 


2 

^'  IT!  Januar  1650. 
2, 


3,  15  fastnacht  1650. 

3,  54  heimzug  der  Schweden  frühjahr  1650. 

3,  80  anfang  April  1650. 

4,  34  Mai  1650. 

4,  97  friedensexecutionshauptrecess  zu  Nürnberg  Juni 
1650. 

6,  10  martini  1650. 

7,  92  Winter  1650. 

8,  83  Sylvester  1650. 

8,  84  bis  m,  5,  37 1651 

8,  84  neujahr  1651. 


10,2  I 
IZ  7  j 


Januar  und  Februar  1651. 


III,  94,  7  geburt  des  prinzen  Christian  Albert  den  5  No- 
vember 1651. 


742  Behliißwort  des  bermmgeben. 

n,  4,  92.  93  Weihnachten  1651. 

m,  5,  38  bis  10,  100 1652 

5,  38  nenjahr  1652. 
5,  68  fastnacht  1652. 

5,  81.  82  auf  den  tod  des  Prinzen  Christian  Albert 

Februar  1652. 

6,  81  ostem  1652. 
8,  82  frühUng  1652. 

10,  87  Mai  1652. 
2  Z  1  Winter  1652. 

2  Z  1  bis  ZD  257 1653 

2  Z  60  nach  pfingsten  1653. 

ZD  60  tod  seiner  tochter  Sophie  Eleonore,  Aogust 

1653. 
ZD  74  gebaltverbeßerung  sommer  1653. 
ZD  121  Übergabe  von  gedichten  an  die  herzogin 

Anna  Sophie. 

Ans  welchen  gründen  Logau  sich  bewogen  gefühlt,  seine  Sinn- 
gedichte anter  dem  angenommeneu  namen  .^Salomon  von  Golaw**  zu 
veröffentlichen,  darüber  fehlt  uns  jeder  sichere  anhält;  nur  die  Ver- 
mutung wagen  wir  auszusprechen,  daß  auch  diese  pseudonymität  viel- 
leicht aus  der  ängstlichen  scheu  entsprang,  mit  welcher  er  selbst  den 
schein  eines  persönlichen  angriffs  auf  seine  gegner  zu  vermeiden  suchte  l 
In  keinem  falle  aber  bietet  sie  eine  erklärung  für  die  unbegreifliche 
vernachläßigung,  mit  welcher  schon  seine  zeitgenoßen  ihn  der  ver- 
geßenheit  anheimfallen  ließen.  Noch  nie  hatte  sich  bis  dahin  ein 
deutscher  dichter  so  ausschließlich  dem  epigramm  gewidnvet;  denn  selbst 
die  hervorragenderen  seiner  Vorgänger  in  dieser  gattung  konnten  ent- 
weder nur  als  Übersetzer  fremder  originale  gelten,  oder  sie  hatten  nur 
zur  abwechselang  und  vorübergehend  dem  epigramm  ihre  aufmerksam- 
keit  zugewendet,  so  daß  er  wol  mit  recht  von  sich  sagen  durfte: 

Kein  Deutscher  hat  noch  nie  (ließ  ich  mich  recht  berichten) 
GevÖllt  ein  gantzes  Bnch  mit  lante'r  Sinngctichten ;  ' 

und  daß  dieselben  nicht  spurlos  und  unbeachtet  vorübergegangen,  son- 
dern nach  den  damaligen  laxen  begriffen  von  geistigem  eigentum  viel- 

1  Vgl.  die  Yorrede  zu  dem  1  tausend.        2  ZD  254. 


Ausgaben  und  bearbeitungen  der  gedichte  Logaus.  743 

fach  von  andern  geplündert  worden  waren,  bestätigt  der  dichter  selbst: 
„ich  seh  in  fremder  schrifit,  daß  sie  wol  gastiret  waren/'  ^  Wol  fehlt 
es  auch  nicht  ganz  an  Zeugnissen,  welche  in  anerkennender  weise 
Logaus  gedenken;  so  heißt  es  in  dem  bereits  oben  angeführten  trauer- 
gedicht  auf  seinen  tod: 

Bedenke  Schlesien,  was  du  doch  wol  yerloren! 

In  einem  andern,  den  palmenorden  verherrlichenden  poem  *  wird 
auch  er  wenigstens  genannt:  „Auch  Logau  strahlt  hervor"  u.  s.  w.;  ja 
Ephraim  Heermann  erhebt  sich  in  einem  hochzeitscarmen  '  zu  ehren 
Balthasar  Friedrichs  von  Logau  bis  zu  der  poetischen  hyperbel: 

Der  edle  Logau,  der  von  altem  Stamm  entsproßen, 
Und  dessen  Vaters  Ruhm  erst  mit  der  Welt  vergeht. 

Auch  andre  bei  derselben  gelegenheit  verfaßte  gedichte  erinnern 
an  Friedrich  von  Logau  zum  theil  in  überschwänglicher  weise;  so 
heißt  es  in  einem  derselben :  ^ 

Obgleich  deß  Vaters  Euhm  bekrönt  die  Ewigkeit, 
Der  klugen  Rath  und  Tat  ließ  Schlesien  erfahren 
Und  Fürsten  hat  gedient  mit  deutscher  Redlichkeit  u.s.w. 

Ferner  singt  David  Camerarius,  ein  briegischer  professor:  * 

Vovet  hanc  Tibi  Magister 
PrsBfectus  a  Parente 
Generosiore  quondam, 
Gonsoque  Lignicensi 
Brigensi  et  inde  claro 
Musis  Opitianis 
Euergeta  benigne, 
Pietate  quem  colebas  etc. 

Ja  in  einer  den  herzog  Ludwig  und  seine  räthe  feiernden  Samm- 
lung von  gedichten  ^  widmet  Abraham  Hofmann  vier  jähre  nach  des 


1  II,  8,  72.  2  Entsproßende  Teutsche  Palmen  des  durchlauchtigsten 
und  Welt  beruffenen  Pabnen-Ordens  u.s.w.  1670,  s.  16.  3  Vergnügtes 
Eltern  Herz  u.  s.  w.  von  Ephraim  Heermann.  (Breslauer  Stadtbibliothek  2  F. 
476  nr.  51.)  4  Die  Logau-Zollikoferische  Hoch- Adeliche  Vermählung  u.s.w. 
(Breslauer  Stadtbibliothek  2   F.  476  nr.  47.)  5  Felices  Nupti»  u.  s.  w. 

(2  F.  476  nr.  49.)  6  Ad  Illustr.  Celsiss.  Princip.  Dn.  Ludoricum  Duoem 
Silcsiffi  etc.  hujusque  cels.  Illustr.  inclutum  consiliariorum  Status  collegium. 
Acclamatiuncul»  Votivse  Charitum  Jenianarum.  Vratisl.  1659.  (Breslauer 
Stadtbibliothek  4  F.  1091  nr.  2.) 


744  Schlußwort  des  heransgeben. 

dichters*  tode  seinem  andenken  folgende  in  verschiednen  sprachen  ab- 
gefaßte, freilich  recht  abgeschmackte  und  inhaltlose  verse: 

4>PIAEPIKOS  AOFATIOr  (sie) 

avaYpa[A(jLaTt(j6e(? 

f  iXo;  SixaCou  Y^pp^^* 

E?v\  SixaioaiivT)  auXXi[ß8»)v  Tcaa'  «p^arrj  'oti, 

Mouaa  rv(o{i.0Ypa90u  OeöyviSo^  {lr.6  ao^ou. 
ET;c£  xa\  atp£x^b>(:  'AyaObc  8ia  tooto  8ixaio( 

'Eaxtv  oma^  douXo;  tou  Oeou  i^Sk  ßpoTou. 
03toc  avijp  ^Ev  AQPAriOS,  1^$^  Sixaiou 

r^^^ou,  xa\  tpou  ^iJ(iaTO(  ^e  91X0;. 

Fridericus  ä  Logau 
(Dominos  in  Brnckot  etc.  Consiliarius  Lygio-Bregensis) 

Fulgor  audis  Curise. 

Vir  ut  ortu  Nobilis  Fulgor  aadis  Caris 

Sic  et  arte  Nobilis;  Ciirisd  Phoebe'ise. 

Fulgor  audis  Cnri»,  Vera  cert^  singula, 

CurlsB  Sioni»:  Vera  sunt  ut  omnia! 

Fulgor  audis  Curi»,  Vir  ut  ortu  Nobilis 

Curifls  Dices  De»:  Sic  et  arte  Nobilis; 

Fulgor  audis  Curi». 

Friederich  von  Logau, 
Fro,  Reich,  Viol,  Auge. 

Man  sehe,  wie  Ich  tauge 
Fro,  Reich,  Viol  und  Auge! 
Fro-Reich  ist  meine  Seele 
In  Jesus- Wunden-Höle: 
Fro-Reich  ist  mein  Gewissen, 
Das  mich  niemals  gebissen. 

Diß  macht  mich  fro  im  Leben, 
In  dorn  Ich  Gott  ergeben. 
Von  diesem  Gnaden-Auge 
Kömmt  mir*s,  daß  ich  wol  tauge. 
Von  dieser  Gnaden-Sonne 
Kömmt  mein  Gerücht  und  Wonne. 

Endlich  erinnert  noeh  Christian  Gryphius  in  einem  an  Heinrich 
Friedrich,  den  enkel  des  dichters,  gerichteten  geburtstagsgedicht  * 
an  unsem  Logau  mit  den  werten: 

1  Christ.  Gryphius,  poetische  wälder  2  th.  s.  306.   Ähnliche  orinnemngeB 
an  Logau  finden  sich  noch  in  D.  C.  v.  Lohonstein  hyaeinthen  t.  76— -87. 


Ausgaben  und  bearbeitungen  der  gediohte  Logaus.  745 

Des  Vaters  kluge  Sinnen 
Und  Salomons  von  Golau  Tichter-Kunst 
Die  werden  dir,  o  Mars,  leicht  abgewinnen, 
Dein  Wesen  ist  vor  sich  ein  leerer  Dunst. 

Allein  das  alles  sind  nur  sehr  vereinzelte  stimmen,  die  noch 
dazu  nicht  einmal  das  gewicht  einer  litterarischen  bedeutung  in  an- 
sprach zu  nehmen  berechtigt  sind.  Mit  recht  darf  es  daher  wol  seinem 
söhne,  dem  hochangesehenen,  viel  vermögenden  manne,  der  als 
mäcen  der  schönen  wiGenschaften  gerühmt,  ja  selbst  als  Schriftsteller 
über  gebühr  gepriesen  wird,  zum  Vorwurf  gemacht  werden,  daß  er 
entweder  seines  vaters  bedeutung  gar  niclit  erkannt  oder,  was  noch 
schlimmer  ^Yäre ,  geflißcntlich  nichts  für  die  erhaltung  seines  ruhmes 
gethan  hat.  In  würdiger  weise  gedenkt  dagegen  ein  späterer  ver- 
wandter, Heinrich  Wilhelm  von  Logau,  der  im  jähre  1724  eine  nicht 
unbeträchtliche  anzahl  von  gedichten  unter  dem  titel:  „poetischer  Zeit- 
vertreib", sowie  ein  Schauspiel:  „Hildegardis",  herausgab,  unsers 
dichters,  indem  er  in  der  vorrede  sagt:  „ich  folge  in  meinem  vorhaben 
denen  ehrenvollen  fnßstapffen  herrn  Salomons  von  Golaus,  als  eines 
berühmten  Vorgängers  in  der  deutschen  poesie  aus  meiner  familie, 
dessen  lobens-werthe  asche  alleine  fähig  ist,  meiner  arbeit  ein  an- 
sehen zu  machen.  Und  ob  ich  in  seinen  gelehrten-  und  sinn-reichen 
gedanken  gleich  nicht  vermögend  bin,  die  wage  zu  halten;  so  hoffe 
doch  keiner  tadelhaften  Verwegenheit  beschuldigt  zu  werden,  wenn 
ich  mich,  sein  schätzbares  andenken,  wiewol  nur  im  schatten,  bey 
der  poetischen  weit  fortzupflantzen,  bemühe.^'  Um  so  ungerechter 
jedoch  wurde  Logau  von  der  litterarischen  kritik  behandelt,  deren 
Vertreter  ihn  entweder  mit  wenigen  nichtssagenden  zeilen,  denen  man 
die  offenbare  unbekanntschaft  mit  dem  dichter  anmerkt,  abfertigt 
oder  gänzlich  mit  stillschweigen  übergeht.  Wenn  D.  Oeorg  Morhof  ^ 
Logaus  ganze  bedeutung  noch  mit  dem  allerdings  mehr  als  dürftigen 
urtheil  abfertigt:  „es  fehle  seinen  epigrammen  nichts  an  scharfsinnig- 
keit, nur  sei  der  numerus  bisweilen  etwas  hart'%  so  weiß  doch  schon 
sein  Schüler  Christian  Wernicke  keinen  zu  nennen,  „der  vor  ihm 
gewagt  habe,  in  einer  von  den  lebenden  sprachen  ein  ganzes  buch 
voll  Sinngedichte  zu  schreiben."  Selbst  Benjamin  Neukirch,  der  in 
der  vorrede  zu  den  gedichten  Hofmannswaldaus  ^  eine  übersieht  and 

* 

1  Unterricht  in  der  deiitschen  spräche  und  poesie.  2  Leipzig  1695. 


746  Schlußwort  des  heraaggeben. 

Charakteristik  grade  der  schlesischen  dichter  voranschickt,  kennt 
Logau  nicht  mehr,  und  Gottsched,  der  gelehrte  bücherkenner,  weiß 
nicht  einmal  Logans  namen  richtig  zu  schreiben;  er  nennt  ihn  nämlich 
Salomon  von  Logau.  Nicht  minder  geringschätzig  wird  er  in  einem 
von  Leonhard  Meister  ^  1726  herausgegeben  bflchelchen  behandelt, 
das  den  titel  fbhrt:  „anweisung  und  exempel  mehrerentheils  lustiger 
und  annehmlicher  epigrammatum,  aus  vielen  autoren  zusammen  ge- 
lesen", wie  in  Johns  Pamassus  Silesiacorum  ',  dessen  erste  centurie 
1728  erschien.  Und  so  ist  Logau  wol  schon  am  ende  des  17  Jahr- 
hunderts fast  völlig  vergeßen  gewesen,  wie  aus  dem  titel  eines  buches 
hervorgeht,  das  den  vergeßnen  wieder  ins  leben  zu  rufen  beab- 
sichtigt: „Salomon  von  Golaws  auferweckte  gedichte"  (1702).  Allein 
dieser  versuch,  den  begrabenen  Logau  wieder  aufzuerwecken,  muste 
unter  den  bänden  eines  mannes  mislingen,  der  weder  Verständnis 
noch  geschmack  genug  besaß,  einer  solchen  aufgäbe  zu  genügen;  viel- 
mehr  hat  die  urtheilslosigkeit,  mit  welcher  er  grade  die  unbedeutend- 
sten Sinngedichte  auswählte,  wie  die  Ungeschicklichkeit,  mit  welcher 
er  sie  durch  eigenmächtige  abänderungen  entstellte,  sicherlich  nicht 
wenig  dazu  beigetragen,  daß  man  die  vergeßenheit  unsers  dichters 
als  eine  verdiente  betrachtete.  Und  so  blieb  er  verschollen,  bis  erst 
Lessing  hundert  jähre  nach  Logaus  tode  seine  ehrenrettung  übernahm, 
den  wert  des  dichters  in  den  „litteraturbriefen"  (no.  36  und  43) 
klar  und  treffend  kennzeichnete  und  endlich  im  jähre  1759  mit  Ramler 
eine  auswahl  seiner  Sinngedichte  in  zwölf  büchern ,  mit  anmerkungen 
versehen,  erscheinen  ließ.  Hat  sich  Lessing  durch  diese  gerechtere 
Würdigung  ein  unbestreitbares  Verdienst  um  Logau  wie  um  die  deutsche 
litteratur  überhaupt  erworben,  so  kann  doch  die  art,  wie  Ramler  mit 
den  Sinngedichten  selbst  verfuhr,  nicht  gebilligt  werden.  Abgesehen 
davon,  daß  von  den  so  vortrefflichen  gedichten  religiösen  inhalts  nur 
eine  auffallend  geringe  anzahl  aufgenommen  sind,  erscheint  die  be- 
handlung  der  übrigen  in  hohem  grade  willkürlich  und  eigenmächtig, 
ja  die  grenzen  einer  sachgemäßen  bearbeitung  bei  weitem  über- 
schreitend. Nicht  bloß  altertümliche  formen  und  Wendungen  sind 
gegen  neuere  umgeändert,  sondern  sogar  gedanken  und  inhalt  vieler 


1  L.  Meisters  Charakteristik  deutscher  dichter  von  Heinr.  Pfenninger. 
Zürich  1785.  I.  s.  190.  2  ParnassoB  Silesiacorum,  sive  Rccensiones  Poeta- 
mm  Silesiacorum,  quotquot  vel  in  patria  Tel  in  alia  etiam  liDguaMoais  liianmt. 


Ausgaben  mid  bearbeitangcn  der  gedickte  Logaos.  747 

epignunme,  zuweilen  ans  offenbarem  mangel  an  richtigem  Verständ- 
nis, derartig  ungestaltet,  daß  sie  als  logaoische  gedicbte  fttglich 
nicht  mehr  gelten  können,  ein  verfahren,  welches  in  der  zweiten, 
von  Ramler  allein  besorgten  ausgäbe  vom  jähre  1791  in  noch  er- 
höhterem  maße  auftritt. 

Gleichwol  war  es  der  lessing-ramlerischen  bearbeitung  gelungen, 
Logan  wieder  zu  ehren  zu  bringen,  und  in  den  meisten  von  da  an 
erschienenen  anthologien  ist  auch  er  nun  vertreten,  wenn  auch  nur 
mit  einer  fast  bestimmten,  fiberall  wiederkehrenden  anzahl  beliebt 
gewordner  Sinngedichte.  Eine  kleine,  nach  dem  Inhalt  geordnete 
auswahl  erschien  seitdem  noch  im  jähre  1849  in  Frankfurt  anonym 
unter  dem  titel:  „Friedrich  von  Logau  und  sein  Zeitalter,  geschildert 
in  einer  auswahl  aus  dessen  Sinngedichten."  Eine  eingehende  Unter- 
suchung fiber  die  lebensumstände  und  die  persönlichkeit  des  dichters 
jedoch  blieb  unversucht;  man  begnfigte  sich  lediglich  mit  den  spär- 
lichen resultaten,  die  Lessing  in  der  einleitnng  zu  der  oben  genannten 
bearbeitung  mitgetheilt  hatte.  Diese  lücke  auszufüllen,  hat  der  ver- 
fiaßer  dieser  zeilen  bereits  in  dem  dritten  bände  der  bei  F.  A.  Brock- 
haus in  Leipzig  erscheinenden  „bibliothek  deutscher  dichter  des  sieb- 
zehnten Jahrhunderts"  versucht,  welcher  unter  dem  titel:  „Sinnge- 
dichte von  Friedrich  von  Logau,  herausgegeben  von  Gustav  Eitner" 
(Leipzig  1870),  außer  den  hier  zum  ersten  mal  ausführlich  darge- 
stellten lebensnachrichtcn  und  einer  eingehenden  beurtheilung  Logaus 
als  mensch  und  dichter,  eine  auswahl  von  1000  Sinngedichten  enthält, 
in  denen  alle  selten  von  dem  Charakter  ihres  verf^ßers  zur  anschauung 
kommen,  seine  eigne  art  zu  denken  und  zu  empfinden  ans  dem  großen 
rahmen,  in  welchen  er  das  bild  seiner  zeit  einschließt,  hervortreten, 
kurz  die  ganze  persönlichkeit  des  dichters  in  ihren  vorzogen  wie  in 
ihren  schwächen  zum  ausdmck  gelangen  sollten.  Die  wolwollende 
beurtheilung,  welche  das  eben  genannte  buch  erfahren,  ermutigte 
den  herausgeber,  das  weitere  ziel  einer  vollständigen  ausgäbe  aller 
dichtungen  Logaus,  an  der  es  noch  immer  gebrach,  zu  verfolgen. 
Dank  der  bekannten  liberalität,  mit  welcher  der  litterarische  verein 
in  Stuttgart  das  Interesse  für  die  reichen  schätze  der  deutschen  littera- 
tur  vergangner  Jahrhunderte  fördert,  liegt  diese  ausgäbe  hier  vor. 
Sie  enthält  nicht  nur  die  in  der  sanmilang  von  1654  befindlichen 
gedichte,  sondern  reprodaciert  zugleich  auch  durch  genaue  angäbe 
der  unter  den  tezt  gestellten  Varianten,  die  gegenwärtig  so  selten  ge- 


748  Scblaßwort  des  herausgeben. 

wordne  erste  ausgäbe  von  1638;  außerdem  sind  in  den  anhang  die 
in  der  sammlang  „Anna  Sophia^'  neu  aufgefundenen,  sowie  die  hie 
und  da  zerstreuten  gedichte  Logaus  aufgenommen.  Die  darstellung 
der  lebensverhältnisse  wie  die  beurtheilung  des  dichters  lehnt  sich, 
abgesehen  von  den  durch  weitere  Studien  notwendig  gewordnen  ver- 
beßerungen,  abänderungen  und  Zusätzen,  von  denen  letztere  vornehm- 
lich die  sprachlichen  eigentümlichkeiten  Logaus  in  dem  besonders  an- 
gefftgten  Wortregister  enthalten ,  im  wesentlichen  an  die  der  oben  ge- 
nannten Leipziger  auswahl  an ,  für  deren  gütigst  gestattete  benützung 
wir  dem  herrn  Verleger  hiermit  unsem  dank  aussprechen. 

Mag  es  nun  auch  der  vorliegenden  ausgäbe  gelingen,  das  leb- 
haftere Interesse  für  einen  halb  verschollenen  zu  fördern,  der  die 
vergeßenheit,  in  welcher  er  so  lange  begraben  lag,  sicherlich  nicht 

verdient 

■ 

Breslau  im  Mai  1871. 

Gustav  Eitner. 


749 


WORTREGISTER. 


Die  rdmische  Ziffer  bezeichnet  das  tausend,  die  erste  arablsehe  das  bandert,  die  zweite 
die  nnmroer  des  Sinngedichts.  1  Z  bezeichnet  die  1  zngabe  (s.  409—441);  8  Z  die  2  zugäbe 
(s.  610—634);  ZD  die  zugäbe  während  des  drucks  (s.  G3A— 675);  A  den  anhang  (s.  676—699); 
die  eingeklammerten  arabischen  Ziffern  die  irarianten  der  1  ausgäbe. 


Abe  (ahd.  apa,  aba,  mhd.  abe)  ab;  meist 
in  znsammensetzungcn  mit  verben 

1,  8,  69.  9,  34. 

Abbauen  den  landbau  liegen  laßen 
II,  6,  85. 

Abbctriegen  (mbd.  abe  ertriegen)durch 
betrug  entziehen  III,  7,  52. 

Abbrechen  abbriich  thun.   1  Z  12. 

Abdanken  trs.  aufgeben  III,  3,  82. 

Abdicben  heimlich  entwenden  III, 
7,  52. 

Abdrücken  intr.  sich  drücken,  ab- 
fahren, sterben.  ZD  88. 

Abeiden  durch  meineid  erlangen  III, 
7,  52. 

Abelohnen  spöttisch,  mit  spott  ent- 
laßeu  II,  2,  70,  v.  64. 

Abfallen    1.     herabfallen    III,   3,  78. 

2.  abgehen  von  etwas  III,  1(S,  83. 
Abfließen    abgeleitet    werden.     Vorr. 

z.  3  taus. 
Abführe  entleerung  II,  1,  64. 
.\bgehen   I.    davon  gehen   II,   8,  83. 

2.   von    statten    gehen    I,  9,  90.  I, 

10,  66,  V.  27.    III,    2,  30.    3.    ab- 

gang  haben,   verkauft   werden.    I, 

5,  78.   III,  1,  45. 
Abgeseelt    entseelt,    gestorben     III, 

10,  45. 
Abgleichen  gleich   machen ,  in   sich 

yereinen  I,  1,  18. 


Abgunst  Ungunst   II,  7,  38. 

Abhären  die  haare  ausreißen  I,  7,  52. 

Abheben  abwerfen  ZD  114. 

Abkommen  c.  dat.  entgehen  1  Z  19. 

Abkreiden  durch  betrügerische  rech- 
nung  gewinnen  III,  7,   52. 

Ablangs  adv.  oblonge,  oval  III,  5,  10. 

Ablegen  1.  niederlegen  I,  6,  18. 
2.  c.  dat  bezahlen ,  erstatten.  II, 
5,  5.  (vgl.  II,  6,  24).  3.  c.  dat. 
entsagen.  I,  4,  11.  4.  c.  dat  ab- 
brach thun ,  nicht  günstig  sein. 
II,  8,  96. 

Ableiten  wegnehmen  II,  1,  7. 

Ablohnen  o.  dat.  d.  pers.  den  lohn 
auszahlen;  daher  entlaßen  I,  5, 
62.  II,  2,  70,  v.  64. 

Abmahlen  dar,  vorstellen,  beschrei- 
ben. 2  Z  102,  y.  4. 

Abmeien  abmähen.   II,  2,  100. 

Abmerkung  merkmal.  1  Z   17. 

Abnehmen  1.  wegnehmen.  1  Z  176. 
2.  entnehmen,  einseben.  II,  8,  59, 
V.  171. 

Abscheid  abschied  [2,  21.]  A  12,v.  27. 

Abscheiden,  part  abgescheiden,  tren- 
nen. I,  3,  45.  A  16,  36. 

Abschlag  repnlsa,  abschlägige  ant- 
wort,  Zurückweisung.  II,  8,  28. 

Abschreiben  durch  schreiben  ab- 
nutzen. 2  Z  202,  ▼.  22. 


750 


Wortregister. 


Abseit  abseits.  III,  1,  11. 

Absterben  c.  dat  entsagen.  III,  8,  67. 

Abstreichen  lahd.  strcichdn)  c.  dat 
die  pers.  mit  rathen  züchtigen. 
11.  2,  43. 

Alithun  I.  hinrichten,,  tödten.  1,3,  80, 
y.  74.  2.  ablegen.  II,  3,  59,  v.  166. 

Abtriegen  betrügerisch  an  sich  brin- 
gen. III,  7,  52. 

Abwerfen  herabwerfen.  III,  4,  77. 

Abzwingen  jemand  von  etwas  abbrin- 
gen I,  10,  74. 

Acht  f.,  1.  achtnng  I,  5,  83.  2. 
aus  d.  A.  bringen ,  aus  d.  sinn 
br.  I,  8,  35. 

Adelich  adv.  über  das  gemeine  hin- 
aus, ungewöhnlich.  III,  9,  39. 

Adern  (ahd.  Atum,  &dum)  athem. 
1   Z  44. 

Affe,  die  äffen  reiten  jem.:  thörichte 
neigungeu  bewegen  ihn.  III,  7,  36. 

Affen  verspotten,  täuschen.  III,  5,  25. 

Agstein  m.  (ahd^  agistein.  mhd.  age- 
stein).  Bernstein.  II,  6,  67. 

Alber   (ahd.    alawAr.   mhd.    alwnre). 

I.  einfältig,  einfach  in  gutem  sinn. 

II,  8,  92.  II,  9,  95.  2.  in  üblem 
sinn,  albern.  III,  5,  46.  2  Z  302, 
V.  55.  ZD  44.  ZD   128. 

Alberklag  albern  und  klug  zugleich 

II,  1,  37. 
All   mit   starker   form   des  nachfolg. 

adj.    I,   5,   61.  im  sing.   fQr  jeder. 

II,  7,  92.  III,  4,  38.  2  Z  102,  r.  51. 
Allda  daselbst  III,  8,  55. 
Alldieweil  da  ja,   quandoquidem.    II, 

5,  23. 
Allengefallenheit  f.    die   kunst   allen 

zu  gefallen.  I,  8,  38.  (vgl.  Lessing, 

Wörterbuch  zu  Logan  s.  h.  v.). 
Allererst    (mhd.    aller    @rest)    eben 

erst  dann.  Tore.  I,  5,  63. 
Allewege  (it.   tuttavia.  engl,  always. 

mhd.   alle   wege)  überall,   immer. 

I,  5,  11.  2  Z  52. 


Älleweile  (mhd.  alle  wtle)  immer. 
II,  30,  8. 

Allzumale  pariter  omnes,  allestaam- 
men.  III,  8,  66. 

Allzusammen  allesammt,  allesasam- 
men.  I,  4,  3. 

Alsbald  conj.  sobald  als.  III,  9,  19.  11, 
4,  90.  II,  5,  51. 

Also  so.  1,6,  1  9.  ZD  246. 

Alt  n.  das  alter.  II,  8,    10.  II,  9,20. 

Alten  (ahd.  alten),  alt  werden,  altem. 
II,  2,  96.  III,  10,  71. 

Anbinden  ein  angebinde  sehenken, 
ZD  62. 

Anbringen  1.  unterbringen,  in  eine 
stelle,  amt  bringen.  III,  1,  84. 
2.    anreizen,    bewegen.    ZD.    92. 

-   3.  anfahren,   behandeln.    I,  3,  29. 

Anders  1.  in  Verbindung  mit  dem 
fragenden  und  bezüglichen  für- 
wort,  wer  anders  o.  s.  w.  ceterom. 
II,  3,  67.  2.  im  nachsäte,  sonst, 
coteroquin.  III,  6,   1. 

Anderwärts  anderswohin.  2  Z.  24. 

Anfliehen  zu  jemand  fliehen,  anfle- 
hen. I,  9,  54.  (im  text  lies:  flieh.) 

Anfurt  m.  hafen.  II,  1,  37. 

Angeben  1.  zeigen,  prodere.  III,  7, 
43.  2.  sich  angeben;  sich  an- 
bieten. I,  2,  55.  III,  6,  14.  III, 
6,  88. 

Angeheu  trs.  1.  iiivndere,  angreifen 
1  Z  201,  V.  38.  III,  8,  98.  intr. 
2.  beginnen.  II,  10,  57.  8.  glClekeo 
gelingen,  prospore  «uccedit.  I,  8, 
38.  II,  9,  12.  10,  66. 

Angelegen,  was  uns  ist  angelegen, 
was  uns  bekümmert.  II,  5,  89. 

Angeln  nach  etwas  streben.   1  Z  43. 

Angesichts  adv.  sogleich,  augenblick- 
lich. I,  2,  76;  III,  5,  88. 

Angewähren  anbringen,  an  den  mann 
bringen.  II,  1,  88,  v.  52. 

Angler  engländer.  III,  6,  12. 

Anheben   intr.    beginnen.    I,    2,    68. 


Wortregister. 


751 


3,  1.  8,  18.    II,  2,    5.    III,  8,   36. 

10,  76.   reflex.   sich  anheben   III, 
1,  47. 

Anhenken  anhängen.  II,  10,  95. 
Anlanden    (mhd.   lenden),    appellere 

navem ,   anlanden ,    sich    wenden. 

I,  1,  82. 
Anlauf  m.  angriff.    II,    2,   76,  ▼.  6. 
Anlegen  die  zeit  anlegen,   benutzen, 

III,  6,  91. 
Anleiden   anwidern.    (?  Grimm.)   wol 

richtiger :  andern  verleidet  werden. 

1,  6,  30. 

Anmut  f.,  lust.  2  Z  202,  v.  47. 
Anmuten  zumuten,  ansinnen.  II,  3,  9. 
Annehmen,  sich,  sich  vornehmen, sich 

unterfangen.    2    Z    28.    2    Z    102, 

V.  138. 
Anrichten   einrichten ,    stiften.    I,   8, 

44.  III,  5,  60. 
Anschaffen  bewirken.  III,  10,  84. 
Anschlag   m.   plan ,    cntwurf.   II,    5, 

30.  1  Z  67. 
Ansehen    1.   pass.    es   ist  angesehen 

zu  etwas,  abgesehen  auf  ZD  131. 

2.  etwas  sieht  mich  an  =  erscheint 
mir  II,  4,  25. 

Anspinnen  ersinnen,  anrichten.  1, 4, 63. 
Ansprengen  angreifen.  III,  8,  90. 
Anstand  m.  Waffenstillstand.  I,  1,  4. 

I   Z  149. 
Anstechen  reizen ,  necken.    I,  10,  9. 

11,  1,  41.  5,  1. 

Anstehen   1.  hindernd  im  wege  sein. 

I,    8,    59.     2.    impers.   es    schickt 

sich.  II,  2,  32. 
Anstreichen    schminken.    1    Z    122. 

dahen  f&Ischen,  heucheln.  I,  5,  8. 
Ansuchen  ersuchen.  I,  8,  14. 
Antreffen    anschlagen    an    etwas.    I, 

8,  60. 
Antrenen  antrauen.  II,  2,  70,  r.   15. 
Anvermählen  sich  erheirathen.  1,5, 18. 
An  versprechen  versprechen.  I,  2,  10. 
Anzeigung  merkmal.  1  Z  17. 


Anziehen     1.     erziehen.    2    Z.    102, 

V.   80.  2.   auslegen ,   deuten.  1,  6, 

48.   II,'  8,  1. 
Arbten  (schles.)  arbeiten.  I,  6,  87. 
Arbter  arbeiter.  ZD  51. 
Arg    n.    bosheit.    I,   2,    92;    es  arg 

haben,  schlimm  daran  sein.  I,  4,  2. 
Arm  n.  armut.  II,  7,  59.  9,  20. 
Armen  pl.  von   der  arm.    II,   5,  94. 
Arten,  sich,  sich  bilden  nach  etwas. 

I,  10,  44. 
Artlich  was  art  hat,  fein,  gewandt 

I,  8,  57.   III,  6,    18.  6,  64. 
Artschocken  fQr  artischocken.  II,  5, 28. 
Arzung  arzenei.  1  Z  24. 

Auf  priep.  1.  =  nach.  II,  2,  45.  III, 
9,  95.  2.  =  bis  gegen.  ZD  188. 
3.  =  an.  III,  8,  5.  4.  abhängig 
vom  adj.  I,  5,  84.   adv.  5.  hinauf. 

II,  10,  68. 

Aufbringen  empor  richten  [2,95].  A  6. 
Aufempören  aufrichten.  II,  1,  12. 
Aufenthalt   m.   erhaltung.    II,    8,  59, 

V.  110. 
Aufgehebe  n.  das  aufheben  der  Waf- 
fen beim  beginn  des  kampfes.  III, 

7,  24. 
Aufgerecket  (aufgerecht   in  Erks  bi- 

bei   8    Mos.  -26),    aufrecht    I,   8, 

99,  V.  54. 
Aufsatz  m.  die  speisen,  die  man  auf 

den  tisch  setzt  vgl.  fibersatz  I,  7,  8. 
Aufschließen  jemanden,  ihm  den  round 

öffnen,   ihn   zur  rede   veranla5en. 

III,  7,  6. 

Aaftetzen  einsetzen   beim   spiel    II, 

1,  81. 

Aufsteigen  c.  acc.  I,  1,  8,  r.  3. 
Au&tellen  (brillen)  aufsetzen.  II,  4,  7. 
Auftreiben  1.  fest  auflegen.  III,  7,  54. 

2.  aufblasen,  aufschwellen  lafieir 
2  Z  102,  V.  54.  8.  auffinden. 
III,  2,  49. 

Aufziehen  verzögern ,  hemmen.  11, 
5,  8. 


752 


Wortregister. 


Aagenschuld  t  schuld,  die  man  mit 
den  äugen  sehen  kann;  offenbare 
schuld.  I,  9,  93. 

Angeschauen  n.  das  schauen,  blick. 
I,  1,  13. 

Äugst  m.  (rahd.  ougest,  ouwest. 
plattdeutsch  aust.)  ernte,  erntemo- 
nat,  August.  I,  9,  17.  II,  10,  38. 
2  Z   102,  V.  93. 

Aus  adv.  1.  aus  und  aus  =g&nzlich, 
prorsus.  III,  9,  90.  prsep.  2.  =  auf. 
l,  8,  99,  V.  25.  3.  =  wegen,  in 
folge.  111,  10,  78. 

Ausbieten  ausschreiben.  I,  3,  43. 

Ausbund  m.  muster  1  Z  201,  v.  117. 

Ausbüßen  ausbeßcm ,  wieder  an- 
knüpfen I,  10,  33. 

Ausfleischen  des  fleisches  berauben, 
outflcischeu  lU,  9,  72. 

Ausgeben  anrichten,  stiften  III,  3, 49. 

Ausgicichcr  der  alles  gleich  macht 
(tod.)  II,  2,  6. 

Aushecken  hervorbringen  III,  5,  69. 

Auskaufen  erkaufen  I,  3,  30. 

Auskiesen  auswählen  I,   10,  81. 

Auslegen  1.  zur  schau  auslegen,  feil 
bieten  I,  8,  48.  2  Z  2.  vgl.  II, 
5,  47.  2.  alvum  levare  I,  8,  48. 

Auslehnen  ausleihen  III,  8,  99. 

Ausliehen    zu   ende  lieben    II,  6,  84. 

Ausnarren  den  narren  zn  ende  spie- 
len II,  9,  94. 

Ausrichten    1.   thun,   vollbringen    II, 

1,  38.  2.  übel  abfertigen  II,  4,  45. 
Ausrflchten    in    üblen    geruch,     ruf 

bringen  I,  4,  91. 

Ausschlag  (vergleichter)  das  wieder 
hergestellte  gleichgewicht  einer 
wage;  ausgleichung  II,  3,57  v.  36. 

Ausschlagen    1.  zerschlagen  1,4,  47. 

2.  abweisen  I,  6,  6.  3.  impers.  er- 
folgen, gedeihen,  sich  wenden.  II, 
1,  43. 

Ausschlucken  herausbrechen ,  evo- 
mere  I,  8,  56. 


Ausschneiden  c.  dat.  einen  entman- 
nen III,  9,  74. 

Ausschreien  für  etwas:  jemanden  für 
etwas  ausgeben  I,  4,  11.  I,  8,  37. 

Ausschwätzen  ausplaudern,  ausschwa- 
tzen II,  10,  95. 

Ausspannen  trs.  erlösen,  sterben  laßen 
III,  9,  52. 

Ausspruch  m.  ausspräche.  1  vorrede. 

Ausstiefeln  die  stiefeln  ausziehn  11 1, 
8,   Do.  y 

Ausstreichen  1.  herausstreichen,  lo- 
ben III,  8,  54.  2.  auspeitschen 
III,  6,  iV. 

Ausüben  1.  verrichten  1,  10,  47.  III, 
8,  5.  2.  gebrauchen  I,  5,  86. 

Auswirken    fertig,    tüchtig     machen 

II,  2,  73. 

Anszehlen  auszahlen  III,  9,    92. 
AuszUumen  entzäumen,lpslaßen  1, 3, 77. 
Außen    sein,    in    der   fremde    sein; 

foris  esse   I   Z  41. 
Außer  adv.   1.  c.  genit  =  außerhalb 

III,  5,  64.    präp.  2.    =  ohne   1,   I, 
44.  8,  75. 

Baar  nackt,  bloß  II,  6,   13. 
Bach  f.  II,  3,  67.  4,  93. 
Balbierer  m.  barbier  HI,  6,  5. 
Bald    1.   =   leicht,     besonders    nach 

negntionon  II,  6,  72   1    Z.    G.  2.  = 

nahe  I,    10,  2. 
Bulg    m.    unzüchtiges    fraucnzimmcr 

II,  5,  20. 

Balger  m.  raufbüld,  zUnker  I,  10,  11. 

Ballen  pl.   von  ball  I,  4,  95. 

Ballenliaus  n.  sphseristeriuro,  ball- 
spielhaus I,  4,  95. 

Bankart  m.  uneheliches  kind,  spu- 
rius  II,  2,  66.    I,   10,  75. 

Bänke  unter  bUnko  legen,  beiseite 
werfen,  vernachläßigeu   1   Z  76. 

Bankkind  n.  bankart  I,   10,  75. 

Bauen  trs.  1.  das  elend  bauen  =  in 
der  fremde  weilen,  nicht  im  ei- 
gentlichen   Vaterland    I| .  1,    6.   2. 


AVortit'gistcr.  ' 


753 


bilden,  schaffen  I,    8,    96,   v.    82. 

9,  96.  intr.  3.  sich  ansiedeln,  ein- 
nisten 1  Z  52  I,  8,  99,  V.  28.  4. 
sich  groß  bauen ,  hoch  steigen 
2  Z  13. 

ßauerstolz   adj.  dummstolz    I,   4,  85. 

Bauren  ein  bauer  sein  II,  6,  85. 

Beängstet  sein ,  sich  ängstigen  I, 
9f  38. 

Beblümen  mit  blumen  zieren  III,  6, 14. 

Bebreiten  sich  weithin  ausbreiten 
II,  2,  3,  V.  55. 

Bedacht  m.  Überlegung  I,  8,  27. 

Bedanken  c.  acc.  der  pcrson  =:  be- 
lohnen lil,  5,  58.   II,  8,  52. 

Bedenken  n.  erwJlgung;  in  bed.  stehen 
=  bedenken  tragen  2  Z  102,  v.  23. 

Bcdeuchten  bcdünken,  scheinen  1, 2, 76. 

Bedienen  1.  verehren,  jemandem  auf- 
warten III,  4,  86.  2.  c.  dat.  die- 
nen III,  4,  26. 

Bedinget  ausbedungen  II,  2,  55. 

Bo<1rHnge  n.  bedrängnis  2  Z  82. 

Bedunken  (ahd.  pidunchan,  mhd.  be- 
dunken).  1.  videri,  bediinken  I, 
2,  76  III,  10,  69.  2.  sich  bedün- 
ken laßen  III,  4,  8.  8,  56. 

Befahren,  sich,  besorgen ,  befürchten 
I,  1.  38.  sich  bcf.  auf  etw.  in  der- 
selben bedeutung  II,  3,  59,  v.  46. 

Befangen  (mhd.  bevän)  umfangen, 
umwinden  II,  6,  46. 

Befegen   abfegen ,    reinigen  I,  9,  42. 

Befinden  1.  finden  III,  2,  69.  2.  sich 
bef.  mit  einem  adj.  oder  part.  III, 

10,  91. 

Befleißen,  sich  (mhd.  »ich  vlizen)  stu- 
dere,  sich  bemühen.  1.  c.  genit. 
I,  9,  71.  2.  mit  folg.  auf.  I,  5,  3 
V.  35.  I,  7,  28.  I,  9,  22.  II,  5,  55, 
6,  49.  7,  24.  10,  58.  3.  mit  folg. 
daß.  II,  2,  84.  4.  mit  folg.  inf. 
I,  4,  63. 

Beflissen  bedacht  I,  1,  66.  5,  2.  1.  Z 
122. 

Logau. 


Bef^derung  f.  beförderung  II,  6,  78. 

Befreien  zu  etwas  ermüchtigen,  frei- 
heit  gewähren  I,  8,  26.  9,  79. 

Bogeben  aufgeben    I,    5.  2.    II,  4,  6. 

Begehen,  sich,  sich  benehmen,  be- 
tragen. ZD  81. 

Begnügen   n.    vergnügen ,    ergötzung 

1,  7,  87. 

Begnügt  genügend,  hinreichend  III, 
9,  92. 

Begrif  m.  (mhd.  bcgrif.)  inbegriff 
II,  3,  58. 

Begunsten  begünstigen  III,  5,  77. 

Begütern  mit  gutem  versehen,  be- 
reichern I,  3,  79. 

Behagen,  sich  behaglich  fühlen  I,  9, 
71  V.  4. 

Behaglich  (mhd.  behegelich)  behag- 
lich llt,   1,  33.   1   Z  47. 

Behangen  hängen  bleiben  III,  3,  30. 
In  derselben  bedeutung  behangen 
bleiben  I,  9,  22. 

Bchenken  behängen  III,  2,  67. 

Beherzen  herzen,  liebkosen    1  Z  124. 

BehüUcn  einhüllen  I,  8,  99  v.  93. 

Bei    1.    prsep.    c.    acc.    =  zu ,    in    I, 

2,  13.  2.  c.  dat.  =  in,  an  I,  1,  92. 
1,  84.  4,  58.  6,  6.    II,  1,  91.    III, 

3,  10.  4,  74.  1  Z  67.  3.  adv. 
=  ungefähr  I,  4,  30.  III,  9,  50. 
[2,  29.]. 

Beibinden  hinzubinden  I,   1,  78. 

Beidermann  (mbd.  beiten?)  ein  be- 
ständiger, zuverläßiger  mann  2  Z  78. 

Beides  adj.  im  sing,  wie  uterque 
I,  9,  55.  10,  76. 

Beifallcn  beistimmen  III,  2,  80. 

Beikönnen  etwas  anhaben  III,  9,  97. 

Beikuppeln  beigesellen  2  Z  102  y.  134. 

Bein  n.  1.  knochen  im  gegcnsatz  zu 
fleisch  ZD  112.  2.  elfenbein  3  Z  138. 

Beingehege  n.  knochengchäuse  (vgl. 
?pxo{  38ÖVTCDV)  I,  7,  86. 

Beischlag  m.  unechtes  kind,  bastart 
I,  10,  75. 

48 


754 


Wortregister. 


BeiBchnb  m.  beisUnd  II,  9,  37.  10,  56. 
Beistellen  beigesellen  11,  8,  18. 
Beißen  1.  der  narr  beißt  jemanden  = 

närrisch,   eitel   sein   II,    6,  49.    2. 

sieb  zanken   II,  9,  86.  III,   3,  66. 
Beißig   (mhd.  bißic.)  mfirrisch  II,  2, 

70  ▼.  48 
Beitreten  1.   acoodere,  sich  hinzage- 

seilen    III,    1,   38.    5,   48.    2.   bei 

Seite  treten  1  Z  44. 
Beklagen  verklagen  III,  4,  87. 
Bekleiben  (mhd.  bekliben)   ansetzen, 

keimen  (von  pflanzen)  I,  9,  19. 
Bekommen  intr.  gedeihen  III,  2,  26. 
Bekreiden  schminken   I,   5,  32.    Uli 

1,  21. 
Belieben    1.    c.    acc.    lieben    I,  2,  9. 

A    13    V.   22.    2.   c.  dat   behagen 

1.  8,  37. 

Belieben  n.  libido,  der  gefallen,  ver- 
langen I,  7,  65.  II,  2,  46.  ZD  121. 

Belieblich  beliebt,  angenehm  I,  10, 
69.  III,  5,  6. 

Beller  m.  der  bellende  band  1, 10, 45. 

Bemannen ,  sich ,  einen  mann  neh- 
men, (gegens. :  s.  beweiben)  ZD  205. 

Benehmen  nehmen  I,  3,  23. 

Benennen  bestimmen  I,  6,  50. 

Beniemen  nennen  III,  6,  70. 

Bepaaren,  sich,  sich  paaren  m,  7,  28. 

Bequemen   1.  trs.  beilegen  II,   1,  46. 

2.  intr.    weltklug    sein    II,    2,    13. 

3.  refl.  sich  beq.  =  sich  schicken 
zu  oder  in  etwas,  sich  fügen  U,  5, 
15.  n,  8,  40.  m,  5,  17.  8,  81. 

Bequemen  n.   beqnemlichkcit   II,    6, 

89.  m,  2,   13. 
Berathen  1.  eine  sache  her.  I,  2,  53. 

II,   1,    10.    2.  versorgen  1  Z  184. 

8.  Biob  her.  =  mit  sich   zu  rathe 

gehen  I,  1,  54. 
Bereuen  c.  aoo.  der  person  I,  1,  25. 
Berichtet  seil  c.  genit   kundig  sein 

ZD  114. 
Berin^n  umringen  II,  2,   70  v.  54. 


Kerflchten  in  ruf  bringen,  verleumden 

I,  8,  49. 
Beruhen  in   etwas   acquiescere,   sich 

befriedigt  fohlen  I,  7,  87.  II.  4,  44. 
Berähglich    ruhig,    angenehm  I,    10, 

69.  vrgl.  II,  2,  75. 
Bescheid  m.  verstand  II,  2,   13. 
Bescheiden    1.  ordnen,  schlichten  U, 

3,  68.  I,  6,  30  (?  Grimm)  richtiger : 
anerkannt  werden.  2.  c.  dat  der 
person  und  acc.  der  sache,  zu  er- 
theilen,  überweisen  I,  3,  37.  II,  2, 
3    V.  37.    3.  unterweisen  I,    I,   15. 

4.  sich  bcsch.  =  sich  znfrieden 
geben  III,  9,  4.  5.  sich  besch.  c. 
genit.  =  nachgeben  einer  saohe; 
sich    befleißigen    III,   8,    7. 

part.  1.  erfahren  in  etwas,  be- 
scheid  wißend  I,  4,  21.  2.  be- 
scheiden thun  =  bescheid  thun  beim 
trinken,  nachtrinken  II,  4,  81. 

Besoheinen  zeigen,  sehen  laßen  2  Z 
72. 

Bescheißen  (vom  teufel,)  betrügen  I, 
'8,  46. 

Bescheren  (mhd.  bcschSrn)  abscheren, 
scheren  I,  7,  52.  II,  ^,  99. 

Beschließen  1.  umschließen  III,  7, 
37.  2.  einschließen  ZD  89.  3.  ver- 
schließen I,  5,  27.  4.  schließen 
(eine  gcscllschaft)  III,  1,  20. 

Beschluß  in.  Verschluß  I,  3,  37. 

Beschmeißen  (mhd.  besmißen)  besu- 
deln 1  Z  194. 

Beschnitzcn  beschneiden,  hart  mit- 
nehmen I,  9,  96. 

Beschönen  verschönern,  schön  dar- 
stellen, rechtfertigen  ZD  56. 

Beschreiten  besteigen  I,  9,  26.  II, 
1,  11.    in,  9,  94. 

Beschweren  1.  belasten  III,  1,  60. 
I,  9,  92.  2.  beschwerden  renir- 
sachen    l,  4,  84. 

Besengen  abbrennen  1  Z  201,  r. 
69. 


Wortregister. 


755- 


Besinnen   ans^ersinnen     III,    3,    83. 

ZD  254. 
Besitzen  c.  acc.    auf  etwas   sitzen  [, 

7,  47. 

Besprechen  ansprechen  II,  6,  30.   1  Z 

105.    III,  5,  80.    ZD  86. 
Bestand  bestAndigkeit,  dauer  1,  8,  99, 

V.  45.    I,  3,  11.    III,  6,  54. 
Bestänken   mit   gestank  erfüllen  III, 

8,  .61. 

Bestehen  1.  stecken  bleiben  I,  10,  46. 

2.  beharren  auf  etwas  III,  10,  62. 
Bestellen  Anstellen,    anordnen   II,   8, 

67.    II,  6.  4. 

Bestellt  beschaffen   11,   8,    12.   7,  30. 

Bcstillen  stillen,  befriedigen  III,  2, 
35.    ZD  243. 

Bestreiten  1.  bckllmpfen,  angreifen. 
1  Z  201  V.  60.  2.  vertheidigen.  A  8 
V.   18. 

Besüßen  versüßen  I,  5,  3,  v.  25.  I, 
1,47.  I,  10,  25.  2  Z  59.  111,  3,  U. 

Bethören  (mhd.  betcercn)  1.  täuschen, 
verleiten  I,  1,  88.  3,  91.  2.  zum 
narren  machen  I,   10,  89. 

Beuten  beute  machen  I,  7,  16. 

Bewandt  beschaffen  I,  8,  36.  III,  4, 
86.    7,  78.    9,  94.   2  Z  4. 

Bewegen  erwftgen  III,   10,  21. 

Bewogen  günstig,  gewogen  I,  7,  74. 

Bieder  bei  L.  in  zahlreichen  Zusam- 
mensetzungen. Vgl.  Lessing,  Wör- 
terbuch zu  Logaus  sinngcd.  s.  Ii.  v. 

Biedermannsleute  pleonast.  für  Bie- 
derleate  III,  10,  89. 

Biederwesen  n.  biederkeit  I,  8,  61. 

Biegen  für  das  refl.  sich  b.  2  Z  102, 
V.  50. 

Bilden  darstellen,  fingere  2  Z.  102, 
V.  27. 

Bilderbogen  m.  die  bilder  des  thier- 
kreises  1  Z  201,  v.  8. 

Billich    1.    adj.   bewährt,    erlaubt  II, 

3,  76.    2.  adv.   mit  recht  I,   1,  8. 
2,  48.    II,   I,  38,  v.  31.  V.  44.    II, 


3,  21.    6,  69.   111,  2,  61.  5,  42.  7 
66.    10,  30.    ZD   251. 
Bindetag  m.  tag  der  Verbindung  III, 
9,  41. 

Bindlich  verbunden  I,  1,  53.  III,  5,  48. 

Bis  imperat  zu  sein  (ahd.  pis.  mhd. 
bis)   II,  3,  45.    4,  5. 

Bissen,  zu  b.  gehen  zerstückelt  wer- 
den II,  1,  57. 

Bitten  c.  dat.   d.  pers.  II,  10,  60. 

Bittrigkeit  f.  bitterkeil  II.  6,  84. 

Blasen  aus  thierblasen  gefertigte  Geld- 
beutel I,  7,"  5,  V.  8. 

Blassen  intr.  1.  blass  werden,  palle- 
scere.  11,10,83.  III,  7,81.  10,70. 
2.  trs.  blass  machen  III,  6,  13, 
V.  37. 

Bleiben  als  soldat  in  der  schlacht 
fallen  I,  3,  8. 

Bleuen  prügeln,  schlagen  I,  4,  4. 

Blick  m.  augenblick  !,  4,  65.  III, 
7,    10. 

Blicken  1.  leuchten,  blitzen  1  Z  141. 
2.  sich  zeigen,  erscheinen  III,  4,  87. 

Blicklich  augenblicklich  ZD   138. 

Bliebe  für  beliebe,  wann  mtr*s  nur 
bl.,  wenn  es  nur  auf  mich  ankäme. 

1,  4,  70. 

Blind    1.  fleckig,   trüb  III,  3,  54.   3. 

unsichtbar  macliend  II,  1,  37.  3.  bL 

in  etwas  II,  1,  45. 
Blitzlich  blitzschnell  II,   1,37.  2,31. 
Blöde  (ahd.  plddi.  mhd.  bloede)  schwach 

an  äugen  III,  10,  21. 
Bloß  1.    entblößt,   nackt    I,   2,    9.  8, 

12.    5,    82.   II,    10,   82.    2    Z.   51. 

2.  c.  gen.  od.  praep.  von,  ledig  einer 
aache  ZD  212.  8.  sich  bloß  geben 
=  s.  anvertrauen  I,  10,  86. 

Blößen  entblößen  III,  9,  21.  9,  61. 
ZD  67.  sich  bl.  ZD  141. 

Blößltch  (mhd.  bloeßlfche)  nur,  bloß, 
allein  II,  5,  98. 

Bock  m.  1.  gestank.  2  Z  42.  2.  pol- 
scher bock  Backpfeife,  dndelaack. 


48 


766 


Wortregister. 


ZD  215.  3.  d.  Untergestell  bei  ei- 
nem gerüst  1  Z  105. 

Bor  f.  (ahd.  por.  mhd.  bor.)  höbe, 
gipfeil  in  die  por  (mhd.  enbor.) 
ZD  209. 

BoBsierenin  wachs  nachbilden  II,  3, 10. 

Botmäßig  zn  gebieten  gewohnt  2  Z  6. 

Brämen  verbrämen  I,   10,  29. 

Brand  m.  feuerbrand  und  zugleich 
knochenbrand,  caries  2  Z  87. 

Brauch  m.  1.  gebrauch,  Verwendung 
I,   1,  4.    II,  4,  48.   5.  65.    2.  sitte 

1,  1.  15.   5,  96. 

Brauchen  1.  etwas  gebrauchen,  üben 

II,  2,  36.  III,  4,  90.  2.  bedürfen, 
nötig  haben  III,  4,  92.  3.  coire 
cum  puella  III,  9,  87. 

Brftuchlich  üblich  I,  5,  53. 
Brechen  1.  bearbeiten  (den  acker)  II, 

1 0,  36.  2.  schneiden  (pfeifen)  I,  3, 

95.  III,  1,  45. 
Brennen    1.    verbrennen    III,    10,    9. 

2.  entzündet  werden  I,  1,  6.  3. 
durch  den  blick  es  einem  antbun 
I,  8,  84. 

Briefedcl  durch  diplom  geadelt  I,  3, 
30. 

Brillenfutter  br.-futteral  1  Z  32. 

Bringen  1.  herbeiführen  II,  1,  24. 
verursachen  II,  1,  38.  2.  ein  Kind 
br.,    gebären    I,    6,    86.    II,  4,  78. 

III,  9,  9.  10,  39. 

Brinnen  (prset.   bran.    part.    gebron- 

nen)  intr.  brennen  II,  3,  59,  v.  113. 
Bruch  m.  schaden  III,  4,  57. 
Bruch  m.   und  n.  sumpf,  schmutz  A 

13,  V.   18. 
Bruch  f.   (ahd.  pruoh.  mhd.  bruoch.) 

d.  hose  II,  6,  73. 
Brunft  f.  (mhd.  brunft)  coitus,  begat- 

tung  III,  2,  64. 
Brunst  f.  (ahd.  prunst)  1.  feuersbrunst 

I,   1,  91.  II,  7,  7.    2.  glut,  leiden- 

Schaft,  begier  II,  1,  37,  v.  37.   II, 

1,  85.  III,   1,  32. 


Brünstig  glühend,  leidenscbaftliob  II, 
6,  23.    III,  6,  13. 

Brustgewächs  n.  die  fraucnbrüste 
III,  9,  63. 

Bübeln  1.  bubenstreiche  machen,  bü- 
bisch handeln  II,  2,  97.  4,  73.  2. 
sich  knabenhaft  benehmen  III,  C,  10. 

Buchführer  buchhändler  II,   7,  99. 

Bug  m.  beugung  III,  8,  4. 

Buhlen  1.  lieben,  der  liebe  pflegen 
III,  4,  68.  2.  den  bof  machen  I, 
6,  26.  II,  2,  36.  3.  sich  bewerben 
ZD  59. 

BubIgejägde   n.  jagd   nach    buhlerei 

II,  7,  28. 

Bulle  f.  Urkunde,  diplom  I,  3,  30. 
Builenedcl  durch  ein  diplom  geadelt 

I,  6,  97. 
Bund  ra.    der  einband   eines   baches 

III,  8,  II.  ,       ^ 
Bürtig  abstammend  III,  5,  48. 
Busem  m.    (mhd.    buosem)    busen   I, 

4,  92. 
Büßen    die   lust,   sie  befriedigen  III, 

6,  57. 

Cantorstücke  waldgesänge  A  15,v.  64. 

Gappe  m.  (gr.  xa:c(uv  lat.  capo,  capus) 
der  kapaun,  kapphahn,  zum  c.  ma- 
chen, entmannen  III,  5,  99. 

Carmesin  (it.  carmesino)  hochrotb  I, 

7,  81. 

Gartaune  (mlat.  quartana)  kurze,  dicke 

kanone  li,  8,  96. 
Gasteien    (lat.   castigare)    f.    strafen, 

züchtigen  I,   2,  69.    III,  9,  57.    2. 

durch  fasten  quälen  II,  3,  77. 
Ghimisten    Chemiker    II,    1,    53.    I, 

54. 
Goncipiren(concipere)empfangen(Tom 

weihe)  I,  5.  4. 
Gonfecten  (fr.  conütures)  näschereien 

aus  zucker  I,  8,  31.  III,   1,  44  ZD 

128. 
Gontext  m.    (lat.  contextus)  redever- 

bindung  I,  5,  4. 


Wortregister. 


757 


Contribution  f.  durch  Soldaten  erhobner 

beitrag,  brandschatzung   I,    7,  78. 
Corallinen  von  corallen  II,   1,  38. 
Costns  ein  medicament  II,  4,  22. 
Crcdenzen    vorkostend    darreichen   I, 

9,  79. 
Curassirer  cürassier  II,  4,  82.  * 

Da  1.  (mhd.  dft)   meist  getrennt  von 

präposit.  u.  adv.   in  relat.  sinn  II, 

5,  4.   10,  68.    III,  2,  44.    2.  (mhd. 

du)  demonstr.  in  beziehung  auf  die 

zeit  II,  1,  12. 
Dafür  vorher;  dafürche,bevorIII,7,85. 
Dahin  danieder,  zu  boden  I,   10,  84. 
Dahinstehen  impers.    es  ist  nicht  zu 

entscheiden  III,  5,  78. 
Dämmen    1.    einengen,   beschränken 

II,  7,    67.    2.  schwelgen  ZD  228. 

Dampfig  dumpfig  geworden  I,  8,  45. 

Dämpfen  1.  mildern,  mäßigen,  be- 
siegen I,  3,  32.  4,  23.  9,  54.  9, 
61.  II,  1,  78.  5,  12.  2.  getränke 
durch  schwefeldämpfe  wohlschmec- 
kend machen  I,  3,  4,  v.  34. 

Dann  1.  adv.  =  denn  I,  5,  12.  5,  62, 
V.  5.  6,  33.  6,  34.  III,  8,  72.  ZD  84. 
=  als  nach  comparat.  I,  4,  27.  5, 
53.  2.  verstärk,  fragepart  III,  2, 
73.  ZD  52.  139.  151.  3.  im  sinn 
einer  conjunct.  =  da.  quum.  1, 10, 95. 

Dannenher  daher,  deshalb  I,  1,  85. 
2,  3.  2,  16. 

Daran  relat.  =  woran   1  Z  31. 

Darhinder  dahinter  2  Z  44. 

Darum  daß,  deshalb  weil  I,  7,  32 
und  öfter. 

Daß  elliptisch  statt  der  sonst  bei  L. 
gewöhnlichen  form :  wie  daß  =  wie 
kommt  es  daß  I,  1,  43.    II,  4,  27. 

III,  5,    63.  nur  daß  =  außer  daß 
ni,  5,  19. 

Decken  1.  bedecken,  verschleiern  l, 
5,  93.  III,  1,  21.  2.  verbergen 
(meist  etwas  böses)  I,  10,  61.  8. 
futucrc  II,  7,  55. 


Degen  m.  (mhd.)  der  held  III,  6, 
13,  V.  13. 

Demnach  als,  conj.  =  je  nachdem  II, 
10,  59. 

Denken  1.  sich  erinnern  III,  8,  17. 
2.  auf  etwas  d.  III,  1,  73.  an  et- 
was I,  5,  45  Q.  y.  a.  von  etwas, 
vorr.  z.  3.  taus.  3.  dahin  d.  =  fol- 
gendermaßen schließen  II,  3,  27. 
4.  glauben,  sich  vorstellen  I,  8, 
45.  5.  impers.  es  denkt  mich  =: 
ich  erinnere  mich  I,  1,  84. 

Denn  1.  adv.  der  zeit  =:  dann  I,  2, 
23,  v.  4.  2.  adv.  des  grundes  =  dem- 
nach, also  I,  2,  23,  V.  1.  3.  nach 
comparat.  =  als  I,  3,  80. 

Derselbe  =  derjenige  III,  10,  54. 

Der  die,  dasselbte  =  derselbe  I,  1, 44. 
7,  86.  m,  5,  65. 

Deube  f.  (ahd.  diuba,  mhd.  diube) 
diebstahl  III,  9,  8. 

Deuten  bedeuten  HI,  3,  19.  2  Z.  61. 
ZD  52. 

Deutung   bedeutung,    sinn    II,  8,  47. 

Dienst  m.  diener  II,  3,  71. 

Dieserlei  adv.  von  solcher  art  II,  6,  86. 

Diesfalls,  dieses  falls,  in  diesem  falle 
I,  2,  38.  2,  59.   Vorr.  z.  3  taus. 

Dieweil  so  lange  als  I,  4,  47. 

Ding  n.  1.  läge,  umstände  II,  5,  83. 
ZD  214.  2.  bei  guten  dingen,  fröh- 
lich und  heiter  III,  1,  53.  3.  ge- 
schlechtsglied  I,  8,  20,  y.  7.  II,  1, 
25.  4,  13.   ZD  243. 

Dingen  1.  miethen  ZD  111.  2.  unter- 
handeln in,  6,  13,  y.  56. 

Discretion,  am  d.  .«pielen,  um  die  ehre, 
nicht  um  geld  spielen?  II,  1,  62. 

Doctors  dank  dank  fQr  gelungene 
heilang  III,  3,  24. 

Dohnen  -  Stellwerk  Vogelfang  durch 
schlingen  (dehnen)  ZD  111. 

Dorf  voll  (schles.  durffel)  wie  armfei, 
hamfel  gebildet  I,  7,  11.  (A.  Gry- 
phias  geliebte  dornrose  IV,  2.) 


758 


WortregUter. 


Dorn  pl.  dorner  ZD  146.  dörner,  I,  7, 6. 
Drang,  bedr&ngnis,   leid   11,   2,  8,  v. 

19.  III,  9,  35. 
Drängniß  dasselbe  II,  9,  7. 
Dreigeeckt  mit  drei  ecken  versehen, 

dreizackig  III,  9,  43. 
Dreinfallen  dazwischen,  dazakommen 

m,  5,  5. 
Dreaen  (mhd.  dröuwen)   drohen   III, 

4,  78. 
Dringen  1.  sich  bewegen  z.  b.  unter 

sich  =  nach  unten  I,  2,  28.  2,  95. 

2.   abnötigen,    auf  etwas   dringen 

I,  7,  27.  ZD  93.   3.  sich  drängen 

I,  8,  61,  V.  26. 

Drüber  relat.  :=  worüber,  über  welche, 
hier:  deren  III,  4,  38. 

Ducken,  sich,  s.  bücken  II,  9,  3^ 

Dnnkelei  dünkelhaftigkeit,  anmaßung 
III,  8,  4. 

Dünken  1.  wHhncn.  meinen  III,  4, 
8.  2.  sich  dünken,  sich  einbilden 
III,  4,  45. 

Dupelmann  doppelzüngiger,  zweideu- 
tiger mensch  II,  2,  3,  v.  44. 

Dnpeln,  bände  d.,  bandschlag  geben 
III,  5,  »1. 

Dupler  (lat  duplus)  doppelter  I,  2,  6. 

II,  3,  26.    ZD  208. 

Durch  und  durch  durchweg,  durch- 
gängig UI,  3,  32.  5.  36.  durch 
hin  sein,  überstanden  haben  1  Z 
102,  V.  61. 

Durchächten  in  acht  und  bann  thun 
I,  4,  60. 

Durchschnitt,  nach  dem  d.  malen  = 
im  profil  m.  1  Z  183. 

Durchwürken  durch  und  durch  ar- 
beiten, (bes.  den  teig)  hier  die 
menschen  II,  10,  36. 

Dürfen  1.  bedürfen  (entw.  mit  d.  gen. 
oder  acc.   der  person  resp.  sache) 

1,  2,  62.   3,  57.    4,  86.    11,    1,  28. 

2,  6.   5,  15.    7,  41.    9,  91.   III,  3, 
77.    4,   10.    5,   32.    8,  74.    10,  18. 


10,  70.  A  8  ▼.  5.  2.  grand,arMobe 
haben,  nötig  haben,  braneben  I,  2, 
9.  3,  4.  4,  38. 
Dürr    1.   vertrocknet   III,    8,    45.    2. 
dürre  verbrettend  I,  3,  80.    8,  99. 

3.  ungemildert  I,   9,   44.    4.  offen, 
•     unverhüllt  2  Z  102,  v.  34. 

Eben  1.  gleich,  gleichmäßig,  angeroe- 
ßen  1,3,  78.  8,  74.  v.  18.  ZD  171. 
2.  recht,  willkommen  I,  4,  34.  H,  4, 
62.  III,  2,  15.  8,  25.  ZD  104.   180. 

Ebenmäßig  in  gleicher  weise  III,  6.  92. 

Ebenselbter  eben  derselbe  I,  2,  17. 

Edel  adlig  I,  3,  30. 

Edelhaut   f.  cutis  nobilis  III,    1,  72. 

Eh  als,  bevor  I,  3,  71.  II,  6,  42.  7, 
16.   1  Z  141,  eh  daß  II,  6,  7. 

Ehegunst  f.  favor  conjugalis  I,  10,  2. 

Ehesten,  am  e.  =  am  schnellsten  II f, 

4,  76. 

Ehstes  ehestens,   nächstens  I,  1,  90, 

2,  77.  7,  48.  II,  2,  22.  4,  37.  III, 

1,  77.  9,  55.  A  15,  v.  109. 
Ehrbruch  m.  honoris  violatio  I,  8,  8. 
Ehrengeiz  m.  ehrgeiz  II,  7,  78.  Aehol. 

Zusammensetzungen:    ehrenlicht  2 

Z  102,  V.  40.  ehrensucht  I,  6,  78. 
Ehrenrichter  (der  Rhein)  I,  6,  14.  Zur 

Sache    vgl.    epigr.    symm.    heroic. 

adesp.   82;    bei   Brunk   anall.   III, 

s.  150. 
Ehrung  f.  geschenk  1  Z  27. 
Ehvolk  n.  eheleute  II,  8,  35. 
Eicheln  im  deutschen  kartenspiel  II, 

8,  36. 
Eifer  adj.  beißend,  scharf,  H,  6,  34. 
Eifern  sich  =  sich  ereifern   III,    10, 

42. 
Eigen  adv.   genau  I,    1,    49.    3,  14. 

III,   3,    13.   (Lessing:    selber?)   6, 

61.  9,  50. 
Eigenschmach  als   gegensatz  zu  ei- 

genlob  gebildet  II,  5,  31. 
Eigenständiges  wort  =  substantiTum 

I,  5,  88. 


Wortregister. 


759 


Eigenthum  f.  die  EigeDtümlichkeit 
III,  6,  43. 

Eignen  sich  schicken,  sich  ziemen  I, 
8,  77.  II,  8,  71.  2  Z  100,  v.  10 
(hier  vielleicht  richtiger:  angehören, 
wie  Schiller  in  „ideal  und  lebena: 
nur  der  körper  eignet  jenen  mäch- 
ten u.  s.  w.). 

Eigner  eigentfimer  II,  7,  98. 

Ein,  in  ein,  in  einerlei  weise  III,  5,  36. 

Einbauen  mit  in    und   aco.   anbauen 

I,  3,  52. 

Einbrechen  hereinbrechen,  erscheinen 

A  17.  II,  6,  25. 
Einbringen    1.   nachholen    I,   7,    96. 

II,  7,  79.  III,  2,  24.  ZD  108.  2.  vor- 
bringen, proferre.  II,  1,  82.  3.  obsc« 
in  vulvam  II,  4,  13. 

Einbrocken  brocken  in  die  suppe 
schneiden;  dann  überhaupt:  zube- 
reiten I,  1,  90  V.  6. 

Eines,  gleichen  sinnes,  einig  I,  1,  17. 

Eingehen  1.  beginnen  II,  8,  83.  2. 
vorgehen  II,  2,  70  v.  40.  5,  36. 

Eingezogen  adj.  bescheiden  II,  3,  59 
v.  193. 

Einig  adj.  einzig,   alleinig  I,   8,    67. 

III,  1,  76. 

Einkommen  1.  hineinkommen  II,  8, 
88.  III,  4,  92.  9,  96.  2.  einfal- 
len, in  mentera  venire  II,  4,  89. 
3.  obsc.  in  vulvam  III,  3,  48. 

Einlegen  1.  einpacken  1  Z  201  v. 
80.  2  Z  2.  2.  zurücksetzen,  auf- 
geben III,  6,  41. 

Einrathen  hinzufügen?  III,  3,  72. 

Einräumen  einräumen  2  Z  19. 

Einreiben  1.  einschärfen  II,  1,  41.  2. 
sich  c.,  sich  eindrücken  HI,  9,  71. 

Einrichten  einkleiden  ZD   176. 

Einsanfen  in  sich  hinein  trinken  11, 
5,  32.  2  Z  39. 

Einschlafen  trs.  einschläfern  111,5,  89. 

Einschlag  m.  linnene  oder  papieme 
streifen,  die,  mit  schwefel  überzo- 


gen, in  den  wein  gehängt  werden, 
um  ihm  färbe  und  geschmack  zu 
geben  I,  3,  4  v.  36. 

Einsitzen  ein  stück  zeug  durch  häu- 
figen gebrauch  kürzer  machen  (ähn- 
lich es  lauft  ein)  II,  9,  42.  (vgl. 
verseßen  III,  6,  48  v.  44.) 

Einstimmen  bei-zustimmen  II,  5,  40. 

Einteigen  mehl  durch  waßer  in  teig 
verwandeln  I,  3,  4  v.  26. 

Eintreiben  (im  gegensatz  zu  auftrei- 
ben) verkleinern  II,  3,  13  v.  8. 

Einverhöhlen  verbergen ,  vergraben 
III,  10,  45. 

Einwerben  divertere,  einkehren  II, 
5,  88. 

Einwollen,  nicht  e.,  nicht  in  den  sinn 
wollen  III,  1,  66. 

Einzier  einzelner  III,  9,  24.  1,  2,  6, 
10,  97. 

Eire  pl.  von  el  III,  9,  34. 

Eisen  adj.    (mhd.   isenin)   eisern  III, 

7,  100.  die  form  eisern  ebenda. 
Eitel  n.  eitelkeit  III,  6,  16.  1  Z  178. 
Eitel  adv.  vor  subst.  und  acy*  =■  bloß, 

nur,  lauter  I,  6,  61.  II,  1,  38.  9,69. 
Ele  (sohles.)  eile  II,   9,   42.    III,  4, 

58.  5,  32.  8,  92.  9,  48. 
Elementisch  verwünscht,  verflucht  I, 

8,  49. 

Elend  n.  (ahd.  elilenti,  mhd.  eilende) 
I.  Verbannung,  die  fremde  ZD  64. 
(so  nach  Uhland:  jedem  ist  sein 
elend  finster;  jedem  lacht  sein  Va- 
terland.) 2.  Jammer  und  npt  I,  1, 
6.  2,  88. 

Eitervater  (-mutter),  ayos,  proavua 
I,  1,  17. 

Emse  f.  (bei  Alberus  emes)  ameise  I, 
8,  61.  (schles.  dmße.) 

Ende  geben  c.  dat.  1.  ein  ende  bereiten, 
etwas  aufhören  laßen  1  Z  100.  2. 
aufhören  etwas  zu  thun  III,  4,  18. 

Endlichen  (mhd.  endeliche)  adv.  zu- 
letzt ZD  120. 


760 


Wortregister. 


Englisch  (mhd.)  engelgleich  2  Z  68. 
ZD  142. 

EntAussern,  sich,  sich  entfernen,  da- 
her fehlen  III,  8,  45. 

Entbrechen  1.  hervorbrechen,  ge- 
schehen I,  8,  27.  2.  sich  entb., 
sich  enthalten,  befreien  II,  1,  88. 
1  Z  67.  2  Z  97  V.  46  (so  noch 
Lessing,  Nathan  d.  w.) 

Entbrinnen  prset.  entbran  (ahd.  in- 
prinnan)  entbrennen  I,  1,  73.  11, 
1,  38  V.  72.   1  Z  201  V.   12. 

Entdecken  entblößen  2  Z  102  v.  89. 

Entfangen,  (ahd.  intfl^han)  empfangen, 
concipere  ZD  134. 

Entündniß  empfindung  II,  8,  26. 

Entgegen  legen  in  den  weg  legen  II, 

10,  60. 

Entgegen- machen,  sich,  sich  entge- 
genstellen 111,  8,  90. 

Entgegen  stehen  entgegen  treten  IIl, 

8,  98. 

Entgehen  entschlQpfen,  herausfallen 
I,  8,  93.   10,  57.  2  Z  44. 

Entgelt  m.  Vergeltung,  lohn  I,  7,  96. 
m,  5,  69. 

Enthalten,  sich  1.  verweilen,  sich  auf- 
halten in,  3,  52.  2.  sich  halten  I, 
4,  60. 

Enthärt  enthaart  III,  4,  52. 

Enthenken  loshenken,  nachlaßen  2 
Z  102  V.   143. 

Entjungfern  III,  6,  86. 

Entnehmen  wegnehmen  [1 ,  87.]  1, 1, 19. 

Entpor  (mhd.  enbor)  empor  III,  10, 
48;  dafür  auch  in  die  por  (ahd. 
in  por)  II,  3,  57.  10,  36.  2  Z  97 
V.  50.  2  Z  102  V.  166. 

Entrathen  entbehren  I,  8,  72.  8,  25 
V.  40. 

Entlauben  rauben  I,  8,  33  v.  16. ' 

Entsatz  m.  das  entsetzen  II,  3,  12. 
3,  59  V.  12. 

Entschieden,  hoch  c.,  völlig  entschie- 
den I,   1,  82  V.  7. 


Entschließen  prss.  entschleußt,  aus- 
schließen I,  7,  10. 

Entstreifen,  sich,  sich  losstreifen  I, 
2,  38. 

Entwenden,  sich,  sich  entfernen  A  15 
V.  36. 

Entwcrden  entkommen  11,  3,  9. 

Entzücken  entziehen  III,  2,  9. 

Eramen  (mhd.  arhSn)  erwerben  I, 
10,  66. 

Erbieten  darbieten   II,  1,  38  v.  42. 

Erdegeist  m.  ein  geist,  der  am  irdi- 
schen haftet  I,   1,  3  v.   15. 

Erdeklumpf  m.  erdkloß  II,  10,  24. 

Erdenbau  erdbauten  III,  8,  56. 

Erdensohn  vgl.  mondensohn  III,  4,  81. 

Erdisch  adj.  irdisch  III,  4,  35. 

Erfahren  n.  die  erfahrung  III,  5,  77 
V.  7. 

Erfrören  erfrieren  laßen  III,    10,  99. 

Ergetz  m.  das  ergötzen  I,  5,  88.  6,  74. 

Erheben  1.  in  empfang  nehmen,  ein- 
ziehen 1  Z  10.  III,  4,  63.  dank  er. 
III,  1,  66.  2.  aufheben  A  8  v.  43. 

Erhellen  hell  sein  II,  4,   17. 

Erinnerung   f.   ermahnung,   wamung 

1,  9,  85.    1  Z  8. 

Erkennen  1.  cognoscerc  feminam  II, 
9,  77r   2.  pass.  erachtet  werden  I, 

2,  88. 

Erkiesen  erwtthlen  I,  6,  29.  II,  2, 
64.  III,  3,  14.  2  Z  97  V.  28.  ZD 
80.   154. 

Erkriegen  (mhd.  erkrigen)  erlangen, 
bekommen  I,  5,  8.  II,  2,  50. 

Erkühlung  kühinng  III,   10,  32. 

Erlaben  erfrischen  III,  7,  49.  ZD  76. 

Erlaub  m.  die  erlaubnis  II,  3, 58  v.  27. 

Erleiden  leid  machen,   verleiden  III, 

3,  14. 

Erlesen  auswählen  2  Z  25.  ZD  208. 
Erlusten  belustigen  ZD  76. 
Ermangeln   intr.   =  es   mangelt  III, 

8,  78. 
Ernte  f.  gewinn  I,  3,  4  v.  39. 


Wortregister. 


761 


ErrJSthen,  sich,  für  das  intr.    errötfaen 

III,  5,  56. 
Ersitzen  festsitzen,  stocken,  stillstehen 

II,  5,  39  V.  7. 

Ersorgen   durch   sorgen  erlangen  II, 

8,  87.  10,  80. 

Ersprießen  ersprießlich  sein,  gedeihen 

I,  1,  90. 
Erst  ady.    statt   des    adj.:    der   erste 

(abdruck)  III,  2,  55.  von  erstem  = 

anfangs  I,  7,  51.  9,  12. 
Erstecken  (mhd.  erstecken)  ersticken 

laßen,  dämpfen  I,  8,  92.  9,  19.  II, 

3,  75.  1  Z  140.  2  Z  59.   102  v.  59. 
Erstlich   1.  zuerst  II,   1,   12.  I,  2,83. 

9,  12.  1  Z  123.  2.  zum  ersten  mal 

III,  2,  79.  A  8. 

Erstrecken  1,  erweitern,  vergrößern, 
verlängern  I,  8,  99  v.  97.  II,  9, 
35.  2,  70  V.  29.  1  Z  32.  140.  2. 
reflex.  III,  7,  30.     • 

Ertödten  tödten  III,  5,  56. 

Ertrachten  nach  etwas  trachten  [1, 
98]  V.  I,  2,  26. 

ErvöUen  voll  machen,  anfüllen  II,  I, 
30.  8,  8.  10,  12.  III,  1,  69.  2,  79. 
3,   U.   10,  83.   ZD   129. 

Erwarmen  auf  etwas,  hitzig,  eifrig 
sein  auf  etwas  I,  9,  3. 

Erwaschen  (mhd.  erweschen)  I,  7.  52. 

Erwehren  n.  die  abwehrung  I,  6,  100. 

Erwlnden,  sich,  sich  unterwinden,  wa- 
gen ZD  62. 

Erworgen  intr.  ersticken  II,  5,  26. 

Erzt  n.  erz  I,  5,  3.   2  Z  37. 

Eselleute  im  gegensatz  zu  edelleute 
I,  1,  87. 

Eselfresser  die  schlesier,  weil  sie  ei- 
nen esel  statt  eines  hasen  gefreßen 
I,  7,  77. 

Evenäpfel  die  wciberbriistc  III,  9,  64. 

Ewig  n.  die  ewigkeit  I,  1,  21. 

Ewigheit  [1,  3]  I,   10,  58. 

Ewigsc'in  n.  das  ewige  leben  I,  1, 
3  v.    12. 


Fablerei   geschwttts  II,  3,  59  t.  171. 

Factor  Unterhändler  2  Z  102  v.  163. 

Fadem  fQr  faden  (ahd.  fadam,  mhd. 
vadem)  ZD  138. 

Fahl,  auf  einem  fahlen  pferde  jemanden 
ergreifen,  sprichw.  jemanden  auf  ei- 
ner lüge  oder  treulosigkcit  ertap- 
pen 11,  1,  47. 

Fahren    (mhd.  varn)    ziehen  I,  3,   7. 

Fahrt  f.  Strömung  I,  1,  32.  II,  3,  99. 

Fall  Unfall  bes.  im  pl.  I,  7,  46.  III, 
2,  95.  A  22  V.  4.  2.  einsturz  I,  9, 
69.  3.  vergehen,  sündenfall  2  Z 
102  V.   141. 

Fallen  1.  zufallen  ZD  252.  2.  gleich 
fallen  entsprechen  III,  7,  94. 

Fällig  in  silnde  fallend  III,  4,  15. 

Falsch  n.  falschheit  I,  3,  41. 

Falsch  adj.  1.  fUlschlich  III,  7,  43. 
I,  9,  12.  2.  gefälscht  I,  3,  4  v.  29. 

Fangen  auffangen  I,  2,  8.  nachricht 
f.  ZD  130. 

Farbe  halten,  echt  sein  II,  3,  12. 

Farben  färbe  haben,  in  der  färbe  zu- 
sammen passen  III,  7,  84. 

Fasse  pl.  von  faß  I,  9,  14. 

Fassen  1.  einfaßen,  einschließen  III, 
1,  22.  ZD  54.  II,  6,  67.  7,  96.  2. 
er-,  auffaßen  III,  7,  31.  3.  festhal- 
ten, zügeln  II,  3,  58  v.  1.  4.  ein- 
richten, ausstatten  I,  8,  18.  ZD 
128.  III,  6,  13  V.  38.  5.  sich  f.  = 
sich  befaßen  mit  etwas  I,  10,  97. 

Fast  mhd.  recht,  sehr  II,  3,  15.  IIl, 
9,  2. 

Fabtnacht  laufen,  possen  treiben,  ver- 
kehrtes thun  2  Z  61.  vgl.  II,  10, 32. 

Faul  n.  die  faulhcit  1  Z  ^01  v.  102. 

Fäule  f.  fäulnis  III,   10,  63.    ZD  42. 

Fäulen  fehlerhaft  statt  des  intr.  fau- 
len =  faullenzen  II,  10,  33. 

Faust  =  band  I,  1,  1. 

Feber  n.  (lat.  febris)  fieber  II,  4,  24. 
4,  45.  4,  62.    4,  78.    III,  6,  89. 

Fechel  m.  fächer  11,  7,  5. 


762 


WortregiMter. 


Fechten  trs.  ausfeobteD,  abwehren  I, 

8,  61  V.  1. 
Fcchtrisch  fecht-,  kampflustig  III,  7, 

24. 
Federfeld  n.  das  bett  II,  3,  59  v.  179. 
Federlich  mit   der  feder  hergestellt 

III,  2,  54. 
Fehlt,  es  f.  nicht  =:  non  multom  abest. 

II,  6,  39.  2  Z  98  V.  33. 
Feigbohne  f.  (mhd.  vicbone)  lupinus, 

als  heilkraut  gegen  feigwarzen  an- 
gewendet II,  4,  22. 
Felde,  zu  f.  wohnen,  für  alle   offen 

daliegen,  allen  preis  gegeben  sein 

ZD  54.  pl.  felden.  A  15  v.  31.    I, 

8,  99  V.  81. 
Feme  adv.  weit  ab  vom  ziel  III,  7, 

18.  von  ferne  I,  4,  10.  v.  fernem  I, 

7, 79.  d.  comp,  femer  2  Z 102  v.  123. 
Fertig  1.  bereit,   geschickt  I,  2,  73, 

2.  geläufig  II,  3,  59  v.  76. 
Fest  durch  zaubermittel  gegen  hieb 

und  stich  gesichert  I,  7,  22.  II,  9, 

88  V.  6. 
Festmachen  d.  verb.  zu  dem  vorher- 
gehenden I,  4,  56.    4,  57.    4,  58. 

8,  39.  8,  46.  II,  9,  88. 
Fe8t(e)macher  m.    die    andre   hieb- 

und  stichfest  zu  machen  vorgeben 

I,  4,  56.  4,  57.  4,  58. 
Fette  f.  das  fett  UI,  2,  5. 
Feuchten  befeuchten  1  Z  201  v.  68. 
Feuereisen   n.  der  feuerstahl   II,  8, 

88. 
Feuerfeld   n.  die   hölle   lU,   10,   96. 

(Grimm  die  küche?) 
Feuerspiegel  m.  brennspiegel  ZD  159. 
Feyern  von  etwas,  mit  etwas  aufhören 

1,  2,  14. 

Filz  m.  geizhals  ZD  253. 
Filzigkeit    f.   schmutziger    geiz    III, 

2,  27. 

Finanzen  wuchern  II,  5,  14. 
Finden,  sich  herf.,  sich  einfinden,  her- 
kommen I  Z  99. 


Findig,  findlich:   leicht  zu  finden  11, 

1,  35.  2,  70  V.  6. 
Finster  f.  (mhd.)  finsternis   I,  4,  13. 
Fischtrunk  m.  waßer  ZD  90. 
Fleck  m.  stück,  klumpen  III,  8,  38. 
Flegelkappe    f.    lederne    kappe    zur 

befestigung   des   flegelklöppels  an 

die  handhabe  III,  1,  24. 
Fleisch,  alles  fleisch,    alle  menschen 

(bibl.)  III,  2,  61. 
Fleiß,  mit  fleiß,  mit  absieht  I,  7,  86. 
Fleißen,  sich,  sich  befleißigen  II,   3, 

37.  3,  56. 
Fließen,  hat  gefl.,  so  nähert  sich  die 

intr.  bedeutnng   der  transit.:   „bat 

mit  sieb  geführt'*   1   Z  201  v.   17. 
Flitte    f.    Werkzeug    zum    aderlaßen 

I,  7,  44, 
Flüchte  pl.  von  flucht  III,  2,  62. 
Flüchtig,  sich  fl.  stellen,  schußgerecht 

werden  (vom  fliehenden  wild),  hier 

übertragen  II,  1,  37  v.  28. 
Flugs  augenblicklich  I,  2,  18. 
Fodern   für  fordern  I,  3,   73.    III,  1, 

66. 
Födern  promovere,  fördern  UI,   1,  5. 

4,  28. 
Folge  f.  1.  folgsamkeit  II,  3,  64.  2. 

Wirkung,    nachdruck    III,    7,    81. 

8,  55. 
Folgends   in   der  folge,   nachmals  1 

Z  106.  III,  9,  5. 
Forder  vorn  ZD  248. 
Forschen  c.   acc.  d.  pers.  erforschen 

n,  8,  81. 
Fortkehren,  sich,  (part.  prnt.  fortge- 

kahrt)    sich    nach    etwas    richten 

2  Z  18. 
Fortmehr   fortan,    von  nun  an  I,  3, 

10.  II,  1,  83. 
Fortstellen  fortaetzen  II,  9,  65. 
Fragen    1.  auf  etwas,  für:  nach  et- 
was 1,   2,   72.    2  Z  102  V.  45.    2. 

mit  aec.  d.  suche,  fr.  nach  etwas, 

suchen  II,  6,  58. 


Wvrtregigter. 


763 


FranzoseD,  die,  die  lustsenohe  II,  3, 

37.  1  Z  149.  151. 
FraDzösisch   morbo  gallico  correptus 

1,  5,  92. 

Fräßig  gefräßig  I,  1,  63. 

Frauenkrankheit  f.  menstrnatio  II, 
4,  22. 

Frauenmüntze  ein  kraut,  mentha  vi- 
ridis in,  2,  51. 

Frauenzimmer  1.  das  zimmer  der  frau 
II,  1,  62.  III,  5,  48.  2.  mädcben 
II,   10,  46. 

Frech  n.  frechheit  1  Z  87. 

Frechlich  adv.  von  frech  II,  1,  96. 

Frei  n.  freiheit  1,  2,  31.  2,  57.  II,  10, 
21.  III,  10,  73. 

Frei  stehen  zu  geböte,  zur  Verfügung 
stehen  III,  2,  80. 

Freien   1.  trs.  befreien   I,    8,  61.    II, 

2,  70  V.  70.  10,  24.  III,  1,  38.  2, 
42.  2.  intr.  frei  sein  II,  8,  42.  3. 
werben  um  jem.  I,  8,  99  v.  33. 
II,  3,  62.  III,  6,  59.  nach  etwas 
II,  3,  47. 

Fremd  adj.   befremdend,   unerhört  I, 

3,  33. 

Freunden,  sich  zu  jem.,  sich  mit  jem. 

befreunden  I,  1,  74. 
Frevlerplan  m.  die  bahn  der  frevler 

I,  8,  61. 
Frevlich  freventlich  II,  8,  15. 
Friede  m.  noch  mit  der  urspr.  starken 

biegung  1   Z  201 
Frisch  n:  gosundheit  II,    2,  88.  adj. 

neu    I,    3,    67  v.  4.    III,  3,  27.  9, 

51. 
Frischen  erfrischen  III,  9,  76. 
Fristen  bewahren,  schützen  I,   8,  99 

V.  58.  III,  8,  80. 
Froh  worden  sich  freuen  III,  10,  90. 
Frosch    eine   gcschwulst    unter    der 

zunge  II,  8,  4t. 
Frachten  fnicht  tragen  II,  5,  56. 
Friiltinutter  ein  mädchen,  das  eher  nie- 
der k  um  iigi^  «J9#ie  frau  ist  II,  6,  58. 


Fuchs  m.  das  feil  des  fuchses  2  Z 
102  ▼.  93.  den  f.  streichen,  schmei- 
cheln, zu  gefallen  leben  A  11  v.  12. 

Fttohsschwänzerei  f.  niedrige  Schmei- 
chelei und  heuchelei  2  Z  102. 

Fug  m.  1.  gelegenheit  II,  7,  58.  III, 
4,  5.  2.  vortheil  2  Z  102  v.  78. 
fug  haben  1.  ein  recht  haben  auf 
etwas  II,  5,  68.  2.  passend,  schick- 
lich sein  III,  8,  4.  9,  31.  2  Z  69. 

Füglich  mit  recht  und  schicklichkeit 

I,  9,  73.  II,  9,  93.  in,  8,  46.  10,  88. 
Führen  1.  einführen  I,  7,  53.  2.  eine 

person  f.,  sie  vorstellen  ZD  74. 
3.  haben  I,  1,  79.  II,  8,  29.  10, 
15.  4.  hinwegführen  III,  8,  3. 

Fundregister  n.  inventarium  III,  4,  63. 

Für  präp.  1.  vor  I,  1,  28.  5,  43.  8, 
99  V.  14.  III,  4,  87.  (fürlieb  vor- 
lieb). 2.  anstatt,  statt  I,  5,  50.  III, 
3,  68.  ZD  41.  80.  3.  vor,  im  sinne 
von:  mehr  als  II,  4,  17. 

Fürbei  vorbei  I,   1,  25  v.   14. 

Fürbilden,  sich,  sich  einbilden  III, 
3,  12. 

Fürbrechen,  sich,  den  vorrang  ablaufen 

II,  6,  100. 

Fürkommen  vorbeugen  III,  9,  91. 
Fürlängst   vor   langer  seit    3  Z  62. 

I,  1,  4. 
Fürlieb  annehmen   c.   aoQ.   d.  saobe 

oder  0.  pr»p.  mit  I,  8,  14.  11,  2,  89. 
Fürsetzen  preferre  I,  8,  99  v.  107. 
Fürspannen  verspann  gewähren,  bildl. 

beistehen  1  Z  75.  III,  3,  70. 
Fürst^l^sas^BOfr    f.    die    verwaltende 

behörde  eines  fürsten  I,  7,  63. 
Fürstoften  zustoßen  aocidere  III,  9,  46. 
Fürüber  vorüber  III,  9,  16.  2  Z  60. 
Für  und  für,  fort  und  fort  I,  5,  71. 

6,  61. 
Futter  n.  futteral,  scheide  1   Z  32. 
Gach  adv.  (mhd.  gäcb.  Iwein)  1.  hit- 
zig 2    Z'  90.    2.   unüberlegt,  un- 

.TMtMig  fO)  165. 


764 


Wortregister. 


Gaden  in.  (mhd.  gadem  n.)  gemach 
1  Z  168. 

Galgaten,  scherzhaft  gebildet  Dach  Sol- 
daten,  leutc,  die  nicht  sold,  son- 
dern den  galgen  verdienen,  Ähn- 
lich radaten  I,  10,  47. 

Gänge  adj.  (mhd.  genge)  1.  im  gange 
in,    3,    46.    2.  übcrtr.  gelftnfig  II, 

I,  38. 

Gar  adj.  und  adv.  (mhd.  gar  und 
gare)  1.  bereit,  fertig  I,  2,  75.  A 
22  V.  4.  2.  vollends,  ganzlich  III, 

6,  30.  2  Z  49.  alle  gar,  allezu- 
sammen  I,  2,  99.  3.  nicht  gar!  ab- 
weisender ausruf:  warum  nicht  gar! 
HI,  5,  9. 

Garmänner  die  dentschen,  fälschlich 
abgeleitet  aus  germani    II,   3,   38. 

Garstig,  als  adv.  II,  9,  44. 

Garte  m  (mhd.  garte,  ahd.  karto)  gar- 
ten II,  3,  59  V.   19.  ZD  75. 

Garweiber  gebildet  nach  garmänner 

II,  3,  38. 

Gastiren  als  gast  aufnehmet!  II,  8,  72. 
QaUe  m.  für  d.  fem,  die  gattin,  III, 

8,  29. 
Gaukelmann     närrischer    mensch    I, 

7,  36. 

Gaukeln  närrisch  sein  III,   4,  80.    2 

Z   102  y.   116. 
Gebären  allg.  hervorbringen  I,  6,  87. 
Gebäu  n.   bauwerk,   baumaterial  III, 

10,  54. 
Geben  eine    rolle  darstellen,   spielen 

A  13  V.  21. 
Gebette  n.  ein  vollständiges  bett  II, 

10,  43. 

Gebildt  eingebildet  2  Z  98  v.  16. 
Geblasst  blass  gemacht,   geängstigt 

11,  2,  70  V.   10. 

Geblüroe  n.  blume  2  Z   100  v.  21. 
Geblote  n.  blut  III,  5,  48. 
Gebrauchen,   sich,    sich  bedienen    1 

vorrede. 
Gebruch   m.   (mhd.  gebreche,  ebenso 


it  IV7,  91. 


noch  bei  Klopstock)  mangel  II,  7, 

59.  8,  27.  111,  2,  42. 
Gedächtnis   n.    todtengedäcbtnis,    re- 

quiem  I,  5,  24. 
Gedenken    1.    denken    III,   4,  87.  d. 

an  etw.  I,  3,  4  v.  29.  2.  bedenken 

II,  7,  58. 

Gedenkknnst   gedächtniskunst,   mne- 

motechnik  III,  8,  17. 
Gedieg  n.  die  gedie|[enl 
Gedieglich  gedeihlich  U,  2,  75. 
Gedinge  n.   (mhd.  gedinge  n.)    boff- 

nung  II,  2,  3  v.  6. 
Gedränge  adj.  eng,  unangenehm,  web 

n,  3,  59  V.  82. 
Gedrittct  dreifach  III,  5,  48. 
Gefach   (mhd.  gevage)  adv.  frei,  un- 

genirt  II,  3,  59  v.  42. 
Gefährde  f.  gefahr  II,  2,  6. 
Gefährt  in  gefahr  gebracht,  gefährdet 

in,  10,  76. 
Gefasset  versehen   ZD  128. 
Geflitter  n.  tand,  nichtigkeit  III,  5, 48 

V.  40. 

I 

Gefräße  n.  schmaus  ZD  50. 

Gefreit  (in  recht)  d.  Vorrecht  ertbeilt 

als  recht  zu  gelten  ni,  1,  38. 
Gegen  c.  dat.  gegenüber,  im  vergleich 

in,  4,  47. 
Gegleichet  pass.  von  gleichen,  gleich 

gemacht  III,  5,  48  v.  27. 
Gegulden  part.  pass.  von  gelten  III, 

5,  76. 
Gehen   1.  vergehen   11,  2,  54  v.   12. 

2.  drauf  naus  g.,  darüber  hinweg 
gehen,  zu  boden  treten  III,  1,89. 

3.  g.  auf  etw.,   verwendet  werden 
2U  etw.  III,  7,  100. 

Gehöhn  n.  höhn   1  Z  51. 
/Gehörne  n.  gehirn  I,  3,  28.  [2,  96.] 
Gehorsamen  gehorchen  ZD  20. 
Gehorsamspflichten  abgaben,  sportein 

III,  7,  100. 

Geilen  geil  sein  ZU  138. 
Geizwanst  m.  geiihik  n,  1,  44. 


Wortregister. 


765 


Gcjftgde  n.  das  gejage,  das  jagen  II, 

7,  28. 
Gekabrt  für  gekehrt    1  Z  145. 
Geldwolf  m.  geldgieriger  mensch  1  Z 

169. 
Gelehrt  belehrt,  unterrichtet  II,  7, 14. 
Gelosen    frei,  los  werden,  entbehren 

I,  6,  .49.     II,  3,  37.   5,  16.  5,  34. 
Gelten  1.  ein  darleben  wiedererstatten 

II,  4, 26.    2.  nützen,  helfen  III,  5, 76. 
Geraach  m.  u.  n.  ruhe,  bequemlicb- 

keit  I,  5,  83.     III,  6,  6.    ZD  35. 

A  11  V.  13.  Gemach  than,  bed&chtig 

handeln  I,  2,  90. 
Gemalt  hier:  unwahr,  täuschend  II, 

6,  15  V.  6. 
Gemäßig  (mhd.  gemsBze)  angemeßen 

I,  10,  69. 

Gemeine    1.    allgemein,    gemeinsam 

II,  10,  64.  III,  2,  63.  ZD  186. 
A  22  V.  6.  2.  gewöhnlich  I,  2,  71. 
3,  17.    II,  2,  54.  3,  64.  5,  46.    III, 

5,  6.  6,  58.  6,  80.  7,  34.  in  ge- 
meine, gemeinsam  I,  1,  59. 

Gemeinschaft  f.  yertraulicbkeitll,  3, 64. 
Gemerke  n.  merkmal  II,  6,  20.    III, 

1,  39.  4,  52.  G.  nehmen  merken, 
wahrnehmen  I,   1,  42. 

Geneigt  gebeugt,  gedemütigt  II,  6,78. 
Genesen  (mhd.  genSsen)  gerettet  wer- 
den III,  3,  53. 
Genieß  m.  1.  nutzen,  nießbrauch  III, 

2,  37.    ZD  52.     2.  genuß  1,4,71. 

6,  74. 

Genießen  1.  trs.  gebrauchen,  anwen- 
den III,  8,  96.  2.  ein  weih  g.,  sie 
gebrauchen   I,  1,  89.     III,  9,  37. 

3,  c.  gen.  nutzen  haben  von  etw. 

III,  7,  5.  8,  50. 

Genießleute  nutznießer  I,  9,  98. 

Genießlich  vortheilsüchtig  1, 3, 4  t.  38. 

Gcnießlich  sein  genuß,  nutzen  ge- 
währen II,  4.  73. 

Genüglich  genügend,  genugsam  I,  3, 
80.   III,  6,  13  V.  68. 


Gepccht   mit  pechfackel  versehen  II, 

2,  50  V.  18. 
Gerade  f.  (früher  n.)  brautgut  I,  7, 90. 
Gerathen  geholfen  III,  7,  48. 
Geräumt  geräumig  I,  5,  27. 
Gerechtigheit  II,  10,  19. 
Gerichte  n.  beurtheilung  ZD  221. 
Gerichtlich   adv.  gericht  haltend  III, 

4,  74. 
Gerücht  n.  ruf  III,  6,2.  6,13.  8,37. 

9,  2.  9,  3.    ZD  221. 
Gerühme  n.  rühm  2  Z  100  v.  20. 
Geschicke  n.  1.  art  sich  zu  schicken 

in  etw.  ZD  230.  2.  geschicklichkeit 

III,  1.  47. 
Geschmeiße  n.  Ungeziefer  1  Z  198. 
Geschwinde  adv,  (mhd.  swinde)  stark, 

heftig  III,  8,  14. 
Geschwister  n.  im  singul.  2  Z  73.  224. 
Gesehn,  hoch  g.,  wol  angesehen,  hier 

doppelsinnig:    mit   hohem    rücken 

verseben  III,  3,  23. 
Geselle  gcnoße   2  Z  102  v.  76. 
Gesetzling    m.  spöttisch    für  gesetz- 
kundiger (ähnl.  gebildet  wie  dichter« 

ling)  III,  3,  81. 
Gesichert  versichert  II,  2,  70  v.  31.. 
Gesonnt  der  sonne  ausgesetzt  1  Z  168. 
Gespenst  n.  truggebilde,  hier  mit  dem 

nebenbegriff  des  neidischen  III,  7,73. 
Gespracbt   part.   v.  sprachen    (mhd.) 

II,  5,  64. 
Gestehen  zugestehen  III,  3,  9. 
Gesuch  m.  (mhd.  gesuoch  m.)  erwerbi 

gewinn  II,  7,  66. 
Gesund  n.  gesundheit  III,  1, 47. 3, 100« 
Gesundtrunk  m.  heiltrank  III,  6,  23. 
Gestreckt  dahingestreokt   III,  4,  58. 
Getraut  (schles.)  getraut,  ehelich  ver- 
bunden III,  1,  98. 
Geust  prsBs.  v.  gießen  I,  7.  10. 
Gevielt  vei-vielAltigt  II,  2,  3. 
Gewähr   f.   gewährung,   bewilligung 

II,  10,  46. 
Gewähren  (mhd.  gewem)   1.  c«  aco. 


766 


Wortregister. 


bewilligen  II,  10,46.  ZD  179.  2.  zd 

theil  werden  laßen  III,  7,  42.    3.  auf 

etw.,  bewilligen  zu  etw.  III,  10,88. 
Qewaltsam  gewaltig  II,  2,  63. 
Gewehr  n.  abwehr  II,  3,  9. 
Gewerbe  n.  erwerb  m.  III,  5,  48. 
Gewicrig  gewärtig,  dienstbar  2  Z  101 

V.  2.    (A.  Gryphius,  gel.  domrose: 

gewehre  IV,  1.) 
Gewinnen  befreien  III,  6,  13  ▼.  58. 
Gewohnt,  pries,  ohne  „sein"  conjog. 

II,  8.  59  ▼.  25. 
Gew  anseht  erwünscht  I,  2,  45. 
Gezeug  n.  Werkzeug  ZD  128  v.  6. 
Gezweit  getrennt,  gesondert  III,  7, 28. 
Gieben  (mhd.  göuwen,  gewen;  noch 

jetzt:  giebsen)  mit  anstrengung  einen 

laut  von  sich  geben  1  Z  201  t.  77. 
Gießen  vergießen  II,  2,  70  v.  80.  2  Z  7. 
Gift  1.  f.  mitgäbe  (der  braut)  1,5,72. 

2.  n.  u.  f.  das  gift  I,  8,  19.  II,  2,  70 

V.  71. 
Glach   n.  das  gelage  I,  10,  9.   plur. 

glKcher  II,  6,  46. 
Glauben  m.   für  jem.  statt   an   III, 

8,  9. 
Glaubenspflicht    f.    d.    Verpflichtung 

etw.  zu  glauben  A  8  ▼.  5. 
Gleich  adr.  n.  conj.  der  einrXumung 

=  obgleich.    1.  verbd.  mit  relativ. 

in  einschrftnkender  bedeutvng  I,  2. 

14.   II,  8,  11.  ZD  169.     2.  verbd. 

mit  wenn  I,  4,  55. 
Gleichen, sich,  sich  vergleichen, pacisci 

I,  2,  77. 
Glcisnerei  f.  glänz,  trügerischer  schein 

I,  2,  41. 
Glimpf  m.  (mhd.  gelimpf)  schonende 

rücksicht  II,  5,49.  6, 83.  III,  10,52. 
Glimpflich   adv.   zu   dem  vorhergeh. 

I,  1,  4.  7,  28. 

Globen   (mhd.  geloben)   versprechen 

II,  10,  43.    A  8  V.  40. 

Glück  zu!    grüß  beim  eintreten   II, 
10,  69. 


Gnadselig,  mit  vollem  vertrauen  be- 
gnadet II,  2,  81. 

Gnoßschaft  f.  genoßenschaft  III,  1, 20. 

Gnügen  n.  genflgsamkeit  III,  5,  53. 

Golden  m.  gülden  III,  2,  6. 

Golden  adj.  golden  1, 2, 41.  III,  1,  75. 
5,  4.  6,  62.  7,  67.  7,   100. 

Goldkunst  f.  alchymie,  d.  kunst  gold 
zu  machen  II,  6,  76. 

Gott  ehr  mir!  ironischer  aasruf  ZD 
169.  238. 

Götterfeld  n.  ätfaer,   himmclsblao   I, 

I,  13.  [1,  5  V.  9.]   ' 

Gräber  m.    d.  todtengräber  III,  6,  9. 

Granze  f.  (poln.  granica)  grenze  - 1, 
9,  84. 

Graskrone  f.  bürgerkrone  III,  7,  1. 
(cf.  Lessing  8.  h.  v.) 

Gran  m.  das  grauen,  ekel  I,  8, 47  v.  4. 

Grauen  1.  g^an,  alt  werden  ZD  186. 
137.  2.  grau  sein,  sich  pudern 
ZD   137. 

Greiner  ra.  (von  mhd.  grinen)  mürri- 
scher, misvergnfigter  mensch  1,10, 

II.  II,  7,  22. 

Greis  färben  (mhd.  gris)  grau  färben 
I,  8,  85. 

Grob  unfein,  tölpisch  III,  7,  20. 
ZD  49. 

Grobheit  f.  mangel  an  blldang  ZD  49. 

Größlich  (mhd.  groezlichen)  sehr,  ge- 
waltig II,  2,  79. 

Großmut  männlich  gebraucht  (wie  mut, 
hochmut)  II,  2,  71. 

Grube,  auf  der  g.  gehn,  im  begriff 
sein  unterzugehn  II,  2,  70  v.  39. 
so  Luther  5,  534b  der  Jenaer  misg. 

Grün  gesund,  frisch  III,  8,  84. 

Gnmd   m.    1.   d.  crdboden    I,  8,  99   , 
V.  105.    1  Z.  97.     2.  grundlage  III, 
5,  64.  8,  45.    8.  d.  unterste  (obscön) 
1  Z.  107. 

Grund  aus,  von  gmnd  aus  I,  3,  4. 

Gründen  erzeugen  III,  7,  47. 

Gumpen  8prin|^en  1,  5,  53. 


Wortregister. 


767 


Günnen  (mhd.  gunnen,  günnen)  gönnen 

I,  3,  28.  3,  37.  3,  45.  3,  80  v.  40. 
Bubst.  n.  die  gunst  ZD  1. 

Gunst,  am  die  g.  ansprechen  (obsc.) 

II,  10,  94.     pl.  gunsten  II,  2,  1. 
Goß  priet.  von  gießen,  vergoß  1, 10, 90. 
Gut  machen  vergnügen  ITT,  10,  24. 
Gut,  nach  gutem  dünken,  nach  gut- 

dünken  I,  3,  80  ▼.  44.  zu  gute 
c.  dat.  der  person,  jero.  zu  liebe 

III,  9,  13. 

Gütte  f.  (schles.)   das  gute  I,  1,  34. 

Gütteln  gütig  sein,  in  freundlichem 
tone  sprechen  III,  5,  67. 

Haarbereift  mit  grauen  haaren  III, 
5,  77. 

Haarschnee  m.  weißes  haar  III,  4, 61. 

Haben  1.  umfang  haben,  enthalten 
ZD  133.  2.  auf  sich  haben,  be- 
deuten 1, 4, 74.  3.  gut  haben,  credere 
1  Z  198.  4.  daran  h.,  daran  aus- 
setzen 1, 9,  34.    5.  es  hat  =  es  giebt 

1,  7,  6.  II,  6,  8.  6,  44.  111,3,80. 
2Z78.  6.  hab  dich  wol!  wunsch- 
formel  I,  1,  4  v.  47. 

Hahnen  zum  hahnrei  machen  I,  2,  79. 
Hahnespflicht  f.  II,  9,  50. 
Hahnrei,  mann  einer  ehebrecherin  I, 

2,  71.  2,  79.   II,  4,  28. 

Hanne  pl.  von  hahn  1, 7,  68.  II,  3,  94. 

III,  3,  56.     ZD  98. 
Halb  n.  d.  hälfte  II,  1,  88  v.  44. 
Hals,  nicht  zu  halse  gehn,  schlecht 

schmecken  II,  4,  80. 
Halsen,  sich,  s.  liebkosen  II,  6,  34. 
Halt  m.  d.  hinterhalt  II,  3,  57. 
Halten  1.  behalten,  bewahren  III,  6, 18. 

II,  7,  87.  2.  beobachten  (einen 
feiertag,  brauch  u.  ft.)  I,  9,  59. 
ZD  81.  3.  enthalten,  in  sich  schließen 

III,  10, 17.  4.  festhalten  u.  zugleich 
gewähren,  leisten  III,  8,  26.  5.  hoch 
h.  =  eine  gute  meinung  haben  I, 
1,  14.  7,  4.  höher  h.  auf  etw.  = 
einer  sache  mehr  ergeben  sein  I,  3, 


80  v.  18.  6.  sich  halten,  a.  an  sich 
halten  III,  6,  10  v.  26.  b.  c.  dat. 
zu  einer  sache  od.  person  III,  6,  25. 

Hand  f.  zur  h.  =  alsbald  1  Z  174. 
zu  banden  gehen  III,  6,  10.  z.  h. 
kommen  III,  3,  42.     ZD  46. 

Handgriff  m.  kunstgriff  II,  6, 76.  III, 
16,  36. 

Handwerk,  ansh.  greifen,  obsc.  1  Z  15. 

Hanf  m.  der  strick ,  anv  dem  jem. 
gehängt  wird  II,  9,  78. 

Hartttänger  m.  der  laut  singt  ZD  182. 

Hasierlich  thöricht,  lächerlich  1, 10, 94. 

Häßlich,  als  adv.  zu  alt  II,  9,  75. 
vgl.  garstig  alt  II,  9,  44. 

Haufen,  zu  h.  bringen,  zusammen- 
bringen 2,Z  56.  s.  h.  treiben  If, 
3,  59  v.  97. 

Haupte  pl.  zu  haupt  I,  1,7  v.  9. 

Hauptgebrechen  n.  mangel  an  capi- 
tal  (?)  III,  3,  89. 

Hauptgut  n.  capiUl  II,  4,26.  10,28. 
III,  8,  99. 

Hans,  zu  hansinnen  (gläzisch)  zur 
miethe  I,  10,  52.  III,  1,  50.  zu 
hause  suchen ,  heimsuchen  I,  6,  96. 

Hauseknnst  f.  die  kunst,  das  bans- 
wesen  gut  zu  leiten  I,  10,  2. 

Hausen  beherbergen  II,  8.  47. 

Hebelbaum  m.  hebebaum  III,  8,  95. 

Heben  1.  von  d.  stelle  h.,  entfernen 
III,  10,  66.  2.  erheben,  entnehmen 
11,4,64.  111,4,36.  ZD  124.  8.  ragen, 
emporragen  2  Z  99  v.  4. 

Hechel,  durch  die  h.  ziehn,  durch- 
hecheln II,  5,  23. 

Heer   m.  der  häher'II,  8,  59  v.  79. 

Heer  n.  mit  heeren,  zu  häufen  III, 
6,  10  V.  22. 

Heft,  aus  den  heften  reißen,  aus  der 
naht  r.,  sich  entreißen  2  Z  102  v.  74. 

Hegen  halten  I,  8, 99  v.  108.  H,  6, 15. 

Heger  m.  pfleger,  beschützer  U,  2, 63. 

Hehlen  verhehlen  I,  5,  60. 

Heimlich   adv.  unbewast  III,  1,  68. 


768 


Wtutrogistcr. 


Heiß   n.    feuer,   ein  heiß   eDtzünden 

II,  1,  37  V.  35. 
Heißen  bedeuten  II,  5,  39  t.  16. 
Helfen   c.  acc.   d.  pers.  I,  6,  81.  II, 

10,   13.    III,  1,  53.  6,  30. 
Henken  etwas  vorhängen   I,  2,  67. 
HerAuswerfen    auswerfen,    ausspeien 

Hl,  8,  38. 
Hergestalten    bilden,  ableiten,    vorr. 

z.  3  taus. 
Hemacher,  mit  einem  rerb.  verbun- 
den =  nach    (kommen)    H,  2,  70 

V.  62. 
Hernachmals  später  I,  2,  45. 
Herrschen  beherrschen  III,  2,  95. 
Herrschung    f.   herrschaft   II,   5,    16 

(wie  mahnung  von  mahnen). 
Hersippeu  her-  abstammen  111,4,79. 
Herwachsen   enstelicn   aus  etw.    HI, 

9,  74. 
Herz   n.    1.  mut   HI,  8,  73.     2.  das 

roth   im  deutschen   kartenspiel   II, 

8,  36. 
Herziehen ,  sich ,    abgeleitet  werden. 

vorr.  z.  3  taus. 
Heuchelmann   m.  heuchler   2  Z  102 

V.  79. 
Heuer  (mhd.  hiure)    in  diesem  jähre 

I,  2,  2.  5,  48.  7,  17.  7,27.  8,  78. 
Heute  bei  tage,  heutzutage,  in  jetziger 

zeit  HI,  6,  92. 
Himmel,  zu  h.  neben,  himmelsbewoh- 

ner  (?)  I,  7,  10. 
Himmcisklar  n.  der  ätber  1,  1,  3. 
HimmelswAohtor  engel  HI,  10,  21. 
Hlnnach  hinter  jemand  her  III,  7,  17. 
Hinnen,  von  h.  =  von  hier  11,3,13 

V.   14. 
Hin  und  her,  hie  und  da,  vereinzelt 

II,  10,  78. 

Hinsichern,  sich,  sich  hinbegeben,  wo 
man  sichrer  ist  II,  2,  70  v.  35. 

Hinterstim  f.  postcriora  II,  2,  35. 

Hinunterfällen,  sich,  s.  demütigen  III, 
1,  34. 


Hitze  f.  begierde,  sehnsacht  I,  5,  3 
V.  37. 

Hitzen,  mhd.  (ahd.  hiz6n),  vor  er- 
regung  heiß  sein  II,  9,  4. 

Hitzig  1.  feurig  II,  1,  88.  2.  eifng 
ZD  205. 

Hoch  n.  d.  hoheit  H,  3,   13  ▼.  2. 

Hoch  adv.  h.  genießen,  bei  oder  von 
hohen  zu  gen.  HI,  1,  10.  h.  kaufen, 
theuer  k.  III,  3,  28.  sich  b.  tragen, 
stolz  cinherschreiten  III,  2,   17. 

Höchlich  hoch  I,  1,90  v.  12.  höch- 
lich gelten,  bei  hofe  geachtet  wer- 
den, etwas  gelten  lU,  6,  18. 

Hochträchtig  nach  hohem  trachtend 
1,  2,  17. 

Hofe,  zu  h.  gehn  =  dienstbar  sein 
1  Z  201  V.  82. 

Hofiren  den  hof  machen,  schmeicheln 
III,  10,  12. 

Höflich  n.  höflichkeit  HI,   1,  24. 

Höhe  f.  d.  hohe  see,  altum  II,  3,  11. 

Hol  n.  (mhd.  hol)  höhlung  HI,  4,  26. 

Hold  thun  wol  thun  HI,   10,  60. 

Holden  pl.  von  hold,  gunstbcEeugun- 
gen  I,  3,  42.  sing,  gunst  I,  3,  76. 
5,  3.  II,  2.  3.  pl.  hulden  2  Z  100 
v.  27. 

Holz  n.  dergttlgeu  I,  3,97.  1  Z  201. 
Hl,  3,  37.  3,  69. 

Holzen  hölzern  I,  7,  82.  II,  1,  38. 
HI,  6,  93. 

Honigleute  die  bienen   III,  6,   10. 

Honigmeisterinnen,  idcm  II,  2, 70  v.  76. 

Ilonigschnitte  f.  honigscheibe  111, 
1,   18. 

Hotte  antreibender  anruf  an  pferde 
I,  6,  36. 

Hülflich,  behilflich  11,  8,  38. 

Hund  m.  d.  liundsstein,  Sirius  1,  8,  99 
V.  85.  h.  anbeten,  freund  der  jagd 
sein  ZD  138. 

Hundsfott  II,  4,  79. 

Hunds-Philosophei  die  jagd  I,  5,  S 
V.  35. 


Wortregister. 


769 


Husche  f.  die  h.  geben  (Tom  benker 

gesagt,  der  den  armen  stUider  beim 

schöpf  faßt)  III,  3,  69. 
Hut  f.  hatung,  wiesenflur  A  8  t.  31. 
Jacke  m.  (gcck?)  narr  2  Z  102  ▼.  58. 

zum  jHcken  machen  II,  6,  34. 
Jacken    pl.    von    jacke    (nd.   jegke) 

III,  10,  4. 
Jäckcnzunft  f.  narrenzunft  III,  10,  80. 
Jährlich  alljährlich  ZD  68. 
Jammer    n.    II,    7,3.      2.    eine   art 

hier  in  Preußen  2  Z  20. 
le  ie,  je  desto  II,  5,  17.  5,  49.  5,54. 

III,  8,  70.    2  Z.  54. 
Icdrcr  gen.  v.  jeder  A    10  v.  31. 
lemehr  um  so  mehr  III,  8,  63. 
letzt  ictzt,    bald  bald  1 ,  3,  57  v.  8. 
letzund,    ietzuudcr,   jetzt    I,    5,  65. 

6,  23. 
Ihrzen  (nach  analogie  von  duzen)  mit 

Ihr  anreden  ZD   196. 
In    prsp.    nach   I,  3,  60.    II,  2,  54. 

III,   1.  57.  ZI)  201.    zwischen  adj. 

u.  subst.  gestellt  II,  2,  43. 
In  ein  sein,  Zusammensein   II,  2,  38. 
Inner  1.  prsp.  in  11,2,16.  111,1,91. 

2.  adv.  =  innerhalb  II,   1,  40. 
Insolt  n.  unschlitt,  fett  II,  4,  38. 
Insonderheit  ganz  besonders  l,  5,  64. 
Jucken  jucken  I,  2,  89. 
Jung  n.  d.  Jugend  III,   1,  42. 
Jungen  junge  bekommen  II,  2,  7. 
Jungen    1.    intrs   zeugen    III,  5,  30. 

2.  trs.  verjüngen  III,  7,  74.  3.  sich 

verjüngen  ZD  88. 
Jungferarm    die    die    Jungfernschaft 

verloren  (?)  III,  7,  89. 
Jungfernfieber  obscön  ZD   155. 
Jungfcmpergament    obsc.    I,    8,   20 

V.   15. 
Junker   m.  Jüngling,  junggcsell    II, 

1,  38  V.   17. 
Kahl  gehaltlos  II,   1,  38  v.  28. 
Kälten  kühlen  III,  6,  20. 
Kammersachen  cameralia;  hier  swei- 

Logaa. 


dentig:  dinge,  die  in  der  kammer 

passiren  III,  9,  93. 
Kat   m.    (mhd.  kät,  quAt)    der   koth 

III,  8,  23. 
Kaufen  heiraten  (nach  sitte  der  alten 

zeit)  III,  2,  15.    daher: 
Kaufmann    1.  freier  2  Z  168.    2.  d. 

käufer  III,  2,  42. 
Kehren     1.    auslegen,    anrechnen    I, 

3,  83.     2.  zurückkehren  II,  7,  7. 
Kennlich  bekannt  II,  8,  47. 
Kerb  m.  einschnitt  auf  dem  kerbholz, 

übertr.:  d.  rechnungsbuch  I,  8,  99 

V.  70.    auf  den  k.  gehen,  umsonst 

dreingehen  A  11   v.  9. 
Keuen  (mhd.  kiuwen)  kauen  III,  8,  75. 
Keusch  n.  kcuschheit  1  Z   101. 
Kiüfeln  sich  zanken  II,  6,  34.  (Gryph.« 

geliebte  domrose  s.  56.) 
Kiel  m.  feder;  hier  übertragen:  d.  ge- 
schriebene III,  6,  13  V.  31. 
Kiesen    (mhd.)    wählen  I,  5,  56.    II, 

6,  15. 
Kieslingstein  m.  Kieselstein  II,  1,  8. 
Kindelei  f.  kinderei,  possen  II,  10,52. 

2,  50. 
Kindein  kindisch  thun  II,  1, 82.  ZD  1 99. 
Kindern  kinder  gebären  II,   10,  77. 
Kinderwerk  n.  obso.  ZD  239.   kinder- 

possen  ZO  240. 
Kindcskindeskind  n.  urenkel  I,  1,16. 
Kindleinkuchen    m.    kuchen    bei  der 

kindtaufe  I,  1,  28. 
Kirchenfahrt  f.  d.  kirchgang  I,  8, 16. 
Kirchensonne  f.  2  Z  60  wahrschein- 
lich anspielung  auf  eine  geistliche 

persönlichkeit. 
Klaffen    (mhd.)    kläffen,    schwatzen, 

(zanken?)  II,  1,  14. 
Klagebrief  pl.  Ovids  epistols  ex  Tonto 

II,  3,  59  V.  38. 
Klapf  m.    donner   eines    geschützes, 

Schuß  I,  9,  8. 
Klären  (mhd.  klsrcn)  glänzend  weiß 

maohen  II,  3,  85. 

49 


770 


Wortregister. 


KUuben  (mlid.  klüben)  auflesen,  rau- 
ben I,  5,   15. 

Klanen  saugen  hungern  II,  6,  9.  (von 
dem  baren  hergenomoien,  der,  wenn 
er  hungert,  an  den  tatzen  saug^). 

Klaus  m.  narr,  mit  bezug  auf  d.  sächsi- 
schen hofnarren  KI.  von  Banstadt 
III,  1,  63. 

Kleben  (ans  holz)  am  galgen  hängen 
III,  3,  69. 

Kleibcn  (mhd.)  festanheften ,  kleben 
111,  5,  47. 

Kleider  wandeln,  sich  putzen  ZD  138. 

Klein  achten  geringschätzen  1  Z  66. 
m,  3,  38.  4,  77.  ein  kleines,  adv. 
ein  wenig  II,  2,  7. 

Klug  n.  Weltklugheit  2  Z  102  v.  125. 

Klumpf  m.  d.  klumpen  II,  10,  24. 

Knebelhaut  f.  grobe  haut  (Lessing) 
m,   1,  24. 

Knechterei   f.   dienstbarkeit  I,  9,  83. 

Knobloch  m.  (ahd.  chlobaldch)  1, 6, 90. 

Kochen  (gold)  II,  6,  76.  (beschwer- 
dcn)  II,  2,  70  v.  74. 

Kommen  c.  dat.  d.  pcrs.  1.  in  d.  sinn 
kommen  III,  4,  92.  2.  zukommen, 
gehören  11,  3,  1.  3.  mit  jem.  ver- 
fahren, ihm  entgegen  treten  HI,  1,48. 
4.  in  d.  weg  kommen  1,7, 37.  5.  imp. 
es  kommt  mir  =  mihi  accidit,  con- 
tingit  I,  1,  89.  I,  8,  54.  II,  7,  96. 
m,  10,  94.  6.  wohin  k.  =  gelangen 
1,4,74.  7.  in  pass.  sinn:  gebracht 
werden  ft  7,  49.  abgeleitet  w.  in, 
4,  92.  8.  k.  wider  etw.  =  verstoßen 
gegen  etw.  II,  7, 50.  9.  darhintor  k. 
=  ausrechnen,  hier  zugleich  sich 
aneignen  11,  7,  53.  10.  drauf  k.  = 
auf  einen  gedanken  gerathen  m,  3,2. 

Königreich,  die  würde  eines  königs 
m,  8,  79. 

Können  künoen  (mhd.  künnen)  1 .  ver- 
mögen I,  2,  70  u.  öfter.  2.  ver- 
stehen m,  4,  59.  3.  k.  fSr  etwas, 
ein  mittel  haben  fßr  etw.  U,  9,  8. 


4.  äa5ening  männlicher  kraft  einem 

weihe  gegenOber  II,  5,    11. 
Können  n.  d.  wißen  2  Z  98  ▼.  3. 
Körnung  f.  lockspeise  II,  6,  94. 
Kost  f.  c.  gen.  das  kosten,  genießen 

m,  7,  75. 
Kräften  pl.  v.  kraft  nach  schwacher 

dekl.  I,  8,  99  v.  37. 
Krank,  n.   1.  d.  krankbeit  II,  3,  88. 

2.  das  kranke  II,  3,  10. 
Kränken    1.  krank  machen   I,  9,  66. 

2.  beschädigen  I,  9,  64.   II,  3,  59 

V.  89.    2  Z  102  V.   142. 
Kranz  m.  das  aushangeschild  an  wein- 

häusem  1  Z.  168. 
Krätzesucht  f.  des  hofes  k.  2  Z  102 

V.  23. 
Kraus  galant,  geschnörkelt  II,  3,  59 

V.  101.  5,  39. 
Kraut  n.  das  grün  im  deutschen  karten- 

spiel ,  hier  zugleich  mit  dem  neben- 
begriff von  gemüse  II,  8,  36. 
Krcbes  m.  (mhd.  kröbeß)  krebs  1, 1 ,57. 
Kreiden  plur.  hier:  die  art,  wie  Mars 

schreibt  (nämlich  mit  blut)  I,  4,44. 
Kriegen   1.  bekommen,  hier  Wortspiel 

mit  krieg   I,  7,  2.    sonst  1  Z  37. 

I,  7,  2.  m,  6, 62.    2.  krieg  führen 

1,  I,  8. 

Krimmen  kratzen  11,  8,  42. 

Krippen  reu  ter  m.  Spottname  fiir  einen 
armen  edelmann ,  der  bei  reicheren 
genoßen  gewissermaßen  von  krippe 
zu  krippe  reitet  ZD  47. 

Krön  3  p.  8.  indio.  prsss.  U,  8,  58 
V.  10. 

Kmcb    1.  n.   das   kriechen  ZD  213. 

2.  gedrücktes  leben  11,  7,  59. 
Krumm  1.  gekrümmt,  verlahmt  ZD  157. 

2.  ungerade,  heuchlerisch  HI,  10, 89. 

3.  gebeugt,   demütig  in,  10,  26. 

4.  betrügerisch ,  unredlich  II,  2.  4. 
m,  9,  6.  2  Z  102  V.  30.  5.  räa- 
berisch  11,  2,  50. 

Krüpeln  martern  n,  3,  69  t.  89, 


Wortregister. 


771 


Kachel  f..  die  kiiclie  1,5,3.   1  Z  166. 

ni,  2,  5.  2  Z  102  T.  160. 
Küchel  f.  die  küohe  U,  7,  3. 
Küchenjange,   einen    k.  freßen  nach 

dem  Sprichwort,  daß  man  alle  sieben 

jähr  bei  hof  einen  küohenj.  (d.  h. 

seine  in  die  speisen  gefullnen  haare) 

frißt  ZD   124. 
Kühnlich  adv.  (mhd.  küenliche)  kühn 

1,  2,   13.   m,  7,  71. 

Kummer,  es  ist  k.  =  es  ist  zweifel- 
haft, fraglich  111,  3,  8. 

Kündig  adj.  1.  (mhd.  kiindic)  kund 
111,  6,   13  V.  25.  6,  19.   7,63.  9,8. 

2.  (mhd.  kündec)  bekannt  1,  1,72. 
II,  2,  70.  3,  58  V.   15. 

Kappeln  verknüpfen,   verbinden  III, 

5,  51. 
Knr  f.  (mhd.  kür)  wähl  I,  C,  29. 
Kürmeln   stammeln    I,  8,  98.    10,  8. 

II,  1,  38.    ni,  5,  67. 
Kurz  gewandt  behende,  schnell  zum 

umwenden,  leicht  zu  wenden  1,4,70. 
Kürze  f.  d.  Verkürzung,  schildigung 

I,  10,  73. 

Kürzlich  adv.   1.  in  kurzem  I,  6,  12. 

II,  2,  26.    2,  70    v.  40.     2.    kurz 
darauf  III,  5,  68.  9,   10. 

Lachestunde  freudenstunde  A  15  ▼.40. 

Lachrich  m.  der  gei*n  lacht  I,  10,  94. 

Laden ,  liegen  am  1.,  zur  schau  aas- 
gestellt sein  in,  8,  22. 

Lager,  zu  1.  rennen,  zu  boden  rennen, 
niederstrecken  III,  9.  94. 

Lahr  f.  lehre  II,  7,  53. 

Länden  sich  wenden  (vom  wenden 
des  pfluges  beim  ende  einer  furche) 
II,  3,  57.  4,  61. 

Landshrauch  m.  landessitte  III,  7,  71. 

Langen  darreichen   1   Z  54. 

Längen  lange  danem  m,  8,  56.  sich 
1.,  sich  hinziehen  A   13  v.  38. 

Längst  unlängst  II,  3,  77. 

Längsten  m.  adv.  längst  III,  4,  7. 

Lappe  (niedurd.)  laife  II,  1,  37  ▼.  1. 


Lapperei  f.  anbed.eatende  kleinigkeit 
n,  2,  50.  ZD   199. 

Laßen  verlaßen  I,  2,  59. 

Latz,  schwäbischer,  soviel  als  hosen- 
latz  ZD  227. 

Laaer  m.  1.  (mhd.  Iure  f.)  tresterwein, 
aas  den  schon  gepreßten  hülsen 
bereitet  I,  10,  89.  2.  (mhd.  lür  m.) 
hinterlistiger  mensch  I,  6,  64.  lU, 
5,  74. 

Lauf  m.  d.  lebenslauf  III,  6,  100.* 

Laufen  nach  etw. ,  ausgehn  auf  etw. 
m,  5,  48  V.  30. 

Läusefahne  f.  fahne  hier  offenbar 
gleich  fHhnlein ,  die  anter  einer 
fahne  vereinigten  krieger,  daher 
läuseschaar  II,  9,  85. 

Lausen  c.  dat.  III,  9,  40. 

Lebensfadenreißerin  f.  dio  Parze  XU, 
5,  48. 

Ledner  lederner  III,  8,  79. 

Leer  n.  das  leere  I,  3,  22. 

Legen  1.  erlegen  m,  7,  39.  2.  nie- 
derlegen III,  7,  25.  3.  hemmen 
2  Z  53. 

Lehnen  leihen,  entlehnen  III,  4,  80. 

Lehnmann  m.  lehnsmann  III,  2,  2. 

Leiben  plur.  v.  leib  II,  5,  14. 

Leichcometen  den  tod  vorherverkfin- 
dende  cometen  HI,  5,  48  v.  20. 

Leichten  erleichtern  ZD  109. 

Leichtlich(en)  (mhd.  lihteliche)  adv. 

I,  2,   17.  m,  9,  83. 

Leicht  mögen  gering  acliten  I,  3,  17. 
Leiden  1.  mißen  (?)  1,7.33.    2.  intr. 

zn  schaden  kommen  II,  7,  59. 
Leim  (mhd.  leime)  d.  lehm,  lehmhfltto 

II,  9,  6. 

Leister  m.  der  vollbringt,  was  er  ver- 
sprochen III,  9,  100. 

Lernen  n.  d.  Studium  III,  2,  6. 

Lesen  hinter  sich,  verkelirt  lesen  III, 
8,  24. 

Letzlioh  adv.  schließlich  I,  5, 15. 5, 54. 
U,  6,  23.  m,  4,  5.  8,  38.  10,  21. 

49* 


772 


Wortregister. 


Letzte  das ,  das  hinterste  I,  3,  80  v.  6. 

Leumut  m.  (mhd.  linmunt,  liumet) 
guter  ruf  I,  3,  33  v.  10.   1  Z  157. 

Liecht  1.  am  liccbte  stehn,  im  lichten 
Btebn  III,  6,  78.  2.  vom  I.  bleiben 
fem  bleiben,  sich  verbergen  ZD  147. 

Liebeln  (Fischart  liebclen)  lieben  III, 

5,  67.  6,   10.  V.  9. 

Lieben  jemandem,  belieben,  gefallen 

I,  8,  97  V.  17.  8,  99  v.  33.  ZD  104. 
Liebcskrämerei  liebeshandel  111,2,42. 
Liegen  1.  darniederliegen  III,   1,  89. 

ZI)   193.     2.    1.  für  etw. ,  erliegen 

I,  3,  61    V.   12.     3.   todt  daliegen 

A  22  V.  7. 
Lid   sanft,    gelinde  III,  3,  66.    2  Z 

97  V.  20  Zu  51. 
Linden  pl.  v.  die  linde  *,  hier  mit  dem 

doppelsiun  von  weichen,  nachgeben 

(ahd.  linnan)  III,  5,  33. 

Lindes  B,  B  raoll  II,  4,  66. 

Littern    (lat.  liters)  buchstaben    III, 

4,  84.    lettern  III,  8,  11. 

« 

Liverey  livree,  anzug  1,5,25.  9,83. 

Lobens  gen.  d.  inf.  (mhd.  lobenes) 
in,  3,  33. 

Lobsucht  f.  sucht  nach  lob  I,  3,  15. 

Loch  m.  u.  n.  husch,  hain.  loch  de 
farfara  ein  medicament  II,  4,  23. 

Locken  anregen  ZD  98. 

Lohn  n.  III,  5,  27. 

Los  werden,  frei,  gerettet  sein  I,  4,  31. 

Loth  n.  das  blei ,  d.  geschoß  11,  5, 52. 

Luft  erholnng  1  Z  201   y.  78. 

Lumpen,  sich,  eine  lumperei,  Kleinig- 
keit sein  III,  10,  42. 

Lumpenrecht  n.  III,  6,   15. 

Luntenrecht  n.  (büchsonrecht)  das 
durch  gewalt  dictierte   gesetz   III, 

6,  15. 

Lustbequemen  n.  sinnliche  genüße 
III,  4,  17. 

Machen  1.  impers.  das  macht  =  das 
kommt  daher  I,  2.  37.  8,  23.  III 
8,  86.    A   10   v.  32.     2.  bewirken 


m,  1,  94.    6,  13    V.  27.      3.    sich 

recht  machen,    sich    reolitfertigcD 

III,  2,  40. 
Magd  f.  (mhd.  maget)  d  Jungfrau  1, 3, 49. 
Mägdeschoß  f.  I,  6,  69. 
Mahl  n.  mal,  fleck  2  Z   102   v.  132. 
Mahlen    trs.    doch  ohne  obj. ,    durch 

färben  verschönern   2  Z    100  ▼.  6. 

V.   18. 
Mahlen,  das,  das  gem&Ide   II,   I,  37 

V.  10. 
Malder  n.  (mhd.)  malter  III.  3,  46. 
Mämme  f.  fcigling   I,  8,  39.     (Sim- 

pliciss.) 
Mann    m.    1.    überwinder    I,  6,    100. 

2.  pl.  die  manne  (mhd.)  ZD  96. 
Mannheit  f.  mannhaftigkeit  III,  3, 40. 
MHnnisCh  dem  mann  angenießen  ZD 

165. 
Mansueta   die  an   männer   gewöhnte 

I,  4,  98. 

Marcipan  leitet  li.  scherzweise  von 
martis  panis  her  II,  7,  45. 

MSsten  die  titel,  sich  hohe  titel  bei- 
legen 2  Z  102  v.  37. 

Matten  trs.  er-  abmatten  III,  7,    49. 

Maul,  auf  dem  m.  liegen,  erschöpft 
daliegen  II,  2,  70  v.  80. 

Maultasche  f.  ohrfeige  II,   1,  97. 

Maurer  m.  der  maurer  1  Z  105. 

Mausehandwerk  n.  das  stehlen  1,4,59 

Mausen  stehlen  II,  2,  97. 

Mftusohr  n.  eine  pflanze  myosotis  II, 
4,  32. 

Mehres  unrichtig  für  mehreres  II,  4, 
92.  III,  9,  45.  9,  48  ZD  229. 

Meide  Umschreibung  des  negativen 
imperat  II,  4,  72  (vgl.  fuge  que- 
rere). 

Meien    (mhd.    mejen,    msn)   mähen 

II,  2,  100. 

Mein,  das  possess.  statt  des  lat  gen. 

obj.   z.  b.   mein   urtbeil  =  das   a. 

über  mich  II,  10,  61. 
Meinen  (mhd.  meinen)    lieben  I,  10, 


Wortregister. 


773 


31.  1  Z  197  (so  noch  Schenken- 
dorf: frciheit,  die  ich  meine). 

Mcisterthum  oberhand,  Übergewicht 
II,   10,  7.  ZU  246. 

Meistcs  das  meiste  1,  7,  48. 

Mensch  n.    1.  zärtlich:    das  liebe  m. 

II,  2,  70  V.  28.  2.  verächll.  frauen- 
zimmcr  II,  5,  58.  ZD  33.   128  v.  5. 

Merkepunct  m.  merkmal,    Marniings- 

zeichen  ZD  211. 
Merker  m.  aufpasser  II,  ;'>,   19. 
Motze,  d.  m.    zahlen,    das    mahllohn 

dem  müller  zahlen  ZI)    123. 
Milchgcfllß    n.    die    weibliche   brüst 

III,  9,  62. 

Milz  m.  1.  das  innere,  herz  I,  10, 
95.  II,  3,  13  V.  9.  2.  die  galle  III, 
7,   10. 

Mißgefallen  misfallen  A  13  v.  32. 
V.  42. 

Mißgeübt  schlecht  geübt  III,   5,  60. 

Mißschwöron  falsch  schwören  I,  8,  3. 

Mittel  n.  1.  die  mitte  III,  3,  55.  (obsc.) 
III,  8,  1.  2.  zunftgenoßenscliaft  III^ 
5,  43.  8,  1.  2  Z  78.  ZD  50  v.  2. 
3;  plur.  das  vermögen  I,  9,  70.  4. 
in'ß  m.  bringen,  in  medium  pro- 
ferre,  öffentlich  vorbringen  1  Z  44. 

Mögea  (mhd.  mügen)  können,  im 
Stande  sein  1  Z  201  v.  113.  IH 
7,  58.  8,  14. 

Moly  n.  ein  medicament  II,  4,  22. 
(vgl.  Ilom.  Odyss.  X,  805.) 

Mon  m.  mond  I,  9,  86. 

Monde  m.  I,  1,  73.  II,  6,  18.  10,  20. 
1   Z   121.  111.   4,  3.  5,  95.  7,  30. 

Mondensohn  veränderlicher,  unbestän- 
diger mensch   I,  8,  99  v.  47. 

Mordestich  m.  mordstich   III,   5,  88. 

Mördlich  mörderisch   I,  9,  52. 

Moschkowitin  f.  die  russin  1,  4,  4. 

Müden,  sich,  müde  werden  111,  3, 
27. 

Mühsam  bemüht  III,  10,  97.  mit  an- 
strengung,  mit  fleiß  III,  3,  93. 


Mummerei  f.  vermummung,  Verklei- 
dung II,  4,  87. 

Müneh  m.  (mhd.  münich)  der  roönch 
II,  7,  55. 

Mandbrot  m.  im  gegens.  zu  soelen- 
brot  1  Z   172. 

Mundgelächter  d.  HI,  6,   10  v.  28. 

Mundrnbin  m.  die  rothen  lippen  III, 

I,  18. 

Muntern,  sich,  sich  aufmuntern  2  Z 

101   V.  2. 
Müßig  c.  gen.    der  sache  III,  3,  93. 
Mußtheil  m.  der  pflicbttheil  bei  einer 

erbschaft  I,  5,  16. 
Mut  m.   1.  das  herz  I,  2,  82.  2.  ge- 

sinnung  III,  6,  11.  7,  29.  3.  wille 

II,  8,  74. 

Nachdem  adj.  je  nachdem  A  13  v.  44. 
Nächst  ndv.  der  zeit,  neulich,  jüngst 

I,   10,  34.  III,  3,  30.  8,  81.  7,  70. 

ZD  56.  207. 
Nächten  adv.  in  voriger  nacht  (Uhland : 

nacht)  I,  6,  33. 
Nachzbit  f.  die  zukuuft  II,  6,  43. 
Nagen  nnabläßig  ärgern  III,  3,  27. 
Nahrung  der  erwerb  des  lebensonter- 

haltes   1   Z  2. 
Namen  m.  rühm  2  Z  97  v.  12. 
Namhaft  adj.  von  gutem  nameo,  ruf 

I,  10,  31. 
Narren  närrisch  sein  III,  6,  62. 
Nasch  ig,  genäschig  II,  4,  10.  ZD  188. 
Nnus,  drauf  n.  gehn,  über  jcm.  her- 
gehen III,  1,  89. 
Neiden  beneiden  III,  5,  48  v.  49.  9, 

86.  ZD  107. 
Neinen  verneinen  III,  1,  12. 
Neulich  seit  kurzem  III,  5,  48  v.  10. 
Neulichkoiten  oben  geschehene  dinge 

ZD  189. 
Neulicht  n.  der  neumond  I,  9,  2. 
Neun-Göttinen    die    neun     musen    1 

Z  18. 
Nichte,  mit  n.,  mit  nichten  I,    6,  8. 

ZD   228. 


.774 


Wortregister. 


Nichtes  nichts  I,  6,  20.  2  Z  77. 

Nichtig  nicht  fähig,  tinwerth  1  Z 
201  V.  40. 

Nichts,  so  n.,  so  viel  als  nichts  I,  6, 9. 

Nieder  adj.  niedrig  III,  5,  64  v.  10. 

Niedergang  m.  Untergang  der  sonne, 
Westen  III,  8,  35. 

Niederkommen  zu  gründe-,  verloren 
gehen  III,  6,  13  v.  16. 

Niederlage  f.  das  niederlegen  1  Z  80. 

Niederlegen  dämpfen,  aufheben  II,  6, 
79.  m,  9,  78. 

Niederträchtig  nach  dem  niedern  trach- 
tend, demütig  ZD  7. 

Niedlich  zart  ZD  128  v.  8. 

Niedlichkeit  f.  1.  niohtigkeit  II,  8, 
27.  2.  plur.  näschereien  ZO  43. 
ygl.  ZD  128  y.  8. 

Nießen  genießen  I,  1,  90.  III,  5,  80. 
8,  86. 

Noch  1.  noch  einmal  I,  8,  19  v.  10. 
6,  37.  8,  27.  III,  6,  11.  2.  außer- 
dem,  dazu  I,  8,  41. 

Noch  noch  =  weder  noch  I,  4,  67. 
4,  86.  6,  30.  III,  6,  23.  7,  17.    7, 

27.  7,  30.  7,  35.  8,  52.  dafür  auch: 
weder  weder  III,  4,  64.  noch  und 
A  8  V.  46. 

Nothdurft  f.  das  notdürftige,  notwen- 
dige III,  9,  48. 

Nöthen  (ahd.  niotan)  1.  heftig  drän- 
gen, plagen  III,  9,  26.  2.  hinweg- 
nötigen III,  6,  13  V.  10. 

Nun,  das,  der  augcnblick  I,  8,  25  v. 
20. 

Nuseln  (nuscheln,  nischeln  ahd.  nisi- 
len)  durch  die  nase  undeutlich  spre- 
chen n,  2,  70  V.  48. 

Nütze  adj.   nützlich    I,    1,  5.   III,  5, 

28.  9,  75.  am  nützten  superlat.  1 
Z  54. 

Nütsig  nützlich  III,  7,  20. 

Ob  conj.  1.  wenn  I,  4,  60.  6,  8  v.  2. 

2.  obgleich,  wenn  auch  I,  6,  8  v. 

1.  III,  10,  60.  3.  gesetzt  daß  1  Z 


36.  4,  ob,  ob,  sei  es  daß  II, 
2,  25. 

Obendrauf  n.  das  überbieten  II,  9, 
11. 

Oben  gebn  vorgchn,  den  vorrang  bä- 
hen I,  9,  78. 

Oben  liegen,  überlegen  sein  1  Z  94. 

Obentreten  Wortspiel  mit  Obotriten, 
obsiegen  III,  4,  79. 

Oberbnnk  f.  hohe  Stellung,  würde  1 
Z  90. 

Obermann  m.  der  obmanni  Schieds- 
richter ZD  70. 

Obersöller  m.  der  oberboden  III,  7,  1 7. 

Oberstand  m.  obrigkeit  I,  3,  83  v.  11. 

Oberstelle  f.  die  erste  stelle  I,  8,  73. 

II,  6,  99.  III,  4,  97. 

Obsicht  f.,  in  o.  in  obacht   II,  7,  29. 
Öffnung  f.  eröffnung,  mittheilung  II, 

8,  7. 
Oft  adj.  für  oftmalig    I,   8,   30.  vgl. 

Rückert:    „ein    öfter   dankabtrag". 

(Erbauliches  11,  52.) 
Ohne  sterben  unsterblich  III,   3,  54. 
OhngeTähr  n.  1.  der  zufall  II,  2,  66. 

2.  das  unbeabsichtigte  2  Z  102  v. 

101.  3.  adv.  von  o.,  a)  zufülig  II, 

2,  14.    2  Z  102  v.  4.   ZD  50.     b) 

(rahd.  An  gevare)  in  Wahrheit  HI, 

4,  92. 
Ohren  auf  den  markt  schicken,   um- 

herhorche^  II,  2,  17. 
Ohrenbläser  m.  heimlicher  einflüaterer 

III,  3,  34. 

Operment  n.  (]at.auripigmentum,mbd. 

öpirment,  orgemirit)  ein  gilt  II,  3, 

59  V.  10. 
Orden  m.  die  genoßenschaft  I,   I,  2, 

2,  19.  7,  65. 
Ordnen  zumeßen  III,  10,  76. 
Parteiisch   entgegen,    feindlich   2   Z 

99  V.  23. 
Parten   (lat.  partes)  parteien  III,    4. 

29. 
Passiren    1.  imp.  angehen  ZD  42  ▼. 


Wortregister. 


775 


9,  2.  intr.  gelten  für  etwas  2  Z  98 
V.  4.   2  Z   102   V.    124. 

Faßlich  willkommen  A   13  v.  36. 
Pennal  f.  die  federbüchse  III,  8,  31. 
Penscl  ro..  (mbd.  pSusel)  pinsei  II,  7, 

5.    in,  8,  32. 
Person  f.  persona,  rolle  ZD  74. 
Pestilenz  f.  I,  6,  40. 
Pfarr  m.  pfarrer  I,  4,   100.  6,  24.  5, 

67.  8,  78.  ir,   1,  39. 
Pferdebrnnnen    ra.    Übersetzung    des 

griecb.  Ilippokrene  II I,  8,  58. 
Pflag  starkes  pra^t.  v.  pflegen  (mbd. 

pflac)   ZD  254  v.    5.   pflöge   (wid- 
mete) I,  8,  09  V.  28. 
Pflicbt  1.  huldigung  II,  8,  97.  2.  ge- 

walt  III,  1,  36. 
Pflicbtbar  verpflichtet  2  Z  101   v.  2. 

ZD  62.  A  8  V.  52. 
Pflicbti|^  verpflichtet,    verbunden  III, 

7,  99.   10,   18. 
Pharos-m.  leucbtthurm  I,  5,  43.    II, 

3,  57. 

Pickelhering    m.    der     lastigmaoher, 

hanswurst  ZD  244. 
Pierinnen   f.   Pierides,    die   raasen  I, 

4,  44. 

Platz  m.  stück,  fleck  ZD  227. 
Plütz  adv.  plötzlich  (gläzisch:  plutze) 

I,  2,   18. 
Pochen  (mit  wortcn)  prahlen    I,    10, 

24. 
röfel  m.  (mbd.  povel)  pöbel  I,  8,  77. 

10,  12. 

Politisch    weltklug   I,   9,    71.    II,    1, 

52.  2  Z  53. 
Polscb  mundartl.  für  polnisch  I,  10, 

25.    II,    6,    13.    8,    48.    III,  4,  70. 

ZD  215.   A   13  V.   15  v.   18. 
Pompsack  m.  altmodischer  staatsrock, 

flg:  einer,    der   in    einem  solcben 

rock    auf  tOlpische    weise    prangt 

(Lessing)  ZD   120. 
Per  f.  (mhd.  bor,  ahd.  por.)  die  höbe 

11,  3,   57.    10,  36.    2  Z  97  V.  50. 


Port  m.  (lat.  portus)  hafen  I,  4,  88. 

2  Z  99  v.  22.  2  Z   102  v.   126. 
Possen  m.  der  Schelmenstreich,  streich 

ZD  188. 
Pracht  m.  (so  noch  bis  in  die  mitte 

des   18.  jahrh.)  11,  3,   57  v.  39. 
Frachten    plur.    v.   pracht   II,   8,  80. 

vgl.  Gotha  VI,  272. 
Frachten  prangen,  prunken  III,  1,  90. 

6,  62. 
Prahlewort  n.  prahlerisch  klingendes 

wort  I,  3,  57. 
Preis  m.    pr.   haben,    geehrt   werden 

III,   9,  38. 
Preis  f.    (fr.  prise)    pr.   machen,  zur 

beute  und  Willkür  hingeben  II,  2, 

70  V.  79. 
Preisen  mit  schwachem  prot.  preiste 

I,  4,  60. 

Prellen  c.  dat.  d.  pers.,  heflig  auf- 
stoßen I,  9,  25. 

Proceß  f.  (mhd.)  procession,  feier- 
licher aufzog  I,  5,  59. 

Prosperiren  gewinnen  I,  3,  80  v.  46. 
6,  72. 

Pulster  n.  polster  2  Z  27. 

Pursch    f.   genoßenschaft,    das   paar 

II,  7,  46. 

Purschen  (mhd.  birsen,  miat.  bersare) 
nach  etwas  jagen,  streben  I,  7, 
87.  8,  99  V.  79.  (Lessing:  sich 
gesellen  ?) 

Pusch   m.    (schles.)  busch,   gebüsch 

III,  2,  47. 

Putzen  übel  bebandeln. 

Quall  n.  (noch  jetzt  im  Gläziscben) 
die  quelle  II,  2,  54. 

Quartier  n.  standlager  I,  3,  80. 

Quazen  n.  das  schreien  der  frösche 
2  Z  65. 

Quer,  in  die  q.  gehen,  ungünstig  ab- 
laufen II,  8,  88. 

Quintlein  n.  (mIat.  quintinos)  quent- 
chen,  ursprünglich  also  wol  V's  lot 
II,  3,  65. 


776 


Wortregister. 


Quitt  adj.  Terl astig,  q.  erkennen,  fBr 
▼erlastig  erkl&ren  H,  5,  53. 

Quittieren  c.  acc  der  person  statt 
dat.  in,  7,  45. 

Radaten  s.  galgaten  I,  10,  47. 

Rapontik  ein  medicament   II,   4,  22. 

Rast  f.  aufnähme  III,  3,  68. 

Rath  m.  hilfe,  ausweg  III,  4,  2. 

Rathen  rath  schaffen,    beistehen   III, 

3,  45. 

Rathsam  (ahd.  rätlih)  wirtlich,  be- 
dachtsam II,  3,  96.   10,  41. 

Rauben  berauben  II,  9,  87. 

Rauber  m.  (mhd.  roubiere)  rftuber  I, 
8,  33.  3,  97. 

Raubgeschmeiße  n.  räuberisches  Un- 
geziefer 1  Z  201  V.  63. 

Rauch  adj.  (mhd.  rdch)  mit  haaren, 
federn    oder  stacheln    vergehen    I, 

4,  89. 

Raufen,  sich,  sich  duoliieren  III,  1,  4. 
Raum  nehmen   einen    anlauf  nehmen 

1,  2,  35.  keinen  r.  wissen,  von  ei- 
nem hochmütigen,  dem  thor  und 
Straße  zu  eng  sind  111,  3,  84. 

Raußer  rausber,  heraus  II,  9,  8. 
Raute  f.   im   sächsischen    wappen  I, 

6,  91. 
Recht    1.  willkommen,  lieb  I,  5,  37. 

2.  gar  recht,  durchaus  völlig  III, 
2,  61.  3.  gerade  wie  III,  4,  9- 
4.  recht  sein  =  im  recht  seiik  III, 
4,  19.  5.  sich  recht  machen,  sich 
rechtfertigen  HI,  2,  40.  6.  impers. 
ist  mir  recht  =  irre  ich  nicht  II, 
1,  82  V.  5.  II,  2,  5. 

Recht,  das  letzte  r.,  das  todesurtheil 

U,  4,  36. 
Rechte  pl.  von  recht    1.  jura  III,   8, 

81.    2.  judicia,  gericht  II,  4,  29. 
Rechter  comparat.,  richtiger  11,3,18. 

der  superlat.  II,  9,  63. 
Rechtschaffen  adv.  getreulich  II,  6,  28. 
Recken  foltern  I,  5,  60. 
Redlichheit  f.    plur.    II,    2,    3  v.   16. 


Register  n.  gesonderte  ftbtIieilDiig  I, 
7,  52  V.  8.  zu  r.  bringeo,  reneich' 

nen    1   Z  26. 

Rei  m.  (mhd.  reie,  rei)  der  reigen- 
tanz  I,  8,  99  ▼.   103. 

Reiben,  sich  an  jemanden  (acc),  tieb 
an  jemanden  eng  anichließeo  I,  9, 
22.  1  Z  201  V.  33. 

Reichen  1.  entstammen  I,  1,  13.  2. 
nach  etwas,  nacb  etwas  laogca, 
die  band  ausstrecken  ZO  157. 

Reichem  bereichern,  A   11   ▼•  27. 

Reichthnm  n.  I,  6,  6.  6,  24.  II,  1, 
59.  ZD  21. 

Reiger  m.  (mhd.)  reiber  I,  8,  53.  2 
Z  64. 

Reisen  mit  haben  conjugiert:  er  hat 
gereist  III,  5,  45. 

Reisig  rcitermfißig  III,  8,  58. 

Reitung  f.  rechnung  II,  3,  14. 

Rennen  zu  lager,  zn  boden  rennen 
m,  9,  94. 

Resolut  entschloßen.  Hier  sogleich 
wortspie!  mit  den  franzosischen  no- 
tenbezeichnungen  re,  sol,  ot.  I,  3,  ^ß. 

Reucht  alterth.  prses.  von  riechen  I, 
4    92. 

Richten  1.  dijudicare,  (be)artbeilen 
2  Z  16.  47.  99  T.  4.  2.  beweisen 
2  Z  3.  3.  sich  r.  in  etwas  =  sieb 
nach  etwas  richten  III,  3,  77. 

Riebe  f.  schlcs.  für  rippe  ZD  73.  1 13. 
ribbe  I,  6,  71. 

Riet  prajt.  von  reiten  II,  7,  7  v.  6. 
m,  9,  94. 

Riß,  sich  für  den  r.  stellen,  vor  die 
lücke  (fr.  breche)  treten,  fSr  je- 
manden eintreten  II,  2,  75  v.  6. 

Ritterbronnen    m.    hippokrene   II,  2, 
.  45. 

Rosenobel  ra.  eine  ehemalige  englische 
goldmünze,  auf  deren  eine  seite  eine 
rose  geprägt  war;  ihr  wert  über- 
stieg 6  reicbstbaler  preußisch.  I, 
1,  68.  U,  5,  43. 


Wortregister. 


777 


Roßtäuscher  m.  (mhd.  rostüschaere) 
betrügerischer  pferdehftndler  I,  8,  9. 

Röthü  f.  ein  farbckrant;  hier  zugleich 
Wortspiel  mit  schamröthc  I,  8,  44. 

Uöthen  roth  machen,  wieder  zum  le- 
ben erwecken  III,  6,  13   v.  36. 

Ruch  m.  (md.)  geruch  II,  8,  27.  HI, 

9,  49. 

Rücklings  hinterem  rücken  II,  9,» 74. 

Rufte  schwaches  praet.  von  rufen,  wie 
schon  mhd.  rüefen,  ruofeh  und  ahd. 
hruofan  neben  starken  auch  schwa- 
che formen  zeigen  II,  9,  37. 

Rüger  angeber  I,  10,  II. 

Ruh  f.  schwerpunct  II,  4,  45. 

Ruhe  machen  einer  sachc,  sie  befriedi- 
gen I,  2,  34. 

Rübglich    adv.    ruhiglich,    rahig    11, 

2,  75. 

Ruhm,  zu  r.  sagen,  ruhmredig  spre- 
chen in,  8,  22. 

Rumher  herum  I,  1,  57,  1  Z  15.  r.- 
führen,  an  der  nase  herumführen 
U,  6,   14. 

Rund    adj.    1.    von    der   äußeren  ge- 
stalt:  dick  III  4,  47.    2.  auf  einer 
kugel  sich   bewegend,    leicht  ver- 
Uuderlich  I,  1-,  17.  4,  32.  II,  3,  88 
2  Z  99  V.  19.  A  8  V.  8.   12  v.  11. 

3.  bestimmt  II,  3,  57  v.  9  (Schil- 
ler: sein  netter,  runder  wille.) 

Ruttc  f.  (schles.)    ruthc  III,    10,    25. 
8nat  satt  I,  8,   1.  III,   1,  44.    10,  22. 

10,  55. 

Sache    f.   1.  causa,  proceß   I,   3,   32. 

III,   4,  28.    2.  angelegenheit,  ding 

I,  f),  86  V.   1  u.  a.  3.  obsc.  vulva 

I,    5,    86   V.    4.    membra  virilia.^  1 

Z  91. 
8achenwalter  m.  Sachwalter,  advocat 

III,  3,  45. 
iSacht    im    gegensatz    zu     gewaltig: 

nicht  zu  viel,  bescheiden  II,  5,  58. 
Snm    (mhd.    .samt     aus    snment)     1. 

sammt,  mit  I,  7,  51.  m,  4,  86.  6. 


36,   9,  8.  A  8  V.  24.  11,  3,   1  viel- 
leicht richtiger  =  gleich  (mhd.  sam). 

2.  von  sammen,   von  einander  ZD 

224. 
Sftndefelder  sandfei  der  A   13  v.  4. 
Sanfte  (mit  der  mhd.  adverb.  endung 

e)  wül.  in,  3,  73. 
Sark    plur.    särke   (ahd.    sarc    mhd. 

sarche)  I,  8,  69  v.   13.    Zu  209. 
Sattsam    ady.    zur   genüge,    überdrü- 

ßig  n,  2,  70  V.  48. 
Satzung  f.  gesetz,  regel  I,  3,  23. 
Satzungsbuch  n.  gesetzbuch,   corpus 

juris?  in,  2,  47. 
Saubern  säubern,  läutern  1  Z  139. 
Sauf'seuche  f.  trunksucht  in,    3,    75. 
Säumen,  sich,  zögern  II,-  2,  43. 
Saamsal  u.  (mhd.  sümsal)  saumselig- 

keiC  I,  2,  33. 
Schauen  befehlen,  gebieten  (so  noch 

jetzt  österreichisch)  l,  5,  5.   10,  59. 

II,  4,  95. 
Schäftig  geschäftig  II,   10,  52. 
Scham  f.  1.  subst.  von  sich  schämen 

II,  3,  57  V.  14.  ZD218.  2.  pudenda 

in,  1,  96. 
Sohandbalg  m.  hure  ZD  33. 
Schänden  jemanden    in  schimpf  und 

schände  bringen  I,  2,  88. 
Schandsack  m.  hure    II,    5     21. 
Schanze,  in  die  seh.  geben,  aufs  spiel 

setzen  I,  8,  46  v.   15.  (fr.  chance). 
Schauen  mit    abhäng.  Infinitivsatz  I, 

2,  44. 
Schein   m.    1.  ansehen,    anschein   n, 

2,  32.    2.  glänz  II,  2,  26.  ZD  27. 

2  Z  98  V.  30. 
Scheinen  glänzen  A  1 1  v.  32. 
Scheinlich    glänzend    I,    8,    19  v.  8. 

II,  2,  56. 
Scheinlichkeit   f.    schein   II,    9,    34. 
Schellen  das  gelb  im  deut^i.lLcn  kar- 
tonspiel,  hier  mit  dem  doppelsinn 

von    toll,    unsinnig    leben    (mhd. 

schellic  Parzival  1,   19)  n,  8,  86. 


778 


Wortregister. 


Scheltbnr  tadelnswert  I,  2,  1. 

Schenk  n.  geschenk  1  Z  53.  HI,  7, 16. 

Schenke  m.  (mfad.)  der  nmndschenk, 
bierwirt  I,  3,  4  v.  30.  III,   10,  44. 

Scheußt  für  schießt  II,  3,  59  v.  95. 

Schicken  1.  trs.  angemeßen  ordnen, 
i,  8,  99  V.  43.  2.  intr.  sich  seh., 
sich  fügen  2  Z  102  y.  50.  8.  sich 
anschicken  za  etwas  III,  4,  11. 

Schild  ].  schütz,  vertheidiger.  vorr. 
zum  3.  tausend.  2.  jemandem  in 
seh.  reiten,  jemanden  nieder-,  zu- 
sammenreiten (hier  obsc.)  III,  6,  1. 

Schimpf  m.  (mhd.)    kurzweil,  scherz 

1,  1,  84.  U,  3,  80. 

Schimpfen    1.  trs.   verspotten   III,   6, 

2.  2.  -schimpfieren,  schänden  I,  4> 
60.  3.  intrs.  scherzen  II,  1,  76. 
m,  10,  64. 

Seh  indrisch  ady.  betrügerisch  ZD  50 
V.  9. 

Schlaffen  schlaff  sein  I,  5,  10. 

Schlangemeilen  die  sich  schlangen- 
artig hinwindenden  wege  A  13  v.  7. 

Schlecht  (mhd.  slSht)  schlicht,  ein- 
fach I,  1,  30.  n,  2,  19.    1  Z  112. 

Schlechtlich  und  schlecbtiichen  adr. 

I,  einfach  I,  10,66  t.  27.  2.  schlecht 
2  Z  102  y.   142. 

Schlichten  glätten,  beschönigen  2  Z 
98  V.  6. 

Schließen  1.  endigen,  aufhören  I,  6, 
55.  2.  urtheilen  III,  1,  10.  3.  be- 
urtheilen  II,  3,  85.  III,  7,  36.  4. 
sich  schl.  sich  schätzen,  sich  hal- 
ten III,  4,  13. 

Schmack  m.  geschmack  II,  8,  25. 
2  Z  66.  ZD  236. 

Schmatzer  m.  lauter  kuss  III,  5,  60 
V.  5. 

Schmätzerlein    n.     lautes     küsschen 

II,  1,  38. 

Schmätzrichen   n.  dasselbe   I,   7,  85. 

III,  5,  60. 
Schmeichelkonst  f.  2  Z  99  y.  19. 


Schmeiße  f.  die  Schmeißfliege  1  Z  137. 

Schmeißen  niederwerfen  I,  10,  66y.  1. 

Schmieren  meist  mit  dem  nebenbegriff 
des  bestechens    III,  1,    14.    3,  45. 

Schmügen  für  das  refl.  sich  seh. 
2  Z  102  y.  50. 

Schmutzein  (mhd.  smutzen)  schmun- 
zeln, beimilig  lächeln  2  Z  102 
y.   110. 

Schmutzen    beschmutzen ,    besudeln 

I,  8,  74  y.   10. 

Sohnallen  mit  den  fingern  einen  ton 
heryorbringcn  I,  10,  66  y.   14. 

Schnaltzen  mit  der  zunge  einen  ton 
hervorbringen  II,  2,  7. 

Schneiden,  sich  seh.  laßen,  sich  ent- 
mannen laßen  II,  6,  65. 

Schnitzen  ein  joch,  eine  last  aufer- 
legen, drangsal  bereiten  II,  2,  70 
V.  72. 

Schnöd  yerächtlich  III,  7,  99. 

Schone  adv.  (mhd.)  bereits,  schon 
III,  10,  76. 

Schönen  schön  machen,  verschönern 

II,  6.  5.  III,  5,  30.  2  Z  102  v.  136. 
Schopf  m.   das  haar  auf  dem  köpfe 

I,  6,  15. 

Schdß  f.  1.  (mhd.  sohdze  f.)  weib- 
liche schäm  II,  2,  46.  2.  jetzt 
nur  noch  m.  in  übertragner  be- 
deutung.  I,  10,  86. 

Schoß  m.  Steuer,  abgäbe  I,  8,  11. 

Schösser  Steuereinnehmer    1   Z    194. 

Schoßfali  m.  das  recht  einer  muttcr 
von  ihren  kindem  zu  erben ;  hier 
zweideutig  III,  5,  73. 

Schreiben,  sich  für  jem.,  sich  für 
jem.  ausgeben  III,  6,  13  v.  52. 

Schulenfüchserei  f.  kleinliche  pedan- 
terei I,  1,  69.  davon:  schulenfüch- 
sisoh,  pedantisch,  ebend.  [schul- 
füchserei  1,  2.]. 

Schüren  das  brennende  pech  in  den 
fößern  hin-  und  herschütteln  11, 
6,  30. 


Wortregister. 


779 


Scliüttem,  sich,  (erst  nhd.)  beben 
III,  10,  21. 

Schutzbar  schütz  zu  gewähren  vor- 
mögend  2  Z  101  v.  9. 

Schütze  f.  das  schleusenbrett  II,  8, 
68  V.  95. 

Schwächen  intr.  schwach  werden 
III,  3,  27. 

Schwappermcnt  n.  das  keifen ,  zan- 
ken II,  6,  34. 

Schwären,  prsßs.  schwiert,  durch  ge- 
schwüre  hervordringen   III,  9,  90. 

Schwärmer  m.  feuerwerkskörpcr,  zu- 
gleich mit  dem  doppelsinn  von 
schnell  verflogner  leidenschnfi  III, 
2,  3. 

Schwefelrauch  m.  durch  schwefcl 
hervorgebr.   fftlschung   des  weines 

I,  3,  4  V.  35. 

Schwerlich  erleiden,  »gre  ferro,  et- 
was übel  aufnehmen  III,  6,  10 
v.  36. 

Schwertel  m.  eine  heilpflanze,  gla- 
diolus  II,  4,  22. 

Schwindeltumm  dumm,  ohne  besin- 
nung  III,  10,  15. 

Schwitzig  adv.  mit  anstrengnng, 
mühselig  I,  5,  54. 

Segel  m.  (mhd.  m.)  I,  1,  82.  II,  3,  20. 

Sührer  (mhd.  serre,  aus  serer)  comp, 
von  sehr  II,  8,  22. 

Seiclite  gehn ,  an  der  Oberfläche, 
leicht  bemerkbar,  offen  und  ehr- 
lich   auftreten  (?)  II,   1,  38  v.  17. 

II,  9,  60. 

Seiu  1.  existieren,  leben  1,  2,  27.    3, 

4     V.    11.    in,    6,    13.    2.    gelten 

2  Z  32. 
Seinselbst   sein   eigen  2    Z  97   v.  5. 

mit  hinzufügang    von    eigen  I,  3, 

80  V.  18. 
Seitab   adv.  abseits ,    bei    seito  I,  3, 

33  V.   16. 
Seither    conjunct.    seitdem   I,    2,  57. 

III,  9,  59. 


Selbander  (aOtb(  SeÜTcpo;)  mit  einem 
andern  zusammen   II,  4,  72.  5,  7. 

Selbbetnig  III,  9,  4. 

Selbgerühmt  II,  5,  83. 

Selbgunst  f.  (mhd.)  III,   1,  30. 

Seiblieb  m.  als  eigenname  III,  1,  30. 
6,  38. 

Solbse'lbst,  die  betreffende  person 
allein,  ohne  eine  andre  III,  4,  46. 

Seiht  adj.  damalig  HI,  3,  76.  sonst 
nur  adv.  damals. 

Seltsam  adj.  selten  I,  2,  2.  2,  51. 
4,  72. 

Setzen  1.  festsetzen,  bestimmen  Ilf, 
8,  74.  2.  an  jem.  s..  auf  jem.  ein- 
dringen II,  5,  63.  8.  sich  s.,  un- 
brauchbar werden  (?)    1  Z  199. 

Seumen,  sich,  zögern  III,  2,  24. 

Sichern,  sich,  sich  verschließen,  sich 
bergen  II,  2,  70. 

Siegelfest  festgesiegclt  II,  1,  38. 

Silherstumm  durch  silber  oder  geld 
stumm  gemacht,  bestochen  111,5, 66. 

Sinn  m.  1.  verstand  I,  2,  97.  III,  3, 
40.    3,  86.    2.    gemüt  III,    8,    79. 

3.  gesinnung,  Charakter   III,  6,  2. 

4.  Verständnis  III,  6,  19.  5..  gei- 
stige anläge  I,  5,  70  ZD  131. 
6.  pl.  gedanken  III,  3,  95. 

Sitzen  o.  acc.  der  person ,  sich  auf 
jem.  setzen  III,  6,  10  v.  27. 

Sitzer  m.  der  hintere  11,  8,  21.  6, 
73.  8,  28.  8.  60. 

So  conj.  wenn  I,  3,  80.  4,  1.  So 
weit,  in  so  fem  ZD  229. 

Södcr  m.  (pl.  von  mhd.  söt?)  Urüho 

1,  8,  47. 

Sol  n.  die  pflicht  I,  5,  3. 
Sollen  1.  schuldig  sein,  debere  I,  9, 
72.    n,  1,    33.    6,    68.   EU,  9,  69. 

2.  gehören  II,  5,  86.  III,  5,  82. 
A.  10  V.  19.  3.  dran  sollen  = 
daran  gehen  II,  4,  56. 

Söller  m.  (mhd.  sölre)  der  oberste 
räum  eines  banteB,  bodeu  III,  10, 96. 


780 


Wortregister. 


Sonder  adj.  besonderer,   ansgozeich- 

net  m,  3,   33.    5,  69.  10,   7.  ZD 
131.    146. 
Sonncntbür  f.  d.  Orient  ZD  138. 
iSönncn  an  die  sonne ,  au  das  tages- 

liebt  bringen  1  Z  168. 
Sonsten  adv.   außerdem,  übrigens  I, 

2,  95.  in,  1,  65. 
8org]ichkeit  f.  sorge  I,  4,  14. 
Spalten  trennen  I,  9,  23. 
Sparsam    adj.   und   adv.    sp&rlicb  II, 

4,  24.  III,  3,  79.  6,  21. 
Speck  gebAren,  fett  machen  2  Z  102 

V.  66. 
Spendiren  spenden,  zahlen  III,    8,  3. 
Sperren,    sich,     umstände    machen, 

widerstreben  III,   10,  1  I.- 
Spielen   1.    glänzen,   funkeln    11,    1, 

20.    2.  erklii\gen  III,  5,  5. 
Spielplatz  Schauplatz  ZD  74. 
Spinnen  zusammenbringen  III,  5,  15. 
Spitzig  schlau,  verschmitzt  I,  7,  28. 
Spolien  die  gebühren  I,  5,  24. 
Sprung  obsc.   1  Z  14. 
Sprünge  springen  I,  7,  50. 
Spur,  in  die  spur  geben ,    zam  erin- 

nerungszeichen  übergeben  2Z  102 

V.  52. 
Staffel  f.  stufe  I,  1,  3.  8,  34. 
Stäfar  m.  männliches  schaaf  I,  4,  39. 
Stallein  adv.  in  den  stall,  ähnl.  geb. 

wie  bergauf  1  Z  201  v.  35. 
Stamm  m.  die  abstammung  I,  2,  99. 

2,   100. 
Stammen  1.  sich  vererben  III,  3,  97. 

n.  2.  die  abstammung  I,  4,   3. 
Stammesreih  f.  ahnenreihe  m,  6,  59.' 
Stand  m.  zustand  I,  3,  4  v.  3. 
Standeswerke    amts>    berufspflichten. 

A  12  v.   10. 
Stank  m.  gestank  111,  10,  63. 
Stänken  gestank  verbreiten  III,  8,  63. 
Stänker  m.  einer,  der  zwistigkeit  und 

Unfriede  herbeifShr'  il. 

Stark  n.  die  stärke  110. 


Starrig  unbeugsam,  störrisch  I,  5,  38. 
(vgl.  halsstarrig).  - 

Stätig  (von  einem  pferde)  nicht  von 
der  stelle  zu  bringen  I,  1,  91. 

Statisten,  von  Staat  gebildet,  Staats* 
beamte  II,  6,  98. 

Statt  f.  die  stelle  I,  1,  57.  2,  71. 
Von  statten  bringen,  von  der  stelle 
bringen  [1,  74.]. 

SUttlichheit  f.  stattlicbkeit,  hier  mit 
beziehung  auf  Stadt  1,  2,  40. 

Stäubt,  veraltet  pr»s.  von  stieben  = 
zerstieben  I,  2,  77. 

Stechen  bestechen  II,  7,  36. 

Stehen  1.  feil  stehen  ,  liceri  III,  3, 
28.  2  Z  44.  2.  mit  einem  adv. 
z.  b.  schön  stehen,  schön  er- 
scheinen III,  7,  53.  8.  bestehen 
II,  3,  39.  1  Z  97.  4.  beruhen  III, 
4,  38.  5.  dahin  st.  =  dabin  ge- 
stellt bleiben  ZD  131.  6.  dastehen, 
sich  befinden  III,  4,  34.  4,  89. 
7.  st  auf  etwas  =  gerichtet  sein 
auf  etwas   III,  1,  41.   A.  11  v.  7. 

Stein  m.  geschützkugel  I,  9,  8. 

Stelle  haben,  statt  haben  m,  2,  73. 
2  Z  15.  St.  behalten,  bestehen, 
bleiben  I,  3,  36. 

Stellen  c.  dat.  etwas  gewähren  1  Z 
201  V.  8. 

Stollen,  das,  Verstellung  HI,  10,  89. 

Sterben  pr»s.  sterbt  und  stirbt.  Die 
formen  mit  e  sind  trans.,  die  mit 
i  intr.,  erstere  bedeuten  also:  ster- 
ben laßen,  tödtcn  I,  7,  61.  II,  2, 
7-6.  m,  2,  61.  4,  61.  ohne  st  = 
unsterblich  III,  3,  54. 

Stetig  adv.  beständig  II,  2,  70  v.  41. 

Stiohelgeticht  n.  die  satire.  1  vorrede. 

Stiften  anstiften  I,  3,  80. 

Stille  halten,  den  mund  halten  I,  4, 81. 

Stillen  (mhd.)  zur  ruhe  bringen  2  Z 
65.  sich  st,  befriedigung  in  etwas 
suchen  ZD  138  v.  6. 

Stirn   f.   verstand,  geiat   m,   6,   13 


Wortregister. 


781 


Y.  5.    er  hat  keine  stim ,  er  kann 
sich  nicht  schKmen  11,  4,  52. 
Stöckelfisch  m.    Stockfisch,  zugleich 
init  dem  nebenbegriff:    duramkopf 

1,  1,  96.  [Stockfische  1,  79.]. 
Steckern  stottern  II,  3,  59  v.  90. 
Stöhrer  landstreichei*   1   Z   15. 
Stolzer  comp,  von  stolz  II,  3,  58  v.  2. 
Stoßen  verstoßen  2  Z   102  v.  31. 
Strampfen  mit  den  fÜßen  aufstampfen, 

(strampeln)  I,  8,  97. 
Streben    auf    etwas    =   nach     etwas 

m,  1,  47. 
Strecken  ausdehnen  ZD  117. 
Strich   m.    1.    zng,    weg   m,   5,  34. 

2.  nota,  makcl  III,  10,   31.  (obsc. 
das     umherstreichen     liederlicher 
frauenzimmer    vgl.    ZD    157).      3.' 
das   probieren    der   motalle   durch 
die  feile  UI,  8,  27. 

Strietig  im  streit  [2,  80  v.  8.]. 
Strotzig  aufgeblasen  III,  8,  4. 
Strützel  (mhd.  der  strutzel),  ein  läng- 
liches, schmales  gebftck  ZD  68. 
Stück  n.  geschütz  schweren  kalibers 

I,  5,  3. 
Stücken  zerstückeln  I,  2,  72. 
Stümpfen  abstumpfen  II,  3,  59  v.  5. 
Stund,   es  st.  zu  verführen,    es   war 

anzunehmen  I,  3,   80  y.  45. 
Sturm  bieten ,  einen  angriff  auf  jem. 

versuchen   1   Z  201  v.  48. 
Stürzebrücke    f.  fallbrücke   I,  8,   19. 
Sühne  f.  versöhnuug  11,  1.  49. 
Sündenfluß  (mhd.  sintviuot,  sintvluz). 

die  Sintflut  I,  7,  74.  III,  2,  61. 
Süße  f.  die  Süßigkeit  lU,  3,  66. 
Süßen  versüßen  2  Z   101  v.  15. 
Tadelei  f.  der  tadel  III,  9,  66. 
Tapfrigkeit    f.    tapferkeit    II,   2,   67. 

2  Z   102  V.  41. 
Taub  leer,  hohl  I,  8,  61  v.  22. 
Tauern    dauern    III,  9,  29.  2  Z  101 

V.  12. 
Taug,  so  schreibt  L.  stets  das  pr»8. 


von  taugen  in  der  3.  person  (mhd. 

touc)    I,  2,  12.  5,  39.  9,  9.  u.  a. 
Taus    (mhd.    tüs ,   düs)    das  ass    im 

kartenspiel  II,  3,  59  v.  164. 
Tenn    n.  (mhd.)  die  tenne  II,  7,  32. 
Testamenterin    f.    die    ein   testament 

macht  I,  8,  20. 
Teufelei    f.   Schändlichkeit   I,  2,  77. 
Tcufelskoth    m.    assa    foetida   II,   4, 

22.  9,  49. 
Thfttlichkeit  f.  thätigkeit  II,  2,  73. 
Theil  n.  in  juristischem  sinn :  partei 

ZD  10. 
Tb  eilen ,    sich     seitab ,   sich    abseits 

entfernen  III,  6,  44. 
Thcils  tlieilweise  I,  4,  48. 
Theuer  adj.  selten  I,  2,  51. 
Tbörlicb    (mhd.)    thöricht    I,    4,    94 

2  Z   102  V.  154. 
Thrftnbach    f.    jetzt:     thränenstrom 

m,  5,  76. 
Thulich  (noch  bei  Lessing)  thunlich, 

zu  thun  I,  3,  18. 
Thun  etwas    dulden,    nicht   hindern 

III,  7,  85. 
Thurn  m.  thurm  11,  2,  34. 
Tburst  f.  kühnheit,   keckbeit   11,  1, 

38  V.  56.  m,  6,  13  y.  18.  10,  21. 
Tichter,  tiohtkunst  an  vielen  stellen 

statt  dichter,  dichtkunst. 
Tittel,  titul  (lat.  titulus).    1.  anrede 

II,   t,  74.    2.  ruf  m,  3,  55. 
Toben   unklug,    sinnlos  handeln   11, 

5,  31. 
Töblich  thun,  dass.  ZD  165. 
Tockenwerk  n.  Spielzeug  ZD  31. 
Tod    1.    zu    tode    leben    III,    5,   94. 

2.    zu    tode   sterben    ZD    120.    3. 

todtgesuffen,zu  tode  ges.  III,  7,  80. 
Törcht    thöricht   I,    3,  80  v.  15  ZD 

138  V.  5. 
Torkeln  (mhd.)  hin-  und  herschwan* 

ken,  taumeln  I,  2,  63.  III,  6,  68. 
Totter   m.    (mhd.    totere)   dotter  III, 

5,  10. 


782 


Wortregister. 


Tracht  f.  ein  gang  speise,  soviel 
man  auf  einmal  aufträgt  (iat.  fer- 
culum)  I,   10,  69. 

Tragen  1.  eintragen,  einbringen  (nu- 
tzen) III,  5,  27.  2.  den  sinn  (vgl, 
fcrt.  animus:  Ovid.  Met  I,  1.)  2  Z 
102  V.  3.  3.  bei  sieb  bergen,  he- 
gen II,   1,  81. 

Trankgeld    (erst   im   nhd.)    ZD  287. 

Trauen     1.     sich    jem.    anvertrauen 

II,  7,  2d.    2.  sich    etwas  zutrauen 

III,  8,  57.  2  Z  76. 

Trauen    n.  das   vertrauen   II,  8,  89. 

TrUuen,  sich,  sich  vorbinden  11,  9, 
54.  lU,   1,  98. 

Traurigheit    f.   traurigkeit   1  Z    111. 

Trefifen    einen    bnnd    II,    8,   13  v.  8. 

Trefflich    oft   adv.  vor  adj.  ZD  199. 

Treiben  (worte) ,  mit  hast  hervor- 
bringen I,  3,  67  v.  2. 

Treten  unter  sich ,  gering  achten 
in,  5,  96. 

Treugt  (veralt.  pr»:».  von  triegen), 
betriegen  2  Z  102  v.  48. 

Trieb  haben  bei  jem.,  verkehr  ha- 
ben  1  Z  178. 

Trift  f.  weide,  nahrung  II,  9,  54. 

Trillcn  (eig.  drillen  mhd.),  über- 
mäßig plagen,  quälen  ZD  51. 

Trinken  tabak  (noch  jetzt  bairisch) 
t.  rauclien  II,  3,  5.  conj.  prset. 
trunken  I,  10,  10. 

Trinken  n.  der  trank  II,  6,  37. 

Troffen  eingetroffen  I,  5,  54. 

Troinptcr  m.  (im  15  jahrh.  trumpter) 
trompeter  II,  4,  69. 

Trotzen  c.  acc.  (statt  dativ)  HI,  6, 
13  V.  8.  6,  37. 

TrÜglichkeitcn  betrügereien  11,  2,  3. 

Tschwuid  ruf  an  die  zugthicre  zum 
linksgohen  I,  6,  36. 

Tückisch  1.  schelmisch  I,  8,  20  v. 
27.    2.  hinterlistig  I,  8,  74  v.   16. 

Tügen  (mhd.)  taugen  I,  5,  46.  III, 
6,    19.    10,    6.    prsBs.    stets   tang. 


(mhd.    touc.)    prsBt.  tfiohte    III,  9, 

89.  zum  t.,  hinreichend,  genügend 

I,  5,  46. 
Tnrnm   (jetzt   dumm)   thöricht   I,   5, 

38  ZD  165. 
Tnmmelhaftig  geneigt  zum  tammeln 

I,  9,  26. 
Tummeln   taumeln   II,   3,    59  v.  90. 
Üben    (mhd.   üebcu)     verehren      II, 

10,  78. 

Überdämmen  über  den  dämm  fließen 
laßen,  unter  waßer  setzen  m,  5, 63. 

Übergeben  1.  ab-  weggeben  III,  3, 
6.    2.  preisgeben  n,  4,  64. 

Überhäßlich  mebrals  häßlich  III,  9, 18. 

Uberkreiden  schminken  III,  9,  64. 

Überlaaf  m.  zahlreicher  zulauf ,  he- 
lästigung  ZD  56  v.  10. 

Überlaufen  überkommen,  überraschen 
2  Z  86. 

Übersatt  mehr  als   satt  III,   10,  22. 

Üborsatz  das  allzureiche  auftragen 
von  speisen  I,  7,  3. 

Überschlagen  abwägen  A.  15  v.  93. 

Übersetzen  schindrisch,  in  betrüge- 
rischer weise  zu  viel  gewinn  neh- 
men ZD  50  V.  9. 

Übersichtig  1.  nur  auf  das  oberste 
sehend  I,  5,  48.  2  hochmütig 
I,  2,  81. 

Uberständig  überreif  III,  8,  78. 

Überwegen  trs.  an  gewicht  übertref- 
fen III,  9,  22. 

Überweiben,  sich,  zu  viel  weiter 
nach   einander  nehmen  II,   9,  93. 

Übllchkeit  f.  üble  läge,  gewohnheit. 
vorr.  z.  3  taus. 

Um  1.  um-  willen  I,  5,  91.  2.  nm 
und  um  ,    ringsum  m,  5,  66. 

Umbschimpfen  umhorscherzen,  sprin- 
gen A   15  V.  76. 

Umbschränken  umwinden  A  15  v.'  152. 

Umfangen  umgeben  A   16  v.'  14. 

Umführen    intr.    mit.  jem.    umgehen 

11,  1,  52. 


Wortregister. 


783 


Umgehen  im  gebrauch  sein,  geltung 
haben  II,   1,  38  ▼.   10. 

Umgekahrt   umgewandelt  11,   4,    54. 
m,  6,  52. 

Umgewandt,  berumgewandt,  verwan- 
delt I,  3,  4   V.  4.  m,  6,  2. 

Umschanzen  beschützen  A  15  v.  142. 

Umstand  m.  schwangerschafc  1  Z  144. 

Umstäuben   wie    staub    umherfliegen 
[2,  46  V.   12.]. 

Umstehen    leugnen,    vorr.   z.  3  taus. 

Um  Wechsel  m.  Verwandlung,    Verän- 
derung III,  10,  56. 

Unablöschlich  unauslöschlich  I,  10, 7. 

Unartig  aus  der  art  schlagend  I,  3,  44. 

Unbefreit   der    freiheit  beraubt  I,  8, 
99  V.  33. 

Unbehellt  ungefragt  II.  10,  61. 

Unbercut   act.    ohne    zu   bereuen  II, 
2,  35. 

Unbewußt  n.  Unkenntnis  I,  5,  11. 

Ungeachtet  mit  acc.  A   11  v.   10. 

Ungedäuet  unverdaut  I,  1,  63. 

Ungefochten  act.  ohne  gefochten  zu 
haben  II,  3,  74. 

Ungegleicht  ungleich  HI,   1,  50. 

üngeirrt  ungestört  A   13  v.  22. 

Ungenesen   n.  krankheit,  unheil  III, 
2,  20. 

Ungeschlafen  act.  ohne  geschlafen  zu 
haben  III,  6,  73. 

Ungesscn  act.  ohne  gegeßen  zu  ha- 
ben III,  6,  73. 

Ungestalt  misgestaltet  m,  6,  92. 

Ungestohlen   act.  ohne   gestohlen  zu 
haben  III,  2,  4. 

Ungrisch  ungarisch  I,  3,  37. 

Unmensch    m.    wunderbarer    mensch 
U[,  9,  46. 

Unmuth    m.    kleinmut ,    Verzagtheit 
in,  2,  95. 

Unruh  f.  die  feder  in  der  uhr  I,  5,  40. 

Uns  abgek.  für  unsre  I,  9,  19. 

Unten   liegen    unterliegen    1    Z   201 
V.  59.  m,  1,  82.   10,  94. 


Untergeben  ,  sich ,  sich  unterwerfen, 
sich  preisgeben  (obsc.)  III,  1,  59. 
u.  sein,  unterworfen  sein  11,  2,  70 
V.  42. 

Untersaß  m.  unterthan  I,  8,  47  v.  8. 

Unterscheid  m.  [1,  10.] 

Unterschiedlich  kennen ,  zu  unter- 
scheiden vermögen  11,  3,  59  v.  70. 

Unterstreckt  darunter  gebreitetZD  192. 

Unterwegen  auf  dem  wege,  nahe 
daran  in,  7,  39. 

Unterwinden,  sich,  frech  wagen  1  Z 
201  V.  41. 

Unverdacht   unbedachtsam   I,    3,  88. 

Unverdiente,  der,  in  activ.  sinn:  der 
nicht  verdient  hat  I,  6,   11. 

Unverfreit  ungemischt  I,  6,  88. 

Unvergunnt  unerlaubt  in,  5,  99. 

Unverhindert  ungehindert  A  15  v.  86. 

Unvermüglich  unmöglich  I,  2,  57. 

Unvernunften  pl.  A  11  v.  3. 

Unzerzogen  (aussprechen),  von  zwei 
nebeneinander  stehenden  vocalen 
nur  den  ersten,  nicht  auch  den 
zweiten  aussprechen,  wie  in  ie  das 
i.  vorr.  z.  8  taus. 

Urgesachet  verursacht  n,  8,  92. 

Urteln  urtheilen  2  Z  85. 

Vatergrund  m.  heimat  A  15  v.  131. 

Veilken  (schles.  velken),  veilchen 
I,  3,  2. 

Venushflgel  die  brflste  m,  9,  61. 

Verbessern  ändern ,  bcßer  machen 
in,  3,  76. 

Verbinden  ,  sich ,  sich  verbindlich 
machen  III,  2,  83. 

Verblasen  den  wind,  pedere  II,  1,  94. 

Vorblenden  blind  machen  in,  8,  23. 

Verbösem  verschlimmern  I,  1,  90 
V.  4.  4,  18.  4,  29.  (vgl.  gebösert. 
Simpliciss.  I,  230.) 

Verbrennlich  zum  verbrennen  be- 
stimmt  I,  7,  32. 

Verbringen  vollbringen  I,  4,  86.  HI, 
6,  13  y.  80. 


784 


Wortregister. 


Verbürgen  c.  acc.  d.  pers.,  jemanden 
bürgschaft  leisten-  schwören  laßen 
III,  6,   13  V.  21.' 

Verdacht  verdächtig  1   Z  62. 

Verdanken  mit  dank  vergelten,  ab- 
lohnen II,  5,   37.     ' 

Verderbt  und  verdirbt,  die  formen 
mit  e  sind  trs.,  die  mit  i  intr. 
III,  4,  4.  (vgl.  sterben). 

Verdrieß  m.  verdruß  I,  6,  74. 

Verdrießig   verdrießlich    III,    10,  98. 

Verfallen  fallen,  in  verfall  gcrathen 
ZD  224. 

Verfangen  (ahd.  firOlhan) ,  nützen 
II,  10,  90. 

Verfaßt  1.  eingefaßt  II,  1,  20.  2. 
geordnet  II,  6,  89.  3«  c.  dat.  d. 
Sache,  ergeben  1  Z  63. 

Verfechter  vorfechtcr ,  propugnator 
m,   10,  21  V.  4. 

Verfliegen  hinwegfliegeu  I,  7,  49. 

Vei freien,  sich  zu  jem.,  jem.  freien 
n,  1,  93.  m,  5,  43. 

Verfügen  anordnen  III,  6,  10  v.  17. 

Verführen  beweisen  1  Z  129.  I,  3, 
80  v.  45. 

Vergaukeln  ausgelöscht  werden,  ent- 
schwinden III,  5,  48  V.  41. 

Vergeben  adj.  vorgeblich  II,  10,  80. 

Vergeben  1.  ausgeben ,  überlaßen 
1  Z  144.  2.  nach-,  erlaßen  I,  5,  63. 

Vergebens  1.  umsonst,  gpratis  I,  5, 
63,  wo  es  pleonast.  in  Verbindung 
mit  umsonst  steht.  2.  zwecklos, 
nutzlos  n,  10,  33. 

Vergehn,  sich  verirren  III,  3,  47. 

Vergelt  m.  entgelt,  belohnang  U,  2, 39. 

Vergleich  m.  abrechnung,  ausgleich- 
ung  I,  5,  97. 

Vergnügen,  sich,  s.  begnügen  III, 
4,  10. 

Vergnügen  n.  die  genügsamkeit,  Zu- 
friedenheit II,    1,  34  ZD  44. 

Vergnüglichkeit  f.  dass.  III,  2,  77. 
4,   10.  5,  96.  2  Z  46. 


Verguunt   (mhd.)    vergönnt,    erlaubt 

II,  2,  53.  ni,  6,  99. 
Vcrhaft    1.    verpflichtet,    ergeben    I, 

1,  43.  5,  52.  2  Z  69.    102  v.   12. 

2,  behaftet  II,  3,  96.    3.   v.    blei- 
ben,    hängen,   haften   bleiben   II, 

3,  59  V.  100. 

Verhaften  festhalten,   an  sich  feßeln 

II,  4,  65. 
Verhandeln ,  sie    steht    za    v.,    steht 

feil  2  Z  44. 
Verhängt  hängend  I,  5,  3  v.   18. 
Verharten  hart  bleiben  II,  1,  92. 
Verhegt  eingehegt,   versteckt  II,  3, 

57  V.  24. 
Verheischon   versprechen   U,    1,    81. 
Verheischung    f.  das  versprechen  II, 

3,  89.   1  Z   187.  2  Z  10: 
Verheiß  m.  dasselbe  II,  S,  89. 
Verhelfen    auf  die    sohlen ,    wieder 

aufhelfen  ZD  193. 
Verhohlen,    hier  wol   subst.    partio. 

das  versteckte  (obsc)   1  Z  29. 
Verhohlen   vergraben,    verbergen   I, 

8,  5.  4,  40.  n,  9,  48. 
Verhüten  behüten  III,  3,  56. 
Verkehren  verwandeln    I,   3,  4  v..  8. 
Verkerkem  einkerkern  ZD  210. 
Verl^rnchen  part.  prost,  v.  verkriechen 

I,  7,  65  V.   18. 
Verlag  m.  1.  auslage,    Unkosten  III, 
*  2,  37.    2.  unterhalt  ZD  48. 
Verlassed  hinterlaßen  II,  7,  18. 
Verlast    verak.     prat.    v.     verlieren 

(mhd.  Verliesen)  II,  6,  89. 
Vcrlaubcn  n.  erlaubnis  ZD  33. 
Verlegen     adj.    unschön     geworden 

durch  langes   liegen   I,  2,  94.    II, 

3,  61. 
Verleiben   in   einen   leib    DI,  7,  61. 
Verleurct    (bair.     neben^  verlenscn), 

verliert  I,  7,  18.  2  Z  97  v.  63. 
Vermänteln  bemänteln  11,  9,  60. 
Vermeint  vermeintlich  IQ,  4,-  17. 
Vermerk  m.  tadel,  noU  ZD  239. 


Wortregister. 


785 


Yennerken    1.    bemerken    III,   2,   3. 

2  Z  102  y.  65.     2.  yerstehen  2  Z 

102  ▼.  104. 
VermSglichkeit  f.  dhB  yermSgen,  opes. 

1,  7,  46. 

Vermögen  n.  1.  d.  f&bigkeit  ZD  121. 

2.  vermögen,  opes.  11,  1,  67. 
Vernehmen    lassen,   sich  dies,   sieb 

dahin  v.  1.  III,  4,  8. 

Vemene(r)n  ernencm  I,  4,  20.  2  Z 
101  ▼.  3. 

Verobligiren  yerpflichten,  gewinnen 
n,  1,   38.  ▼.  26. 

Verpachten,  sich,  s.  hin-  ergeben 
A  12  Y.  30. 

Verpflicht  verflochten  I,  1,  38. 

Verprachem  (Lessing  richtiger:  ver- 
prachten)  mit  geprftnge  durchbrin- 
gen, verschwenden  2  Z  75. 

Verpurpem  roth  schminken  I,  5,  32. 

Verrathen  durch  schlechten  rath  ver- 
derben II,  2,  81. 

Verraucht  wie  der  raach  verflogen 
II,  2,  70  V.  22.  4,  84. 

Verreiten  1.  sn  schänden  reiten,  sn 
gründe  richten  I,  1,  37.  2.  ver- 
rechnen in,  8,  2. 

Verrichten  mit  folgendem  Infinitiv, 
unternehmen  etwas  zQthunlll,  5,  7. 

Verschämlichkeit  f.  schamhaftigkeit 
I,  3,  18.  (vergl.  Zinkgref  I,  346 
unverschamigkeit). 

Verschildwaobt  sein,  sur  schildwache 
haben,  bewacht  werden  2  Z  99 
V.  7. 

Verschimpfen  schimpfieren,  beschim- 
pfen III,  1,  96. 

Verschlnnden  gierig  in  den  schlnnd 
hinabbringen,  verschlingen  n,  2, 
50  V.   16. 

Verschossen  erschoßen  III,  8,  91. 

Verschrnmpen  zusammen  dorren  III, 
10,  42. 

Verschweigen, sich,  sich  verheimlichen 
m,  2,  40. 
Lofia. 


Verschwommen  Qberschwemmen  Ilf, 
5,  52. 

Versehen  1.  fibersehen  I,  2,  20.  2. 
nachsehen,  verzeihen  2  Z  95.  8. 
begehen,  fehlen,  verschulden  II,  2, 
33.  2  Z  95.  4.  sich  einer  sache 
V.,  etwas  voraussehen  ZD  188.  5. 
part.  prsBt  versorgt  II,  2,  33. 

Vorsehung  f.  die  Versorgung  II,  2,  88. 

Versessen  verlegen,  unansehnlich  ge- 
worden ni,  5,  48  V.  44. 

Versetzen  1.  besetzen  m,  3,  58.  2. 
um-  abftndem,  verderben  m,  3,  37. 
3.  dahingehen,  preisgeben  HI,  8, 
60.  ZD  50  V.  10.  ZD  52. 

Versinken  versiegen,  eintrocknen  ZD 
216. 

Verspeien  anspeien,  verachten  1, 7,  69. 

Versprechen  tadeln  11,  9,  46.  lU, 
10,  23. 

Verstand    1.   erkenntnis,    einsieht  I, 

5,  3  V.  13.  2.  Verständnis  II,  8,  92. 
Verstanden  (ein  pfand)  nicht  eingelöst, 

daher  verfallen  II,  3,  24. 

Versterben  sterben  I,  5,  51.  II,  2,  69. 

Verterb  m.  Verlust  A  11  v.  10. 

Verthun  1.  sich  onrecbtm&ßig  aneig- 
nen und  vergeuden  I,  7,  11.  2.  un- 
terbringen, ausleihen  I,  5,  12. 

Vertragen  ertragen  m,  3,  27. 

Vertreulioh  durch  treue  verbunden 
I,  8,  98  V.  20. 

Vervielen  vermehren,  multiplicare  I« 
7,  18. 

Vervöllen  in  dii  grab,  in  das  grab 
legen  und  mit  erde  lufUllen  II,  4, 9. 

Verwegen  aufs  spiel  setzen  I,  8,  84. 

Verwaschen  gftnslioh  abwaschen  m, 

6,  12. 

Verweiben  zum  weihe  werden  m,  7, 

61. 
Verweilen  trs.  verzögern,  verlängern 

A  13  V.  8. 
Verwiedem  verweigern  I,  8,  64. 
Verzeihen,  sich    einer  sache,  einer' 

50 


786 


Wortregister. 


saohe  entsagen  I,  7,  34.  7,  48.  8, 

99  y.  34.  ZD  129. 
Verzielen   falsch    zielen,   daher    das 

ziel  verfehlen  II,  2,  83. 
Verzflcken    in    Verzückung  gerathen 

I,  10,  19. 
Vexieren  1.  vexare,  quälen  I,  9,  48. 

1   Z    112.    2.  zum  besten  haben, 

necken  11,  3,  80.   6,  14. 
Viech  n.  vieh  1,  6,  88. 
Vielfaohehe  f.  Übersetzung  von  poly- 

gamie  III,  3,  56. 
Vielgefüßt  vieimßig  I,  5,  3. 
ViergefSßt  vierfSßig  I,  8,  80. 
Vierung  f.  quadratur  11,  4,  43. 
Vögeln  p1.   ohne  umlaut   (mhd.   vö- 
gele) A   10  v.  27.  ni,  6,  74. 
Voll    (sc.  von   wein)   betranken  ZD 

184. 
Völle  f.    1.  die  fülle   HI,  5,    63.    7, 

52.    2.   vom  monde:  in    der  volle 

m,  4,  3,  an  der  v.  11,  1,  53.  (vergl. 

Lenau,  des  mondes  volle). 
Völlen  vollmachen,  anfüllen  I,  3,  33 

V.  4.  m,  2,  100.  II,  6,  83. 
Völlig  gänzlich  lU,   10,  97. 
Vor  adv.  vorher,  früher  I,  1,  37.  4, 

57.  n,  2,  41.  2,  50  V.   16.   2,  54. 

7,  98.    9,  58.   m,    8,    22.    8,    98, 

ZD  25. 
Voran  vorher  I,  8,  99  v.  94. 
Vorkommen  vorgelaßen  werden  1  Z 

57. 
Vorlehn  n.  darlehn  m,  7,  45. 
Vormünden  pkr.  1  Z  107. 
Vormündschaft  f.  III,  8,  2. 
Vornen  gehn,  fortgehen  I,  6,  98. 
Vorschub  m.  beistand,  hilfe  III,  8,  22. 
Vorteln.  der  vortheil  I,  7,  33.  ZD  201. 
Vortelhaft  auf  vortheil  bedacht  I,  8, 

4  V.  45. 
Vorteln  auf  vortheil  bedacht  sein  II, 

4,  73. 
WAchsig  wachsen  I,  8,  94. 
Waffen   n.   (mhd.)    1.   die   waffe    II, 


5,  12.  2.  Wappen  I,  5,  18.   III,  2, 

54.  3,  97.  2  Z  102  V.  28. 
Waffenanstand  m.  Waffenstillstand  I, 

1,  4. 
Waffenfest  durch  zaubermittel  gegen 

Verwundungen  geschlitzt  I,  4,  67. 
Walde  pl.  von  wald  A  15  v.  34. 
Wallen  n.  wallfahrt  I,  5,  59. 
Wandel   m.   tausch,    Veränderung  I, 

7,  53. 

Wandeln    1.   verwandeln,    ändern  I, 

1.  56.  1,  90.  9,  2.  m,  2,  92.  2. 
eintauschen  ZD  72. 

Wann  1.  conj.  der  zeit:  dann  wenn 
n,  10,  57.  ZD  108.  2.  conJ.  d.  be- 
dingung:  wenn  III,  10,  59.  2  Z  47. 

Wannen,  von  wannen  woher  II,  2,  66. 

Wanst  m.  I,  3,  83  v.  4.  8,  19.  9, 
92. 

Wapfen  n.  (mhd.  wApen)  wappen  11, 

8,  42. 

Wärmde  f.  wärme  I,   8,   20.    9,  10. 

n,  9,  15.  in,  7,  40. 
Was  1.  etwas,  einigermaßen  l,  8,  5. 

III,  2,   57.    5,  68.    A    15   v.    104. 

2.  etwas   bedeutendes  III,   4,   46. 

3.  partit.  mit  folg.  genit.  wie  viel 
I,  3,  10.  3,  83  V.  21.  5,  48.  6, 
82.  9,  87.  m,  8,  87.  4.  so  sehr, 
so  viel  nur  immer  I,  2,  85. 

Waserlei  welcherlei,  von  welcher  art 
n,  3,  62. 

Wäscher  m.  Schwätzer  I,  10,  11. 

Wftschhaftig  schwatzhaftig  II,  6,  69. 

Wäschhaftigkeit  f.  schwatzhaftigkeit 
m,  10,  53. 

Wasserbau,  hier  obscön:  die  weib- 
liche schäm  III,  8,  84. 

Watsack  m.  (mhd.  wät)  mantelsack 
I,  8,  48. 

Webe  n.  gewebe  A  15  v.  111. 

Weberknopf  m.  weberknoten  1, 10.  83. 

Weder-weder  =  weder-noch  III,  4,  64. 

Weg,  an  w.  legen  =  jem.  etw.  in  den 
weg  legen  in,  4,  68. 


Wortregister. 


787 


Wegfinden,  sich,  verschwioden  III. 
7,  13. 

Wegzünden  rerbrennen  I,  7,  32. 

Wehren  1.  bewfthren  I,  8,  80  v.  75. 
2.  dafür  w.  intr.  fGlr  etwas  eintre- 
ten Uly  6,  5. 

Weiben.  sieb  beweiben,  beirathen  II, 

6,  84  ▼.  80. 

Weibesvolk  n.  ftbnlich   gebildet  wie 
mannsvolk  III,  9,  77. 
,  Weibling   m.   weibischer    mann    III, 

7,  61. 

Weidemann  (mbd.)  jäger  1  Z  53. 

Weil  als  temp.  conj.  1.  damals  als 
III,  3,  52.  2.  so  lange  als  I,  2. 
27.  8,  69.  II,  9,  72.  III,  7,  46. 

Weiland  (mbd.  wtlent)  ehemals  II, 
7,  37.  7,  92.   III,  5,  51.  ZD  52. 

Weile  f.  die  zeit,  muße  III,  5,  24. 

Weisen  (part  geweist)  zeigen  ZD 
167.  sich  weisen,  sich  zeigen,  of- 
fenbaren,, bewiesen  werden  II,  2,  32. 

Weiß  (oandidus)  lauter,  rechtschaffen 
I,  8,  69  ▼.  27.  II,  7,  25.  8,  19 
2  Z  99  Y.   12. 

Weißen  weiß  werden  A  12  ▼.  17. 

Weit  bei  weitem  I,  8,  8.  8,  19. 
▼.  14, 

Wen  zs.  jeden  beliebigen ,  qaemlibet 
III,  8,  1. 

Wenden  (mbd.)  sich  bis  zu  einem 
bestimmten  punkte  bewegen,  auf- 
hören A  8  y.  27. 

Wer  =r  irgend  Jemand  II,  2,  54.  III,  6, 
96. 

Werben  sich  verschaffen,  erwerben 
I,  10,  39.  III,  1,  82.  A  12  ▼.  16. 

Werthsam  theuer  I,  4,  72. 

Wesen  n.  existenz,  leben  III,  2,  20. 

Wette  f.,  in  die  w.  leben,  um  die  w. 
I,  2,  68.  in  die  w.  stehn  III,  8,  10« 

Wetter  n.  donnerwetter,  lärm  I,  2,  48. 

Wichtig  anmaßend  III,  6,  19. 

Widerfrieden  m.  friedensfeind  1  Z  198. 

Widerton  m.  das  eoho  II,  2,  22. 


Wie  daß?  1.  häufig  angewendete 
ellipse:  wie  kommt  es  daß?  qui 
fit?  I,    1,   90.    2,    19.  2,  28.    III, 

6,  1.  8,  58.  8,  76.  10,  95.  Als 
antwort  darauf:  drum  daß  III,  10, 
4.    2.  wie  so?  warum?  I,  7,  82. 

Wiebeln   sich  lebhaft  durcheinander 

bewegen  I,  7,  50. 
Wieder  andrerseits  III,  10,  97. 
Wiederkäufler  m.  wieder  Verkäufer  III, 

4,  70. 
Wiederlegen   1.  erwiedem,  wiederer* 

statten  II,  10,  65.  2.  sich  w.,  sieb 

widersetzen  III,  8,  90. 
Wiederzins  m.  zins  vom  zins  II,  6,  68. 
Wiegern  wiehern  II,  5,  89. 
Wiener  m.  eine  kleine  scheidemüns« 

II,  6,  12. 

Wil,  es  w.  mir  nicht  ein,  es  will  mir 
nicht  in  den  sinn  I,  5,  94.  s.  recht 
wollen,  8.  rechtfertigen  m,  2,  40. 

Windei  n.  ein  taubes  ei  ZD  256. 

Wirth  m.  landwirt  I,  4,  15. 

Wirthlich  freigebig  II,   2,  70  v.  74. 

Wissenheiten  p1.  Weisheit  A  8  v.  18. 

Wissenschaft  f.  das  wißen,  die  künde 

1,  3,  48. 

Wißlich  wißentlicb  III,  10,  98. 
Wittib  t  Witwe  III,  1,  97.  8,  9.  ZD 

65.    witbe  ZD  211. 
Wittiber  m.  witwer  ZD   65.    witber 

ZD  211. 
Witz  f.  (mbd.  witze  f.)  1.  das  wißen 

III,  8,  16.  2.  Weisheit  II,  1,  79. 
8,  1.  ZD  175.  8.  verstand  III,  5, 
48  V.  41.  9,  6. 

Witzel  m.  der  witzling  I,  10,  11.  II, 

2,  92.  1  Z  100.  m,  8,  91. 
Witzig  klug,  verständig  III,  6,  76. 
Wo  1.  irgendwo  I,  1,  24.  4,  94.  III, 

7,  1.  7,  57.  II,  9,  88.  2.  irgend 
wie  ZD  64.  8.  falls,  wofern  [2, 
71  V.   12]  III,  9,  18. 

Wolbedacht  m.   bedachtsamkeit  ZD 
174. 

50* 


788 


Wortregister. 


Wolbespracbt  spraohkandig  III,   10, 

Wolbewaßt  m.  das  gute  gewißen  II, 

10,  66.  2  Z  99  V.  28. 
WolfeUkeit  I,  8,  65. 
WollentrttgerTolk   d.    schaafe   II,  2, 

70  V,  77. 
Wolvemanften    pl.    yernünftige    an- 

siebten  III,  6,  48  y.  U. 
Wunddr  d.  d.  meerwander,  seetbiere 

III,  9,  77. 
Wunder  adj.  wunder-,  sonderbar  2*Z 

102  V.  115. 
Wunderbar  wunderlicb,mürriscb,1, 7,2. 
Wundernng  f.  Verwunderung  2  Z  102 

V.  85. 
Wurm  m.  1.  lindwurm,  dracbe  I,  3, 

80   y.   72.    2.   floh    I,    3,   86.  pl. 

warme(r)   II,  6,   46.   ZD  82.  112 

=  kinder  I,  6,  68.  HI,  10,  57. 
Wurzeln  in  c  acc,  wurzeln  treiben 

III,  2,  43. 
Wust  m.  schmutz,  unrath  I,  9,  84. 

10,  59.   II,  8,  8.    III,  1,  62.    2  Z 
102  y.   101. 

Wüßt  (yon  wißen)  das  wißen  II,  7, 
7  V.  17.  ohne  wüßt,  unbedachtsam 
III,  5,  100. 

Wäthig  wütend,  leidenschaftliob  I,  9, 
46.  II,  1,  37. 

Wüthigkeit  f.  wut,*  leidenscbafkliohkeit 

11,  1,  93. 

Wfltterei  f.  das  wüten  I,  4,  75. 

Zagheit  f.  Zaghaftigkeit  I,  1,  85.  II, 
1,  37. 

Zahlen  bezahlen  III,  10,  84. 

Zahm,  vom  wein  gebraucht:  mild  I, 
8,  12. 

ZahngewSsser  n.  subst.  gebildet  aus 
der  sprich wörtl.  redensart:  es  lauft 
einem  das  waßer  im  munde  zu- 
sammen in  der  erwartung  eines 
angenehmen  genußes  III,  8,  38. 

Zankeisen  n.  bezeichnung  für  eine 
zanksüchtige  person  II,  5,  4. 


Zärtelei  f.  Terweichlichting  A  1 1  ▼•  H* 

Zärtig  zart  III,  10,  24. 

Zftrtlioh  (fügen)  fein,  gewandt  (ersin- 
nen} I,  5,  55. 

Zftrtlichkeitf.  yerweichlicbnogf  1, 8,69. 

Zäumen  im  zäume  halten  III,  4,  48. 

Zeche  f.  1.  trinkgelage  I,  2,  18  r. 
3.  2.  zunft,  handwerksgenofien- 
schaft  I,  2,  13  y.  1.  III,  8,  I. 

Zedel  m.  (lat  schedula)  1.  speiseset- 
tel    1  Z  86.    2.  diplom    1,   6,   97.  < 
3.  yerzeichnis,  Stammrolle  ZD  284. 

Zeihen,  sich,  sich  yorwerfen  I,  9, 
88  y.  7. 

Zeit  f.  in  der  zeit,  diesseits,  auf  er- 
den I,  2,  73.  2  Z  99  y.  8. 

Zeitfolge  f.  die  kunst,  sich  in  die 
zeit  zu  schicken  III,  5,  29. 

Zeitgeformt  adj.  zeitgemäß  III,  4,  41. 

Zeitkleider  kl.,  die  gegenwärtig  in  der 
mode  sind  III,  4,  74. 

Zeitlich  1.  im  gegens.  zu  bimmliscb: 
irdisch  I,  5,  25.  2.  im  gegens.  sn 
jenseits :  hinieden  III,  1, 36. 8.  frfib- 
zeitig  II,  4,  84.  4.  bei  zeiten  III, 
6,  35. 

Zeityernichten  n.  die  yergeadung  der 
zeit  III,  4,  66. 

Zeitung  um  tragen,  nacbricbten,  ge- 
rüchte  umhertragen  2  Z  102  y.  61. 

Zerrütten  auflockern  A  15  y.  118. 

Zerstücken  zerstückeln  I,  3,  59. 

Zeug  m.  (wie  mhd.  ziuo)  gerätbsohaft 
1  Z  105. 

Zeugen  bezeugen  I,  2,  21.  III,  6,  18. 

Ziehn  n.  zinn  I,  2,  8.  3,  7. 

Ziemet  m.  zimt  II,  5,  32  t.  8. 

Zierden  zierrathen  III,  5,  50. 

Zins  f.  III,  7,  45. 

Zinsbar  ergeben  I,  8,  89.  III,  2,.  5. 
ZD  42. 

Zippelpelz  m.  kleidnngsstüok  der 
bauem  H,  8,  86.  daher:  „bienen, 
dio  sonst  zippelpelze  tragen" :  baa- 
em  2  Z  8. 


Wortregister. 


789 


Zoh  pr»t.  Y.  liehen  (mhd.  zdch)  ZD  91. 

Zörnen    (mhd.  zornen),   zürnen  f,  1, 

87.  8,  99  y.  44.  10,  66.   1  Z  161. 

Zacken    zücken    (ein   schwort)    III| 

2,  22. 

Zuckern   fiberzookem,    süß   machen 

HI,  6,  13. 
Zucht  f.  1.  scheu,  Tersch&mtbeit  U, 

3,  57  V.  18.  2.  sittoamkeit  II,  3, 
57  Y.  12.  1  Z  60.  3.  Zeugung  I, 
5,  12.  4.  das  erzeugte,  das  werk 
II,  10,  100. 

Zugedackt  zugedacht,  beabsichtigt  1 

Z  111. 
Zugesippet  verwandt  III,  6,  59. 
Zulesen  zuschreiben  II,  9,  38. 
Zunft  p1.  zunften  ZD  50  A  1 1  v.  2. 
Zunge,  zertheüte  z.,  doppelzüngigkeit, 

falschheit  III,  6,  94. 
Zungendrescher  gewißeniose  redner; 

liier  betrügerische  advokaten  I,  5, 

37. 

Zungcnhonigykfihnezusammensetzung 
für:  honig  auf  der  zunge  I,  8,  74 
V.  14. 


Zurathen  durch  rath  unterstützen,  zu- 
reden III,  5,  31. 

Zusfttzliches  wort,  Übersetzung  Yon 
adjectivum  I,  5,  88. 

Zuschrift  Zueignung  II,  8,  51. 

Zustellen  übertragen  (ein  amt)  ZD  74. 

Zusterben  pass.  durch  den  Tod  eines 
andern,  durch  erbschaft  zuertheilt 
werden  2  Z  88. 

Zuvorher  zuvor  II,  6,  60. 

Zweien  entzweien  III,  7,  28. 

Zweifelkind  n.  ein  kind,  dessen  vater 
unbekannt  ist  II,  5,  40. 

Zweifeln  trs.  bezweifeln  II,  1,  75. 
imp.  es  zweifelt  mir  =  ich  bin 
im  zweifei  III,  4,  20. 

Zweispftnstig  widersprechend,  feind- 
lich I,  3,  26  [2,  78.] 

Zweiträchtig  zweimal  frucht  tragend 
ZD  147. 

Zwene  (mhd.  zw^ne)  I,  2,  54.  ZD  65. 

Zwier  (ahd.  zwiront  mhd.  swiren) 
zweimal  I,  3,  4  v.  30. 

Zwingen  bezwingen  III,  2,  95. 

Zwo  (mhd.  zwd,  zuo)  zwei  III,  7,  49. 


790 


SACHREGISTER. 


DI«  rSadfelM  tUfer  buel^nat  dai  taiuend,  die  ent«  tfftbkKhe  dM  haiidtrt,  die  swelte 
erablMlie  die  nnmmer  des  gedlehte.  1  Z  beseiehnet  die  1  sagabe  (s.  409—441)»  S  Z  die 
t  sngebe  (a.  610— 6S4),  ZD  die  svgebe  wKhrend  des  drneki  (i.  086—^5),  A  den  MÜung 
{ß.  676~e8S). 


ABC  der  liebe  III,  1,  6. 

Abend  II,  8,  79. 

Abendmahl  III,  4,  8. 

Aber  n,  7,  80. 

Abfall  der  menschen  III,  7,  99. 
▼om  glaaben  I,  5,  75.  III,  3,  6. 
5,  59. 

Abschied  eines  verstorbenen  I,  3,  45. 
von  einer  gestorbnen  freondin  II, 
2,  70.  von  einer  gestorbnen  gattin 
I,  8,  69. 

Abwechselung  in  der  ehe  1  Z  23. 

Abweisen,  gütiges  II,  8,  28. 

Achat,  wertvoller  II,  6,  67. 

Ackerbau  III,  6,  85. 

Acker  der  frauen  II,  5,  56. 

Adam  I,  8,  1. 

Adel,  alter  I,  2, 99.  2, 100.  UI,  1, 87. 
erbUcber  HI,  5,  72.  hober  I,  4,  8. 
rechter  I,  7,  99.  lU,  9,  89.  unter- 
drückter 11, 6, 44.  lU,  1, 89.  «wcier- 
lei  III,  6, 11.  sweifelhafter  1, 8, 58. 
IZ  45. 

Adeisbrief  I,  4,  77.  II,  5,  72. 

Adelsfeinde  I,  1,  87.  10,  14. 

Aderlaß  der  redlicbkeit  I,  7,  44. 

k  la  mode  1, 10,29.  11,4,  K  1  Z  177. 
in,  2,  71. 

Alchimie,  theure  II,  6,  76. 

Alchimisten  2  Z  7. 

Alexander  d.  Or.  II,  9,  100. 


Allen  gefallen  I,  8,  38.  2  Z  71. 

Alles  auf  Gott  II,  8,  54.  a.  schon  da- 
gewesen II,  7,  98.  a.  sn  seinem  Ur- 
sprung I,  6,  84. 

Alt  und  jung  III,  1,  84.  9,  42. 

Alte,  kranke  II,  6,  1. 

Alter,  der  jngend  hintertheil  II,  8,21. 
der  weit  II,  9,  44.    des  krieget 

I,  7,  2.  des  menschen  II,  2,  28. 
die  Tier  A  12.  ehrwürdiges  III, 
10,  71.  erwünschtes  III,  4,  56. 
frommes  UI,  I,  27.  geiiiges  III, 
3,  1.  3, 8.  krankes  n,  5, 42.  1  Z  81. 
a.  und  hochzeit  I,  4,  42.  a.  und 
Weisheit  ZD  58.  verachtetes  III, 
8,  2.  2  Z  62. 

Alter,  gestorbner  HI,  3,  10.  verach- 
teter II, -6,  10.  7,  22.  1  Z  51. 

Ataor  III,  5,  86. 

Amors  kohlen  I,  5,  41. 

Amt  I,  6,  62.  m,  2,  28. 

Amtleute  1  Z  194.  m,  9,  91. 

Amtschreiber  III,  1,  72. 

Amt  und  gunst  II,  3,  58. 

Amtsbeschwerden  III,  8,  77. 

Andreasabend  ZD  205. 

Anfang,  guter  III,  2,  80.  a.  ist  schwer 
III,  5,  64.   a.  und  ende  I,  7,  100. 

Angesicht,    menschliches    I,   7,   19. 

II,  8,  23. 

Anlagen,  ungeübte  III,  8,  67. 


SacLregistor. 


791 


Anna  Sophia,  herzogin  von  Brieg  II, 
6,  71.  9,  6.  HI,  8,  7.    eine  blume 

1  Z  25.  III,  9,  49.  ergebenheit  für 
ZD  62.  krank  II,  6,  4.  6,  5. 
Logaas  muse  1  Z  13.  tadellos  III, 
8,  8.  über  die  geburt  eines  prinsen 
III,  4,  79.  von  herzog  Lndwig 
verehrt  A  8.  9.  vor  dem  Spiegel 
III,  4,  20. 

Anna  Sophias  anmut  I,  8,  96.  bild 
II,  2,  44.  2  Z  79.  frömmigkeit  II, 
1,  20.  schmuck  III,  1,91.  ZD  71. 
Schönheit  I,  10,  19.  10,20.  tugend 
I,  10,  34.   1  Z  26.  III,  8, 54.  8,  77. 

2  Z  100.  A  14.  Unsterblichkeit  III, 
3,  82.  9,  28.    wits  II,  1,  22. 

Anrede  „Ihr*"  ZD  196. 

Anschläge  III,  1,  87. 

Ansehen  II,  9, 18.  verfehltes  II,  2.  83. 
vermindertes  U,  3,  64. 

Apfelbiß  III,  3,  76.  8,  75. 

Apotheke  11,  8,  67.   der  weit  II,  9, 49. 

April  II,  10,  34.  der  erste  II,  3,  80. 
A.  und  Mai  1,  3,  3. 

Arbeit,  bescheidne  1,9,  18.  gesegnete 
I,  1,  98.  2,59.  a.  in  der  liebe  III, 
3,  93.  a.  und  lohn  1  Z  81.  III,  9, 
1.  a.  und  vergnügen  II,  6,  97.  ver- 
gebliche I,  7,  52.   10,  80. 

Arbeitoamkeit  lU,  7,  83. 

Argwohn  II,  3,  34.    1  Z  93. 

Arm  auf  erden  I,  2,  73.  ein  narr 
I,  2,  91. 

Armen,  gesundheit  der  11,  2,  2. 

Armut  1,5,64.  111,4,12.  4,95.  ZD9. 
sichre  1,  3,  98.  a.  und  alter  II,  9, 
20.  a.  und  blindheit  I,  4,  93.  a. 
und  reich  tum  III,  1,  86.  3,  24. 
verachtet  III,  6,  44. 

Art,  französische  II,  2,  12. 

Artischocken  II,  5,  28. 

Arznei,  allgemeine  II,  7,87.  der  liebe 
111,4,26.  4,60.  die  beste  1,4,41. 
gegen  gicht  II,  6,  65.  köstliche 
UI,  5,  41. 


Arzt  und  bauer  I,  6,  64.  a.  und  weiser 

1,  7,  24.  wirkungsreicher  II,  9,  47. 
ZD  231. 

Ärzte  I,  10,  61.  II,  2,  88.  1  Z  24. 
III,  4,  51.  8,  96.  9,  80.  ZD  152. 
glück   der   I,    4,    40.     kunst    der 

II,  9,  38.  1  Z  19.     &.  und  Juristen 

III,  2,  20.  a.  und  kranke  1  Z 
182.  III,  10,  61.  ä.  and  poeten 
ZD  108. 

Asche  und  kohle  III,  2,  62. 
Aschermittwoch  III,  5,  68. 
Auferweckung    I,    7,   61.      dreierlei 

II,  4,  12. 
Aufrichtigkeit  I,  7,  15.  9,  89. 
Aufschneider  III,  7,  95. 
Aufschub  III,  8,  5. 
Aufstehen  II,  1,  12. 

Augen  II,   1,  4.  10,68.   der  weit  III, 

2,  86.     schöne  II,  1,  37.  III,  4,  84. 
7,  27. 

Augustmonat  II,  10,  38. 
Ausgang,  entscheidet  II,  1,  10.    ent- 
spricht dem   anfang  II,  5,  30. 
Auszug  der  Schweden  II,  3,  54. 
Bäcker  II,  6,  96. 
Balken,  eingoschobnor  II,  7,  61. 
Barbier  III,  6,  5. 
Barmherzigkeit    II,  4,  7.     göttliche 

I,  7,  74.    II,  10,  85. 

Bart,    geschomor    II,  3,  87.    8,  38. 

III,  4,  41. 

Bastard  1, 8, 79.  8, 80.  10, 75.  II,  8,  32. 
III,  7,11.  9,82.    bastarde,  tapfere 

II,  2,  66. 
Bauch  II,  5,  9. 

Bauer,  edler  II,  5, 55.  grob  und  listig 
II,  4,  57.  b.  and  Soldat  II,  6,  85. 
b.  und  Sperling  III,  5,  74. 

Bauern ,  ausgezogne  I,  6, 49.  II,  9, 87. 

Bauernstolz  I,  4,  85. 

Beamte,  bestechliche  II,  8,  40.  hoch- 
mütige III,  8,  81.  unchristliche 
11,  6,  98.    untüchtige  II,  9,  82. 

Bedacht,  alles  mit  III,  6,  54. 


792 


Sachregister. 


Bedenklichkeit  hei  gefahren  III,  2, 12. 

Beförderung  II,  6,  78.  ZD  74.  : 

Begierden  II,  2,  68.  8,  83.    1  Z  88. 
III,  1,  92.  4,   17.  10,  14. 

Begrähniskosten  I,  7,  96. 

Begrüßung,  englische  II,  6,  82. 

Beharren  auf  dem  rechten  II,  2,  85. 

Behutsamkeit  im  glauhen  II,  8,  68. 

Beichte  III,  7,  72.  ZD  109. 110. 185. 
naive  I,  8,  78. 

Beischlaf  I,  9,  91. 

Bekehrung,  gewaltsame  III,  2,  87« 

Belohnungen ,  jetzige  II,  2,  89. 

Bmoll  II,  4,  66. 

Berechnung,  falsche  II,  9,  12. 

Beredtsamkeit  II,  4,  89. 

Berg  und  thal  Zusammen  2  Z  84. 

Beruf  ZD  111. 

Bescheiden,  nicht  zu  sehr  III,  5,  46. 

Bescheidenheit  II,  5,  48. 
Besoldung,  genügende  III,  9,  92. 
Besonnenheit  ZD  174. 
Beste,  das  gemeine  II,  9,  65. 
Bestechlichkeit  III,  1,  75.  der  richter 

III,  2,  90.  10,  48. 
Betrug  II,  2,  4.  III,  6,  24. 
Betrüger,  ertappter  III,  4, 5.  frommer 

III,  7,  62. 
Beute  I,  8,  67.    aus  dem  deutschen 

kriege  11,  3,  60. 
Beutel,  yerlorner  1  Z  186. 
Bibel  I,  6,  44.  6,  45. 
BihUothek  11,8,84.  III,  8,80.  10,5. 
Biedermann,   scheinharer    II,   10,  2. 
2  Z  78.   b.  und  heuchler  III,  8,  86. 
Biene  II,  3,  83. 

Bienen,  Ursprung  der  III,  6,  10.  zu- 
dringliche ZD  24. 
Bileams  esel  I,  10,  70. 
Bilder  I,  6,  87.  4,  96. 
Bilderstürmer  I,  6,  48. 
Bildnis,  geschmeicheltes  III,  8,  53. 

großer  herren  ZD  38. 
Birnen,  große  ZD  183. 
Qitten  großer  herren  III,  7,  18. 


Qittersüß  I,  6,  74.  III,  7,  34. 

Bieichheit  II,  10,  83. 

Bleikamm  III,  7,  74. 

Blindheit  der  menschen  I,  4,  65. 

Blöße  2  Z  51. 

Blutsverwandte  II,  7,  81. 

Bock,  polnischer  ZD  215. 

Bosheit  11,  2,  84.  III,  4,  76.   10,  68. 

Böses  und  gutes  II,  8,  98.  III,  5,  70. 

10,  65.  2  Z  22.  ZD  208. 
Brachmonat  II,  10,  36. 
Brauch ,  assyrischer  1, 5,  82.  babjlo- 
nischer  III,  6, 92.    eigner  II,  10, 77. 
englischer    1  Z  89.    französischer 
I,  2,  22.    III,  6,  19«     griechischer 
I,  6,  6.    indischer  III,  6,  25.   10,  8. 
polnischer  II,  6,  13. 
Braut,   an  eine   I,   1,   24.    b.  und 
gttste  II,  5,  7.    b.   and  weib  II, 
4,  29. 
Brautbett    1  Z  48.   III,  9,  98, 
Brautpaar  III,  7,  28.  7,  47.   ZD  6a 

jetziges  II,  9,  4. 
Bräutigam,  an  einen  befireundeten  I, 
1,  23.  III,  5,  48.  b.  und  pfarrer  HI, 
7,  89. 
Brief  ZD  87. 

Briefadel  I,  8,  80.  III,  2,  54.  3,  97. 
Brieg  II,  1,  76.    die  drei  fBrsten  in 

B.  I,  8,  95. 
Brot  II,  7, 47.  für  diese  und  jene.welt 
I,  6,  89.  9, 19.  brot  und  Gottes  wort 
I,  9,  21.    h.  und  wein  H,  7,  68. 
Brüder,  selten  einig  11,7,  4.  ZD87. 
Brüste  11,  3,  8.   ZD  224.    entblößte 
I,  4,  95.  8,  68.  1  Z  49.  168.    III, 
4,  82.  9,  21.  9,  61.  9,  62.    9,  68. 
10,  92.    2  Z  27.    weiße  II,  3,  86. 
III,  9,  64. 
Buch  des  lebens  II,  6, 77.  von  seinem 
I,  1,  72.  5,  78.   6,  80.    II,  7,  26. 
III,  8,  4.    8,  12.    9,  45.    2  Z  96. 
ZD  140.  221.   sein  geistiges  eigeii- 
tum  II,  7, 98.  ungeOhrUcb  U,S,92. 
Buchhlndler  U,  7,  99. 


Sachregister. 


793 


Baobstabe  Q  TU,  1,  47.  tödtet  11, 7, 68. 
BacbsUben,  straf.  I,  7,  55. 
BQcher,  beliebte  Iir,  5,  13.  b.  Mosis 
n,    1,    78.    b.    Mosis    nnd  Josaa 

1,  2,  70. 
Büoberfreandin  III,  10,  85. 
Bücher  ftir   die   motten    II,   10,  98. 

III,  10,  10.    far  kinder  III,  8,  66. 
Büchermenge  III,  6,  26. 
Bücher,  schlechte  II,  7, 95.  b-  und  kin- 
der II,  2,  69. 
Bücherwert  I,  1,  12.  5,  2.  III,  4,  57. 

7,  9. 
Bfirgerkrone  III,  7,  1. 
Bohlen  und  beulen  III,  1, 9.  kunst  zu 

III,  4,  68. 
Buhler  1,7,30.  11,1,47.  3,81.  4,23. 

6,19.  III,  8,  14.  4,  1.  5,99.  6,65. 

2  Z  93.    ZD  17.     alter   I,    6,  51. 

III,  2,  29.     bestllndiger    1  Z  145. 

III,  2,  56.     bestrafter   III,  6,  17. 

b.  und  maier  III,  7,  81. 
Bnhlerei    I,  1,  85.  8,  92.  II,    1 ,  46. 

5,  20.  10,  56.  III,  8,  90.  8,  88. 
Buhlerin  I,  1,  77.  2,  60.  8,  84.  4,  34. 

5,  44.   5,  45.    5,  47.    5,  57.    7,  4. 

7,  80.  8,  15.  8,  84.  10,  28.  10,  46. 

II,  1,65.  2,10.  2,45.  3,17.  3,20. 
6,57.  7,^.  1  Z  117.  193.  HI,  4, 53. 
5,  57.  7,  15.  7,  50.  8,  86.  ZD  177. 
alte  1  Z  14.  gebeßerte  III,  10,  31. 
hilßliche   II,  4,  87.    9,  75.    9,  92. 

III,  1,98.  hitzige  I,  10,54.  10,97. 
II,  1,  90.  III,  3,  48.  6,  9.  6,  20. 
9,36.  10,32.  10,69.  kranke  1, 5, 42. 
5,  43.  UI,  5,  32.  ZD  26.  ZD  225. 
schambaftige  I,  1,  89.  11,  1,  64. 
1  Z  110.  schainlptfe  III,  5,  18. 
10,  89.  10,  70.     schlaue  I,  5,  56. 

8,  98.  schöne  II,  1,  72.  3,  16.  1  Z 
184.  187.  III,  9,  24.  9,  84.  9,  65. 
unverbeßerliche  II,  6,  8.  7,  8.  III, 

2,  63.  5,  80.  Yomehme  II,  4,  8. 
UI,  5,  50.     zum  weihe  II,  10,  64. 

Bttblennnen,   habsüchtige   I,   8,  55. 


10,  18.  n,  9,  67.  ni,  8,  85.  10,  1. 
b.  und  Soldaten  I,  1,  98. 

Buße,  nicht  vorhanden  II,  2,  29. 
wahre  I,  9,  16.    • 

Bußfertigkeit  I,  4,  80. 

Bußgebet  II,  5,  60. 

Galender  der  weiber  I,  8,  86.  neuer 
ZD  255. 

Capital,  weibliches  II,  10,  28. 

Cavalier  I,  8,  68.  vollkommner  II, 
2,  64. 

Cavalie^'e,  zahlreiche  II,  6,  50. 

Cavaliersparole  III,  2,  94. 

Chimära,  die  neue  I,  3,  80. 

Christen  I,  4,  22.  astrologie  der 
1  Z  195. 

Christenkreuz  ZD  146. 

Christenräthsel  I,  8,  96. 

Christentod  III,  1,  54.  9,  81. 

Christentum,  thfttlges  I,  5,  62.  eh. 
und  glauben  II,  1,  100.    ZD  82. 

Christentums  April  I,  9,  10. 

Christi  auferstehung  II,  4, 10.  III,  6,81. 
blut  I,  6,  18.  II,  7,  57.  einzug  in 
Jerusalem  I,  9,  26.  gehurt  I,  6,61. 
9,  5.  9,  6.  9,  7.  leibeigne  2  Z  69. 
leiden  II,  4,  5.  tod  H,  4,  8.  ver- 
dienst I,  6,  11.  Zukunft  I,  7,  48. 
9,  67.  9,  68. 

Christian  Albrecbt,  ein  junger  prinz 
UI,  4, 81.  herzog  zu  Brieg  II,  1,21. 

Christmonat  U,  10,  42. 

Christus,  der  auferstandne  I,  9,  27. 
9, 28.  9, 29.  der  weg  und  die  Wahrheit 
1,4,64.  in  uns  1,9,13.  über  alles 
I,  9,  1.  III,  2,  18.  vertrauen  auf 
I,  2,  65. 

Claus,  hofnarr  Friedrichs  8  von  Sach- 
sen UI,  1,  68.  3,  68. 

Cometen  2  Z  61. 

Corainftus  lU,  2,  41. 

Comödienspiel  der  weit  III,  5,  87. 

Complimente,  französische  III,  1,57. 
ZD  160. 

Cnpido  m,  10,77.  gezüchtigt  II,  2, 48. 


794 


8achrcg  ister. 


Dame  and  hinobkoh  I,  1,  67. 

Damen  I,  4,  48.  6,  12. 

Damen  und  ritter  I,  1,  66.  d.  und  ro- 

mane  I,  4,  21. 
Dank,  nackter  lU,  1, 10.  anverdienter 

III,  5,  58. 
Dankbarkeit,  oft  krank  I,  2,  51.   II, 

5,  35.    III,  2,  26. 
Daumen  I,  7,  66. 

David  nnd  Miohai  I,  2,  71. 

Degen  und  feder  II,  9,  53.  d.  nnd  sohlld 

II,  5,  12.  , 
Demat  1, 9,  73,  II,  2,  58.  ZD  7.  d.  und 

hoheit  II,  5,  46. 
Denken  und  reden  III,  4,  87. 
Deutflcbe  gegen  Deutscbe  II,  3,  81. 
Deutschen,  der  alten,  schrift  III,  3, 39. 

der  D.  nachahmungssuoht  ZD  165. 

trunksucht    II,  10,  71.    ZD    220. 

237.    die  ver&nderten   III,   2,  38. 

2,  71. 
Deutschland  I,  6,  18.  7,  25.  III,  6,  23. 

das  begrabne  III,  10,97.    das  be- 

trunkne   I,   7,  16.    ZD  220.     das 

französische  III,  5,  63.  II,  2,  11. 

das  gedrückte  III,  9,  75.  das  ruinirte 

I,  3,  52.   das  verwandelte  II,  2,  1 2. 

6,  27.  8,  81. 

Dichten  mindere  das  ansehen  II,  1,82. 

seine  lust  ZD  138. 
Dichter   III,  10,  75.    arme   IZ  171. 

III,  8, 62.  9,48.  in  fremden  sprachen 
I,  3,  89.  d«  und  maier  III,  3,  54.  d. 
und  wein  II,  6, 7.  unsterbliche  III,  7, 
88.    unverstftndlicher  ZD  247. 

Dichterinnen  II,  2,  49.  2,  52. 
Dichtkunst  II,  8,  45.    stehle  die  zeit 

I,  10,  30. 

Dieb  I,  7,  37.  III,  1,  26.  2,  4.  9,  8. 

gehängter  II,  9,  14. 
Diebe  des  menschlichen  lebens  1, 7, 46. 

jetzige  I,  5,  79.   kleine  und  große 

II,  9,  16. 

Diebes  strick  II,  5,  27.  III,  2,  37. 
DiebsUhl  I,  4, 63.  besondrer  ZD  243. 


Diener,  alte  111,8,32.  begnadete  II, 
1,  71.  2,  81.  eingebome  1  Z  98. 
freigebige  I,  8,  22.  10,  26.  fremde 
1  Z  97.    mAohtige  III,  4,  44. 

Dienst,  bezahlter  1, 4, 12.  kaiserlicher 
I,  8,  41. 

DiensUg  II,   10,  21. 

Dienstbarkeit,  ägyptische  I,  6,  90. 

Dienste,  böse  II,  8,  58.  höfliche  III» 
10, 19.  verdächtige  1  Z  62.  111,6,88. 

Dienstfertigkeit  1  Z  36.  III,  7,  97. 

Dinge,  drei  schädliche  II,  4,  15.  ge- 
fährliche I,  6,  82. 

Diogenes  lateme  I,  3,  71. 

Discretion,  verspielte  II,  1,  62. 

DonnersUg  II,  10,  23. 

Dorf,  sein  ZD  56. 

Dörfer  I,  7,  76. 

Dummkopf  II,  5,  1.   9,  62.    10,  47. 

1  Z  69.   Itl,  1,  40.    1,  58.    2,  78. 

4,  42.  8,  28.  2  Z  56.  gelehrter 
III,  2,  6.  ZD  178.  gelehrter  und 
uugelehrter  II,  10,  54. 

Dünkelhaft  lU,  7,  69. 
Dürftigkeit  H,  1,  32.   10,  11.     ver- 
achtet 1,  7,  38. 
Echo   III,    3,   63.     der   weit   11,   2, 

22. 
Edolleute,  neue  II,  6,  43.  2  Z  23. 
Edelmann,  frommer  II,  2,  32. 
Edelsteine  II,  3,  90. 
Ehe,  schädliche  II,  1,  98.    Unglück- 

liehe  I,  6,  70.  II,  4,  9.  Ul,  5,  91. 

8,  76.  9,  52.   10,  96.  ZD  81.  156. 

wehe  I,  8,  8.  10,  85. 
Ehebruch  II,  2,  1 1.  9,  64.  1  Z  162. 

erlaubter  III,  5,  55. 
Ehefrau,  alte  III,  2,  91.    ergebne  II, 

6,  23.    1   Z   42.    geschminkte  III, 

5,  42.  keusche  II,  10,  75.  10,  94. 
ZD  218.  kranke  11,  4,  22.  liebe- 
volle II,  4,  62.  ZD  27.  reich  und 
alt  1  Z  77.  III,  1,  95.  2,  10.  9, 
72.  2  Z  37.     schlimme   II,  4,  88. 

2  Z  52.    untreue  I,  7,  6.    10,  89. 


Sachregister. 


795 


n,  10,  1.  1  z  22.  1  z  78.  ni,  6, 

96.  9,  9. 

Eheleute  sind  himmel  und  erde  11, 
1,  89. 

Ehemtnn,  betrfibter  I,  6,  88.  ge- 
plagter I,  6,  47.  II,  7,  90.  III,  3, 
70.  5,  7.  7,  8.  2  Z  25.  gestrenger 
I,  6,  87.  in,  3,  89.  mistrtoisoher 
2  Z  42.    reicher  III,  9,  7.    simpler 

1,  6,  85.  II,  5,  58.  III,  8,  1.  10, 
88.    vergnügter  I,  4,  45. 

Ehepaar  I,  5,  4.  5,  5.  II,  1,  51.  III, 

2,  99.  9,  84.  7,  48.  9,  99.  ZD  59. 
altes  11,  8,  85.  an  alter  ungleich 
II,  9,  9.    1  Z  16.  34.    III,   2,   81. 

3,  8.  4,  23.  5,  61.  9,  17.  junges 
II,   1,  39.   III,  8,  84.    versöhntes 

II,  1,  49.  1  Z  150. 
Ehescheidung  I,  5,  91, 

Ehestand  III,  8,  71.   10,  55.  2  Z  89. 

ZD  95.    jetziger  I,  4,  39. 
Ehestifter  III,  2,  16. 
Ehre  1,  6,  46.  6,  94.  ZD  58.    ererbte 

III,  8,  15.  erkaufte  lU,  6,  77. 
leicht  verleUlich  II,  9,  66.  liegt 
darnieder  I,  5,  19.  e.  und  eigennutz 
ZD  5.  e.  und  gefahr  II,  9,  25.  wert- 
lose 2  Z  75.  ZD  143. 

Ehrenfest  II,  8,  5. 

Ehrerbietung  111, 5, 19.  falsche  ZD  67. 

Ehrgeiz    I,   2,   47.    8,  86.   II,  2,  78. 

e.  und  pest  I,  6,  78. 
Ehrgeiziger  I,  6,  60. 
Eigenliebe  UI,   1,  80.   5,  1.    6,  38. 

blinde  II,  2,  36. 
Eigenlob  I,  2,  6.    4,  81.    II,   5,   31. 

5,  83.  5,  84.  5,  93. 
Eigennutz  I,  10,  16.  ZD  5. 
Eigensinn  H,  2,  92.  III,  3.  49. 
Einbildung  lU,  8,  7.  5,  65.   10,  51. 

10,  86. 
Einfalt  II,  9,  19.  1  Z  29.  HI,  3,  83. 
Einigkeit,  brüderliche  I,  9,  88. 
Einigung  zwischen  Mars  und  Jupiter 

I,  1,  58. 


Einnahme  und  ausgäbe  II,  8,  6. 
Eisen  beßer  als  gold  I,  7,  21. 
Eitelkeit  I,   5,   89.   III,   1,  79.    der 

weit  m,  4,  14. 
Elemente,  fünf  III,  8,  20. 
Elend,  menschliches  II,  4,  90. 
Empfindung  II,  8,  26. 
Emporkömmling  II,  9,  40. 
Engel  III,  10,  21.    hoffilrtiger  ZD  14. 
England,  könig  von  ZD  178. 
Engländer  königsmörder  II,   5,   58. 

III,  6,  12. 
Enthauptung  II,  1,  5. 
Entochluß,  geänderter  II,  10,  91. 
Entzückung  poetische  II,  5,  44. 
Erbe  der  weit  I,  7,  60. 
Erben,  lachende  ZD  78.  79. 
Erbschaft,  beanstandete  III,  4,  68. 

hoste  III,  4, 31.    der  Steuer  I,  7,  1 7. 
Erde,  bewegung  der  I,  1,  57.   II,  1, 

83.    UI,    10,    15.     rede   I,    2,    76. 

e.  und  waßer  II,  10,  71.  III,  2,  59. 
Erfahrung  I,  6,  82. 
Ergötzlichkeit,  seine  II,  4,  44. 
Erkenntnis,  rechte  III,  3,  21. 
Erlösuugswerk  II,  8,  58. 
Emtetag,  der  letzte,  I,  9,  17. 

Esel  und  buhler  III,  6,  64.  e.  und  fuchs 
III,  2,  76.    zweifüßige    II,  5,  64. 

Eselshaut  ZD  49. 

Eselsohren  II,  5,  95. 

Eßen  und  schlafen  III,  6,  78.  e.  und 
trinken  II,  6,  95.  7,  8. 

Eunuch  III,  9,  16. 

Europa  eine  Jungfrau  II,  1,  66. 

Eva  III,  7,  98. 

Evangelium  der  armen  I,  9,  8. 

Evenäpfel  II,  7,  19.  III,  9,  64. 

Fabeln,  nutzen  der  III,  10,  88. 

Facultäten,  drei  ZD  195. 

Fallgruben  II,  9,  22. 

Falsch  in  geringem  II,  4,  73. 

Falschheit  II,  8,  19.  8,  65.  1  Z  122. 
in,  5,  25.  2  Z  68.   ZD  132.  175. 

f.  und  Schönheit  III,  2,  76. 


796 


Sachregister. 


Farbe  der  Bcbam  I,  7,  81. 
Fasten  I,  4, 1.  gezwungenes  m,  2, 46. 
Fastnacht  II,  3,  15.  III,  4,  97.  5,  68. 
Faulheit  I,  4,  17.   U,  8,  9.    1  Z  92. 

III,  3,  26.  4,  90.  6,  60. 
Federhasche  III,  4,  45. 
Fegefeuer  I,  9,  42.  II,  8,  2. 
Fehlerhaft  und  reich  III,  4,  2. 
Feiertage  I,  2»  46. 
Feigling   I,   4,  62.   6,  34.  II,  9,  96. 

1  Z  167.  III,  1,  4.  7,  84. 
Feind  I,  8,  56.  ZD  258. 
Feinde,  nicht  zu  verachten  II,  8,  74. 
Festemacher  I,  4,  56.    4,  57.  4,  58. 

8,  39. 
Festung,  geschleifte  III,  8,  56. 
Feuer  III,  3,  61.   verbrannt  im  ZD  22. 
Feuorsbrunst  III,  9,  10. 
Fichte,  die,  auf  seinem  gute  I,  8,  99. 
Finsternis  I,  5,  31.  6,  8.   7,  78.    10, 

49.  III,  7,  30. 
Fische  und  fleisch  III,  2,  61. 
Flachs,  nutzen  des  I,  1,  5. 
Fleischmarkt  1,  1,  60. 
Fleiß  1  Z  43. 
Fliege  II,  8,  82.  ZD  43. 
Flöhe  I,  10,  52. 
Flug,  verunglückter  II,  5,  100. 
Flflchtigkeit  aller  dinge  lU,  4,  100. 
Fragen,  neunerlei  I,  I,  90. 
Frager,  lästiger  III,  10,  98. 
Frankenthal  friedenshindernis  11  5,  8. 
Frankreichs  äffen  II,  8,  59. 
Franz  Albreoht,  Herzog  von  Sachsen 

I,  6,  91. 

Franzosen,   deutsche  ZD   201.    rfta- 

berische  I,  3,  60. 
Franzosenkinder  ZD  197. 
Französisch  III,  1,  86.  ZD  256. 
Frau,  die  zweite  III,  8,  86.    geputzte 

II,  5,  15.    häßliche  II,  4,  35.   rohe 
ZD  82.    schöne  II,  8,  82. 

Franenacker  II,  5,  56. 
Frauonfehler  III,  2,  55. 
Frauen,  jetzige  I,  2,  38. 


FVaae&list  II,  7,  18. 
Fraaen schwächen  II,  5,  25. 
Frauenstand,  wohlfeiler  I,  8,  16. 
Frauen  waare,  tbeure  II,  6,  86. 
Freien  I,  6,  21.  II,  8,  42.  übereiltet 

1,  6,  17. 
Freier  II,  6,  88. 
Freigebigkeit,  jet;Eige  I,  7,  26. 

^Freiheit  III,  1,  62.    rechte  III,  8,  67. 

scheinbare  11,  5,  17. 
Freitag  II,  10,  24.  f.  and  diensUg  I, 

2,  81.  II,  10,  63. 
Freßer  I,  3,  20. 

Freude  des  lebens  III,  7,  46. 

Freud  und  leid  I,  10,  85.  vergäng- 
liche I,  8,  25. 

Freund  I,  2,  43.  8,  42.  8,  90.  8,  97. 
8,  98.  10,  8.  UI,  2,  82.  9,  69.  2 
Z  81.  an  einen  dichterischen  III, 
7,  93.  auf  einen  astronomischen 
I,  5,  90.  bewährter  III,  6,  27. 
ZD  105.  der  Uebe  UI,  7,  37. 
eigennütziger  II,  10,  9.  ZD  141. 
falscher  I,    10,   23.     feindlicher  I, 

3,  55.  gewechselter  ZD  72.  f.  und 
feind  II,  8,  66.  verlorner  ZD  153. 
wahrer  II,  9,  10. 

Freunde  II,  7,  41.  anzahl  der  II, 
1,  80.  verstorbne  II,  5,  73.  9,  72. 
wägen  II,  4,  49. 

Freundschaft,  erkanfte  III,  3,  28.  6, 
28.  10,  91.  ZD  144.    geschminkte 

1,  6,  25.  II,  9,  37.    getrennte  UI, 

7,  43.  glück  der  I,  10,  86.  mit 
gott  I,  2,  56.  seltne  III,  8,  88. 
6,  21.  verkuppelte  I,  1,  88.  voll- 
kommne  I,  8,  89.  ZD  105. 

F*riede  II,  6,   89.    bewaffiieter  I,   8, 

2.  III,  5,  78.    beugt   II,   1,  56. 
.  III,  9,  56.     das  beste  I,  8,  17.  9, 

94.  ewiger  III,  6,  8.  fem  I,  4, 
53.    jeUiger  II,   8,  55.   5,  6.  III, 

8,  73.  nahe  I,  6,  4.  9,  97.  9, 
100.  nicht  geglaabt  I,  8,  57.  11, 
2, 85.  rechtsehmffiier  ü,  5,  8.  £  und 


Sachregister. 


797 


krieg  I,   8,  4.    zn  Osnabrück   IT, 

3,  86.  2,  87. 
FriedensbindeniiB  I,  8,  59.    II,  5,  8. 

III,  6,  4. 
Fromm  sein  ist  seh  wer  I,  3,  72.  f.  sein 

um  lohn  III,  5,  27.    f.  und  lieblos 

m,  6,  82.    f.  und  weise  II,  7,  24. 

ZD  29. 
Frömmigkeit  der  fraaen  II,  8,  8. 
Frosch  II,  7,  76. 
Fracht   des   krieges   I,   5,   49.     der 

Hebe  II,  3,  25. 
Frfichte,  reife  III,  3,  78. 
Frühling  I,  7,  50.    der  von  1652  III, 

8,  82.  f.  nnd  herbst  II,  3,  87.  III, 

7,  25. 

Fachs  nnd  lamm  III,  4,  83.  2  Z  84. 
Fnchsschwänzerei  2  Z  102. 
Fuhrmannssprache  I,  6,  36. 
Furcht  lügt  III,  3,  99. 
Füchse  II,  9,  17. 

Fürsprecher  II,  7,  86.  III,  10,  $4. 
Fürstenamt  I,  2,  49.  II,  2,  75. 
Fürstenbefehl  II,  3,  48.    III,    3,    74. 

ZD  284. 
Fürsten,   des  Volkes  hüter  II,  2,  63. 

8,  56.  9,  88.  III,  1,  96.  gewal- 
thäUge  III,  3,  38.  launische  II,  9, 
56.  mahnung  an  1  Z  178.  sind 
menseben  II,  2,  60.  f.  und  festun- 
gen  II,  4,  25. 

Fürstendiener  II,  2,  79. 
Fürstenfreundschaft  II,  3,  43.   6,  15. 

III,  2,  83. 
Fürstengeschenke  II,  2,  14. 
Fürstenleben  II,  3,  71.  9,  46.  ZD  86. 
Fürstenpflicht  II,  8,  8.  9,  50. 
Fürstensiegel  ZD  154. 
FÜrstensusammenkunft  Iil,  2,  84. 
Fürstin,  gestorbne  III,  5,  76. 
Gabe,  vergnügte  II,  10,  46. 
Galgenstrafe  I,  6,' 92.  II,  5,  26.    eine 

arznci  I,  9,  99.  II,  9,  78. 
Galgenstrick  III,  3,  69. 
Gastfrei  III,  8,  41.  ZD  168. 


Gastgeber,  geisiger  II,  8,  77.  III,  7, 
70. 

Gastmahl,  angenehmes  I,  10,  69.  III, 
9,  76.  ungesalznes  II,  7,  48. 

Geben  und  nehmen  m,  8,  25.  2  Z  40. 

Gebet  I,  l,  8.  10,  96.  II,  8,  75.  ein- 
fältiges  II,  7,  84.  mit  dem  munde 
III,  4.  11. 

Geblendet  und  gestürzt  II,  6,  60. 

Geburt,  vorzeitige  I,  5,  27.  II,  4,  78. 
6,  40.  6,  53. 

Geburtstag  der  berzogin  II,  5,  79. 
eines  freundes  III,  5,  4. 

Gedächtniskunst  II,  8,  29.  III,  8,  17. 

Gedichte,  seine,  I,  5.  70.  II,  10,  100. 
(vgl.  reime). 

Geduld  I,  2,  74.  2,83.  6,  19.  9,93. 
II,  7,  35.  9,  45. 

Gegenwart  und  zukunft  ZD  166. 

Gehör  II,  8,  24. 

Geilheit,  gefangne  III,  9,  59. 

Geister,  schwarze  ZD  188. 

Geistliche,  genußsüchtige  III,  10,  87. 
herrschsüchtige  II,  6,  98.  8,  20. 

Geiz  I,  7,  10.  II,  4,  71.  III,  2,  37. 
dreierlei  II,  7,  78. 

Geizhals  I,  2,  44.  3,  76.  8,  82.  10, 
95.  II,  1,  2.  9,  41.  III,  4,  62.  8, 
26.  2  Z  38.  88.  ZD  235.  reicher 
II,  1,  44.  4,  70.  4,  92.  9,  71.  10, 
82.  1Z21.  III,  8,  42.  ZD  40.  g. 
und  trinker  III,  7,  17.  g.  und  Ver- 
schwender III,  2,  77.  9,  31.  2  Z  46. 
ZD  74. 

Geld  I,  4,  14.  10,  86.  ZD  210.  fal- 
schergebrauch des  g.  I,  9,  51.  lei- 
ben I,  7,  34.  regiert  die  weit  I, 
4,  9.  III,  3,  25.  5,  10.  5,  11.  ZD 
241.    treulos  I,  7,  29. 

Gelegenheit  III,  6,  53.  9,  5. 

Gelehrte,  alte  1  Z  65,  Umgang  mit 
II,  7,  100.  8,  55.  unpraktische 
II,  6,  92.  9,  27. 

Gelehrter,  armer  ZD  232. 

Gemeinkasten,  beraubter  II,   10,  43. 


798 


Bachregister. 


Gemüt,  nnrahiges  II,  8,  72. 
Genügsamkeit  II,   9,  90.    III,  3,   77. 

4,  10,  9,  81.  2  Z  46.  ZD  74. 
Gerade,  die  I,  7,  90. 
Gerechtigkeit  III,  2,  92.    christliche 

II,  6,  62.  feile  1  Z  37.  57.  ZD  171. 
gemalte  II,  2,  57.  verlome  I,  3,  97. 

Gericht  I,  6,  50. 

Gernegroß  II,   9,   89.    III,  3,  72.   6, 

75.  8,  88.  8,  92.  ZD  212. 
Geruch  II,  8,  27. 
Gesang,  Terunstalteter  II,  5,  39. 
Geschenk,  an  die  liehste  I,  7,  88. 
Geschenke  1  Z  27.  III,  1,  14.  1,  25. 

große  II,  5,  52.   g.  und  guter  rath 

III,  1,  18. 
Geschmack  II,  8,  25. 
Geschwister,  uneinige  2  Z  73. 
Geselligkeit  der  menschen  III,  10,  95. 
Gesellschaft,   fruchthringende   II,   2, 

26.  3,  18.  ungleiche  ZD  184. 
verg&ngliche  II,  2,  38. 

Gesets,  göttliches  und  weltliches  I, 
6,  43.  g.  und  evangelinm  I,  8,  24. 
II,  1,  77. 

Gesetze,  parteiische  II,  7,  21. 

Gesicht,  schönes  III,  5,  87. 

Gesinde  III,  1,  8. 

Gksinnung  II,  10,  59. 

Gestalt,  weihliche  II,  5,  45. 

Gesundheit  1  Z  20.  III,  7,  66.  mit- 
tel zur  III,  5.  89.  schlecht  ge- 
hütet II,  2,  9.  g.  und  mfißiggang  III, 
8,  100.     vertrunken  2  Z  89. 

Geyattem,  fünfzig  II,  4,  91. 

Gewalt,  I,  4,  55.  1  Z  87.  stünt  sich 
seihst  II,  8,  15.  vor  recht  III,  1, 
88.  6,  15. 

Gewftßer,  gute  und  höse  I,  6,  10. 

Gewißen,  geputztes  III,  3,  31.  gutes 
II,  10,  66.  2  Z  99.  ZD  8.  g.  und 
gewalt  III,  8, 29.  g.  und  gewinn  III, 
1,  81,  1,  41.  7,  5. 

Gewohnheit,  stftrker  als  recht  I,  2, 
80.  III,  6,  22. 


Gicht  II,  8,  4.  5,  70.  6,  25.  6,  91. 
7,  64.  III,  5,  8.  7,  24.  8,  65. 
ZD  20.  g.  und  henker  I,  3,  27.  g. 
und  wein  III,  8,  58. 

Gichthrüchige  III,  4,  67. 

Glanz,  äußerer  A  18. 

Glaube  I,  8,  47.  II,  8,  95.  III,  7,  4. 
an  auferstehung  II,  2,  98.  der 
hoste  III,  1,  52.  geeinigter  II,  8, 
68.  geistlicher  und  weltlicher  II, 
7,  30.  III,  8,  9.  heutiger  II,  10, 
18.  macht  gesund  I,  9,  66.  oft 
schwach  I,  9,  68.  thätiger  II,  8, 
2.   g.  und  Christentum  II,  1,  100. 

II,  4,  88.   g.  und  geduld  I,  9,  22. 

III,  7,  14.  g.  und  yemnnft  III,  6, 
84.  g.  und  werke  I,  6,  76.  9,  70. 
1  Z  142.  III,  4,  18.  4,  74. 

Glauben,  dreierlei  III,  7,  4. 

Glaubensheuchler  III,  9,  97. 

Glanbenswechsel  1  Z  180. 

Glaubenszwang  I,  5,  74.  II,  8,  97. 
ZD  92. 

Gleich  und  gleich  gesellt  sich  I,  10, 
73.  10,  88.  III,  6,  95. 

Glück  der  freundschaft  I,  10,  86. 
der  gottlosen  III,  1,  58.  ein  weib 
III,  1,  59.  6,  49.  früh  oder  apit 
III,  10,  76.  geschmfthtes  I,  8,  76. 
gewagtes  II,  8,  35.  nicht  zu  swin- 
gen  II,  9,  51.  sein  g.  machen  I, 
6,  72.  unbestttndiges  I,  4,  82.  III, 
2,  2.  2,  68.  2,  92.  g.  und  freunde 
1, 1,  84.  g.  und  glas  II,  6, 22.  g.  und 
neid  II,  6,  2.  g.  und  recht  III,  8, 
42.  g.  und  Unglück  I,  2,  80.  7,  70. 
III,  2,  36.  unredliches  I,  10,  81. 
▼erkanntes  II,  2,  98.  wahres  I, 
10,  40.' 

Glückes  Schmied,  jeder  II,  8,  91.  4, 
85. 

Glückseligkeit  I,  6,  31.  weltliche 
I,  6,  58. 

Gnade  der  fürsten  Ü,  3,  68. 

Gnidig  und  gestreng  II»  8,  85. 


Sachregister. 


799 


Gold  I,  4,  13.  III,  1,  82.  besiegt 
Alles  I,  8,  91.  III,  10,  94.  der 
neuen  weit  III,  6,  62.  stOrzt  fHili 
in*8grab  II,  10,  81.  g.  and  freund- 
Schaft  III,  6,  21.  g.  nnd  liebe  ZD 
184.     g.  und  last  I,  4,  36. 

Gott,  der  ewige  III,  2,  19.  der  la- 
chende I,  7,  62.  der  strafende  I, 
9,  35.  9,  48.  ein  schnldner  II, 
6,  24.  hingäbe  an  I,  2,  86.  8, 
63.  A  16.  macht  Alles  wol  I,  9, 
54.  III,  8,  68.  sorgt  I,  9,  24.  9, 
49.  II,  2,  76.     stürzt  die  trotzigen 

I,  9,  38.  9,  58.  g.  and  krieg  I,  3, 
62.  II,  8,  96.  g.  und  mensch  I,  5, 
66.  9, 56.  g.  und  weit  I,  9.  40.  9,  47. 

Gottesdienst  1  Z  67.     falscher  I,   9, 

36.     freier  I,  2,  98. 
Gottesfurcht,  jetzige  1  Z  130. 
Gottes  Gflte  III,  1,  68. 
Gottes  rath  III,  10,  35.  g.  und  uftch- 

stenliebe  I,  9,  60.  II,  8,  71.  g.  und 

toufelsboten  I,  5,  23.  g.  und  weit- 

kinder  I,  9,  46. 
Gottes  wolthaten  I,  4,  84. 
Gottes  wort  I,   8,   75.   9,  23.   9,  25. 

II,  5,  13.  6,  51.    7,  67.    1  Z  132. 

III,  10,  49.     ein  hammer  I,  7,  31. 
Gottvertrauen  I,  2,  84.    3,  2.   5,  21. 

9,  52.  9,  57. 

Götter  der  poeten  I,  7,  23. 
Grab  I,  2,  92. 

Grabmal  eines  arztes  III,  7,  51.  ZD 
102.  125.     einer  redlichen  frau  I, 

10,  2.  m,  1,  60.  eines  redlichen 
mannes  I,  8,  7.  eines  töpfers  I, 
10,  82. 

Grabschrift  I,  1,  21.  1,  41.  4,  75. 
m,  9,  80.  der  frömmigkeit  11, 
7,  88.  eines  alten  deutschen  ZD 
120.  eines  beuteis  m,  7,  68.  ei- 
ner buhlerin  II,  2,  41  2,  46.  ei- 
nes fischers  ZD  118.  eines  flei- 
Sehers  ZD  112.  eines  geizhalses 
1  Z  169.  2  Z  48.    eines  geliebten 


ehegatten  I,  8,  65.  8,  66.  8,  67. 
8,  68.  n,   8,  63.     eines   kochs   I, 

I,  14.  ZD  124.  eines  rousikers 
ZD  113.  eines  müllers  ZD  123. 
eines  Sängers  ZD  116.  eines  sAu- 
fers  ZD  115.  einer  scheinjungfer 
n,  9,  89.  eines  Schmiedes  ZD  119. 
eines  Schneiders  I,  3,  59.  eines 
schusters  ZD  117.  einer  schwan- 
gern frau  n,  8,  33.  8,  34.  eines 
Webers  I,  1 0,  33.  über  ein  braut- 
bett  I,  6,  68. 

Gradezn  II,  5,  87. 

Grob  III,  8,  95. 

Grundstein,   in  den    eines  hauses  II, 

5,  74. 
Gunst  ftir  recht  II,  1,  28.    gelUiderte 

II,  10,  92.  g.  und  misgunst  11,  7, 
38.   g.  und  Ungunst  II,  9,  24.  III, 

10,  11.    g.  und  vorthcil  11,  1,  45. 
Gurgel,  unersättliche  III,  9,  48. 
Gut,  bewegliches  I,  3,  6.  3,  7.     der 

weit  III,  10,  13.  fremdes  m,  7, 
78.    höchstes  I,  1,  29.    macht  mut 

11,  9,  84.  III,  3,  84.  g.  oder  böse  ? 

I,  5,  26.  sein  väterliches  I,  3,  4. 
ungerechtes  III,  8,  94. 

Gutmütig  I,  10,  9. 

Güte  der  großen  III,  6,  41. 

Güter,  irdische  II,  5,  38.  8,  87.  m, 

4.  96.  ZD  31.    verwüstete  1  Z  59. 
Haar,  graues  I,  4,  43.  8,  85. 
Haarpuder  ZD   136.  137. 

Haare,  fremde  ZD  2. 
Haben  und  gehabt  1  Z  200. 
Hahn  H,  10,  13.  ZD  98. 
Hahnrei  I,  2,  7.  2,  36.  5,  18.  9,  86. 

II,  2,  25.  8^  94.  10,  67.  III,  9,  79. 
10,  6. 

Handel  mit  gedanken  1  Z  82. 
Handknss  II,  5,  86. 
Handlung,  nürenbergische  II,   4,  97. 
Handschlag  und  treu  II,    7,  87.   III, 

5,  51. 
Handwerker  ZD  50. 


800 


Sachregister. 


HaD8  und  Grete  I,  6,  59. 

Harren  aaf  glflck  II,  5,  98. 

Haß,  heimlicher  ZD  187. 

Hftßliche,  gepatEte  III,  7,  58. 

Hauptmann  von  Capernanm  I,  7,  36. 

Haus  des  herzens  I,  9,  37.  kostbares 
H,  4,  19. 

Hausfriede  1  Z  197. 

Haushalt,  großer  ÜI,  2,  5.  richtiger 
n,  8,  14. 

Hausherr,  nachlllßiger  I,  10,  60. 

Hausregiment  I,  8,  82.  III,  8,  14. 

Hausuhr  I,  5,  40. 

Hauswesen,  plage  des  I,  3,  61. 

Heimatlos  II,  1,  63, 

Heirath,  reiche  1  Z  125. 

Heirathen  m,  2,  100.  8,  37.  zeit 
zum  in,  9,  87. 

Helden,  an  einen  gelehrten  I,  1,  43. 
1,  44.  a.  ei.  kriegerischen  I,  1,  42. 

Heldenthat  I,  4,  47.  -tod  I,  7,  72. 
-Vergötterung  I,  2,  37. 

Henker  und  gewißen  I,  9,  93.  h.  und 
gicht  I,  3,  27. 

Herbstmonat  U,  10,  39. 

Herr  und  knecht  I,  4,  8.  It,  2,  80. 
III,  8,  95. 

Herren,  dreierlei  ZD  129.  h.  freund- 
Bchaft  1,  10,  22.  h.  und  narren  I, 
1,  96.    h.  wai  Wahrheit  1  Z  8. 

Herrendienst   I,    8,   21.   H,    10,   96. 

Herrschaft,  türkische  III,  6,  83. 

Herrschen,  nicht  soheeren  II,   8,  39. 

Herrschsucht  II,  8,  22. 

Hertwig,  bürgermeister  in  Liegnitz 
A  22. 

Herz,  befestigtes  IH,  5,  6.  ein  Spie- 
gel 1  Z  119.  enges  I,  8,  1.  fürst- 
liches ZD  4.  reines  A  20.  un- 
dankbares II,  1,  18.  h.  und  zunge 
I,  3,  74.  4,  79.  2  Z  24.  ZD  191. 
wandelbares  1  Z  121. 

Herzen,  unterm  m,  7,  41,  ver- 
tauschte n,  4,  11. 

Herzensgüter  1  Z  188. 


Herzenskirche  H,-  6,  59. 
Herzlos  1  Z  46.  HI,  3,  68.  5,  12. 
Heuchelei  H,  2,  6.  III,  4,  9. 
Heuchler  I,  8,  74.   H,  1,  81.    3,  77. 

m,  7,  92.  7,  96.  10.  90.  ZD  114. 

h.  und  fürsten  H,  4,  66. 
Heumonat  II,  10,  37. 
Hexenverbrennung  III,  10,  9. 
Hier  und  dort  I,  1,  31.  3,  26.  9,  65. 
Hilfe,  fremde  I,  10,  1.  IH,  1,  5.   9, 

94.   göttliche  I,  6,  100.   langsame 

m,  8,  22.  9,  88.  A  6. 
Himmel  I,  10,  58. 
Himmel   und    hofegunst  lU,   2,  81. 

h.  und  hölle  HI,  6, 63.  überall  2  Z  60. 
Himmelserbe  I,  2,  10. 
Hiobs  weih  I,  2,  8.  III,  2,  49. 
Hirt,  guter  und  schlechter,  I,  9»  38. 
Hirtinnen,  vier  HI,  1,  18. 
Hochmut  kommt  vor  dem  fall  H,  9, 

61.    h.  und  großmut  H,  2,  71. 
Hochzeit   HI,    9,    41.     eines   guten 

freundes  H,  7,  7. 
Hochzeitbrauoh    der  Balearen  I,   1, 

81.    der  Nasamonen  I,  1,  76. 
HochzeitgKste  2  Z  36. 
Hochzeitwunsch  I,  1,  2.  1,  18.  1, 16. 

1,  17.-1,  18.  1,  25.   1,  28.    1,  46. 

1,  47.  2,  23.  2,  24.    2,  27.   2,  68. 

8,  39.  3,  44.  8,  14.   8,  20.    8,  81. 

III,  5,  53.  2  Z  70. 
Hofeart  ZD  226. 
Hofebediente  ZD  251. 
Hofebrauch  H,   9,    15.   1  Z  10.   HI, 

6,  80. 
Hofecatechismus  HI,  4,  69. 
Hofediener  I,  8,  29.    10,  44«  U,  7, 

26.  10,  15.  1  Z  85.  m,  1,  16.  6, 

75.  9,  93.     treue  ü,  6,  12. 
Hofedienst  ZD  1. 
Hofedonner  1  Z  141. 
Hofefalschheit  H,  4,  76.   IH,  2,  26. 

3,  71. 
Hofefliegen  H,  6,  41. 
Hofefreunde  HI,  10,  44. 


BAfefBolia«  I,  8,  81. 
HoregadSohtnit  n,  4,  94. 
Hofsgewißen  lU,  t,  49. 
Ilofegicht  U,  1,  9. 
Hofofflioder  111.  5,  9. 
Hofegiack  n,  6,  89. 
BofegSHer  U,  10,  48. 
Hofagaiut  I,  8,  64,  9,  73.  n,  8,  M. 

4,  64.  b,  18.  T,  &S.  8,  74.  1  Z  88. 

m,  2,  81.  4,38.  4,  39.  5,  47.  10, 

2.'ZD  13.   362. 
nofeheiltge  I,  10,  87. 
HofeheneD  ZD  8D. 
Hofohnndc  I,  10,  4&.  Zu  09. 
HofeJBbr  II,  9,  28. 
HofDkOnitB  I,  7,  91.  U,  10,  46. 
Horeliiitcber,  U,  6,  l9. 
UarflabCD  [,  I,  97.  7,  92.  II,  S,  51. 

3,  £3    3,  78.  1  Z  9.  2  Z  97. 
Uofelehn  II,  6,  BS. 
Hofeleate  I,  8,  88.  8,  66.   9,  85.   n, 

3,  22.   4,  95.    6,  9.  6,  29.   HI,  9, 

89.  2  Z  61.  ZD  V28. 
Uofeleute,  die  liebsten  U,  6,  90. 
U^felied  II,  1,  28. 
lÜ^tJer  ZD  249. 
HMmoDd  II,  6,  18. 
Borsmotlen  1  Z  71. 
Uorentrteu  II,  -6,  14. 
RofeprocsM  1  Z  64.  ' 

HofeqaelleD  II,  8,  4. 
Hoferiach  U,  6,  66. 
Uoferege)  I,  9,  76.  II,  6,  61. 
HofMut  m,  1,  19. 
Hofeicfaun  I,  8.  44. 
Horeicblilßel  II,  7,  77. 
HafucbmtTolteT  I,  9,  79.   II,  8,  42. 

9,  70.  lU,  1,  16.   1,   17. 
HofeichmsDi  III,  6,  100, 
Uürcschminke,  II,  6,  68. 
HofuHeihllDzcr  II,  7,  89. 
Hafupeiie   1  Z  86. 
Hofeapiegel  Ul,  6,  61. 
Hofeiptel  III,  10,  66. 
Hofeipraebe  I,  8,  42. 


HofaiUb.2  Z  38. 
Hofeatellnng  U,  3,  40.  1  Z  ftB. 
Bofotrea  1  Z  6S. 
Hofetod  III,  3,  60. 
Hafetng«nd  In,  6,  99. 
Hofenngnost  n,  10,  14. 
'BafeverdMbt  II,  6,   60. 
UofeTetdieut  B,  G,'  87. 
Hofewafarheit  I,  8,  48.   BL   I,    11. 

ZD  16. 
HofeweUheit  IB,  t,  48.    - 
llofeiTcrke  UI,   1,  61. 
Hofewerkueug  U,  7,  6. 
Hofewett  II,  S,  65.  9,  81.  BI,  8,  41. 
ilofewidcrliall  I,  10,  21. 
Hofewotte  B,  1,  29.   1,  SO.  BI,  8,  74 
Boflart  IJ,  4,  54.  5,  47.   III,   7,   76. 

8,  100.  ZD  66.     upbegrOadete  B, 

6,  17.  6,  TS.  h.  npd  demDt  1,  8,  68. 
HoflhDDg  I,  1,  22.   6,  96.  6,  99.   H, 

7,  40.  auf  beßer««  I,  3,  64.  9, 
15.  betrQglicbe  I,  1,  82.  ein  gaak. 
1er  ni,  2,  'jG  macht  r[:Lch  HI, '%, 
84.  b.  und  furcht  U,  7  23.  b.  and 
gedald  I,  2,  BG.    wcUIiohe  I,  2,  69, 

UofmaDn,  beliebter  I,  8,  83.  II,  10, 

84.  2  Z  18.    unbeliebter  IB,  I,  K. 
BSflicbkeit  IB,  ),  81.  b.  nnd  eitelktft 

ZD  19B:   h.  und  grobhelt  I  Z  88. 

b.  und  wißeniohaft  II,  7,  84.  nn- 

ecbt«  IB,  8,  27. 
Bohett,  geOhrliobe   I,   l,  SO.    I,  62. 

A  6.    irdUohe  II,   3,   83.    b.  nnd 

demat  II,  6,  46. 
Bolofeniet  I,  5,  83. 
Boniglnm  der  liebe  II,  2,  74.    - 
Eorober  an  der  wand  B,  3,  17. 
BornDDg  II,  10,  82. 
Hosen,  juidgc  Ul,  8,  98. 
HWIe  1,  10,  57, 
HDDdBtien  III,  10.  67. 
HDndsfott  II,  4,  79. 
HiiDger  I,  2,  4.   ZD  93.  h.  nod  dont 

U,  7,  46.  IB,  2,  86.    b.  nnd  Ueba 

BI,  1,  100. 

51 


802 


8aobregi8ter. 


Hangersnot  TU,   1,  55. 

Jagd,  ^ie,  dor  weit  I,  5,  88.  ein 
berren  Tergnügen  1  Z  79.  m,  10, 
47.     nach   dem  glück  lU,    9,    82. 

Jafar  II,  8,  90.  das  naße  1649.  11, 
1,  13.  das  nene  II,  2,  27.  8,  84. 
m,  5,  38.  das  j.  1638  I,  8,  43.  das 
j.  1640.  I,  4,  73.  das  j.  1642  I,  6, 
58.  das  j.  1649  I,  10.  5.  das  j.  1653 
2  Z  60.  das  vergangne  II,  2,  28. 
8,  83.  '  das  vergnügte  II,  8,  86. 

Jahre,  tausend  goldne  II,  4,  37. 

Jahres^  kröne  des  II,  6,  61. 

Jahreszeiten  II,  3,  96. 

Janaar  II,  10,  31. 

Jeder  in  andrer  weise  II,  10,  51. 

Jephtas  tochter  I,  8,  17. 

Johannes,  der  täufer  I,  7,  58. 

Johannistag  ZD  216. 

Irdisch  nnd  himmlisch  III,  8,  12. 
4,  35. 

Irrtum  eines  ehemannes  II,  6,  30. 

Irrtümer,  menschliche  II,  5,  23.   III, 

I,  23. 

Jndas,  gehenkter  I,  2,  14. 

Jndaskuss  III,  9,  55. 

Jugend,  begehrte  III,   9,  87.     ewige 

II,  4,  89.  Sitten  der  I,  .7,  95.  un- 
bedachte II  r,  6,  6.  j.  und  alter  1 
Z  96.  m,  5,  30.  5,  31. 

Jungfer  I,  3,  48.  3,  49.  3,  54.  II,  3, 
58.  1  Z  106.  128.  m,  7,  49.  8, 
33.  ZD  25.  75.  bei  tage  1  Z  85. 
blendende  ZD  159.  duftende  IQ, 
6,  32.  8,  63.  eingebildete  ZD  162. 
festgemacht  im  kriege  II,  9,  88. 
gefiirchtete  III,  6,  85.  geschminkte 
I,  5,  32.  n,  9,  33.  9,  91.  HI,  1. 
21.  1,35.  4,  40.  7,  16.  hftßlich 
aber  reich  m,  1,  76.'  8,  17.  häß- 
liche m,  9,  18.  2  Z  82.  säugende 
in,  5,  79.  schamhafte  m,  1,  65. 
schöne  ZD  42.  stete  begehrte  m, 
10,  34.  treulose  m,  9,  85.  tu- 
gendhafte ZD  157.   unberührte  n, 


9,  77.  j.  und  junge  ftM,  I,  1,  88. 

10,  42.  II,  6,  6.  1  Z  135.  m,  6, 
75.  9,  19.  yersohmähte  IH,  8,  50. 
10,  36.  10,  81.  ZD  80.  verwach- 
sene ni,  8,  23.  wählerische  1  Z 
127.  wunderfein  I,  8,  49.  ü,  8, 
100.  zahnlose  2  Z  44.  zweifel- 
hafte I,  4,  92.  4,  98.  5,  14.  8,  45. 
n,  4,  81.   1  Z  104.  in,  5,  26. 

Jungfern,  alte  II,  5,  4.  5,  5.  6,  54. 
III,  1 ,  42.  amadis-  H,  8,  59.  j. 
in  Pegn  2  Z  38.  scheinbar  ein- 
fältige n,  6,  89.  j.  und  sonnen- 
flecken  m,  2,  97.  voränderte  II, 
6,  72. 

Jungfemfieber  II,  4,  24.  ZD   155. 

Jungfernkummer  I,  5,  12.  11,  8,  62. 

5,  67. 
Jungfemreim  III,  10,  59. 
Jungfemschaft  I,    2,   5.    abgeiwan- 

gene  I,  5,  9.  m,  6,  L  genom- 
mene n,  7,  72.  1  z  176.  m,  5, 

56.  6,  86.  schwer  zu  bewahren 
n,  5,  78.  in,  10,  23.  verschenkte 
I,  5,  17.  m,  8,  60.  wiedergewon- 
nene I,  7,  75. 

Jungfern thränen  I,  3,   91. 

Jungfern wangen  n,  3,  57.  III,  6,  14. 

Jungfern  weise    1  Z  109.   m,   4,   86. 

Jungfern  wünsch  m,   8,   72.    10,  78. 

Jüngling  an  die  Jungfern  III,  5,  14. 

Jurispradenz  II,  9,  52. 

Juristen,  bestechliche  m,  8,  45.  ZD 
10.  171.  betrügerische  1,6,  87.  H, 

6,  48.  1  Z  148.  m,  2,  47.  8,  81. 
j.  und  ärzte  I,  2,  62.  9,  78.  HI,  2, 
20.  4,  78.  j.  und  geschenke  HI,  9, 
18.  ZD  238.    zahlreiche  111,7,55. 

Kahlkopf  II,  6,  81. 

Kartenspiel  II,  8,  86.  IH,  2,  44. 

Käse  II,  7,  49. 

Kaufmannschaft,  verdorbne  I,   1,  48. 

Kennzeichen   eines   wahren  fipenndei 

I,  10,  81. 
KetzerverfolgoDg  II,  5,  68. 


Sachregister. 


803 


KeuBobheit  I,  10,  56.  1  Z  50.  feinde 
der  1  Z  101.  gebrechliche  III,  1, 
74.    gezwungene  1,  4,  19.    jetzige 

1,  4,  78.  k.  und  Schönheit  I,  10,  55. 
verwahrte  I,  3,  53.  II,  1,  19.  m, 
7,  65.  zweifelhafte  11,  5,  21.  2 
Z  21. 

Kindbetterin  1  Z  148. 

Kinderei  ZD  289.  240. 

Kindermagd  I,  7,  45. 

Kinderzucht  HI,  10,  25. 

Kindheit,  beständige  II,  10,52.  zweier- 
lei II,  8,  76. 

Kirche,  die  sichtbare  I,  10,  71.  die 
wahre   I,  5,   25.      verachtete   III, 

2,  78.  /?5^i2il25^  ^* 
Klage  und  urtfaeil  II,  5,  22. 
Kleider  II,  3,  12.  111,5,  35.  ZD  167. 

betresste  II,  6,  31.  III,  8,  86. 
fremde  II,  7,  79.  III,  1,  30.  ma- 
chen leute  III,  5,  35.  5,  45. 

Kleidung,  fOrstliche  II,  5,  61.  fran- 
zösische I,  9, 83.  III,  5,  20.  gleiche 
III,  8,  89. 

King  und  gelehrt  III,  3,  94. 

Klugheit,  rechte  III,  6,  42.  staffeln 
der  I,  8,    34.     k.  und   redliohkeit 

II,  8,  64. 

Knecht,  schlechter  I,  4,  16. 
Koch  ni,  7,  56.   k.  und  rath  I,  8,  47. 
Kochkunst  II,  5,  29. 
Köhlerglaube  II,  3,  44.  IH,  2,  85. 
Kost  der  lüste  III,  4,  25. 
Krankheit,  französische  I,  5,  92.   1  Z 

149.  151.     menschliche  II,    7,  82. 
Krätze  der  zeit  I,  3,  90. 
Krebs  11,  4,  82. 
Kreuz  und  leid  I,    2,  82.   II,  1 ,   88. 

6,  37.     k.  und  salz  I,  4,  23. 
Krieg  II,   1,  58.     der  deutsche  II,  9, 

23.     III,   5,    69.     der   vergangene 

III,  1,  61.  der  weichende  I,  8,5. 
entsittlicht  II,  5,81.  holländisch- 
englischer  ZU  179.  ist  dieben  hold 
I,  5,  80.    räuberischer  I,  %,  9«    i«- 


gensreioher  I,  4,  50.  überall  I, 
3,  11.  unchristlicher  I,  2,  11.  k. 
und  hunger  I,  6,  39.  k.  nnd  knnst 
I,  4,  44.  k.  und  Steuer  I,  4,  24.  k. 
und  wein  I,  5,  28.  untreuer  I,  1, 
56.  voriger  und  jetziger  I,  2,  12. 
wagt  alles. I,  3,  73. 

Krieger,  gewinn  der  I,  4,  26. 

Krieges  abfuhr  II,  1,  67.  fruchtbar- 
keit  des  m,  6,  51.  -greife  I,  2, 
21.  letzter  wille  I,  7,54.  -Schnei- 
der I,  3,  75.    ungelegenheiten  des 

1,  6,  96. 
Kriegshund  I,  7,  65. 
Kriegskunst  1  Z  140. 
Kriegspferde  I,  5,  6. 
Kriegsschaden  I,  10,  15. 

Kriegs-  und  friedenswerke  II,  6,  87. 
Krippenreiter  ZD  47.  48. 
Küche  und  keller  III,   10,  45. 
Kühnheit  und  reichtum  1  Z  163. 
Kummer,  uahrungs-  II,  8,  98.    nicht 

zu  tiefer  III,  2,  70. 
Küm'mre  dich   um    dich  selbst    I,   9, 

9.  III,  4,  55. 

Kunst,  haus  der  HI,  9,  25.  k.  ver- 
stummt I,  1,  54.  k.  von  gott  I,  1, 
74.  k.  zu  leben  I,  5,  95.  k.  so 
regieren  III,  6,  66.  7,  79. 

Kunstdichter  I,  7,  5. 

Kunstgönner,  spärliche  I,  6,  76« 

Kunstgöttinen  sind  weiber  Uf  2,  61. 
m,  6,  77. 

Kunstliebe  II,  10,  3.  m,  10,  60. 

Kupplerin  II,  10,  66. 

Kuss  I,  3,  50.  4,  74.    7,  84.    7,   86. 

10,  79.  II,  1,  16.  1  Z  4.  IIJ,  2, 
98.  6,  64.  6,  93.    geraubter  II,  5, 

2.  1  Z-  186. 
Kasssüchtige,  die  II,  10,  49« 
Küsse  III,  5,   60.   6,  97.    7,  64.    8, 

97.  9,  23.  2  Z  77. 
L,  das  schädliche  II,  6,  71. 
Lachen,   dreierlei  I,  10,  94,     1.  und 

weinen  m,  6,  100. 

51» 


804 


Saehregister. 


Land  in  der  Stadt  I,  1,  50. 

Laodlente  11,  4,  60. 

Landmann  und  landskneoht  I,  1,  68. 

Landstreicher  1  Z  15. 

Landeshnt  und  Liebau  I,  6,  5. 

Landes,  leichenbegftngnis  des  I,  5, 
24. 

Lttnder,  ausgeplünderte  II,  7,  56. 

Lang  und  kurz  III,  8,  84. 

Last  und  Laster  1  Z  63. 

Laster  altern  nicht  ZD  88.  das 
gröste  II,  10,  50. 

Lästerzunge  II,  1,  94.  10,  95. 

Latein  ni,  2,  57. 

L&usekrieg  I(,  9,  85. 

Leben,  beßres  1  Z  2.  ehrliches  I, 
3, 16.  flüchtiges  1  Z  5.  geschenk- 
tes m,  9,  44.  glückliches  I,  8, 
19.  jenseitiges  I,  7,  8.  ZD  228. 
langes  II,  1,  84.  rechtschaffnes  I, 
2,  15.  1.  und  sterben  ZD  28.  1.  und 
tod  n,  3,  18.  ZD  104.  172.  ver- 
lornes I,  7,  56.  III,  5,  94.  ztthes 
n,  10,  58.     zweierlei  I,  3,  78. 

Lebensbedarf  I,  6,  7. 

Lebensberuf,  rechter  III,  7,  81. 

Lebensfrist  HI,  5,  71.  6,  7. 

Lebensjahr  ZD  63. 

Lebenslauf  I,  7,  41.  m,  3,  85.  6, 
47.     6,  100. 

Lebensregel  I,  5,  22.  II,  4,  4.  III, 
1,  43.  4,  89. 

Lebenssatt  III,  1,  44. 

Lebenswandel  m,  7,  76. 

Leere  in  der  natur  I,  3,  22. 

:Lohren  fQr  ftirsten  II,  2,  94. 

Leib,  nackter  II,  6,  79.  1.  und  seele 
n,  8,  57.  9,  7. 

Leichtes  steigt  empor  I,  5,  29. 

Leichtfertigkeit,  geschützte  I,  8,  26. 

Leichtsinn  11,  4,  51. 

Leiden  der  zeit  I,  9,  14.  zur  herr- 
lichkeit  durch  I,  9,  30.  9,  81. 

Leser,  die,  seines  buches  I,  I,  73.  11, 
8,  11.    1   Z   8.   m,  7,  26.    7,  38. 


2  Z  85.  ZD  257.   viel  I.,  riel  rieb 
tor  II,  9,  1. 
Leute,  boshafte  11,   6»  46.     dreierlei 
schädliche   m,    4,    78.     heilige  I, 

6,  40.  redliche  und  böse  I,  8,  70. 
Yomehme  I,  6,  41. 

Liebe  I,  2,  95.  m,  1,  180.  2,  8.  ZD 
69.     auf-   und    niedersteigende   I, 

7,  59.    bittre  I,   2,  25.    blinde  I, 

8,  76.  4,  86.  ni,  3,  65.  4,  99.  2 
Z  29.  m,  8,  23.  ZD  150.    brennt 

1,  10,  41.  2  Z  87..  christliche  II, 
4,  48.  9,  85.  10,  80.  m,  8,  82.  7, 
10.  die  I.  gottes  II,  7,  83.  mütter- 
liche II,  1,  87.  schädliche  I,  7, 
78.  1.  und  geizll,  4, 17.  1.  und  gold 
ZD  184.  I.  und  wollust  1  Z  128. 
unordentliche  I,  8,  77.  III,  9,  20. 
verdeckt  alles  II,  4,  14.  waaren 
der  m,  2,  42.  zu  gott  und  der 
weit  n,  8,  48.  zum  leben  HI,  3, 
44.     zum  Vaterland  II,  4,  6. 

Liebesflammen  I,  1,  82. 
Liebhaber  1  Z  189.  ZD  64. 
Lied  der  ruchlosen  I,  6,  56. 
Lilien  und  rosen  III,  10,  8. 
Linkhand  ZD  45. 
Lob  III,  3,  38.  8,  78.    1.  und  laus  I, 

2,  89. 

Lob  und  schände  m,  7,  82. 

Loben,  alles  und  nichts  11,  5,  41. 

Lobredner  I,  1,  1.  4,82.  der  fttnten 
U,  2,  56. 

Lobsuoht  I,  8,  15.  II,  7,  15.  IH,  5, 
85.  7,  6.     bestrafte  II,  7,  91. 

Lockvogel  I,  7,  49.  1  Z  58. 

Lohn,  berechtigter  m,  2,  58.  1.  und 
strafe  II,  1,  40.  IH,  7,  57. 

Ludwig,  fürst  zu  Anhalt  HI,  6,  18. 
herzog  lu  Brieg  I,  10,  72.  11,  2, 
42.  9,  79.  1  Z  201.  wünsche  für 
denselben  m,  8,  44  bis  8,  52.  L.'fl 
reise  nach  Mecklenburg  A  13. 

Lüge  und  Wahrheit  II,  4,  21. 

Lügen  I,  10,  98.  H,  4,  20.  6,  76.  7| 


Sachregister. 


806 


18.   ni,  2,   69.    6,  45.     der  kauf- 
leute  m,  10,  7. 

Lügner  I,  4,  31.  6,  20.  II,  3,  88. 
m,  2,  21.  6,  59.  8,  69.  2.  Z  83. 
ZD  57.    trefflicher  III,  4,  21. 

Lust  und  schmerz  I,  10,  9L  11,  10, 
6.  m,  1,  70.  I,  98.  8,  64.  1.  und 
Wollust  in,  10,  60. 

MacchiarelU  II,  8,  7. 

Magd  des  herm  I,  5,  77.  hitsige 
2  Z  90. 

Magen  HI,  9,  14. 

Magnet,  zweifacher  1  Z  156. 

Mai  II,  4,  84.  10,  35.  schnecreicher 
und  kalter  III,  10,  87^  10,  99. 

Maler  von  ffirsten  1  Z  183. 

Malerin  II,  6,  47. 

Mann,  des  weihes  haupt  I|  10,  4. 
frommer  I,  10,  68.  gelehrter  II, 
10,  10.  hasenherziger  II,  5,  96. 
m,  6,  48.  8,  73.  kindischer  II, 
4,  72.  4,  99.  kranker  III,  9,  90. 
nicht  wählerischer  1  Z  124.  nüch- 
terner II,  9,  76.  redlicher  I,  1, 
88.  10,  76.  m,  9,  3.  m.  und  weih 
I,  6,  65.  6,  71.  m,  7,  40.  wei-, 
hischer  I,  10,  13.  H,  3,  79.  4, 
47.  m,  5,  3.  7,  61.  wertloser  III, 
8,  53.  10,  26.     zarter  m,  10,  24. 

Männer,  gütige  m,  8,  29. 

Männermangel  m,  3,  64. 

Marcipan,  soldatenbrot  11,  7,  45. 

Mars  I,  6,  93.  darf  alles  I,  5,  15. 
der  fromme  I,  3,  83.  der' gefräßig« 
I,  3,  79.  der  gelehrte  I,  2,  72. 
der  gewißenhafte  I,  4,  49.  der 
katholische  I,  6,  52.  der  säumige 
I,  6,  54.  der  treue  I,  3,  94.  der 
unkeusche  I,  5,  84.  der  wirtliche 
I,  5,  20.  ein  drechsler  I,  8,  95. 
ein  ketzer  I,  8,  87.  .ein  rosstän- 
scher  I,  8,  9.  gegen  sich  selbst 
I,  5,  8.  kein  Jurist  t,  6,  77.  nährt 
sich  1, 5, 1 1.  ohne  gefühl  1, 4,  88.  M. 
und  Venus  1, 1 ,6 1 .  wappen  des  1, 5, 18. 


Marter,  verwandelte  I,  5,  60. 

Martinsfest  11,  6,  11. 

Märtyrer  der  liebe  II,  7,  74. 

Mäßigkeit  I,  7,  3.  II,  4, 93.  m,  2, 14. 

Maultasche  II,  1,  97. 

Mäusehandwerk  I,  4,  59. 

Medea  I,  9,  87. 

Mehlthan  des  krieges  III,  10,  57. 

Mein  und  dein  I,  1,  11. 

Meineid  I,  8,  3.  ZD  193. 

Meineidige  II,  1,'96. 

Mensch  II,  1,  86.  ein  gras  I,  7,51. 
genießlicher  II,  4,  67.  sinnlicher 
II,  6,  8.  6,  55.  2  Z  31.  ZD  148. 
149.  thierisoher  I,  7,  68.  III,  6, 
8.  unbeständiger  III,  6,  39.  ZD 
164.  unerträglicher  I,  4,  30.  un- 
nützer I,  8,  72.  III,  6,  84.  unzu- 
friedner ZD  44.  .wunderbarer  I, 
6,  42. 

Menschen,  alle  fehlen  1  Z  196.  böse 
I,  7,  42.  sind  lügner  II,  2,  13. 
tadelsucht  der  I,  9,  34. 

Mensclienhaupt  III,  4,  85. 

Merkmal  des  gemüts  II,  5,  80. 

Misgeburt,  herbeigefCIhrte  1   Z  120. 

Misgunst  m,  6,  43. 

Mistrauen  II,  -4,  100.  weises  H, 
1,  85. 

Mistjunker  t,  1,  19. 

Mitgift  n,  10,  27.  IIIj  2,  15.     statt- 

:   liehe  I,  5,  72. 

Mittag  n,  8,  78. 

Mittel  gegen  traurigkeit  m,   2,   51. 

MittelsUnd  II,  6,  82.  m,  3,  55.  ZD  6. 

Mittelweg  H,  2,  89.  1  Z  89. 

Mittel  zu  Yerarmcn  I,  8,  IL  zur 
gesundheit  m,  5,  89. 

Mittwoch  II,  10.  22. 

Mode  n,  6,  52.  1  Z  76.  III,  5,  86. 
5,  62.  10,  84.  2  Z  57.  ZD  94. 

Modedamen  n,  6,  33. 

Mode,  französische  III,  8,  8.  heutige 
m,  10,  4.  ZD  220. 

Möglichkeit,  unmögliche  I,  2,  67. 


806 


Sachregister. 


Möncliskappe  II,  7,  55. 

Mond  ist  silber  II,  1,  53. 

MonUg  II,  10,  20; 

Morgen,  der  II,  8,  77. 

Morgengebet  I,  1,  6. 

Mühe,  durch  m.,  nicht  durch  sohmei- 

chelei  I,  7,  47. 
MflUer  II,  9,  86. 
Mund,  des  leibes  thür  I,  9,  74. 
'^  Musikant  1  Z  118. 

'  Müßiggang  I,  4,  5.  4,  6.  9,  81.    III, 

1,  2.   10,  28. 
Mutig,  nicht  verwegen  I,  4,  86. 
Nachahmung  II,  7,  97. 
Nachäffung  der  franzosen  III,  6,  86. 

ZD  165. 
Nachbar  1  Z  52. 
Nachfolge  Christi  I,  6,  2. 
Nachgeben  bei  hofe  III,  5,  38. 
Nachgiebigkeit  2  Z  19. 
NäohstenUebe  I,  4,  87.  9,  55.  III,'  4, 

6.  4,  87. 
Nacht  U,  a,  80. 
Nachtgebet  I,  1,  7. 
Nachtruh  U,  4,  55.  8,  80. 
Nacht  und  tag,  zweierlei  II,  8,  6. 
Nachtigal  I,  7,  79. 
Nahrung  der  liebe  III,  4,  98. 
Namenstag  II,  4,  32. 
Namenszug   eines   freundes    2  Z  58. 

59. 
Narr  I,  5,  35.  5,  67.  6,  67.  1  Z  170. 

m,  4,  75.     alter  U,  9,  94.  m,  4, 

27.    eitler  II,  6,  49.    gelehrter  m, 

6,  52.    jeder  ein  n.  II,  4,  18.     n. 

und  weiser  II,  5,  68.  9,  81.  m,  1, 

50..  8,  57.     ZD  184. 
Narren   beim    wein    ZD    106.     nicht 

zahlreich    IIj    10,    78.     nur   unter 

menschen  III,  4,  80. 
Nase,  lange  II,  4,  69.  III,  7,  86. 
Natur,  anweisnng  der  III,  8,  1 8.   dienst 

der  ZD  41.     frenden  der  A  16. 
Neid  I,  6;  95.  U,  2,  84.  8,  69.    1  Z 

56.  m,  4,  58.  9,  86.  10,   42.   ZD 


170.     der  menschen  A   19.    strafe 
des  I,  1,  36.  ZD  207.  242. 

Neider  I,  10,  90.  11,  1,  85.  III,  3. 
87.  9,  54.  10,  41.  10,  93.  ZD  84, 
107. 

Neigungen  III,  7,  86. 

Nentwig  Martin  I,  10,  66. 

Neuerung,  geÜUirliche  I,  9,  90.  anoht 
nach  III,  6,  67. 

Neugier  III,  3,  52. 

Neugierige,  der  I,  10,  99. 

Neuigkeiten  ZD  189. 

Neujahrswnnsoh  I,  9,  11.  DI,  5,  98. 
an  eine  fSrstin  II,  2,  8. 

Nicht  zu  viel  I,  6,  68. 

Nichts  1  Z  84.  ZD  28.  n.  neues  an- 
ter der  sonne  I,  7,  39. 

Nichtsthun,  geschäftiges  II,  5,  92. 

Niemand  zu  verachten  I,  7,  69. 

Nonne,  angehende  1  Z  175.  fleißige 
III,  9,   40. 

Not  I,  2,  98. 

Notwendigkeit  II,  10,  60.  III,  3, 
98. 

Nutzen  und  ergötzen  I,  5,  58.  un- 
sichrer n,  4,  40. 

Nützlich,  nicht  immer  ehrlich  I,  8, 
100. 

Nutznießer  des  friedens  I,  9,  98.  die- 
ser zeit  I,  5,  38. 

Oberstelle  I,  8,  73. 

Obrigkeit,  amt  der  III,  2,  8.  8,  2. 
gute  I,  8,  40.  sind  götter  I,  2, 
48.  ni,  4,  36.  o.  und  Untertan  U, 
1,  61.  2,  61.  2  Z  9. 

Ochsen  I,  6,  87.  gereiste  II,  10, 
44.  'menschliche  2  Z  48. 

Ochsenhandel  lU,  4,  70. 

Oel  und  feuer  1  Z  116. 

Ohr,  nnverdroßnes  III,  10,  79. 

Ohrenbläser  III,  8,  84.  poetiache 
n,  8,  98. 

Opfer,  jüdische  1  Z  70. 

Opitz  Martin  II,  5,  57.  1  Z  138.  III, 
7,  78. 


Sacbregister. 


807 


Ordnung  hilft   haushalten    I,   3,    18. 

öffentliche  III,  2,  65. 
Orpheus  und  Eurydice  I,  9,  76. 
Österreich,  das  haus  ZD  147.  206. 
OsUee  I,  9,  95. 
Papier  III,  8,  91. 
Parnass,  schlesischer  2  Z  3. 
Pathenbrief  I,  1,  20.  7,  89.  10,  6. 
Peohfackel  II,  5,  90. 
Perlen,  schmuck  der  w eiber  III,  9, 73. 
Pescennius,  römischer  kaiser  I,  7,  11. 
Pfarrer  I,    4,   100.  IH,    3,    59.    pf. 

und  küster  III,  7,  39. 
•Pferde,  hölzerne  I,  7,  82. 
Pferdetugend  I,  4,  70. 
Pflege,  seiner  selbst  ZD  33. 
Phantasten  und  Poeten  ZD  151. 
Pharaos  träum  I,  4,  52, 
Pharisäer  art  I,  9,  45.  9,  50. 
Phyllis  und  die  rose  I,  1,  15. 
Plastischer  stamm  I,   8,  94.    10,  25. 
Pöbelgunst  III,  10,  12. 
Pöbclregiment  II,  2,  91. 
Pöbelurtheil  II,  1,  36. 
Poesie  I,  5,  10.  m,  7,  32.  deutoche 

I,  5,  69.     ein  freund  seiner  I,    1, 

59.     sein  trost  I,  5,  3. 
Poet,  an  einem  guten  I,  1,  39.  1.  40. 
Poetenbrunnen  III,   5,   49.   ZD  126. 
^oeten,  gekrönte  II,  5,  43.   und  für- 

sten  2  Z  80. 
Poetenheirath  m,   10,  74. 
Potiphars  weih  ZD  97. 
Prahler  I,  2.  55.     4.  60.  4,  61.  1  Z 

164.  III,  1,  8.  3,  30.  7,  62.  7,  63. 

10,  27.    2    Z  8.     feiger  ZD    192. 

heruntergekommner  II,  10,  17. 
Preussen  2  Z  20. 
Priester,  überraschter  III,  8,  13.    p. 

und  krieger  III,  5,  90.    ungläubige 

A  3. 
Priestergebet  II,  8,  14. 
Prinz,  auf  einen  gestorbnen   III,  5, 

81.  5,  82.  9,  58. 
Probus,  römischer  kaiser  I,  1,  92. 


Prophezeihung  aus  der  band  11,  4, 
36.  aus  der  Offenbarung  Johannis 
II,  6,  21. 

Prüfe,  dann  liebe  I,  1,  37.    2  Z  11. 

Pyrrha  und  Deucalion  II,  1,  3. 

Rache  II,  1,  41.  II,  8,  46.  göttliche 
I,  10,  18.  m,  2,  24.  nicht  aus- 
geübte 1  Z  111.  in,  4,  72.  ZD 
103. 

Rath  II,  2,  90.  1  Z  95.  gekaufter 
n,  7,  1.  guter  I,  7,  83.  U,  8, 
66.  8,  88.  in  der  not  I,  9,  20. 
junger  II,  1,  24.  ohne  that  II,  4, 
32.  1  Z  74.  r.  und  geld  II,  8, 
95.    m,    10,   38.    bngehörter  IH, 

8,  55. 

Rathen  ist  schlimm  II,  3,  86.  III,  7, 
90. 

RathschlUge  1  Z  198.    199.   ZD  55. 

Räthsel  II,  8,  91.  4,  80. 

Räuber  I,  6,  55. 

Rauchtabak  bei  den  Deutschen  II, 
3,  5. 

Rausch  II,  4,  46. 

Rebe  und  eher  I,  7,  13. 

Rechenkunst  II,  7,  53. 

Recht,  bestochnes  III,  10,  43.  bür- 
gerliches II,  8,  92.  das  alte  I, 
7,  35.  geändertes  II,  10,  16.  nur 
schein  II,  9,  63.  r.  und  gewalt  III, 
6,  15.  r.  und  gewohnheit  I,  2,  30. 
zum  saufen  1  Z  160. 

Rechtfertigung  HI,  2,  40. 

Rechthaber  ZD  11. 

Rechtshändel  U,  1,  31. 

Rechtsstudinm  I,  7,  14. 

Reden,  gute  2  Z  16. 

Redlichkeit  I,  8,  81.  U,  1,  60.  9,  42. 
feinde  der  I,   4,  89.     gestorbne  I, 

9,  82.  seltne  m,  3,  79.  unbeirrte 
I,  7,  28.  verachtete  II,  4,  28.  zu- 
rückgesetzte n,  3,  29.  m,  1,  64. 
zweifelhafte  I,  6,  75. 

Redner  III,  5,  24. 
Reformation  II,  9,  8. 


808 


Paobregiflttr. 


BegieniDg,  redliche  III,  10,  62. 

Begiemngssorgen  III,  4,  50. 

Reich  I,  2,  88.  r.  und  hupgrig  m, 
4,  94.    r.  und  unhöflich  11,  7,  62. 

Reiche  kommen  nicht  in  den  him- 
mel  III,  2,  67. 

Reicher  stirht  nicht  gern  III,  1,  69. 

Reichtum,,  geiziger  I,  6,  24.  geprie- 
sener m,  9,  38.  mittel  tum  I,  2, 
26.  ni,  8,  16.  ZD  245.  Richtiger 
I,  2,  45.  nicht  gesuchter  I,  3,  87. 
ZD  21.  rechter  I,  4,  11.  11,  2, 
99.     unsichrer  I,  4,  2. 

Reime  aus  dem  Stegreif  I,  8,  12. 
die  letzten  ZD  248.  form  seiner 
n,  8,  70.  ZD  222.  fKr  Schlesier 
n,  7,  58.  für  sich  I,  6,  66.  ge- 
gen laster  I,  4,  91.  m,  4,  49.  ZD 
211.  gezwungene  II,  3,  99.  seine 
I,  2,  50.  10,  74.  II,  7,  28.  7,  58. 
1  Z  100.  ni,  6,  97.  7,  77.  8,  57. 
8,  65.  ZD  213.  seine,  nicht  alle 
gut  in,  6,  69.  seine,  nicht  allen 
recht  n,  9,  29.  ZD  236.  seine, 
nur  in  mußestunden  m,  8,  59. 
10,  18.  ZD  61.  222,  seine  sohl öpf- 
rigen  III,  6,  2.  seine,  schon  ein 
regiment  III,  10,  100.  ZD  130* 
•eine,  schon  erprobt  II,  8,  72. 
seine  r.  sollen  nicht  beleidigen  n, 

7,  81.  seine  verlornen  li,  2,  50. 
Unsend  I,  10,  100.  m,  6,  69.  ur- 
theile  über  seine  11,  9,  78.  III,  7, 
94.  ZD  131.  ZD  221.  vertheidi- 
ger  seiner  2  Z  76.    weibliche  II, 

8,  94. 

Reimkunst,  deutsche  II,  6,  26. 
Reisen  II,  10,  45.  III,  5,  34.  ZD91. 

202.  229.  230. 
Reiterei,  schwarze  I,  7,  22. 
Religion  2  Z  47. 
Religionshaß  1  Z  179.  ZD  169. 
Rhein,  der,  ein  ehrenrichter  I,  6,  14. 
Rheinfluß  I,  1,  94. 
Rheinwein  I,  1,  95. 


Richter  I,  10,  48.  bestechlicher  III, 
4,  29.  gerechter  11,  9,  2.  unbe- 
rechtigter n,  10,  61.  Yerdachtiger 
1  Z  174. 

Ritter,  frühere  I,  3,  69. 

Rosen  m,  7,  38. 

Rosenobel,  eine  soldatenblume  1, 1,68. 

Rötbe  und  räthe  II,  8,  99. 

Ruchlosigkeit  der  weit  11,  1,  98. 

Rückkehr  der  fdrstlichen  brfider  Yon 
ihren  reisen  A  15.  des  obristen- 
tuins  I,  9,  12.  Yon  einem  firennde 
I,  3,  41. 

Ruf,  jfranzdsischer  I,  9,  84.  guter 
If  3}  77.  guter,  der  frommen  m, 
4,  61.  sohlechter  11,  7,  94.  IH, 
9,  t.  ZD  83. 

Ruhe  des  gemüts  1  Z  189.  im  mit- 
telpunkt  II,  4,  45.    theure  II,  4,  98. 

Ruhm  UI,  10,  77. 

Sache,  ausgeübte  I,  5,  86.  bedenk- 
liche I,  4,  76.    die  gute  I,  4,  25. 

Sachen,  liebliche  III,  5,  5. 

Salz  und  kreuz  I,  4,  23. 

Saufbrüder  II,  10,  29.  1  Z  181. 

iS^aul  und  David  II,  2,  62. 

Saumseligkeit  I,  2,  88. 

Schilfergedicht  eines  freundes  I,  1, 8. 

Schale  und  kern  I,  8,  14. 

Scham,  falsche  I,  6,  69. 

Schätze  für  den  hiramel  1, 9,  48.  9, 44« 

Schein  II,  9*,  84.  III,  7,  19. 

Schelm,  an  einen  glücklichen  I,  1, 45. 
arger  II,  2,  17.  7,  38.  III,  8,  18. 
6,  79.  ZD  219.  junger  seh.,  alter 
frdmmling  II,  5,  11. 

Scherffer,  Wenzel  III,  6,  18. 

Scherz,  unschuldiger  I,  10,  17. 

Schiffe  II,  1,  11. 

Schlacht,  unblutige  I,  8,  81. 

Schlaf  I,  5,  96.  6,  1.  betrügeriaoher 
I,  2,  85.  honigsüßer  I,  7,  40.  aoh. 
und  tod   I,  5,  97.  5,  100. 

Schläge  II,  1,  92. 

Schlecht  und  recht  II,  2,  19. 


Sni'lircgister. 


809 


Schlemmer  I,  7,  64.    8,  24.    10,  62. 

n,  2,  16.  2,  97.  III.  1,  77,  4,  22. 

4,  65.   8,  61.   9,  47.    10,  22.    ZD 

84.  186. 
Schlesieo,  ernenertes  I,  3,5.  rainiert 

I,  3,  51.    1  Z  158. 
Schlesier  1, 6,  99.   eselsfreßer  1, 7, 77. 

gastfreie  111,4,24.   unhöfliche  III, 

1,  66; 

Schmarotzer  11,  4,  61.  1  Z  166. 

Schmeichelei  I,  8,  51.   ZD  260. 

Schmeichler  III,  2,  43.  2, 66.  ZD  77. 
8ch.  nnd  Rahen  I,  8,  28. 

Schmied  1  Z  41. 

Schnecken  II,  4,  80.  III,  7,  8. 

Schnee  II,  10,  48.  1  Z  7.  schwarzer 
III,  4,  19. 

Schön,  aher  arm  1  Z  114.  seh.  nnd 
keusch  1, 10,  55.  II,  10,  76.111,2, 17. 

Schönheit  I,  1,  27.  1,  33.  1  Z  28. 
III,  4,  82.  ZD  168.  äußerliche 
III,  8,  22.  8,  79.  ZD  54.  hesondre 
1,5,93.  ZD  186.  demfltige  I,  2. 16. 

2,  17.  ein  leim  III,  1,  28.  kalte 
III,  7, 29.  seltne  II,  4,  42.  III,  6,  80. 
seh.  und  frömmigkeit  11,9,48.  III, 
6,31.  6,  66.  verdächtige  III,  5,  40. 
vergängliche  II,  3,  10.  III,  6,  89. 
zweifelhafte  I,  1,  26. 

Schooßfall  III,  5,  73. 

Schöpfer,  moderne  III,  6,  83. 

Schrift  der  alten  Deutschen  111,8,89. 
heiUge  II,  1,  69.  1,  74.  1,  78.  II, 
2,54.  macht  der  1, 10,64.  11,8,49. 
schlechte  II,  8,  17. 

Schriften,  unsterbliche  III,  8, 90. 9, 29. 

Schuhe,  beutige  1  Z  131. 

Schuld,  unauslöschliche  I,  10,  7. 

Schulden  III,  2,  23. 

Schuldner,  gläubiger  I,  5,  71.  ver- 
folgter III,  1.  99. 

Schutzherm,  fremde  1  Z  178. 

Schwäne,  singende  II,  4, '68. 

Schwätzer  I,  8,  87.  10,  24.  II,  6,69. 
7,  14.  III,  3,  46.  4,  88. 


Schweden,  dankbarkeit  gegen  die 
II,  6,  75.  rauher  II,  4,  88.  sind 
Götter  I,  9,  96. 

Schweine  (  erst  im  tode  nfitzlich  II, 
2,  48. 

Schwelgerei,  gottlose  II,  1,  95. 

Schwerter  III,  2,  22.  schaden  und 
natzcn  II,  8,  10. 

Schwindsucht  II,  6,  16. 

Seelen,  theure  II,  7,  65..  verdorbne 
II,  5,  82. 

Seelenhandel  11,7,66. 

Seelen wandrung  I,  7,  71. 

Sein  und  Schein  II,  4,  77. 

Selbstbetrug  III,  9,  4. 

Selbsterkenntnis  I,  2,  90.  If,  2,  5. 
2,  87.  9,  21.  2  Z  98.  A  21. 

Selbstgerechtigkeit  I,  9,  32.  9,  41. 

Selbstprfifung  II,  8,  31. 

Selbstüberwindung  III,  4,  46. 

Seligmacber  I,  2,  39.  2,  42. 

Seltne,  das,  hat  wert  I,  4,  72. 

Sicherheit,  verderbliche  III,  4,  15. 

Sieg  1  Z  94.  schmutziger  I,  8,  54. 
II,  3,  98. 

Siegesanzeichen  I,  8,  '46. 

Silberstnmm  III,  5,  66. 

Simson  11,9,99.  111,4,52.  doppelter 
1  Z  108. 

Sinnesänderung  I,  9,  77. 

Sinngedichte,  ein  ganzes  buch  ZD  254. 

Sitten,  alte  II,  8,  73.  franiösische 
II,  10,  7.  heutige  I,  8,  86.  tadler 
fremder  III,  9,  96.  unerhörte  II, 
10,  48.    verkehrte  1  Z  80. 

SiUsamkeit  III,  10,  52. 

Sohn,  gottloser  II,  7,  16. 

Soldat,  alter  III,  1,  90.  der  beste 
I,  8,  88. 

Soldaten  I,  10,  47.  1  Z  146.  III,  2,88. 
abgedankte  II,  5,  59.  9,  69.  ge- 
worbne  H,  7,  2.  gezwungne  I,  2, 
78.  goldne  I,  2,  41.  gottlose  I,  8, 
8.  gutes  werk  der  I  Z  102.  Je- 
tzige I,  1,  52.    1,  66.  räuberische 


810 


Sachregister. 


I,   5,    16.     8.  steht  alles  frei  I,  8, 

28.  6,  15.  8,  18.    s.  and  dimen  2 

Z  92.     8.  und  Qott  I,  8,  66. 
Boldatenbrauch  II,  4,  2. 
Soldatenbrot  II,  7,  45. 
Soldaten sohimpfwort  II,  6,  86. 
Soldatenwerbnng  I,  1,  64. 
Soldaten  wünsch  I,  8,  23. 
Sommer,  anartiger  I,  3,  84.    8.  nnd 

Winter  I,  2,  64. 
Sonnabend  II,  10,  25. 
Sonne  ist  gold  II,  1,  54. 
Sonntag  II,  10,  19. 
Sorge,  gehegte  1, 10,  93.  nnbesonnene 

I,  2,  75.    vergebliche  II,  10,  80. 
Spanien  III,  8,  87. 
Sparsamkeit  I,  1,  49.  4,  10.  II,  1.  1. 

9,  59.    vergebliche  I,  8,  23. 
Spiegel  II,  1,  26.   III,  3,  62.    7,  12. 

des  gerfichts  II,  7,  17. 
Spiel  der  weit  ZD  244. 
Spieler  I,  5,  «4. 
Sporen  k  la  mode  I,  6,  3. 
Spötter  11,  7,  20. 
Sprache,  deutsche  I,  3,  67.  II,  8,7. 

8,  13.    8,  50.    III,  5,  67.    9,  11. 

französische  II,  6,  94.  III,  5,  48. 

fremde  I,  3, 58.  lateinische  1  Z  40. 

polnische  II,  8,  48. 
Sprachverbeßerer  II,  7,  59.  8,  47. 
Stadt  und  land  I,  1,75.  2,19.  2,40. 

3«  9.  1  Z  192. 
Städte,   reich  darch  krieg  II,  5,  91. 

6,  100. 
StAdter,  gewinnsOchtige  II,  4,  58. 
Stammbuch  III,  8,  .89. 
Stand,    bescheidner  III,    1,   78.    st. 

and  verstand  III,  2,  58.  8,  92. 
Standhaftigkeit  in  not  I,  9,  4. 
Stände,  die  ii,  8,  21. 
Stärke  der  menschen  II,  6.  20. 
Staupbesen,     mit    dem,    geschlagen 

III,  7,  59. 
Steinkrankheit  I,  7,  33.  10,  92. 
Sterblichkeit  II,  5,  24. 


Stemdeutung  II,  7,  54. 
Stemfreund  2  Z  4. 
Stenercalender  I,  7,  7. 
Stener,   drückende  I,  2,  28.    2,  29. 

8,  10.  5,  48.  5,  61.  6,  27.  1  Z  60. 

m,  8,  40.    10,  17.    ZD  51.    A  7. 

8t  and  Qotteswort  I,  8,  86.  3,  40. 

st  and  raub  I,  7,  67. 
Stirn  I,  2,  67. 
Strafe,  ein  sals  HI,  10,  63. 
Strafen  gegen  böse  II,  6, 45»  mäßige 

III,  2,  82.      . 
Streben  nach  höherem  II,  10,  97. 
Streit  1  Z  126. 

Streng  zur  rechten  seit  II,  10,  99. 
Standen,  flüchtige  II,  2,  81. 
Stundenglooke  III,  7,  18. 
Substantiv  uad  adjectiv  I,  5,  88. 
Sünde  I,  4,  28.  6,  98.   schea  vor  der 

III,  8,  51.    Zuwachs  der  I,  6,  88. 

III,  4,  18. 
Sündenbekenntnis  III,  4,  7. 
Sündenfall,  großer  II,  6,  64. 
Sünden,  unzählige  III,  5,  15. 
Sündenvergebung   I,   5,  68.    9,  64. 

ZD  110. 
Taback  n,  5, 66.  t  uad  titel  III,  8, 85. 
Tadel,  Uub  gegen  III,  5,  84. 
Tadelsucht  III,  8,  30.  10,  80. 
Tadler  I,  2,  82.  1  Z  72.  seine  1, 1,69. 

1,  70.  1,78.  III,  9,  66. 
Tag,  jüngster  III,  8,  6.  ZD  80.  t  ond 

nacht  III,  6,  72. 
Tage,  kurze  2  Z  1. 
Tagewerk  II,  4,  56. 
Tapferkeit  II,  2,  67.    gerühmte  III, 

4,  91.  unbesonnene  III,  8,  40.   t 

und  einigkeit  II,  7,  42. 
Taufe    eines   prinzen    2  Z  101.    Tor- 

seitige  III,  5,  22. 
Täuschung  II,  5,  32. 
Tausendkünstler  1  Z  73.  88. 
Technikus  I,  8,  32. 
Tellerlecker,  derplautiniache  II,  1,91. 
Testament  III,  2,  79. 


Pachregistcr, 


811 


Teufel,  Terkappte  II,  9,  60. 
Teufels  ernte  1,  3,  88.  4,  66.  feiertag 

I,  8,  18. 

Tbaten,  mittelbare  I,  7, 48.  nicht  werte 

1  Z  88. 
Tbatkraft  II,  2,  78. 

Tbeil  und  gansei  II,  10,  68. 
Theile  der  weit  II,  10,  70. 
Theilung  wüster  guter  11,  2,  15. 
Thier,  das  liebste  I,  7,  53. 
Thiere  in  meer  und  land  II,  10,  72. 
Tbor,  gelehrter  III,  8,  16.  oft  geehrt 

ni,  3,  96. 
Thorbeit  11,8, 1.  allgemeine  I,  7,  93. 

7,  94.  ZD  46.   der  weit  III,  1,  63. 

halsstarrige  III,  2,  48.  mensohlicbe 

II,  2,  20.  5,  36.  111,  2,  45. 
Thränen,  ursacbo  der  II,  9,  97. 
Thränenreich  II,  4,  74. 

Thun ,  menschliches  2  Z  55. 
Tischfreundschaft  I,  8,  30. 
Titel  III,  10,  58.  2  Z  74.   ZD  227. 
Tod  II,  3,1.    ZD  142t  209.  dreierlei 

I,  6,  16.  ein  trost  I,  5,  51.  eines 
freundes  I,  4,  46.  III,  5,  88.  eines 
kindes  ZD  60.  fröhlicher  I,  3,  99. 
gewaltsamer  2  Z  15.  gleicht  alles 
aus  II,  9,  6.    ist  gehurt  1,  6,  79. 

2  Z  45.  langsamer  III,  9,  26.  nicht 
gefürchtet  I,  5,  34.  III,  5,  17. 
schneller  ZD  101.   sehnsucbt  nach 

II,  3,  78.  täglicher  II,  7,  78.  t.  und 
geld  III,  2,  72.  t.  und  liebe  1  Z  159. 

^  tund  schlaf  I,  5,  100.  unser  vater 
II,  1,  16.  vergeßener  III,  3,  91. 
voraeitiger  lU,  7,  85.  7,  87.  will- 
kommner I,  8,  61.  2  Z  17.  «u  T. 
getrunken  III,  7,  80. 

Todes  buchstaben  I,  5,  50. 

Todesfurcht  III,  1,  71.    ZD  204. 

Todesstrafen  II,  10,  87. 

Todtenschmuck  I,  7,  9. 

Töchter,  heiratbslnstige  I,  10,  88. 

Trachten,  neue  ZD  203.  214. 

Trägheit  I,  2,  34. 


Trau,  flobau,  wem?  I,  3,  93.  9,  43. 

10,  74. 
Träume,  betrüglicbe  I,  5,  68.  5,  69. 

wahre  I,  5,  30. 
Trauriges  mehr  als  lustiges  I,  1 0,  65. 
Traurigkeit,  feinde  der  III,  10,  72. 
Treue ,  deutsche  II,  3, 5.  die  stärkste 

I,  8,  83.    gestorbne  I,  6,  85.    im 

topfe  I,  10,  53.    t.,  reue  III,  8,  5. 

t.  und  glauben  III,  10,  40.  unzuver- 

läßige  II,  3,  24.    III,  4,  71. 
Trinker  und  buhler  III,  6,  68.   t  und 

Schwätzer  III,  6,  71. 
Trinkgeld  ZD  237. 
TrinkkuDst  ZD  246. 
Trojas  Zerstörung  III,  6,  93. 
Trost  bei  Unfällen  III,  5,  96. 
Trankenbold  I,  2,  3.    2,' 63.  4,  37. 

10,  11.  10,  12.  10,  50.  II,  4,  59. 
8,  41.    1  Z  185.    III,  2,   11.  4,  3. 

4,  77.  5,  92.  9,  27.  2  Z  86. 
ZD   182. 

Trunkenheit,  vergönnte  II,  2.  58. 
Trunksucht  1,2,  13.  10,  10.  111,8,75. 

der  Deutschen   I,  4,  38.   ZD  220. 
Tugend,    alte   II,    4,    27.     flüchtige 

I,    1,   86.    III,    10,   29.     heutige 

11,  9,  95.  hinter  dem  geld  II, 
1,   59.     nicht    allen    nützlich   III, 

5,  23.  reich  der  III,  7,  35.  Übung 
der  II,  3,  45.  um  müh  11,2,40.  t 
und  glück  III,  2,  95.   t.  und  laster 

I,  9,  59.  9,  54.  1  Z  12.  III,  2,  74. 
▼erkannte  II,  2,  72.  8,  70. 

Tugendbild  ZD  217. 

Tugendhaft  aus  Unvermögen  II,  10, 86. 

Tngendhaß  1  Z  44. 

Tyrann  II,  3,  27.  III,  5,  83. 

Tyrannenberrsobaft  II,  2.  96.  5,  62. 

Übel,  neues  II,  1,  70.    vergangenes 

II,  2,  30. 

Überdruß  an  ehr  und  leben  U,  10, 7.8. 
Überfluß  III,  9,  68. 
Übergabe  von  gedicbten  an  die  her- 
zogin  ZD  121.  122. 


812 


Saohregisler. 


übren,   alle  einst  gleich  gehend  IT, 

10,  57. 
Unbesonnenheit,  glückliche  I,  8,  S7« 

menschliche  II j  10,  89. 
Unbestand  II,  4,  43. 
Unbestftndigkeit  der  menschen  II,  2, 47. 
Undank  II,  2,  21.  2,  55.  gegen  Oott 

n,  8,  52.    III,  1,  66, 
Ungelegenheiten  des  krieges  IIT,  9, 85. 
Ungemach,   menschliches  II,  8,  69. 
Unglfick ,  fremdes  II,  7,  76.   mnt  im 

III,  8,  98.    überall  1  Z  138. 
Unrecht    großer   herren    II,  10,. 88. 

gut   heißen    II,  3,  76.    verlachtes 

1  Z  158. 
Unschuld,  angeklagte  II,  10,  98.  im 

nachtheil  III,  6,  58. 
Untergang   der  sonne   und  des  men- 
schen I,  2,  96. 
Unterschied  1  Z  6.  III,  1,  45. 
Untreuer  III,  7,  60. 
Unverhofft  kommt  oft  I,  6,  86. 
Unvernunft  All.  vernünftige  II,  5, 14. 
Unverschämt  II,  4,  52.  III,  8,  81. 
UnvoUkommenheit ,    mensebliobe  II, 

7,  85.  1  Z  152. 
Unwißenheit  II,   7,  6.    menschliche 

III,  7,  7. 
Unsufriedenheit  der  fremden  1  Z  99. 
Unzulttßiges  II,  9,  57. 
Unzuverläßigkeit    II,   8,  26.    4,  50. 

6,  66. 
Üppigkeit  III,  9,  95. 
Ursprung  der  krankheit  I,  9,  61.  • 
Urtheil  III,  1,  29.   der  seit  III,  1,85. 

des  Paris  III,  2, 80.  im  zom  1 Z  165. 
über  seine  gedichtell,  9,,  73.  m, 

7,  94.  ZD  131.  über  sieb  selbst  ZD 
19.   181.    u.  und  klage  11,   5,  22. 

Vaterland  UI,  5,  21. 

Väter,  patres  in,  8,  10.  9,  88. 

Venus,  gehurt  der  HI,  9, 74.  morgen- 

und   abendstem    I,    10,  63.     ver- 

heirathet  ZD  128. 
Verächter,  bekehrte  III,  10.  80. 


Verbotenes-,  streben  nach  II,  7,  27. 
Verbrecher,    nicht   die   schlimmsten 

menschen  m,  7,  67. 
Verdacht  ZD  194.  v.  und  anverstand 

m,  6,  55. 
Verdammung  UI,  7,  42. 
Vergangenheit  I,  2,  58. 
Vergeben  und  vergeßen  11, 1, 8.  9,80. 
Vergeltung,  jenseitige  II,  1, 17.  1,55. 
Vergeßen,  baldiges  n,  5,  10.  2  Z  26. 
Verhängnis,   trotzen  dem  III,  6,  37. 
Verkehrt  m,  8,  24. 
Verleumder  I,   1,  9.    7,  63.    7,  98. 

U,  6,  42.    8^  38.   9,  74.  1  Z  147. 

in,  4,  43.    2Z  18.    eines  beiden 

1,  1,  99. 

Verleumdung  II,  4,  88.   III,  6,  87. 

ZD  3,  15. 
Verliebte  n,  10,  62. 
Vermeßenheit  I,  3,  19. 
Vermögen  wird  erstrebt  1  Z  115. 
Vernunft,  menschliche  1, 6, 83.  v.  und 

.begierden  1  Z  11. 
Verordnung,  göttliche  II,  8,   18. 
Versagen  nnd  gewähren  I,  8,  88. 
Verschwender  III,  2,  52.  3,  85. 
Verschwiegenheit  II,  9, 98.  derweiber 

1  Z  190. 
Verse,  seine  ZD  286. 
Versprechen  und  leisten  2  Z  10. 
Versprechungen,  eitle  1  Z  187.   ni, 

9,  100.    sichre  11,  3,  89. 
VersUnd  II,  3,  36.   grober  in,  7,  20. 

V.  und  fleiß  II,  8,  28.   v.  und  sitte 

III,  1,  22.     V.  und  vortbeil  III,  9, 
'  6.    vor  kunst  II,  7,  10. 
Verstellung  III,  1,  34.  10,  89. 
Versuche  gelingen   nicht  immer   H, 

2,  95.  9,  58. 
Vertriebner  I,.  8,  70.  ZD  89. 
Verwandlung  iu  wölfe  ZD  200.  poeti- 

sehe  I,  3,  29.  schlimme  II,  6,  87. 

in,   10,  20.  10,  56. 
Verwüstung  durch  krieg  I,  7,  12. 
Verzeihung  2  Z  96. 


Saohregistar. 


813 


Vieb,  mentohliohefl  II,  8,  46. 
Vielweiberei  HI,  8,  66. 
Vogelfang  der  fraaen  11,  5,  94. 
VöUerei  I,  8,  85.  4,  67.  4,  68. 
Vollkommenbeit,  völlige  III,  5,  2. 
Völker,  dreierlei  I,  6,  23. 
Vormund  1  Z  107. 
Vorrang   des  adeU   vor  dem  bürger- 

atand  II,  6,  99. 
Vorreden,  acböne  n,  5,  77. 
Vorsicht,  so  viel  m,  4,  54. 
Vorzog  n,  9,  86. 
W,  drei  IH,  8,  19. 
Waare,  französische  in,  6, 16.  leichte 

1,  5,  7.     tüchtige  H,  3,  61. 
Waaron  der  wollost  III,  7,  44. 
Wachestehn  HI,  7,  64. 
Waffenstillstand  I,  1,  4. 

Wahl   der   rlthe   II,    3,   50.     eines 
freondes  I,  6,  29.    rechte  II,  2,  88. 
Wahn  ZD  70. 
Wahrheit,  bittre  lU,   4^  84.     bleibt 

II,  7,  51.  ein  festkleid  ZD  r61. 
freimütige  II,   7,   50.   HI,   6,    50. 

.    geschonte  II,   9,  80.     im   wein  I, 

2,  1.  2,  87.     lachende   II,    6,   83. 

III,  10,  64.  nackte  I,  Sf  12.  7, 
20.  nicht  bei  fürsten  H,  1,  99. 
w.  ond  falschheit  A  17.  w.  und 
lüge  n,  4,  21.  2  Z  14.  65.  nn- 
gern  gehört  2  Z  41.  versteckte  II, 
5,69. 

Wandel,  dereinstiger  I,  9, 2.  mensch- 
licher n,  8,  12. 

Wanst,  dicker  I,  8,  48. 

Wa^ßer  ist  got  II,  4,  30.  ZD  90. 

Wassersocht  der  jongfi-aoen  1  Z  154. 

Wechsel  aller  dinge  I,  10,  88.  m, 
2,  9.     der  beste  II,  3,  41. 

Weg  der  nator  I,  1,  100.  des  le- 
bens  I,  8,  10.  zum  himmel  I,  4, 
27.  5,  36.  zorgonst  II,  2,  1.  zor 
hölle  m,  3.  43.  ZD  176. 

Wegelagerer  des  lebens  I,  6,  80. 

Weib,  altes  n,  3,  49.   IH,  1,  94.  2, 


50.  5,  16:   5,  39.    betronknes  II, 

2,  24.    böses  I,  4,  4.  1  Z  118.  IH, 

3,  27.  3,  47.  7,  2.  das  w.  schweige 
n,  1,  14.  ehrliches  I,  10,  84. 
faoles  III,  10,  16.    frachtbares  II, 

4,  16.  1  Z  184.  m,  9,  15.  ge- 
horsames I,  9,  80.  geschmücktes 
n,  5,  99.  6,  80.  m,  3,  58.  ge- 
züchtigtes in,  9,  57.  rohmsfioh- 
tiges  2  Z  54.  schönes  I,  8,  71. 
1  Z  191.  tugendhaftes  11,  8,  9. 
onfrochtbares  1  Z  55.  onwirtliohes 
m,  6,  90.  9,  12.  vernünftiges  II, 
8,  47.     zänkisches  IH,  5,  52. 

Weiber  I,  10,   3.   H,    6,   35.   ni,  1, 

83.  2,  1.  3,  66.  9,  77.  9,  78.    ZD 

73.  76.    arten  der  III,  6,  70.    cre- 

.  tensiche  2  Z  30.  w.  ein  böses  krant 

ir,    6,   34.    7,   60.    w.   empfangen 

II,  1,  27.  w.  entlehnen  m,  7,  45. 
8,  60.  geschminkte  l,  4,  94.  5, 
78.  1  Z  108.  2  Z  85.  kloge  II, 
7,11.    lobsüchtige  I,  8,  37.    reiche 

III,  3,  80.  9,  22.  schöne  II,  8, 
19.  w.  sind  alle  süßsauer  n,  8, 
44.  w.  sind  blnmen  1  Z  80.  w. 
sind  gftnse  II,  1,  68.  w.  sind  men- 
schen m,  2,  64. 

Weiberbrüste  I,  l,  79.  II,  8,  60. 
Weiberoalender  I,  3,  86. 
Weibergebreohen  ZD  96. 
Weiberglaoben  II,  4,  75. 
Weiberhaare  UI,  7,  21. 
Weiber herrschafl  II,    1,   50.    5,   16. 

m,  6,  98.  7,  23.  2  Z  6. 
Weiberhüter  in,  1,  73.      ' 
Weiberirrtnm  l,  5,  46. 
Weiberplanderei  I,  1,  80.  2,  97.  1  Z 

190.  III,  9,  60.  10,  53. 

Weiberschloß  1  Z  54. 
Weiberschmock  I,  8,  52.  U,  8,  89. 
Weiberschwerter  1  Z  157. 
Weiberthrftnen   II,    6,    74.    2   Z   72. 
Weibertren  I,  4,  90. 
Weibertücke  II,  9,  82. 


814 


Saehragiiitar. 


Weiberrerspreohen  I,  8,  60. 

Weibentnk  II,  3,  18. 

Weibenorn  1  Z  161. 

WeihDAchten  HI,  4,  92.  4,  98. 

Wein  in,  4,  4.  9,  71.  ZD  89.  168. 
begraben  im  III,  9,  70.  der  poe- 
ten  pferd  I,  2.  3.  ZD  136.  ge- 
Uufter  I,  6,  88.  10,  5l.  III,  8,  18. 
w.  nnd  gioht  III,  8,  58.  w.  nnd 
tanzhaus  III,  9,  68.  w.  und  wei- 
nen HI,  1,   12. 

Weinfrenndsohaft  I,  8,  92.  II ,  7, 
44. 

Weinlast  I,  1,  10. 

Weinmonat  II,  10,  40. 

Weintrauben  II,  4,  81.  ZD  127. 

Weintrinker  II,  4,  68.  1  Z  47.  61. 

Weine,  verbeirathete  II,  2,  7. 

Weiser  nnter  narren  III,  8,  57.  ZD 
184. 

Weisheit  des  alters  II,  6,  68.  die 
höchste  II,  1,  79.  menschliche 
II,  8,  3.  9,  55.  ZD  18.  weltliche 
II,  9,  11. 

Welschland  I,  2,  61. 

Welt,  aas  nichts  entstanden  I,  10, 
87.  2  Z  49.  baßfertige  I,  2,  79. 
das  beste  in  der  I,  2,  58.  8,  6. 
dnrchgrabne  II,  7,  12.  w.  eine 
arche  I,  6,  15.  w.  ein  bnch  m, 
8,  11.  w.  ein  garten  II,  5,  76. 
w.  ein  Inropenhftndler  I,  2,  94. 
w.  ein  meer  I,  4,  88.  II,  8,  80. 
w.  ein  schall  II,  8,  80.  w.  ein 
tisch  II,  10,  4.  w.  ein  traam  m, 
4,  16.  w.  ein  weib  I,  6.  26.  erbe 
der  I,  7,  60.  erneuerte  I,  4,  20. 
II,  4,  41.  hinfUllige  I,  2,  69.  2, 
77.  III,  4,  69.  boffärüge  1,  2,  81. 
jetzige  I,  7,  27.  2  Z  82.  kleine 
and  große  I,  6,  73.  III,  7,  58. 
Schauspiel  der  ZD  244.  verkehrte 
I,  5,  39.  A  5.  yerschlimmerte  I, 
4,  18.  Tiehische  I,  5,  53.  voll 
raub  I,  3,  88. 


Weltbeherrscher  I,  2,  20. 
Weltbrand  I,  1,  91.  7,  32. 
Weltbürger  n,  6,  88. 
Welteitelkeit  I,  5,  53.  .3   Z   64. 
Weltende  I,    4,    85.  9,  69. 
Weltfreundsohaft  ZD  145. 
Weltglaobe  II,  1,  57.  ZD  100. 
Weltgötter  1  Z  18. 
Weltgunst  n,  2,  59.  III,  1,  83. 
Weltklug  ni,  8,  19.  8,  20. 
Weltkunst,  jetzige  I,  9,  71.  II,  8, 11. 

III,  1,  1.  2  Z  53. 
Weltliebe  I,  10.  59.  lU,  10,  82. 
Welüust  I,  9,  62.  10,  77.  10,  89.  2 

Z  66. 
Weltmann   li,    1,   52.  3,  23.   III,  2, 

88.  4,  47. 
Welten,  viele  II,  6,  70. 
Werke,  gute  I,  2,  54.  4,  88. 
Werkgerechtigkeit  I,  9,  82.  9,  41.  9, 

58.  1  Z  129.  A  4. 
Wetten  II,  5,  34. 
Widersprach  U,  10,  79. 
Widmangen  der  bücher  II,  8,  61. 
Wieder  Vergeltung  l,  10,  27. 
Wille,  ein  reisender  1  Z  75. 
Winter  II,  5,  85.     scharfer  I,  4,  51. 

schneereioher    von    1651.   II»    lO, 

12. 
Winteimonat  II,  10,  41. 
Winterquartier  II,  7,  92. 
Wirt  und  s&ufer  III,  8,  21. 
Wirtoohaft,  theore  2  Z  12. 
Wißenschaft  I,  4,  99.  5,  I.    II,  I,  7. 

III,  2,  7.     menscbliobe   II,    10,  6. 

zu  viel  ZD  35.     zweck  der  II,  1, 

43.  III,  10,  83. 
Witwe  ZD  233.    fOrstliche  III,  8,  9. 

getröstete  I,  6,  28.  II,  1,  6.  6,  56. 

Ili,  9,  60.    9,  51.    redliche  I,   5, 

83.     trostbedflrftige  I,   4,  69.    III, 

1,  67.     vergeßliche  II,  4,  13.  III, 

1,  97.     verlobte  III,  3,  11. 
Witwenklage  II,    1,    25.     6,   97.    3 

Z6. 


Sachregister. 


815 


Witwer  I,  6,  57.  IT,   6,  84.   ZD  66. 

Witz  in  freud  und  leid  ZD  180.  scho- 
nender II,  5,  49. 

Woche  II,  10,  26. 

Wohlthatir,  10,  66.  III,  2, 89.  sohlecht 
angewandte  I,  3,  100. 

Wolfsdienste  11,  7,  71. 

Wollen  und  können  I,  4,  96. 

Wollust  III,  8,  70.  8,  99.  w.  nnd 
gewißen  III,  6,  57. 

Wort,  freies  I,  9,  89.  w.  und  gedanken 
III,  4,  48. 

Worte,  gewandelte  I,  4,  71.  mit  w. 
spielen  I,  7,  18.  II,  6,  28.  III,  6, 
29.  7,  71.  2  Z  91.  süße  III,  8, 
48.  w.  und  werke  III,  1,  39.  viel, 
viel  sinnen  III,  1,  46. 

Wucher  I,  10,  67.  II,  5,  64.  erlaub- 
ter I,  4,  16. 

Wuoherspiel  II,  8,  37. 

Wunder  I,  4,  54.  6,  69.  III,  9, 
46. 

Wunderglocke  II,  3,  97. 

Wunderwerk  der  weit  I,  3,  46. 

Wunderwerke,  göttliche  II,  1,  76. 
jetsige  I,  6,  66.  7,  1. 

Wunsch  ZD  181.  für  einedame  ZD 
36.     täglicher  I,  8,  86.    1  Z  172. 

Würde,  eitle  I,  6,  97.  UI,  6,  74. 
leicht  erlangte  1  Z  90. 

Wurzeln,  kräftige  I,  8,  86. 

Zaghaftigkeit  I,  1,  86. 

Zahl  der  gaste  II,  7,  43. 

Zahler,  böser  II,  1,  88. 

Zahlungsfristen  II,  4,  26.  7,  86. 

Zähne,  schöne  ZD  13.  z.  und  sehen 
m,  9,  13. 

Zauberkfinstler  I,  8,  60. 

Zeit,  alles  zu  seiner  III,  6,  29.  die 
letzte  ZD  199.  eiserne  und  goldne 
m,  7,    100.     flüchtige    II,   4,    84. 


geAräfSige  I,  1,  68.  goldne  I,  6, 
22.  II,  1,  48.  harte  A  2.  laster- 
hafte n,    9,   68.    schamhaftige  I, 

3,  18.  schlecht  benutzte  m,  6, 
91.  A  1.  sparsame  I,  8,  21.  un- 
artige I,  1,  71.  veränderte  I,  1, 
66.  4,  7.  n,  10,  8.  2  Z  94.  wol- 
feile I,  3,  66. 

Zeitverlust  UI,  4,  66. 

Zeitvertreib  I,  7,  97. 

Zeiten  m,  4.  80.  des  Jahres  und  des 
Christentums  I,  6,  64.  die  drei 
I,  6,  81.  rad  der  HI,  6,  46.  sehan- 
spiel  der  I,    1,    84.    schlimme   I, 

4,  29.     z.  und  sitten  m,  6,  76. 
Ziel,  schießen  nach  dem  lU,    4,  88. 
Zins  von  ziqs  II,  6,  68. 

Zorn  II,  8,  67.   t,  und  liebe  1  Z  166. 

z.  und  verstand  ZD  190. 
Zucbthfiter  der  frauen  n,  7,  29. 
Zucker  2  Z  67.  ^ 
Zufälle,  erwartete  ZD  188. 
Zufriedenheit  I,  7,  87.   II,  1,  84.    9, 

26.  1  Z  68.  m,  1,  88. 
Zugabe  zu   seinen   gediohten  1  Z  1. 

2,Z  2. 
Zunder  der  hoffart  III,  9,  67. 
Zunge,    doppelte  UI,    6,    94.      eine 

brücke   lU,   8,   88.     freie   II,    10, 

90.  m,  3,  87.    gemisbrauehte  n, 

4,  53.    im   zäume  I,   7,   86.     lob 

der  weiber-  U,  1,  88. 
Zutritt  bei  vornehmen  II,  2,  66. 
Zuversicht  auf  fürsten  II,  7,  70.    auf 

menschen  II,  7,  69.  UI,  6,  40. 
Zuwachs  der  diebe  11,  2,  100. 
Zweifaltigkeit  UI,  5,  28. 
Zweifel  an  der  Seligkeit  ZD  189. 
Zweifelkind  U,  5,  40. 
Zwiespalt  zwischen  land   und   Stadt 

I,  1,  61. 


INHALT. 


Ad  den  leter  

Balomoiu  yon  Qolaw  denUcbe  uongediobte 

Entei  tausend  .        .        .     '  , 

Erttoi  hundert  .... 

Andre«  band«rt  .... 

Drittel  bandert  .... 

Vierdtet  hundert  .... 

Ffinffie«  bnodert  .... 

Seebitw  hDnderl  .... 

Siebendes  Luudert  .... 

Aofates  hundort  .... 

NeDcdeB  hundert  ,         ,         .         , 

ZehendcH  liundvrl  ■         .         .         . 
Andres  tausend     ..... 

.  Erst«!  hundert  .... 

Audrea  hundert  .... 

Dritiea  hundert  .... 

Viardtes  hundert  .... 

FQnOlee  hundert  .... 

Seohitei  hundert  .... 

8iebcndes  bunderC  .... 

Achtel  hundert  .... 

Nenndea  bnndert  .... 

Zehendea  bandert  .... 

Drittes  tsnaend 

BratM  hundert 

Andrea  hundert  ,         .         .         .' 

DritlM  bundeit  .... 

Vierdtet  bundert  .  .        . 

FOnfTlea  hundert  .... 

Sechatca  hundert  .... 

Siebende«  hundert  .... 

Aobte«  hundert  .... 

Neundea  hundert  .... 


Inhalt  817 

m 

Seite 

Zehendes  hundert 598 

Zugabe 610 

Folgende  sinngeti^hte  sind  unter  wehrendem  druck  eingelaufen.       .  635 

Anhang.    Zerstreute  oder  bisher  unbekannte  gcdichte  von  Friedrich 

▼on  Logau 676 

Schlußwort  des  herausgebers             694 

Logaus  loben 694 

Logaus  Charakter 718 

Logaus  litterarische  bedeutung 731 

Ausgaben  und  bearbeitungen  der  gedichte  Logaus                        .  789 

Wortregister 749 

Sachregister .790 


Logan.  «^  '2 


819 


ÜBERSICHT 

über  die 

eumahmen  niid  ausgaben  des  litterarischen  Vereins 

im  24sten  verwaltungsjahre  vöm  1  Januar  bis  31  December  1871. 


Einnahmen. 

A.  Reste. 

I.     Kassenbestand  and  zeitliche  anlehen  am  schlaße 

des  23sten  verwaltungsjahrs 

n.   Ersatzposteu 

III.  Activausstände 

B.  Laufendes. 

I.  Für  verwertbete  vorrätbe  früherer  verwaltungs- 
jahre    

n.   Actienbeiträge 

m.  Für  einzelne  publicationen  des  laufenden  Jahr- 
gangs   

IV.  Zinse  aus  zeitlichen  anlehen 

V.  Ersatzposten 

VI.  Verschiedenes 

C.  Vorempfänge  von  actienbeiträgen  für  die  folgenden 
verwaltungsjahre 

Ausgaben. 

A.  Reste:  abgang 

B.  Laufendes. 

I.  Allgemeine  Verwaltungskosten  (darunter  die  be- 
lohnungen  des  kassiers  249  fl.  19  kr.  und  des 
dieners  33  fl.) 

IL  Besondere  kosten  der  herausgäbe  und  Versen- 
dung der  Vereinsschriften. 

1.  Honorare 

2.  Druck-  und  umschlagpapier 

3.  Druck 

4.  Buchbinder 

5.  Versendung 

6.  Provisionen 

7.  Verschiedenes 

C.  Vorauszahlungen 

D.  Ersatzposten 

Somit  kassenbestand  am  31  December  1871     .     .     . 
Hiezu  ausstehende  actienbeiträge  u.  s.  w. 


B 


fi- 

hr. 

3612 

52 

431 

3 

638 

48 

3537 

— 

11 

__ 

202 

26 

13 

9 

132 

— 

8578 

18 

11 

_ 

820 

Anzahl  der  acüen  im  24sten  verwaltangsjahre: 

einzelactien      324 
lebenslängliche  10. 

Von  mitgliedern  sind  mit  tod  abgegangen: 

Seine  königliche  Hoheit  prinz  Friedrich  von  Württemberg. 

Seine  Gnaden  herr  freiherr  von  Zeidler,   abt  des  Stifts  Strachow. 

Herr  Helmrich  von  Heidelberg. 

Herr  professor  dr  Koberstein  in  Pforte. 

Herr  professor  dr  Köpke  in  Berlin. 

Herr  regierungspräsident  freiherr  von  Zu-Rhein  in  Würzbarg. 

Heu  eingetretene  mitglieder  sind: 

Ihre  königliche  Hoheit  die  prinzessin  ^atharine,  wittwe  des  prin- 
zen  Friedrich  von  Württemberg. 

Ihre  kaiserliche  Hoheit  die  großfürstin  Helene  von  Rußland. 

Seine  königliche  Hoheit  der  großherzog  von  Sachsen- Weimar. 

Seine  Onaden  Maximilian  Liebsch,  abt  des  stifts  Tepl  (lebens- 
länglich). 

Seine  Gnaden  Leopold  Anton  Wackarsch,  abt  des  CistercienBer 
Stifts  Hohenfurt  (lebenslänglich). 

Herr  dr  Ottokar  Kopetschny  in  Jersey-city  in  Nordamerica  Oebens- 
länglich). 

Seine  fürstlichen  Gnaden  herr  erzbischof  dr  von  Simor,  fürstprimai 
von  Ungarn. 

Herr  professor  dr  von  Aberle  in  Tübingen. 

Amberg:  k.  provinzialbibliothek. 

Herr  dr  Sebastian  Bier  in  Bonn. 

Herr  dr  G.  Eitner,  gymnasiallehrer  in  Breslau. 

Herr  kaufmann  Glitsch  in  Tübingen. 

Herr  dr  Lehmann  in  Berlin. 

Herr  reallehrer  Mankel  in  Hanau. 

Pforte:  bibliothek  der  landesschule. 

Herr  dr  Ramsler,  professor  und  vorstand  der  realschule  in  Tübingen. 

Herr  dr  Reusch,  professor  in  Bonn. 

Herr  dr  Schönbach  in  Wien. 

Herr  Hermann  Siebeck,  buchhändler  in  Tübingen. 

Herr  dr  Adolf  Tobler,  professor  in  Berlin. 

Tübingen:  bibliothek  des  Wilhelmsstifts.  . 


821 


Herr  dr  Karl  YoUmöller  in  Bonn. 
Herr  Weil,  bankherr  in  Tübingen. 

Tübingen,  den  1  Febmar  1872. 


Der  kassier  des  litterarischen  Vereins 
Professor  dr  Eommerell. 

Die  richtigkeit  der  rechnung  bezeugt 

der  rechnnngsrevident 
kreisgerichtssecretär  Sautermeister. 


....  5>^ 


7^  fV..''..--.^'  "* 


r,V    /^  /  ^»-^^